03.09.2019 Aufrufe

Chronik der Burg Schnellenberg

Die Entstehung der Burg Schnellenberg ist zusammen mit der Geschichte der Hansestadt Attendorn (Kreis Olpe - Sauerland) zu sehen. Der Kölner Erzbischof Engelbert von Berg ließ 1222 diesen Ort befestigen, womit seine Entwicklung zur Stadt abgeschlossen war. Gleichzeitig wurde von ihm die Burg Schnellenberg angelegt ...

Die Entstehung der Burg Schnellenberg ist zusammen mit der Geschichte der Hansestadt Attendorn (Kreis Olpe - Sauerland) zu sehen. Der Kölner Erzbischof Engelbert von Berg ließ 1222 diesen Ort befestigen, womit seine Entwicklung zur Stadt abgeschlossen war. Gleichzeitig wurde von ihm die Burg Schnellenberg angelegt ...

MEHR ANZEIGEN
WENIGER ANZEIGEN

Sie wollen auch ein ePaper? Erhöhen Sie die Reichweite Ihrer Titel.

YUMPU macht aus Druck-PDFs automatisch weboptimierte ePaper, die Google liebt.

<strong>Burg</strong> <strong>Schnellenberg</strong><br />

Hotel und Restaurant<br />

Bilsing Hotelbetrieb GmbH & Co. KG<br />

Die Geschichte <strong>der</strong> <strong>Burg</strong> <strong>Schnellenberg</strong>


BURG SCHNELLENBERG<br />

Hotel und Restaurant · <strong>Burg</strong> <strong>Schnellenberg</strong> 1 · 57439 Attendorn<br />

Telefon (0 27 22) 69 40 · Telefax (0 27 22) 69 41 69<br />

Lage und Geschichte<br />

Die Attendorner Talsenke bildet im Südsauerland eine beson<strong>der</strong>s reizvolle und abwechslungsreiche<br />

Landschaft. Am Südrand <strong>der</strong> Senke zieht die Bigge in ruhigen Schwingungen von Südwesten<br />

nach Nordosten, heute von Eisenbahn und mo<strong>der</strong>ner Landstraße begleitet. An ihrem<br />

Nordufer liegt die Stadt Attendorn, von den verschiedenen umliegenden Höhen in abwechslungsreichem<br />

Prospekt einzusehen. Deutlich hebt sich <strong>der</strong> etwa eirunde mittelalterliche Stadtkern<br />

von den zerstreuten neuen Stadtvierteln ab. Blickt man aus <strong>der</strong> Stadt und ihrer Umgebung<br />

nach Südosten gegen die Waldberge, so sieht man von überall her aus <strong>der</strong> grünen Masse <strong>der</strong><br />

Bäume die Türme und Gebäude eines großen Schlosses aufragen, das weithin die Attendorner<br />

Senke beherrscht. Es ist die <strong>Burg</strong> <strong>Schnellenberg</strong>, Besitz <strong>der</strong> Freiherren v. Fürstenberg-Herdringen.<br />

In Westfalen gibt es nur wenige Schloßanlagen, die wie <strong>der</strong> <strong>Schnellenberg</strong> eine <strong>der</strong>artig<br />

souveräne und weithin herrschende Lage besitzen. Die Entstehung <strong>der</strong> <strong>Burg</strong> ist zusammen mit<br />

<strong>der</strong> Geschichte Attendorns zu sehen. Der Kölner Erzbischof Engelbert von Berg ließ 1222 diesen<br />

Ort befestigen, womit seine Entwicklung zur Stadt abgeschlossen war. Gleichzeitig wurde<br />

von ihm die <strong>Burg</strong> <strong>Schnellenberg</strong> angelegt, was in einem Abkommen mit dem Grafen von <strong>der</strong><br />

Mark bezeugt ist, dem er auf dieser <strong>Burg</strong> zwei <strong>Burg</strong>lehen überließ. Die neu angesetzten <strong>Burg</strong>männer<br />

entstammten Adelsfamilien <strong>der</strong> Nachbarschaft. Die Zweckbestimmung <strong>der</strong> neuen <strong>Burg</strong><br />

war die Sicherung <strong>der</strong> „Heidenstraße“, damals eine <strong>der</strong> wichtigsten Handelsstraßen im Sauerland,<br />

die vom Rhein über Meinerzhagen und Valbert durch die Stadt Attendorn, hier die Bigge<br />

überschreitend, das südliche Bergufer ersteigend, um die neue <strong>Burg</strong> herumgeführt, die Berge<br />

in Richtung Dünschede überquerend, das Lennetal bei Grevenbrück erreichte. Von dort lief sie<br />

über Elspe und Schmallenberg in Richtung auf die hessischen Län<strong>der</strong> weiter. Heute existiert<br />

diese alte Fernstraße zwischen <strong>Schnellenberg</strong> und Dünschede nur noch als Waldweg. Der neuzeitliche<br />

Verkehr verläuft auf an<strong>der</strong>en Bahnen. Nach <strong>der</strong> für das Kölner Erzbistum verhängnisvollen<br />

Schlacht bei Worringen l288 mußte die nur gut drei Kilometer südwestwärts gelegene<br />

kölnische <strong>Burg</strong> Waldenburg 1289 pfandweise an den Grafen von <strong>der</strong> Mark abgetreten werden.<br />

Als Ausgleich ließ <strong>der</strong> Marschall des Herzogtums Westfalen Johann v. Plettenberg um 1291 die<br />

<strong>Burg</strong> <strong>Schnellenberg</strong> mit tatkräftiger Hilfe <strong>der</strong> Bürger von Attendorn neu und stärker befestigen.<br />

