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mt_04_2019_issuu

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FACHMAGAZIN FÜR DIE KASTEN–, KÜCHEN–, BÜRO– UND SITZMÖBEL–FERTIGUNG SOWIE DEN INNENAUSBAU · WWW.MATERIAL-TECHNIK.DE · 30835<br />

Wohn- und<br />

Küchenmöbel:<br />

Funktionsbeschläge<br />

agieren im Verborgenen<br />

Fertigungstechnik:<br />

Mensch und Roboter<br />

teilen sich die Arbeit<br />

Sitzmöbelproduktion:<br />

Automatisierung<br />

beschleunigt Prozesse


Plattform für Neuheiten<br />

und inspirierende Ideen<br />

Auf zwei Etagen erstreckte<br />

sich der Messestand von<br />

Schattdecor.<br />

The Schattdecor exhibition<br />

stand extended over two floors.<br />

Photo: Schattdecor<br />

Beste Stimmung auf der diesjährigen Ausgabe der interzum: Die Kölner<br />

Zuliefermesse für die Möbelindustrie konnte ihren Ruf als weltweit führende<br />

Veranstaltung auf diesem Gebiet bestätigen. Mehr Besucher, insbesondere<br />

aus dem Ausland, sorgten dafür, dass zum 60-jährigen Jubiläum der Messe in<br />

den neun Messehallen eine starke Besucherfrequenz herrschte und die Aussteller<br />

am Ende zufrieden die Heimreise antreten konnten.<br />

8 material+technik möbel <strong>04</strong>|19<br />

Die diesjährige Ausgabe der<br />

interzum (21. bis 24. Mai <strong>2019</strong>) verlief<br />

sowohl für die Koelnmesse als<br />

Veranstalter als auch für die Aussteller<br />

mehr als erfolgreich. Während<br />

sich die Messegesellschaft<br />

sich über die zahlenmäßig größte<br />

Ausgabe seit Jahren freuen konnte,<br />

zeigten sich die Aussteller mit<br />

dem hohen Besucherandrang an<br />

den vier Veranstaltungstagen äußerst<br />

zufrieden.<br />

Mit 1.805 Ausstellern und einer Fläche<br />

von rund 190.000 m 2 übertraf<br />

die interzum zu ihrem 60-jährigen<br />

Jubiläum alle vorausgegangenen<br />

Ausgaben. 2017 hatten sich 1.732<br />

Aussteller aus 59 Ländern eingefunden<br />

und die Ausstellungsfläche<br />

betrug 180.000 m 2 . Doch auch hinsichtlich<br />

der Besucherzahlen konnte<br />

die diesjährige Ausgabe die letzte<br />

interzum überbieten. Laut Angaben<br />

der Messeleitung waren<br />

74.000 Interessenten nach Köln gereist.<br />

Dies entsprach einem Zuwachs<br />

von 7,2 Prozent gegenüber<br />

2017 mit rund 69.000 Besuchern.<br />

Deutlichen Zuwachs gab es vor allem<br />

bei den ausländischen Besuchern,<br />

deren Anteil auf 75 Prozent<br />

gewachsen war. Laut Angaben der<br />

Messeleitung stam<strong>mt</strong>en allein<br />

55.000 Interessenten nicht aus<br />

Deutschland. Dies entspricht einem<br />

Plus von 7,8 Prozent gegenüber<br />

2017. Deutlich mehr Besucher<br />

wurden laut Messeangaben aus<br />

Asien, hier besonders aus China,<br />

aus Mittel- und Südamerika, Osteuropa<br />

und Nordamerika gezählt.<br />

Führende Anbieter an Bord<br />

Auf der interzum traten in allen Produktsparten<br />

wiederum führende<br />

Aussteller von Holzwerkstoff-,<br />

Oberflächen- und Beschlagprodukten<br />

an. Auch die Hersteller von<br />

Möbeleinbauleuchten waren repräsentativ<br />

vertreten. Umfangreich<br />

fiel auch das Angebot für die Polstermöbelhersteller<br />

aus, denen in<br />

mehreren Messehallen Schäume,<br />

Klebstoffe, Bezugsmaterialien<br />

sowie Relaxbeschläge geboten<br />

wurden.<br />

Lediglich bei den Zuschnittautomaten<br />

hatte die Messe Abstriche<br />

machen müssen. Grund hierfür<br />

war die vorausgegangene Messe<br />

Texprocess in Frankfurt, auf der ein<br />

Großteil der Anbieter ausgestellt<br />

hatte, von denen nun einige Anbieter<br />

auf eine zusätzliche Präsenz in<br />

Köln verzichtete.<br />

Auch die Riege der Dekordrucker<br />

präsentierte sich nicht komplett,<br />

denn Interprint hatte erneut dem<br />

Ausstellungszentrum „Design Post<br />

Köln“ gegenüber der Messe den<br />

Vorzug gegeben. Ergänzt wurde<br />

das Messeangebot durch Aussteller<br />

aus dem Bereich der Technik, die<br />

etwa im Oberflächen segment Bestandteil<br />

des Herstellungsprozesses<br />

sind. So waren etwa der Scannerhersteller<br />

Cruse oder die Firma<br />

Hymmen als Spezialist für Digitaldruckanlagen<br />

anzutreffen. Auf dem<br />

Sonderareal „Digitaldruck“ informierten<br />

weitere Anbieter wie Baumer<br />

oder Mimaki über ihre richtungsweisenden<br />

Technologien.<br />

Insbesondere Anbieter aus dem<br />

Oberflächen- und Beschlagbereich<br />

hatten dieses Mal kräftig in ihren<br />

Auftritt investiert und trumpften mit<br />

großzügig und aufwändig gestalteten<br />

Messeständen auf. In diesem<br />

Platform for innovations and inspiring ideas<br />

This year’s edition of interzum (21 – 24 May <strong>2019</strong>) was more than successful<br />

both for Koelnmesse as organiser and for the exhibitors. With<br />

1,805 exhibitors and an area of around 190,000 m 2 , interzum surpassed<br />

the previous events on the occasion of its 60 th anniversary. With 74,000<br />

interested visitors, an increase of 7.2 per cent was achieved compared<br />

to 2017. Almost all leading exhibitors of wood-based products, surfaces<br />

and fittings presented their new developments, many of which were presented<br />

in a homely atmosphere or as ideas for tomorrow’s living scenarios.<br />

Theme exhibitions on new technologies and disruptive materials as<br />

well as specialist lectures on current industry topics transformed the<br />

trade fair into an exchange platform for suppliers and users. Technology<br />

that disappears in front of the viewer’s eyes, such as pocket doors or integrated<br />

flap fittings, as well as surfaces that reproduce not only wood,<br />

but also marble, stones and textile fabrics – often in vintage or used-look<br />

– characterised the trade fair image. Copy protection for decorative<br />

surfaces was presented as a measure against product piracy.


