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Lichterfelde Ost Journal August/September 2019

Journal für Lichterfelde Ost und Umgebung

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<strong>Lichterfelde</strong> <strong>Ost</strong><br />

<strong>Journal</strong> für <strong>Lichterfelde</strong> <strong>Ost</strong> und Umgebung <strong>August</strong> / <strong>September</strong> · Nr. 4/<strong>2019</strong><br />

Was passiert am<br />

Kranoldplatz?<br />

Erster Runder Tisch von Gewerbetreibenden<br />

und Anwohnern


2<br />

<strong>Lichterfelde</strong> <strong>Ost</strong> <strong>Journal</strong><br />

Was passiert am Kranoldplatz?<br />

Erster Runder Tisch von Gewerbetreibenden und Anwohnern<br />

gut besucht<br />

Lankwitzer Straße 8 | 12209 Berlin<br />

Tel. 030 / 76 88 45 15<br />

www.SteffenPiech.de


Kündigungen, erster Leerstand,<br />

große Besorgnis.<br />

Der Kauf mehrerer Gebäude<br />

am Kranoldplatz durch<br />

die HGHI von Harald G. Huth beunruhigt<br />

die Gemüter. Viele Gerüchte<br />

kursieren, erste Geschäfte<br />

stehen leer. Um mehr Klarheit<br />

zu bekommen und Wissen zusammen<br />

zu tragen, lud Rainer<br />

Frohloff – früherer Inhaber von<br />

Foto Frohloff an der Lankwitzer<br />

Straße und jetzt beim Webkiez<br />

aktiv – am 3. Juli zum Ersten<br />

Runden Tisch in die Almhütte<br />

vom Restaurant Friedhart’s ein.<br />

Auch Harald Huth bekam eine<br />

Einladung, nahm aber nicht teil.<br />

Besorgnis um<br />

den Kiez<br />

Deutlich wurde vor allem die<br />

Besorgnis, dass sich der gewachsene<br />

Kiez mit seinen vielen<br />

Einzelhandelsgeschäften zum<br />

Negativen verändert. Besonders<br />

an den Markttagen zeigt<br />

sich die Beliebtheit vom Kra-<br />

<strong>Lichterfelde</strong> <strong>Ost</strong> <strong>Journal</strong> 3<br />

Impressum<br />

<strong>Lichterfelde</strong> <strong>Ost</strong> <strong>Journal</strong><br />

8. Jahrgang<br />

Verlag<br />

Gazette Verbrauchermagazin GmbH,<br />

Ruhlsdorfer Str. 95, Haus 42, 14532 Stahnsdorf<br />

☎ 03329 / 645 15 70<br />

Redaktion<br />

Karl-Heinz Christ<br />

journal@gazette-berlin.de<br />

Freie Redakteurin<br />

Jacqueline Lorenz · ☎ 0172 630 26 88<br />

Anzeigen<br />

Daniel Gottschalk, ☎ 030 / 323 38 54<br />

d.gottschalk@gazette-berlin.de<br />

Druck<br />

SPPrint Media, 14089 Berlin<br />

© Gazette Verbrauchermagazin GmbH<br />

Das <strong>Lichterfelde</strong> <strong>Ost</strong> <strong>Journal</strong> erscheint alle zwei<br />

Monate am 1.2., 1.4., 1.6., 1.8., 1.10. und 1.12. eines<br />

Jahres.<br />

Nächste Ausgabe Oktober/November Nr. 5/<strong>2019</strong><br />

Anzeigen-/Redaktionsschluss: 03.09.<strong>2019</strong><br />

Erscheinung: 01.10.<strong>2019</strong><br />

Liebe Leserinnen und Leser,<br />

wenn Sie Themenwünsche oder -vorschläge haben<br />

oder selbst etwas aus dem Ortsteil beitragen<br />

möchten, freuen wir uns auf Ihre Anregungen.<br />

Haben Sie eine Ausgabe verpasst?<br />

Ältere Ausgaben finden Sie in unserem Online-<br />

Archiv, unter www.gazette-berlin.de.<br />

Ihre Redaktion des <strong>Lichterfelde</strong> <strong>Ost</strong> <strong>Journal</strong>s<br />

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4<br />

<strong>Lichterfelde</strong> <strong>Ost</strong> <strong>Journal</strong><br />

Anfang Juli – Leerstand am Kranoldplatz.<br />

noldplatz und seiner Umgebung.<br />

Die Besucher kommen nicht nur<br />

aus <strong>Lichterfelde</strong>, sondern auch<br />

aus anderen Teilen der Stadt und<br />

dem Umland hierher. Die vielfältigen<br />

Geschäftsstrukturen mit<br />

Anbietern, die es nicht überall<br />

gibt, verleihen dem Kranoldplatz<br />

ein besonderes Flair.<br />

Künftige Entwicklung<br />

unklar<br />

Diese Besonderheit sehen die<br />

Besucher des Runden Tisches<br />

in Gefahr. Berichtet wird über<br />

Mieterhöhungen von 50 Prozent,<br />

dazu eine Änderung der Berechnung,<br />

die die gemietete Fläche<br />

vergrößert. Die Rede ist auch von<br />

der Beteiligung des Vermieters<br />

am Umsatz des Einzelhändlers.<br />

Alle diese Dinge sind laut einem<br />

Branchenkenner nicht unüblich.<br />

Aber für Einzelhändler können<br />

sie das Aus bedeuten. Auch ein<br />

Bauantrag für den Ferdinandmarkt<br />

wurde bereits gestellt. In<br />

welche Richtung wird sich der<br />

Kranoldplatz künftig entwickeln?<br />

Das kann an diesem Abend niemand<br />

sagen, aber die Besorgnis<br />

ist groß, dass es keine positive<br />

Entwicklung hinsichtlich Lebensqualität<br />

und gewachsener<br />

Geschäftsvielfalt sein könnte.<br />

Zumindest in einer Hinsicht setzt<br />

der Bebauungsplan Grenzen –<br />

Vergnügungsstätten, Bordelle<br />

und ähnliches sind nicht zulässig.<br />

Sensibilisierung<br />

der Kunden<br />

Im Publikum befanden sich auch<br />

Vertreter der politischen Parteien<br />

FDP, SPD und CDU aus Steglitz-<br />

Zehlendorf. Erfreulich ist ihre Zusage,<br />

bezüglich der Entwicklung<br />

am Kranoldplatz über die Parteigrenzen<br />

hinweg zusammenzuarbeiten.<br />

Bezirksverordnete Mathia<br />

Specht-Habbel, FDP, äußert in einer<br />

Pressemitteilung: „Nicht alles<br />

ist perfekt und viele Bürgerinnen<br />

und Bürger möchten nun sehen,<br />

wie die Politik die Rahmenbedinungen<br />

in ihrem Kiez behutsam<br />

weiterentwickelt. Es muss vorangehen<br />

und wir brauchen sowohl<br />

Transparenz als auch Ausgewogenheit<br />

bei den Planungen.“<br />

Mittels Veröffentlichungen, Unterschriftenlisten<br />

und Informationen<br />

in den Geschäften sollen<br />

die Anwohner und Kunden über<br />

die Situation am Kranoldplatz<br />

informiert werden. Auch in Zukunft<br />

wird es den Runden Tisch<br />

geben, die Entwicklungen am<br />

Kranoldplatz werden auf jeden<br />

Fall kritisch begleitet.<br />

Info-Veranstaltung<br />

mit Bezirksbürgermeisterin<br />

Eine Informationsveranstaltung<br />

für die Gewerbetreibenden rund<br />

um den Kranoldplatz ist für den<br />

18. <strong>September</strong> um 18 Uhr angekündigt.<br />

Der genaue Ort stand<br />

zum Redaktionsschluss noch<br />

nicht fest. Bei der Veranstaltung<br />

wird Bezirksbürgermeisterin<br />

Cerstin Richter-Kotowski gemeinsam<br />

mit Mateusz Hartwich<br />

von der IHK über den aktuellen<br />

Stand informieren und offene<br />

Fragen beantworten. Themen<br />

sind steigende Gewerbemieten,<br />

die Zukunft des Stellwerk-<br />

Gebäudes und die geplanten<br />

Umbaumaßnahmen auf dem<br />

Kranoldplatz. Gewerbetreibende<br />

melden sich bitte direkt an<br />

bei Herrn Pawlik, bezirkliche<br />

Wirtschaftsförderung, ☎ 90299-<br />

5257. ◾


KRANOLDmachtPLATZ<br />

Kiezfest in <strong>Lichterfelde</strong> <strong>Ost</strong> am 25. <strong>August</strong><br />

<strong>Lichterfelde</strong> <strong>Ost</strong> <strong>Journal</strong> 5<br />