Bereits im Jahre 1300 gelang die Wie<strong>der</strong>einlöse Waldenburgs, wodurch <strong>der</strong> <strong>Schnellenberg</strong> an<br />

Bedeutung verlor. Die <strong>Burg</strong> wurde fortan nur noch von kölnischen <strong>Burg</strong>männern bewohnt und<br />

betreut. Die Herren v. Plettenberg, hauptsächlich verdient um den Ausbau <strong>der</strong> Anlage, schieden<br />

1333 als <strong>Burg</strong>männer auf dem <strong>Schnellenberg</strong> aus. In ihr Lehen, das das Amtshaus mit einer<br />

Wohnung für den Erzbischof einschloß, traten die Herren Vogt v. Elspe ein.<br />

3


Sie werden nunmehr zusammen mit den Herren v. <strong>Schnellenberg</strong> als <strong>Burg</strong>männer genannt. Im<br />

Auftrag des Erzbischofs haben die Vogt v. Elspe nach 1387 Umbauten ausgeführt. Ihre Bemühungen<br />

wurden um 1400 mit <strong>der</strong> Erlaubnis zum Bau eines eigenen zusätzlichen <strong>Burg</strong>hauses<br />

belohnt. Diese beiden Familien haben die <strong>Burg</strong> <strong>Schnellenberg</strong> dann bis 1541 gemeinsam bewohnt.<br />

In diesem Jahr ging das Lehen <strong>der</strong> v. <strong>Schnellenberg</strong> an die Herren v. Schüngel über.<br />

Das für die Geschichte <strong>der</strong> <strong>Burg</strong> <strong>Schnellenberg</strong> wohl bedeutsamste Jahr war 1594. Der kurkölnische<br />

Droste <strong>der</strong> Ämter Bilstein und Waldenburg, Caspar v. Fürstenberg (1545-1618), trat in<br />

Kaufverhandlungen mit den <strong>Burg</strong>mannsfamilien Vogt v. Elspe und v. Schüngel ein. Man wurde<br />

handelseinig und mit Zustimmung des Erzbischofs ging <strong>der</strong> <strong>Schnellenberg</strong> mit allem Grundbesitz<br />

an v. Fürstenberg über. Diese Familie gehörte zum Landadel des kölnischen Herzogtums<br />

Westfalen und war seit dem 15. Jahrhun<strong>der</strong>t allmählich angesehen und reich geworden. Als<br />

Friedrich v. Fürstenberg, <strong>der</strong> Vater Caspars, 1556 zum Drosten ernannt wurde, setzte ein glänzen<strong>der</strong><br />

Aufstieg des Geschlechtes ein. Friedrich konnte seinem Landesherrn eine große Schuldenlast<br />

begleichen, wofür er die Einkünfte des Amtsgebietes zur Verfügung erhielt. Caspar v.<br />

Fürstenberg nach dem Tode seines Vaters seit 1567 Droste, hat alle günstigen Gelegenheiten<br />

genutzt, Besitz und Einkünfte abzurunden. 1585 wurde sein Bru<strong>der</strong> Dietrich zum Fürstbischof<br />

von Pa<strong>der</strong>born gewählt. Caspar hatte jetzt als Geheimer Rat Einuß in Köln und in Pa<strong>der</strong>born.<br />

Der Kurfürst von Mainz bestellte ihn 1588 zum Verwalter <strong>der</strong> mainzischen Ämter Fritzlar und<br />

Naumburg. Seine Wohnung war auf <strong>der</strong> <strong>Burg</strong> Bilstein.<br />

Der Ankauf des <strong>Schnellenberg</strong>s ist sicher wegen dessen<br />

hervorragen<strong>der</strong> Lage sowie <strong>der</strong> besseren Ausbaumöglichkeiten<br />

erfolgt. Für den neuen Besitzer kam<br />

aber auch hinzu daß er über die Familie v. <strong>Schnellenberg</strong><br />

vermeintlich zuverlässige Unterlagen erhalten<br />

hatte, wonach in alter Zeit die Bewohner dieser <strong>Burg</strong><br />

zur Reichsritterschaft berufen gewesen sein sollten.<br />

1595 stellte Caspar v. Fürstenberg erneut Antrag auf<br />

Aufnahme in die Reichsritterschaft, die auch gewährt<br />

wurde. Im gleichen Jahr begann er den Ausbau des<br />

vorhandenen Baubestandes zu einem blockartigen<br />

Vierügelschloß. Erhaltene Pläne zeigen an, daß zunächst<br />

an ein wesentlich größeres Schloß mit vier<br />

runden Ecktürmen gedacht war, wie es durch Umbau<br />

1585-92 beim Schloß Neuhaus, <strong>der</strong> Residenz <strong>der</strong><br />

Fürstbischöfe von Pa<strong>der</strong>born, verwirklicht worden ist.<br />

Der Architekt für <strong>Schnellenberg</strong> war vermutlich Hans<br />

Caspar von Fürstenberg<br />

Adam, den <strong>der</strong> Bauherr wohl durch seinen fürstbischöichen<br />

Bru<strong>der</strong> empfohlen bekommen hat. Aber das Großprojekt ist wegen <strong>der</strong> im Gebirge<br />

notwendigen ungeheuer kostspieligen Substruktionen fallen gelassen worden zugunsten <strong>der</strong><br />

kleinen Lösung, bei <strong>der</strong> sehr viel alte Bausubstanz mitverwendet werden konnte.<br />

1599 regte <strong>der</strong> fürstbischöiche Bru<strong>der</strong> die überaus kostbare Ausstattung <strong>der</strong> Hauskapelle im<br />

Obergeschoß des mittelalterlichen Torturm-Bergfriedes an. Caspar v. Fürstenberg vertraute diese<br />