Fokus<br />

Jahr empfing neben Impress und<br />

Salice auch Schattdecor seine Besucher<br />

auf einem Messestand mit<br />

zwei Etagen. In seinem deutlich<br />

größeren Gastronomiebereich bot<br />

Salice original italienisches Ambiente.<br />

Die zusätzliche Standfläche<br />

bei Blum wurde ebenfalls für die<br />

Bewirtschaftung der Messegäste<br />

verwendet.<br />

Praxisnahe Inszenierungen<br />

Die Produkte wurden vielfach in<br />

wohnlicher Atmosphäre oder als<br />

Ideengeber für Wohnszenarien von<br />

morgen präsentiert. Zusätzlich zu<br />

den praxisnahen Anwendungsideen<br />

und -lösungen auf der Messe<br />

führte Hettich ausgeklügelte Verwendungsmöglichkeiten<br />

für seine<br />

Produkte vor und gab den Kunden<br />

dadurch eine Fülle an Inspirationen<br />

mit auf die Heimreise.<br />

Die neuen Ausstellungskonzepte<br />

spiegelten zugleich den Wandel der<br />

interzum in ihrer 60-jährigen Geschichte<br />

wider, die von einer reinen<br />

Neuheitenschau zu einer Inspirationsquelle<br />

für die Einrichtungsindustrie<br />

und einer Austauschplattform<br />

für Zulieferer und Anwender<br />

geworden ist. In Anbetracht der lediglich<br />

viertägigen Veranstaltungsdauer<br />

und der Masse der Besucher<br />

dürfte in der Regel allerdings nur<br />

wenig Zeit für detaillierte Gespräche<br />

zur Verfügung gestanden haben,<br />

weshalb einige Aussteller sich<br />

für eine Rückkehr zu einer fünftägigen<br />

Dauer aussprachen.<br />

Zusätzlich zum rie sigen Messeangebot<br />

hatte die Koelnmesse die<br />

diesjährige interzum Themenausstellungen<br />

zu neuen Technologien<br />

und disruptiven Materialien gespickt.<br />

Dazu kam ein umfangreiches<br />

Paket an Fachvorträgen zu<br />

aktuellen Branchenthemen und<br />

Produktinnovationen, das den Besuchern<br />

auf den vier Piazzen weiterführende<br />

Informationen bot und<br />

sie mit branchenrelevanten Zukunftsthemen<br />

bekannt machte.<br />

Wohnen heute und morgen<br />

Nicht nur auf den Piazzen, sondern<br />

auch auf den Messeständen der<br />

Aussteller wurden den Besuchern<br />

die zu erwartenden Veränderungen<br />

und Herausforderungen vor Augen<br />

geführt, welche die Verstädterung<br />

und die damit einhergehende Verknappung<br />

an bezahlbarem Wohnraum<br />

in den Städten zur Folge hat.<br />

Bei Blum, Hettich und Häfele waren<br />

Vorschläge und Lösungen anzutreffen,<br />

wie es sich auf beengtem<br />

Raum komfortabel wohnen lässt<br />

und wie ausgeklügelte Funktionsbeschläge<br />

für eine Multifunktionalität<br />

von Möbeln und Räumen sorgen<br />

können. Hierbei sollen künftig<br />

insbesondere Pockettüren, die seitlich<br />

neben dem Schrank eingefahren<br />

werden, eine wesentliche Rolle<br />

spielen.<br />

Aber auch andere Funktionsbeschläge<br />

verschwinden aus dem<br />

Blickfeld: Nachdem vor zwei Jahren<br />

unsichtbare Türscharniere ihr Debüt<br />

gaben, kamen dieses Jahr Klappenbeschläge<br />

auf, die, im Seitenkorpus<br />

integriert, eine harmonische Innenraumgestaltung<br />

ermöglichen. Auch<br />

bei den neuen, schlank gestalteten<br />

Schubkastensystemen wird die<br />

Technik so versteckt.<br />

PVC statt Papier<br />

Bei den Oberflächenprodukten erlebten<br />

die Messebesucher eine<br />

kleine Revolution: Statt wie bisher<br />

Papier zu bedrucken, stellten fast<br />

alle Dekordrucker nun auch thermoplastische<br />

Materialien wie PVC und<br />

PP als Substrat für ihre Nachbildungen<br />

von Holz oder anderen natürlichen<br />

Materialien vor. Sie können<br />

mit Produkteigenschaften punkten,<br />

die mit Dekorpapier so nicht realisierbar<br />

sind, wie etwa die Kombination<br />

von Feuchteresistenz mit speziellen<br />

Oberflächeneffekten.<br />

Neben immer authentischeren<br />

Nachbildungen von Materialien<br />

spielten Haptik und Gebrauchseigenschaften<br />

eine wichtige Rolle.<br />

Immer mehr Möbeloberflächen<br />

werden mit einer Anti-Fingerprint-<br />

Eigenschaft ausgestattet. Dazu<br />

kommen synchrone haptische<br />

Strukturen, durch die sich die Nachbildungen<br />

kaum mehr von der Originalvorlage<br />

aus Holz oder Stein unterscheiden<br />

lassen.<br />

Angekokelte bzw. verbrannte<br />

Hölzer wie „Carbonized Wood“<br />

von Impress zählten zu den<br />

Dekorneuheiten.<br />

Charred or burnt woods such as<br />

“Carbonized Wood” by Impress<br />

were among the new decors.<br />

Photo: Impress<br />

Holz, Marmor und Metall<br />

Bei den Designs setzten die Dekordrucker<br />

auf Materialvielfalt, ohne<br />

aber den gleichen Trends zu folgen.<br />

Lediglich Marmornachbildungen<br />

waren in den unterschiedlichsten<br />

Ausprägungen auf fast allen Messeständen<br />

anzutreffen. Neben<br />

Marmor und Stein wurden Metalldekore<br />

gezeigt, bei denen die Anmutungen<br />

von oxidiertem Stahl bis<br />

hin zu Aluoptiken und bearbeiteten<br />

Oberflächen reichten.<br />

Bei den Hölzern setzten die Unternehmen<br />

unterschiedliche Akzente,<br />

blieben entweder der Rustikalität<br />

der Eiche und dem Vintage-Look<br />

treu oder setzten auf exotische Hölzer.<br />

Auch Hybriddekore, bei denen<br />

verschiedene Materialien miteinander<br />

kombiniert wurden, etwa Beton-<br />

und Gewebeoptik oder florale<br />

Tapetenmuster mit Kalkflächen,<br />

waren zu sehen. Bei den Holztönen<br />

zeigte sich ebenfalls kein einheitliches<br />

Bild. Während bei dem einen<br />

Dekordrucker die hellen Töne überwogen,<br />

dominierten auf anderen<br />

Ständen mittlere und dunklere<br />

Farbstellungen.<br />

Mehrere Anbieter zeigten Dekore,<br />

die von verbranntem bzw. angekokeltem<br />

Holz (Schattdecor, Impress,<br />

Hornschuch, etc.) inspiriert waren.<br />

Wiederum andere hatten sich bei<br />

ihren neuen Dekoren an textilen<br />

Geweben orientiert oder abgenutzte<br />

Teppiche als Vorlage gewählt.<br />

Insbesondere bei den Nachbildungen<br />

von Altholz oder verwitterten<br />

Hölzern wurden alle Register heutiger<br />

Technik gezogen. Risse, Astlöcher<br />

sowie Gebrauchs- und Bearbeitungsspuren<br />

wurden so plastisch<br />

nachgebildet, dass sie in<br />

Verbindung mit der entsprechenden<br />

Haptik bei Schichtstoffen, Me-<br />

Roland Heeger (Schattdecor),<br />

Dieter Baumanns (Surteco) und<br />

Johan Kerver (FiliGrade) (v.l.n.r.)<br />

stellten einen Kopierschutz vor,<br />

bei der ein implementiertes<br />

Wasserzeichen beim Scannen<br />

Dekornamen und Hersteller<br />

preisgibt.<br />

Roland Heeger (Schattdecor),<br />

Dieter Baumanns (Surteco) and<br />

Johan Kerver (FiliGrade) (from<br />

left to right) presented a copy<br />

protection, in which an implemented<br />

watermark reveals<br />

decor name and manufacturer<br />

during scanning.<br />

Photos: Schattdecor, Barth<br />

material+technik möbel <strong>04</strong>|19 9


Fokus<br />

Verdecken und verstecken<br />

Funktionsbeschläge agieren künftig im Verborgenen. Die Beschlagindustrie präsentierte auf der interzum<br />

eine neue Generation an Funktionsbeschlägen, die für den Betrachter kaum oder gar nicht mehr sichtbar<br />

sind. Pockettüren lassen sich vollständig in den Seitenwangen des Schrankes verbergen, bei Möbelscharnieren<br />

und Klappenlifter ist die Mechanik oftmals fast unsichtbar in den Korpus integriert.<br />

