PC_10_2019_FINAL_X1
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ALBERTO BETTIOL<br />
© Kramon<br />
Erstmals kann Bettiol das Gefühl genießen,<br />
auf der höchsten Stufe des Treppchens<br />
zu stehen – und dann gleich hier!<br />
Er hatte gehofft, der Wechsel würde ihm guttun,<br />
aber das Gegenteil war der Fall. Plötzlich war Bettiol<br />
der Neue in einem Team mit vollkommen anderen<br />
Abläufen, Strukturen und Gepflogenheiten.<br />
2018 war eines seiner schlechtesten Jahre, und<br />
als die Chance kam, zu EF zurückzugehen, zögerte<br />
er nicht.<br />
„Wenn du das Team wechselst, ist es wie eine<br />
Familie zu wechseln, du fängst bei null an. Sich<br />
einer Gruppe von Leuten anzuschließen, die sich<br />
schon lange kannten, war ohnehin schwer, außerdem<br />
hatte ich meine eigenen Probleme. Vielleicht<br />
ist es auch dank BMC, dass ich die Flandern-<br />
Rundfahrt gewonnen habe, weil ich verstehe, wie<br />
wichtig dieses Team [EF] ist und dass es am Ende<br />
nicht so schlecht war“, sagt er. „Die Umgebung<br />
war ganz anders, vieles war anders. Ich könnte<br />
eine Woche lang die Unterschiede erklären. Es ist<br />
keine gute oder schlechte Umgebung, es ist einfach<br />
anders, und jeder Mensch reagiert auf die<br />
Umgebung, in der er ist. Wenn du nur eine Umgebung<br />
siehst, weißt du nie, wie unterschiedlich die<br />
Dinge sind.“<br />
Der Wechsel zurück gab Bettiol eine neue<br />
Wertschätzung für EF und brachte ihn wieder zurück<br />
in eine Trainingsumgebung, von der er gar<br />
nicht erkannt hatte, dass sie von Anfang an perfekt<br />
auf ihn zugeschnitten war. Vor allem gab das<br />
Team ihm den Glauben an sich selbst und die Zuversicht,<br />
die ihm oft fehlten, wie er sagt.<br />
„Es gibt wenige Leute, die immer an mich<br />
glaubten. Zwei davon sind Jonathan Vaughters<br />
und Charly Wegelius. Ich habe nie wirklich an<br />
mich geglaubt. Selbst heute noch brauche ich<br />
jemanden, der mir sagt, was ich kann“, gibt Bettiol<br />
zu. „Im letzten Jahr war das Team [BMC]<br />
ganz auf Greg Van Avermaet ausgerichtet, und<br />
das war … okay, das ist normal, aber für mich<br />
war es nicht gut.“<br />
Bettiol hat weitere Veränderungen vorgenommen.<br />
Er nahm drei Kilo ab und verfeinerte sein<br />
Training, achtete mehr auf Regeneration, Ruhetage,<br />
Schlafen und Ernährung. Nicht leicht für einen<br />
italienischen Fahrer, dessen Vorliebe für italienische<br />
Küche ihm den Spitznamen „Mamma di<br />
Pasta“ eingebracht hat.<br />
„Ich dachte, wenn du etwas tun willst, was du<br />
noch nie getan hast, musst du etwas tun, was du<br />
noch nie getan hast. Also sagte ich: Okay, mit diesem<br />
Körper habe ich gute Resultate geholt, aber<br />
ich will mich steigern. Ich stellte mein Training<br />
um, ich versuchte, Gewicht zu verlieren“, sagt er.<br />
„Bis dahin war ich, als ich alles machte wie immer,<br />
Vierter, Siebter, Fünfter, Zehnter geworden.<br />
Ich versuchte, einen weiteren Schritt zu gehen.“<br />
56 PROCYCLING | OKTOBER <strong>2019</strong>