FOCUSMONEY_47:2019_Vorschau
Create successful ePaper yourself
Turn your PDF publications into a flip-book with our unique Google optimized e-Paper software.
FocusMoney Cover
MONEYINSIDE<br />
Foto: S. Ugurlu/FOCUS-MONEY<br />
Scholzomat für den Süden<br />
Manchmal ist überraschend, was alle überrascht: Bundesfinanzminister Olaf<br />
Scholz hat eine gemeinsame Einlagensicherung für die Euro-Zone vorgeschlagen.<br />
Ja, ausgerechnet der deutsche Finanzminister, der Vertreter des EU-<br />
Landes, das drei funktionierende Einlagensicherungsfonds besitzt. Warum mich<br />
das trotzdem nicht überrascht: Die SPD hatte 2018 schon folgende Sätze in die<br />
Koalitionsvereinbarung mit der Union hineinverhandelt: „Wir sind zu höheren<br />
Beiträgen Deutschlands zum EU-Haushalt bereit.“ Und: Wir „befürworten auch<br />
spezifische Haushaltsmittel für wirtschaftliche Stabilisierung und soziale Konvergenz<br />
und für die Unterstützung von Strukturreformen in der Euro-Zone, die<br />
Ausgangspunkt für einen künftigen Investivhaushalt für die Euro-Zone sein<br />
können“. Seinen Vorschlag hat Scholz denn auch nicht mit dem Regierungspartner<br />
abgestimmt.<br />
Scholz’ Vorschlag in Kürze: Ein europäischer Einlagensicherungsfonds ergänzt<br />
die nationalen Sicherungseinrichtungen. Gerät eine Bank in Schieflage, muss<br />
erst die nationale Sicherung einspringen. Dann könnte der Euro-Fonds Liquiditätshilfen<br />
geben, zunächst als rückzahlbare Darlehen. Zusätzlich kann sich der<br />
betroffene Staat Geld vom Europäischen Stabilitätsmechanismus (ESM) holen,<br />
dessen stärkster Stabilitätsanker wiederum Deutschland ist. Und wenn die Bankenunion<br />
einmal vollendet ist, könnte es schließlich zu einer „begrenzten Verlustbeteiligung“<br />
des Euro-Fonds kommen, wie es so vornehm heißt. „Damit wären<br />
die Einlagen italienischer oder griechischer Sparer mittelbar über das von<br />
deutschen Sparern mittelbar finanzierte deutsche Einlagensicherungssystem abgesichert“,<br />
ordnet das der FDP-Bundestagsabgeordnete Frank Schäffler ein, der<br />
zu Recht eine weitere Vergemeinschaftung von Risiken in der Währungs union<br />
konstatiert. Also eine Art Scholzomat (Scholz’ Spitzname als SPD-Generalsekretär<br />
wegen seiner automatisiert wirkenden Sprechweise) als Bankomat für die<br />
Schuldenstaaten des Südens. „Mit dem Europäischen Stabilitätsmechanismus<br />
ESM wurden 2012 die Schulden der Euro-Staaten zu einem guten Teil kollektiviert“,<br />
so die weitere Einordnung Schäfflers. „Die europäische Einlagensicherung<br />
sozialisiert jetzt auch die Haftung für die Sparvermögen in Europa. Und<br />
über allem schwebt die EZB, die durch ihre Zinspolitik Risiko und Haftung unseres<br />
Wirtschaftssystems aushebelt.“<br />
Scholz war nicht so dumm, keine Bedingungen für sein Projekt zu nennen: Für<br />
einen gemeinsamen Bankenmarkt müssten die Insolvenz- und Abwicklungsregeln<br />
sowie Steuervorschriften für Banken in Europa vereinheitlicht werden.<br />
Zudem müsste die Zahl fauler Kredite in den Bankbilanzen weiter reduziert und<br />
Staatsanleihen nicht mehr als risikofreie Anleihen behandelt werden. Das ändert<br />
nichts an den grundsätzlichen Problemen seines Vorschlags: Sollen die regional<br />
aufgestellten Volksbanken und Sparkassen, die in ihrem jeweiligen Verbund<br />
dafür sorgen, dass keine Bank ausfällt, zusätzliche Beiträge zahlen? Die<br />
Gefahr bleibe, dass Scholz’ Vorschläge nur „ein Zwischenschritt zu einer Vollvergemeinschaftung<br />
der Sicherungsmittel sind“, warnen bereits gemeinsam die<br />