Der Kranoldplatz im Herzen<br />

von <strong>Lichterfelde</strong> <strong>Ost</strong> ist an<br />

Markttagen der lebendige<br />

Mittelpunkt des Kiezes – an den<br />

anderen fünf Wochentagen wird<br />

er lediglich als Parkplatz genutzt.<br />

Das möchte die Standortgemeinschaft<br />

„Mein LiLa“, mit freundlicher<br />

Unterstützung der Wirtschaftsförderung<br />

Steglitz-Zehlendorf und<br />

vielen Einzelhändlern, Gastronomen<br />

und Dienstleistern aus dem<br />

Kiez, am Sonntag, den 25. <strong>August</strong><br />

gerne einmal ändern und den<br />

Kranoldplatz auch zum Festplatz<br />

machen.<br />

Mit einer Mischung aus Live-<br />

Musik, einem Bühnenprogramm,<br />

Marktständen und gastronomischen<br />

Angeboten sowie vielfältigen<br />

Mitmach-Aktionen für Kinder,<br />

wird sich der Kranoldplatz in<br />

einem ganz neuen Licht zeigen.<br />

Zwei mitreißende Bands werden<br />

dem Publikum dabei musikalisch<br />

einheizen: Die Afrikadelle Blues<br />

Band, sie kombiniert ihre westafrikanischen<br />

Wurzeln mit Afrobeat,<br />

Salsa, Funk, Blues und Jazz, sowie<br />

die Bluesband The Roaring RAG<br />

Beastie.<br />

Katja Nottke von Nottkes Kieztheater<br />

wird sich gegen 13.15 Uhr mit<br />

einer Showeinlage aus ihrem aktuellen<br />

Programm präsentieren.<br />

Gegen 14 Uhr lädt Geraldino, einer<br />

der beliebtesten deutschen<br />

Kinderliedermacher, zum Mitsingen<br />

und Mitmachen ein.<br />

Das Fest beginnt um 13 Uhr und<br />

endet um 20 Uhr. Ab ca. 15 Uhr<br />

startet das Musikprogramm, das<br />

in den Pausen durch weitere<br />

Vorführungen eingerahmt wird.<br />

Einige Geschäfte rund um den<br />

Kranoldplatz werden an diesem<br />

Sonntag von 13 bis 18 Uhr geöffnet<br />

haben. <br />

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Sa 10 - 12 Uhr


6<br />

<strong>Lichterfelde</strong> <strong>Ost</strong> <strong>Journal</strong><br />

100 Jahre Kleingartenanlage<br />

Sonnenschein-<strong>Lichterfelde</strong> e. V.<br />

Ruhepol mit Schnittlauchblüte und Goldfischteich<br />

Besucher willkommen.<br />

Das Kleingartenwesen besitzt<br />

eine über 150-jährige<br />

Tradition. Bereits auf<br />

100 Jahre blickt die Kleingartenkolonie<br />

Sonnenschein an<br />

der Hochbaumstraße zurück.<br />

1919 wurde sie in der Blütezeit<br />

der Kleingartenbewegung<br />

gegründet. Inzwischen besitzt<br />

sie rund 200 zwischen 250 und<br />

400 Quadratmeter große Parzellen,<br />

auf denen bei erschwinglicher<br />

Pacht gesät, gejätet, geerntet,<br />

aber auch gefeiert und<br />

Gemeinschaft gepflegt wird.<br />

Knackige Gemüse und süße<br />

Früchtchen, duftende Rosen<br />

und heilende Kräuter stehen<br />

hier keineswegs in Konkurrenz<br />

miteinander. Vielmehr leisten sie<br />

gemeinsam als Teil der grünen<br />

Lunge Kleingarten einen wichtigen<br />

Beitrag zur Biodiversität und<br />

zur Widerstandfähigkeit unserer<br />

Stadtnatur gegen Folgen der Klimawende.<br />

Doch dabei kommen der Erholungswert<br />

und das Vergnügen<br />

in der Natur für die Kleingärtner<br />

der Anlage keineswegs zu kurz.<br />

Kleine und große Besucher<br />

können sich davon am 17. und<br />

18. <strong>August</strong> <strong>2019</strong> auf dem Jubiläums-Gartenfest<br />

anlässlich des<br />

100. Geburtstages der Kleingartenanlage<br />

Sonnenschein vor Ort<br />

überzeugen.<br />

Vereint im Verein<br />

Sonnen- und Jupiterweg weisen<br />

den Weg über knirschenden Kies<br />

vorbei an blühenden Gärten,<br />

grünen Beeten und freundlichen<br />

Kleingärtnern. Auf dem geräumigen<br />

Festplatz im Schatten einer<br />

uralten Eiche liegt das Vereinshaus.<br />

Dass es sich hier gut feiern lässt,<br />

sieht man auf den ersten Blick:<br />

Ein hölzerner Bühnenpavillon<br />

mit Tanzfläche, Grillplatz und<br />

Rundbänke machen Lust auf<br />

das nächste Sommerfest. Zwei<br />

Spielplätze für die ganz Kleinen<br />

und die Größeren lassen keinen<br />

Wunsch offen, sogar eine Tischtennisplatte<br />

gibt es. Alles solide,<br />

akkurat. Kein Wunder, die Bauleitung<br />

hatte Wolfram Häntzschel,<br />

Bauingenieur, Zimmermann –<br />

und seit 13 Jahren geschäftsführender<br />

Vorstandsvorsitzender<br />

des Kleingartenvereins. Zuerst<br />

übernahm Häntzschel die Aufgabe<br />

des Wasserwartes, fiel schon


<strong>Lichterfelde</strong> <strong>Ost</strong> <strong>Journal</strong> 7<br />

da durch seine Genauigkeit auf.<br />

„Ich habe mich bei Sitzungen<br />

immer kritisch geäußert“, erklärt<br />

Häntzschel schmunzelnd. Zwei<br />

Jahre nachdem der auf der Kleingartenanlage<br />

mit seiner Familie<br />

eine Parzelle übernommen hatte,<br />

wurde ihm das Amt des 1. Vorstandsvorsitzenden<br />

im Jahr 2006<br />

übertragen.<br />

Die Genauigkeit, Disziplin, Sparsamkeit<br />

und Liebe zur Kleingarten-Kultur,<br />

mit der Wolfram<br />

Häntzschel die Anlage leitet,<br />

wurde ihm wohl schon in die<br />

Wiege gelegt: 1942 wurde er in<br />

Dresden geboren, bei der Bombardierung<br />

der Stadt 1945 starben<br />

beide Großeltern-Paare. Die<br />

Eltern – Mutter Geschichts-Professorin<br />

und Vater preußischer<br />

Offizier – zogen mit ihren sieben<br />

Kindern nach Berlin an den Marinesteig<br />

am Schlachtensee, wo<br />

sie wohlbehütet aufwuchsen. Ab<br />

1951 hatte die Familie eine Parzelle<br />

in Schlachtensee-Süd. „Laubenpieper<br />

waren damals typisch<br />

für Berlin. Ich war sowieso an allem,<br />

was mit Natur zu tun hatte,<br />

brennend interessiert“, erinnert<br />

sich Wolfram, der oft alleine<br />

durch den Botanischen Garten<br />

streifte, um die lateinischen Namen<br />

der Pflanzen zu lernen.<br />

Während seiner Arbeit als Bauleiter<br />

blieb später wenig Zeit<br />

für das grüne Hobby, zu dem<br />

er nach der Pensionierung aber<br />

schnell und umso intensiver zurückfand.<br />

Nach vereinter Arbeit gemeinsam entspannen.<br />

<strong>Lichterfelde</strong> e. V. inzwischen<br />

vielerorts: Nicht nur in den Gemeinschaftsbauten,<br />

auch in der<br />

Leitung der Kolonie spiegelt sie<br />

sich wider und hat viel „Grünland“<br />

geschaffen:<br />

So hat Häntzschel einiges zur<br />

Verjüngung und kulturellen<br />

Vielfalt der Kolonie beigetragen.<br />

Parzellen hat er überwiegend<br />

an Familien mit Kindern abgegeben,<br />

und inzwischen bewirtschaften<br />

einen Teil der Gärten<br />

Menschen aus anderen Kulturen<br />

wie Chinesen, Polen, Türken<br />

und Russen. „Sie haben sich der<br />

deutschen Gesellschaft angepasst<br />

und fühlen sich wohl hier.<br />

In unserer Gartengemeinschaft<br />

hat jeder gleiche Rechte und<br />

Pflichten. Aber man muss auch<br />

wissen: Die Anlage hat 200 Parzellen<br />

– und 100 verschiedene<br />

Charaktere“, erklärt der 1. Vorsitzende,<br />

der Parzellenbewerber<br />

grundsätzlich zum persönlichen<br />

Gespräch bittet. Nur so kann er<br />

feststellen, ob sie auf die Anla-<br />

Es grünt so grün<br />

Wolfram Häntzschels Handschrift<br />

findet sich in der Kleingartenanlage<br />

Sonnenschein-<br />

Die Parzelle von Wolfgang Häntzschel.