Auf der interzum 2017 noch Studie,<br />

wurde das Pockettürensystem von<br />

Blum nun in einer serienreifen Ausführung<br />

gezeigt. Mit dem System<br />

betätigt sich das Unternehmen nun<br />

auch im horizontalen Schieben,<br />

denn Küche und Wohnraum gehen<br />

immer öfter ineinander über und<br />

die Endverbraucher wollen die Arbeitsbereiche<br />

der Küche verbergen.<br />

Im geöffneten Zustand sind die Einzel-<br />

oder Doppeltüren in einem eigenen<br />

schmalen seitlichen Korpus<br />

versteckt. Zum Schließen wird die<br />

Tür nur leicht gedrückt, worauf sie<br />

wird sanft aus dem Pocket ausgeworfen<br />

wird. Auch beim Öffnen<br />

reicht ein Antippen, und sie bewegt<br />

sich zur Seite und kann durch leichtes<br />

Drücken in das Pocket geschoben<br />

werden. Auch dieses Jahr präsentierte<br />

das Unternehmen eine<br />

Produkt-Studie, doch handelte es<br />

sich dieses Mal um einen Klappenbeschlag,<br />

der im Verborgenen<br />

Als Studie präsentierte Blum<br />

einen Oberschrank mit einem in<br />

die Seitenwand integrierten<br />

Klappenbeschlag.<br />

As a study, Blum presented a<br />

wall unit with a flap fitting<br />

integrated in the side wall<br />

Photo: Barth<br />

Bei Salice debütierte die neue<br />

Klappenfamilie „Evolift“.<br />

Salice introduced the new<br />

“Evolift” flap lift family.<br />

Photo: Salice<br />

bleibt. Kaum sichtbar in den Seitenkorpus<br />

von Oberschränken integriert,<br />

sorgt er für ein optisch nahtloses<br />

Interieur der Schränke und<br />

beansprucht keinen Stauraum. Eine<br />

Neuentwicklung gab es bei den<br />

Schubkastensystemen: Unter dem<br />

Namen „Merivobox“ stellte Blum<br />

ein neues Boxsystem für das mittlere<br />

Preissegment vor, bei dem die<br />

Seitenwände innen gerade sind.<br />

Bei der Entwicklung stand der Plattform-Gedanke<br />

im Mittelpunkt: Auf<br />

Basis einer Korpusschiene sind dabei<br />

vielfältige Zargenvarianten möglich.<br />

Standardisierte Verarbeitungsschritte<br />

über alle Varianten hinweg<br />

reduzieren zudem die Komplexität,<br />

so dass sich das Boxsystem für die<br />

industrielle Fertigung eignet.<br />

Bei Salice gab ebenfalls eine neue<br />

Produktkategorie ihr Debüt: Unter<br />

Hettich zeigte als funktionelle<br />

Gestaltungsidee eine Lösung<br />

mit versetzten, synchron<br />

laufenden vertikalen Schiebetüren.<br />

As a functional design idea,<br />

Hettich showed a solution with<br />

staggered, synchronously<br />

running vertical sliding doors.<br />

Photo: Barth<br />

der Bezeichnung „Evolift“ stellte<br />

das Unternehmen ein Öffnungssystem<br />

für Oberschränke mit<br />

Schließdämpfung vor, das die<br />

Ver sionen Klappenlift, Faltlift,<br />

Schwenklift oder Parallellift umfasst<br />

und dennoch auf der gleichen<br />

Technologie beruht. Für Fronten<br />

aus unterschiedlichen Materialien<br />

und ab einer Stärke von acht Millimetern<br />

steht künftig das Universalscharnier<br />

„Serie B“ mit integrierter<br />

Dämpfung zur Verfügung. Ins Rampenlicht<br />

gestellt wurden die vielfäl-<br />

Neue Aluminium-Griffe stellte<br />

D-Beschlag-Geschäftführer<br />

Michael Sommer vor.<br />

New aluminium handles<br />

introduced by D-Beschlag<br />

managing director Michael<br />

Sommer.<br />

Photo: Barth<br />

24 material+technik möbel <strong>04</strong>|19


Fokus<br />

Anzeige/Advertisement<br />

Cover up and hide<br />

tigen Stauraumlösungen der Produktreihe<br />

„Excessories“, die inzwischen<br />

nicht nur für das<br />

Schlafzimmer, sondern auch für<br />

Wohnraum und Bad erhältlich<br />

sind. Ein weiteres Novum war eine<br />

neuartige Motorisierungslösung<br />

für Schiebetüren, die auch<br />

bei bereits montierten Systemen<br />

nachgerüstet werden kann, weil<br />

sie nur an die Führungsschiene<br />

angedockt werden muss. Sie<br />

sieht sowohl für das überlagernde<br />

System „Glow“ als auch für<br />

das flächenbündige System<br />

„Slider“ zur Verfügung.<br />

Der Trend zu schlanken Schubkastenzargen<br />

zeigte sich auch bei<br />

Hettich. Mit „AvanTech YOU“ präsentierte<br />

das Unternehmen eine<br />

puristische Optik, die ohne sichtbare<br />

Schraubköpfe oder Abdeckkappen<br />

auskom<strong>mt</strong>. Gleichzeitig<br />

bietet das System dem Küchenhersteller<br />

eine Fülle an Gestaltungsmöglichkeiten,<br />

so dass er<br />

sich innerhalb seines Sortiments<br />

differenzieren und von anderen<br />

Anbietern abheben kann. Über<br />

Designprofile, DesignCapes oder<br />

ein Inlay kann er individuelle Akzente<br />

auf der Zargenoberkante<br />

und -außenseite setzen. Als Plattform<br />

ermöglicht es das System,<br />

die gleichen Führungen für Holzschubkästen<br />

zu verwenden. Für<br />

seinen innovativen Klappenbeschlag<br />

„ViZard by ambigence“ hat<br />

Hettich kürzlich den Red Dot Design<br />

Award <strong>2019</strong> erhalten. Der Beschlag<br />

verschwindet vollständig<br />

in der Seitenwand des Möbels, so<br />

dass der Innenraum vollständig<br />

zur Nutzung zur Verfügung steht.<br />

Mit „TopLine XL“ präsentierte<br />

Hettich auch ein Schiebetürsystem<br />

für bis zu 100 kg schwere Türen,<br />

bei dem die mittlere Tür beim<br />

Öffnen sowohl nach links als auch<br />

nach rechts gedämpft wird. Das<br />

Laufprofil kann zudem mit Dekorbändern<br />

veredelt werden. Neben<br />

Produktneuheiten hatte Hettich<br />

ausgeklügelte Funktionslösungen<br />

auf Basis bestehender Produkte<br />

entwickelt, die zu einer optimalen<br />

Stauraumnutzung sowie<br />

mehr Komfort beitragen. Zu nennen<br />

wären hier etwa verbindende<br />

Rau<strong>mt</strong>eiler oder eine vertikale<br />

Schiebelösung für den Oberschrank<br />

und die Küchennische,<br />

die sich synchron nach oben oder<br />

unten bewegen lässt.<br />

D-Beschlag hatte zahlreiche Aluminiumgriffe<br />

zur Messe mitgebracht,<br />

die sich durch ein einheitliches<br />

Farbbild auszeichnen, da<br />

Steg und Griffstange aus dem<br />

gleichen Material gefertigt sind.<br />

Der längenunabhängige Reling-<br />

Griff „PR4“ aus Stahl wiederum<br />

weist eine feine horizontale Rillenstruktur<br />

auf, wobei die Rillenzwischenräume<br />

einen Glanzeffekt<br />

besitzen, während die<br />

Oberfläche eine elegante Edelstahloptik<br />

zeigt. Die bekannte<br />

Aluminium-Griffleiste „G<strong>04</strong>7“<br />

wurde in neuen Oberflächenfarben<br />

vorgestellt, sie ist zudem<br />

längenunabhängig. Neben Eloxalfarbtönen<br />

ist sie auch analog zur<br />

Frontfarbe in gepulverter Ausführung<br />

erhältlich, so dass sie fast<br />

unsichtbar bleibt und somit das<br />

puristische Design unterstreicht.<br />

ba<br />

Weitere Highlights aus dem<br />

Neuheitenangebot der interzum-<br />

Aussteller finden Sie in der<br />

nächsten Ausgabe.<br />

Functional fittings will in future operate in secret. At interzum, the<br />

fittings industry presented a new generation of functional fittings that<br />

are hardly or no longer visible to the observer. Pocket doors can be<br />

completely concealed in a slim side box of the cabinet, while the<br />

mechanism of furniture hinges and flap lift fittings is often almost invisibly<br />