Präsidenten der Sparkassen und der Genossenschaftsbanken.<br />
Kleine Erleichterung: Italien lehnte es sofort ab, Staatsanleihen nicht mehr als<br />
risikofrei zu behandeln. Jetzt muss man schon froh sein, dass Italien Deutschland<br />
vor leichtfertigen Aktionen bewahrt.<br />
Frank Mertgen,<br />
stellv. Chefredakteur<br />
FOCUS-MONEY <strong>47</strong>/<strong>2019</strong><br />
3
MONEYINHALT<br />
Nr. <strong>47</strong> / 13. November <strong>2019</strong> www.money.de<br />
33 Top-Titel-Empfehlungen<br />
Diese Ziffern im Artikel zeigen, welche<br />
Papiere nach der eingehenden Recherche<br />
von FOCUS-MONEY beste Chancen bieten<br />
33<br />
26<br />
Viel mehr als Google!<br />
Der US-Mutterkonzern der Suchmaschine<br />
Google verdient im Kerngeschäft Milliarden<br />
Dollar und kann so Zukunftsfelder<br />
gezielt ausbauen. Die Aktie<br />
gehört daher zu den Top-<br />
Werten für das nächste<br />
Jahrzehnt<br />
16<br />
Gewinne lasern<br />
Die junge Münchner Firma<br />
Mynaric hat die Kommunikation<br />
per Laser zur Serienreife entwickelt.<br />
Eine Researchstudie<br />
attestiert der Technologie<br />
riesiges Potenzial – was dann<br />
natürlich auch für die Aktie gilt<br />
MONEYTITELTHEMA<br />
10 Techno-Stock-Picking vom Feinsten: Mit welchen<br />
Wachstumswerten Anleger die Jahresendrally<br />
perfekt spielen und auch langfristig viel gewinnen<br />
12 Wachstumsdepots: Welche Zukunftskörbe vergangener<br />
FOCUS-MONEY-Ausgaben besonders gut liefen<br />
– und welche jetzt die besten Chancen bieten<br />
14 ServiceNow: Ex-SAP-Chef Bill McDermott will mit<br />
der neuen Firma seine großen Erfolge wiederholen<br />
16 Mynaric: Die Münchner Tech-Firma will Laserkommunikation<br />
zum Riesengeschäft entwickeln<br />
18 Die 5G-Gewinner: Welche AGs vom bahnbrechenden<br />
neuen Mobilfunkstandard profitieren<br />
22 Medien und Spiele: Ein extrem aussichtsreicher<br />
Wert aus dem florierenden Bereich Online-Gaming<br />
24 Drohnen liefern Gewinn: Die Flugobjekte haben<br />
sich längst vom Spielzeug zum wichtigen Wirtschaftsfaktor<br />
gemausert – hier die Branchenaktien<br />
26 Alphabet: Dank Milliarden aus dem Kerngeschäft<br />
baut die Google-Mutter Zukunftsfelder aus und ist<br />
ein Top-Aktienwert für die 2020er-Jahre<br />
30 Porsche: Die Volkswagen-Beteiligung der Holding<br />
ist viel mehr wert, als deren Kurs widerspiegelt<br />
32 E-Mobilität: Der Zulieferer Intica hat beste Chancen,<br />
zum Gewinner der Transformation zu werden<br />
34 Künstliche Intelligenz: Cognex und andere AGs<br />
sind hervorragend auf den Megatrend eingestellt<br />
35 Blockchain-Bank: Wie die Bank of America die<br />
neue Finanztechnologie lohnend nutzt<br />
36 Apple: Was wirklich im iPhone steckt<br />
und was den Konzern voranbringt<br />
39 Wasser-Aktien: Consolidated Water<br />
sitzt direkt am Geldhahn<br />
Schlaue Städte<br />
Die Urbanisierung verlangt immer smartere<br />
Cities, etwa bei der Müllbeseitigung oder der<br />
Energieversorgung. Hier steht, welche<br />
Unternehmen daran glänzend verdienen werden<br />
54<br />
4 Titel: Foto: iStock<br />
FOCUS-MONEY <strong>47</strong>/<strong>2019</strong>
40 Gesundheit der Zukunft: Die Medizinbranche<br />
wandelt sich massiv, diese drei Firmen stehen bereit<br />
42 Acadia Pharmaceutical: Trotz 160 Prozent Kursplus<br />
ist bei dem Biotech-Wert noch nicht Schluss<br />
44 Gewinn-Operation: Automatisierte Chirurgieeingriffe<br />
beflügeln Intuitive Surgical<br />
46 Gutes aus Bayern: Die Baywa profitiert gleich auf<br />