8<br />

<strong>Lichterfelde</strong> <strong>Ost</strong> <strong>Journal</strong><br />

ge passen werden. Dazu gehört<br />

auch, sich an der rund vier Stunden<br />

über das Jahr verteilten Gemeinschaftsarbeit<br />

in der Kolonie<br />

zu beteiligen. Kleingärtner im<br />

Alter über 70 sind davon befreit.<br />

Einen großen Schritt voran hat<br />

Häntzschel die Kleingartenanlage<br />

Sonnenschein gebracht,<br />

der nach der Wende der Abriss<br />

und die Umwandlung zur Sportanlage<br />

gedroht hatte. Dank der<br />

geschickten Verhandlungstaktik<br />

des damaligen Baustadtrates<br />

und späteren Bezirksbürgermeisters<br />

Norbert Kopp hatte das<br />

verhindert werden können. Die<br />

Kolonie Sonnenschein wurde<br />

mit öffentlicher Durchwegung<br />

und geregelter Müllentsorgung<br />

zur Dauerkleingartenanlage.<br />

Häntzschel arbeitete mit seinem<br />

Team später akribisch auf die<br />

Anerkennung der Kleingartenanlage<br />

als gemeinnütziger Verein<br />

hin. Nach anderthalb Jahren,<br />

2014, war das geschafft. „Der Verein<br />

gehört zur Absicherung der<br />

Pächter“, betont Wolfram Häntzschel.<br />

Seinem wirtschaftlichen<br />

Geschick ist es zu verdanken,<br />

dass die Kolonie schuldenfrei<br />

ist. Derzeit beschäftigt ihn die<br />

Überlegung zu einer eventuellen<br />

Genossenschaftsgründung<br />

innerhalb der Kolonie. Dann<br />

könnte jeder Pächter seine Parzelle<br />

kaufen, jedes Grundstück<br />

müsste aber auch an die Stadtentwässerung<br />

angeschlossen<br />

werden.<br />

Im nächsten Jahr steht in der<br />

Kolonie die nächste Vorstandswahl<br />

an. Häntzschel, der auch als<br />

unabhängiger Baugurtachter ab<br />

und zu für den Bezirksverband<br />

unterwegs ist, und mit 77 nun<br />

etwas kürzer treten möchte, will<br />

sich noch einmal der Aufgabe<br />

des Vorstandsvorsitzenden stellen,<br />

„aber dann auch meinen<br />

Nachfolger einarbeiten, denn<br />

neben einem großen Kleingärtner-Herzen<br />

gehört auch viel<br />

Fachwissen und Geschäftssinn<br />

dazu“, betont Häntzschel, der<br />

auch zukünftig nur das Beste<br />

für „seinen“ Kleingartenverein<br />

Sonnenschein-<strong>Lichterfelde</strong> e. V.<br />

will.<br />

Er selbst sitzt, wenn es seine<br />

Zeit erlaubt, gerne auf der<br />

kleinen Bank am Teich, in dem<br />

Goldfischen und Rotfedern<br />

nach Mückenlarven jagen. Ein<br />

Netz schützt sie vor dem Appetit<br />

des Reihers. Ab und zu kommen<br />

Paul und Paula zum Essen<br />

– zwei Krähen, die hier den einoder<br />

anderen Leckerbissen vom<br />

Hausherrn kredenzt bekommen.<br />

Auf den geschwungenen Beeten<br />

des Gemüsegartens (Wolfram:<br />

„Ich mag keine geraden Linien.“)<br />

wachsen u. a. Erdbeeren, Knoblauch<br />

und Salat. Rosenbüsche<br />

und ein Steingarten bringen<br />

Abwechslung ins Bild. Auch die<br />

Hollywood-Schaukel darf nicht<br />

fehlen. Die Gartenzwerge hingegen<br />

stehen beim Nachbarn.<br />

Einen Zaun zu ihm braucht es<br />

hier nicht – schließlich ist man<br />

Teil des Vereins, Teil der Kleingärtner-Gemeinschaft.<br />

Vom Armengarten<br />

über Schrebergarten<br />

zum Kleingarten<br />

mit Teich<br />

Anfang 1900 legten Stadtverwaltungen<br />

und Wohlfahrtsorganisationen<br />

Armengärtenanlagen an,<br />

um damit dem Hunger und der<br />

zunehmenden Verarmung entgegenzuwirken.<br />

Um 1850 entstanden<br />

insbesondere in Berlin<br />

Laubenkolonien des Roten Kreuzes,<br />

der Arbeiterbewegung und<br />

Gärten der Bahnlandwirtschaft.<br />

Damals entstand wohl auch die<br />

scherzhafte Bezeichnung „Laubenpieper“.<br />

Der Leipziger Arzt Moritz Schreber<br />

sprach sich für diese Gärten<br />

wegen ihrer gesundheitsfördernden<br />

Wirkung aus. – Erfunden<br />

hat er den „Schrebergarten“


<strong>Lichterfelde</strong> <strong>Ost</strong> <strong>Journal</strong> 9<br />

jedoch nicht. Der Name geht<br />

vielmehr auf die Initiative von<br />

Schuldirektor Hausschild, einen<br />

Mitstreiter Schrebers, zurück.<br />

Hausschild legte 1865 in Leipzig<br />

den Schreberplatz an, der Arbeiterkindern<br />

unter pädagogischer<br />

Betreuung als Spielplatz diente.<br />

Erst der Lehrer Karl Gesell legte<br />

rund um den Platz Gärten an, aus<br />

den Kinderbeeten entwickelten<br />

sich Familienbeete. Schließlich<br />

parzellierte und umzäunte man<br />

sie zu „Schrebergärten“. Geräteschuppen,<br />

Lauben und Zäune<br />

kamen nach und nach hinzu.<br />

Der erste Schreberverein wurde<br />

1891 gegründet, bald kamen<br />

weitere dazu.<br />

Nach dem zweiten Weltkrieg<br />

wurden als Maßnahme gegen<br />

Versorgungs- und Wohnungsnot<br />

vielerorts Kleingartengebiete<br />

für die Bevölkerung ausgewiesen.<br />

Neben einfachen Lauben<br />

entstanden auch ganzjährig<br />

bewohnbare Häuschen, die von<br />

den Stadtverwaltungen geduldet<br />

wurden.<br />

Etliche der nach dem Krieg entstandenen<br />

Kleingartengebiete<br />

tragen bis heute die Bezeichnung<br />

„Reservebauland“. Wird<br />

dieses Bauland benötigt, haben<br />

die darauf etablierten Kleingärtner<br />

mit ihren Parzellen kaum<br />

eine Zukunft.<br />

Positiv in die Zukunft schauen<br />

kann aber die Kleingartenanlage<br />

Sonnenschein-<strong>Lichterfelde</strong><br />

e. V. auch noch nach 100 Jahren.<br />

Besucher der 100-Jahr-Feier<br />

am 17. <strong>August</strong> <strong>2019</strong> erwartet<br />

ab 15 Uhr mit open End u. a.<br />

Leckeres aus Fass, Flasche und<br />

Cocktailglas sowie von herzhaft<br />

bis süß. „Simone und ihr flotter<br />

Dreier“ heizt musikalisch ein,<br />

und auch das Tanzbein darf<br />

geschwungen werden. Am<br />

18. <strong>August</strong> dann, von 14-18 Uhr,<br />

kommen die Kids auf ihre Kosten.<br />

Für Leib und Seele wird<br />

gesorgt,Clowns, Kindertanzgruppe<br />

und DJ lassen garantiert<br />

keine Langeweile aufkommen.<br />

Übrigens: die Nachbar-Kleingartenkolonie<br />

Abendruh e. V. feiert<br />

eine Woche zuvor ihren 100. Geburtstag:<br />

Am 10. <strong>August</strong> <strong>2019</strong><br />

ab 15 Uhr findet der Festumzug<br />

statt, danach Musik, Tanz und<br />

Fröhlichkeit. Der Tag endet mit<br />

einem Feuerwerk.<br />

Am 11. <strong>August</strong> folgt das Kinderfest<br />

mit vielen Überraschungen<br />

von 15-17 Uhr.<br />

◾<br />

<br />

Jacqueline Lorenz<br />

Kleingartenanlage<br />

Sonnenschein-<strong>Lichterfelde</strong> e. V.<br />

Vereinshaus und Spielplätze im Schatten alter Bäume.<br />

Eingang Hochbaumstraße 32<br />

14167 Berlin-<strong>Lichterfelde</strong><br />

Kontakt:<br />

Wolfram Häntzschel<br />

Telefon: 0176 / 347 806 37<br />

E-Mail: kol.sonnenschein@t-online.de<br />

www.kga-sonnenschein.de


10<br />

<strong>Lichterfelde</strong> <strong>Ost</strong> <strong>Journal</strong><br />

Leinpfadbrücke Edenkobener Steg<br />

Als Schiffe noch von Lokomotiven gezogen wurden<br />

Über den Edenkobener Steg fuhren einst Treidelloks.<br />

Eine Brücke, genau genommen<br />

ein Steg über den Teltowkanal<br />

in Lankwitz: Die<br />

Stahlkonstruktion, die heute den<br />

Namen Edenkobener Steg trägt,<br />

wurde 1907 von der damaligen<br />

Teltowwerft gebaut. Sie gehörte<br />

zu einem Treidelpfad, auch Leinpfad<br />

genannt. Hier überquerten<br />

die Lokomotiven den Teltowkanal,<br />

mit denen die Schiffe die<br />

Wasserstraße entlang gezogen<br />

wurden. Obwohl viele Schiffe<br />

den Kanal bereits mit Motorkraft<br />

befahren konnten, war das<br />

Treideln zur Schonung der Ufer<br />

notwendig. Bereits bei seiner<br />

Einweihung war der Teltowkanal<br />

zu klein für viele Schiffe, die ihn<br />

passierten.<br />

Treideln war ein uraltes Verfahren,<br />

um Schiffe flussaufwärts<br />

zu bewegen. Bereits die Römer<br />

wandten es an. Doch bisher<br />

wurden die Schiffe meistens<br />

von Pferden, manchmal auch<br />

von Menschen gezogen. Es war<br />

eine gefährliche Arbeit, denn die<br />

Uferwege waren oft rutschig.<br />

Berichte über das Treideln am<br />

Rhein bezeugen, dass vier Treidelpferde<br />

in den Fluss gezogen<br />

Eine der letzten Treidellokomotiven am Hindenburgdamm/Ecke Königsberger Straße.