integrated in the body. There was a series of new developments<br />

for drawer systems, which often appeared in a purist style. On<br />

the basis of a platform, the new systems enable numerous variants<br />

and, above all, standardised processing steps. In this way, they reduce<br />

the complexity and offer the furniture manufacturer possibilities<br />

for differentiation within the range and from competitors.<br />

In the next issue you will find further highlights from the new products<br />

on offer from interzum exhibitors.<br />

So individuell wie du.<br />

Individualisierbares Design – immer mehr Möbelkäufer<br />

legen Wert darauf. Doch wie lassen sich individuelle<br />

Varianten markttauglich und wirtschaftlich realisieren?<br />

Hettich bietet dazu seit langem Plattformkonzepte<br />

und Lösungen, die begeistern. Entdecken Sie, wie<br />

individualisierbares Möbeldesign mühelos zum<br />

Standard werden kann. Auch in Ihrer Produktion.<br />

Lassen Sie sich von Hettich ganz persönlich faszinieren.


Anemon Strohmeyer will<br />

Holz werkstoff- und Möbelindustrie<br />

näher zusammenbringen.<br />

Anemon Strohmeyer wants to<br />

bring the wood-based materials<br />

and furniture industries closer<br />

together. Photos: Barth<br />

36 material+technik möbel <strong>04</strong>|19<br />

Seit 14 Jahren bildet der Innovationsworkshop<br />

den Auftakt zu der<br />

am Folgetag beginnenden Zuliefermesse<br />

interzum in Köln. Bei der<br />

diesjährigen Ausgabe am 20. Mai<br />

trat der Workshop mit einem neuen<br />

Konzept auf, das die rund 80 Teilnehmer<br />

der Veranstaltung aktiv einband.<br />

Nach dem Umzug des Verbandes<br />

der Deutschen Holzwerkstoffindustrie<br />

(VHI) nach Berlin und<br />

dem Wechsel der Geschäftsführung<br />

entschied sich Anemon<br />

Strohmeyer als neue VHI-Geschäftsführerin<br />

für eine andere Vorgehensweise.<br />

Begann der Workshop<br />

in den Vorjahren am Vormittag,<br />

so startete die Veranstaltung<br />

dieses Mal erst am Mittag. Der Ablauf<br />

wurde ebenfalls überarbeitet,<br />

so dass die gewohnten Fachvorträge<br />

durch „Innovator-Pitches“ ersetzt<br />

wurden. Wie bisher wurde<br />

der Workshop vom VHI in Zusammenarbeit<br />

mit dem IHD Dresden<br />

und dem Fraunhofer Institut für<br />

Holzforschung (WKI) veranstaltet.<br />

Zum vierten Mal in Folge war auch<br />

die Fachzeitschrift material+technik<br />

möbel als offizieller Medienpartner<br />

an Bord.<br />

Fünf Minuten für Innovationen<br />

Dieses Mal hatte eine Jury, bestehend<br />

aus VHI, IHD und WKI, im Vorfeld<br />

neun besonders interessante<br />

Innovationen ausgewählt, die im<br />

Rahmen des Workshops von den<br />

Einreichern vorgestellt wurden. Dabei<br />

stand den Vortragenden nur fünf<br />

Minuten Zeit zu Verfügung, um die<br />

Zuhörer von ihrer Idee oder Innovation<br />

zu überzeugen. Eine Herausforderung<br />

für die Innovatoren, denn im<br />

Medienpartner<br />

media partner<br />

Holzwerkstoff- und<br />

Möbelindustrie an einen<br />

Tisch gebracht<br />

Der diesjährige Innovationsworkshop der Holzwerkstoffindustrie wartete mit<br />

einem neuen Konzept auf. Bei ihrer siebten Ausgabe bot die Veranstaltung am<br />

