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Die Ärzte müssen endlich anfangen, außerhalb des Systems zu ...

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<strong>Die</strong> Mitgliederzeitschrift von MEDI Deutschland • www.medi-deutschland.de • Jahrgang 6 | Nr. 21 |Juni 2005<br />

Kostenerstattung<br />

Weg von der Bürokratie <strong>zu</strong> mehr<br />

Planungssicherheit | Seiten 2,7 und 17<br />

Aus dem Inhalt<br />

<strong>Die</strong> wichtigsten MEDI Verträge<br />

auf einen Blick<br />

Ob nun hausarztzentrierte Versorgung<br />

oder Integrationsverträge –die Vertragslandschaft<br />

wird immer unübersichtlicher.<br />

Deshalb verschafft MEDI seinen Mitgliedern<br />

einen klaren Überblick über alle<br />

Verträge, die der Verbund bisher abgeschlossen<br />

hat. | Seite24<br />

<strong>Ärzte</strong>häuser – so klappt’s<br />

auch mit dem Berater<br />

Sie haben einen externen Berater gefunden,<br />

der Ihnen bei der Planung Ihres <strong>Ärzte</strong>hauses<br />

hilft? Glückwunsch! Trotzdem<br />

sollten <strong>Ärzte</strong> aufpassen. Denn das<br />

„Rundum-Sorglos-Paket“ gibt es auch<br />

hier leider noch nicht. Worauf Sie achten<br />

sollten, lesen Sie auf | Seite 16<br />

Betriebsprüfung –das <strong>müssen</strong><br />

<strong>Ärzte</strong> beachten<br />

Wenn sich ein Finanzbeamter ankündigt,<br />

stehen <strong>Ärzte</strong>meistens vor mehr Fragen als<br />

Antworten: Was darf der eigentlich? Was<br />

ist tabu? Und was muss ich als Arzt tun?<br />

Antworten darauf gibt’s auf | Seite 26<br />

Gute Gründe gegen<br />

den Barmer–Vertrag<br />

Was Barmer Ersatzkasse und Hausärzteverband<br />

ihren Mitgliedern so alles versprechen,<br />

nur um sie <strong>zu</strong>r Teilnahme am<br />

Barmer–Vertrag <strong>zu</strong> bewegen. Was davon<br />

stimmt nun? Tatsache ist: Nicht alle Barmer–Versicherten<br />

profitieren vom Barmer–Modell<br />

und das goldene 5. Quartal<br />

für die <strong>Ärzte</strong> bleibt wohl auch aus.<br />

| Seite 22


INHALT<br />

DIALOG<br />

„Weniger Staat bedeutet<br />

mehr fairer Wettbewerb“ Seite 4<br />

Impressum Seite 5<br />

AUS B ADEN-WÜRTTEMBERG<br />

Wo, bitte, geht’s hier <strong>zu</strong>r<br />

gesundheitspolitischen<br />

Perspektive? Seite 6<br />

Nordbaden testet<br />

Kostenerstattung Seite 7<br />

Vergiftetes Verhältnis? Seite 8<br />

Nordwürttemberger Hausarztmodell<br />

kommt gut an Seite 10<br />

AUS R HEINLAND–PFALZ<br />

„Ich kämpfe für eine bessere<br />

Honorarsituation der <strong>Ärzte</strong>“ Seite 12<br />

AUS M ECKLENBURG-<br />

VORPOMMERN<br />

Barmer–Vertrag führt bei<br />

MEDI nicht <strong>zu</strong>m Zerwürfnis Seite 13<br />

AUS B ERLIN<br />

IV-Verträge: Strapaziöse<br />

Nagelprobe für <strong>Ärzte</strong> Seite 14<br />

GESUNDHEITSPOLITIK<br />

Das MEDI Positionspapier Seite 17<br />

KV? Nein danke! Seite 18<br />

MEDI und <strong>Ärzte</strong>genossenschaften<br />

entdecken Gemeinsamkeiten Seite 20<br />

BUSINESS<br />

Erweiterte Prävention als Chance<br />

für mehr Freiberuflichkeit Seite 23<br />

MVZ in der Hand von<br />

Niedergelassenen? Na klar! Seite 25<br />

PRAXISMANAGEMENT<br />

Vertragswirrwarr –<br />

Stress in der Praxis? Seite 28<br />

„Medizinalltag.de“ –<br />

Der Blick hinter die Kulissen Seite 29<br />

PRAXISTEAM<br />

Das Kassieren der Praxisgebühr<br />

ist Teamarbeit! Seite 30<br />

Stichwort: MEDI Verbund Seite 31<br />

Der ärztliche Nachwuchs bleibt aus, weil<br />

unser Beruf immer unattraktiver wird. Vor<br />

allem junge Kollegen wollen das finanzielle<br />

Risiko, das mit einer Niederlassung<br />

verbunden ist, nicht mehr tragen. Das<br />

ambulante System leidet unter <strong>zu</strong>nehmenden<br />

staatlichen Eingriffen in unseren<br />

Praxen, unter einer viel <strong>zu</strong> geringen Kapitaldecke<br />

für mittelständische Unternehmen,<br />

und wir ertrinken in einer Bürokratie<br />

nie gekannten Ausmaßes.<br />

Insbesondere die Vorstellung, dass<br />

wir in den nächsten Jahren immer mehr<br />

Einzelverträge mit bun<strong>des</strong>weit 260 Krankenkassen<br />

umsetzen sollen, erscheint<br />

nicht machbar. Der Kassenwettbewerb<br />

spielt sich dann in unseren Praxen ab.<br />

Insofern ist das Sachleistungssystem an<br />

seine Grenzen gestoßen. Zumin<strong>des</strong>t ist<br />

es nicht geeignet, umKassen– und Vertragswettbewerb<br />

so <strong>zu</strong> gestalten, dass<br />

wir unserePatienten so betreuen können<br />

wie bisher. Deshalb fordert MEDI die<br />

Kostenerstattung: Einerseits, um wieder<br />

mehr Planungssicherheit in der Vergütung<br />

unserer Arbeit <strong>zu</strong> haben und andererseits,<br />

um wieder mehr auf die Patienten<br />

eingehen <strong>zu</strong> können, statt bürokratische<br />

Anforderungen der Kassen oder <strong>des</strong><br />

Staates <strong>zu</strong> bedienen.<br />

MEDI fordert aber nicht nur, sondern<br />

handelt auch. Deshalb hat der Erweiterte<br />

Vorstand von MEDI Baden–Württemberg<br />

ein Positionspapier erarbeitet. Es fordert im<br />

Kernpunkt eine Änderung <strong>des</strong> §13SGBV,<br />

damit auch der Arzt die Kostenerstattung<br />

wählen darf. Der Patient erhält eine Rechnung<br />

und ist „Herr seiner Daten“, während<br />

seine Krankenkasse die Kostenfrage<br />

mit ihm direkt regelt.<br />

<strong>Die</strong> Kostenerstattung ist europaweit<br />

etabliert und könnte schrittweise und<br />

ohne eine Verschlechterung der Patientenversorgung<br />

auch inDeutschland eingeführt<br />

werden. Sie reduziert Bürokratie<br />

und Doktor–Hopping und das Inkasso<br />

wäre inZeiten der EDV kein Problem. Ob<br />

die KVen unsereInteressen bei der Kostenerstattung<br />

gegenüber den Kassen vertre-<br />

2<br />

EDITORIAL<br />

Warum <strong>Ärzte</strong><br />

die Kostenerstattung brauchen<br />

ten können, wird sich an ihren körperschaftlichen<br />

Spielräumen zeigen –die sind<br />

im Augenblick <strong>zu</strong> gering.<br />

Wir hoffen, dass wir das Thema Kostenerstattung<br />

gemeinsam mit den Genossenschaften<br />

in die innerärztliche Diskussion<br />

aufnehmen können. MEDI <strong>zu</strong>min<strong>des</strong>t<br />

wird alles tun, um die politisch Verantwortlichen<br />

davon <strong>zu</strong> überzeugen. <strong>Die</strong><br />

Kostenerstattung löst zwar nicht alle<br />

Probleme. Aber wenn alles beim Alten<br />

bleibt, bekommen wir ein staatliches Gesundheitswesen<br />

wie in Großbritannien,<br />

Holland oder Belgien: Ohne niedergelassene<br />

Fachärzte mit Basishausärzten, ergänzt<br />

durch ein “Primary–Nurse–System“.<br />

Wir haben also allen Grund, neue Wege<br />

<strong>zu</strong> gehen: Wir möchten weniger Bürokratie<br />

und mehr Eigenverantwortung für<br />

alle Beteiligten. Dafür brauchen wir die<br />

Kostenerstattung.<br />

Es grüßt Sie herzlich<br />

Dr. Werner Baumgärtner<br />

Erster Vorsitzender


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MEDITIMES DIALOG<br />

„Weniger Staat bedeutet<br />

mehr fairer Wettbewerb“<br />

Dürfen nach europäischem Recht<br />

Krankenhäuser in Deutschland für ihre<br />

medizinischen Leistungen Zuschüsse<br />

über öffentliche Gelder bekommen,<br />

während die niedergelassenen <strong>Ärzte</strong><br />

leer ausgehen? Nein, meint MEDI<br />

Deutschland und will <strong>des</strong>halb eine<br />

Beschwerde bei der Europäischen<br />

Kommission in Brüssel einreichen. <strong>Die</strong><br />

MEDI Times hat darüber mit dem<br />

Tübinger Arztrechtler Dr.jur. Joachim B.<br />

Steck gesprochen.<br />

MEDITIMES :Verstoßen Subventionen für<br />

Krankenhäuser gegen europäisches<br />

Recht?<br />

Steck : Nach der Rechtsprechung <strong>des</strong><br />

Europäischen Gerichtshofs (EuGH) sind<br />

solche öffentlichen Zuschüsse nur unter<br />

bestimmten Vorausset<strong>zu</strong>ngen <strong>zu</strong>lässig.<br />

Vieles spricht dafür, dass die gängige<br />

Praxis, defizitär arbeitenden Kliniken in<br />

öffentlicher Trägerschaft über Verlustausgleiche<br />

durch allgemeine Haushaltsmittel<br />

unter die Arme <strong>zu</strong> greifen, gegen Europäisches<br />

Beihilferecht verstößt. Es sind diesbezüglich<br />

auch schon entsprechende Beschwerdeverfahren<br />

bei der Kommission<br />

anhängig. So wie es aussieht, werden<br />

noch weitere folgen. <strong>Die</strong> letzte Entscheidung<br />

hat hier aber wohl der EuGH.<br />

MEDITIMES : Auf welcher rechtlichen<br />

Grundlage werden die Krankenhäuser in<br />

Deutschland gefördert?<br />

Steck :Das geschieht über die bun<strong>des</strong>gesetzlichen<br />

Vorgaben <strong>des</strong> Krankenhausfinanzierungsgesetzes<br />

und die ergänzenden<br />

Lan<strong>des</strong>krankenhausgesetze. Der tragende<br />

Grundsatz ist dabei das duale<br />

Finanzierungssystem. Das heißt, die<br />

Finanzierungslasten der Krankenhäuser<br />

