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Dormagazin November 2019

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Wenn man jung schon weiß,<br />

was man will<br />

Flensburg ist 572 Kilometer von Dormagen entfernt, wenn man die Strecke über die A1 und A7 fährt. Über die A2<br />

sind es sogar mehr als 590 Kilometer. Handball gespielt wird an beiden Standorten und das erfolgreich – auch im<br />

Nachwuchsbereich. Sowohl die A-Jugend der SG Flensburg als auch die des TSV Bayer Dormagen spielt in der<br />

Jugend-Bundesliga, der höchsten Spielklasse, die es in Deutschland in dieser Altersklasse gibt. Was bringt einen<br />

17-Jährigen dazu, seine Heimat im hohen Norden zu verlassen, um im Rheinland Handball zu spielen und dort weiter<br />

zur Schule zu gehen?<br />

Christian Wilhelm schnürt seine Handballschuhe<br />

seit dieser Saison am<br />

Höhenberg. Ich hatte ihn das erste Mal<br />

beim Grillfest kennengelernt, mit dem<br />

das Sportinternat in Knechtsteden den<br />

Beginn des neuen Schuljahres gefeiert<br />

hat. Schon da stand er der lokalen Presse<br />

Rede und Antwort. Auffällig: Er machte<br />

für einen 17-Jährigen einen erstaunlich<br />

ruhigen, sachlichen, reifen Eindruck. Kein<br />

Wunder, dass Internatsleiter Henning<br />

Heinrichs ausgerechnet ihn aussuchte,<br />

als die Redaktion des <strong>Dormagazin</strong>s<br />

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anklopfte, um einmal etwas ausführlicher<br />

über das Leben eines talentierten<br />

Nachwuchssportlers auf dem Campus in<br />

Knechtsteden zu berichten.<br />

„Ich hatte schon in der C-Jugend die<br />

ersten Gedanken, dass es doch cool<br />

wäre, wenn ich mal auf ein Sportinternat<br />

gehen würde“, berichtet der gebürtige<br />

Flensburger, der in Harrislee aufwuchs<br />

und dort zunächst Fußball, später parallel<br />

dazu auch Handball und ab dem ersten<br />

Jahr in der D-Jugend nur noch Handball<br />

spielte. Der Gedanke vertiefte sich in Gesprächen<br />

mit Sven Eberlein, dem Sohn<br />

seines damaligen Landeskadertrainers<br />

Thomas Eberlein, der ihm vom Sportinternat<br />

in Dormagen berichtete. Über die<br />

Landesauswahl, in der Christian Wilhelm<br />

spielte, kannte der Kreisläufer Jamal<br />

Naji, der die Bundesliga-A-Jugend des<br />

TSV trainiert und Auswahltrainer für den<br />

Handball-Verband Mittelrhein ist. „Über<br />

Umwege habe ich dann davon erfahren,<br />

dass der TSV einen Kreisläufer sucht“,<br />

berichtet Christian Wilhelm, als wir uns im<br />

fährt das Nachwuchstalent, das seit 2001<br />

regelmäßig zu Sichtungslehrgängen für<br />

den Länderpokal eingeladen wurde, mehr<br />

über den TSV Bayer, die Rahmenbedingungen<br />

am Höhenberg und vor allem<br />

über das Sportinternat in Knechtsteden.<br />

Die Folge: In Absprache mit seinen Eltern<br />

verbringt der damals noch 16-Jährige im<br />

Februar eine ganze Probetrainingswoche<br />

vor Ort - inklusive Unterbringung auf<br />

dem Campus Knechtsteden und Besuch<br />

des Unterrichts im Norbert-Gymnasium.<br />

„Der Unterricht war schon anspruchsvol-<br />

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Internat treffen. Im Austausch mit Naji erler,<br />

