Sie wollen auch ein ePaper? Erhöhen Sie die Reichweite Ihrer Titel.
YUMPU macht aus Druck-PDFs automatisch weboptimierte ePaper, die Google liebt.
Winterzauber<br />
LIEBESPERLEN<br />
sind der<br />
Klassiker unter<br />
den Süßigkeiten<br />
und haben<br />
schon immer<br />
Kinderaugen<br />
zum Glänzen<br />
gebracht<br />
ZUM NASCHEN, Verzieren<br />
und Spielen: Vor allem bei<br />
kleinen Puppenmüttern sind<br />
die Babyfläschchen begehrt<br />
BEREITS IN DER<br />
VIERTEN GENERATION<br />
führt Mathias Hoinkis<br />
die Geschäfte seines<br />
Urgroßvaters<br />
weiter. Liebesperlen<br />
werden immer noch so<br />
aufwendig wie damals<br />
hergestellt<br />
Kleine Nuckelflaschen, Autos,<br />
Trompeten, Schirmchen liegen<br />
im Süßwarenregal, alle gefüllt<br />
mit kunterbunten Zuckerperlen – und sofort<br />
werden Erinnerungen wach. Liebesperlen<br />
gehören zu unserer Kindheit wie das Sandmännchen,<br />
doch nur wenige wissen, dass die<br />
Leckereien seit fast 100 Jahren in Görlitz produziert<br />
werden. Rudolf Hoinkis hatte bereits<br />
1896 ein florierendes Süßwaren-Unternehmen,<br />
als er 1908 die Perlchen aus Traubenzucker,<br />
Zuckerwasser und Aromen herstellte.<br />
Die ersten, die sie zu Hause probieren durften,<br />
waren seine Frau Emilie und sein Sohn Otto.<br />
„Ich liebe euch wie diese Zuckerperlen“, sagte<br />
er, „aber ich habe noch keinen Namen für sie.“<br />
SACHSENS<br />
SÜSSE SEITEN<br />
Spontan antwortete seine Frau: „Dann nenn<br />
sie doch Liebesperlen!“ So begannen die Görlitzer<br />
Liebesperlen ihren Erfolgszug rund um<br />
die Welt. Für viele Touristen sind sie ein charmantes<br />
und typisch deutsches Mitbringsel.<br />
Mittlerweile kümmert sich die vierte Hoinkis-<br />
Genera tion um die Geschäfte, aber hergestellt<br />
werden sie noch wie damals: In schräg rotierenden<br />
Kupferkesseln wird ein einzelner<br />
Zuckerkristall 100 Stunden lang mit flüssigem<br />
Traubenzucker besprüht, bis er mit 70 Schichten<br />
schließlich die Größe der Liebesperle hat.<br />
Auch die winzigen Nonpareilles, auf Deutsch<br />
die „Unvergleichlichen“, mit denen gern<br />
Muffins und Kekse verziert werden, kommen<br />
aus Sachsen. Australische Kinder bestreuen<br />
damit ihre Brote und nennen sie Feenbrote.<br />
Dass die Erfindungen ihres Mannes am<br />
anderen Ende der Welt einen so poetischen<br />
Namen haben, hätte Emilie Hoinkis mit<br />
Sicherheit sehr stolz gemacht. Barbara Woinke<br />
AUS SACHSEN KOMMEN VIELE KÖSTLICHKEITEN,<br />
DIE SEIT GENERATIONEN ZU UNS GEHÖREN<br />
FOTOS: ANKE WOLTEN-THOM, SHUTTERSTOCK(3), FOTOLIA, WWW.REGIONALES.SACHSEN.DE(2), DPA,<br />
WWW.PFLAUMENTOFFEL.DE, DDP IMAGES(2)<br />
DOMINO-<br />
STEINE<br />
Weil Pralinen für<br />
die meisten Bürger<br />