werden auf mehrere Schultern verteilt.<br />

Etwas vereinfacht dargestellt, werden die<br />

Investitionskosten der Krankenhäuser<br />

von den Ländern nach entsprechenden<br />

Vorgaben durch die öffentliche Hand<br />

gefördert.<br />

<strong>Die</strong> laufenden Betriebskosten hingegen<br />

werden über die Pflegesätze und<br />

sonstigen Vergütungen, z.B. für vor- und<br />

nachstationäre Behandlungen und für<br />

ambulantes Operieren, finanziert und somit<br />

von den Krankenhausbenutzern bzw.<br />

deren Versicherungen bezahlt. Darüber<br />

hinaus erhalten aber defizitär arbeitende<br />

öffentliche Krankenhäuser sogenannte<br />

Quersubventionen über allgemeine<br />

Haushaltsmittel, die nach unserer Ansicht<br />

<strong>zu</strong> unerträglichen Wettbewerbsverzerrungen<br />

führen – sowohl gegenüber privaten<br />

Kliniken als auch gegenüber niedergelassenen<br />

<strong>Ärzte</strong>n.<br />

MEDITIMES :Herrscht bei der Berechnung<br />

der Zuschüsse überhaupt Transparenz?<br />

Steck : Sofern es um die Verlustausgleiche<br />

für öffentliche Krankenhäuser<br />

durch allgemeine Haushaltsmittel geht,<br />

kann wohl kaum von Transparenz gesprochen<br />

werden. Jedenfalls nicht unter<br />

Berücksichtigung der europäischen Kriterien.<br />

<strong>Die</strong> finanziellen Unterstüt<strong>zu</strong>ngen<br />

der öffentlichen Krankenhäuser durch<br />

Haushaltsmittel ihrer öffentlichen Träger<br />

sind im Einzelnen sehr vielschichtig und<br />

auf Anhieb kaum <strong>zu</strong> durchschauen. Auch<br />

konkrete Zahlen sind oft nur schwer <strong>zu</strong><br />

ermitteln.<br />

MEDITIMES :Wie schätzen Sie die Chancen<br />

der MEDI Beschwerde ein?<br />

Steck :Wir gehen davon aus, dass die beanstandete<br />

Praxis, den in öffentlicher<br />

Trägerschaft geführten Krankenhäusern<br />

solche <strong>zu</strong>sätzlichen Quersubventionierungen<br />

über Haushaltsmittel <strong>zu</strong>kommen<br />

<strong>zu</strong> lassen, so nicht mit Europäischem<br />

Beihilferecht vereinbar ist. <strong>Die</strong> Folge der<br />

Beschwerden könnte sein, dass <strong>zu</strong>min<strong>des</strong>t<br />

für die Zukunft europäische Vorgaben<br />

gemacht werden, die solche<br />

Subventionen an engere Vorausset<strong>zu</strong>ngen<br />

knüpfen. <strong>Die</strong> Europäische Kommission<br />

tendiert generell da<strong>zu</strong>, ihre Beihilfekontrollen<br />

aus<strong>zu</strong>bauen oder <strong>zu</strong> verschär-<br />

4<br />

Unterstützt MEDI bei der Beschwerde<br />

gegen Wettbewerbsverzerrung<br />

vor der Europäischen Kommission:<br />

Der Tübinger Arzt– und<br />

Medizinrechtler Joachim B. Steck.<br />

fen. Jedenfalls steht die Kommission der<br />

Finanzierung öffentlicher Unternehmen<br />

kritisch gegenüber.<br />

MEDITIMES :Wann kann MEDI mit ersten<br />

Ergebnissen rechnen?<br />

Steck :Das ist schwer vorher<strong>zu</strong>sagen. <strong>Die</strong><br />

Kommission sollte auf jeden Fall genügend<br />

Zeit haben, den komplexen<br />

Sachverhalt präzise <strong>zu</strong> prüfen. Da aber<br />

schon ähnliche Verfahren bei ihr anhängig<br />

sind, wird das den Prüfungsprozess<br />

beschleunigen. Wir erwarten eine Entscheidung<br />

spätestens bis Ende 2007.<br />

MEDITIMES :Wo sehen Sie Probleme?<br />

Steck : Eine Einschränkung der bisherigen<br />

Subventionspraxis von Kliniken in<br />

öffentlicher Trägerschaft begünstigt freilich<br />

auch die Wettbewerbssituation<br />

anderer, vor allem privater Kliniken.<br />

<strong>Die</strong>se konkurrieren bei ambulanten Behandlungen<br />

ebenfalls mit niedergelassenen<br />

<strong>Ärzte</strong>n. Eine diesbezügliche Stärkung<br />

der privaten Kliniken bedeutet insoweit<br />

für die niedergelassenen <strong>Ärzte</strong> auch eine<br />

Stärkung anderer Wettbewerber. Das ist<br />

aber ein politischer Aspekt. MEDI hat sich


hierüber, soweit mir bekannt ist, Gedanken<br />

gemacht und eine Grundsatzentscheidung<br />

getroffen.<br />

MEDITIMES : Medizinische Versorgungszentren<br />

und die Öffnung der Kliniken für<br />

ambulante Leistungen machen den niedergelassenen<br />

<strong>Ärzte</strong>n immer mehr<br />

Konkurrenz. Was könnte eine Rechtsprechung<br />

aus Brüssel hier bewirken?<br />

Steck : Es geht nicht darum, den<br />

Wettbewerb zwischen den Praxen und<br />

den Krankenhäusern bei der ambulanten<br />

Versorgung ein<strong>zu</strong>schränken. Ich kann mir<br />

auch vorstellen, dass für viele <strong>Ärzte</strong> eine<br />

gut ausgehandelte Kooperation mit dem<br />

Krankenhaus vor Ort im Einzelfall eine<br />

sinnvolle Alternative darstellt, den Wettbewerbsdruck<br />

durch die Krankenhäuser<br />

<strong>zu</strong> entschärfen. Bei der MEDI Beschwerde<br />

vor der Europäischen Kommission geht<br />

es darum, unerträgliche Wettbewerbsverzerrungen<br />

durch staatliche Eingriffe <strong>zu</strong><br />

unterbinden oder <strong>zu</strong>min<strong>des</strong>t <strong>zu</strong> beschränken.<br />

Eine immer stärkere Verzahnung von<br />

ambulanten und stationären Leistungen<br />

kann nicht ohne Folgen bleiben für die<br />

bisher völlig einseitige staatliche Subventionierung.<br />

Der Staat wird sich inZukunft<br />

auf dem Gesundheitsmarkt mehr <strong>zu</strong>rückhalten<br />

<strong>müssen</strong>. Das begünstigt nicht nur<br />

den fairen Wettbewerb, sondern entlastet<br />

auch den Steuerzahler. Da<strong>zu</strong> könnten<br />

die Beschwerden in Brüssel einen<br />

wichtigen Beitrag leisten.<br />

Vielen Dank für das Gespräch!<br />

Das Interview führte Angelina Schütz<br />

ZUR PERSON<br />

Dr. jur. Joachim B. Steck, geboren 1964<br />

in Fürstenfeldbruck bei München, ist spezialisiert<br />

auf Arzt– und Medizinrecht. Vor<br />

seinem Jurastudium hat Steck eine Ausbildung<br />

<strong>zu</strong>m Sozialversicherungsfachangestellten<br />

bei der Barmer Ersatzkasse gemacht.<br />

Nach dem Studium war er zwei<br />

Jahre lang bei der Kassenärztlichen Vereinigung<br />

Südwürttemberg beschäftigt, bevor<br />

er sich 1997 als Anwalt in der Kanzlei<br />

„Klammt-Asprion &Steck“ niederließ.<br />

DIALOG<br />

KOMMENTAR<br />

Klagen allein<br />

reicht nicht<br />

Kliniken erhalten öffentliche Mittel, um<br />

sich über Wasser <strong>zu</strong> halten und <strong>Ärzte</strong>n<br />

in der ambulanten Versorgung Konkurrenz<br />

<strong>zu</strong> machen –ein klarer Fall von<br />

Wettbewerbsverzerrung. Gut, dass MEDI<br />

sich dagegen wehrt und vor die Europäische<br />

Kommission zieht. <strong>Die</strong> Beschwerde<br />

allein ist schon ein politisches<br />

Signal: Tausende von <strong>Ärzte</strong>n und<br />

Psychotherapeuten schaffen öffentliche<br />

Wahrnehmung. <strong>Die</strong> Erfolgsaussichten<br />

sind nicht schlecht, aber es kann eben<br />

dauern, bis die Gerechtigkeit siegt.<br />

Bis es soweit ist, dürfen wir MEDI<br />

Mitglieder nicht einfach „abwarten und<br />

Tee trinken“. Klagen allein reicht nicht.<br />

Wir <strong>müssen</strong> unsere Basis weiter verbreitern,<br />

unsere Kräfte bündeln und<br />

unser politisches Gewicht vergrößern.<br />

Unsere Idee der fachübergreifenden<br />

Zusammenarbeit ist konkurrenzlos und<br />

hat sich in der Vergangenheit bereits<br />

bewährt. Dafür setzt sich MEDI seit 6<br />

Jahren ein. Setzen Sie sich dafür ein,<br />

Ihren Kollegen MEDI näher <strong>zu</strong> bringen<br />

und aktive Mitglieder <strong>zu</strong> gewinnen.<br />

Dr. Michael Ruland<br />

5<br />

IMPRESSUM<br />

MEDITIMES<br />

Ihre Meinung<br />

ist uns wichtig<br />

Liebe MEDI Mitglieder,<br />

die MEDI Times möchte künftig auch<br />

Ihre Meinung kennen lernen und ein<br />

Leserforum einrichten. Sie sind mit<br />

einem Artikel nicht einverstanden und<br />

sehen die Dinge anders? Oder im<br />

Gegenteil –Ihnen hat ein Bericht besonders<br />

gut gefallen? Dann schreiben<br />

Sie uns an folgende Adresse:<br />

MEDI Baden–Württemberg<br />

Stichwort: Leserforum<br />

Engstlatter Weg 14<br />

70567 Stuttgart<br />

Sie möchten Ihren Leserbrief lieber per<br />

E–Mail schicken? Kein Problem! Unter<br />

schuetz@vvnw.de erreicht Ihr Brief<br />

direkt die Redaktion der MEDITIMES .<br />

Herausgeber<br />

MEDI Baden–Württemberg e.V.<br />

Engstlatter Weg 14, 70567 Stuttgart<br />

E–Mail: info@medi-verbund.de<br />

Telefon: 0711/8060790<br />

Fax: 0711/ 80607950<br />

www.medi-deutschland.de<br />

Redaktion<br />

Angelina Schütz<br />

Verantwortlich i.S.d.P.<br />

Dr. med. Werner Baumgärtner<br />

Design<br />

Heinz P.Fothen<br />

Druck<br />

W.Kohlhammer Druckerei,<br />

GmbH &Co. Stuttgart<br />

Erscheinungsweise vierteljährlich<br />

Nachdruck nur mit Genehmigung<br />

<strong>des</strong> Herausgebers<br />

<strong>Die</strong> nächste MEDITIMES erscheint<br />

im September 2005 .<br />

Anzeigenschluss ist der 31. Juli.