als ich das von meiner Schule kannte.<br />

Das Training beim TSV war komplexer<br />

als in Flensburg. Vom Internat hatte ich<br />

einen guten Eindruck“, berichtet Wilhelm<br />

über seine damaligen Eindrücke. Mit der<br />

Internatsleitung, dem Trainer und den Eltern<br />

zusammen gab es ein Feedback-Gespräch,<br />

bevor Familie Wilhelm am Ende<br />

der Probewoche zusammen wieder nach<br />

Flensburg zurückfuhr. Für den Kreisläufer,<br />

der es in der deutschen U16- und<br />

U17-Nationalmannschaft mittlerweile auf<br />

fünf Länderspiele bringt, war klar: „Da<br />

habe ich mich wohl gefühlt, da möchte<br />

ich hin.“ Vier Wochen haben seine Eltern<br />

und er Zeit für die zukunftsweisende Entscheidung.<br />

Die beinhaltet auch, dass der<br />

17-Jährige die Jahrgangsstufe 11 wiederholt.<br />

Hintergrund: In Schleswig-Holstein<br />

gibt es ein Profilsystem auf dem Weg<br />

zum Abitur; in Nordrhein-Westfalen läuft<br />

das über die Abdeckung von Unterrichtsbereichen<br />

via Leistungs- und Grundkursen<br />

– zwei sehr unterschiedliche Wege.<br />

„Man darf an der Stelle auch nicht vergessen,<br />

was das mit einem jungen Menschen<br />

macht, wenn er seine Familie, seine<br />

Freunde, seine Heimat verlässt und an einem<br />

weit entfernten Ort neu anfängt. Es<br />

braucht Zeit, um in Ruhe anzukommen“,<br />

berichtet der Internatsleiter. Da am Norbert-Gymnasium<br />

das Abitur weiterhin<br />

in der Jahrgangsstufe 12 gemacht wird,<br />

wäre auf Wilhelm schulisch direkt eine<br />

Maximalbelastung mit erheblichem Druck<br />

zugekommen. Das wurde durch die Wiederholung<br />

„der Elf“ verhindert. Die Entwicklung<br />

gibt allen Beteiligten Recht: „Bis<br />

jetzt läuft es auch schulisch gut, besser<br />

sogar, als ich damals nach der Probewoche<br />

gedacht habe.“<br />

Über die Aufnahme auf dem Internat<br />

entscheidet letztlich der Verein. Der gab<br />

grünes Licht und sicherte sich damit einen<br />

Leistungsträger für seine A-Jugend.<br />

Die Eltern waren auch einverstanden,<br />

eine Freundin hatte der 17-Jährige in der<br />

Entscheidungsphase nicht. Dafür aber<br />

Freunde und Mannschaftskameraden,<br />

die natürlich von ihm wissen wollten, warum<br />

er weggeht. „Einige Kumpels waren<br />

schon traurig, klar. Aber ich habe denen<br />

dann erklärt, warum ich das mache. Dann<br />

fanden sie das auch gut“, berichtet Wilhelm.<br />

Er hat eine klare Zielsetzung: Er<br />

möchte nach dem Abitur hier in der Region<br />

studieren und so hoch, wie es nur<br />

geht, Handball spielen. Und auch nach<br />

dem Studium hat er an der Rheinschiene<br />

zwischen Köln und Düsseldorf mit der<br />

Nähe zum Ruhrgebiet (Ballungsraum)<br />

deutlich bessere Berufsperspektiven für<br />

sich ausgemacht als oben im hohen Norden.<br />

Jetzt zählt aber neben dem Weg zum<br />

erfolgreichen Abitur (Stichwort: duale<br />

Ausbildung) nur eins: „Ich bin hier, um so<br />

viel wie möglich zu trainieren.“ Bedeutet,<br />

dass der Flensburger auch am Brückenwochenende<br />

mit dem Tag der deut-<br />

Foto: Oliver Baum<br />

Christian Wilhelm am Schreibtisch in seinem Internatszimmer im Altbau des Sportinternats<br />

