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8 - <strong>2019</strong><br />
MAGAZIN FÜR PROFESSIONELLE AGRARTECHNIK<br />
8 - <strong>2019</strong><br />
www.<strong>profi</strong>.de<br />
9312<br />
FAHRBERICHT<br />
Fendt 942 Vario Seite 32<br />
SCHLEPPERTEST<br />
TUNING<br />
TECHNIK<br />
Zetor Crystal<br />
170 HD Seite 10<br />
Liebe Leser...<br />
…diese Leseprobe beinhaltet einen Auszug<br />
aus der Profi-Ausgabe 8-<strong>2019</strong>.<br />
Den Schlepper<br />
auf Zack bringen Seite 42<br />
Mähdrescher der<br />
Zukunft Seite 62<br />
Weitere Informationen im Innenteil!
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sein und dürfen Ihr Abonnement nicht gekündigt haben. Der neue Abonnent darf in den letzten 12 Monaten kein Bezieher<br />
der Zeitschrift gewesen sein. Der Prämienversand ins Ausland (mit Ausnahme von Österreich) ist aus versand- und zolltechnischen<br />
Gründen nicht möglich. Wir unterbreiten Ihnen gerne unseren Alternativvorschlag.
WERKBANK<br />
Gleich mehrere Beiträge in<br />
der August-Ausgabe Ihrer<br />
<strong>profi</strong> finden Sie zum Thema<br />
„Traktoren“.<br />
Liebe Leser!<br />
In Russland trifft man nicht nur auf beispiellose<br />
Praktiken, hier lassen sich auch beispielhafte<br />
Lösungen finden: „Wir verkaufen keine<br />
Landmaschinen, sondern Bearbeitungs-Systeme!“,<br />
verkündet uns ein Händler im Süden des riesigen<br />
Landes. Dafür hat er unter anderem zehn (!) Berater<br />
angestellt, die sich mit Pflanzenbau, Tierhaltung und<br />
Management auskennen — und vor dem eigentlichen<br />
Maschinenkauf mit dem Kunden reden:<br />
„Strip Tillage und die Vernetzung der Daten<br />
zum Management-System probieren wir seit zwei<br />
Jahren auf unserem eigenen landwirtschaftlichen<br />
Betrieb. Erst wenn wir das Verfahren im Griff haben<br />
und potenziellen Kunden unsere eigenen Erfahrungen<br />
und Ergebnisse zeigen können, gehen wir damit in<br />
unsere Kundschaft!“<br />
Natürlich kann man dieses Beispiel nicht so ohne<br />
Weiteres auf unsere hiesigen Verhältnisse kopieren.<br />
Das schmälert aber nicht die gute Idee und gibt<br />
trotzdem beispielhafte Anregungen.<br />
Aber auch im Westen ist Zeit für Großes: Case IH stellt<br />
seinen neuen Magnum vor mit bis zu 380 PS Nennund<br />
435 PS Maximalleistung, und Fendt kommt mit<br />
den neuen 900er Varios mit bis zu 305 kW/415 PS<br />
Nennleistung. Wir stellen Ihnen beide in diesem Heft<br />
vor. Für Großbetriebe und manchen Lohnunternehmer<br />
ist das genau die richtige Motorisierung.<br />
Aber bevor Sie sich über die „Boliden“ ärgern:<br />
Die eine oder andere neue Funktion an diesen großen<br />
Brocken wird uns demnächst auch in kleineren<br />
Leistungs-Segmenten begegnen. Und schließlich finden<br />
Sie ja in Ihrer <strong>profi</strong> auch „normale“ Maschinen, wie<br />
unser Tuning-Beitrag in diesem Heft beweist.<br />
Eine neue Serie in der Rubrik Technik fängt in dieser<br />
Ausgabe an: Anstatt „Wie funktioniert das?“ erklären<br />
wir unter der Überschrift „Was macht der da?“<br />
Arbeitsplätze in der Landtechnik.<br />
Wir wünschen Ihnen viel spannenden Lesestoff<br />
und einen guten August.<br />
ABGEHAUEN<br />
Das Bild vom<br />
geflohenen<br />
Rundballen bzw.<br />
von seiner<br />
hinterlassenen<br />
breiten Spur<br />
schickte uns<br />
Johannes Raible.<br />
<strong>profi</strong> 8 - <strong>2019</strong><br />
3
INHALT<br />
ZETOR CRYSTAL 170 HD<br />
10<br />
ERSTER FAHRBERICHT VOM FENDT 942 VARIO<br />
32<br />
Lang ersehnt, jetzt kommt<br />
er auf den Markt: der neue<br />
900er Fendt. Mit Motor von<br />
MAN und bis zu 415 PS kann<br />
die sechste Generation der<br />
Serie dabei auftrumpfen.<br />
Mit dem Crystal steigt Zetor nicht<br />
nur in die 6-Zylinder-Klasse ein,<br />
sondern bietet auch Technik für<br />
den höheren Anspruch. Wie diese<br />
bei den Testern ankam, lesen Sie<br />
im Schleppertest.<br />
TEST<br />
10 Titelthema:<br />
Zetor Crystal 170 HD<br />
17 Drei Schlepper im<br />
Vergleich<br />
18 Rozmital RD 300<br />
Scheibenmähwerk<br />
22 Manitou MLA-T 533-<br />
145 V+ Teleskoplader<br />
FAHRBERICHT<br />
28 Case IH Magnum<br />
AFS Connect<br />
32 Titelthema:<br />
Fendt 942 Vario<br />
36 Neuigkeiten von Fendt<br />
38 John Deere C461R<br />
variable Press-Wickel-<br />
Kombination<br />
40 Vogelsang BlackBird<br />
Schleppschuhgestänge<br />
TUNING<br />
42 Titelthema: Schlepper<br />
GEBRAUCHT<br />
46 Amazone AD<br />
Bestell kombination<br />
PRAKTISCH<br />
52 Druckluftleitungen<br />
VEREDLUNGSTECHNIK<br />
56 Einsatzbericht:<br />
Hoofcount Klauenbad<br />
Excel von Klauenmanagement<br />
60 Einsatzberricht:<br />
Aircooler von BEG<br />
Schulze Bremer<br />
TECHNIK<br />
62 Titelthema:<br />
Die Mähdrescherentwicklung<br />
der nächsten<br />
10 bis 15 Jahre<br />
66 Mähdrescher-Friedhof<br />
Colfax Tractor<br />
Parts<br />
68 Feldberegnung<br />
Raindancer mit automatischer<br />
Sektorsteuerung<br />
70 30 Jahre <strong>profi</strong>: Gülle,<br />
Mist und Kompost<br />
78 Was machen Sie da...<br />
Agrarreifenproduktion<br />
im Vredesteinwerk<br />
in Enschede (NL)<br />
ENERGIE<br />
82 Pyreg Pyrolyseanlage:<br />
Herstellung<br />
von Pflanzenkohle<br />
NETZWERK<br />
86 Praxisreport teilflächenspezifische<br />
Mais aussaat<br />
90 Hansenhof_electronic<br />
Einsatzaufzeichnung<br />
farmCounter<br />
ELEKTRONIK<br />
94 Agrifac Bilderkennung<br />
AiCPlus<br />
98 Stammtisch des<br />
Fortschritts<br />
MANAGEMENT<br />
100 Lemken: Interview<br />
mit Viktor Lemken<br />
104 Stolperfallen beim<br />
Maschinenkauf<br />
REPORT<br />
106 Firmenreport Rauch<br />
110 Demopark <strong>2019</strong><br />
112 Ökofeldtage <strong>2019</strong><br />
124 Kinder lesen <strong>profi</strong><br />
4 <strong>profi</strong> 8 - <strong>2019</strong>
DRUCKLUFTLEITUNGEN VERLEGEN<br />
28<br />
DER NEUE CASE IH MAGNUM<br />
Die Optik des neuen Magnum passt sich den anderen<br />
Modellen von Case IH an. Aber nicht nur die Optik, vor<br />
allem im Bereich der Bedienung hat sich einiges getan!<br />
52<br />
In der Maschinenhalle<br />
und Werkstatt<br />
ist Druckluft nicht<br />
wegzudenken. Wir<br />
erklären Ihnen, was<br />
Sie bei der Verlegung<br />
von Druckluftleitungen<br />
beachten<br />
sollten.<br />
Der Mähdrescher ist eine<br />
mobile, komplexe und<br />
satellitengesteuerte Produktionsanlage.<br />
Was wir<br />
in 10 bis 15 Jahren<br />
erwarten dürfen, haben<br />
wir mit Experten aus der<br />
Industrie diskutiert. 60<br />
62<br />
MÄHDRESCHER DER ZUKUNFT<br />
EINFACH ZUR FRISCHEN BRISE<br />
Zur EuroTier 2018 stellte BEG Schulze Bremer seine neue<br />