MEDITIMES AUS B ADEN-WÜRTTEMBERG<br />

Am 16. April hatten sich interessierte<br />

<strong>Ärzte</strong> inSinsheim versammelt, um sich<br />

auf dem Zukunftskongress über die<br />

drängenden gesundheitspolitischen<br />

Fragen <strong>zu</strong> informieren und aus<strong>zu</strong>tauschen.<br />

Initiator der Veranstaltung war<br />

die Nordbadische <strong>Ärzte</strong>-Initiative (nai).<br />

Insbesondere Vorstandssprecher und<br />

Facharzt für Allgemeinmedizin Dipl.–<br />

Pol. Ekkehard Ruebsam–Simon zeigte<br />

sich engagiert und informiert.<br />

<strong>Die</strong> drängenden Probleme der Gesetzlichen<br />

Krankenversicherung (GKV) sind<br />

bekannt und belasten wohl den Arbeitsalltag<br />

je<strong>des</strong> niedergelassenen Arztes: Wie<br />

geht es weiter mit der GKV? Können wir<br />

uns eine medizinische Komplettversorgung<br />

überhaupt noch leisten? Und wer<br />

soll wie viel bezahlen? Ist Kostenerstattung<br />

die Lösung? Wie könnte ein Wettbewerbskonzept<br />

für den Gesundheitsmarkt<br />

aussehen? Egal, ob <strong>Ärzte</strong>, Patienten<br />

oder Politiker: Alle möchten in Zukunft<br />

über eine bessere, billigere und effizientere<br />

medizinische Versorgung verfügen –<br />

nur schade, dass die Umset<strong>zu</strong>ng an die<br />

Quadratur <strong>des</strong> Kreises erinnert.<br />

Reagieren Politiker nur auf<br />

Zwang und Druck?<br />

Hochkarätige Redner waren nach Sinsheim<br />

gekommen, soetwa Dr. rer. Dipl.–<br />

„Der Gesetzgeber<br />

reagiert nur auf<br />

Finanzengpässe“<br />

gab der Ökonom<br />

Prof. Eckhard Knappe<br />

<strong>zu</strong> bedenken.<br />

Wo, bitte, geht’s hier <strong>zu</strong>r gesundheitspolitischen<br />

Perspektive?<br />

Ökonom Eckhard Knappe, Professor für<br />

Gesundheitsökonomie an der Universität<br />

Trier. <strong>Die</strong> Steuerungsmöglichkeiten im<br />

Gesundheitswesen sieht er emotionslos:<br />

„Der Gesetzgeber“, so Knappe, „steuert<br />

das Gesundheitswesen nicht wirklich, er<br />

reagiert nur auf Finanzengpässe“. Wirklich<br />

einschneidende Veränderungen erwartet<br />

er erst dann, wenn die Sachzwänge<br />

durch den demographischen Wandel<br />

tatsächlich massive Reaktionen erforderlich<br />

machen. Das wird etwa 2012 der Fall<br />

sein, vermutet der Ökonom. Bis dahin<br />

werden seiner Überzeugung nach weiter<br />

die Krankenkassen die Qualität und<br />

Kosten <strong>des</strong> Gesundheitswesens austarieren.<br />

Für Knappe immer noch besser, als<br />

6<br />

wenn der Staat die Steuerungsfunktion<br />

ernsthaft übernimmt und Leistungen herauskürzt.<br />

In diesem Fall, soder Experte,<br />

werde nämlich dort gekürzt, wo am<br />

wenigsten Widerstand besteht. Mit<br />

einem Wort: Wer sich nicht gegen die<br />

politischen Änderungen wehren kann,<br />

sieht alt aus –diese Zielgruppe kommt<br />

als erste dran.<br />

Schlagabtausch bei der<br />

Podiumsdiskussion<br />

Zwischen <strong>Ärzte</strong>n und Politik scheint jede<br />

Menge zerbrochenes Porzellan <strong>zu</strong> liegen.<br />

Das zeigt sich auch während der Podiumsdiskussion:<br />

<strong>Die</strong> Diskussion zwischen<br />

Hilde Mattheis (SPD–Politikerin und immerhin<br />

Mitglied im Ausschuss für Gesundheit<br />

und Soziale Sicherung) und Dr.<br />

Werner Baumgärtner wurde ungewöhnlich<br />

scharf, als Mattheis davon sprach,<br />

dass es mit ihrer Regierung feste Punktwerte<br />

geben werde. Baumgärtner hält<br />

die Realität dagegen: Schließlich sei der<br />

betriebswirtschaftlich kalkulierte Punktwert<br />

von 5,11 Cent gerade von der SPD–<br />

Regierung gekippt worden!<br />

Das Publikum scheint wenig Vertrauen<br />

in diese Politikerversprechen <strong>zu</strong> haben.<br />

Jedenfalls findet wohl kaum ein Zuhörer<br />

die Versuche der Politik, Lösungsvorschläge<br />

<strong>zu</strong> erarbeiten, noch komisch oder gar<br />

konstruktiv. „Es gibt keinen Mangel an<br />

Vorschlägen und Analysen, wohl aber<br />

einen Mangel an Taten“, so Ruebsam–<br />

Simon. Und weiter: „Alles ist gesagt worden,<br />

jetzt gilt es <strong>zu</strong> tun!“ Richtig, aber findet<br />

der Auftrag auch Gehör?<br />

Ruth Auschra<br />

Sorgte für Empörung<br />

beim Publikum:<br />

SPD-Politikerin<br />

Hilde Mattheis.


NACHGEFRAGT BEI:<br />

Ekkehard<br />

Ruebsam–Simon<br />

MEDITIMES :Herr Ruebsam–Simon, interessieren<br />

sich <strong>Ärzte</strong> eigentlich so sehr für<br />

Politik? Haben Sie <strong>des</strong>halb den Zukunftskongress<br />

jetzt schon <strong>zu</strong>m zweiten Mal<br />

auf die Beine gestellt?<br />

Ruebsam–Simon: Sie interessieren sich<br />

viel <strong>zu</strong> wenig für die „allgemeine“ Politik,<br />

ihr Blick ist eher röhrenförmig auf die Berufspolitik<br />

oder auf noch kleinere Einheiten<br />

wie Berufsverbände gerichtet. Von<br />

der allgemeinen wirtschaftspolitischen<br />

und sozialen Entwicklung hängt aber entscheidend<br />

der Fortgang der Gesundheitspolitik<br />

ab. Ich nenne nur die Stichworte<br />

„demographischer Wandel“ und „medizinischer<br />

Fortschritt“. Oder denken Sie an<br />

die Entwicklung der Globalisierung mit<br />

Billigjobs und Reintegration der ehemaligen<br />

DDR! Alles das sind Faktoren, die die<br />

Gesundheitspolitik, die ja über die Lohnabhängigkeit<br />

an die allgemeine Politik<br />

gekoppelt ist, entscheidend prägen.<br />

Wir haben den Kongress ein zweites<br />

Mal organisiert, da wir der Meinung sind,<br />

dass wir unsere erste eher optimistische<br />

Annahme einer kompletten Privatisierung<br />

<strong>des</strong> GKV–<strong>Systems</strong> <strong>zu</strong>r Zeit nicht erreichen<br />