Arbeiten dem Bildhauer Johann Hocheisen, <strong>der</strong> seit1596 für den <strong>Schnellenberg</strong> tätig war,<br />

dem Kleinschnitzler Hans Miltenberger, beide aus Frankfurt, dem Maler Augustin Jodefeld aus<br />

Pa<strong>der</strong>born sowie dem Schreiner Meister Bernhard an.<br />

4


Der Fürstbischof schenkte 1601 die gesamte prachtvolle Silberausstattung an liturgischen Geräten,<br />

die sein Goldschmied Anton Eisenholt aus Warburg geschaffen hatte. Nachdem 1606<br />

alle Bauarbeiten im wesentlichen abgeschlossen waren, konnte Caspar v. Fürstenberg 1608<br />

seinen Wohnsitz endgültig von Bilstein nach <strong>Schnellenberg</strong> verlegen. Hier verlebte er noch<br />

zehn glückliche Jahre, wie wir aus seinem berühmten Tagebuch wissen, das auch über alle<br />

Bauangelegenheiten unterrichtet.<br />

1618 starb er in Arnsberg und wurde dort<br />

in <strong>der</strong> Wedinghauser Stiftskirche begraben.<br />

Sein Sohn Friedrich (1576-1647) setzte ihm<br />

ein hervorragendes Grabmal von <strong>der</strong> Hand<br />

Heinrich Gröningers aus Pa<strong>der</strong>born, das<br />

heute als Retabel den Hochaltar dieser Kirche<br />

schmückt.<br />

1658 begann <strong>der</strong> Enkel Caspars Friedrich<br />

v. Fürstenberg (1618-1662) mit <strong>der</strong> Vorbereitung<br />

neuer Baumaßnahmen an <strong>der</strong> Oberburg.<br />

Der Südügel ist teils neugebaut, teils<br />

verän<strong>der</strong>t worden. 1661 waren die Arbeiten,<br />

zu denen auch eine Bautätigkeit an <strong>der</strong><br />

Ökonomie kam, beendet. Die Erhebung des<br />

Geschlechts in den Reichsfreiherrenstand<br />

Kapelle <strong>der</strong> Familie von Fürstenberg 1660 hatte diese Maßnahmen beügelt, eine<br />

nanzielle Dotation durch den Onkel des<br />

Bauherrn, den Salzburger Domherrn und münsterischen Dompropst Wilhelm v. Fürstenberg<br />

(1623-1699), hatte alles erleichtert.<br />

In <strong>der</strong> nächsten Generation ließ <strong>der</strong> Droste Ferdinand v. Fürstenberg (1661-1718), das Patenkind<br />

des gleichnamigen Onkels und Fürstbischofs von Pa<strong>der</strong>born, nach 1683 verschiedene<br />

Bauarbeiten an den Wirtschaftsbauten und im Hauptgebäude selbst ausführen. Die für das<br />

Schloß wichtigste Bauperiode setzte im Jahr 1686 ein. Die Neu- und Umbauten, die Ferdinand<br />

v. Fürstenberg von jetzt an errichten ließ, gaben dem Schloß die gegenwärtige äußere Gestalt.<br />

Zuerst entstand an <strong>der</strong> Oberburg <strong>der</strong> mächtige Pavillonturm auf dessen Westecke (1686). Diesem<br />

markanten Bauteil folgte sofort 1687 die Planung und dann Errichtung <strong>der</strong> riesigen Vorburg,<br />

die den Maßstab aller bisherigen Bauvorhaben sprengte. Der geniale Entwerfer - obschon<br />

in den Akten offenbar nicht genannt - kann <strong>der</strong> Kapuzinerbru<strong>der</strong> Ambrosius von Oelde gewesen<br />

sein. Er hatte ab 1677 für Johann Adolf v. Fürstenberg das Schloß Adolphsburg bei Oberhundem<br />

entworfen und für dessen Bru<strong>der</strong> Fürstbischof Ferdinand von Pa<strong>der</strong>born ab 1681 unter<br />

an<strong>der</strong>em die Kapuzinerkirche dort errichtet. Beide Onkel werden also dem Neffen in <strong>Schnellenberg</strong><br />

diesen bewährten Meister zum Ausbau des Schlosses empfohlen haben. Die neue Vorburg,<br />

die wohl als eine Art Jagdschloß zur Unterbringung einer großen Zahl von Gästen und vielen<br />

Pferden eingerichtet war, entstand zwischen 1687 und 1694 unter dem Maurermeister Andreas.<br />

Die lnnenausstattungsarbeiten zogen sich bis 1704 hin. 1708 entstand das äußere Vorwerk<br />

in seiner heutigen Gestalt. Inzwischen waren bis 1690 die Umgestaltungsmaßnahmen an <strong>der</strong><br />

eigentlichen Oberburg fertig geworden. 1710 haben die Kunsthandwerker die letzten Innendekorationen<br />

abgeschlossen.<br />

5


Im ganzen 18. Jahrhun<strong>der</strong>t ist das Schloß <strong>Schnellenberg</strong> nur noch vorübergehend von <strong>der</strong> Familie<br />

bewohnt worden. Zum Teil bevorzugte man die Adolphsburg und noch im ersten Viertel<br />

des Jahrhun<strong>der</strong>ts schien das Schloß Herdringen bei Neheim die Hauptresidenz werden zu sollen<br />

wenigstens sind damals sehr großzügige Pläne dafür entstanden.<br />

Der letzte Bewohner des <strong>Schnellenberg</strong>es war Friedrich Leopold v. Fürstenberg <strong>der</strong> 1791 nach<br />

einer deutlich betonten Bauinschrift größere Restaurierungen veranlaßt hat.<br />