<strong>Lichterfelde</strong> <strong>Ost</strong> <strong>Journal</strong> 11<br />

wurden, nachdem eins auf dem<br />

schmalen Pfad ins Rutschen gekommen<br />

war. Die Schienen links<br />

und rechts des Teltowkanals<br />

machten das Treideln erheblich<br />

sicherer.<br />

Am Teltowkanal waren 20 Lokomotiven<br />

im Einsatz. Sie bewegten<br />

die Schiffe zwischen<br />

Kleinglienicke und Grünau über<br />

den gesamten Kanal. Der Antrieb<br />

der Loks war modern – die von<br />

der Firma Siemens gebauten<br />

Gefährte waren Elektroloks. Um<br />

ihre Stromversorgung sicherzustellen,<br />

baute man in Schönow<br />

– heute ein Teil von Steglitz-<br />

Zehlendorf – am Werkshafen<br />

ein Kraftwerk. Dieses versorgte<br />

umliegende Industriebetriebe<br />

gleich mit. Die moderne Form<br />

des Treidelns, bei der elektrisch<br />

angetriebene Lokomotiven<br />

Pferde- und Menschenkraft ersetzten,<br />

wurde weltweit erstmals<br />

am Teltowkanal praktiziert. Die<br />

Neuerung war wegweisend, so<br />

kam sie in der Folge auch am<br />

Panamakanal zum Einsatz. In<br />

Deutschland endete das Treideln<br />

am Teltowkanal mit dem<br />

Zweiten Weltkrieg. Die Anlagen<br />

wurden zerstört und demontiert.<br />

Durch zerstörte Brücken war der<br />

Schiffverkehr auf dem Teltowkanal<br />

ohnehin unterbrochen. Eine<br />

der letzten Lokomotiven ist am<br />

Hindenburgdamm/Ecke Königsberger<br />

Straße zu sehen. Reste<br />

von Gleisanlagen sind in Schönow<br />

an der Teltowwerft erhalten<br />

geblieben. <br />

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12<br />

<strong>Lichterfelde</strong> <strong>Ost</strong> <strong>Journal</strong><br />

Stadtpark Steglitz.<br />

Test neuer Formen der Parkbetreuung<br />

Parkläufer unterwegs in Steglitz und Zehlendorf<br />

Das Bezirksamt Steglitz-<br />

Zehlendorf nimmt mit<br />

dem Stadtpark Steglitz<br />

sowie den Grünanlagen am<br />

Schlachtensee und an der<br />

Krummen Lanke am Pilotprojekt<br />

„Parkmanager“ der Senatsverwaltung<br />

für Umwelt, Verkehr<br />

und Klimaschutz teil. Das Bezirksamt<br />

ist erfreut darüber, in den<br />

ausgewählten Anlagen diese<br />

neue Form der Parkbetreuung<br />

testen zu können. Vor dem Hintergrund<br />

der weiter steigenden<br />

Beanspruchung öffentlicher<br />

Grün- und Parkanlagen durch<br />

unterschiedlichste Nutzungen<br />

und Nutzungsformen hat der<br />

Berliner Senat den Bezirken zur<br />

Stärkung der grünen Infrastruktur<br />

finanzielle Mittel aus dem<br />

Nachtragshaushalt <strong>2019</strong> zur<br />

Verfügung gestellt.<br />

Das Personal der vom Bezirk<br />

beauftragten Firma SI³ UG ist<br />

speziell geschult und durch eine<br />

auffallend grüne Dienstkleidung<br />

mit der Aufschrift „Parkläufer“ für<br />

jeden erkennbar. Es hat die Aufgabe,<br />

auf die Einhaltung von Regeln<br />

der Grünanlagennutzung zu<br />

achten, Informationen zu geben,<br />

wirkungsvoll zwischen einzelnen<br />

Nutzergruppen zu moderieren<br />

aber auch auf Fehlverhalten hinzuweisen<br />

und im Streitfall deeskalierend<br />

einzugreifen.<br />

Die Testphase wird durch ein<br />

vom Senat beauftragtes Landschaftsarchitekturbüro<br />

berlinweit<br />

begleitend dokumentiert<br />

und evaluiert.<br />

Bezirksstadträtin Maren Schellenberg<br />

hofft, dass durch eine<br />

niedrigschwellige Sozialkontrolle<br />

und die Vernetzung mit den<br />

Ordnungsbehörden Müll und<br />

Vandalismus reduziert und damit<br />

die schonende Benutzung<br />

der bezirklichen Grün- und Erholungsanlagen<br />

gestärkt wird. ◾


<strong>Lichterfelde</strong> <strong>Ost</strong> <strong>Journal</strong> 13<br />

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14<br />

<strong>Lichterfelde</strong> <strong>Ost</strong> <strong>Journal</strong><br />

MiK – für eine demokratische<br />

Gesellschaft von morgen<br />

Mediations-Projekt des Mittelhof e. V. für Kinder im Vorschulalter<br />

„MiK ist: Wenn zwei Kinder sich<br />

streiten, hilft ein anderes Kind,<br />

dass sie sich wieder vertragen“,<br />

erklärt der fünfjährige Felix das<br />

Projekt des Mittelhof e. V. „MiK –<br />

Mediation in Kita “.<br />

2015 startete das aus Mittelhof-<br />

Budget finanzierte und durch<br />

das Deutsche Kinderhilfswerk<br />

finanziell geförderte Pilot-Projekt.<br />

Auf Augenhöhe mit kleinen<br />

Kita-Leuten, hilft es ihnen, Brücken<br />

zu bauen, mit Konflikten zu<br />

wachsen und daraus für´s Leben<br />

zu lernen.<br />

Streiten und Konflikte zu lösen,<br />

gehört zum Leben dazu, auch im<br />

Mika:<br />

Kita-Alltag. Doch wichtig ist, wie<br />

gestritten wird und auf welche<br />

Art Konflikte gelöst werden, um<br />

daraus bereits als Kita-Kind ein<br />

stärkeres Selbstbewusstsein für<br />

das Erwachsensein entwickeln<br />

zu können.<br />

Kinder in jungen Jahren dorthin<br />

zu führen, dass sie selbst<br />

einen Weg zu einer akzeptablen<br />

Lösung aus dem Streit heraus<br />

finden, ist das Ziel des MiK-Projektes.<br />

Damit erfüllt der Mittelhof<br />

einen wichtigen Bildungsauftrag:<br />

Es weist Erwachsenen von<br />

morgen den Weg, zum selbstbewussten<br />

sozialen Mitglied<br />

Die fünf Phasen<br />

der Mediation<br />

1. Phase<br />

2. Phase<br />

3. Phase<br />

4. Phase<br />

5. Phase<br />

„Da ist Streit.“<br />

Jonah: „Da reden wir miteinander.“<br />

Jonah: „Die dritte Stufe ist auf<br />

dem Weg zum Vertragen.“<br />

Swinda: „Die vierte Stufe heißt<br />

wir vertragen uns!“<br />

Lara: „Das heißt, wir haben uns<br />

schon vertragen und sind<br />

fröhlich!“<br />

Die fünf Mediationsphasen werden den Kids spielerisch als Zugstationen vorgestellt.<br />

unserer demokratischen Gesellschaft<br />

zu werden; einer Gesellschaft,<br />

die einer zunehmenden<br />

Bedrohung durch Mobbing und<br />

Diskriminierung ausgesetzt ist.<br />

Bis 2020 soll das Konzept zur Mediation<br />

(= aussöhnende Vermittlung)<br />

in den 13 Mittelhof-Kitas<br />

im Bezirk Steglitz-Zehlendorf<br />

sowie der in Charlottenburg-<br />

Wilmersdorf gelegenen Kita<br />

Anwendung finden. Auch in der<br />

vom Mittelhof geleiteten und<br />

von der Gerhard-Jaeck Stiftung<br />

mitfinanzierten Tagespflege-Einrichtung<br />

für geflüchtete Kinder<br />

wird MiK zukünftig umgesetzt<br />

werden.<br />

Streiten will<br />

gelernt sein<br />

Entwickelt wurde MiK von einem<br />

Team pädagogischer Fachkräfte<br />

und ausgebildeter Mediatoren<br />

des Mittelhof e. V.,Träger der<br />

freien Kinder- und Jugendhilfe.<br />

Alle Beteiligten – Kita-Kinder,<br />

Eltern und Erzieher – bezieht<br />

das Projekt ein, das in zwei


<strong>Lichterfelde</strong> <strong>Ost</strong> <strong>Journal</strong> 15<br />

Geschützter Raum zur Streitlösung.<br />

Mittelhof-Pilot-Kitas in Berlin-<br />

Zehlendorf startete: „Die Kobolde“<br />

und „Montessori-Kinderhaus<br />

Königskinder“ waren die ersten,<br />

die lernten, ihren Standpunkt<br />

mit Worten zu vertreten, ohne<br />

zu schreien oder zu schlagen.<br />

Die erfolgte Evaluation mit Elternumfrage<br />

nach einem Jahr<br />

brachte ein durchweg positives<br />

Ergebnis: Die Kinder zeigten bereits<br />

nach kurzer Zeit ein verändertes<br />

Streitverhalten innerhalb<br />

der Kita, aber auch bei Konflikten<br />

im häuslichen Bereich. Da bekamen<br />

Eltern dann von ihrem fünfjährigen<br />

Sprössling schon mal zu<br />

hören: „Setzt euch doch mal hin<br />

und redet, wer eigentlich was<br />

will! Ihr hört euch ja gar nicht zu!“<br />

Und manches Kita-Kind hat erreicht,<br />

dass die Eltern sich bei<br />

drohendem Streit nun in die<br />

dazu bestimmte Konfliktecke<br />

auf dem Sofa zurückziehen und<br />

im gemeinsamen Gespräch eine<br />

Lösung suchen.<br />

Grund genug für Projektkoordinatorin<br />

Gabriele Maierski und ihr<br />

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16<br />

<strong>Lichterfelde</strong> <strong>Ost</strong> <strong>Journal</strong><br />

