Erfolgreiche ePaper selbst erstellen
Machen Sie aus Ihren PDF Publikationen ein blätterbares Flipbook mit unserer einzigartigen Google optimierten e-Paper Software.
Wenn man jung schon weiß,<br />
was man will<br />
Flensburg ist 572 Kilometer von Dormagen entfernt, wenn man die Strecke über die A1 und A7 fährt. Über die A2<br />
sind es sogar mehr als 590 Kilometer. Handball gespielt wird an beiden Standorten und das erfolgreich – auch im<br />
Nachwuchsbereich. Sowohl die A-Jugend der SG Flensburg als auch die des TSV Bayer Dormagen spielt in der<br />
Jugend-Bundesliga, der höchsten Spielklasse, die es in Deutschland in dieser Altersklasse gibt. Was bringt einen<br />
17-Jährigen dazu, seine Heimat im hohen Norden zu verlassen, um im Rheinland Handball zu spielen und dort weiter<br />
zur Schule zu gehen?<br />
Christian Wilhelm schnürt seine Handballschuhe<br />
seit dieser Saison am<br />
Höhenberg. Ich hatte ihn das erste Mal<br />
beim Grillfest kennengelernt, mit dem<br />
das Sportinternat in Knechtsteden den<br />
Beginn des neuen Schuljahres gefeiert<br />
hat. Schon da stand er der lokalen Presse<br />
Rede und Antwort. Auffällig: Er machte<br />
für einen 17-Jährigen einen erstaunlich<br />
ruhigen, sachlichen, reifen Eindruck. Kein<br />
Wunder, dass Internatsleiter Henning<br />
Heinrichs ausgerechnet ihn aussuchte,<br />
als die Redaktion des <strong>Dormagazin</strong>s<br />
Anzeige<br />
Sinus • Haibike • Winora • Victoria •<br />
•<br />
anklopfte, um einmal etwas ausführlicher<br />
über das Leben eines talentierten<br />
Nachwuchssportlers auf dem Campus in<br />
Knechtsteden zu berichten.<br />
„Ich hatte schon in der C-Jugend die<br />
ersten Gedanken, dass es doch cool<br />
wäre, wenn ich mal auf ein Sportinternat<br />
gehen würde“, berichtet der gebürtige<br />
Flensburger, der in Harrislee aufwuchs<br />
und dort zunächst Fußball, später parallel<br />
dazu auch Handball und ab dem ersten<br />
Jahr in der D-Jugend nur noch Handball<br />
spielte. Der Gedanke vertiefte sich in Gesprächen<br />
mit Sven Eberlein, dem Sohn<br />
seines damaligen Landeskadertrainers<br />
Thomas Eberlein, der ihm vom Sportinternat<br />
in Dormagen berichtete. Über die<br />
Landesauswahl, in der Christian Wilhelm<br />
spielte, kannte der Kreisläufer Jamal<br />
Naji, der die Bundesliga-A-Jugend des<br />
TSV trainiert und Auswahltrainer für den<br />
Handball-Verband Mittelrhein ist. „Über<br />
Umwege habe ich dann davon erfahren,<br />
dass der TSV einen Kreisläufer sucht“,<br />
berichtet Christian Wilhelm, als wir uns im<br />
fährt das Nachwuchstalent, das seit 2001<br />
regelmäßig zu Sichtungslehrgängen für<br />
den Länderpokal eingeladen wurde, mehr<br />
über den TSV Bayer, die Rahmenbedingungen<br />
am Höhenberg und vor allem<br />
über das Sportinternat in Knechtsteden.<br />
Die Folge: In Absprache mit seinen Eltern<br />
verbringt der damals noch 16-Jährige im<br />
Februar eine ganze Probetrainingswoche<br />
vor Ort - inklusive Unterbringung auf<br />
dem Campus Knechtsteden und Besuch<br />
des Unterrichts im Norbert-Gymnasium.<br />
„Der Unterricht war schon anspruchsvol-<br />
Sinus • Haibike • Winora • Victoria • I:sy • Conway • Batavus • Green’s •<br />
Winora Sinus I 8 Modell 2020<br />
Intube weiß 500 WH Bosch<br />
Active plus<br />
€ 2.799,-<br />
Haibike Trekking 2.0 Modell 2020<br />
versch. Rahmenhöhen<br />
500 WH Yamaha<br />
€ 2.399,-<br />
Victoria 5.8 Active Modell 2020<br />
400 WH, HS 11, Intuvia<br />
Und vieles mehr … !<br />