können und haben die realistischere Variante<br />

eines „kombinierten“ <strong>Systems</strong> aus<br />

Umlage plus Kapitaldeckung untersucht.<br />

MEDITIMES :Hier waren einige kluge und<br />

AUS B ADEN-WÜRTTEMBERG<br />

engagierte Fachbeiträge <strong>zu</strong> hören. Meinen<br />

Sie, der Politik fehlt es an solchem<br />

Sachverstand?<br />

Ruebsam–Simon: Inder Tat. Der beschämendste<br />

Eindruck war der der intellektuellen<br />

Dürftigkeit der vorgetragenen Positionen<br />

der Politikverständigen. Obwohl<br />

die Enquete–Berichte der Kommission<br />

<strong>zu</strong>m demographischen Wandel schon seit<br />

zehn Jahren vorliegen, ist die Politik in<br />

ihren öffentlichen Erklärungen noch nicht<br />

auf der Höhe dieses Wissens angekommen.<br />

Inzwischen kann sich keiner mehr<br />

herausreden, er hätte die Entwicklung<br />

nicht gekannt – ist in jeder Buchhandlung<br />

als Bun<strong>des</strong>tagsdrucksache <strong>zu</strong> beziehen…<br />

MEDITIMES :Sie hatten ja einige Vertreter<br />

aus der Politik eingeladen…<br />

Ruebsam–Simon: Ja, die haben uns<br />

dann versetzt bis auf die SPD. Frau Widmann–Mauz<br />

war entschuldigt, da sie<br />

kurzfristig <strong>zu</strong>r Entlassfeier von Ministerpräsident<br />

Teufel musste und hat sich<br />

auch formal entschuldigt, die FDP hat<br />

aber überhaupt keine Lösung angeboten.<br />

Insofern war die Darstellung von Ver.di<br />

und SPD <strong>zu</strong>nächst einmal einseitig positioniert.<br />

<strong>Die</strong> Diskussion und die Darstellung<br />

durch die Fachleute aus Wirtschaft<br />

und Gesundheitsökonomie waren aber<br />

dermaßen überzeugend, dass das Thema<br />

Bürgerversicherung als das erkannt<br />

wurde, was es in Wirklichkeit ist: Eine<br />

hohle ideologische Worthülse ohne<br />

Substanz. Es wird ein Gerechtigkeitsgestus<br />

erzeugt, der keine Substanz hat.<br />

MEDITIMES : Wie lautet Ihr Fazit <strong>des</strong><br />

Kongresses?<br />

Ruebsam–Simon: Wir werden auf ein<br />

gemischtes System <strong>zu</strong>laufen, das aus<br />

einer Grundversicherung im Umlageverfahren<br />

und einer Zusatzversicherung<br />

für Extra–Leistungen im Kapitaldeckungssystem<br />

besteht. Anders wird die Herausforderung<br />

der Zukunft nicht <strong>zu</strong> lösen sein.<br />

MEDITIMES :Herr Ruebsam–Simon, besten<br />

Dank für das Gespräch.<br />

Das Interview führte Ruth Auschra<br />

7<br />

MEDITIMES<br />

Nordbaden<br />

testet Kostenerstattung<br />

Um Patienten und niedergelassenen<br />

Kollegen die Kostenerstattung näher<br />

<strong>zu</strong> bringen, haben MEDI <strong>Ärzte</strong> inNordbaden<br />

ein Pilotprojekt gestartet. Unterstützt<br />

werden sie vom Heidelberger Finanzdienstleister<br />

ZSH.Er übernimmt die<br />

Logistik und unterbreitet den Versicherten<br />

Angebote für Kranken<strong>zu</strong>satzversicherungen<br />

im ambulanten Bereich.<br />

„<strong>Die</strong> Kostenerstattung wird immer wichtiger,<br />

da die ambulante Versorgung immer<br />

undurchsichtiger wird“, erklärt Dipl.–Pol.<br />

Ekkehard Ruebsam-Simon, stellvertretender<br />

Vorsitzender von MEDI Baden–Württemberg.<br />

<strong>Die</strong> Kostenerstattung bietet den<br />

Patienten mehr Transparenz bei der<br />

Abrechnung und den <strong>Ärzte</strong>n mehr<br />

Planungssicherheit für ihre Praxen ( siehe<br />

auch Positionspapier auf Seite17 ).<br />

„Besonders für Singles, Selbständige<br />

und freiwillig Versicherte, die gesetzlich<br />

versichert sind, bringt eine Zusatzversicherung<br />

klare Vorteile“, erklärt Ruebsam-<br />

Simon: Sie haben bei Medikamenten<br />

und Heilmitteln keine Budgets, <strong>müssen</strong><br />

bei Kuren, Klinikaufenthalten oder Brillen<br />

nichts <strong>zu</strong>zahlen, die Praxisgebühr entfällt,<br />

Medikamente oder alternative Heilmethoden,<br />

die die GKV nicht erstattet, werden<br />

übernommen, es gibt keine langen<br />

Wartezeiten und sie können bei Spezialtherapien<br />

oder besonderen Verfahren<br />

mehr Leistungen wählen.<br />

Beim Test in Nordbaden machen<br />

MEDI <strong>Ärzte</strong> aller Fachrichtungen mit, die<br />

Teilnahme ist freiwillig. Der Pilot läuft bis<br />

Ende <strong>des</strong> Jahres.<br />

Angelina Schütz


Delegierte der Vertreterversammlung<br />

bei der<br />

Abstimmung: Keine Streitkultur<br />

Vergiftetes Verhältnis?<br />

Der neue KV–Vorstand in Baden–Württemberg<br />

ist seit fast einem halben Jahr<br />

im Amt. Doch an der ärztlichen Basis<br />

rumort es. Besonders die Mediziner in<br />

Nordwürttemberg, die eine streitbare<br />

und erfolgreiche KV gewohnt waren,<br />

sind von der neuen Führung enttäuscht.<br />

Aber auch die MEDI Delegierten<br />

in der Vertreterversammlung sehen<br />

sich regelmäßig persönlichen Anfeindungen<br />

der selbsternannten Non–MEDI<br />

Koalition ausgesetzt.<br />

Er wollte aus allen Bezirken die Rosinen<br />

herauspicken, statt<strong>des</strong>sen hagelt es seit<br />

Monaten Negativschlagzeilen: Der neue<br />

Chef der KV Baden–Württemberg, Dr.<br />

Achim Hoffmann–Goldmayer, und sein<br />

Führungsstab liefern der Stuttgarter Presse<br />

wiederholt Stoff für Skandale und rücken<br />

damit die KV und die <strong>Ärzte</strong>schaft in<br />

ein schlechtes Licht. Der ärztlichen Basis<br />

bleibt das nicht verborgen, doch die hat<br />

im Wesentlichen ganz andere Sorgen.<br />

„Wir werden schlecht informiert und<br />

bekommen nur Bla–bla–Briefe“, klagt<br />

die Stuttgarter Allgemeinärztin Ursula<br />

Neumann. Ähnlich sieht es ihr Kollege<br />

Michael Oertel, ebenfalls Allgemeinarzt<br />

in Stuttgart und MEDI Delegierter der<br />

Vertreterversammlung (VV): „<strong>Die</strong> Verlautbarungen<br />

beschränken sich stereotyp auf<br />

nichtssagende Allgemeinplätze.“<br />

Frustration bei den<br />

<strong>Ärzte</strong>n nimmt <strong>zu</strong><br />

Der Esslinger <strong>Ärzte</strong>schaftsvorsitzende Dr.<br />

Rainer Graneis geht noch weiter. „Ich<br />

habe die Nähe <strong>zu</strong>r neuen KV verloren“,<br />

bedauert er. Wer heute ein schriftliches<br />

Anliegen an die KV habe, bekomme nicht<br />

einmal einen Bearbeitungsbescheid <strong>zu</strong>rück,<br />

wie das bei der KV Nord–Württemberg<br />

üblich war. „Ich sehe die KV<br />

nicht mehr als Partner, sondern nur noch<br />

als Behörde“, so Graneis’ Fazit. <strong>Die</strong>sen<br />

Eindruck teilt er mit anderen Kollegen.<br />

Meistens <strong>Ärzte</strong>n, die nur gewissenhaft<br />

ihrem Job nachgehen möchten, trotz<br />

schwieriger Rahmenbedingungen. <strong>Die</strong>se<br />

<strong>Ärzte</strong> hätten gerne eine KV im Rücken,<br />

die ihnen Mut macht und sie unterstützt.<br />

Doch die Realität sieht anders aus. „Nach<br />

dem Zusammenschluss der KVen haben<br />

Frustration und Resignation <strong>zu</strong>genommen“,<br />

beschreibt die südbadische MEDI<br />

Delegierte Ursula Haferkamp die Stimmung<br />

an der Basis. Und aus Nordbaden<br />

berichtet der Leimener Allgemeinarzt<br />

Johannes Glaser: „<strong>Die</strong> Kollegen bekommen<br />

immer mehr den Eindruck, dass die<br />

KV die dringende Sacharbeit nicht aufnimmt<br />

und die Existenzängste der Basis<br />

nicht ernst nimmt. Statt <strong>des</strong>sen gehen<br />

die alten Scharmützel Non–MEDI gegen<br />

MEDI weiter.“<br />

8<br />

KV-Chef nimmt am<br />

Barmer–Vertrag teil<br />

Schlechte Stimmung und Kritik an der<br />

Sache vergiften das Verhältnis der Basis<br />

<strong>zu</strong>r KV. Da wären <strong>zu</strong>m Beispiel der Umgang<br />

mit den Diskussionen um die Höhe<br />

der Vorstandsgehälter, unbefriedigende<br />

Verhandlungsergebnisse mit den Krankenkassen,<br />

kleine Regelleistungsvolumina<br />

und floatende Punktwerte sowie<br />

mangelnde Planungssicherheit bei der<br />

EBM–Umset<strong>zu</strong>ng. Für Empörung sorgt<br />

auch die hausarztzentrierte Versorgung.<br />

Den Vogel schoss hier der KV–Chef<br />

höchstpersönlich ab. Er erklärte ineiner<br />

Sit<strong>zu</strong>ng der VV <strong>zu</strong> Beginn <strong>des</strong> Jahres,<br />