Team, MiK weiter voran und in<br />

Vorbildfunktion an alle Kitas des<br />

Mittelhof e. V. zu bringen.<br />

MiK – Bildungsarbeit<br />

im Vorschulalter<br />

Da jede Kita etwas anders aufgestellt<br />

ist, jedes Haus andere<br />

Voraussetzungen liefert, werde<br />

das praxisorientierte Projekt-<br />

Konzept individuell angepasst<br />

umgesetzt, erklärt die Projektkoordinatorin.<br />

Regelmäßige<br />

Workshops, Fortbildungsveranstaltungen<br />

und Treffen mit<br />

Fachkräften und Eltern sorgen<br />

dafür, dass alle Beteiligten auf<br />

demselben Projekt-Stand und<br />

über die Projekt(fort)schritte informiert<br />

sind.<br />

Die Mediation in der Kita findet<br />

in einem speziell dafür eingerichteten<br />

geschützten Raum<br />

statt. Das kann eine Kuschelecke,<br />

eine Redebank oder eine<br />

Wüterich-Höhle sein, immer aber<br />

eine Ruhezone, die bei Konflikten<br />

aufgesucht werden kann.<br />

Zur Ausstattung einer Mediationsecke<br />

gehören haptisch und<br />

visuell erfassbare Materialien<br />

wie u. a. Kuschelmonster mit jeweils<br />

traurigem, wütendem oder<br />

ängstlichem Gesichtsausdruck,<br />

themenbezogene Bilderbücher<br />

und Bilder. Ein sogenannter<br />

MiK-Medienkoffer in Form einer<br />

besonderen Projektbroschüre<br />

unterstützt die pädagogischen<br />

Fachkräfte in ihrer Projekt-Arbeit<br />

mit den Kindern.<br />

Eine wichtige Rolle beim Streiten<br />

spielen negative Gefühle. Was<br />

fühle ich, dass ich meinem Gegenüber<br />

an den Haaren reißen<br />

oder es schlagen möchte?<br />

Fotos: Mittelhof e. V.<br />

In einem ersten Schritt, in dem und donnert es an der ersten<br />

das Projekt Zugang zu den Kids Station noch, lässt das Gewitter<br />

findet, lernen die kleinen Leute,<br />

ihr Inneres, ihre negativen nach, an der jeder seine Sicht<br />

bereits an der nächsten Station<br />

Empfindungen zum Ausdruck des Streites schildern kann. An<br />

zu bringen: Trauer, Zorn, Wut, der dritten noch wolkenverhangenen<br />

Station kommen Gefühle<br />

Angst, Eifersucht und Frustration<br />

– das alles kann nicht nur bei und Bedürfnisse der Streithähne<br />

Kindern zu Hilflosigkeit führen, zur Sprache. Und an der vierten<br />

die dann in offener Aggression zeigt sich bei der Suche nach<br />

gipfelt.<br />

Lösungen bereits das erste Mal<br />

„Denn Kita-Kinder können Empfindungen<br />

wie Wut, Eifersucht Sonnenschein schließlich an der<br />

schüchtern die Sonne. Eiteloder<br />

Frustration oft noch gar fünften und letzten Station: Man<br />

nicht erklären“, sagt Gabriele ist sich wieder einig und jeder<br />

Maierski.<br />

zufrieden.<br />

Zuerst in der Kita, später auch<br />

Mit dem Zug vom daheim oder unterwegs: Ein<br />

Streit zur Lösung<br />

Ruhevers hilft, bei Ärger zu<br />

entspannen, Raufen nach Regeln<br />

steht auf dem Plan, Licht-<br />

Mit MiK lernen die Kinder mithilfe<br />

speziell entwickelter Spiele<br />

und Lieder, ihre Gefühle zu und „Mutmach-Tricks“ schaffen<br />

meditation bringt Stimmung,<br />

erkennen, zu verstehen und Selbstvertrauen. Dadurch werden<br />

schließlich positive Gefühle<br />

schließlich angemessen auszudrücken,<br />

bzw. darüber zu sprechendenheit<br />

gestärkt. Die eigene<br />

wie Freude, Mut und Zufrie-<br />

So fährt ein vom Mittelhof entwickelter<br />

„symbolischer“ MiK-Zug anderen auch Respekt und Wert-<br />

Meinung soll vertreten, doch<br />

dampfend über die fünf Streit- schätzung entgegengebracht<br />

Stationen bis zur Lösung: Blitzt und empathisch begegnet wer-


<strong>Lichterfelde</strong> <strong>Ost</strong> <strong>Journal</strong> 17<br />

den. Am erreichten Projekt-Ziel<br />

stehen gestärkte Kinder, die sich<br />

für ihre eigenen Interessen, aber<br />

auch für die anderer einsetzen.<br />

Schon im Kita-Alter zeigen sich<br />

da unterschiedliche Stärken, wie<br />

die Projektkoordinatorin weiß:<br />

„Manche Kinder eignen sich in<br />

diesem Alter bereits gut zum<br />

Schlichten:“ Bei den Lösungsgesprächen<br />

zu auftretenden<br />

Konflikten sind jedoch Lösungsvorschläge<br />

aller Kita-Kinder willkommen.<br />

Eines vergisst das MiK-Projekt<br />

nie: Im Mittelpunkt steht das<br />

Kind mit seinen Interessen, Bedürfnissen<br />

und Kompetenzen.<br />

Jedoch nicht vereinzelt, sondern<br />

eingebunden in das System Familie,<br />

in Kita, Gruppe und Sozialraum.<br />

So endet MiK – wie die<br />

anderen Mittelhof-Projekte auch<br />

Kuschelmonster zeigen Gefühle.<br />

– nicht an der Kita-Tür, sondern<br />

ist ebenso an den sozialen und<br />

familiären Kontext der Kinder<br />

adressiert.<br />

MiK als hervorragendes Beispiel,<br />

von klein auf voneinander zu lernen:<br />

der Mittelhof e. V. wünscht<br />

sich, dass diese erfolgreiche<br />

Methode im Bezirksamt Wahrnehmung<br />

erfährt und verstärkt<br />

Schule macht.<br />

Schulkooperationen und Kooperationen<br />

mit der evangelischen<br />

Hochschule in Berlin-Zehlendorf<br />

sind bereits angelaufen, demnächst<br />

wird ein Masterstudent<br />

seine Facharbeit über das MiK-<br />

Projektthema schreiben. Und<br />

auch andere Träger als der Mittelhof<br />

zeigen Interesse an MiK.<br />

Und etwas verrät Gabriele Maierski<br />

noch: Um zu Mittelhof-Projekten<br />

wie MiK umfangreiches<br />

Informationsmaterial und Fachliteratur<br />

seinen pädagogischen<br />

Fachkräften an einem Ort übersichtlich<br />

präsentieren zu können,<br />

wird derzeit unter Einbeziehung<br />

der Kollegen in der Zehlendorfer<br />

Villa Mittelhof eine Präsenzbibliothek<br />

eingerichtet. ◾<br />

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18<br />

<strong>Lichterfelde</strong> <strong>Ost</strong> <strong>Journal</strong><br />

„Christoph 31“ fliegt<br />

75.000. Rettungseinsatz in Berlin<br />

Rettungshubschrauber mit den weltweit meisten<br />

Luftrettungseinsätzen pro Tag<br />

Christoph 31 ist derzeit übergangsweise am Flughafen Schönefeld beheimatet, da der Landeplatz auf dem Charité Campus Benjamin Franklin<br />

in Steglitz umgebaut wird. Foto: ADAC Berlin-Brandenburg e. V.<br />

Neue Rekordmarke für<br />

„Christoph 31“: Der in<br />

Berlin stationierte Rettungshubschrauber<br />

der ADAC<br />

Luftrettung ist im Juni seinen<br />

75.000. Einsatz geflogen. Besonders<br />

erfreulich dabei: Auch dieser<br />

Einsatz verlief wie alle bisherigen<br />

seit Beginn der Luftrettung<br />

in Berlin im Jahr 1987 unfallfrei.<br />

„Christoph 31“, der im vergangenen<br />

Jahr zu 3147 Notfällen<br />

ausrückte, gilt als Rettungshubschrauber<br />

mit den weltweit<br />

meisten Luftrettungseinsätzen<br />

pro Tag. Die Maschine des Typs<br />

EC135 ist derzeit übergangsweise<br />

am Berliner Flughafen<br />

Schönefeld beheimatet, da der<br />

Landeplatz auf dem Charité<br />

Campus Benjamin Franklin in<br />

Steglitz umgebaut wird.<br />

Die Crew musste bei ihrem „Jubiläumseinsatz“<br />

am bisher heißesten<br />

Tag des Jahres im Westen<br />

von Berlin im Ortsteil Kladow einen<br />

Mann in einem Pflegeheim<br />

notfallmedizinisch versorgen<br />

und ins nächstgelegene Krankenhaus<br />

begleiten. „Solche Einsätze<br />

im Stadtgebiet stellen die<br />

Crew jeden Tag vor besondere<br />

Herausforderungen“, würdigte<br />

Frédéric Bruder, Geschäftsführer<br />

der ADAC Luftrettung, das<br />

Erreichen der 75.000er-Marke.<br />

„Unser Fokus liegt auf dem<br />

höchsten Maß an Patienten- und<br />

Flugsicherheit“, betonte Bruder.<br />

„So eine hohe Einsatzdichte in<br />

einem hochkomplexen und risikobehafteten<br />

Umfeld ist nur<br />

durch die hohe Professionalität<br />

und das große Engagement der<br />

Crew möglich.“ <br />


Interessengemeinschaft<br />

<strong>Lichterfelde</strong>r Angler 1927 e. V.<br />

Wo Eisvogel und Biber sich Petri Heil sagen<br />

<strong>Lichterfelde</strong> <strong>Ost</strong> <strong>Journal</strong> 19<br />