MTB CONWAY EMS 227<br />
Bosch Performance CX<br />
nur € 1.899,-<br />
€ 2.099,-<br />
Florastraße 23 • 41539 Dormagen<br />
Tel. 0 21 33/33 56 • www.fahrrad-boecker.de<br />
Reduzierte Preise nur auf Lagerware.<br />
Winora Yucatan<br />
Herren Yamaha 400 WH<br />
nur € 1.799,-<br />
Victoria • I:sy • Conway • Batavus • Green’s •<br />
Internat treffen. Im Austausch mit Naji erler,<br />
als ich das von meiner Schule kannte.<br />
Das Training beim TSV war komplexer<br />
als in Flensburg. Vom Internat hatte ich<br />
einen guten Eindruck“, berichtet Wilhelm<br />
über seine damaligen Eindrücke. Mit der<br />
Internatsleitung, dem Trainer und den Eltern<br />
zusammen gab es ein Feedback-Gespräch,<br />
bevor Familie Wilhelm am Ende<br />
der Probewoche zusammen wieder nach<br />
Flensburg zurückfuhr. Für den Kreisläufer,<br />
der es in der deutschen U16- und<br />
U17-Nationalmannschaft mittlerweile auf<br />
fünf Länderspiele bringt, war klar: „Da<br />
habe ich mich wohl gefühlt, da möchte<br />
ich hin.“ Vier Wochen haben seine Eltern<br />
und er Zeit für die zukunftsweisende Entscheidung.<br />
Die beinhaltet auch, dass der<br />
17-Jährige die Jahrgangsstufe 11 wiederholt.<br />
Hintergrund: In Schleswig-Holstein<br />
gibt es ein Profilsystem auf dem Weg<br />
zum Abitur; in Nordrhein-Westfalen läuft<br />
das über die Abdeckung von Unterrichtsbereichen<br />
via Leistungs- und Grundkursen<br />
– zwei sehr unterschiedliche Wege.<br />
„Man darf an der Stelle auch nicht vergessen,<br />
was das mit einem jungen Menschen<br />
macht, wenn er seine Familie, seine<br />
Freunde, seine Heimat verlässt und an einem<br />
weit entfernten Ort neu anfängt. Es<br />
braucht Zeit, um in Ruhe anzukommen“,<br />
berichtet der Internatsleiter. Da am Norbert-Gymnasium<br />
das Abitur weiterhin<br />
in der Jahrgangsstufe 12 gemacht wird,<br />
wäre auf Wilhelm schulisch direkt eine<br />
Maximalbelastung mit erheblichem Druck<br />
zugekommen. Das wurde durch die Wiederholung<br />
„der Elf“ verhindert. Die Entwicklung<br />
gibt allen Beteiligten Recht: „Bis<br />
jetzt läuft es auch schulisch gut, besser<br />
sogar, als ich damals nach der Probewoche<br />
gedacht habe.“<br />
Über die Aufnahme auf dem Internat<br />
entscheidet letztlich der Verein. Der gab<br />
grünes Licht und sicherte sich damit einen<br />
Leistungsträger für seine A-Jugend.<br />
Die Eltern waren auch einverstanden,<br />
eine Freundin hatte der 17-Jährige in der<br />
Entscheidungsphase nicht. Dafür aber<br />
Freunde und Mannschaftskameraden,<br />
die natürlich von ihm wissen wollten, warum<br />
er weggeht. „Einige Kumpels waren<br />
schon traurig, klar. Aber ich habe denen<br />
dann erklärt, warum ich das mache. Dann<br />
fanden sie das auch gut“, berichtet Wilhelm.<br />
Er hat eine klare Zielsetzung: Er<br />
möchte nach dem Abitur hier in der Region<br />
studieren und so hoch, wie es nur<br />
geht, Handball spielen. Und auch nach<br />
dem Studium hat er an der Rheinschiene<br />
zwischen Köln und Düsseldorf mit der<br />
Nähe zum Ruhrgebiet (Ballungsraum)<br />
deutlich bessere Berufsperspektiven für<br />
sich ausgemacht als oben im hohen Norden.<br />
Jetzt zählt aber neben dem Weg zum<br />
erfolgreichen Abitur (Stichwort: duale<br />
Ausbildung) nur eins: „Ich bin hier, um so<br />
viel wie möglich zu trainieren.“ Bedeutet,<br />
dass der Flensburger auch am Brückenwochenende<br />
mit dem Tag der deut-<br />
Foto: Oliver Baum<br />