Technik „Aircooler“ zum Kühlen von Ställen durch Befeuchten<br />
der Zuluft vor. Was die Technik so besonders macht, haben wir<br />
bei einem Einsatz in der Praxis für Sie herausgefunden.<br />
HOBBY<br />
120 7 500 Kilometer<br />
durch den Ostblock<br />
RUBRIKEN<br />
3 Werkbank<br />
6 Aktuell<br />
50 Idee des Monats<br />
59 Stall intern<br />
80 Energie<br />
93 Netzwerk<br />
97 Internet intern<br />
103 Management<br />
118 Neuheiten<br />
122 Hobby<br />
126 Leserforum mit<br />
Leserservice<br />
130 Vorschau/Impressum<br />
ÜBERBLICK NACH FABRIKATEN<br />
94 Agrifac AiCPlus<br />
46 Amazone AD-Bestellkombination<br />
60 BEG Schulze Bremer Aircooler<br />
28 Case IH Magnum AFS Connect<br />
32 Fendt 942 Vario<br />
90 Hansenhof_electronic farmCounter<br />
68 IT-Direkt Raindancer<br />
38 John Deere C461R<br />
56 Klauenmanagement Excel<br />
22 Manitou MLA-T 533-145 V+<br />
82 Pyreg Pyrolyseanlage<br />
18 Rozmital RD 300<br />
40 Vogelsang BlackBird<br />
10 Zetor Crystal 170 HD<br />
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<strong>profi</strong> 8 - <strong>2019</strong><br />
5
PRAXISTEST<br />
Anders als bei den Mähwerken der Mitbewerber wird das Gras anstatt in einem breiten Teppich in zwei Schwaden abgelegt. Fotos: Bertling<br />
Rozmital Scheibenmähwerk SD 300:<br />
Ein Tscheche<br />
für Groß und Klein<br />
Mit dem angebauten Scheibenmähwerk SD 300 stellte uns der tschechische<br />
Hersteller Rozmital erstmals ein Gerät für einen Praxistest zur Verfügung.<br />
Fest steht schon jetzt: Mit dem Tschechen kann man gut arbeiten.<br />
Der Name Rozmital lässt zunächst<br />
etwas anderes vermuten, doch<br />
sind die Geräte des tschechischen<br />
Herstellers (Kasten: Wer ist Rozmital?)<br />
alles andere als nur „Rotz“ oder „rostiges“<br />
Metall. Ganz im Gegenteil: Wir konnten<br />
das zweitgrößte Seiten-Scheibenmähwerk<br />
SD 300 des Herstellers für Sie<br />
genauer unter die Lupe nehmen und waren<br />
erstaunt, wie gut das relativ einfache und<br />
doch schlagkräftige Mähwerk die Arbeit<br />
erledigt. Und das gelang auch mit kleineren<br />
Schleppern an der unteren Grenze der angegebenen<br />
Minimalleistung.<br />
Der erste Schnitt <strong>2019</strong> war in vielen<br />
Regionen Deutschlands sehr ertragreich.<br />
Deshalb gab es auch genug Futter für das<br />
SD 300, weshalb wir es vor allem in sehr<br />
massereichen Grasbeständen einsetzten.<br />
Betrieben haben wir das Mähwerk mit<br />
unterschiedlichen Traktoren zwischen 59 bis<br />
96 kW (80 bis 130 PS). Gerade bei dem<br />
kleinsten, etwa vier Tonnen schweren<br />
Schlepper war dann auch eher der erforderliche<br />
Kraftbedarf der begrenzende Faktor.<br />
Den Aushub des drei Meter breiten und 850<br />
kg schweren Seitenmähwerks am Vorgewende<br />
meisterten alle mit sicherem Stand.<br />
Apropos Stand: Das Mähwerk muss ausgeklappt<br />
abgehängt werden. Der Anbaubock<br />
steht dann auf einer stabilen Stütze allerdings<br />
etwas schräg. Deshalb muss beim<br />
erneuten Ankuppeln zuerst der rechte<br />
Unterlenkerfanghaken eingehängt werden.<br />
Dann wird die Stütze wieder hochgezogen<br />
In Transportstellung ragt das Mähwerk gerade<br />
bei kleineren Schleppern zur rechten Seite heraus.<br />
Die Warntafel ist dann unerlässlich.<br />
18 <strong>profi</strong> 8 - <strong>2019</strong>
ONLINE VIDEO<br />
Der Mähbalken ist robust und<br />
gleitet unten auf 8 mm starken,<br />
auswechselbaren Verschleißkufen<br />
aus Hardox.<br />
TESTURTEILE<br />
KRAFTPAKETE<br />
FÜR DIE LANDWIRTSCHAFT<br />
Der Hebel<br />
sichert das<br />
Mähwerk in der<br />
Transportstellung<br />
und dient<br />
beim Aushub<br />
am Vorgewende<br />
als<br />
Höheanschlag.<br />
und das Hubwerk leicht abgesenkt, um auch<br />
den linken Unterlenkerfanghaken vollständig<br />
einzuhängen und zu sichern.<br />
Für die Transportfahrt wird das<br />
Mähwerk über einen doppeltwirkenden<br />
Zylinder nach oben geschwenkt. Vorher<br />
muss über ein Seil der Hebel der Transportsicherung<br />
angehoben werden. Dieser dient<br />
beim Mähen auch als Höhenanschlag beim<br />
Ausheben am Vorgewende.<br />
Da das Gerät in Transportstellung zur rechten<br />
Maschinenseite überragt und so das<br />
rechte Rücklicht des Schleppers leicht verdeckt,<br />
ist serienmäßig eine einfach zu<br />
demontierende Warntafel mit zusätzlichem<br />
Rücklicht und einer Begrenzungsleuchte<br />
nach vorne vorhanden. Das gefiel uns sehr<br />
gut. Die Transporthöhe lag bei 24 cm Aushubhöhe<br />
bei 3,62 m.<br />
Lediglich der Endanschlag für die Transportstellung<br />
ist etwas unsanft. Trotz eines Gummipuffers<br />
schlug der Tragarm des Mähwerks<br />
gegen ein Winkel<strong>profi</strong>l.<br />
Auf der Wiese angekommen wird die<br />
Transportsicherung durch erneuten Zug des<br />
Seils gelöst, und das Mähwerk kann heruntergeklappt<br />
werden. Anschließend wird die<br />
Höhe des Heckhubwerks so eingestellt, dass<br />
die Gelenkwelle zwischen den beiden ölgeschmierten<br />
Winkelgetrieben des italienischen<br />
Herstellers Comer waagerecht steht.<br />
Insgesamt ist der Antriebsstrang geradlinig<br />
aufgebaut, und auch der Anlauf des<br />
Mähwerks erfordert wenig Kraft — sehr<br />
Rozmital RD 300<br />
Technik<br />
Anbaubock<br />
B<br />
Antriebsstrang<br />
B<br />
Schutzverkleidung<br />
B<br />
Gegenfahrsicherung<br />
B<br />
Bodenanpassung<br />
B<br />
Handhabung, Einstellung und Einsatz<br />
An-/Abbau insgesamt<br />
Z<br />
Abstellstütze<br />
B<br />
Umrüsten Transport<br />
B<br />
Schnitthöheneinstellung<br />
Z<br />
Auflagedruckeinstellung<br />
B<br />
Mähqualität<br />
B<br />
Ablage<br />
E<br />
Klingenwechsel<br />
B<br />
Reinigung<br />
Z<br />
Leistungsbedarf<br />
B<br />
Allgemein<br />
Stabilität<br />
B<br />
Wartung<br />
Z<br />
Verarbeitung<br />
B<br />
Lackierung<br />
B<br />
Betriebsanleitung<br />
Z<br />
Benotung: BB = sehr gut; B = gut;<br />
Z = durchschnittlich; E = unterdurchschnittlich;<br />
EE = mangelhaft<br />
schön. Lediglich bei voller Aushubhöhe am<br />
Vorgewende machten die Kreuzgelenke der<br />
Gelenkwelle zwischen den Winkelgetrieben<br />
leichte Geräusche. Vor allem bei langsamen<br />
Drehzahlen war dies zu hören. Deshalb<br />
hoben wir das Mähwerk nicht immer bis zum<br />
Anschlag an.<br />
Das Gerät hat bei voller Aushubhöhe am<br />
Vorgewende eine Bodenfreiheit von 35 cm<br />
am tiefsten und 111 cm am höchsten Punkt<br />
des Mähbalkens — das ist gut. Auch beim<br />
Ausheben am Vorgewende erfolgt die Endlagendämpfung<br />
des leicht außermittig aufgehängten<br />
und gelagerten Mähbalkens über<br />
einen Gummipuffer als Anschlag.<br />
Um zu heftige Pendelbewegungen abzufangen,<br />