Der Zehlendorfer Stichkanal,<br />

eine Abzweigung<br />

des Teltowkanals, ist fast<br />

in Vergessenheit geraten. Doch<br />

über die Jahre hat sich hier ein<br />

bemerkenswertes Biotop entwickeln<br />

können, in dem man Eisvogel,<br />

Biber, Reiher und Kormoran<br />

sowie vielfältige Fischarten<br />

und Libellen antrifft, aber auch<br />

Seerosen, gelbblühende Teich-<br />

Mummeln und Schilfgürtel.<br />

Zu verdanken ist diese Vielfalt<br />

zu einem großen Teil der „Interessengemeinschaft<br />

<strong>Lichterfelde</strong>r<br />

Angler 1927 e. V. (ILA)“, die<br />

im Laufe von 92 Jahren aus dem<br />

einst kargen und baumlosen<br />

Gelände am Gewerbegebiet<br />

des Stichkanals von ihrer Uferseite<br />

aus eine grüne Oase am<br />

Rande der Stadt gemacht hat.<br />

Denn – wie der Name sagt – gilt<br />

ihr Interesse nicht nur der Hege<br />

von Fischen, sondern auch der<br />

von Natur und Umwelt.<br />

Idylle mit Tradition<br />

Folgt man der von der <strong>Lichterfelde</strong>r<br />

Goerzallee abgehenden<br />

Straße „Am Stichkanal“, muss<br />

man, um das Angler-Paradies<br />

zu finden, erst einmal vorbei<br />

an weniger idyllischen Industriebetrieben.<br />

Nach der zweiten<br />

Kurve rechts aber, für die Öffentlichkeit<br />

nur durch das große Tor<br />

mit der Vereinsflagge sichtbar,<br />

Das Vereins-Gelände 1927 und heute…<br />

hat sich die Interessengemeinschaft<br />

<strong>Lichterfelde</strong>r Angler<br />

1927 e. V. auf ihrem Vereinsgelände<br />

entlang des südöstlichen<br />

Zehlendorfer Stichkanal-Ufers<br />

seinen ruhigen Rückzugsort<br />

geschaffen, von dem auch die<br />

Umwelt profitiert. Das Vereinsgelände<br />

liegt in direkter und<br />

guter Nachbarschaft zur Kleingartenkolonie<br />

„Am Stichkanal<br />

e. V.“. Von dort wird das Vereinshaus<br />

der Angler mit Strom und<br />

Wasser versorgt. Rund 40 Holzhäuschen<br />

ohne Strom- und<br />

Wasseranschluss fügen sich auf<br />

dem Areal oberhalb des etwa<br />

Fotos: ILA<br />

50 Meter breiten Stichkanals<br />

an dem einen Kilometer langen<br />

Kanalweg unauffällig in die Natur.<br />

Zäune innerhalb der Anlage<br />

gibt es hier nicht. Die schirmen<br />

das Vereinsgelände nur nach<br />

außen ab, das Mitgliedern und<br />

deren Gästen vorbehalten ist.<br />

Mit dem Auto können die Angler<br />

bis zu ihrem Angelplatz auf<br />

dem Gelände fahren. Vom Uferweg<br />

führen Steintreppchen hinab<br />

zu den jeweiligen Angelständen,<br />

von denen es etwa 50 gibt,<br />

etwas mehr als Holzhäuschen.<br />

Der Zehlendorfer Stichkanal<br />

zählt zu den sonstigen Bin-


20<br />

Gesundheit<br />

<strong>Lichterfelde</strong> <strong>Ost</strong> <strong>Journal</strong><br />

Mitglieder der Vereins-Gründungsversammlung 1927.<br />

nenwasserstraßen des Bundes.<br />

Durch den Bau des Teltowkanals<br />

Anfang 1900, die damit verbundene<br />

Grundwassersenkung und<br />

die Trockenlegung der benachbarten<br />

Sumpfgebiete blieb nur<br />

als Rest des Teltower Sees der<br />

geschwungene Verlauf des Zehlendorfer<br />

Stichkanals erhalten,<br />

und es entstand neues Bauland.<br />

Auf den verkehrsgünstig am<br />

Wasserweg gelegenen Gewerbegrundstücken<br />

siedelten sich<br />

große Firmen wie die „Optische<br />

Anstalt C.P. Goerz“ sowie die<br />

Zehlendorfer Eisenbahn- und<br />

Hafen-AG an.<br />

Nach 1945 verlor das Gebiet<br />

durch Blockade und Mauerbau<br />

an Industrie-Bedeutung, die<br />

seit Mauerfall allmählich wieder<br />

wächst.<br />

In direkter Nachbarschaft mit der<br />

Industrie ist es der ILA gelungen,<br />

die Natur-Oase am Stichkanal<br />

zu etablieren: Nach vielen Bemühungen,<br />

die <strong>Lichterfelde</strong>r<br />

Angler zu einigen, entschlossen<br />

sich vier Sportfreunde 1927, den<br />

Stichkanal zu pachten, da der<br />

über einen guten Fischbesatz<br />

mit Karpfen, Schleien und Karauschen<br />

verfügte. Für den Schiffsverkehr<br />

wurden nur die ersten<br />

100 Meter des Mündungsbereiches<br />

genutzt. Der Treidelbetrieb<br />

aber hinderte die Angler an der<br />

Nutzung der hohen Uferböschungen.<br />

Im Februar 1927 fand<br />

die Gründungsversammlung der<br />

ILA statt, die anfangs 33 Mitglieder<br />

zählte. Doch der Verein hatte<br />

nicht nur gute Zeiten: 1928 gab es<br />

Anzeichen einer massiven „Photochemischen“<br />

Verseuchung des<br />

Pachtgewässers, bedingt durch<br />

die in den Teltowkanal eingeleiteten<br />

hochgiftigen Abwässer.<br />

Um 1930 war die Existenz der<br />

ILA ständig bedroht. Doch dank<br />

starken Zusammenhalts schaffte<br />

der Verein es immer wieder, – und<br />

auch der Stichkanal erholte sich.<br />

Vereinsgelände<br />

und Mitglieder<br />

Ein Blässhuhn-Nest schaukelte<br />

auf der Wasseroberfläche, hier<br />

Foto: ILA<br />

und da auch das Ruderboot eines<br />

Anglers. Die Biber schreiben<br />

eine deutliche Handschrift, wie<br />

etliche Bäume längs des Vereinsweges<br />

zeigen – anhand erster<br />

Bissspuren oder sogar bereits von<br />

dem Nagetier gefällt und malerisch<br />

im Stichkanal versenkt. In<br />

ihren Ästen unter Wasser finden<br />

Fische und Amphibien das ideale<br />

Versteck. Und dort hält sich<br />

wohl auch der Wels auf, den Vereinsvorsitzender<br />

Christian Wolff<br />

und die Angler zwar noch nicht<br />

gesichtet haben, aber in dem<br />

Gewässer vermuten. Besonders<br />

wertvollen Baumbestand schützt<br />

der Verein, der in regelmäßigem<br />

Austausch mit Revierförster und<br />

Naturschutzbehörde steht, mit<br />

Kaninchendraht vor den scharfen<br />

Biberzähnen.<br />

Doch man lebt hier in und mit<br />

der Natur. Das wissen auch die<br />

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<strong>Lichterfelde</strong> <strong>Ost</strong> <strong>Journal</strong> 21<br />