Christian Wilhelm am Schreibtisch in seinem Internatszimmer im Altbau des Sportinternats<br />
Knechtsteden<br />
schen Einheit nicht nach Hause gefahren<br />
ist. Am Freitagabend war Training seiner<br />
A-Jugend, die derzeit Tabellenführer in<br />
der West-Gruppe der Jugend-Bundesliga<br />
ist. Jeden Tag ist Training, anderthalb<br />
Stunden lang. Zweimal die Woche<br />
kommt ein einstündiges Krafttraining<br />
dazu. Dann gibt es ein Videotraining zur<br />
Aufarbeitung des vergangenen Spiels<br />
und noch einmal eins zur Vorbereitung<br />
auf den nächsten Gegner. Alle 14 Tage<br />
gibt es ein „Frühtraining“, wofür die<br />
Schüler drei Stunden vom Unterricht<br />
befreit sind. Einmal pro Woche steht ein<br />
Grundlagenausdauerlauf auf dem Programm.<br />
Da ist neben Unterricht, Hausaufgaben<br />
und Klausurvorbereitungen<br />
(Leistungskurse Mathematik und Erdkunde;<br />
drittes Abi-Fach Englisch, viertes<br />
Biologie) Langeweile ein Fremdwort. Unter<br />
der Woche klingelt um 7.15 Uhr der<br />
Wecker. Zehn Minuten später ist Wilhelm<br />
im Aufenthaltsraum mit Küche und großem<br />
Esstisch. Dort können die Schüler<br />
jederzeit zugreifen und selber kochen;<br />
zu den Kernzeiten werden sie mit Essen<br />
versorgt, also bekocht. Nach dem<br />
Frühstück geht es rüber ins Gymnasium.<br />
Unterrichtsbeginn ist um 7.45 Uhr. Zum<br />
Training werden die Sportler gefahren,<br />
entweder vom Internat oder vom Verein.<br />
Abends um 22 Uhr geht der prall gefüllte<br />
Internatstag zu Ende. Dann wird von der<br />
Aufsicht auf den Zimmern kontrolliert, ob<br />
jeder Internatsschüler da ist.<br />
Christian Wilhelm hat ein Einzelzimmer<br />
mit kleiner Küchenecke inklusive<br />
Kühlschrank und eigenem Badezimmer<br />
mit Dusche. Mitgebracht von Zuhause<br />
hat er ein Schrankelement, auf dem der<br />
Fernseher mit der Playstation und ein<br />
Foto seiner Familie steht. Ein Notebook<br />
liegt auf dem Schreibtisch, daneben<br />
griffbereit der Duden. Zwischen Fernseher<br />
und „Küche“ steht ein Wäscheständer<br />
voll mit Sportwäsche, die trocknet.<br />
Von der Umgebung hat er noch nicht so<br />
viel gesehen. Er war mal in Köln, er war<br />
mal in einem italienischen Restaurant im<br />
Der Kreisläufer<br />
im Trikot der<br />
SG Flensburg<br />
in Aktion in<br />
seiner ersten<br />
Spielzeit als<br />
C-Jugendlicher.<br />
„TopWest“ essen. Vom „Strabi-Festival“<br />
hat er nichts gehört, er war auch nicht<br />
dort. Party steht nicht auf dem Stunden-<br />
und Trainingsplan. Der Blick aus dem<br />
großen Doppelfenster geht raus auf den<br />
Kunstrasensportplatz und die Obstwiesen<br />
Richtung Klosterhof. Ein schöner Ort,<br />
um schulische und sportliche Ausbildung<br />
so perfekt miteinander zu verbinden, wie<br />
das in Dormagen am Höhenberg und auf<br />
dem Campus in Knechtsteden möglich<br />
ist. Wenn der Nachwuchssportler dazu<br />
auch noch die richtige Einstellung hat und<br />
behält, dann kann es so kommen wie erhofft:<br />
studieren und so hoch wie möglich<br />
spielen. –Oliver Baum<br />
Physiotherapie Japa<br />
Behandlungsschwerpunkte:<br />
CMD - Kiefergelenk - Manuelle Therapie -<br />
Manuelle Lymphdrainage -<br />
Neurologische Krankengymnastik<br />
Anzeige<br />
Öffnungszeiten Mo. bis Fr. von 8:00 Uhr bis 15:00 Uhr<br />
Termine (auch Sa.) von 7:30 Uhr bis 20:00 Uhr möglich.<br />
Elsa-Brändströmstr. 11 | 41540 Dormagen-Hackenbroich<br />
Tel. 02133 / 74 52 133 | www.physio-japa.de<br />
Foto: privat<br />
Wir alle sind Dormagen!<br />
7