Während des 19. Jahrhun<strong>der</strong>ts hat die Familie das Schloß nicht mehr bewohnt. Ernst Friedrich<br />

Zwirner errichtete 1848-52 die neue prachtvolle Familienresidenz in Herdringen. Im Jahre<br />

1889 vernichtete ein Großfeuer das Innere und die Dächer <strong>der</strong> herrlichen <strong>Schnellenberg</strong>er<br />

Vorburg die seitdem Ruine war. 1902 ließ die kunstsinnige Grän Pia v. Fürstenberg einen Teil<br />

<strong>der</strong> kostbaren Ausstattungen aus SchneI lenberg nebst den dazu passenden Teilen aus Schloß<br />

Adolfsburg restaurieren und in Schloß Herdringen einbauen. In <strong>der</strong> allgemein schwierigen Zeit<br />

nach 1918 hat die Oberburg verschiedenen provisorischer Verwendungszwecken gedient. In<br />

den 1930er Jahren begannen Wie<strong>der</strong>herstellungsarbeiten an <strong>der</strong> Oberburg. Ab 1946 wurde in<br />

sehr glücklicher Weise <strong>der</strong> Südügel <strong>der</strong> ausgebrannten Vorburg als Gaststätte und Hotel ausgebaut.<br />

Aufgrund <strong>der</strong> Schräglage (ca. 50°) des Felsens, auf welchem Südturm und Südügel<br />

<strong>der</strong> Vorburg gegründet sind, traten 1962-63 erhebliche Setz- und Abrißschäden auf Diese akute<br />

Gefahr für das schöne Bauwerk konnte nur durch technisch sehr schwierige und kostspielige<br />

Spezial-Betonierungsarbeiten beseitigt werden. Die Familie v. Fürstenberg hat mit größten -<br />

nanziellen Opfern die Wie<strong>der</strong>herstellung des alten Zustandes - mit geringen Än<strong>der</strong>ungen für<br />

den neuen Verwendungszweck - betrieben. Die Hintansetzung kaufmännischer Überlegungen<br />

hat die Erhaltung <strong>der</strong> größten und auch interessantesten <strong>Burg</strong>anlage des Sauerlandes bewirkt.<br />

Kapelle, Rückwand des Ehrensitzes<br />

von Caspar von Fürstenberg<br />

6


Beschreibung und Würdigung<br />

Auf einem nach Nordosten gerichteten Sporn des Rappelsberges zwischen seinem Steilabfall zur<br />

Bigge und einem tiefen Seitental ist die <strong>Burg</strong> angelegt. Jenseits einer sanften Einsattelung, über<br />

die die „Heidenstraße“ von Attendorn her in den eigentlichen Bergzug verlief, ist <strong>der</strong> Sporn als<br />

steiles Felsmassiv herauspräpariert. Die Anlage selbst zeigt heute drei Abschnitte: im Südwesten<br />

auf dem Anlauf des Sporns sitzend das ausgedehnte Vorwerk, überragt von <strong>der</strong> mächtigen Wand<br />

des eigentlichen Vorburg-Hauptügels. Zusammen mit einem rechtwinklig anstoßenden langen<br />

Seitenügel auf <strong>der</strong> Südostseite faßt er den nach Norden stark steigenden Vorburghof ein. Von<br />

hier aus gesehen erhebt sich jenseits eines tiefen künstlich geschaffenen Halsgrabens auf einem<br />

Felsklotz die Masse <strong>der</strong> Oberburg. In dem Taleinschnitt östlich und südlich des Schloßberges<br />

speist ein Bach eine Kette von Fischteichen, <strong>der</strong>en Anlage schon auf das 17. Jahrhun<strong>der</strong>t zurückgeht.<br />

Alte Gartenentwürfe lassen erkennen, daß zu Ende des 17. Jahrhun<strong>der</strong>ts reguläre Gärten<br />

auf <strong>der</strong> tiefer gelegenen Spornspitze nördlich <strong>der</strong> Oberburg und auf dem Sattel südwestlich des<br />

Vor-werks angelegt gewesen sind. Rechnet man den großen 1680-98 geschaffenen Tiergarten<br />

hinzu, so wird deutlich, wie Schloß und Umgebung als eine von Menschen bewußt geordnete<br />

Welt inmitten des „wilden“ Waldgebirges aufgefaßt gewesen sind. Durch die Vernachlässigung<br />

im 19. Jahrhun<strong>der</strong>t hat <strong>der</strong> Wald die Gärten zu großen Teilen zurückerobert.<br />

Kapelle, geschnitztes Holzwappen von<br />

Hans Miltenberger<br />

Der sehr unregelmäßige Grundriß <strong>der</strong><br />

Oberburg läßt einigermaßen deutlich die<br />

beiden mittelalterlichen <strong>Burg</strong>mannshäuser<br />

erkennen,die sich auf <strong>der</strong> Nordwestund<br />

Südostseite gegenüber gelegen haben.<br />

Ein drittes kleineres altes Steinhaus<br />

zeichnet sich im Grundriß des Südwest-<br />

ügels hinter dem großen Pavillonturm<br />

ab. Der schmale rückwärtige Nordostügel<br />

scheint Wirtschaftszwecken gedient<br />

zu haben. Ein nördlich außen angesetzter<br />

heute stark erneuerter Rundturm diente<br />

<strong>der</strong> Verteidigung <strong>der</strong> <strong>Burg</strong>rückseite und<br />

barg gleichzeitig einen Brunnen. Die<br />

südwestliche Brükken- o<strong>der</strong> Schaufront<br />

ist mehrmals umgebaut und außerdem<br />

offenbar vorgeschoben worden, denn <strong>der</strong><br />

Torturm sitzt heute hinter dem Flügel.<br />

Alle diese Bauteile schließen einen engen<br />

<strong>Burg</strong>hof ein.<br />

Das überall verwendete Baumaterial harter Schiefer und Grauwacke. läßt keine Zierformen zu.<br />