Wildschweine, die dem Gelände<br />

ihre regelmäßigen Besuche<br />

abstatten und schon mal gemächlich<br />

über die Terrasse einer<br />

Angler-Datsche wechseln.<br />

Christian Wolff ist seit 1992 im<br />

Verein dabei, ein Schulkamerad<br />

hatte ihn mitgenommen. Christian<br />

blieb. Inzwischen zählt er als<br />

1. Vorsitzender zu den jüngeren<br />

Vereinsmitgliedern. Das Durchschnittsalter<br />

der 52 Mitglieder<br />

liegt bei 60, wohl typisches Vereinsphänomen<br />

unserer Tage. Als<br />

zweiter Vorsitzender ist Dieter<br />

Piesker aktiv. 1947 geboren, war<br />

er von klein auf im Verein, sein<br />

Großvater hat den ILA im Jahr<br />

1927 mit gegründet, sein Vater<br />

und sein Onkel waren dann<br />

ebenfalls engagiert für den<br />

Verein. So treffen hier Tradition<br />

und Moderne zusammen. Dieter<br />

Piesker erzählt: „Wir haben<br />

noch alte Sitzungs-Protokolle<br />

aus den Anfangszeiten des Vereins.<br />

Da ging es streng zu, es<br />

gab zig Regeln.“ Heute lautet<br />

die Vereinsdevise dagegen, wie<br />

Christian Wolff erklärt: „Regeln,<br />

sowenig wie möglich, und so viel<br />

wie nötig.“<br />

Neue Mitglieder sind gern gesehen.<br />

Die Beiträge sind erschwinglich<br />

und beinhalten<br />

Vorstandskollegen: Christian Wolff und Dieter Piesker.<br />

die Angelerlaubnis für ein Jahr.<br />

Doch man muss sich zuerst als<br />

Anwärter für die ILA verdient<br />

machen, bzw. Interesse zeigen.<br />

„Denn nur um zu angeln, bei uns<br />

einzutreten, ist zu wenig“, betont<br />

der 1. Vorsitzende. Zehn Stunden<br />

jährlicher Gemeinschaftsdienst<br />

zu Wasser und zu Land gehören<br />

ebenso dazu, wie die Identifikation<br />

mit der Gemeinschaft und<br />

dem Areal. Gibt jemand sein<br />

Häuschen im Verein auf, wird<br />

dessen Wert zuerst geschätzt,<br />

bevor es dann ein anderes Mitglied<br />

übernehmen kann. Dabei<br />

zählt die Länge der Vereinsmitgliedschaft.<br />

Gäste der Mitglieder dürfen gegen<br />

eine geringe Tageskarten-<br />

Gebühr ebenfalls auf dem Gelände<br />

angeln.<br />

Angeln und mehr<br />

Neben dem Angeln gibt es an<br />

diesem Ort der Ruhe immer etwas<br />

zu tun.<br />

Das Angeljahr der Vereinsangler<br />

beginnt und endet mit der gemeinschaftlichen<br />

Gewässerreinigung<br />

zu Wasser vom Boot aus<br />

und zu Lande. Auf dem Stichkanal<br />

werden von den ILA-Mitgliedern<br />

überwiegend Ruderboote oder<br />

mit Elektro- statt Verbrennungsmotor<br />

betriebene Boote eingesetzt.<br />

Die Einfahrt für vereinsfremde<br />

Boote in den Stichkanal<br />

ist ohne Genehmigung jedoch<br />

verboten.<br />

Im vergangenen Sommer führten<br />

die Mitglieder umfangreiche<br />

Uferbefestigungsmaßnahmen<br />

auf ihrer Uferkanalseite durch:


22<br />

<strong>Lichterfelde</strong> <strong>Ost</strong> <strong>Journal</strong><br />

Auch wenn im Stichkanal selbst<br />

kein Schiffsverkehr stattfindet,<br />

verursacht der des Teltowkanals<br />

heftige Strömungen, die zum<br />

Abtragen der Uferränder des<br />

Stichkanals führen. Dem steuert<br />

der Verein entgegen, indem er<br />

regelmäßig kostenintensive Uferpflege<br />

betreibt. Auch die Pflege<br />

des Baumbestandes reißt immer<br />

wieder ein tiefes Loch in die Vereinskasse.<br />

Die Angler installieren<br />

Insektenhotels, Fledermauskästen<br />

und Nistkästen für Mauersegler.<br />

Und natürlich kümmern<br />

sich die Heger auch um einen<br />

ausgeglichenen Fischbestand vor<br />

ihrer Vereinstür: Die vor zwei Jahren<br />

in den Stichkanal gesetzten<br />

Jungschleie bringen inzwischen<br />

immerhin um die drei Kilo pro Tier<br />

auf die Waage.<br />

So genießen die Angelfreunde<br />

Vereinsarbeit Stichkanal-Reinigung.<br />

<br />

Fotos: ILA<br />

mit Recht die Freizeit, die ihnen<br />

für ihren Sport bleibt.<br />

Die Artenvielfalt des Stichkanals<br />

mit Aal, Karpfen, Hecht, Zander,<br />

Barsch, Karausche, Giebel, Rotfeder<br />

und Plötze sprechen für sich<br />

und die ILA.<br />

Und dann gibt es da noch die unterschiedlichsten<br />

Vereinsveranstaltungen<br />

vom Damenangeln<br />

über Meeresfischen bis hin zum<br />

Skatabend und Nachtangeln.<br />

Mit dem Patenverein Hamburg<br />

Alster verbindet die ILA eine jahrzehntelange<br />

Freundschaft.<br />

Auch der offene Austausch mit<br />

Nachbarn ist für die ILA-Angler<br />

wichtig, wie Christian Wolff erklärt.<br />

Dazu wünscht er sich noch<br />

stärkere Kontakte zu den an<br />

gegenüberliegender Uferseite<br />

ansässigen Firmen. Aber auch<br />

an die ILA gibt es einen Wunsch<br />

von Bürgerseite aus: Für die gelegentliche<br />

Öffnung des Geländes,<br />

damit interessierte Besucher sich<br />

an besonderen „Tagen der offenen<br />

Tür“ selbst ein Bild von diesem<br />

besonderen Kleinod machen<br />

können. – Zugunsten von Natur<br />

und Umwelt am Zehlendorfer<br />

Stichkanal.<br />

<br />

Jacqueline Lorenz<br />

Interessengemeinschaft<br />

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Am Stichkanal 30, 14167 Berlin<br />

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Die Naturgruppe Lankwitz<br />

sucht Interessenten<br />

Gemeinsam nachhaltige Projekte fördern<br />

Die Naturgruppe Lankwitz trifft sich im Maria-Rimkus-Haus.<br />

Naturfreunde aufgepasst: Gemeinsam erörtern<br />

die Mitglieder der Naturgruppe Lankwitz<br />

verschiedene Aspekte der Natur im<br />

Lankwitzer Kiez und stellen nachhaltige Projekte<br />

vor, mit deren Hilfe man die lokale Stadt-Natur<br />

fördern kann. Dabei spielt nachbarschaftliches<br />

<strong>Lichterfelde</strong> <strong>Ost</strong> <strong>Journal</strong> 23<br />

Miteinander eine zentrale Rolle, um den Kiez nicht<br />

nur für die Natur, sondern auch für die Anwohner<br />

lebenswerter zu gestalten. Die Gruppe bietet<br />

naturverbundenen Menschen eine Möglichkeit,<br />

im Kiez aktiv zu werden und Gleichgesinnte kennenzulernen.<br />

Und eine Chance, im Kleinen Verbesserungen<br />

auf den Weg zu bringen, die künftig<br />

Großes bewirken.<br />

Die Treffen finden im Maria-Rimkus-Haus, Gallwitzallee<br />

53, 12249 Berlin statt, jeden 1. und<br />

3. Donnerstag im Monat von 17 bis 19 Uhr. Die<br />

Teilnahme ist ab sofort möglich. Anmeldung bei<br />

Frau Reinfeld, Leiterin des Maria-Rimkus-Hauses,<br />

☎ 030-766 838 62. Der Dozent der Naturgruppe<br />

ist Herr Bramke. <br />

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24<br />

<strong>Lichterfelde</strong> <strong>Ost</strong> <strong>Journal</strong><br />

Das Saitenschiff – 20 Jahre Werkstatt<br />

für Musikinstrumente<br />

Menschen mit psychischer Erkrankung<br />

reparieren Gitarre, Geige & Co<br />

Willkommen im „Saitenschiff“.<br />

Ein Bundstäbchen an der<br />

Lieblings-Gitarre eines Kunden<br />

sitzt zu tief – kein Problem<br />

für Florian. Geduldig sucht er<br />

im Kästchen, das Stäbchen jeder<br />

Größe bereithält, bis er ein passendes<br />

gefunden hat. Florian arbeitet<br />

seit drei Jahren im „Saitenschiff“<br />

einem der Sozialbetriebe<br />

der Reha-Steglitz gGmbH. Er hat<br />

ein Händchen für Gitarren und<br />

Präzisionsarbeit. Damit nutzt er<br />

diese Eingliederungsmaßnahme<br />

für Menschen mit psychischer<br />

Erkrankung, die hier ein Stück<br />

Normalität finden und mit hinaus<br />

in den Alltag nehmen sollen.<br />

Sie haben Angststörungen, Depressionen<br />

oder leiden an den<br />

Folgen von Medikamenten- oder<br />

Alkoholmissbrauch mit schwerwiegenden<br />

Einschränkungen im<br />

sozialen und beruflichen Bereich.<br />

Die Zahl jüngerer Betroffener ist<br />

deutschlandweit steigend.<br />

„Das Saitenschiff“ bietet seit bereits<br />

20 Jahren Eingliederungsmaßnahmen<br />

in geschütztem<br />

Raum für Menschen mit psychischer<br />

Beeinträchtigung, gefeiert<br />

wird das am 28. <strong>September</strong> <strong>2019</strong>.<br />

Ohne äußeren Druck und über<br />

handicaporientierte Leistungsanforderungen<br />

finden die Beschäftigten<br />

hier wieder zu geregelter<br />

Tagesstruktur zurück,<br />

können Sozialkontakte knüpfen<br />

und gewinnen über eine für die<br />

Tätigkeit gezahlte geringfügige<br />

Grabpflege<br />

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<strong>Lichterfelde</strong> <strong>Ost</strong> <strong>Journal</strong> 25<br />