dass der Barmer–Vertrag wegen seines<br />

primärärztlichen Ansatzes abgelehnt werden<br />

müsste. Dafür erntete Hoffmann-<br />

Goldmayer viel Zustimmung, auch von<br />

den MEDI Delegierten. Fazit: <strong>Die</strong> VV und<br />

der Vorstand lehnten die Einführung<br />

eines Primärarzt–Vertrags mit großer<br />

Mehrheit ab.<br />

Doch zwei Monate später kam plötzlich<br />

heraus, dass Hoffmann–Goldmayer<br />

<strong>zu</strong>m Zeitpunkt seiner Rede dem Barmer–<br />

Vertrag bereits beigetreten war. Publik<br />

wurde die Geschichte bei der VV–Sit<strong>zu</strong>ng<br />

im April. Dort konfrontierte der MEDI<br />

Delegierte Glaser den KV–Chef mit der<br />

Wahrheit. Hoffmann–Goldmayers Name<br />

stand nämlich auf der Internet–Homepage<br />

der Barmer Ersatzkasse. Für Glaser<br />

ist das Verhalten <strong>des</strong> KV–Vorsitzenden<br />

„empörend und widersprüchlich“. Er erwartet<br />

nun, dass Hoffmann–Goldmayer<br />

seinen Vertrag kündigt. Rückendeckung<br />

bekommt Glaser von seiner Kollegin


KV–Chef<br />

Achim Hoffmann–<br />

Goldmayer:<br />

Negativschlagzeilen<br />

und Bla–bla–Briefe<br />

Ursula Haferkamp: “Das ist ein Schlag ins<br />

Gesicht für alle Fachärzte, deren Interessen<br />

Hoffmann–Goldmayer gleichberechtigt<br />

<strong>zu</strong> vertreten hat.“<br />

Der attackierte KV–Chef hält dagegen:<br />

“Ich bin dem Vertrag, wie meine<br />

Praxiskollegen auch, bereits vor dem<br />

Votum der VV beigetreten“, erklärt Hoffmann–Goldmayer<br />

gegenüber der MEDI<br />

Times. Außerdem sei er Teil einer Gemeinschaftspraxis,<br />

und könnte daher nur<br />

geschlossen dem Barmer–Vertrag beitreten.<br />

Ob er seine Teilnahme <strong>zu</strong>rückzieht,<br />

hält Hoffmann–Goldmayer noch offen:<br />

„<strong>Die</strong>se Entscheidung kann ich nicht alleine<br />

treffen, da es vertragliche Konstellationen<br />

einer Gemeinschaftspraxis <strong>zu</strong> berücksichtigen<br />

gilt.“ Darüber hinaus könne<br />

die Teilnahme am Barmer–Vertrag nur<br />

<strong>zu</strong>m Ende eines Kalenderjahres gekündigt<br />

werden.<br />

Kasse beklagt Zusammenarbeit<br />

mit KV<br />

Auf der anderen Seite tat die neue KV-<br />

Führung aber nichts, umden Hausarztvertrag<br />

nach §73 bSGB V voran<strong>zu</strong>bringen,<br />

den die KV Nord–Württemberg mit<br />

einigen Ersatzkassen abgeschlossen hatte.<br />

Das bekamen im Laufe der Zeit nicht nur<br />

die <strong>Ärzte</strong> <strong>zu</strong> spüren, sondern auch die<br />

Krankenkassen. So schrieb die Gmünder<br />

Ersatzkasse, die den Hausarztvertrag in<br />

der Region Nordwürttemberg seit April<br />

umsetzt, anden MEDI Vorsitzenden Werner<br />

Baumgärtner: „Weniger erfreulich ist<br />

die Zusammenarbeit mit der neuen KV<br />

Baden–Württemberg. Antworten auf unsere<br />

Anfragen erfolgen recht zäh und<br />

AUS B ADEN-WÜRTTEMBERG<br />

durch die nachgeordneten Ebenen.<br />

Außerdem stört uns das wenig innovationsfreundliche<br />

Verhalten der KV bei der<br />

Umset<strong>zu</strong>ng <strong>des</strong> Hausarztvertrages.“<br />

Wieder keine Planungssicherheit<br />

für die Praxen<br />

Ein anderes Reizthema ist der EBM<br />

2000plus und die Aushandlung <strong>des</strong><br />

Punktwerts. Statt 5,11 Cent hat die KV in<br />

ihren Verhandlungen mit den Krankenkassen<br />

nur deutlich niedrigere und floatende<br />

Punktwerte herausgeholt. Aus<br />

KBV–Kreisen heißt es sogar, der baden–<br />

württembergische KV–Vize Dr. Wolfgang<br />

Herz sei mit nur 4,2Cent in die Verhandlungen<br />

gestartet. „Wir sind definitiv mit<br />

der Forderung 5,11 Cent in die Honorarverhandlungen<br />

gegangen. Von 4,2Cent<br />

war überhaupt nicht die Rede“, wehrt sich<br />

Herz gegenüber der MEDI Times. Außerdem<br />

habe er hier eine ganz andere Stra-<br />

KV muss<br />

Barmer–Vertrag<br />

prüfen<br />

Der Vorstand der KV Baden–Württemberg<br />

wird prüfen, ob der Barmer–Vertrag<br />

den Kriterien eines Vertrags nach<br />

§140SGBV entspricht und ob eine<br />

Nachschusspflicht aus der Gesamtvergütung<br />

besteht oder <strong>zu</strong> erwarten ist.<br />

<strong>Die</strong>sem Antrag der MEDI Delegierten<br />

hatte die Vertreterversammlung bei<br />

ihrer Sit<strong>zu</strong>ng im April mit großer Mehrheit<br />

<strong>zu</strong>gestimmt. MEDI bezweifelt nämlich<br />

Aussagen <strong>des</strong> Hausärzteverbands<br />

und der Barmer Ersatzkasse, wonach<br />

Geld aus dem stationären Bereich in<br />

die ambulante Versorgung fließt, der<br />

1%–Topf für die Vergütung aller Integrationsverträge<br />

in Baden–Württemberg<br />

ausreicht und die Apotheker als<br />

Partner am Barmer–Vertrag extrabudgetär<br />

bezahlt werden. „Wenn letzteres<br />

der Fall ist, wäre der Vertrag kein IV–<br />

Vertrag“, macht der MEDI Vorsitzende<br />

Dr. Werner Baumgärtner deutlich.<br />

as<br />

9<br />

MEDITIMES<br />

tegie verfolgt. „Nachdem 5,11 Cent nicht<br />

<strong>zu</strong> realisieren waren, habe ich mich da<strong>zu</strong><br />

entschieden, lieber keinen festen Punktwert<br />

<strong>zu</strong> vereinbaren“, so der KV–Vize.<br />

Was für Herz eine ausgeklügelte<br />

Strategie ist, ist für die MEDI Delegierten<br />

eine Katastrophe. „Damit wird konterkariert,<br />

was den Kollegen vollmundig als<br />

Planungssicherheit vorgegaukelt wurde“,<br />

empört sich Michael Oertel. Und Werner<br />

Baumgärtner nennt Herz’ „Strategie“ sogar<br />

„rechtswidrig“. Dagegen protestiert<br />

Wolfgang Herz: Das SGBV sehe den bekannt<br />

<strong>zu</strong> gebenden festen Punktwert nur<br />

bei echten Regelleistungsvolumen vor.„In<br />

unserem HVV handelt es sich umPseudoregelleistungsvolumen,<br />

da im Wesentlichen<br />

die alten Budgets fortgeführt werden“,<br />

erklärt Herz. Somit greife seines Erachtens<br />

der entsprechende Paragraph im<br />

SGBVnicht. „Das ist reine Vernebelungstaktik“,<br />

kontert Baumgärtner. Deshalb<br />

empfiehlt MEDI seinen Mitgliedern,<br />

gegen die Honorarbescheide Widerspruch<br />

ein<strong>zu</strong>legen. Außerdem will der<br />

Verbund Musterklagen seiner Mitglieder<br />

unterstützen.<br />

Keine sachliche Streitkultur<br />

Neben all der Kritik in der Sache beklagen<br />

die MEDI Delegierten auch einen schwierigen<br />

Stand in der Vertreterversammlung.<br />

„Es fehlt an sachlicher Streitkultur, statt<strong>des</strong>sen<br />

gibt es häufig sehr persönliche<br />

Animositäten“, beschreibt Ursula Haferkamp<br />

die Atmosphäre und fügt hin<strong>zu</strong>:<br />

„<strong>Die</strong> andauernde starre Blockbildung der<br />

selbsternannten Non–MEDI Koalition ist<br />

unerträglich.“ Baumgärtner beklagt darüber<br />

hinaus, dass „Vorinformationen auf<br />

dem kleinen <strong>Die</strong>nstweg nur an die Delegierten<br />

der Non–MEDI Koalition gehen<br />

und dass das Protokoll der Sit<strong>zu</strong>ngen selektiv<br />

geführt wird.“ Daher lautet sein<br />

Fazit: „Wir kämpfen als MEDI für die<br />

Interessen unserer Mitglieder und nehmen<br />

daher die Rolle einer harten aber<br />

konstruktiven Opposition an.“<br />

Angelina Schütz<br />

Fotos: KV Baden–Württemberg


MEDITIMES AUS B ADEN-WÜRTTEMBERG<br />

Nordwürttemberger<br />

Hausarztmodell kommt gut an<br />

Gut zwei Monate nach dem Start <strong>des</strong><br />

Hausarztmodells zwischen der KV<br />

Nord–Württemberg und einigen Ersatzkassen<br />

ziehen die Vertragspartner eine<br />

positive Zwischenbilanz: Der Vertrag<br />

nach §73 b wird von MEDI <strong>Ärzte</strong>n und<br />

Patienten gleichermaßen gut angenommen.<br />

Nach Angaben der Techniker Krankenkasse<br />

(TK) haben sich bis Ende Mai<br />

3.000 Versicherte für das Hausarztmodell<br />

eingeschrieben, bei der DAK waren es<br />

3.500. Erfreulich ist auch die Resonanz<br />

bei den <strong>Ärzte</strong>n: So zählte die TK 1.200<br />

von insgesamt rund 2.700 Hausärzten.<br />

Das entspricht einer Quote von über 40<br />

Prozent.<br />

Für Andreas Vogt, Leiter der TK–<br />

Lan<strong>des</strong>vertretung, liegen die Vorteile <strong>des</strong><br />

Nordwürttemberger Modells gegenüber<br />

anderen Hausarztmodellen klar auf der<br />

Hand: <strong>Die</strong> enge Kooperation zwischen<br />

den Haus– und Fachärzten bei dringender<br />

Behandlungsbedürftigkeit oder bei<br />

der Überweisung in eine Klinik. „<strong>Die</strong><br />

Kompetenz der Fachärzte wird hier optimal<br />

genutzt. Das muss beim Patienten<br />

auch so ankommen, damit das Modell<br />

ein Erfolg wird“, betont Vogt.<br />

Dem stimmt auch der MEDI Vorsitzende,<br />

Dr. Werner Baumgärtner, <strong>zu</strong>: „Der<br />

Vertrag basiert auf einem Eckpunktepapier<br />

von MEDI Baden-Württemberg und<br />

gilt als gelungene Alternative <strong>zu</strong>m Primärarztmodell.<br />

Es ist wichtig, dass dieses<br />

fachübergreifende Modell ein Erfolg wird,<br />

nur dann hat es eine Chance, sich inganz<br />

Baden-Württemberg oder gar in anderen<br />

Bun<strong>des</strong>ländern aus<strong>zu</strong>weiten.“<br />

Thema Praxisgebühr<br />

ist nun geklärt<br />

Versicherte, die an der Nordwürttemberger<br />

Hausarztversorgung teilnehmen,<br />

<strong>müssen</strong> bei ihrem Hausarzt keine Praxisgebühr<br />

bezahlen – und das bis <strong>zu</strong> vier Mal<br />

im Jahr. Wie mit der KV Baden–Württemberg<br />

geklärt wurde, gilt das auch am<br />

Tag der Einschreibung ins Modell. Den<br />

Patienten empfiehlt die TK <strong>des</strong>halb: Wer<br />

<strong>zu</strong> seinem Hausarzt geht, um sich ein<strong>zu</strong>schreiben,<br />

sollte beim Empfang darauf<br />

hinweisen und erst gar keine Praxisgebühr<br />

bezahlen. „Damit gibt es weniger<br />

Diskussionen um die Rückgabe der zehn<br />

Euro“, erklärt TK–Chef Vogt.<br />

Patienten, die eine Urlaubsvertretung<br />

in Anspruch nehmen <strong>müssen</strong>, brauchen<br />

ebenfalls keine Praxisgebühr <strong>zu</strong> bezahlen,<br />

falls sie ihre Hausarzt–Karte vorzeigen.<br />

Das gilt sogar, wenn der vertretende<br />

Arzt gar nicht am Nordwürttemberger<br />

Hausarztmodell teilnimmt. Anders verhält<br />

10<br />

MEDI <strong>Ärzte</strong> zeigen<br />

Barmer–Vertrag<br />

die rote Karte<br />

Auf soviel Solidarität kann die MEDI<br />

Spitze stolz sein: Von 1.640 MEDI<br />

Hausärzten in Baden–Württemberg<br />

nehmen nur knapp 100 am Barmer–<br />

Modell teil. Im Mai zählte MEDI 140<br />

<strong>Ärzte</strong>, die sich beim Barmer–Modell<br />

eingeschrieben hatten. <strong>Die</strong>se hat der<br />

Verbund angeschrieben und darauf<br />

aufmerksam gemacht, dass sich eine<br />

MEDI Mitgliedschaft nicht mit der Teilnahme<br />

am Barmer–Vertrag vereinbaren<br />

lässt.<br />

Bis Ende Mai haben 48 MEDI <strong>Ärzte</strong><br />

ihren Vertrag mit der Barmer wieder<br />

gekündigt. 17 Hausärzte zogen es lieber<br />

vor, aus MEDI aus<strong>zu</strong>treten. <strong>Die</strong> Barmer<br />

Ersatzkasse hat in der Zwischenzeit<br />

mit MEDI Baden–Württemberg<br />

Gespräche aufgenommen. Ergebnisse<br />

liegen aber noch nicht vor.<br />

as<br />

es sich bei der notärztlichen Hilfe: Hier<br />

wird die Praxisgebühr fällig.<br />

Für TK-Chef Andreas Vogt<br />

liegt die Stärke <strong>des</strong> Modells<br />

in der fachübergreifenden<br />

Zusammenarbeit.<br />

Angelina Schütz<br />

Foto: TK


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MEDITIMES AUS R HEINLAND–PFALZ<br />