Daher sind Einzelheiten nicht näher datierbar. Der Torturm ist auf Grund des Kreuzgratgewölbes<br />

über <strong>der</strong> Durchfahrt und des Kreuzrippengewölbes über <strong>der</strong> Kapelle sicher noch mittelalterlich,<br />

vermutlich aus dem Ende des 13. Jahrhun<strong>der</strong>ts, während das Kapellengewölbe wohl<br />

erst im späten 15. Jahrhun<strong>der</strong>t eingezogen worden ist. Die meisten Fenster zeigen mit ihren<br />

Stempfosten altertümliche Formen und sind Zeugen des großen Umbaues unter Caspar v. Fürstenberg.<br />

Eines von ihnen am linken Flügel trägt sein Ehewappen und ist 1597 datiert.<br />

7


Die breite, <strong>der</strong> Vorburg zugewandte Torfront besitzt auf <strong>der</strong> Südecke einen Rundturm unbestimmbaren<br />

Alters, <strong>der</strong>, wahrscheinlich im 18. Jahrhun<strong>der</strong>t, um zwei Geschosse niedriger gemacht<br />

worden ist, und jetzt unter einem merkwürdigen Schleppkegeldach sitzt. Ganz an<strong>der</strong>s <strong>der</strong><br />

selbständige Baublock des viergeschossigen mächtigen Pavillonturmes auf <strong>der</strong> Westecke. Er<br />

ist von einer prächtigen welschen Haube gedeckt, ein charaktervolles Werk mit allen Kennzeichen<br />

des westfälischen Frühbarock, <strong>der</strong> im Auftrag des Freiherrn Ferdinand v. Fürstenberg und<br />

seiner Gemahlin Maria Theresia v. Westphalen entstand. Dieser 1686 errichtete Bau verrät die<br />

planende Hand eines großen Architekten. dem auch die großen Stempfostenfenster <strong>der</strong> eigentlichen<br />

Baufront zuzuschreiben sind. Mittelpunkt und Schaustück des Ganzen ist aber das vortrefiche<br />

Werksteinportal des Haupteingangs in <strong>der</strong> Mitte. Dem in zwei Schichten aufgebauten<br />

rustizierten Gewände sind außerdem ebensolche Pilaster vorgelegt, die ein gesprengtes Gebälk<br />

tragen. Gewände und Rundbogen erzeugen durch ihre wohlüberlegte Großformigkeit den Eindruck<br />

des wehrhaften Zugangs. Reich verziert ist dagegen <strong>der</strong> Sprenggiebel mit dem symmetrisch<br />

von Löwen gehaltenen Wappen des Bauherrn, gekrönt von den Zeichen <strong>der</strong> Reichsunmittelbarkeit,<br />

dem kaiserlichen Doppeladler mit <strong>der</strong> Reichskrone. Vor <strong>der</strong> Steinbrücke über<br />

den Halsgraben bildet ein hervorragend geschmiedeter eiserner Torbogen aus <strong>der</strong> Hand des<br />

Schlossermeisters Johannes Schrö<strong>der</strong> aus Olpe den Auftakt des Schloßzugangs, begleitet von<br />

ebenso schönen Eisengelän<strong>der</strong>n. Dieser Schmuck von 1690 hebt sich mit wohlüberlegter Absicht<br />

von <strong>der</strong> sonoren Portalarchitektur ab. Die Baufront ist vermutlich unvollendet geblieben.<br />

Man darf annehmen, daß anstelle des Rundturms auf <strong>der</strong> Südecke ein zweiter entsprechen<strong>der</strong><br />

Pavillonturm geplant gewesen ist.<br />

Am Gewölbe <strong>der</strong> Tordurchfahrt prangt eine emblematische gemalte Darstellung eines großen<br />

doppelköpgen Reichsadlers mit den Wappen des Caspar v. Fürstenberg und seiner ersten Frau<br />

Elisabeth v. Spiegel in den Fängen. Die Darstellung, die in den beigegebenen Inschriften auf<br />

Schutz und Gastfreundschaft <strong>der</strong> reichsritterlichen <strong>Burg</strong> verweist, muß zu den ersten Neugestaltungen<br />

nach 1595 in <strong>Schnellenberg</strong> gehören.<br />

Ein einziger, noch fast unversehrt aus dieser<br />

Zeit stammen<strong>der</strong> Innenraum, ist die<br />

dem hl. Georg geweihte Schloßkapelle im<br />

Obergeschoß des Torturms. Der sehr kleine<br />

Raum ist mit einer erstaunlichen Opulenz<br />

ausgestattet. Der Altar vor einem Fenster<br />

wird von zwei Ehrensitzen ankiert. Rechts<br />

<strong>der</strong> Thronsitz des Fürstbischofs Dietrich v.<br />

Fürstenberg vor einer Wandnischenarchitektur<br />

und links <strong>der</strong> Chorstuhl seines Bru<strong>der</strong>s,<br />

des Schloßherrn Caspar v. Fürstenberg, unter<br />

einem Baldachin. In den hinteren Raumecken<br />

zwei weitere schlichtere Chorstühle,<br />

von denen einer für die Schloßherrin bestimmt<br />

war. Die Wand gegenüber dem Altar<br />

öffnet sich in einer reichen Türarchitektur<br />

mit dem heute vermauerten Durchgang zum<br />

Kapellenzimmer, das einst somit, ebenfalls<br />

reich ausgestattet, bei geöffneten Türen zur<br />

Kapelle hinzugenommen werden konnte.<br />

Kapelle, Hl. Georg im Kapellaltar<br />

8


In <strong>der</strong> Kapelle gibt es außerdem auf zwei Seiten eine Empore mit geschlossener Brüstung.<br />

