...der steirer land ... Ausgabe 04/2019
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in der Nacht der Teufel an ihrem Schlafgewand und
fragte: „Kathl, magst mich?“ Die junge Frau sagte
nur: „Geh weg, du schlechter Kerl!“ Darauf musste
das Mädchen durch den giftigen Atem des Teufels
sterben. Der Pfarrer hatte eine besondere Eingebung
und ließ die Tote nicht auf dem Friedhof begraben.
Unter einem Lindenbaum, der hinter dem Friedhof
stand, wurde das Mädchen begraben. Wenig später
durchwühlte der Teufel den ganzen Friedhof, konnte
aber „seine Kathl“ nicht finden. Auf Kathls Grab
wuchs eine schöne Lilie. Ein fremder Holzknecht
sah die Lilie, grub sie mit ihren Wurzeln aus und
nahm sie mit in seine bescheidene Hütte.
Dort setzte er die Blume in einen alten, blauen, blechernen
Kochtopf und stellte diesen auf ein sonniges
Fensterplatzerl. So oft er von seiner schweren Arbeit
heimkam, war das Zimmer aufgeräumt und gutes
Essen stand auf dem Tisch. Er hatte keine Erklärung
dafür und es wurde ihm unheimlich. Am folgenden
Tag beschloss er, sich hinter einem Kasten zu verstecken.
Bald darauf stieg eine schöne, weißgekleidete
junge Frau aus dem Blumentopf und verrichtete
die ganze Arbeit, bevor sie wieder dort verschwand.
Der Holzknecht konnte nicht glauben, was er da alles
gesehen hatte. Er ging zum Pfarrer, erzählte ihm
alles und bat um Rat. Hochwürden erinnerte sich an
Geschehenes und sprach: „Verstecke dich wieder
hinter dem Kasten, nimm einen geweihten Gegenstand
mit und wenn diese sagenhafte Frauengestalt
wieder erscheint, spring aus dem Versteck hervor, ergreife
ihre Hand und ruf laut: „Kathl, magst mich?“
Schon am nächsten Tag machte der Holzknecht alles,
was ihm der Pfarrer geraten hatte. Als die schöne,
weiße Gestalt neuerlich erschien, kam auch er
aus dem Versteck, fasste sie schnell bei der Hand
und fragte: „Kathl, magst mich?“ „Ja“, rief die weiße
Mädchengestalt und der Holzknecht hatte die
wunderschöne Kathl an der Hand. Obwohl der Teufel
bei ihr nochmals als Liebeswerber erschien, musste
er unverrichteter Dinge in sein Reich verschwinden,
weil das Mädchen ihm auf seine Frage niemals
eine Antwort gab und selbst er gegen die Macht der
Liebe nichts ausrichten konnte. So war das Mädchen
von seinem Fluch erlöst, heiratete den jungen Mann
und beide waren bis zu ihrem Lebensende ein glückliches
Ehepaar.
Seinerzeit von Karl Stöffelmayr im Jahr 1928 im Volkskalender des Deutschen Schulvereins
Südmark veröffentlicht, wiederentdeckt von Peter Stelzl und festgehalten in seinem Buch
„Steirischer Märchenschatz“. www.peter-stelzl.at, Tel.: 03455/596.
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