hat Rozmital zudem eine Bremse integriert:<br />
Zwei federgespannte Hartkunststoffblöcke<br />
drücken hierfür gegen ein Flacheisen,<br />
das sich zwischen diesen bewegt und Pendelbewegungen<br />
des Mähbalkens abfängt —<br />
einfach, aber effektiv.<br />
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PRAXISTEST<br />
WER IST ROZMITAL?<br />
Der Name Rozmital (tschechisch: Rožmitál)<br />
leitet sich vom Standort des<br />
Unternehmens in 26242 Rožmitál pod<br />
Třemšinem (Tschechien) ab. Das Unternehmen<br />
wurde 1913 gegründet.<br />
Anfangs produzierten die Maschinenwerke<br />
Rozmital unter anderem Elektromotoren.<br />
Ab 1946 kam dann die Produktion<br />
von Heuwendern, Schwader<br />
und Mähwerken hinzu. Seit 2004 gehört<br />
Rozmital zum Ravak-Konzern.<br />
Die Schnitthöhe wird über den Oberlenker<br />
eingestellt. Bei einem Anstellwinkel<br />
von etwa fünf Grad arbeiteten wir mit<br />
einer Schnitthöhe von rund 8 cm, die bei<br />
unseren Einsätzen exakt eingehalten wurde.<br />
Die minimale Schnitthöhe beträgt 4 cm.<br />
Optional bietet Rozmital Hochschnittkufen<br />
an, die unter die normalen Verschleißkufen<br />
geschraubt werden können. So erhöht sich<br />
die Schnitthöhe um 2 oder 5 cm.<br />
Die sieben Mähscheiben mit je zwei Klingen<br />
werden durch ein Winkelgetriebe über der<br />
ersten Mähscheibe angetrieben. Hier neigte<br />
das Mähwerk dazu, langes überständiges<br />
Gras um den stehenden Schutz der Antriebswelle<br />
zu wickeln. Eventuell kann das Problem<br />
mit einem oben geschlossenen oder<br />
Auch Heuwender<br />
gehören zum<br />
Angebot von Rozmital.<br />
Außerdem<br />
ist das Unternehmen<br />
mit einem<br />
eigenen Stand auf<br />
der Agritechnica<br />
<strong>2019</strong> vertreten.<br />
In Deutschland wird Rozmital durch die<br />
Händler Werner Hartinger (92723 Tännesberg),<br />
Schindlbeck Landmaschinen<br />
GmbH (93101 Pfakofen), EVS Zetor Zentrum<br />
Stein (75203 Königsbach-Stein),<br />
IBH Ingenieurbüro Harm Antriebstechnik<br />
GmbH (16567 Mühlenbeck, 18059<br />
Papendorf, 22848 Norderstedt, 24768<br />
Rendsburg), WIMA GmbH (06526 Sangerhausen)<br />
und LKH GmbH Hormersdorf<br />
(08297 Hormersdorf) vertrieben.<br />
Der Anbaubock ist<br />
stabil und kompakt<br />
konstruiert. Schön ist<br />
auch die Schublade<br />
für die Ersatzmesser.<br />
Die Schlauchführung<br />
zum Schlepper kann<br />
aber verbessert werden.<br />
Durch das einfache Schnellwechselsystem geht<br />
ein Klingenwechsel einfach von der Hand. Bei<br />
langem, überständigem Gras kam es zu Wicklern<br />
um den Schutz des Mähbalkenantriebs.<br />
etwas größer ausgeführten Trichterabweiser<br />
über der Schwadtrommel beseitigt werden.<br />
Ansonsten hat uns der Aufbau des von<br />
Rozmital gefertigten, 40 mm starken Mähbalkens<br />
gut gefallen. Auch die 8 mm dicken,<br />
angeschraubten Verschleißkufen aus Hardox<br />
machen einen stabilen Eindruck.<br />
Die Erntegutablage ist hingegen<br />
gewöhnungsbedürftig. Anstatt eines<br />
breiten Schwades legt das Mähwerk das<br />
Gras in der Grundausstattung in zwei Schwaden<br />
ab. Dafür sorgen zwei zusätzliche Fördertrommeln<br />
auf der von links aus dritten<br />
und vierten Mähscheibe. Auf Nachfrage<br />
erklärte uns Rozmital, dass so die zwei Spuren<br />
des Schleppers geräumt werden sollen.<br />
Allerdings fuhren gerade die kleineren<br />
Schlepper mit schmaler Spur direkt über die<br />
zwei Schwaden. Dies ist nicht so schön, da<br />
das Gras größtenteils festgefahren und nicht<br />
locker und breitflächig verteilt wird. Optional<br />
bietet Rozmital aber eine Einzela blage<br />
mit 1,50 oder 1,80 m breiter Schwad an.<br />
Um das Gras nicht in den stehenden Bestand<br />
zu schleudern, sorgt zusätzlich zur äußeren<br />
Fördertrommel ein im Durchmesser 48 cm<br />
großer Teller aus Gummi hinter dem Mähbalken<br />
für die seitliche Führung des Ernteguts.<br />
Die Haltevorrichtung lässt sich über<br />
Langlöcher einstellen. Ab und zu kam es hier<br />
zu leichten Verstopfungen oberhalb des<br />
Mähbalkens bei ungleichmäßig liegendem<br />
oder bereits geschnittenem Gras. Stand das<br />
Erntegut jedoch gleichmäßig, konnten selbst<br />
bei stärkerem Aufwuchs hohe Geschwindigkeiten<br />
von bis zu 20 km/h gefahren werden<br />
— prima!<br />
Auch die Einstellung des Auflagedrucks<br />
überzeugten. Über einen separaten,<br />
einfachwirkenden Hydraulikzylinder<br />
kann das Auflagegewicht des Mähbalkens<br />
bei 100 bar Hydraulikdruck auf etwa<br />
100 kg reduziert werden. Hierdurch gleitet<br />
der Mähbalken sicher über Unebenheiten<br />
und passt sich diesen pendelnd an. Die<br />
Druckanzeige ist gut lesbar auf dem Anbaubock<br />
montiert und weist durch zwei Markierungen<br />
auf den optimalen Druck hin.<br />
Nützlich ist zudem der Kugelhahn zum<br />
Absperren des Entlastungszylinders. Gerade<br />
bei mechanischen Steuergeräten an älteren<br />
Schleppern — die gerne etwas Druck verlieren<br />
— ein sehr sinnvolles Detail.<br />
Die Wartung ist ebenfalls unkompliziert.<br />
Die Gelenke des Tragrahmens sind<br />
alle mit Schmierpunkten versehen. Zudem<br />
kann das Öl im Inneren des Mähbalkens bei<br />
20 <strong>profi</strong> 8 - <strong>2019</strong>
Um Pendelbewegungen zu dämpfen, gibt es<br />
eine federgespannte Bremse.<br />
Bei 100 bar Druck wird das Auflagegewicht<br />
von etwa 420 kg auf 100 kg reduziert.<br />
hochgeklappten Mähwerk über eine untenliegende<br />
Innensechskantschraube abgelassen<br />
werden. Das Auffüllen erfolgt dann weiter<br />
oben über eine weitere Schraube. Der<br />
Klingenwechsel ist ebenso einfach: Mit<br />
einem Hebel wird der Klingenhalter auseinandergedrückt,<br />
und die Klinge kann herausgenommen<br />
werden. Gelegentlich klemmt<br />
man mit dem Hebel die Klinge ein. Eine bessere<br />
Führung könnte dies verbessern.<br />
MESSWERTE<br />
Rozmital SD 300<br />
Anbaukategorie<br />
Steuergeräte<br />
Arbeitsbreite<br />
Transportlänge<br />
III (unten);<br />
III und II (oben)<br />
1 ew/1 dw<br />
2,99 m<br />
1,49 m<br />
Transporthöhe (Aushub: 24 cm) 3,62 m<br />
Transportbreite<br />
Mitte Anbaubock bis rechts<br />
außen (hochgeklappt)<br />
Gewicht<br />
max. Aushubhöhe Vorgewende<br />
1,88 m<br />
1,40 m<br />
850 kg<br />
35 cm<br />
Mähscheiben pro Seite 7<br />
Klingen je Scheibe 2<br />
Zapfwellendrehzahl<br />
theoretische<br />
Vorfahrtsgeschwindigkeit<br />
theoretische Schnitthöhe 1)<br />
Leistungsbedarf 1)<br />
540 U/min<br />
22,1 km/h<br />
4 bis 8 cm<br />
60 kW/82 PS<br />
Preis ohne Mehrwertsteuer 1) 10 990 €<br />
1)<br />
Herstellerangaben<br />
Details in Kurzfassung:<br />