„Ich kämpfe für eine bessere<br />

Honorarsituation der <strong>Ärzte</strong>“<br />

Seit 1. März ist Jürgen R. Edlinger neuer<br />

Vorsitzender von MEDI Südwest. Aus<br />

MEDI Pfalz ist nämlichquasi über Nacht<br />

MEDI Südwest geworden: Neben der<br />

Pfalz ist hier Rheinhessen mit eingeschlossen.<br />

Edlinger löste Dr.Alois Knoth<br />

ab, der an der Spitze der Liste MEDI<br />

Pfalz kandidierte und letztes Jahr in den<br />

Vorstand der KV Rheinland–Pfalz gewählt<br />

wurde.<br />

Edlinger ist Internist, seine Praxis in Schönenberg–Kübelberg<br />

führt er als Hausarzt.<br />

Rundum glücklich ist er mit der Entscheidung<br />

allerdings nicht. „Es war schmerzlich,<br />

vor dieser Alternative <strong>zu</strong> stehen.<br />

Aber da ich schon seit Jahren auf dem<br />

Land niedergelassen war, hatte ich keine<br />

andere Wahl“, lautet sein Kommentar.<br />

Schwingt da nicht ein wenig Resignation<br />

mit? Der Schein trügt. Edlinger ist ein<br />

Macher, ein Kämpfer.<br />

<strong>Die</strong> Gängeleien im Gesundheitswesen<br />

sind genug<br />

Nach 16 eher unpolitischen Jahren als<br />

niedergelassener Arzt begann Edlinger<br />

sich für MEDI <strong>zu</strong> engagieren. „<strong>Die</strong> Gängelungen<br />

im Gesundheitswesen haben<br />

mich auf die Barrikaden getrieben“, resümiert<br />

er. Wenn er seine aktuellen Einnahmen<br />

mit früheren Zeiten vergleicht,bleibt<br />

Wurde <strong>zu</strong>m neuen Vorsitzenden<br />

der MEDI Südwest gewählt:<br />

Der Internist Jürgen Edlinger.<br />

nicht viel Positives übrig: „Mein Verdienst<br />

vor Steuern ist um 25Prozent <strong>zu</strong>rückgegangen,<br />

bei gleicher Arbeit und bei gleichem<br />

Engagement“, fasst der Internist<br />

<strong>zu</strong>sammen.<br />

Was nach der EBM–Einführung<br />

kommt, daran wagt er gar nicht <strong>zu</strong> denken.<br />

„Jeder hat vorher gewusst, dass die<br />

5,1 Cent Punktwert nicht machbar sind“,<br />

ärgert er sich, „das ist doch eine einzige<br />

Farce, da werden die niedergelassenen<br />

Kollegen doch an der Nase herumgeführt.“<br />

<strong>Die</strong> unbefriedigende Honorarsituation<br />

<strong>zu</strong> ändern, ist denn auch eines<br />

seiner Ziele. Dann, soEdlinger, würden<br />

sich auch wieder Nachfolger für die hausärztlichen<br />

Praxen finden.<br />

Ganz wesentlich findet es Edlinger,<br />

seinen Patienten reinen Wein darüber ein<strong>zu</strong>schenken,<br />

was im Gesundheitswesen<br />

aktuell abläuft. Auch in seiner Funktion<br />

als Erster Vorsitzender verfolgt er dieses<br />

Ziel – und Visionen von gut informierten<br />

Patienten reichen den Pfälzer Machern<br />

nicht: Dr. Andreas Kern, Stellvertreter von<br />

Edlinger, hat einen Flyer <strong>zu</strong>m Barmer-<br />

Vertrag für die Praxen überarbeitet, damit<br />

die Patienten verstehen, warum MEDI<br />

hier nicht mitmacht.<br />

Eine neue Kollegialität<br />

Edlinger freut sich, dass allmählich immer<br />

mehr Menschen realisieren, wie das<br />

Gesundheitswesen funktioniert. „Es kann<br />

Gesundheit nicht mehr <strong>zu</strong>m Nulltarif<br />

geben, die Vollkaskozeiten sind vorbei“,<br />

fasst er <strong>zu</strong>sammen. Es ist ihm wichtig,<br />

diese Erkenntnis weiter<strong>zu</strong>geben. Auch<br />

<strong>des</strong>halb, weil er die Problematik gut<br />

kennt, zwischen ärztlichem Ethos und<br />

betriebswirtschaftlicher Realität gefangen<br />

<strong>zu</strong> sein. „Der Arztberuf ist immer noch<br />

einer der beliebtesten Berufe: Wir sind<br />

immer da, wir helfen –nur im Honorar<br />

zeigt sich das nicht. Wer sein Honorar<br />

einklagen will, gilt als Abzocker.“<br />

12<br />

<strong>Die</strong> Sozialisation als Arzt legt es nahe,<br />

gute Werke für die Patienten möglichst<br />

kostenlos <strong>zu</strong> erbringen. Andernfalls meldet<br />

sich das schlechte Gewissen – und<br />

schon ist die Sozialisationsfalle <strong>zu</strong>geschnappt.<br />

Um hier etwas <strong>zu</strong> verändern,<br />

engagiert sich Edlinger für eine neue<br />

Kollegialität. Ein Stan<strong>des</strong>bewusstsein im<br />

besten Sinne, ohne Stan<strong>des</strong>dünkel, aber<br />

mit dem Selbstbewusstsein, dass <strong>Ärzte</strong><br />

für gute Arbeit ein angemessenes Honorar<br />

erzielen <strong>müssen</strong> –mit gutem Gewissen.<br />

Seine Philosophie für MEDI: <strong>Ärzte</strong><br />

sollten sich nicht auseinanderdividieren<br />

lassen, Haus- und Fachärzte sollten gemeinsam<br />

für angemessene Honorare<br />

und eine neue Kollegialität kämpfen.<br />

Ruth Auschra<br />

KONTAKTE<br />

Region Pfalz<br />

Dr. Jürgen Edlinger<br />

Glanstraße 42<br />

66901 Schönenberg–Kübelberg<br />

Tel. 06373 / 30 86<br />

Fax 06373 / 86 36<br />

j.edlinger@t-online.de<br />

Region Trier<br />

MEDI Trier GbR<br />

Dr. Martin <strong>Die</strong>udonné<br />

Trierweilerweg 2<br />

54294 Trier<br />

Tel. 0651 / 887 22<br />

Fax 0651 / 82 81 65<br />

info@medi-trier.de<br />

www.medi-trier.de<br />

Region Rheinhessen<br />

Dr. Ralf Schneider<br />

Hospitalstr. 22<br />

55232 Alzey<br />

Tel. 06731 / 26 01<br />

Fax 06731 / 60 35<br />

schneider-alzey@t-online.de<br />

Region Koblenz<br />

MED UNION<br />

Dr. Karl–Heinz Schmidt<br />

Hohenzollernstraße 64<br />

56068 Koblenz<br />

Tel. 0261 / 914 77 43<br />

Fax 0261 / 914 77 46<br />

info@med-union.de


Nach den Unstimmigkeiten zwischen<br />

MEDI Deutschland und dem Regionalverbund<br />

in Mecklenburg–Vorpommern<br />

schauen die Verantwortlichen wieder<br />

nach vorn. Gemeinsame Linie:Der MEDI<br />

Vorstand im Nordosten sieht den Hausärztevertrag<br />

der Barmer genauso kritisch<br />

wie die MEDI Spitze inStuttgart.<br />

„Für mich ist die Sache erledigt. Wir hatten<br />

ein sehr gutes Gespräch und sind uns<br />

einig in der Ablehnung <strong>des</strong> Barmer–Vertrags“,<br />

sagte der MEDI Deutschland Vorsitzende<br />

Dr. Werner Baumgärtner nach<br />

einem Treffen mit dem neuen Chef <strong>des</strong><br />

MEDI Verbunds Mecklenburg–Vorpommern,<br />

Professor Günter Lang.<br />

Rückblick: Kurz nach Langs überraschender<br />

Wahl in Rostock <strong>zu</strong>m MEDI Vorsitzenden<br />

hatten Barmer Ersatzkasse<br />

(BEK) und Hausärzteverband auch im<br />

Nordosten mit massivem Einsatz ihren<br />

Hausärztevertrag beworben. Der MEDI<br />

Vorstand Mecklenburg–Vorpommern<br />

stellte seinen Mitgliedern –ohne Absprache<br />

mit der Bun<strong>des</strong>spitze –die Teilnahme<br />

frei, obwohl in anderen Regionen für<br />

MEDI Mitglieder in solchen Fällen scharfe<br />

Sanktionen bis hin <strong>zu</strong>m Ausschluss vorgesehen<br />

sind.<br />

Auch Mecklenburg–Vorpommern<br />

ist gegen den Barmer-Vertrag<br />

Bei einem Gespräch inBerlin bereinigten<br />

Baumgärtner und Lang das Thema. Klar<br />

ist nun: <strong>Die</strong> Teilnahme der MEDI <strong>Ärzte</strong> im<br />

Nordosten am Hausärztevertrag bleibt<br />

ohne Folgen. Jeder MEDI Verbund soll<br />

regional entscheiden, wie er mit dem<br />

heiklen Thema umgeht, ob er Sanktionen<br />

beschließt und wie er diese durchsetzen<br />

will. Klar ist aber auch: <strong>Die</strong> MEDI Spitze in<br />

Mecklenburg–Vorpommern ist genauso<br />

strikt gegen den Vertrag wie alle anderen<br />

MEDI Verbünde.<br />

„Ich war damals neu im Amt. Wir sind<br />

vom Barmer–Vertrag überrannt worden“,<br />

sagt Lang rückblickend. Er verweist auf<br />

den großen Druck von Krankenkasse und<br />

AUS M ECKLENBURG-VORPOMMERN<br />

Barmer–Vertrag führt bei MEDI<br />

nicht <strong>zu</strong>m Zerwürfnis<br />

Patienten auf die Hausärzte. Er appelliert<br />

an alle <strong>Ärzte</strong>, den Vertrag genau <strong>zu</strong> lesen,<br />

bevor sie sich entscheiden. Nach seiner<br />

Ansicht müssten <strong>Ärzte</strong> dann eigentlich <strong>zu</strong><br />

dem Entschluss kommen, nicht <strong>zu</strong> unterschreiben.<br />

Regional ist die Zustimmung <strong>zu</strong>m<br />

Barmer–Vertrag auch imNordosten sehr<br />

unterschiedlich. So sind nach Langs Informationen<br />

in Greifswald schon über 80<br />

Prozent der Hausärzte beigetreten. KV–<br />

Teilnahme am<br />

Barmer–Vertrag<br />

Zu Beginn <strong>des</strong> zweiten Quartals beteiligten<br />

sich in Mecklenburg–Vorpommern<br />

offiziell 598 Praxen oder 52 Prozent der<br />

Hausärzte am Barmer–Vertrag. Damit<br />

war die Beteiligung bei den Hausärzten<br />

an der Ostsee etwas schwächer als in<br />

den Nachbarländern Schleswig–Holstein<br />

(offiziell 1097 Praxen oder 58 Prozent der<br />

Hausärzte am 15.4.) und Hamburg (offiziell<br />

659 Praxen oder 57Prozent der Hausärzte).<br />

Weil bei den Meldungen immer ein<br />

zeitlicher Rücklauf <strong>zu</strong> beachten ist,<br />

schätzte die Krankenkasse die tatsächliche<br />

Teilnahmequote schon in der zweiten<br />

April–Hälfte aber auf rund 70 Prozent.<br />

Allerdings zeigt sich, dass Widerstand<br />

nicht von oben verordnet werden<br />

muss.<br />

Besonders in kleineren Orten gelingt<br />

es <strong>Ärzte</strong>gruppen, sich geschlossen <strong>zu</strong> verweigern.<br />