Außerdem Altar und dem fürstbischöichen Thronsitz, die aus Marmor und Alabaster sind,<br />

besteht die übrige Ausstattung aus reich geschnitztem Holzwerk. Mehrere Weichholzarten sind<br />

zu einem unwahrscheinlich subtilen manieristischen Formgebilde zusammengesetzt, das, unbemalt,<br />

mit sieben gemalten Fel<strong>der</strong>n in <strong>der</strong> Emporenbrüstung einen köstlich zarten Farbakkord<br />

bietet. Kräftiger in den Farben sind die bunten Marmorarten und <strong>der</strong> weiße Alabaster in Altar<br />

und Thron (1599).<br />

Die Retabelreliefs des Altars stellen die Jünger zu Emmaus, das Abendmahl und das Opfer<br />

des Melchisedek, in <strong>der</strong> Mitte darüber den Drachenkampf des hl. Georg dar. Ein Kruzix<br />

mit schönem Alabasterkorpus krönt das vorzügliche Werk. Der Bischofsthron hat vor einer<br />

Sitznische aus An<strong>der</strong>nacher Stein eine etwas später vorgesetzte Säulenstellung mit Architrav<br />

aus schwarzem und rotem Marmor. Darüber sitzt ein prächtiges Alabastermedaillon mit dem<br />

fürstbischöichen Wappen. Die Betbank besteht aus roten Sinterplatten mit einer Stiftungsinschrift,<br />

eingefaßt von Hermenpfeilern. Im Gegensatz dazu ist <strong>der</strong> Chorstuhl gegenüber - wie<br />

auch die übrige aber erst 1608 gelieferte Holzaustattung <strong>der</strong> Kapelle - aus kostbaren Intarsien<br />

aufgebaut. Die Rückwand besitzt in <strong>der</strong> Mitte ein Bogenfeld mit einem virtuos aus bunten<br />

Hölzern eingelegten Blumenstrauß, ankiert von Statuetten <strong>der</strong> Caritas und Fides. Oben im<br />

Beschlagwerk-Aufsatz das Fürstenbergische Familienwappen. Die sieben gemalten Fel<strong>der</strong> an<br />

<strong>der</strong> Emporenbrüstung stellen Engelsgestalten mit den Leidenswerkzeugen Christi dar. Rings<br />

um den Raum zieht sich ein gemaltes Paneel mit Arabesken und Blumenteppich. Das Gewölbe<br />

ist als offener Himmel dargestellt (1600). Auf Wolkenringen thronen die Apostel, unter ihnen<br />

die Gestalt des Bauherrn, dann die Propheten und Herrscher des Alten Bundes und in <strong>der</strong> Mitte<br />

fern die unzählbare Schar <strong>der</strong> Heiligen und Engel.<br />

Kapelle, Steinplatte im Thronsitz<br />

des Fürstbischofs Dietrich v. Fürstenberg<br />

Die vom Bauherrn aus Frankfurt gerufenen<br />

Künstler, <strong>der</strong> Bildhauer Johann Hocheisen<br />

für die Steinarbeiten und <strong>der</strong> Kleinschnitzler<br />

Hans Miltenberger für die Intarsien<br />

Holzausstattung, haben eine sonst nirgendwo<br />

in Westfalen vorhandene einzigartige<br />

Ausstattung des Manierismus zusammen mit<br />

dem Maler Augustin Jodefeld aus Pa<strong>der</strong>born<br />

geschaffen. Zahlreiche Inschriften, Sprüche<br />

aus dem Alten Testament, bezeugen die innige<br />

Frömmigkeit <strong>der</strong> Auftraggeberfamilie.<br />

Der im Nordwestügel des Schlosses im<br />

Obergeschoß gelegene große Saal besitzt aus<br />

<strong>der</strong> Zeit Caspars v. Fürstenberg nur noch den<br />

Rest eines großen Prunkkamins aus Sandstein.<br />

Zwei virtuos durchgebildete Hermen<br />

tragen den Sturz, auf dem heute einsam die<br />

Figur <strong>der</strong> Göttin Juno steht. Ursprünglich<br />

war ein Aufsatzmedaillon mit <strong>der</strong> Darstellung des Orpheus unter den Tieren vorhanden, ankiert<br />

von Löwengestalten mit den Wappen v. Fürstenberg v. Spiegel. Auf den Seiten standen<br />

die Göttinnen Minerva und Juno.<br />

9


Es ist das Verdienst von Fritz Arens, den Künstler dieses Werks ermittelt zu haben: <strong>der</strong> Bildhauer<br />

Gerhard Wolff aus Mainz hat den Auftrag dazu 1601 bekommen.<br />

Auch im Südostügel ist ein kulturgeschichtlich interessanter Ausstattungsrest aus <strong>der</strong> Zeit<br />

zwischen 1595-1600 erhalten. Im Obergeschoß hatten zwei Zimmer die Bezeichnung „Alt-<br />

Weib“. Über einer Tür ist auf den Putz gemalt als Surporte die Gestalt einer alten Frau mit Stock<br />

und Beutel und eine Inschrift aus dem Buch Hiob des Alten Testaments zu sehen.<br />

Der Charakter <strong>der</strong> meisten Räume in <strong>der</strong> Oberburg wird jedoch heute durch die Neudekoration<br />

um 1700 bestimmt, <strong>der</strong>en Bauherrschaft Ferdinand v. Fürstenberg und Maria Theresia v. Westphalen<br />

waren. Ihr Allianzwappen ist zwischen 1686 und 1718 an vielen Stellen angebracht.<br />