Motivationszuwendung mehr<br />

Selbstvertrauen.<br />

Dabei ist deutschlandweites Alleinstellungsmerkmal<br />

des inzwischen<br />

zur Berliner Institution gewordenen<br />

Saitenschiff-Projektes<br />

und der ressourcenschonend<br />

und nachhaltig arbeitenden<br />

Werkstatt, dass hier psychisch<br />

erkrankte Menschen ausrangierten<br />

und fast schon auf dem Müll<br />

gelandeten Instrumenten eine<br />

klangvolle Zukunft geben. – Eine<br />

sinnvolle Tätigkeit, die gleichzeitig<br />

zur Stabilisierung der Beschäftigten<br />

beiträgt.<br />

Win-win für alle<br />

Die Idee für „Das Saitenschiff“<br />

kam ursprünglich von einer befreundeten<br />

Musiklehrerin, in deren<br />

Schule 20 Gitarren entsorgt<br />

werden sollten, da sich ihre<br />

Reparatur nicht mehr lohnte.<br />

Daraufhin wurde von der Reha-<br />

Steglitz die Reparaturwerkstatt<br />

für Instrumente im Jahr 1998 im<br />

Tageszentrum Kamenzer Damm<br />

ins Leben gerufen. Nach Station<br />

in der Lankwitzer Kaulbachstraße<br />

zog sie schließlich an ihren jetzigen<br />

Standort nach Steglitz. In der<br />

Halle, wo einst defekte Diensträder<br />

der Post ein hoffnungsloses<br />

Dasein fristeten, wird heute<br />

beschädigten und in die Jahre<br />

gekommenen Instrumenten mit<br />

lebensverlängernden Maßnahmen<br />

auf den Resonanzkörper<br />

gerückt. Nebenan im kleinen<br />

Laden warten Zubehörmaterial<br />

wie Geigen- und Gitarren-Saiten<br />

sowie gebrauchte und neue Instrumente<br />

auf Käufer.<br />

Gerade für Einsteiger ist das relativ<br />

kostengünstige Instrumentenangebot<br />

von der Gitarre über die<br />

im „Saitenschiff“ selbstgebauten<br />

Leiern bis hin zu Trommel, Cajon<br />

und E-Piano reizvoll. Blasinstrumente<br />

sucht man hier vergebens,<br />

ebenso fehlt der Platz, um das<br />

Reparatur-Angebot auf raumfordernde<br />

Klaviere und Flügel ausweiten<br />

zu können. Instrumente,<br />

die zur Reparatur abgegeben<br />

werden, sollten einen Wert von<br />

500 Euro allerdings nicht übersteigen;<br />

aus versicherungstechnischen<br />

Gründen, wie man uns<br />

erklärt.<br />

Im „Saitenschiff“ werden u. a.<br />

nicht nur kostengünstige Gitarren,<br />

sondern auch verschiedenste<br />

Saiteninstrumente, Xylophone,<br />

Perkussionen und Notenständer<br />

mit unterschiedlichsten<br />

Schäden repariert. Und ist eine<br />

Klampfe einmal wirklich irreparabel,<br />

werden ihre Teile sorgsam<br />

aufbewahrt, um später vielleicht<br />

aus ihren und weiteren Überresten<br />

eine ganz neue bauen zu<br />

können. – Ökologie und Nachhaltigkeit<br />

sind in der Reha-Steglitz<br />

wichtige Faktoren.<br />

Im Raum neben der eigentlichen<br />

Werkstatt stehen Schleifmaschine,<br />

Papier- und Kleinsäge.<br />

Bohrmaschinen und Werkzeuge<br />

jeglicher Art füllen die Regale,<br />

Metallschränke bergen Schätze<br />

an Instrumenten-Kleinteilen jeglicher<br />

Art.<br />

Musik bringt<br />

Menschen zusammen<br />

„Wir wünschen uns dringend eine<br />

Absaugmaschine für den Staub,<br />

der bei den Arbeiten unvermeidbar<br />

entsteht“, betont Werkstattleiter<br />

und Erzieher Kemal<br />

Simsek, der seit 15 Jahren zum<br />

Reha Steglitz-Team gehört und<br />

verantwortlich für Geschäftsbetrieb,<br />

Aufträge, Kontakt, Öffentlichkeitsarbeit<br />

und Kundenakquise<br />

ist. In der Anleitung der<br />

hier Beschäftigten wird er von<br />

dem gelernten Zupfinstrumentenmacher<br />

Martin Pete begleitet,<br />

der seit 13 Jahren auf Augenhöhe<br />

und rücksichtsvoll den mit<br />

Blumensträuße<br />

zu jedem Anlass<br />

Pflanzschalen und Körbe<br />

nach Ihren Wünschen bepflanzt<br />

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26<br />

Gesundheit<br />

<strong>Lichterfelde</strong> <strong>Ost</strong> <strong>Journal</strong><br />

Von der Violine bis zur Gitarre: Im Saitenschiff-Laden gibt es ein breites Angebot für Einsteiger.<br />

psychischer Beeinträchtigung<br />

Arbeitenden begegnet. Die sind<br />

mit reichlich Begeisterung bei der<br />

Sache. „Hier bleibt die Krankheit<br />

draußen“, bringt es einer von ihnen<br />

auf den Punkt.<br />

25 Männer und vier Frauen arbeiten<br />

als Allround-Handwerker zwischen<br />

ein- und viermal wöchentlich<br />

in der Saitenschiff-Werkstatt.<br />

Wesentlich höher ist der weibliche<br />

Anteil im Reha-Sozialbetrieb<br />

nebenan, der „Nähwerkstatt“ (siehe<br />

Gazette 2/19).<br />

Etwa drei Schulpraktikanten pro<br />

Jahr fahren auf dem „Saitenschiff“<br />

mit und lernen dabei einiges über<br />

Instrumente und Handwerk, aber<br />

auch wichtiges aus dem Sozialbereich.<br />

Überall im Raum stehen und hängen<br />

überholungsbedürftige Instrumente:<br />

Balalaika, Mandoline,<br />

Zymbal, Ukulele, Lyra, Violine – die<br />

Auswahl ist groß, egal ob gezupft<br />

oder gestrichen. Reha-Steglitz-Beschäftigungsleiter<br />

Frank Böcker,<br />

erklärt: „Ich habe nicht gewusst,<br />

wie viele Holz-Saiteninstrumente<br />

es gibt, habe das erst hier gelernt.“<br />

Aber auch Trommeln werden neu<br />

bespannt; die Ziegenhäute dafür<br />

stehen in einer Ecke bereit.<br />

Rund um den großen Werkstatttisch<br />

sitzen die Instrumenten-<br />

Doc´s für fachgerechte Wartung,<br />

von denen einige selbst<br />

Instrumente spielen. Es herrscht<br />

ein gutes Betriebsklima, auf gemeinsamen<br />

Ausflügen wird auch<br />

schon mal die eigene Klampfe<br />

rausgeholt. Aktuell wird überlegt,<br />

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<strong>Ost</strong> <strong>Journal</strong> 27<br />

ein Bandprojekt mit den Beschäftigten<br />

zu starten.<br />

Einer der Instrumenten-Spezialisten<br />

ist Herr Jaschek. Seit 17 Jahren<br />

ist der gelernte Schiffs-Elektriker<br />

nun auf dem „Saitenschiff“ auf<br />

großer Fahrt. Sein Hauptgebiet<br />

sind Geigen, aber er erledigt auch<br />

gerne kleinere elektrische Reparaturen<br />

an Mikrofonen und elektrischen<br />

Klavieren. Gibt es größere<br />

Probleme mit den Instrumenten,<br />

stehen dem „Saitenschiff“ erfahrene<br />

Gitarren- und Violinenmeister<br />

als Ansprechpartner zur Seite.<br />

Aus Kemal Simseks engagierter<br />

Akquise hat sich, gepaart mit<br />

der qualitativ hochwertigen<br />

Handwerksarbeit, über die Jahre<br />

ein erfolgreiches Hauptgeschäft<br />

entwickeln können. Rund 200<br />

der etwa 1000 Berliner Schulen<br />

lassen ihre Instrumente aus dem<br />

Foto: Minerva Studio / Fotolia<br />

Musikunterricht im „Saitenschiff“<br />

regelmäßig reparieren oder überholen<br />

und machen damit etwa<br />

80 Prozent der Aufträge aus. Hinzu<br />

kommen Reparaturen für Kitas,<br />

Musikschulen, Tageskliniken und<br />

Privatkunden.<br />

Viel Zeit benötigen die Kundenbesuche:<br />

Vor Ort Beurteilungen,<br />

Beratungen, Holen und Bringen<br />

des musikalischen Inventars sind<br />

zeitintensiv. Kemal Simsek hat<br />

auch dazu einen Wunsch: „Ehrenamtliche<br />

Personen, die uns<br />

beim Abholen und Bringen der<br />

Instrumente unterstützen, wären<br />

eine große Erleichterung für<br />

uns“, erklärt er. – Und vielleicht<br />

geht dieser Wunsch ja rechtzeitig<br />

zur Saitenschiff-20-Jahr-Feier am<br />

28. <strong>September</strong> <strong>2019</strong> in Erfüllung.<br />

Save the date: Das „Saitenschiff“-<br />

Team freut sich auf viele Besucher<br />

an diesem „Tag der offenen Tür.“<br />

Gefeiert wird von 14 – 18 Uhr im<br />

Hof der Werkstatt in der Bergstraße<br />

1 bei freiem Eintritt. Als<br />

musikalische Höhepunkte für Beschäftigte<br />

und Besucher spielen<br />

die BigBand des Canisius Colleg,<br />

Güno van Leyen (Irish Folk), ein<br />

Saxophon-Trio und die Band “Zargenbruch“,<br />

die im „Saitenschiff“<br />

ihre Wurzeln hat.<br />

◾<br />

<br />

Jacqueline Lorenz<br />

Das Saitenschiff<br />

Bergstraße 1<br />

12169 Berlin<br />

Öffnungszeiten:<br />

Mo. 14 – 17 Uhr<br />

Di. + Do. 13 – 17 Uhr<br />

Fr. 13 – 15 Uhr<br />

Mi. geschlossen<br />

…und nach telefonischer Vereinbarung<br />

Telefon: 030 / 319 805 – 151<br />

E-Mail: saitenschiff@reha-steglitz.de<br />

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