KV–Chef Dr. Wolfgang Eckert<br />

berichtet dies etwa aus Malchow in<br />

Mecklenburg–Vorpommern. Ein anderes<br />

Beispiel ist Neustadt in Schleswig–<br />

Holstein, wo sich das örtliche <strong>Ärzte</strong>netz<br />

nach intensiver Information und Diskussion<br />

einstimmig gegen den Vertrag aussprach.<br />

13<br />

Chef Dr. Wolfgang Eckert nennt aber<br />

auch Orte wie etwa Malchow, wo sich<br />

<strong>Ärzte</strong> geschlossen gegen den Vertrag ausgesprochen<br />

haben. Lan<strong>des</strong>weit schätzte<br />

die Barmer die Teilnahmequoteder Hausärzte<br />

Anfang <strong>des</strong> II.Quartals auf rund 70<br />

Prozent.<br />

Nach Auffassung von Baumgärtner ist<br />

diese Quote hauptsächlich auf die intensive<br />

Promotion der Ersatzkasse und <strong>des</strong><br />

Hausärzteverbands für ihren Vertrag<br />

<strong>zu</strong>rück <strong>zu</strong> führen. „Das haben wir unterschätzt“,<br />

räumt Baumgärtner ein. Eckert<br />

nennt als weiteren Grund für den Erfolg<br />

<strong>des</strong> umstrittenen Hausärztevertrages:<br />

„Wir hätten die negativen Vertragsinhalte<br />

früher kommunizieren <strong>müssen</strong>. Künftig<br />

<strong>müssen</strong> wir vor Ort schnellere Aufklärung<br />

leisten.“ Den teilnehmenden <strong>Ärzte</strong>n dürfe<br />

allerdings niemand Vorwürfe machen –<br />

„wir sind alle auf dem falschen Fuß erwischt<br />

worden.“<br />

Baumgärtner machte aber auch deutlich,<br />

dass er weiterhin für Sanktionen ist:<br />

„MEDI muss ja oder nein <strong>zu</strong> einem Vertragsangebot<br />

sagen. Sonst besteht die<br />

Gefahr, dass wir <strong>zu</strong> einem Papiertiger<br />

werden und andere die Preise bestimmen“,<br />

so der MEDI Chef.<br />

Dirk Schnack<br />

KONTAKTE<br />

MEDI Verbund MV e.V.<br />

Friedrich–Engels–Ring 47<br />

17033 Neubrandenburg<br />

Tel. 0395 / 544 10 27<br />

Fax 0395 / 544 19 72<br />

info@medi-verbund-mv.de<br />

www.medi-verbund-mv.de<br />

MEDITIMES


MEDITIMES AUS B ERLIN<br />

IV-Verträge: Strapaziöse<br />

Nagelprobe für <strong>Ärzte</strong><br />

Abgesehen von der Praxisgebühr hat<br />

die integrierte Versorgung (IV) das lauteste<br />

Echo im Zuge <strong>des</strong> GMG gefunden.<br />

Bei allem Aktionismus sollten die niedergelassenen<br />

<strong>Ärzte</strong> darauf achten,<br />

welche Verträge die Gesamtvergütung<br />

belasten –denn davon gibt es in Berlin<br />

schon einige.<br />

„Bis <strong>zu</strong> 1% der budgetierten Gesamtvergütung“<br />

dürfen die Krankenkassen bei<br />

uns abziehen und damit nach Gusto ausgewählte<br />

Leistungen oder Leistungserbringer<br />

fördern. <strong>Die</strong> BKK VBU hat in<br />

Brandenburg gleich pauschal 1% jeder<br />

Zahlung an unsere Schwester–KV einbehalten,<br />

ohne ein dahinter stehen<strong>des</strong><br />

Brandenburger IV–Projekt von diesem<br />

Volumen vor<strong>zu</strong>weisen. Das Brandenbur-<br />

IHRE ANSPRECHPARTNER<br />

VOR ORT<br />

Zum Qualitätsmanagement:<br />

Herr Köhler<br />

Tel. 030 / 25 46 96 24<br />

Fax: 030 / 25 46 96 27<br />

Für Schulungen <strong>zu</strong>r Kostenerstattung:<br />

Frau <strong>Die</strong>trich<br />

Tel. 030 / 25 46 96 24<br />

Fax: 030 / 25 46 96 27<br />

ger Lan<strong>des</strong>sozialgericht verwehrte uns<br />

<strong>Ärzte</strong>n vorläufigen Rechtsschutz, jetzt<br />

sind wir auf das Hauptverfahren gespannt.<br />

Auch wir Berliner mussten die<br />

BKK VBU in ihren finanziellen Begehren<br />

stutzen, weil sie auch bei Methadonbehandlung<br />

und Dialysesachkosten Abzüge<br />

vornahm, obwohl bei<strong>des</strong> nicht Teil<br />

der Gesamtvergütung ist.<br />

Das Muster der bisher vorliegenden<br />

Verträge ist bedenklich: Hochpreisige<br />

Versorgung einiger weniger Patienten<br />

und einiger weniger <strong>Ärzte</strong> auf Kosten der<br />

Regelversorgung. Bei der Vertragsgestaltung<br />

sollten die Kollegen wenigstens darauf<br />

achten, dass die aus der Gesamtvergütung<br />

abgezogenen Beträge wieder bei<br />

den Niedergelassenen ankommen. Denn<br />

IV–Verträge, die auf Kosten der niedergelassenen<br />

<strong>Ärzte</strong>gehen,gibt es schon genügend:<br />

Für einen ambulanten IV–Vertrag<br />

Operationen in Berlin liegt der Ab<strong>zu</strong>g von<br />

der Gesamtvergütung weit höher als der<br />

Gesamtumsatz der beteiligten Vertragsärzte<br />

(für Versicherte der beteiligten<br />

Krankenkassen). Das nennt man zweimal<br />

Weihnachten feiern, denn auch dieses<br />

historische Honorar erarbeiten und erhalten<br />

sie abgesichert in ihrem Individualbudget<br />

weiter aus der geschrumpften<br />

Gesamtvergütung, da<strong>zu</strong> noch die Vergütung<br />

aus ihrem IV–Vertrag. Bei einem kardiologischen<br />

Vertrag kalkulierten die<br />

Kassen je Fall Kosten, die an die DRG–<br />

Pauschalen <strong>des</strong> stationären Sektors heranreichen.<br />

Selbst bei einem Punktwert<br />

von 5,11 Cent würden sie dieselben Leistungen<br />

im ambulanten Bereich für das<br />

halbe Geld bekommen. Gar nicht reden<br />

wollen wir von den Verträgen nach dem<br />

Muster der Schloßparkklinik, bei dem<br />

gleich gar keine Niedergelassenen beteiligt<br />

waren, für den wir aber 100.000 Euro<br />

zahlen sollten. Kein Wunder, dass die<br />

Krankenkassen in den IV–Verträgen<br />

strengste Schweigepflicht über die<br />

Inhalte vereinbaren. Ehrliche Verträge<br />

könnten immer offen gelegt werden.<br />

Eine schmerzhafte Hebelwirkung der<br />

14<br />

1%–Abzüge erleben die von<br />

Punktwerten lebenden Praxen.<br />

Denn auch von allen in<br />

Euro festgelegten Honoraranteilen<br />

wie Labor oder extrabudgetäre<br />

Zusatzverträge<br />

werden die IV–Prozente abgezogen. <strong>Die</strong><br />

unverändert bestehenden Honoraransprüche<br />

gegenüber der KV werden durch<br />

Entnahmen aus dem Resthonorar aller<br />

<strong>Ärzte</strong> über einen reduzierten Punktwert<br />

bezahlt. Auch inden Honorartöpfen, wie<br />

für das ambulante Operieren, werden die<br />

kassenseitigen Abzüge aus dem allgemeinen<br />

ärztlichen Honorar aufgefüllt.<br />

Aus dem nur „1%“ Ab<strong>zu</strong>g werden auf der<br />

Punktebene also leicht 1,5% –mithin fast<br />

30% mehr Honorarverlust als erwartet.<br />

<strong>Die</strong> Solidarität der Niedergelassenen<br />

wird hier einer strapaziösen Nagelprobe<br />

unterzogen. Wie lange wird eine IV-Praxis<br />

Einkommensoptimierung auf Kosten der<br />

Kollegen forcieren können, bis diese ihre<br />

Überweisungen reduzieren? Mit solchen<br />

Fragen wird sich MEDI befassen.<br />

Burkhard Bratzke,<br />

Vorstandsmitglied von MEDI Berlin<br />

und der KV Berlin<br />

MEDI <strong>Ärzte</strong> aus Berlin finden alle<br />

wichtigen Termine im Internet unter<br />

➜ www.MEDIBERLIN.de lersatz<br />

KONTAKTE<br />

MEDI Verbund Berlin<br />

c/o HWS<br />

Bleibtreustraße 24, 10707 Berlin<br />

Tel. 030 / 88 70 99 75<br />

Fax: 030 / 88 70 99 74<br />

info@mediberlin.de<br />

<strong>Ärzte</strong>initiative<br />

Vorsitzender: Dr. Wolfgang Mitlehner,<br />

Turmstr. 21, 10559 Berlin,<br />

Tel. 030 / 391 87 47<br />

Fax: 030 / 399 03 889<br />

wolfgang.mitlehner@t-online.de<br />

MEDI GmbH Berlin<br />

Geschäftsführer: Dr. Friedrich Kruse,<br />

Tel. 030 / 831 32 61<br />

dres.kruse@t-online.de


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MEDITIMES GESUNDHEITSPOLITIK<br />

