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Das Medizin-Magazin aus Bielefeld - Ausgabe 7; Schwerpunktthema: Frauengesundheit Download unter: https://evkb.de/gesundplus
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FORSCHUNG<br />
13<br />
Mikrobiom: Eine Masse, bestehend aus Bakterien, Pilzen und Viren.<br />
Influencer im Darm<br />
Mikrobiom ist wie Fingerabdruck<br />
Forscher sind davon überzeugt, dass die richtige Zusammensetzung<br />
des Mikrobioms Krankheiten vorbeugen kann.<br />
Doch die Darmflora birgt noch viele Geheimnisse in sich.<br />
Allein im Darm des Menschen leben 10.000<br />
Bakterienarten, 180 unterschiedliche Pilzsorten<br />
und mehr als 1.200 Virenformen – insgesamt<br />
eine Masse von 2 Kilogramm, die als Mikrobiom<br />
bezeichnet wird. Seit rund zehn Jahren<br />
beschäftigt sich die Forschung intensiv mit diesem<br />
zum Großteil noch unbekannten „Wesen“,<br />
dass Einfluss auf unsere Gesundheit hat. Für<br />
Prof. Dr. Martin Krüger, Chefarzt der Klinik<br />
für Innere Medizin und Gastroenterologie im<br />
Evangelischen Klinikum Bethel (EvKB), ist das<br />
Mikrobiom schon lange ein Thema. „Wir haben<br />
schon einige Antworten bei der Erforschung der<br />
Magen-Darm-Welt bekommen, aber es gibt noch<br />
sehr viele offene Fragen.“<br />
Immer, wenn ein Gesundheitsthema in der Forschung<br />
und in den Medien so richtig Fahrt aufnimmt,<br />
sprießen sofort Ratgeber, Kochbücher,<br />
spezielle Diäten und Nahrungsergänzungsmittel<br />
aus dem Boden. „Allgemein können wir formulieren,<br />
dass Darmbakterien ihren Wirt, den Menschen,<br />
beeinflussen“, so Krüger. „Fest steht, dass<br />
jeder Mensch ein einzigartiges Mikrobiom hat<br />
TEXT Cornelia Schulze<br />
und dass sich dieses im Laufe des Lebens verändern<br />
kann.“<br />
Der Geburtsmodus, Gene, frühkindliche Ernährung,<br />
Anzahl der Geschwister, Infektionen,<br />
Arzneien und vieles mehr spielen eine Rolle für<br />
die Zusammensetzung des Mikrobioms, ebenso<br />
wie die Lebens- bzw. Hygienebedingungen. Die<br />
megagroße Bakterien-Viren-Pilze-WG im Darm<br />
funktioniert bestens, wenn ihr Gleichgewicht<br />
nicht gestört wird und es gibt einiges, was wir<br />
selbst machen können, um die Balance im Darm<br />
zu erhalten.<br />
Wie wichtig die Erforschung des Mikrobioms<br />
ist, wird durch dessen Aktivität deutlich. Prof.<br />
Martin Krüger: „Das Mikrobiom fördert die<br />
Aufnahme von Nährstoffen ins Blut, indem der<br />
Transport durch die Darmzellen beschleunigt<br />
und der Fett- und Gallensäure-Stoffwechsel optimiert<br />
werden. Sie helfen bei der Entwicklung<br />
des Immunsystems, machen Giftstoffe und<br />
Krankheitserreger unschädlich.“<br />
▶ evkb.de/gastroenterologie<br />
Top-Twelve-<br />
Ernährungstipps<br />
fürs Mikrobiom<br />
1. Echtes Essen –<br />
also unverarbeitete<br />
Nahrungsmittel<br />
2. Gemüse<br />
(Rohkost, Salat, Pilze)<br />
zur Hauptspeise<br />
3. Fisch vor Fleisch<br />
4. Joghurt, Käse, Quark<br />
und wenig Milch<br />
5. Filterkaffee tut den<br />
Zellen gut<br />
6. Zucker verringern,<br />
keine Industriesnacks<br />
7. Ungesättigte Fettsäuren<br />
(Olivenöl, Avocado,<br />
Leinsamen, Fisch)<br />
8. Low carb,<br />
high Protein<br />
9. Omega 3<br />
(Walnüsse, Rapsöl,<br />
Lachs, Makrele, Hering)<br />
10. Hülsenfrüchte<br />
als Eiweißquelle<br />
11. Keine Vitaminpillen<br />
12. Moderater<br />
Alkoholkonsum<br />
Prof. Dr. Martin Krüger<br />
ist Chefarzt der Klinik für<br />
Innere Medizin und Gastroenterologie<br />
im EvKB.