mehreren Wegen vom Trend zur Nachhaltigkeit<br />
48 Camping-Boom: Dank Flugscham und Demografie<br />
wachsen Vertreter des Sektors stark wie Tech-Werte<br />
50 Wasserstoff: Die Technologie wird umfassend neu<br />
entdeckt – hier zwei Aktien, die direkt dabei sind<br />
51 Cybersecurity: Der Klassiker Symantec aus den<br />
USA firmiert um – das steckt dahinter<br />
52 Digitales Bezahlen: Square zieht aus der Abkehr<br />
vom Bargeld kräftig Nutzen<br />
54 Schlaue Städte: Welche Smart-City-Investments<br />
wirklich zu den großen Gewinnern gehören<br />
56 Reiche Ernte: Die EU will den Verkehr mit Biosprit<br />
ökologischer machen. Diese Aktie freut’s<br />
60 Chartanalyse: Warum die Aktien der Technologieriesen<br />
Facebook und Amazon weiter steigen dürften<br />
MONEYWEEK<br />
6 Das große Markt-Interview: Die Chefstrategin<br />
von Invesco, Kristina Hooper, erklärt, wie Anleger<br />
unwichtige von marktbewegenden Infos trennen<br />
MONEYMARKETS<br />
61 Musterdepots: Neuzugang Tele Columbus zieht an<br />
62 Nachhaltig investieren: Zwei erfahrene Berater<br />
erklären, was Anleger zu diesem mächtigen<br />
Trendtema wissen wollen und müssen<br />
DSW ANLEGERSCHUTZ<br />
66 Krypto-Pleite: Das Start-up Envion ist insolvent. Bis<br />
Ende November müssen Anleger Ansprüche melden<br />
67 Europa-Finanz-Vorstoß: Die teils hohen Kosten<br />
von Fonds sollen transparenter werden<br />
30<br />
Porsche gibt Gas<br />
Die Aktienfirma mit dem<br />
klangvollen Namen ist mittlerweile<br />
eine Holding. Ihre<br />
wertvollste Beteiligung ist ein großes VW-Aktien -<br />
paket – dessen Wert sich laut Experten im Porsche-Kurs<br />
keinesfalls ausreichend widerspiegelt<br />
MONEYSERVICE<br />
68 Hausratversicherung: Die besten Tarife mit<br />
hohem Leistungsniveau und attraktivem Preis<br />
72 Ausgezeichnet: Welchen Traditionsunternehmen<br />
die Bundesbürger die höchste Wertschätzung<br />
entgegenbringen<br />
MONEYRUBRIKEN<br />
3 MONEYInside<br />
80 Leserbriefe • Impressum<br />
98 Terminkalender: Aktuelle Ergebniszahlen von<br />
Henkel über Total bis zu Oracle<br />
MONEYKURSTEIL<br />
81 Zinsen • 83 Fonds • 86 Aktien Deutschland<br />
92 Aktien international • 96 Zertifikate<br />
97 Neuemissionen<br />
Titelthemen sind mit roten Seitenzahlen gekennzeichnet<br />
36<br />
Apples Zukunft<br />
Analysten haben das iPhone seziert.<br />
FOCUS-MONEY analysiert eingehend,<br />
wie das von Tim Cook (Foto) geführte<br />
Technologieunternehmen aus den<br />
USA beim Kult- und Kernprodukt<br />
verdient. Plus: Was Apple neuen<br />
Schwung verleiht und wohin<br />
die Reise der legendären Aktie<br />
gehen wird<br />
FOCUS-MONEY <strong>47</strong>/<strong>2019</strong> Inhalt: Fotos: NASA, Mynaric, iStock, VectorStock, Porsche, Apple, Bloomberg Composing: FOCUS-MONEY<br />
5
Der Google-Kosmos:<br />
Um das hochprofitable<br />
Werbegeschäft herum baut<br />
der Konzern weitere Erlösquellen<br />
in aussichtsreichen<br />
Zukunftsmärkten auf<br />
Alphabet<br />
DIE VALUE-AKTIE DES<br />
30 Prozent Potenzial trotz Rekordniveau<br />
Nach jahrelangem Auftrieb konsolidiert die Aktie seit Herbst 2018. Dennoch erklomm sie <strong>2019</strong> bereits zweimal ein<br />
neues Allzeithoch. Analyst Stephen Ju von Credit Suisse sieht Kurspotenzial bis 1535 Euro binnen zwölf Monaten.<br />
WKN/ISIN: A14Y6F/US02079K3059<br />
Börsenwert:<br />
786,1 Mrd. Euro<br />
Umsatz <strong>2019</strong>/20e:<br />
119,2/140,5 Mrd. Euro<br />
Betriebsergebnis <strong>2019</strong>/20e: 31,5/37,8 Mrd. Euro<br />