• Zum Waschen und zum Wechseln der Klingen<br />
wird vordere Schutz hochgeklappt.<br />
Hinten kann die Plane durch vier Schnallen<br />
geöffnet werden.<br />
• Die Überlastsicherung erfolgt über eine<br />
Rutschkupplung an der im Preis enthaltenen<br />
Zapfwelle des Herstellers Weasler.<br />
• Durch den mechanischen Anfahrschutz<br />
schwenkt das Mähwerk bei einer Kollision<br />
nach hinten und größere Schäden werden<br />
vermieden.<br />
• Die lose Schlauchführung zum Schlepper<br />
sowie die Kennzeichnung der Anschlüsse<br />
kann verbessert werden.<br />
• Eine Schlauchgarderobe sorgt für Ordnung<br />
beim Abstellen.<br />
• Der Gelenkwellenhalter ist stabil, birgt<br />
aber „Fingerklemmpotenzial“ beim Einhängen<br />
in die Parkstellung.<br />
• Das Mähwerk gibt es auch mit Aufbereiter<br />
(SD 300C) und kostet dann 13 690<br />
Euro ohne Mehrwertsteuer.<br />
Fazit: Rozmital hat mit dem Scheibenmähwerk<br />
SD 300 einen guten Kompromiss<br />
zwischen leichter Bauform und hoher Stabilität<br />
geschaffen. Uns überzeugten die einfache<br />
Handhabung und die Mähqualität des<br />
angebauten, drei Meter breiten Seiten-<br />
Scheibenmähwerks. Lediglich die Erntegutablage<br />
in zwei Schwaden der getesteten<br />
Version sollten die Tschechen aus unserer<br />
Sicht noch einmal überdenken. Der Listenpreis<br />
ist mit 10 990 Euro (ohne Mehrwertsteuer)<br />
aber auch nicht weit von der westlichen<br />
Konkurrenz entfernt.<br />
ONLINE VIDEO<br />
Video zum Bericht:<br />
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RozmitalSD<strong>2019</strong><br />
Alexander Bertling<br />
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FAHRBERICHT<br />
Neuer Fendt 942 Vario:<br />
Der „kleine“ Bruder<br />
„Klein“ ist ganz sicher der falsche Ausdruck, wenn man den neuen 900er Fendt beschreiben will.<br />
Doch im Vergleich zum „großen“ 1000er finden sich bei dem „kleinen“ Bruder<br />
viele Ähnlichkeiten. Aber Fendt wäre nicht Fendt, wenn es nicht auch etliche neue Details gäbe.<br />
Nach der Premiere des ersten stufenlosen<br />
926 Vario auf der Agritechnica<br />
1995 ist der neue 900er<br />
Vario die sechste Generation dieser<br />
Serie — und hat im Vergleich mit dem<br />
Vorgängermodell nur noch wenig gemein.<br />
Auf den ersten Blick erkennt man das an<br />
dem neuen Design, das jetzt an das der<br />
1000er Serie angelehnt ist. Doch auch beim<br />
Vergleich der technischen Daten werden die<br />
Unterschiede deutlich (siehe Tabelle: „Technische<br />
Daten im Vergleich“).<br />
Stichwort Leistung: Auch bei der neuen<br />
900er Serie wird es bei fünf Modellen bleiben.<br />
Dabei fällt allerdings der 927 Vario weg<br />
und der 942 Vario kommt neu hinzu (alle<br />
Angaben nach ECE-R 120):<br />
Fendt 930 Vario 217 kW/296 PS<br />
Fendt 933 Vario 239 kW/326 PS<br />
Fendt 936 Vario 261 kW/355 PS<br />
Fendt 939 Vario 283 kW/385 PS<br />
Fendt 942 Vario 305 kW/415 PS<br />
PLUS UND MINUS<br />
B Nur noch ein Fahrbereich<br />
B Automatischer Allradantrieb<br />
B 950 Touren bei 40 km/h<br />
E Knöpfe unter dem Lenkrad<br />
E Kein Navi im Terminal<br />
E Hoher Listenpreis<br />
So gibt es auch unter der Haube viel<br />
Neues zu entdecken. Statt des<br />
Deutz-Triebwerkes leistet dort jetzt ein<br />
brand-neuer MAN-Sechszylinder mit 9 l<br />
Hubraum und Vierventiltechnik seinen<br />
Dienst. Das Aggregat erfüllt die Abgasstufe<br />
V, hat eine variable Turbolader-Geometrie<br />
und arbeitet nach dem Niedrigdrehzahlkonzept.<br />
Das heißt, im Bereich von 1500<br />
bis 1 700 U/min liegt immer die volle<br />
Leistung an.<br />
Auf den ersten Blick von<br />
der 1000er Serie kaum zu<br />
unterscheiden: der neue<br />
900er Vario von Fendt.<br />
Fotos: Wilmer
ONLINE VIDEO<br />
Beim Getriebe greift Fendt auf den<br />
Triebsatz mit Hydrostaten zurück,<br />
wie er baugleich im 1000er Vario zu finden<br />
ist. Da die Hinterachse und das Drehzahlniveau<br />
allerdings auf den 900er abgestimmt<br />
sind, heißt das Getriebe TA 300 (statt TA 400<br />
beim 1000er). Somit hat auch der 900er<br />
künftig nur noch einen Fahrbereich, und<br />
man sucht den Allrad-Taster vergeblich, da<br />
ja ein Hydrostat-Motor die Vorderachse bis<br />
25 km/h permanent antreibt (<strong>profi</strong> 10/2017).<br />
Was die Zapfwelle angeht, sind auch für den<br />
900er maximal zwei Drehzahlen möglich:<br />
entweder 540E/1 000 oder 1000/1 000E.<br />
Anders als beim 1000er ist für den 900er<br />
zudem eine Frontzapfwelle lieferbar.<br />
... lesen Sie diesen und viele weitere Artikel<br />
Anders als beim<br />
1000er sitzt der Lüfterflügel<br />
hier wieder<br />
hinter dem Kühler.<br />
Das MAN-Aggregat<br />
hat 9 l Hubraum und<br />
leistet im Topmodell<br />
942 Vario 415 PS.<br />
Neu sind die individu-<br />
komplett in der aktuellen Schlüssel, mit <strong>profi</strong> Ausgabe.<br />
denen man Haube,<br />
Tank, Werkzeugfach<br />
und Tür öffnen kann<br />
— aber eben nur an<br />
diesem Schlepper.<br />
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oder ein Abo von <strong>profi</strong><br />
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Auch die Reifendruckregelanlage<br />
„VarioGrip“ hat Fendt weiterentwickelt.<br />
Das integrierte Zweileiter-System mit<br />
den radialen Drehdurchführungen ist für<br />
Flansch- und Stummelachsen verfügbar —<br />
und kann samt wassergekühltem 720 cm 3 -<br />
Kompressor bei der „Row Crop“-Variante<br />
TECHNISCHE DATEN IM VERGLEICH<br />
625 l Diesel und 70 l AdBlue hat der neue<br />
900er an Bord. Die neue mit Trelleborg entwickelte<br />
Reifengröße ist VF750/70 R 44.<br />
Modell<br />
939 Vario S4<br />
(alt)<br />
939 Vario<br />
Gen6 (neu)<br />
942 Vario<br />
Gen6 (neu)<br />
1042<br />
Vario<br />
Motor<br />
Leistung (ECE-R 120) 291 kW/396 PS 283 kW/385 PS 305 kW/415 PS 320 kW/435 PS<br />
Modell<br />
Deutz TTCD 7,8 MAN D1556 MAN D1556 MAN D2676<br />
L6<br />
LE521 LE521<br />
LE521<br />
Hubraum 7750 cm 3 9037 cm 3 12419 cm 3<br />
Nenndrehzahl 2100 U/min 1700 U/min 1700 U/min<br />
Max. Drehmoment 1565 Nm 1850 Nm 1970 Nm 2108 Nm<br />
Drehmomentanstieg 41,0 % 16,4 % 15,0 % 17,0 %<br />
Diesel-/AdBlue-Tank 600 l/36 l 625 l/70 l 800 l/85 l<br />
Antriebsstrang/Fahrwerk<br />
Getriebe ML 260 TA 300 TA 400<br />
Zapfwellen-<br />
Drehzahlen<br />
540E/1 000 oder 1 000/1 000E<br />
1 000/1 000E<br />
bzw. 1 300<br />
Radstand 3,05 m 3,15 m 3,30 m<br />
Leergewicht 10900 kg 11400 kg 11780 kg 14000 kg<br />
Zulässiges<br />
Gesamtgewicht<br />
Serienbereifung v/h<br />
Hydraulik/Hubwerk<br />
Hydraulikleistung<br />
16,0 t bei<br />
60 km/h<br />
600/70 R 34<br />
710/75 R 42<br />
152 oder<br />
205 l/min<br />