Vortag der interzum nicht die gewohnten Fachvorträge. Stattdessen wurden<br />

neun Innovationen ins Rampenlicht gestellt und das Publikum zu Gesprächen<br />

über aktuelle und künftige Branchenthemen eingeladen.<br />

Hintergrund lief auf der Leinwand<br />

der Countdown. Allerdings hatten<br />

sie die Möglichkeit, die Workshop-<br />

Teilnehmer im Anschluss an ihren<br />

Infoständen mit weiteren Informationen<br />

zu versorgen.<br />

Bei der Abstimmung entschied sich<br />

die Mehrzahl der Workshop-Teilnehmer<br />

für die Präsentation von<br />

Prof. Dr. Joachim Hasch von der<br />

Swiss Krono Group, der unter der<br />

Bezeichnung „BE.YOND“ eine<br />

Spanplatte ohne Formaldehyd- Zu -<br />

satz vorstellte, die mit einem Eco-<br />

Synthetix-Bindemittelsystem auf<br />

„Dura Bind“-Biobasis hergestellt<br />

wird.<br />

Als Gewinner der „Innovator Pitches<br />

<strong>2019</strong>“ hatte er die Wahl zwischen<br />

einem Geldpreis in Höhe von<br />

500 Euro, einer kostenlosen Teilnahme<br />

am Europäischen Holz-<br />

werkstoffsymposium 2020 des<br />

WKI und EPF oder am<br />

Holzwerkstoffkollo qium des IHD<br />

<strong>2019</strong>, für das sich der Preisträger<br />

am Ende entschied.<br />

Zusätzlich wird er von der Fachzeitschrift<br />

material+technik möbel mit<br />

einer „Gewinner-Story“ belohnt,<br />

die in der nächsten Ausgabe erscheinen<br />

wird.<br />

Neun innovative Ideen<br />

Die Entscheidung für die Innovation<br />

der Firma Swiss Krono Group<br />

fiel knapp aus, da sich die anderen<br />

acht Teilnehmern, ebenfalls mit innovativen<br />

Ideen präsentiert hatten.<br />

So stellte Prof. Dr. Sabine Flamme<br />

(FH Münster) das Leasen von<br />

Bauprodukten als Geschäftsmodell<br />

und Beitrag zu mehr Nachhaltigkeit<br />

im Bauwesen vor. Dr. Hans Korte<br />

(Innovationsberatung Holz &<br />

Fasern) stellte unter dem Namen<br />

„LignoLoc“ einen hochverdichteten<br />

Holznagel vor, der ohne Vorbohren<br />

in Konstruktionsvollholz eingeschossen<br />

werden kann. Zudem<br />

sei es möglich, den Nagel mit<br />

einem Identifikationscode zu versehen,<br />

da Holz elektromagnetisch<br />

inert sei.<br />

Ralf Vogelsang (Consulter) beschrieb<br />

das Potential des BIM<br />

(Building Information Modeling) für<br />

die Möbel-, Türen- und Innenausbaubranche.<br />

Hierbei handelt es<br />

sich um eine Methode der optimierten<br />

Planung, Ausführung und<br />

Bewirtschaftung von Gebäuden<br />

und anderen Bauwerken mit Hilfe<br />

von Software. Dabei werden alle<br />

relevanten Bauwerksdaten digital<br />

modelliert, kombiniert und erfasst,<br />

was die Kommunikation zwischen<br />

allen Projektparteien und die Qualität<br />

des gesa<strong>mt</strong>en Projekts verbessere.<br />

Eine außergewöhnliche Idee präsentierte<br />

Natalie Rangno (IHD). Sie<br />

informierte über ein Forschungsprojekt,<br />

bei der Pilzsubstrat für die<br />

Herstellung von Möbelplatten<br />

genutzt wird. Sie berichtete, dass<br />

bei der Pilzzucht in Deutschland<br />

jährlich 37.000 Tonnen an Pilzbrut<br />

entsorgt werden müssten. die zu


Fokus<br />

Matthias Pollmann stellt in der<br />

Begrüßungsrede die Bedeutung<br />

des Workshops heraus.<br />

Matthias Pollmann emphasizes<br />

the importance of the workshop<br />

in his welcoming speech.<br />

In den „World-Cafés“ diskutierten<br />

die Teilnehmer die Sichtweisen<br />

der beiden Industriezweige,<br />

hier moderiert von Dr. Peter<br />

Sauerwein (KAV).<br />

In the “World-Cafés” the<br />

participants discussed the<br />

views of the two branches of<br />

industry, here moderated by Dr<br />

Peter Sauerwein (KAV).<br />

großen Teilen aus Holzspänen bestehen.<br />

Dieses vollbiologische Material<br />

könne für die Herstellung von<br />

Möbelplatten verwendet werden,<br />

da es die erforderlichen Bindemittel<br />

bereits enthalte und keine chemischen<br />

Zusätze benötigte. Am Ende<br />

des Lebenszyklus könnten die daraus<br />

entstandenen Produkte unbedenklich<br />

der Erde zurückgegeben<br />

werden.<br />

Patrick Durand (Veolia) berichtete,<br />

wie recyceltes Papier bei der Herstellung<br />

von Gipsfaserplatten als<br />

Bindemittel Einsatz findet. Er<br />

schlug den Teilnehmern die gemeinsame<br />

Entwicklung von neuartigen<br />

Leichtbauplatten auf ähnlicher<br />

Basis vor, um dadurch mehr<br />

Nachhaltigkeit in die Einrichtungsbranche<br />

zu bringen.<br />

Dieter Meyer (Sihl) stellte in seinem<br />

Kurzvortrag die Trockenlackiertechnik<br />

als neue Beschichtungstechnologie<br />

in den Fokus. Mit der<br />

„C2C“ („Coat2Cure“)-Technologie<br />

können seinen Angaben zufolge u.<br />

a. supermatte und sehr kratzfeste<br />

Oberflächen industriell einfach und<br />

emissionsfrei hergestellt werden.<br />

Über neue Verbundplatten mit multiplen<br />

Funktionen aus dem Hause<br />

Pfleiderer berichtete Claus Seemann<br />

(Pfleiderer). Unter anderem<br />

stellte er das im HotCoating-Verfahren<br />

hergestellte Plattenmaterial<br />

„Compact Exterior“ für Außenanwendungen<br />

sowie den Holzwerkstoff<br />

„PremiumBoard MFP Hybrid“<br />

vor, eine Kombination aus einer<br />

Holzspanplatte (MFP) als Mittellage<br />

und jeweils einer hochverdichteten<br />

dünnen Faserplatte (HDF) als Deckschicht.<br />

Da die Platte quellarm sei<br />

eigne sie sich u.a. für den Einsatz<br />

als Küchenarbeitsplatte bei flächenbündig<br />

eingelassenen Spülen.<br />

Mit Dr. Marthe-Louise Fehse (Kopp-<br />

Assenmacher & Nusser) trat auch<br />

eine Rechtsanwältin als Ideengeber<br />

auf. Sie befasste sich mit einer<br />

Möglichkeit, Innovationen rechtssicher<br />

im Markt zu platzieren, da diese<br />

aufgrund ihrer Neuheit keinen<br />

Normungs- und Regulierungsanforderungen<br />

unterworfen werden<br />

könnten. Sie empfahl den Workshop-Teilnehmern<br />

eine Zulassung<br />

nach der europäischen CE-Norm,<br />

da dieses Kennzeichen europaweit<br />

verwendbar sei. Es besage, dass<br />

das Produkt mit den geltenden<br />

rechtlichen Bestimmungen der EU<br />

konform gehe.<br />

Impulsvorträge<br />

Auf dem Workshop sollten jedoch<br />

nicht nur Innovationen vorgestellt<br />

werden, es sollte auch über aktuelle<br />

Branchenthemen diskutiert werden.<br />

Die Veranstalter wollten die<br />

Holzwerkstoffindustrie und ihre<br />

Abnehmer an einen Tisch bringen,<br />

damit die jeweilige Industrie die<br />

Probleme und Wünsche des Ge-<br />

Neun Kandidaten hatten die<br />

Möglichkeit, das Publikum von<br />

ihrer Innovation zu überzeugen<br />

und als Sieger des Workshops<br />

hervorzugehen.<br />

Nine candidates had the<br />

opportunity to convince the<br />

audience of their innovations<br />

and to emerge as the winner of<br />

the workshop.<br />

material+technik möbel <strong>04</strong>|19 37


Fokus<br />

Vorteile der Digitalisierung<br />

praxisnah aufgezeigt<br />

Mit rund 1.500 Ausstellern aus 50 Ländern bot die Ligna der Möbel- und Holzwerkstoffindustrie sowie dem<br />

Handwerk in diesem Jahr ein Update in Sachen Holzbearbeitung und einen Ausblick auf die Möbelfertigung<br />

der Zukunft. Im Fokus standen neue Technologien insbesondere im Oberflächensegment und vor allem<br />

Lösungen, die eine effizientere und transparentere Produktion ermöglichen. Erstmals wurden den Besuchern<br />