Gewinn je Aktie <strong>2019</strong>/20e:<br />
48,80/54,57 Euro<br />
Kurs-Gewinn-Verhältnis <strong>2019</strong>/20: 24,2/26,8<br />
Dividende je Aktie <strong>2019</strong>/20e: –/–<br />
Kursziel:<br />
1535 Euro<br />
Stoppkurs:<br />
994,50 Euro<br />
200-Tage-Linie<br />
10<br />
1000<br />
800<br />
600<br />
e = erwartet<br />
Quellen: Thomson Reuters Datastream, Bloomberg<br />
Aktienkurs in Euro<br />
2015 16 17 18 <strong>2019</strong><br />
400<br />
26 Fotos: NASA, iStock Illustration: VectorStock<br />
Composing: FOCUS-MONEY<br />
FOCUS-MONEY <strong>47</strong>/<strong>2019</strong>
Alphabet verdient Milliarden mit seinem<br />
Kerngeschäft und mischt bei den heißesten<br />
Zukunftstrends mit. Die Aktie könnte<br />
zum Top-Titel der 2020er-Jahre werden<br />
JAHRZEHNTS<br />
Wer an die besten Value-Aktien der Welt denkt, landet<br />
schnell bei den üblichen Verdächtigen. Bei Unternehmen<br />
wie Nestlé, Procter & Gamble, McDonald’s,<br />
Johnson & Johnson oder Visa. Konzernen mit langer Historie,<br />
stabilen Ertragsquellen, starker Marktposition, solidem<br />
Management und Börsenbewertungen, die Luft nach<br />
oben lassen. Progressive Gemüter zählen mittlerweile<br />
auch Apple zu dieser Riege. Allerdings erst, seit Value-Legende<br />
Warren Buffett den iPhone-Konzern mit einer milliardenschweren<br />
Investition adelte. Technologie aktien hingegen,<br />
da sind sich viele Anleger einig, zählen nicht dazu.<br />
Die jungen Wilden häufen oftmals noch üppige Verluste<br />
an, die Geschäftsmodelle stehen nicht selten auf wackeligen<br />
Füßen. Darüber können auch die rasanten Erlöszuwächse<br />
nicht hinwegtäuschen, die die Aktienkurse von<br />
Börsenlieblingen wie Tesla, Shopify oder Etsy in den vergangenen<br />
Jahren gen Norden beförderten.<br />
Doch nun, kurz vor dem Übergang in die 2020er-Jahre,<br />
scheint es, als müssten die klassischen Anlagekategorien<br />
neu gedacht werden. Denn Tech-Titel – so viel ist sicher –<br />
sind längst nicht mehr nur was für „Growth“-Liebhaber.<br />
Jene Spezies, die jede rauschende Kurs-Sause gern mitnimmt,<br />
auch auf die Gefahr hin, dass der Schädel danach<br />
kräftig brummt. Vielmehr zeigt sich: Einige der großen<br />
Tech-Unternehmen sind längst im Value-Stadium angekommen<br />
– und eignen sich auch für jene Investoren, die<br />
lieber einen vollmundigen Rotwein genießen statt einen<br />
schnellen Kurzen. Die Google-Mutter Alphabet ist das<br />
beste Beispiel. Es spricht einiges dafür, dass der Tech-Gigant<br />
aus dem Silicon Valley zur aussichtsreichsten Value-<br />
Aktie des kommenden Jahrzehnts aufsteigt.<br />
Ein Blick ins bombastische Zahlenwerk des Konzerns<br />
dürfte selbst Skeptiker überzeugen. Allein 2018 machte<br />
Alphabet mit 137 Milliarden Dollar mehr Umsatz, als<br />
Deutschlands Industrie-Leuchtturm Siemens an Firmenwert<br />
auf die Waage bringt. Mit seinem Nettogewinn von<br />
27 Milliarden Dollar hätte sich der Konzern auf einen<br />
Schlag den Zulieferer Continental einverleiben können.<br />
Die Cash-Reserve von 117 Milliarden Dollar würde sogar<br />
reichen, um die Deutsche Bank zu kaufen – und<br />
zwar acht Mal. Und die 18 Milliarden Dollar, die der<br />
US-Gigant jährlich in die Forschung steckt, entsprechen<br />
ziemlich genau dem Börsenwert des Dax-Neulings<br />
Wirecard. Zudem hat Alphabet kaum Schulden, verdient<br />
üppige Margen und ist mit einem Anteil von mehr als 70<br />
Prozent im weltweiten Suchmaschinenmarkt unange-<br />
FOCUS-MONEY <strong>47</strong>/<strong>2019</strong><br />
27