17,0 t bei 60 km/h<br />
600/70 R 34<br />
710/75 R 42<br />
650/60 R 38<br />
750/70 R 44<br />
165, 220 oder 430 l/min<br />
18,0 t bei<br />
60 km/h<br />
650/65 R 38<br />
750/75 R 46<br />
165, 220 oder<br />
430 l/min<br />
Entnehmb. Ölmenge 87 l 90 l 100 l<br />
Hubkraft Heck 11800 daN 12410 daN 12920 daN<br />
Hubkraft Front 5584 daN 5584 daN 5584 daN<br />
Elektrik<br />
Anlasser 4,7 kW 7,0 kW 7,0 kW<br />
Lichtmaschine 2 x 150 A 2 x 160 A 1 x 270 A<br />
Batterie 1 x 180 Ah 2 x 180 Ah 2 x 180 Ah<br />
Basispreis 1) 307887 € 326656 € 336984 € 350829 €<br />
Herstellerangaben; 1) ohne Mehrwertsteuer
TECHNIK<br />
Raindancer mit automatischer Sektorsteuerung:<br />
Regen bis<br />
zur Feldgrenze<br />
Die Feldberegnung muss effizienter werden! Eine bessere Wasserverteilung, eine intelligente<br />
Pumpensteuerung oder geringere Wasserverluste sind nur beispielhafte Ansätze,<br />
für die das Raindancer-System verschiedene Lösungen bietet. Ganz neu ist unter anderem eine<br />
automatische Sektorverstellung, die wir uns zu Beginn der Saison für Sie angeschaut haben.<br />
Bei wachsenden Betriebsstrukturen<br />
in beregnungsfähigen Regionen<br />
ist es nicht immer leicht,<br />
den Überblick über die eingesetzten<br />
Trommelberegnungen zu<br />
halten. Einer der zwei besuchten<br />
Betriebe hatte 17 Maschinen im<br />
Einsatz, der andere 14. In beiden Fällen<br />
ist der Management-Aufwand extrem:<br />
Wann muss wo als nächstes beregnet werden?<br />
Läuft die Maschine am anderen Ende<br />
des Landkreises zuverlässig? Haben die Mitarbeiter<br />
den Sektor richtig eingestellt, um<br />
kein Wasser auf die Straße zu verregnen?<br />
Wann ist die nächste Maschine fertig? Oder<br />
einfach nur die Sicherheit, dass sie Technik<br />
auch mitten in der Nacht problemlos<br />
abschaltet. Für all diese Punkte ist Raindancer<br />
von der Firma IT-Direkt GmbH aus Berlin<br />
eine hilfreiche Erleichterung.<br />
In der Basisversion ist Raindancer als<br />
Nachrüstpaket für sämtliche Beregnungsmaschinen<br />
so ausgelegt: Ein<br />
Solarmodul samt Lithium-Ionen-Akkupaket<br />
wird in der Nähe der Regnerkanone montiert<br />
und stellt die Stromversorgung sicher.<br />
Zusätzlich ist in dieser gekapselten und<br />
wasserdichten Einheit eine kleine Recheneinheit<br />
integriert.<br />
Außerdem gehören ein GPS-Empfänger mit<br />
bis zu einem Meter Genauigkeit sowie ein<br />
Drucksensor zur Grundausstattung. Für die<br />
Konnektivität sorgt ein GSM-Modul mit<br />
einer SIM-Karte, die sich je nach Verfügbarkeit<br />
automatisch in einem der drei deutschen<br />
Mobilfunknetze einloggt. Hierfür<br />
fallen rund 40 Euro jährliche Gebühren an.<br />
Für all die genannten<br />
Komponenten ruft<br />
der Hersteller 1 120 Euro<br />
ohne Mehrwertsteuer auf.<br />
Als Nutzer kann man sich<br />
dann in einem übersichtlichen<br />
und umfangreichen<br />
Online- Portal zum Beispiel<br />
den aktuellen Standort, den<br />
Druck an der Regnerkanone oder<br />
den Start- und Endzeitpunkt<br />
anzeigen lassen. Auch für Auswertungen<br />
oder Planungen lässt<br />
sich das Portal nutzen.<br />
Stichwort Planungen: Ganz simpel<br />
können einzelne Beregnungszüge<br />
an Mitarbeiter weitergeleitet werden.<br />
Erreichbar ist die Online -Plattform<br />
über jeden Internetbrowser sowie mit<br />
dem Smartphone per App.<br />
Raindancer<br />
bietet mehr<br />
als eine reine<br />
Management<br />
Plattform für<br />
Beregnungstechnik.<br />
Neu<br />
ist eine automatische<br />
Sektorverstellung<br />
für Regnerkanonen.<br />
Sofern die eingesetzten Trommelberegnungen<br />
mit einer optionalen<br />
SMS-Steuerung ausgestattet sind,<br />
kann über das Portal selbst die Einzugsgeschwindigkeit<br />
ferngesteuert<br />
werden — praktisch, falls beispielsweise<br />
Wind oder unerwarteter<br />
Regen die Pläne<br />
durcheinanderbringen.<br />
In Kombination mit dieser<br />
SMS-Steuerung kann die Plattform<br />
sogar in vorab eingezeichneten<br />
Teilflächen (z. B. in einer<br />
Senke) die Einzugsgeschwindigkeit<br />
automatisch anpassen — der erste<br />
Schritt zu einer teilflächenspezifischen<br />
Beregnung!<br />
Auch Pumpen können über das<br />
Portal gesteuert werden. Zum Beispiel,<br />
um verschiedene Brunnen innerhalb<br />
eines Beregnungsnetzes abhängig<br />
von dem Relief, der benötigten Wasser-
Als Grundlage benötigt man das Solarpanel<br />
samt Akku mit einer kleinen Rechnereinheit<br />
sowie den zusätzlichen Drucksensor.<br />
mengen und dem Leitungsnetz möglichst<br />
effizient zu schalten. Einer der besuchten<br />
Verbände mit sieben Pumpen für bis zu 24<br />
Beregnungsmaschinen konnte so in den<br />
letzten drei Jahren durchschnittlich 11 %<br />
Energie einsparen — eine beachtliche Hausnummer!<br />
Kommen wir zur neuen, automatischen<br />
Sektorsteuerung. Diese bietet<br />
der Hersteller als Nachrüstpaket für sämtliche<br />
Regnerkanonen (Komet, Sime, Nelson,<br />
usw.) an. Als Grundvoraussetzung muss die<br />
Maschine vorab mit dem Basissystem von<br />
Raindancer ausgerüstet sein. Als Erweiterung<br />
wird für die automatische Sektorsteuerung<br />
unterhalb des vorhandenen Regners<br />
ein ca. 40 cm hohes Steigrohr samt Technik<br />
integriert.<br />
Zur Technik gehören unter anderem zwei<br />
vollgekapselte und wassergeschützte Elektromotoren,<br />
die je über ein kurzes Gestänge<br />
per Zahnkranz-Antrieb die Endanschläge<br />
vom Sektor verdrehen. Innerhalb des<br />
Zahnradkranzes erfasst je ein Sensor die<br />
Position.<br />
Der Nutzen: Zusammen mit den hinterlegten<br />
Feldgrenzen im Online-Portal verhindert<br />
die Sektorverstellung zum Beispiel, dass die<br />
Kanone über die Feldgrenze hinaus regnet.<br />
Beim Anfang und Ende des Beregnungsganges<br />
ergeben sich weitere Vorteile:<br />
Nachdem die Kanone z. B. im Halbkreis parallel<br />
zur Feldgrenze gestartet ist, kann sich<br />
der Sektor später im Feld vollautomatisch<br />
auf einen definierten Winkel umstellen,<br />
etwa in einen Dreiviertelkreis. Kurz vor dem<br />
Ende, etwa 50 m vor der Grenze, wechselt<br />
der Sektor dann beispielsweise in einen<br />
Vollkreis, damit auch rund um die Trommel<br />
ausreichend beregnet wird. Sobald der<br />
Wasserstrahl jedoch die Feldgrenze erreicht,<br />
regelt der Öffnungswinkel automatisch<br />
nach. Eine Vor- und Nachberegnung oder<br />
Kleinregner auf der Maschine werden durch<br />
die Sektorsteuerung überflüssig. Weitere<br />
Szenarien haben wir im nebenstehenden<br />
Kasten zusammengefasst.<br />
Alles Weitere in Kürze:<br />
• Die Sektorsteuerung kostet 2 990 Euro<br />
(ohne MwSt.). Weil dadurch aber zahlreiche<br />