auch die Vorteile der Digitalisierung praxisnah vor Augen geführt.<br />

Bei dem Bearbeitungszentrum<br />

„Bima Px80“ von IMA übernim<strong>mt</strong><br />

ein fahrbarer 6-Achs-<br />

Roboter multiple Handlingsarbeiten.<br />

When it comes to IMA’s “Bima<br />

Px80” gantry machine, a mobile,<br />

6-axis robot carries out multiple<br />

handling tasks. Photo: Barth<br />

Nach fünf Veranstaltungstagen<br />

zeigten sich die Veranstalter der<br />

diesjährigen Ligna (27. bis 31.Mai<br />

<strong>2019</strong>) äußerst zufrieden. Dr. Andreas<br />

Gruchow (Mitglied des Vorstands<br />

der Deutschen Messe AG)<br />

bezeichnete den Verlauf der Maschinenschau<br />

als „hervorragend“<br />

und zeigte sich auch mit dem Interesse<br />

der Fachwelt zufrieden. Die<br />

Ligna konnte ihren Ruf Weltleitmesse<br />

für Holzbearbeitungsmaschinen<br />

zwar erneut unter Beweis<br />

stellen, verfehlte jedoch den Besucherrekord<br />

der vorausgegangenen<br />

Ausgabe: Laut Angaben der Messeleitung<br />

interessierten sich knapp<br />

90.000 Besucher aus 100 Ländern<br />

für das Maschinenangebot, darunter<br />

rund 40.000 ausländische Interessenten.<br />

Damit lag der Besuch<br />

um 3 Prozent unter der vorausgegangenen<br />

Ausgabe, beim ausländischen<br />

Publikum waren es 4 Prozent<br />

weniger Fachleute. (2017: 92.881<br />

Besucher, davon 43.283 aus dem<br />

Ausland)<br />

Besser als erwartet<br />

Dass die meisten Aussteller dennoch<br />

zufrieden die Heimreise<br />

antraten und der Messe bessere<br />

Noten gaben, lag an den gedämpften<br />

Erwartungen im Vorfeld. Die<br />

schlechte Auftragslage bei den<br />

deutschen und italienischen Herstellern<br />

von Holzbearbeitungsmaschinen<br />

hatte der Branche im ersten<br />

Quartal <strong>2019</strong> einen Dämpfer<br />

versetzt. Für diesen Zeitraum meldeten<br />

die deutschen und italienischen<br />

Branchenverbände VDMA<br />

und Acimall einen Auftragsrückgang<br />

von 17 Prozent in Deutschland<br />

bzw. 11 Prozent in Italien.<br />

Netzwerke sollen<br />

Probleme lösen<br />

Die führenden Hersteller von<br />

Holzbearbeitungsmaschinen aus<br />

Deutschland und Italien traten mit<br />

teilweise vergrößerten Messeständen<br />

an. Biesse hatte seine<br />

Standfläche auf 6.000 m² ausgeweitet.<br />

Weinig präsentierte sich<br />

ebenfalls prominenter, so dass<br />

dem Unternehmen, ebenso wie<br />

Homag, 5.000 m² zur Verfügung<br />

standen. Mit einer auf über 1.500<br />

m² vergrößerten Standfläche zeigte<br />

sich Bürkle, der allerdings Partnerunternehmen<br />

wie CML und den<br />

amerikanischen Digitaldruckerhersteller<br />

EFI beherbergte. Letzterer<br />

stellte auf der Ligna den Single -<br />

Pass-Digitaldrucker „Cubik S1800<br />

UV LED“ mit einer Arbeitsbreite<br />

von 1.800 mm und einem erweiterten<br />

Farbraum (CMYK-OV) vor sowie<br />

den „Cubik S700“, der mit mineralischen<br />

Tinten arbeitet. Als Vorteile<br />

dieser Tintenart führt EFI<br />

neben dem geringeren Preis gegenüber<br />

UV-Tinten eine deutlich<br />

natürlichere Optik beim Drucken<br />

auf Echtholzoberflächen an sowie<br />

eine hohe Lichtechtheit aufgrund<br />

anorganischer Pigmente. Laut EFI<br />

kann mit mineralischen Tinten bei<br />

einer Arbeitsbreite von bis zu 1.400<br />

mm mit bis zu 60 m/min gefahren<br />

werden. Durch die Kooperation mit<br />

Bürkle will EFI verstärkt im Holzbereich<br />

Fuß fassen. Bislang hatte sich<br />

das Unternehmen vor allem auf die<br />

Fliesenindustrie und die grafische<br />

Industrie konzentriert.<br />

Arbeitsgemeinschaft<br />

Digitaldruck<br />

Andere Partnerschaften und Exklusivitäten<br />

wie z. B. die Zusammenarbeit<br />

von Barberan mit Zeetree<br />

(ehem. Kuei) demonstrierten auf<br />

der Ligna, dass die zunehmend<br />

komplexeren Produktionsprozesse<br />

das gebündelte Know-how mehrerer<br />

Spezialisten benötigen, um<br />

neue Oberflächentechniken wie<br />

42 material+technik möbel <strong>04</strong>|19


Fokus<br />

EFI will als Kooperationspartner<br />

mit mineralischen Tinten in<br />

der Einrichtungsindustrie Fuß<br />

fassen.<br />

EFI is looking to gain a foothold<br />

in the interior design industry as<br />

a cooperation partner that offers<br />

mineral inks. Photo: Barth<br />

den Digitaldruck erfolgreich auf den<br />

Weg zu bringen. Diesem Ziel dient<br />

auch die durch Homag initiierte Arbeitsgemeinschaft<br />

Digitaldruck<br />

(DIPA). Gemeinsam mit Homag<br />

wollen namhafte am Prozess beteiligte<br />

Firmen wie Adler, Barberan<br />

und Durst zusammen mit Anwendern<br />

wie Lico und MB Digitalprint<br />

standardisierte Parameter entwickeln,<br />

um die richtungsweisende<br />

Technologie aus den Kinderschuhen<br />

zu führen. Bei einem Digitaldruck-Symposium<br />

am 11. Juli in<br />

Brixen wollen die Initiatoren zusammen<br />

mit interessierten Unternehmen<br />

aus der Möbel- und Fußbodenindustrie<br />

sowie weiteren Zuliefer-<br />

und Technologiefirmen erste<br />

Grundlagen für die gemeinsame<br />

Arbeit legen. Langfristig ist geplant,<br />

auf Basis der DIPA einen Verband<br />

zu gründen.<br />

Auf der Messe spielte der Digitaldruck<br />

eine größere Rolle als in den<br />

Vorjahren, da eine Reihe von Aus-<br />

Wemhöner präsentierte seinen<br />

ersten Roll-to-Roll Single-Pass-<br />

Drucker.<br />

Wemhöner presented its first<br />

roll to roll single-pass printer<br />

Photos: Barth<br />

stellern mit Lösungen antraten, die<br />

sich an unterschiedliche Unternehmensgrößen<br />

richten oder zusätzlich<br />

die Möglichkeit bieten, das digital<br />

gedruckte Dekor mit einer haptischen<br />

Pore zu versehen. Zu den<br />

Neuvorstellungen zählte der erste<br />

industrielle Single-Pass-Drucker<br />

aus dem Hause Wemhöner. Mit<br />

ihm lässt sich Dekorpapier bis zu einer<br />

Breite von 2.100 mm Rolle zu<br />

Rolle unter Verwendung von wasserbasierten<br />

Tinten und mit einer<br />

Auflösung von 1.200 dpi bedrucken.<br />

Bislang war das Unternehmen<br />

nur mit Multi-Pass-Digitaldruckern<br />

am Markt präsent. Der neue<br />

Drucker soll eine Geschwindigkeit<br />

von bis zu 110 m/min erreichen.<br />

Bei Hymmen trafen die Besucher<br />

ebenfalls eine Ergänzung zu bisher<br />

verwendeten Technologien an. Der<br />

Bielefelder Maschinenbauer präsentierte<br />

seine neue Baureihe „Saturn“,<br />

die auf den Bedarf der Holzwerkstoffindustrie<br />

zugeschnitten<br />

ist. Während die bisherige Baureihe<br />

„Jupiter“ mit UV-Tinten arbeitet,<br />

wird mit der neuen Baureihe<br />

auf Dekorpapier oder spezielles<br />

Ink jetpapier gedruckt, das nach der<br />

Imprägnierung unmittelbar zur Herstellung<br />

melaminbeschichteter<br />

Platten verwendet werden kann.<br />

Damit will das Unternehmen der<br />

Holzwerkstoffindustrie die Möglichkeit<br />

bieten, kleine Losgrößen<br />

oder nicht gängige Dekore nach Bedarf<br />

wirtschaftlich zu realisieren.<br />

Innovative Oberflächentechnik<br />

Überhaupt wartete das Oberflächensegment<br />

mit den vergleichsweise<br />

größten technologischen<br />

Neuerungen auf und erweiterte damit<br />

die Vielfalt an Oberflächentechnologien.<br />

Große Beachtung wurde<br />

der Excimer-Technologie gewidmet,<br />

mit der sich besonders matte<br />

Oberflächen mit Anti-Fingerprint-<br />

Effekt erzeugen lassen. Nachdem<br />

es bislang nur Lösungen für flache<br />

Platten gab, präsentierten Cefla<br />

und Giardina erstmals Lösungen<br />

für profilierte Möbelteile. Nach<br />

dem Lackauftrag mit Hilfe von<br />

Spritzlackierautomaten erhalten<br />

die lackierten Objekte mit Hilfe von<br />

Excimern und einer inerten Umgebung<br />

eine supermatte und kratzfeste<br />

Oberfläche, die sich sa<strong>mt</strong>weich<br />

anfühlt und unempfindlich gegen<br />

Fingerabdrücke ist.<br />

Eine neuartige wirtschaftliche Lösung,<br />

Schichtstoffoberflächen eine<br />

Anti-Fingerprint-Eigenschaft zu verleihen,<br />

stellte Kleiberit vor. Mit Hilfe<br />

des „HotCoating“-Verfahrens<br />

bekom<strong>mt</strong> der Schichtstoff eine zusätzliche<br />

Oberflächenschicht, die<br />

Mit Hilfe des speziellen Inkjetdruckers<br />

„Jetmaster TRT“<br />

erzeugt Barberan Negativporen<br />

auf Digitaldruckoberflächen.<br />

Thanks to its special inkjet<br />

printer, “Jetmaster TRT”,<br />

Barberán is able to create<br />

textured, digitally printed<br />

surfaces.<br />

Photo: Barth<br />

ihm die gewünschten Eigenschaften<br />

verleiht und ihn auch für den<br />

Außeneinsatz tauglich macht, etwa<br />

als Fassadenplatten. Als erste Anwender<br />

des Verfahrens werden<br />

Pfleiderer sowie der indische<br />

Schichtstoffhersteller Stylam genannt.<br />

Roboter werden Standard<br />

Unübersehbar in allen Ausstellungssegmenten<br />

war die starke<br />

Präsenz von Robotern. Nahezu auf<br />

allen Ständen übernahmen sie das<br />

Beschicken und Abnehmen der Teile<br />

oder führten sogar ganze Herstellungsprozesse<br />

durch, wie z. B.<br />

das automatisierte Ummanteln von<br />

Profilen durch den „RoboWrap“<br />

der Firma Düspohl. Hier übernehmen<br />

bis zu 47 Knickarmroboter die<br />

Ummantelung, wobei die Profilumrüstung<br />

nur noch 5 Minuten beansprucht.<br />

Bei SCM arbeiten kollaborative<br />

Roboter beim Leimauftrag,<br />

Schleifen oder Beschlagsetzen mit<br />

dem Bediener zusammen, indem<br />

sie repetitive Tätigkeiten mit geringem<br />

Mehrwert erledigen, so dass<br />

Mit Hilfe von Excimer-Technologie<br />

verleiht Giardina dreidimensionalen<br />

Objekten eine<br />

supermatte Anti-Fingerprint-<br />

Oberfläche.<br />

Using excimer technology,<br />

Giardina is able to give threedimensional<br />

objects extremely<br />

matt surfaces with an antifingerprint<br />

effect. Photo: Barth<br />

material+technik möbel <strong>04</strong>|19 43


Fokus<br />

Automatisierung für die<br />

Polstermöbelfertigung<br />

Der Polstermöbelindustrie wurde im Mai auf drei Messeevents ein Update in<br />

Sachen Technologien und Hightech-Materialien geboten. Wenige Tage vor der<br />

interzum in Köln hatten sich in Frankfurt über 1.800 Aussteller zur Techtextil<br />

