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GURU September 2019

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SPORT UND FITNESS<br />

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Foto: D. Wiechmann.<br />

Text: Bernhard Kütter.<br />

Glaube an sich und seine Ideen<br />

Rose-Qualitäten: Herz und Verstand<br />

vorgelebt werden müssen von einem Trainer.<br />

Nur Fachwissen und Erfahrung reichen da<br />

nicht.<br />

Und so lieferten zwei Szenen in Mainz, was<br />

Gladbachs neuer Coach noch zu bieten hat.<br />

Beim 2:1 seiner Mannschaft durch Alassane<br />

Pléa leistete Mainz-Torhüter Florian Müller<br />

tatkräftig Beistand. Das hätte die meisten<br />

Trainer nicht davon abgehalten, den Führungstreffer<br />

ausdrucksstark zu bejubeln.<br />

Rose aber nahm eher widerwillig die Gratulation<br />

eines Mannes aus dem Betreuerstab<br />

an. Kein Lächeln, nur eine verkümmerte<br />

Freuden-Geste: Offenbar überwog Respekt<br />

und Mitleid mit dem gegnerischen Keeper,<br />

mochte das Tor auch noch so wichtig sein für<br />

seinen ersten Bundesliga-Dreier für Borussia<br />

Mönchengladbach, was das schnelle 3:1 nur<br />

zwei Minuten später auch bewies.<br />

Marco Rose.<br />

Ja, darauf haben die Kameras gewartet:<br />

Marco Rose umarmt Manuel Schwarz,<br />

in Mainz, vor dem Spiel und nach dem<br />

3:1. Mönchengladbachs Trainer und sein<br />

Freund, beide ehemalige Mainzer Profis,<br />

beide Fußballlehrer und beide vor der<br />

Saison gemeinsam in Urlaub. Ach ja, nach<br />

dem Gladbacher Sieg im 05er-Land gabs<br />

auch noch ein gemeinsames Essen. Das ist<br />

der Stoff, aus dem Medienträume sind.<br />

Es menschelt im Haifischbecken Fußball-<br />

Bundesliga. Einblicke in Privates fesselt<br />

Menschen natürlicherweise mehr als Vorträge<br />

über Taktik und Spielformationen. Dabei<br />

ist es eben Marco Rose selbst, der für die<br />

Entmythisierung des Fußballwissens steht.<br />

Und auch des Trainers. Ob 4-3-3, 4-4-2<br />

flach oder mit Raute, oder 4-1-4-1 oder 5-3-<br />

2 oder oder oder - „Fußball ist Ergebnissport“<br />

lautet sein Credo. Und der Fokus solle<br />

doch besser mehr auf der Mannschaft als auf<br />

ihrem Trainer liegen.<br />

Dabei ist es durchaus aufschlussreich, den<br />

42-Jährigen bei seiner Arbeit zu beobachten.<br />

Rose hat wenig Professorales an sich, wirkt<br />

nicht wie ein Taktik-Nerd, der selbst nie höher<br />

als Kreisliga C gespielt hat und versucht,<br />

mangelnde Erfahrung durch oberschlaue Fachanalysen<br />

zu kompensieren. Der gebürtige<br />

Leipziger zählt zwar zur theoriestarken<br />

nachrückenden Trainer-Generation, doch<br />

der ehemalige Verteidiger ist nicht verkopft.<br />

Er besitzt und predigt Glauben, Glauben an<br />

sich selbst und seine Ideen. „Die Spieler<br />

müssen davon überzeugt sein, was sie tun“,<br />

sagt er. Und wenn es dabei um etwas Neues<br />

geht, dauert es halt, „es ist ein Prozess“, den<br />

positive Ergebnisse beschleunigen können.<br />

Das war besonders der Erfolg in Mainz, es<br />

war die Erfahrung, dass all das neue Instrumentarium,<br />

das den Ballbesitzfußballern in<br />

den vergangenen Wochen beigebracht wurde,<br />

in Siege münden können. Glaube, Überzeugung<br />

- das sind Einstellungen, die auch<br />

Zweite Szene: Bei den Begegnungen mit<br />

den Spielern nach dem Schlusspfiff schaute<br />

er Routinier Oscar Wendt, der durch den<br />

jüngsten Transfer von Ramy Bensebaini stark<br />

unter Konkurrenzdruck steht, strahlend in<br />

die Augen, fasste ihn vorsichtig ans Kinn und<br />

fand offensichtlich die richtigen Worte: Empathie,<br />

Herzlichkeit. Der Wunderklebstoff,<br />

wenn ein Trainer seine Mannschaft zu einer<br />

Einheit formen will. Das kann man nicht lernen,<br />

nicht durch die Trainerausbildung,<br />

nicht aus den Fachbüchern, erst recht nicht<br />

am Laptop. Die Spieler können davon profitieren,<br />

ein Trainer mit Herz und Verstand ist<br />

nicht alltäglich.<br />

Oscar Wendt.<br />

46 | guru-magazin.de

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