Einstell- und Kontrollfahrten bei einer<br />
besseren Wasserverteilung wegfallen,<br />
rentiert sich die Technik vor allem für<br />
Großbetriebe schnell.<br />
• Die beregnete Wassermenge wird auf bis<br />
zu 5 % Genauigkeit berechnet.<br />
• Die Feldgrenzen können importiert oder<br />
manuell eingezeichnet werden.<br />
• Für Auswertungen können verschiedene<br />
Daten aus dem Portal exportiert werden.<br />
Fazit: Raindancer von der IT-Direkt GmbH<br />
ist ein Managementsystem für Beregnungsmaschinen.<br />
Zusammen mit der neuen automatischen<br />
Sektorverstellung für Regnerkanonen<br />
kann außerdem die Wasserverteilung<br />
optimiert werden. Das gilt auch für die<br />
gesellschaftliche Akzeptanz, da z. B. angrenzende<br />
Straßen nicht mehr beregnet werden.<br />
Sönke Schulz<br />
VORTEILE DER SEKTOR-<br />
VERSTELLAUTOMATIK<br />
Der Anfang<br />
Beginn mit einem<br />
180°Halbkreis;<br />
Ecken werden ausgeregnet<br />
und ein<br />
Überwurf wird<br />
verhindert.<br />
Anschließend öffnet<br />
der Sektor, bis eine Drehung der<br />
Wurfrichtung möglich ist. Eine Vorberegnung<br />
ist nicht mehr nötig.<br />
... lesen Sie diesen und viele weitere Artikel<br />
komplett in der aktuellen <strong>profi</strong> Ausgabe.<br />
Alles im Blick: Per App oder Internetbrowser<br />
können alle Beregnungsmaschinen überwacht<br />
werden. Fotos: Schulz<br />
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Das Ende<br />
kostenloses<br />
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Auf Wunsch kann<br />
z. B. 50 m vor dem<br />
Ende in einen Vollkreis<br />
gewechselt<br />
werden, um ausreichend<br />
Wasser<br />
vor und um die<br />
Maschine zu bekommen. Sobald die<br />
Grenze erreicht wird, öffnet der<br />
Sektor langsam als ÜberwurfSchutz.<br />
Hindernisse aussparen<br />
Um etwa hervorspringende<br />
Wälder,<br />
Wohnhäuser oder<br />
sonstige Flächen<br />
nicht unnötig zu<br />
beregnen, kann<br />
das Wurfbild z. B.<br />
auch dem Verlauf der Feldgrenzen<br />
folgen. Grafiken: Tovornik<br />
Beregnen im Keil<br />
Falls zwei angrenzende<br />
Beregnungsgassen<br />
bereits mit<br />
Wasser versorgt<br />
wurden und die<br />
letzte Spur spitz<br />
zuläuft, kann die<br />
Sektorverstellung eine Überlappung<br />
verhindern.<br />
BEI SELBSTFAHRERN<br />
Für selbstfahrende<br />
Trommelberegnungen<br />
(z. B. Fasterholt,<br />
<strong>profi</strong> 5/2015)<br />
bietet die Sektorautomatik<br />
weitere<br />
Vorteile: In Kurvenfahrten<br />
sowie<br />
am Feldanfang<br />
und ende wird<br />
die Wasserverteilung<br />
durch die<br />
Sektorautomatik<br />
optimiert.<br />
<strong>profi</strong> 8 - <strong>2019</strong><br />
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Für die Bestelltechnik stellt die teilflächenspezifische Maisaussaat<br />
kein Problem mehr dar. Doch wie erstellt man überhaupt<br />
eine Aussaatkarte, und welche Erfolge sind auf dem<br />
Acker zu erwarten? Wir haben uns mit drei Landwirten<br />
unterhalten und berichten über ihre Erfahrungen.<br />
Durch die teilflächenspezifische<br />
Aussaat erhoffen<br />
sich die Landwirte einen<br />
höheren Ertrag in starken<br />
Zonen und ein besseres<br />
Kolbenwachstum.<br />
Schon seit einiger Zeit bieten<br />
Unternehmen wie die<br />
Agravis NetFarming<br />
GmbH (<strong>profi</strong> 12/2016)<br />
oder die Kleffmann Group mit<br />
dem Dienst MyDataPlant Dienstleistungen<br />
und Online-Programme<br />
zum Erstellen von<br />
Applikations karten an. Diese<br />
Dienste basieren auf den frei verfügbaren<br />
Daten der Sentinel-2-Satelliten<br />
aus dem All. Die<br />
Daten stellt die Europäische<br />
Raumfahrtorganisation (ESA) zur<br />
Verfügung.<br />
Durch spezielle Algorithmen<br />
errechnen die Anbieter anhand der Grünfärbung<br />
der Bestände Biomassekarten, die<br />
die Grundlage für die Erstellung der Aussaatund<br />
Düngeapplikationskarten bilden.<br />
Über ihre Erfahrungen mit den Dienstleistern<br />
und über die Chancen, die sie in der<br />
teilflächenspezifischen Aussaat sehen,<br />
berichten uns Landwirt und Lohnunternehmer<br />
Renke Dählmann aus 27789 Hude sowie<br />
die Landwirte Hermann und Hendrik Holtkamp<br />
aus 48691 Vreden.<br />
Renke Dählmann sieht<br />
auch große Potenziale<br />
bei der teilflächenspezifischen<br />
Düngung.<br />
Kommen wir zunächst zum<br />
Betrieb Dählmann. Insgesamt<br />
bewirtschaftet Renke Dählmann<br />
gut 100 Hektar mit meist sehr<br />
leichten Sandböden zwischen 20<br />
und 40 Bodenpunkten. Zudem<br />
mästet er rund 900 Schweine.<br />
Neben diesen Standbeinen führt<br />
Dählmann noch einen Lohnbetrieb,<br />
in dem er Dienstleistungen<br />
in den Bereichen Bodenbearbeitung,<br />
Aussaat, Düngung und<br />
Pflanzenschutz anbietet — natürlich<br />
auch teilflächenspezifisch.<br />
Seit 2015 ist er Vertriebslandwirt<br />
für das Unternehmen Helm-Software,<br />
das unter anderem digitale Ackerschlagkarteien<br />
anbietet.<br />
Dass es große Unterschiede in der Bestandsentwicklung<br />
und beim Abreifegrad auf Maisflächen<br />
gibt, erkannte Dählmann nach dem<br />
Überfliegen einiger Flächen mit einer Farmbird-Drohne<br />
im September 2016 kurz vor<br />
der Silomaisernte. Bis zu diesem Zeitpunkt<br />
säte er durchgängig 8,5 Körner auf einen<br />
Quadratmeter Ackerfläche. Mithilfe der<br />
Software „Feldpixel“ des Unternehmens<br />
Helm (<strong>profi</strong> 1/2017) zeichnete er die ersten<br />
Applikationskarten auf Grundlage der Drohnenaufnahmen.<br />
„Ein schönes und vielseitiges<br />
Werkzeug“, so Dählmann.<br />
Im Frühjahr 2017 legte er dann<br />
zusammen mit dem Landtechnikhersteller<br />
Amazone und der Lufa Oldenburg<br />
einen Aussaatversuch an. Mit einer<br />
achtreihigen Amazone ED 602-K mit hydraulischem<br />
Vereinzelungsantrieb wurden auf<br />
einem zuvor kartierten Schlag jeweils vier<br />
Drohnenüberflüge zeigten Dählmann<br />
Unterschiede bei der Abreifung des Maises.<br />
86 <strong>profi</strong> 8 - <strong>2019</strong>
GUT ZU WISSEN<br />
X XRenke Dählmann nutzt mit MyDataPlant ein Online-Programm<br />
zum errechnen der Aussaatkarten anhand von Biomassekarten.<br />
X XDie Aussaatkarten von Hermann und Hendrik Holtkamp werden<br />
von Agravis NetFarming erstellt.<br />
... lesen Sie diesen und viele weitere Artikel<br />
komplett in der aktuellen <strong>profi</strong> Ausgabe.<br />
X XDie Dienstleistung der Agravis kostet je 26 Euro im ersten und je<br />
16 Euro pro Hektar in den Folgejahren.<br />
X XDie Nutzung von MyDataPlant kostet für die Biomassekarten<br />
vier Euro pro Hektar und je zwei Euro Aufschlag pro Hektar und<br />
Jahr für die Aussaatkarten.<br />