unerschwinglich<br />
waren, erfand der<br />
Dresdner Chocolatier<br />
Herbert Wendler 1936<br />
die günstigeren Dominosteine,<br />
ein Gebäck<br />
aus Lebkuchen, Marzipan<br />
und Fruchtgelee.<br />
Die „Not-Praline“<br />
gehört auch heute<br />
noch auf jeden<br />
Weihnachtsteller.<br />
1<br />
DRESDNER BAUMKUCHEN<br />
„König der Kuchen“ wird der Sandkuchen<br />
aus Biskuitteig auch genannt, den man<br />
schon im Mittelalter kannte. An einer<br />
sich drehenden Walze wird nach<br />
und nach der Teig aufgetragen.<br />
Die einzelnen Schichten ähneln<br />
8beim Aufschneiden den Jahresringen<br />
eines Baumes.<br />
7<br />
WERDAER<br />
ZUCKERMÄNNLE<br />
Süßigkeit und<br />
Christbaumschmuck<br />
zugleich ist das Gebäck,<br />
das in tradi tionellen<br />
Formen hergestellt wird.<br />
Jedes hat eine Bedeutung:<br />
Männle, Weibel und Baum<br />
stehen für das Leben,<br />
das Herz erinnert<br />
an die Liebe unter<br />
den Menschen.<br />
LECKERE<br />
TRADITION<br />
ACHT WEITERE<br />
SÄCHSISCHE<br />
SPEZIALITÄTEN<br />
6DRESDNER<br />
PFLAUMEN-<br />
TOFFEL<br />
Der kleine<br />
Schornsteinfeger<br />
aus getrockneten<br />
Backpflaumen gilt<br />
als Glücksbringer in<br />
der Weihnachtszeit<br />
und wurde schon<br />
Anfang des 19. Jahrhunderts<br />
von den<br />
Striezelkindern auf<br />
dem Dresdner<br />
Weihnachtsmarkt<br />
verkauft. Auch<br />
heute noch ist er<br />
das Symbol des<br />
Striezelmarktes.<br />
DRESDNER<br />
CHRISTSTOLLEN<br />
An das in ein Tuch gewickelte<br />
Christkind soll die Form des Stollens,<br />
auch Striezel genannt,<br />
erinnern. Um 1500 wurden auf<br />
dem Dresdner Striezelmarkt<br />
die ersten „Christbrote“<br />
verkauft, die Vorläufer<br />
unseres Christstollens.<br />
3<br />
LEBKUCHEN-<br />
HAUS<br />
Das süße Knusperhäuschen<br />
geht auf das Märchen „Hänsel<br />
und Gretel“ der Brüder Grimm<br />
zurück. Am meisten Spaß macht es,<br />
sein eigenes Hexenhäuschen zu basteln.<br />
Baumaterialien sind Lebkuchen,<br />
Dominosteine, Spekulatius und viel<br />
Fantasie … In Leipzig baut man die leckeren<br />
Häuser sogar als Team. querfeldeins.org<br />
5<br />
2<br />
ANNA-<br />
BERGER<br />
NIKLASZOPF<br />
Aus dem böhmischen<br />
Erzgebirge kommt der<br />
Hefezopf, der zu Ehren des<br />
heiligen Nikolaus gebacken<br />
wurde. Weil er dreifach<br />
geflochten wird, nennt<br />
man ihn häufig auch<br />
Dreifaltigkeitskuchen.<br />
PULSNITZER<br />
PFEFFERKUCHEN<br />
Dem Pulsnitzer Pfefferkuchenmarkt Anfang<br />
November gaben sie ihren Namen, aber<br />
auch ein eigenes Pfefferkuchenmuseum<br />
hat die Stadt in der Lausitz. Bis zu sechs<br />
Monate muss der Teig lagern, bevor er mit<br />
Gewürzen gebacken wird.<br />
4<br />
<strong>BUNTE</strong> 45 | 2017 41