Die Innenräume haben Stuckbalkendecken, die immer abwechslungsreich mit Model-Ornamenten<br />

verziert sind. Auch das Gewölbe im Pavillonturm, das Treppenhaus neben dem Torturm<br />

und viele Fensternischen sind mit Modelstuck geschmückt. Hinzu treten im großen Saal virtuos<br />

geschnitzte prachtvolle Türgestelle mit dem genannten Allianzwappen vor dem Reichsadler,<br />

alles in schwere Akanthus-Ornamentik eingebettet. Auch sonst sind in <strong>der</strong> Oberburg noch manche<br />

einfachere Türen <strong>der</strong>selben Zeit erhalten.<br />

Gegenüber dem Kamin im großen Saal ist zur<br />

Zeit ein herrlich geschnitzter Gläserschrank<br />

nebst einem deftigen Figurenaufsatz, Bachus<br />

und sein Gefolge, aufgestellt, <strong>der</strong> außerdem<br />

seine komplette Farbfassung im Charakter von<br />

Buntmarmor, Schildplatt und Alabaster, alles<br />

reich vergoldet. bewahrt hat. Er stammt aus <strong>der</strong><br />

wandfesten Ausstattung des großen Saals <strong>der</strong><br />

Adolphsburg. Hier war es <strong>der</strong> Onkel des <strong>Schnellenberg</strong>er<br />

Bauherrn, Johann Adolf v. Fürstenberg,<br />

<strong>der</strong> gleichzeitig dieses Schloß ausstatten ließ.<br />

Alle diese prolreichen und stark plastisch aus<br />

Eichenholz geschnitzten Prunkstücke, wozu noch<br />

viele weitere kommen, die 1902 nach Herdringen<br />

verbracht sind, gehören zu den besten und<br />

Geschnitzer Kopf des Gläserschranks großartigsten Ausstattungen, die damals in ganz<br />

Nordwesteuropa entstanden sind. Man darf sie<br />

<strong>der</strong> Bildhauerfamilie Sasse in Attendorn zuweisen, die in einer großen Werkstatt außerdem<br />

zahlreiches Kirchenmobiliar ins ganze südliche Westfalen geliefert hat.<br />

Den Stilwandel zwischen dem Kamin des Gerhard Wolff um 1601 und <strong>der</strong> Zeit um 1700 veranschaulicht<br />

<strong>der</strong> an<strong>der</strong>e große Schaukamin im ersten westlichen Saalzimmer. Uber einem von<br />

Säulen getragenen Marmorsturzrahmen erhebt sich ein Aufsatz aus Stuck in reichem Akanthus-Ornament.<br />

Zwei weibliche Gottheiten ankieren eine heute leere Hochovalnische, in <strong>der</strong><br />

einst ein emblematisches Gemälde gesessen hat. An den Schmalseiten des Aufsatzes sitzen<br />

Stuckreliefs, links Chronos raubt die Schönheit und rechts Mercur entführt Aglaia (den Glanz).<br />

Alabasterton und reiche Vergoldung <strong>der</strong> Blumenrahmen und Festons bestimmen auch hier die<br />

Farbigkeit. Lei<strong>der</strong> ist <strong>der</strong> Künstler dieses Stücks nicht bekannt. Insgesamt gesehen geht dieser<br />

hochbarocke Dekorationsstil von ungemeiner Schwere und Würde auf nie<strong>der</strong>ländisch-französische<br />

Vorbil<strong>der</strong> zurück.<br />

10


Der Hof <strong>der</strong> Vorburg, architektonisch von den zwei hierseits niedrigen Flügeln des großen<br />

Vorburggebäudes gefaßt und über eine niedrige Brüstung sich weit nach Nordwesten ins Land<br />

öffnend, kommt als Platzraum kaum zur Wirkung, da er gegen die Oberburg stark ansteigt. Der<br />

Eingang in das Hotel führt durch ein schönes barockes Tor das vom verfallenen Haus Stirpe<br />

bei Erwitte 1958 nach hier versetzt wurde. Auf dem Vorplatz stehen an verschiedenen Stellen<br />

steinerne Spolien, es sind Bänke, Sockel und Skulpturen, die anscheinend aus den ehemaligen<br />

Gärten um das Schloß stammen. Unerhört monumental ist die Feldseite <strong>der</strong> Vorburg, die ja eigentlich<br />

ein selbständiger Schloßbau ist. Die breite dreigeschossige Front zu elf Fensterachsen<br />

wird von zwei ziemlich schlanken fünfgeschossigen Türmen mit gekurvten Helmen ankiert.<br />

Das einzige Schmuckstück ist das in großen Formen gehaltene Portal aus einheimischem Marmor.<br />

Es ist wegen des Bodenreliefs nach links aus <strong>der</strong> Mitte verschoben. Ursprünglich besaßen die<br />

beiden unteren Geschosse des Bauwerks durchgehend querovale Ochsenaugenfenster, was <strong>der</strong><br />

Schauseite ein außerordentlich wirkungsvoll-verschlossenes Aussehen verlieh. Diese Wirkung<br />

mußte durch die erfor<strong>der</strong>liche Vergrößerung <strong>der</strong> Fenster für die mo<strong>der</strong>ne Nutzung des Gebäudes<br />

lei<strong>der</strong> etwas eingeschränkt werden.<br />

Erstaunlich sind im Inneren die weiten dreischifgen gewölbten Hallenräume auf bunten Marmorsäulen,<br />

einst die Marställe des Schlosses, die den verheerenden Brand von 1889 überstanden<br />

hatten. Einer dieser Räume birgt heute ein sehr interessantes kulturgeschichtliches Museum; ein<br />

an<strong>der</strong>er ist als Kapelle eingerichtet. Der Altar im Stil des frühen 18. Jahrhun<strong>der</strong>ts stammt aus<br />