und Texprocess versammelt, um dem internationalen Fachpublikum die<br />

neuesten textilen Materialien und Technologien zu präsentieren.<br />

führen. Insbesondere bei der<br />

Polstermöbelherstellung werden<br />

allerdings auch weiterhin Näherinnen<br />

benötigt werden. Bei Firmen<br />

wie Vetron oder Brother konnten<br />

sich die Besucher aber schon davon<br />

überzeugen, wie bestim<strong>mt</strong>e Arbeitsschritte<br />

vollautomatisch ablaufen<br />

können.<br />

Waren auf der Texprocess vor zwei<br />

Jahren nur ganz wenige Roboter<br />

anzutreffen, so führten auf der<br />

diesjährigen Ausgabe eine ganze<br />

Reihe von Robotern die wachsende<br />

Automatisierung bei der Verarbei-<br />

Während sich die interzum mit ihrem<br />

Angebot ausschließlich auf<br />

den Einrichtungssektor konzentriert,<br />

sprach das Messedoppel<br />

Techtextil und Texprocess in Frankfurt<br />

(14. bis 17. Mai <strong>2019</strong>) verschiedene<br />

Industriesparten an. Neben<br />

den Neuheiten für die Polstermöbelindustrie<br />

werden auf beiden<br />

Messen Materialien und Lösungen<br />

für den Automotive-, den Bekleidungs-,<br />

den Verpackungs- sowie<br />

den Bau- und Medizinbereich gezeigt.<br />

Entsprechend breit gefächert<br />

präsentierte sich das Angebot der<br />

1.818 Aussteller aus 59 Ländern.<br />

Nach Auskunft der Messeleitung<br />

traten zur diesjährigen Ausgabe<br />

mehr Anbieter an als beim letzten<br />

Mal: 2017 zählten beide Messen<br />

insgesa<strong>mt</strong> 1.789 Aussteller aus 66<br />

Ländern, während zur diesjährigen<br />

Ausgabe des Messe-Duos rund<br />

47.000 Fachbesucher aus 116 Ländern<br />

gekommen seien.<br />

Mit 1.501 Anbietern war die Techtextil<br />

auch dieses Mal die größere Veranstaltung,<br />

denn auf der Texprocess<br />

traten 317 Firmen an. Mit der<br />

Eintrittskarte haben beide Besucher<br />

Zutritt zu beiden Veranstaltungen,<br />

die sich über drei nebeneinanderliegende<br />

Hallen des Messegeländes<br />

erstrecken.<br />

Bezüge mit Funktion<br />

Besucher der Hei<strong>mt</strong>extil in Frankfurt<br />

haben auf dem Messedoppel<br />

im Mai eine Reihe von Anbietern<br />

wiedergetroffen, die bereits im Januar<br />

an Bord waren und auf der<br />

Texprocess und Techtextil nun Produkte<br />

für weitere Industriebereiche<br />

präsentierten. Darunter befanden<br />

sich technische Gewebe für den<br />

Einsatz im Automotive-Bereich,<br />

spezielle Fasern und Vliese für den<br />

Reinigungs- und Dämmbereich<br />

oder spezielle Fasern und Gewebe<br />

mit integrierten Funktionen. Ein<br />

breites Spektrum für verschiedene<br />

Anwendungsbereiche war z. B.<br />

beim Vliesspezialisten Sandler anzutreffen.<br />

Er führte den Einsatz seiner<br />

Vliese als Dämmstoffe oder zur<br />

Schallisolation im Raum vor, zeigte<br />

aber auch den Einsatz von Vliesen<br />

als Unterpolsterung bei Autositzen<br />

oder auch als schallisolierendes<br />

Designelement einzusetzen. Ettlin<br />

stellte als Neuheit das selbstklebende<br />

schwarze „Decolux“-Gewebe<br />

vor, das nun auch von Handwerkern<br />

und Raumausstattern auf Glas<br />

oder Acryl aufgebracht werden<br />

kann und in Verbindung mit einer<br />

Lichtquelle hinter dem Gewebe<br />

für dreidimensionale Lichteffekte<br />

sorgt.<br />

Automatisierte Fertigung<br />

Während sich die Einrichtungsindustrie<br />

auf der Techtextil vor allem<br />

Automatisierte Fertigung eines<br />

smarten Kissens mit aufgestickten<br />

LEDs im Rahmen der<br />

Microfactory der RWTH Aachen.<br />

Automated production of a<br />

smart cushion with embroidered<br />

LEDs in the micro factory of<br />

RWTH Aachen. Photos: Barth<br />

über neue funktionelle Eigenschaften<br />

von Hightech-Fasern sowie verfügbare<br />

ökologische Materialien informieren<br />

konnte, erlebte sie auf<br />

der Texprocess anhand von fünf<br />

„Micro-Factories“ mögliche Lösungen<br />

für eine automatisierte Fertigung<br />

im Textilbereich. Während der<br />

vier Messetage wurde in diesen<br />

Mikrofabriken vorgeführt, wie etwa<br />

selbstfahrende Fahrzeuge die Fertigungsstationen<br />

versorgen und Roboter<br />

nicht nur das Handling übernehmen,<br />

sondern ganze Verarbeitungsvorgänge<br />

automatisiert aus-<br />

tung flexibler Materialien vor.<br />

Nachdem Cutter im Polstermöbelbereich<br />

seit vielen Jahren bereits<br />

den Zuschnitt von Bezugsstoffen<br />

und Leder übernehmen, präsentierten<br />

führende Anbieter nun darüber<br />

hinausgehende Innovationen<br />

und Weiterentwicklungen. Die italienische<br />

Firma SMRE reklamierte<br />

für sich, den weltschnellsten Cutter<br />

auf die Messe mitgebracht zu haben.<br />

Der „SM-340-Pro“ soll laut<br />

Firmenangaben eine Beschleunigung<br />

von 1 g besitzen und eine<br />

Geschwindigkeit von 120 m/min erreichen.<br />

48 material+technik möbel <strong>04</strong>|19


Fokus<br />

Selbstfahrende Shuttles<br />

versorgen bei der Micro-Factory<br />

der DITF die Nähstationen.<br />

Self-propelled shuttles supply<br />

the sewing stations at the DITF<br />

micro factory. Photos: Barth<br />

Award an Nicht-Aussteller<br />

Obwohl Lectra als einziger Anbieter<br />

von Zuschnittautomaten nicht<br />

auf der Messe angetreten war, bekam<br />

der französische CAD/CAM-<br />

Spezialist für seine jüngste Innovation<br />

einen Preis: Das französische<br />

Unternehmen wurde von der Jury<br />

für sein Konzept „Innovation<br />

Fashion on Demand“ mit dem<br />

Texprocess Innovation Award in der<br />

Kategorie „New Process“ ausgezeichnet.<br />

Die digitale Lösung für<br />

