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SPORT UND FITNESS<br />
PARTNER<br />
Foto: D. Wiechmann.<br />
Text: Bernhard Kütter.<br />
Glaube an sich und seine Ideen<br />
Rose-Qualitäten: Herz und Verstand<br />
vorgelebt werden müssen von einem Trainer.<br />
Nur Fachwissen und Erfahrung reichen da<br />
nicht.<br />
Und so lieferten zwei Szenen in Mainz, was<br />
Gladbachs neuer Coach noch zu bieten hat.<br />
Beim 2:1 seiner Mannschaft durch Alassane<br />
Pléa leistete Mainz-Torhüter Florian Müller<br />
tatkräftig Beistand. Das hätte die meisten<br />
Trainer nicht davon abgehalten, den Führungstreffer<br />
ausdrucksstark zu bejubeln.<br />
Rose aber nahm eher widerwillig die Gratulation<br />
eines Mannes aus dem Betreuerstab<br />
an. Kein Lächeln, nur eine verkümmerte<br />
Freuden-Geste: Offenbar überwog Respekt<br />
und Mitleid mit dem gegnerischen Keeper,<br />
mochte das Tor auch noch so wichtig sein für<br />
seinen ersten Bundesliga-Dreier für Borussia<br />
Mönchengladbach, was das schnelle 3:1 nur<br />
zwei Minuten später auch bewies.<br />
Marco Rose.<br />
Ja, darauf haben die Kameras gewartet:<br />
Marco Rose umarmt Manuel Schwarz,<br />
in Mainz, vor dem Spiel und nach dem<br />
3:1. Mönchengladbachs Trainer und sein<br />
Freund, beide ehemalige Mainzer Profis,<br />
beide Fußballlehrer und beide vor der<br />
Saison gemeinsam in Urlaub. Ach ja, nach<br />
dem Gladbacher Sieg im 05er-Land gabs<br />
auch noch ein gemeinsames Essen. Das ist<br />
der Stoff, aus dem Medienträume sind.<br />
Es menschelt im Haifischbecken Fußball-<br />
Bundesliga. Einblicke in Privates fesselt<br />
Menschen natürlicherweise mehr als Vorträge<br />
über Taktik und Spielformationen. Dabei<br />
ist es eben Marco Rose selbst, der für die<br />
Entmythisierung des Fußballwissens steht.<br />
Und auch des Trainers. Ob 4-3-3, 4-4-2<br />
flach oder mit Raute, oder 4-1-4-1 oder 5-3-<br />
2 oder oder oder - „Fußball ist Ergebnissport“<br />
lautet sein Credo. Und der Fokus solle<br />
doch besser mehr auf der Mannschaft als auf<br />
ihrem Trainer liegen.<br />
Dabei ist es durchaus aufschlussreich, den<br />
42-Jährigen bei seiner Arbeit zu beobachten.<br />
Rose hat wenig Professorales an sich, wirkt<br />
nicht wie ein Taktik-Nerd, der selbst nie höher<br />
als Kreisliga C gespielt hat und versucht,<br />
mangelnde Erfahrung durch oberschlaue Fachanalysen<br />
zu kompensieren. Der gebürtige<br />
Leipziger zählt zwar zur theoriestarken<br />
nachrückenden Trainer-Generation, doch<br />
der ehemalige Verteidiger ist nicht verkopft.<br />
Er besitzt und predigt Glauben, Glauben an<br />
sich selbst und seine Ideen. „Die Spieler<br />
müssen davon überzeugt sein, was sie tun“,<br />
sagt er. Und wenn es dabei um etwas Neues<br />
geht, dauert es halt, „es ist ein Prozess“, den<br />
positive Ergebnisse beschleunigen können.<br />
Das war besonders der Erfolg in Mainz, es<br />
war die Erfahrung, dass all das neue Instrumentarium,<br />
das den Ballbesitzfußballern in<br />
den vergangenen Wochen beigebracht wurde,<br />
in Siege münden können. Glaube, Überzeugung<br />
- das sind Einstellungen, die auch<br />
Zweite Szene: Bei den Begegnungen mit<br />
den Spielern nach dem Schlusspfiff schaute<br />
er Routinier Oscar Wendt, der durch den<br />
jüngsten Transfer von Ramy Bensebaini stark<br />
unter Konkurrenzdruck steht, strahlend in<br />
die Augen, fasste ihn vorsichtig ans Kinn und<br />
fand offensichtlich die richtigen Worte: Empathie,<br />
Herzlichkeit. Der Wunderklebstoff,<br />
wenn ein Trainer seine Mannschaft zu einer<br />
Einheit formen will. Das kann man nicht lernen,<br />
nicht durch die Trainerausbildung,<br />
nicht aus den Fachbüchern, erst recht nicht<br />
am Laptop. Die Spieler können davon profitieren,<br />
ein Trainer mit Herz und Verstand ist<br />
nicht alltäglich.<br />
Oscar Wendt.<br />
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