<strong>der</strong> leerstehenden unbenutzten Schloßkapelle <strong>der</strong> Adolphsburg und wurde nach durchgreifen<strong>der</strong><br />

Restaurierung 1981 hier aufgestellt. Die Sandsteineinfassung <strong>der</strong> Eingangspforte zur Kapelle<br />

stammt ebenfalls vom Haus Stirpe. Mehrere an<strong>der</strong>e Räume dienen <strong>der</strong> Gastronomie des<br />

Hotels als stimmungsvolle Gasträume.<br />

Auftakt <strong>der</strong> Schloßanlage ist ein ab 1708 erbautes beson<strong>der</strong>es Vorwerk, das, von hohen Mauern<br />

und zwei niedrigen Ecktürmen eingefaßt, vor die Vorburg gelegt ist. Ein vornehm-schlichter<br />

Torbogen mit Pförtner-Pavillon gibt Zutritt. Die Zufahrt ist geradlinig auf das Vorburgtor hin<br />

zwischen teilweise hohen Mauern geführt. Interessant ist die Verschmelzung altertümlicher<br />

Abwehrmittel mit barocken Kunstgriffen im gesamten Vorwerk-Vorburgbereich. Hinzukommt<br />

eine deutlich spürbare theaterhafte Prospektwirkung <strong>der</strong> drei Teilzonen <strong>der</strong> Gesamtanlage, die,<br />

durch das Gelände diktiert, ausschließlich auf die Zugangsseite nach Attendorn hin bezogen<br />

ist. Eine an<strong>der</strong>e Schauseite im künstlerischen Sinne gibt es nicht. Vom Biggetal her wirken<br />

hauptsächlich neben den hohen Gebäudewänden die beiden Türme des Hauptschlosses malerisch<br />

zusammen wobei <strong>der</strong> mittelalterliche Torturm seine weische Haube seit Anfang unseres<br />

Jahrhun<strong>der</strong>ts zugunsten eines schlichten Zeltdachs verloren hat.<br />

Durch seinen Ausbau zwischen 1686 und 1708 nimmt das Schloß <strong>Schnellenberg</strong> eine sehr<br />

wichtige Stellung unter den großen barocken Schloßanlagen Westfalens ein. Gehören die Reste<br />

<strong>der</strong> Raumdekorationen mit denen <strong>der</strong> Adolphsburg schon zu den Spitzenleistungen <strong>der</strong> Stilstufe<br />

um 1700, so ist <strong>der</strong> manieristische Kapellenraum von 1600 von allergrößter kunst- und kulturgeschichtlicher<br />

Bedeutung.<br />

11


Lageplan<br />

Der ab 1949 nach klarer Konzeption durchgeführte<br />

Wie<strong>der</strong>aufbau <strong>der</strong> gesamten Vorburgruine<br />

war <strong>der</strong> Beginn einer glanzvollen Generalrestaurierung<br />

des schönen Schlosses durch die Eigentümer<br />

Wenemar Freiherr v. Fürstenberg und<br />

nachfolgend dessen Sohn, Engelbert-Eberhard<br />

Freiherr v. Fürstenberg. Mo<strong>der</strong>ner Ausbau und<br />

sachgerechte Restaurierung gingen abschnittsweise<br />

Hand in Hand jeweils in Abstimmung<br />

mit dem Landeskonservator und wurden 1977<br />

abgeschlossen. Die subtile Instandsetzung <strong>der</strong><br />

manieristischen St.-Georgs-Kapelle in <strong>der</strong> Oberburg<br />

dauerte von 1976 bis 1980. Die Krönung des<br />

Ganzen war die Wie<strong>der</strong>herstellung <strong>der</strong> gesamten<br />

Oberburg und ihre Einrichtung zum komfortablen<br />

Hotel von 1975 bis 1979. Jetzt dient das ganze<br />

Schloß, Vorburg und Oberburg, unter <strong>der</strong> Leitung<br />

<strong>der</strong> Familie Bilsing diesem Zweck.<br />

Der große Saal und die Saalzimmer bilden bei Festlichkeiten und Tagungen den repräsentativen<br />

Rahmen. Das <strong>Burg</strong>hotel <strong>Schnellenberg</strong>, das <strong>der</strong> berühmten Kette ,,Gast im Schloß‘ angehört,<br />

bietet hohen gastronomischen Komfort und liegt in gepegter Waldumgebung, mit vielen Wan<strong>der</strong>wegen<br />

und abwechslungsreichen Erholungsmöglichkeiten im Attendorner Umland. So ist<br />

das Schloß heute eine <strong>der</strong> attraktivsten historischen Stätten im Sauerländischen Gebirgsland<br />

geworden, ganz im Sinne einer Inschrift, die Caspar v. Fürstenberg schon 1599 am Gewölbe des<br />

Torturms anbringen ließ: „Foris non maneat peregrinus / Ostium meum pateat viatori“ (draußen<br />

nicht bleibe <strong>der</strong> Fremdling, meine Tür öffne sich dem Reisenden).<br />

Bilsing Hotelbetrieb GmbH & Co. KG<br />

Bilsing Hotelbetrieb Ver. GmbH HRB 983<br />

<strong>Burg</strong> <strong>Schnellenberg</strong> 1<br />

57439 Attendorn/Biggesee<br />

Telefon (02722) 694-0<br />

Telefax (02722) 694169<br />

www.burg-schnellenberg.de<br />

info@burg-schnellenberg.de

Hurra! Ihre Datei wurde hochgeladen und ist bereit für die Veröffentlichung.

Erfolgreich gespeichert!

Leider ist etwas schief gelaufen!