Basel_Live_Spezial_03-2019_ES
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Der Münsterbaumeister des Jahres 1500,<br />
Hans Nussdorf, liess sich mit einer<br />
Steinbüste verewigen.<br />
G<strong>ES</strong>TATTEN? HANS NUSSDORF!<br />
Die Münsterbaumeister früherer<br />
Epochen hatten durchaus das Bedürfnis,<br />
ihre Arbeit auch mit einer<br />
persönlichen Würdigung der Nachwelt<br />
zu erhalten. Und so hängt etwa am<br />
Martinsturm, gleich neben dem Raum,<br />
in dem drei Schlagglocken jede Viertelstunde<br />
die Basler Zeit läuten, eine<br />
kleine Steinbüste von Hans Nussdorf,<br />
der ein begnadeter Baumeister gewesen<br />
ist und mit dem Aufsetzen der<br />
Kreuzblume auf dem Martinsturm am<br />
23. Juli 1500 den Wiederaufbau des<br />
Basler Münsters zum Abschluss gebracht<br />
hat. Auch die bedeutende<br />
Basler Münsterkanzel ist unter ihm<br />
entstanden. Auf der Büste trägt er<br />
eine typische Steinmetzkappe zum<br />
Schutz vor Steinstaub. Auch andere<br />
Baumeister sind im Münster verewigt,<br />
etwa Amadeus Merian, einer der beiden<br />
federführenden Architekten, die im<br />
19. Jahrhundert die Steinmetze mit<br />
dem Stockhammer über die Steine<br />
schickten und so die mittelalterlichen<br />
Bearbeitungen und Malschichten auf<br />
einen Schlag Geschichte werden<br />
liessen.<br />
DIE PAPSTGLOCKE<br />
Wer sich schon einmal die Mühe gemacht<br />
hat, den Aufstieg auf die Münstertürme<br />
zu bewältigen, ist an ihr<br />
vorbeigekommen. Die grösste von zehn<br />
Glocken im Basler Münster ist 6,5<br />
Tonnen schwer. Als sie 1873 gegossen<br />
wurde, seien Reste der von Papst Felix<br />
V. im Rahmen des Basler Konzils 1442<br />
gespendeten Glocke in den Guss mit<br />
eingeflossen. Deshalb wird die Glocke<br />
heute auch als «Papstglocke» bezeichnet<br />
– und sie wird nur an den höchsten<br />
christlichen Feiertagen geläutet.<br />
Die Heinrichsglocke ist die älteste im<br />
Basler Münster, 1494 erstmals und<br />
1565 nochmals neu gegossen. Sie<br />
beeindruckt durch ihren warmen<br />
Klang. Das Gebälk, das sie umgibt,<br />
konnte auf die Jahre 1492/93 datiert<br />
werden. Im Basler Münster gibt es<br />
sieben Klang- und drei Schlagglocken.<br />
Diese sind an ein Uhrwerk angebunden,<br />
das regelmässig von den IWB<br />
gewartet wird und im Turmaufgang<br />
ebenfalls zu sehen ist. Alle Viertelstunde<br />
läuten die Schlagglocken den<br />
Baslern die Uhrzeit, hör- aber nicht<br />
sichtbar.<br />
In der 1873 gegossenen «Papstglocke» sollen<br />
noch Reste der von Papst Felix V. während des<br />
Basler Konzils 1442 gespendeten Glocke<br />
eingegossen sein.<br />
In der Turmwächterstube am Georgsturm<br />
konnten historische Farbfassungen<br />
freigelegt werden.<br />
DIE TURMWÄCHTERSTUBE<br />
Im Mittelalter war es üblich, dass<br />
Turmwächter die Umgebung auf Eindringlinge<br />
oder Feuer beobachteten,<br />
um rechtzeitig Alarm schlagen zu<br />
können. In <strong>Basel</strong> gab es neben dem<br />
Turmwächter auf dem Münster je einen<br />
weiteren an der Martinskirche und an<br />
St. Niklaus, einer damals am Brückenkopf<br />
der Mittleren Brücke gelegenen<br />
Kirche in Kleinbasel. Mit Posaunen<br />
bzw. Sprachrohren gaben sie jede<br />
Stunde ein unüberhörbares Signal ab,<br />
was erst im 19. Jahrhundert aus Gründen<br />
der Nachtruhe abgeschafft wurde.<br />
Heute hält der Stadtposaunenchor vom<br />
Münsterturm jeden Samstag um 17 Uhr<br />
sein Vesperblasen ab. Die Turmwächter<br />
hatten ihre eigenen Stuben mit Ofen<br />
und gutem Ausblick. Kurz nachdem<br />
Andreas Hindemann 2009 Münsterbaumeister<br />
geworden war, nahm man sich<br />
diese Stube am Georgsturm vor, legte<br />
an Fenstern und Türe historische<br />
Farbfassungen frei und verlegte anstelle<br />
des Parkettbodens, wie einst vorhanden,<br />
Tonplatten aus dem Bestand der<br />
Basler Denkmalpflege.<br />
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