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Aussaat-Varianten nebeneinander angelegt.<br />
Einmal mit durchgängig 11 Körnern pro Quadratmeter,<br />
dann teilflächenspezifisch von 6<br />
bis 11 Körner je nach Zone, dann die üblichen<br />
8,5 Körner, und letztendlich durchgängig<br />
6 Körner. Diese Reihenfolge wurde sieben<br />
Mal auf dem Versuchsfeld wiederholt.<br />
Die Düngemenge war gleichbleibend.<br />
Nach der Ernte wurde die Trockenmasse<br />
gewogen. Insgesamt schnitt die höchste<br />
Aussaatstärke von elf Körnern pro Quadratmeter<br />
am besten ab. Erstaunlich war allerdings,<br />
dass auch die teilflächenspezifische<br />
Aussaat rund drei bis fünf Prozent mehr<br />
Ertrag brachte als die sonst übliche konstante<br />
Aussaatstärke von 8,5 Körner. „Es sah<br />
so aus, dass in den schlechten Zonen das<br />
Kolbenwachstum gestärkt und in besseren<br />
Zonen das Potenzial vermehrt ausgenutzt<br />
wurde“, so Dählmann.<br />
Im selben Jahr sammelte Dählmann<br />
erste Erfahrungen mit dem Programm<br />
MyDataPlant der Kleffmann Group. „Der<br />
zeitliche Aufwand zum Überfliegen der<br />
Flächen war recht hoch. Außerdem wollte<br />
ich zusätzliche Informationen über meine<br />
Flächen sammeln. Die Biomassekarten sind<br />
ein weiterer Baustein zum Kartieren der<br />
Flächen. MyDataPlant ist ein Werkzeug, das<br />
mir hilft, diese Informationen zu verarbeiten“,<br />
so der Landwirt.<br />
Die Ersteinrichtung dauerte gerade einmal<br />
eine halbe Stunde. Vor allem weil die digitalen<br />
Schlaggrenzen aus dem Invekos-<br />
Antrags programm für einen direkten<br />
Import bereits vorlagen. Die entsprechenden<br />
Biomassekarten werden dann anhand<br />
der Feldgrenzen automatisch generiert.<br />
Anschließend können die Aussaat- oder<br />
Seit 2017 nutzt Renke Dählmann das<br />
Online-Programm MyDataPlant.<br />
Mit der Software<br />
Dosimap von Helm<br />
zeichnete Dählmann<br />
seine ersten<br />
Applikationskarten<br />
auf Grundlage<br />
der Drohnenaufnahmen.<br />
Fotos: Dählmann,<br />
Holtkamp, Eikel,<br />
Bensing, Bertling<br />
<strong>profi</strong> 8 - <strong>2019</strong><br />
87
HOBBY<br />
7 500 Kilometer durch den Ostblock:<br />
Mit dem<br />
Unimog nach Moskau<br />
Eine der verrücktesten Episoden der Landtechnik spielte sich 1966 ab, als der Unternehmer<br />
Heinrich Weiste versuchte, mit seinen Erfindungen den Ostblock zu erobern.<br />
Sein damaliger Mitarbeiter Norbert Kleine war dabei und kann schier Unglaubliches berichten.<br />
Das Leben im Allgemeinen und speziell<br />
die Abenteuer lassen sich oft<br />
nicht planen. So erging es auch<br />
Norbert Kleine aus Anröchte (Ostwestfalen),<br />
heute 81 Jahre alt. Im Jahr 1961<br />
wurde Heinrich Weiste aus Sieningsen auf<br />
ihn aufmerksam. Der Landmaschinenfabrikant<br />
suchte für den Ausbau des Exports<br />
einen englischsprachigen, jungen Landwirt.<br />
Weiste hatte gehört, dass Kleine als Jugendlicher<br />
ein Jahr in den USA war und perfekt<br />
Englisch sprach. Heinrich Weiste stellte<br />
Kleine ein, und in den folgenden Jahren<br />
kümmerte dieser sich im Ausland um<br />
Kontakte, Vorführungen und Ausstellungen.<br />
Die Firma Weiste-Accord, mit Sitz in<br />
Soest gehörte damals zu den innovativsten<br />
Landmaschinenherstellern Deutschlands.<br />
Groß geworden mit Pflanz- und Hacktechnik,<br />
erfanden Heinrich und Helmut Weiste<br />
unter anderem die pneumatische Sätechnik<br />
und das Kuppeldreieck. Mit beiden Entwicklungen<br />
erlebte Accord ab 1964 ein rasantes<br />
Wachstum. Auch das Anlegen von Fahrgassen<br />
geht auf die Weistes zurück.<br />
Heinrich Weiste war ein weitsichtiger Unternehmer<br />
und erkannte das riesige Potenzial<br />
für seine Dosiertechnik in der Sowjetunion<br />
und den anderen Ländern Osteuropas. In<br />
der Person von „Herrn Iveljić“ fand er 1965<br />
einen exzellenten Kenner der Region mit<br />
hervorragenden Kontakten. Gemeinsam mit<br />
ihm plante Weiste die Teilnahme an einer<br />
Ausstellung in Moskau und eine anschließende<br />
Vorführtour durch die wichtigsten<br />
Agrarländer in Osteuropa.<br />
Die Ausstellung fand im Mai<br />
1966 zeitgleich mit der<br />
DLG-Ausstellung in Frankfurt<br />
statt, damals vergleichbar mit<br />
der heutigen Agritechnica.<br />
Während ein Team von Accord in Frankfurt<br />
ausstellte, machten sich Norbert Kleine<br />
sowie seine Kollegen Andreas Paulini und<br />
Friedrich Maas am 3. Mai 1966 auf den Weg<br />
nach Moskau — per Achse!<br />
Billiger wäre der Transport mit einer<br />
Spedition gewesen. Doch der Seniorchef<br />
hatte nach der Ausstellung in Moskau weitere<br />
Stationen für Vorführungen geplant.<br />
Weiste ließ sich nicht lumpen und gab Kleine<br />
Norbert Kleine ist seit<br />
1980 selbstständig,<br />
heute leitet Matthias<br />
Kleine den Betrieb<br />
gemeinsam mit<br />
seinem Vater.<br />
120 <strong>profi</strong> 8 - <strong>2019</strong>
und den Kollegen sogar seinen Privat-Pkw<br />
mit, einen Opel Kapitän. Ein Klein-Lkw des<br />
Typs Hanomag Garant mit 65 PS samt angehängtem<br />
Wohnwagen sowie ein Unimog<br />
U 406 (66 PS) mit einem zweigeschossigen<br />
Anhänger transportierten die Ausstellungsstücke.<br />
Dies waren unter anderem zwei pneumatische<br />
Drillmaschinen von je fünf Meter<br />
Arbeitsbreite und ein Kuppelrahmen für<br />
zehn Meter Gesamtbreite. Eine 4-m-Saatbettkombination<br />
sollte dazu dienen, das<br />
Kuppeldreieck vorzuführen.<br />
Nach fünf Tagen und 2 400 Kilometern<br />
durch die DDR, Polen und Weißrussland<br />
kamen Kleine und seine Kollegen<br />
am Abend des 7. Mai 1966 in Moskau an.<br />
Sie waren froh, in einem Hotel wieder in<br />
einem richtigen Bett schlafen zu können. Die<br />
Ernüchterung folgte am nächsten Morgen:<br />
Des Nachts hatten Ganoven von allen drei<br />
Fahrzeugen die Rückspiegel und die Scheibenwischerblätter<br />
entwendet. Die wertvolle<br />
Fracht hatte sie Gott sei Dank nicht interessiert.<br />
Zum Beginn der Messe waren Heinrich<br />
Weiste und Herrn Iveljić mit dem Flugzeug<br />
in Moskau eingetroffen. Ihnen gelang es<br />
sogar, den damaligen Generalsekretär der<br />
KPdSU, Leonid Breschnew, persönlich kennenzulernen<br />
und ihm die Vorzüge der<br />
Accord-Technik zu erklären. Und obwohl die<br />
Vorführung der großen Drillmaschine<br />
wegen eines Bruchs des Hubzylinders am<br />
Unimog nicht ganz glatt lief, bekam Accord<br />
in Moskau eine Goldmedaille.<br />
Nach der Messe ging es im Konvoi<br />
Richtung Süden. Heinrich Weiste und<br />
Herr Iveljić fuhren nun im Opel Kapitän mit.<br />
Genehmigungen für Vorführungen und Kontakte<br />