nachfrageorientierte Produkte automatisiert<br />

den gesa<strong>mt</strong>en Personalisierungsprozess,<br />

vom Auftragseingang<br />

über die Produktentwicklung<br />

bis hin zum endgültigen Zuschnitt,<br />

so dass Bekleidungsunternehmen<br />

personalisierte Kleidung in<br />

gleicher Geschwindigkeit wie Konfektionsware<br />

herstellen können.<br />

Auf deutlich höhere Geschwindigkeiten<br />

als bisher kom<strong>mt</strong> auch der<br />

Cutter „TexCut 2219“ von Kuris,<br />

da hier von einem Riemen- auf einen<br />

Zahnstangenantrieb umgestellt<br />

wurde. Optional ist auch ein<br />

Schneidkopf mit 100mm Schnitthöhe<br />

speziell für kaschierte Materialien<br />

erhältlich. Einen fast doppelten<br />

Output soll der Einzellagencutter<br />

„Cutty 2321“mit Doppelbrücke<br />

„Twin Bridge“ aufweisen.<br />

Aussteller wie Zünd, Expert und<br />

Kuris stellten zusätzlich auf der interzum<br />

aus und präsentierten dort<br />

auf meist kleinerer Fläche speziell<br />

auf die Polstermöbelindustrie zugeschnittene<br />

Lösungen.<br />

Bullmer zeigte nicht nur eine robotergestützte<br />

Produktionslinie, sondern<br />

auch die Industrie 4.0-Lösung<br />

„Clouver“. Von der Firma ProCom<br />

entwickelt, soll die Lösung Prozesse<br />

transparenter und die Produktion<br />

effizienter machen. Hierfür wird<br />

die Produktion mit ihrem digitalen<br />

Abbild verlinkt, so dass umfassende<br />

Daten zur Analyse und vorausschauenden<br />

Wartung zur Verfügung<br />

stehen.<br />

Zünd stellte u. a. seinen „S3“-Cutter<br />

aus, der mit einer Over Cutter<br />

Camera (OCC) ausgerüstet war.<br />

Mit der optischen Intelligenz der<br />

OCC soll der Zuschnitt gemusterter<br />

und digital bedruckter Stoffe genauso<br />

präzise und einfach wie bei<br />

unbedruckten oder unifarbenen<br />

Textilien sein. Die Kamera erfasst<br />

sä<strong>mt</strong>liche Registriermarken gleichzeitig.<br />

Sind keine Registriermarken<br />

vorhanden, kann die OCC die Position<br />

des Druckbildes auch anhand<br />

eines mitgedruckten Rahmens erkennen.<br />

Auch die Stoffmusterung<br />

und etwaiger Materialverzug werden<br />

automatisch festgestellt. Anhand<br />

von Referenzpunkten berechnet<br />

die Software automatisch die<br />

effizienteste Anordnung respektive<br />

Verschachtelung der Schnittteile<br />

auf der Textilbahn. Ebenfalls zu sehen<br />

war der „D3 L-3200“ mit einem<br />

Wannenabroller, der durch zwei<br />

simultan arbeitende Schneidbalken<br />

einen nahezu doppelten Durchsatz<br />

aufweist. Gerber zeigte seinen<br />

„Z1“-Cutter in Verbindung mit einem<br />

Digitaldrucker und damit einen<br />

nahezu durchgängigen Produktionsfluss.<br />

Der Cutter ist für Einzelund<br />

Niedriglagen konzipiert und<br />

verfügt über Features wie Ferndiagnose,<br />

Touchscreen sowie drei<br />

Schneidwerkzeuge, um den Werkzeugwechsel<br />

zu minimieren. Einfaches<br />

Bedienen selbst für Anfänger<br />

heißt das Motto auch bei anderen<br />

Zuschnittlösungen: Zum Bedienen<br />

des Mehrlagen-Cutters „Paragon“<br />

muss die Bedienperson einfach einen<br />

Barcode einscannen, um die<br />

auftragsspezifischen Parameter abzurufen.<br />

Vernetzte Nähmaschinen<br />

Nicht nur beim Zuschnitt, auch bei<br />

der Nähtechnik hat die<br />

Digitalisierung nun Einzug gehalten.<br />

Die neue Generation der Industrienähmaschinen<br />

ist vernetzbar<br />

und lässt sich an IoT-Lösungen<br />

wie etwa „Qondac“ von Dürkopp<br />

Adler anbinden. In dieser Kombination<br />

werden nicht nur die Fertigungsprozesse<br />

transparenter, sondern<br />

auch die Kontrolle internationaler<br />

Fertigungsstätten ermöglicht.<br />

Daher gab es für die neue Nähmaschinen-Generation<br />

„M-Type Delta“<br />

ebenfalls einen Preis in der Kategorie<br />

„New Technology“. Die Maschine<br />

ermöglicht nicht nur die Anbindung<br />

an eine voll digitalisierte<br />

Nähproduktion, sondern leitet auch<br />

den Nutzer an und erweitert konstant<br />

ihre Funktionen und ihr<br />

„Wissen.“<br />

Vetron Typical stellte die automatische<br />

Nähmaschine „Vetron 5656<br />

Autoseam“ vor. For<strong>mt</strong>eile mit nicht<br />

kongruenten Konturen können<br />

durch sie automatisch zusammengeführt<br />

werden. Dank einer automatischen<br />

Kantenerkennung ist<br />

das Programmieren der For<strong>mt</strong>eile<br />

für das Automobil-Interieur dann<br />

nicht mehr notwendig.<br />

Mit den auf der Texprocess vorgestellten<br />

Lösungen und Vorführungen<br />

sollten nicht nur Wege zu einer<br />

automatisierten und hocheffizienten<br />

Fertigungsprozessen demonstriert<br />

werden, sondern auch Möglichkeiten<br />

zu Sicherung des Produktionsstandorts<br />

Deutschland aufgezeigt<br />

werden.<br />

Durch die Einbindung von Digitaldrucktechnik<br />

zeigten die DITF<br />

(Deutschen Institute für Textil- und<br />

Faserforschung) auf drei Produktionslinien,<br />

wie sich individualisierte<br />

Konsumgüter wirtschaftlich herstellen<br />

lassen. Auf einer Linie etwa<br />

legte ein Roboterarm die zuge-<br />

Bei Vetron Typical läuft das<br />

Nähen der For<strong>mt</strong>eile für das<br />

Automobil-Interieur völlig<br />

automatisiert ab.<br />

At Vetron Typical, the sewing of<br />

moulded parts for automotive<br />

interiors is fully automated.<br />

Photo: Barth<br />

Bei Bullmer war eine robotergesteuerte<br />

Fertigungslinie<br />

zu sehen.<br />

At Bullmer, a robot-controlled<br />

production line was to be seen.<br />

Photo: Barth<br />

material+technik möbel <strong>04</strong>|19 49

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