Knechtsteden<br />

schen Einheit nicht nach Hause gefahren<br />

ist. Am Freitagabend war Training seiner<br />

A-Jugend, die derzeit Tabellenführer in<br />

der West-Gruppe der Jugend-Bundesliga<br />

ist. Jeden Tag ist Training, anderthalb<br />

Stunden lang. Zweimal die Woche<br />

kommt ein einstündiges Krafttraining<br />

dazu. Dann gibt es ein Videotraining zur<br />

Aufarbeitung des vergangenen Spiels<br />

und noch einmal eins zur Vorbereitung<br />

auf den nächsten Gegner. Alle 14 Tage<br />

gibt es ein „Frühtraining“, wofür die<br />

Schüler drei Stunden vom Unterricht<br />

befreit sind. Einmal pro Woche steht ein<br />

Grundlagenausdauerlauf auf dem Programm.<br />

Da ist neben Unterricht, Hausaufgaben<br />

und Klausurvorbereitungen<br />

(Leistungskurse Mathematik und Erdkunde;<br />

drittes Abi-Fach Englisch, viertes<br />

Biologie) Langeweile ein Fremdwort. Unter<br />

der Woche klingelt um 7.15 Uhr der<br />

Wecker. Zehn Minuten später ist Wilhelm<br />

im Aufenthaltsraum mit Küche und großem<br />

Esstisch. Dort können die Schüler<br />

jederzeit zugreifen und selber kochen;<br />

zu den Kernzeiten werden sie mit Essen<br />

versorgt, also bekocht. Nach dem<br />

Frühstück geht es rüber ins Gymnasium.<br />

Unterrichtsbeginn ist um 7.45 Uhr. Zum<br />

Training werden die Sportler gefahren,<br />

entweder vom Internat oder vom Verein.<br />

Abends um 22 Uhr geht der prall gefüllte<br />

Internatstag zu Ende. Dann wird von der<br />

Aufsicht auf den Zimmern kontrolliert, ob<br />

jeder Internatsschüler da ist.<br />

Christian Wilhelm hat ein Einzelzimmer<br />

mit kleiner Küchenecke inklusive<br />

Kühlschrank und eigenem Badezimmer<br />

mit Dusche. Mitgebracht von Zuhause<br />

hat er ein Schrankelement, auf dem der<br />

Fernseher mit der Playstation und ein<br />

Foto seiner Familie steht. Ein Notebook<br />

liegt auf dem Schreibtisch, daneben<br />

griffbereit der Duden. Zwischen Fernseher<br />

und „Küche“ steht ein Wäscheständer<br />

voll mit Sportwäsche, die trocknet.<br />

Von der Umgebung hat er noch nicht so<br />

viel gesehen. Er war mal in Köln, er war<br />

mal in einem italienischen Restaurant im<br />

Der Kreisläufer<br />

im Trikot der<br />

SG Flensburg<br />

in Aktion in<br />

seiner ersten<br />

Spielzeit als<br />

C-Jugendlicher.<br />

„TopWest“ essen. Vom „Strabi-Festival“<br />

hat er nichts gehört, er war auch nicht<br />

dort. Party steht nicht auf dem Stunden-<br />

und Trainingsplan. Der Blick aus dem<br />

großen Doppelfenster geht raus auf den<br />

Kunstrasensportplatz und die Obstwiesen<br />

Richtung Klosterhof. Ein schöner Ort,<br />

um schulische und sportliche Ausbildung<br />

so perfekt miteinander zu verbinden, wie<br />

das in Dormagen am Höhenberg und auf<br />

dem Campus in Knechtsteden möglich<br />

ist. Wenn der Nachwuchssportler dazu<br />

auch noch die richtige Einstellung hat und<br />

behält, dann kann es so kommen wie erhofft:<br />

studieren und so hoch wie möglich<br />

spielen. –Oliver Baum<br />

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