Dänemark Nordsee Ost- see - Interessengemeinschaft Kleine ...
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Jahre interessante Erfahrungen mit der<br />
„Selbstregierung“ von Kindern.<br />
Nach der Zeit der Diktatur, war der Begriff<br />
Demokratie und die Fähigkeit zu demokratischen<br />
Handlungsschritten hervorragendes<br />
Erziehungsziel. Neben diesen<br />
eher universellen Zielvorstellungen haben<br />
wir heute differenzierte, individuelle Intentionen.<br />
Vor allem sehen wir die Notwendigkeit,<br />
Kinder zu befähigen, die Folgen<br />
frühkindlicher Deprivation und Entwicklungsstörungen<br />
zu kompensieren.<br />
Wir betrachten das Juniorteam dabei<br />
nicht als isolierte pädagogische Maßnahme.<br />
Es ist vielmehr ein vielschichtiges Instrument<br />
mit sehr unterschiedlichen Möglichkeiten:<br />
Ähnlich wie Neill machen wir die<br />
Erfahrung, daß sich gewohnte Rollenbilder<br />
auflösen. Die Zuschreibung, Kinder<br />
sind die Lernenden und Erwachsene sind<br />
die Lehrenden, verliert die Allgemeingültigkeit.<br />
Kinder wie Erwachsene lernen aus<br />
der Erfahrung der Auseinandersetzung<br />
und voneinander in der Reflexion ihrer<br />
Verhaltensweisen.:<br />
• Kinder lernen von Erwachsenen, ein Problem<br />
in Worte zu fassen, ohne andere zu<br />
diffamieren oder herabzusetzen. Sie lernen,<br />
sachlich zu diskutieren und gemeinsam<br />
nach Lösungsmöglichkeiten zu suchen.<br />
Kinder und Erwachsene staunen oft,<br />
welche Vielfalt an Möglichkeiten dabei<br />
zutage tritt.<br />
• Erwachsene lernen von Kindern – mag<br />
es auch manchmal schwerfallen – Fehler<br />
öffentlich einzugestehen und zu korrigieren.<br />
Erwachsenen fällt dabei eine besonders<br />
verantwortungsvolle Rolle zu, denn<br />
ihrem Verhalten kommt in solchen Situationen,<br />
in denen sie sich selbst korrigie-<br />
24<br />
ren müssen, eine nicht zu unterschätzende<br />
Vorbildfunktion für die Kinder zu.<br />
Weiterhin lernen Kinder, Entscheidungen<br />
eines Gremiums, dem sie angehören,<br />
als verbindlich anzusehen und zu akzeptieren,<br />
auch und gerade, wenn sie in der<br />
Abstimmung unterlegen waren oder von<br />
der Gemeinschaft gerügt wurden. Unsere<br />
Erfahrung ist, daß Kinder in dieser Akzeptanz<br />
häufig weitergehen und Entscheidungen<br />
rigoroser durchsetzen, als dies<br />
Erwachsene mit Beschlüssen tun, die sie<br />
selbst gefaßt haben.<br />
Von außen oktroyierte<br />
Ordnungssysteme können sie nur<br />
sehr viel schwerer für sich<br />
annehmen als Regularien, die sie<br />
selbst mitgestaltet haben<br />
Insbesondere deprivierte Kinder suchen<br />
oft nach Orientierung und Sicherheit, weil<br />
sie Systeme von Werten und Normen entbehren.<br />
Sie brauchen Vorbilder, sie brauchen<br />
Grenzen und sie brauchen Richtlinien<br />
für das, was sozial erlaubt, erwünscht<br />
oder angemessen ist. Von außen oktroyierte<br />
Ordnungssysteme können sie nur<br />
sehr viel schwerer für sich annehmen als<br />
Regularien, die sie selbst mitgestaltet haben.<br />
Das Fazit unserer Überlegungen ist: Der<br />
Dienstag ist unheimlich anstrengend. Er<br />
beginnt mit dem Team für Erwachsene<br />
und endet nach dem Abendbrot mit dem<br />
Juniorteam. Aber dies wollen wir, Kinder<br />
wie Erwachsene, nicht missen<br />
Christoph Hammer<br />
Dipl.-Päd.<br />
Leiter „Kinderheim Guldeholz“