zu großen landwirtschaftlichen Betrieben<br />
hatte Iveljić in Rumänien, Bulgarien<br />
und Jugoslawien organisiert.<br />
Wie schon die Fahrt nach Moskau war<br />
die Weiterfahrt wegen der teils sehr<br />
schlechten Straßen kein Zuckerschlecken —<br />
für die Menschen wie für die Fahrzeuge.<br />
Neben einem trocken gefahrenen Unimog<br />
und dem temporären Verlust des Wohnwagens<br />
aufgrund einer gebrochenen Deichsel<br />
hielten die Maschinen aber wacker durch.<br />
Im Mai und Juni 1966 folgten Vorführungen<br />
auf großen Kolchosen und volkseigenen<br />
Gütern. Die letzte Station war Wien, und von<br />
dort ging es direkt zurück nach Soest.<br />
Die Fahrzeuge hatten nach acht Wochen<br />
7 500 Kilometer mehr auf dem Tacho und<br />
der Firmenchef ein erkleckliches Loch in seiner<br />
Kasse. Er und seine Mitarbeiter hatten<br />
aber sehr viel gelernt. Die Landwirtschaft<br />
im Ostblock war auf Vorkriegsniveau, es<br />
mangelte vor allem an Traktoren, Pflügen<br />
und Saatbetttechnik. Insofern waren die<br />
Bedingungen für den Einsatz der Drilltechnik<br />
von Accord nicht die besten.<br />
Deshalb entwickelte sich das große Geschäft<br />
im Osten nicht. Und obwohl Heinrich Weiste<br />
später Patente in der Sowjetunion erhielt,<br />
hielten diese die Techniker dort nicht davon<br />
ab, das Kuppeldreieck und die Pneumatikdrillen<br />
ohne Rücksprache zu kopieren.<br />
Die Weiste-Mitarbeiter<br />
Friedrich Maas, Norbert<br />
Kleine und Andreas Paulini<br />
(von links) fuhren im<br />
Mai 1966 von Soest<br />
nach Moskau, hier auf<br />
einem späteren Foto.<br />
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Der Weiste-Konvoi<br />
Anfang Mai 1966 bei<br />
einem Zwischenstopp<br />
in Weißrussland. Der<br />
Frontlader diente dazu,<br />
die Maschinen vor Ort<br />
abzuladen.<br />
Die Vorführung der Drillmaschine<br />
fand vor der<br />
Messehalle statt. Um die<br />
Tauglichkeit zu verdeutlichen,<br />
kam dabei ein<br />
MTS zum Einsatz. Fotos:<br />
Archiv Weiste, Kleine,<br />
Holtmann<br />
Nach der Mammut-Tour 1966 war<br />
Norbert Kleine noch viele Jahre lang<br />
der Außenminister der Firma Accord.<br />
„Im Jahr 1980 war ich das Zigeunerleben<br />
leid. So kam das Angebot der Firmenleitung<br />
gerade recht, mich als Werksvertreter<br />
selbstständig zu machen“, erinnert sich<br />
Norbert Kleine.<br />
Aus dieser Selbstständigkeit entwickelte<br />
sich ein Landmaschinenhandel, den Norbert<br />
Kleine und sein Sohn Matthias Kleine heute<br />
gemeinsam führen. Kleines Begeisterung für<br />
die Landtechnik und die Maschinen seines<br />
Kernfabrikats sind nach wie vor ungebrochen.<br />
Denn seit 1962 verkauft er ausschließlich<br />
Anbaugeräte und heute auch Traktoren<br />
von Accord, Kverneland und Kubota.<br />
Das bleibt festzuhalten: Im Jahr 1966<br />
stellte die Firma Weiste-Accord ihre neuen<br />
Maschinen auf einer Messe in Moskau aus.<br />
Wagemutige Mitarbeiter übernahmen den<br />
Transport, und der Messe folgte eine Vorführtour<br />
durch den Ostblock. Der Feldzug<br />
war zwar nicht erfolgreich, blieb für Norbert<br />
Kleine aber ein prägendes Erlebnis.<br />
<strong>profi</strong> 8 - <strong>2019</strong><br />
121
IN DEN KOMMENDEN AUSGABEN<br />
DIE NÄCHSTE<br />
AUSGABE GEHT AM<br />
14. AUGUST<br />
IN DEN VERSAND<br />
SCHLEPPERTEST<br />
Case IH Puma 220 MC<br />
In der nächsten<br />
Ausgabe wird es<br />
ganz sicher etwas<br />
mit dem Schleppertest<br />
vom Case<br />
IH Puma 220 MC,<br />
nachdem es in diesem<br />
Monat leider<br />
noch nicht<br />
geklappt hat!<br />
PRAXISTEST<br />
Teleradlader Teil 1<br />
Drei starke Arme haben sich unserem Praxistest im Silo, Schotter<br />
und bei vielen weiteren Ladearbeiten gestellt! In der September-<br />
Ausgabe gibt es mit dem JCB TM 420, dem Schäffer 9660 T und<br />
dem Kramer<br />
KL 60.8 T drei<br />
Teleradlader der<br />
Oberklasse im<br />
Vergleich.<br />
FAHRBERICHT<br />
Neuer Claas Lexion<br />
Die ersten Bilder geisterten schon Monate<br />
vor der Getreideernte durchs Netz.<br />
Mittlerweile hat Claas den neuen Lexion<br />
vorgestellt — und wir hatten die Gelegenheit,<br />
ihn zu fahren. Mehr in der<br />
September- Ausgabe von <strong>profi</strong>.<br />
GEBRAUCHT<br />
Kubota M 135<br />
Bereits in der <strong>profi</strong> 11/2013 haben wir<br />
den Kubota M 135 GX für Sie getestet.<br />
Seitdem sind einige Jahre ins Land gezogen.<br />
Wir blicken auf den Gebrauchtmarkt<br />
und nennen Ihnen die Stärken und Schwächen<br />
der nicht mehr ganz neuen Japaner.<br />
VEREDLUNGSTECHNIK<br />
Hofbeleuchtung mit LED<br />
Wenn im Herbst die Nacht Tag um Tag<br />
früher einbricht, macht gutes Licht am Hof<br />
die Arbeit sicherer. Ob und wie Sie mit<br />
LED-Leuchten besser fahren als mit<br />
Halogenscheinwerfern, verrät Ihnen unser<br />
Praxistest.<br />
IMPRESSUM<br />
ABO- UND BESTELLSERVICE: Telefon: 0 25 01/8 01-30 30, E-Mail: service@<strong>profi</strong>.de<br />
PROFI MAGAZIN FÜR PROFESSIONELLE<br />
AGRARTECHNIK 31. JAHRGANG <strong>2019</strong><br />
REDAKTION: Postfach 6343, 48033 Münster<br />
Tel.: 02501/801-90 00, Fax: 02501/801-59 01<br />
E-Mail: redaktion@<strong>profi</strong>.de<br />
Manfred Neunaber (Chefredakteur),<br />
Dr. Gott fried Eikel (Stellvertretender<br />
Chefredakteur), Christian Brüse, Hubert<br />
Wilmer (Mitglieder der Chefredaktion);<br />
Tobias Bensing, Alexander Bertling,<br />
Dr. Anja Böhrnsen, Lucas Colsman,<br />
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Sönke Schulz, Malte Sohst, Martin Zäh<br />
Bildredaktion: Stefan Tovornik<br />
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(Web-Design/ Videoschnitt);<br />
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Annika Raulf (E-Magazin)<br />
Sekretariat: Heike Silkenbäumer<br />
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Druckvorstufe: Klaus-Dieter Esser<br />
Bei Einsendungen an die Redaktion wird das<br />
Einverständnis zur vollen oder auszugsweisen<br />
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eingehende Sendungen wird keine Haftung<br />
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ISSN 0937-1583<br />
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Kalenderwoche des Vormonats<br />
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48084 Münster-Hiltrup<br />
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Funk und Fernsehen, fotomechanische Wiedergabe,<br />
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der Verbreitung von Werbeträgern<br />
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sonstigen eigenen Gebrauch dürfen nur<br />
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