<strong>Ärzte</strong> und Berater –<br />

keine einfache Sache…<br />

Auch wenn die Erkenntnis bitter<br />

schmeckt: <strong>Ärzte</strong> sind keine Experten<br />

für Betriebswirtschaft, Steuern, Architektur<br />

oder Recht. <strong>Ärzte</strong>gruppen, die<br />

eine Kooperation planen, brauchen<br />

aber Sachverstand und Erfahrungen aus<br />

allen diesen Bereichen. Doch Vorsicht:<br />

Das Rundum–Sorglos–Paket gibt es<br />

hier eigentlich nicht.<br />

Der Auftrag<br />

Sobald der Auftrag klar ist, sollten die<br />

<strong>Ärzte</strong> mehrere Interessenten einladen.<br />

Schon im Gespräch werden die verschiedenen<br />

Schwerpunkte der Berater deutlich.<br />

Und nebenbei wird klar, ob die<br />

„Chemie“ stimmt.<br />

Erfahrungen und Referenzen spielen<br />

bei der Auftragsvergabe die größte Rolle:<br />

Wer hat ähnliche Projekte schon begleitet?<br />

Welche Tätigkeiten hat er dabei übernommen?<br />

Und sind die ehemaligen Kunden<br />

<strong>zu</strong>frieden? Spätestens im schriftlichen<br />

Angebot werden neben der Erfahrung<br />

und dem Fachwissen auch die Kosten<br />

vergleichbar. Eine genaue Prüfung der<br />

Angebote kann auf diverse Besonderheiten<br />

hinweisen:<br />

• Hat der Berater sich auf fassbare Ziele<br />

und Termine festgelegt?<br />

• Hat er auch die Anforderungen an die<br />

<strong>Ärzte</strong> definiert?<br />

• Oder steht eher eine Sicherung seiner<br />

eigenen Einnahmen im Vordergrund?<br />

<strong>Die</strong> Kosten<br />

Berater arbeiten <strong>zu</strong> unterschiedlichen<br />

Konditionen: Es gibt Tagessätze, Pauschalen<br />

oder auch Gewinnbeteiligungen,<br />

Kombinationen sind üblich und machen<br />

das Problem nicht übersichtlicher. <strong>Die</strong><br />

<strong>Ärzte</strong>gruppe sollte sich vorab klar darüber<br />

sein, wie hoch die Kosten für die<br />

Beratung überhaupt sein dürfen. Da<strong>zu</strong><br />

<strong>müssen</strong> sie <strong>zu</strong>erst den möglichen Nutzen<br />

der Beratung klären: Wenn der <strong>zu</strong> erwartende<br />

Umsatz <strong>des</strong> <strong>Ärzte</strong>hauses nicht größer<br />

ist als die der alten Praxen, woher<br />

soll dann das Beratungshonorar fließen?<br />

Wann funktioniert die Arbeit?<br />

Im Rahmen der Auftragsvergabe werden<br />

klare Ziele vereinbart, die sich auch messen<br />

lassen. So hat es keinen Sinn, große<br />

Summen aus<strong>zu</strong>geben, ohne kontrollieren<br />

<strong>zu</strong> können, ob der Berater sein Geld<br />

auch wert ist.Wer einen Berater einschaltet,<br />

braucht von diesem Zeitpunkt an eine<br />

eigene Organisationsstruktur: Wer entscheidet<br />

über die Kosten, wer prüft die<br />

Ergebnisse <strong>des</strong> Beraters, wer sorgt für die<br />

Dokumentation der Entwicklung und der<br />

NACHGEFRAGT BEI:<br />

Dr. Werner Baumgärtner<br />

„Das Rundum–<br />

Sorglos–Paket<br />

ist eine Illusion!“<br />

MEDITIMES : Herr Dr. Baumgärtner, als<br />

niedergelassener Arzt planen Sie gerade<br />

mit mehreren Kollegen ein <strong>Ärzte</strong>haus.<br />

Dabei haben Sie nicht nur gute Erfahrungen<br />

gemacht…<br />

Baumgärtner: Das stimmt.Wir haben vor<br />

allem gelernt, dass es das Rundum–<br />

Sorglos–Paket nicht gibt. Auch wenn<br />

man eine Beraterfirma beauftragt hat,<br />

muss die <strong>Ärzte</strong>gruppe alles mitverfolgen<br />

und prüfen. Egal, ob es sich umKreditverträge<br />

handelt, umden Kauf von Grundstücken<br />

oder Immobilien, um Pläne und<br />

Kosten. Wenn eine falsche Entscheidung<br />

getroffen wird, sitzen die <strong>Ärzte</strong> in der<br />

Falle –auch finanziell. <strong>Die</strong> Beraterfirma<br />

übernimmt normalerweise keine Haftung,<br />

<strong>des</strong>halb muss vor jeder Unterschrift klar<br />

sein, wer mit welchen Summen in die<br />

Pflicht genommen werden kann.<br />

16<br />

Vereinbarungen? Und wer hat das Recht<br />

<strong>zu</strong> sagen „Schluss, das war nichts“?<br />

<strong>Die</strong> <strong>Ärzte</strong>gruppe kann sich die Arbeit<br />

aufteilen: Einer könnte Ansprechpartner<br />

für die Rechts– und Steuerfragen sein,<br />

ein anderer für alles, was mit dem<br />

Gebäude <strong>zu</strong>sammenhängt und ein dritter<br />

kommuniziert die Entwicklung an die anderen<br />

Partner. Aber ein Arzt muss den<br />

Überblick haben, muss die Funktion <strong>des</strong><br />

Auftraggebers übernehmen und den Berater<br />

kontrollieren oder –netter ausgedrückt<br />

– sein Ansprechpartner sein.<br />

Mehr Infos bei MEDI<br />

Ökonom Stefan Weresch betreut seit Jahren<br />

MEDI <strong>Ärzte</strong>, die sich <strong>zu</strong> Kooperationen<br />

<strong>zu</strong>sammenschließen wollen. Er berät<br />

<strong>Ärzte</strong>gruppen auch bei der Auswahl externer<br />

Experten. Aus seiner Erfahrung<br />

entpuppen sich auch folgende Punkte als<br />

schwierig:<br />

• Ist das Grundstück wirklich geeignet?<br />

Ärgerliche Überraschungen sind etwa<br />

Altlasten im Boden, Wegerechte Dritter<br />

oder starke Stromleitungen in der<br />

Nähe (z.B. Straßenbahn, Oberleitung),<br />

die medizinische Geräte stören könnten.<br />

Passt die Größe oder werden die<br />

Baukosten durch Flächenverschwendung<br />

aufgebläht? Auch der Bebauungsplan<br />

ist genau <strong>zu</strong> prüfen: lässt er <strong>zu</strong>,<br />

was die <strong>Ärzte</strong> wollen?<br />

• Gibt es echte Alternativen bei Grundstück<br />

und Finanzierung?<br />

• Sind Vorschriften für Parkplätze oder<br />

Begrünung <strong>zu</strong> beachten?<br />

• Ist der Berater qualifiziert für die Planung<br />

eines OP oder hat er bereits an<br />

das Zuziehen eines Spezialisten gedacht?<br />

• Beim Bau sollte berücksichtigt werden,<br />

dass er irgendwann (in 20 oder 40 Jahren)<br />

möglichst leicht für eine andere<br />

Nut<strong>zu</strong>ng umgebaut werden können<br />

soll (Büro, Wohnungen etc). Je mehr<br />

Optionen, <strong>des</strong>to nachhaltiger der Wert<br />

für die ärztlichen Investoren.<br />

• Übernimmt der Berater vertraglich eine<br />

Haftung für sein Tun?<br />

Ruth Auschra


Das MEDI Positionspapier<br />

<strong>zu</strong>r Kostenerstattung<br />

MEDI fordert die Kostenerstattung, da<br />

sonst eine Weiterentwicklung <strong>des</strong> Gesundheitswesens<br />

im Sinne von weniger<br />

Staat, mehr Transparenz, mehr Wirtschaftlichkeit<br />

und weniger Bürokratie<br />

unmöglich sein wird. MEDI Baden–<br />

Württemberg hat da<strong>zu</strong> ein Positionspapier<br />

erstellt. <strong>Die</strong> MEDI Times hat die<br />

wichtigsten Punkte <strong>zu</strong>sammengefasst.<br />

Wege <strong>zu</strong>r Kostenerstattung aus<br />

ärztlicher Sicht<br />

1. Kostenerstattung (KE) nach §13SGBV<br />

als Wahlleistung <strong>des</strong> Versicherten (seit<br />

2004 möglich)<br />

2. Änderung <strong>des</strong> §13, damit auch <strong>Ärzte</strong><br />

und Psychotherapeuten die KE wählen<br />

dürfen (unsere zentrale politische Forderung)<br />

3. Kollektiver Verzicht auf die Zulassung<br />

gemäß dem Verfahren der Kieferorthopäden<br />

in Niedersachsen und Rechnungsstellung<br />

nach § 95b<br />

Zu 1. Im §13 heißt es: Versicherte können<br />

anstelle der Sach– oder <strong>Die</strong>nstleistungen<br />

Kostenerstattung wählen. Sie sind<br />

vor ihrer Wahl von ihrer Krankenkasse <strong>zu</strong><br />

beraten. Eine Beschränkung der Wahl auf<br />

den Bereich der ambulanten Behandlung<br />

ist möglich. <strong>Die</strong> KE ist nur für bestimmte<br />

Versicherte attraktiv, z.B. für diejenigen,<br />

die schon eine Krankenhaus–Zusatzversicherung<br />

haben. Profitieren können auch<br />

Versicherte, die bei einer Krankenkasse<br />

mit niedrigem Beitragssatz sind und eine<br />

ambulante Zusatzversicherung für die KE<br />

wählen. Ein solches Projekt läuft <strong>zu</strong>r Zeit<br />

in Nordbaden (siehe Artikel Seite7) .<br />

Zu 2. Unsere Forderung ist eine Änderung<br />

<strong>des</strong> §13Absatz 2: Versicherte und<br />

Leistungserbringer können ... Kostenerstattung<br />

wählen. Zu streichen ist der Satz:Sie<br />

sind von ihrer Krankenkasse vor ihrer<br />

Wahl <strong>zu</strong> beraten. Eine solche Regelung<br />

würde einen Wettbewerb zwischen der<br />

KE und dem Sachleistungssystem ermöglichen.<br />

GESUNDHEITSPOLITIK<br />

Zu 3. Das KV–System verweigert seinen<br />

Mitgliedern jegliche Planungssicherheit<br />

und die Bürokratie lähmt unsere Praxen.<br />

<strong>Die</strong> <strong>Ärzte</strong> sind mit dem System un<strong>zu</strong>frieden,<br />

der Nachwuchs bleibt aus. Deshalb<br />

ist bei abnehmender Arztzahl <strong>zu</strong> erwarten,<br />

dass es wegen <strong>zu</strong>nehmendem staatlichem<br />

Dirigismus, Aushebelung der KVen<br />

durch Einzelverträge und externer Einmischung<br />

in ärztliche Honorierung und<br />

Behandlungsqualität, <strong>zu</strong> einer Flucht aus<br />

dem jetzigen System kommt.<br />

<strong>Die</strong> Vorgaben <strong>des</strong> §95 b sind angesichts<br />

der jetzigen Situation fast eine Verbesserung.<br />

Selbst wenn man nach einem<br />

kollektiven Verzicht für 6Jahre keine<br />

Zulassung als Vertragsarzt erhält, wirdman<br />

sich erstens fragen, wie lange es das KV–<br />

System in der jetzigen Form noch geben<br />

wird. Zweitens ist die Reduzierung <strong>des</strong><br />

Vergütungsanspruchs gegen die Krankenkasse<br />

auf das 1,0–fache <strong>des</strong> Gebührensatzes<br />

der GOÄ kein Schreckgespenst im<br />

Vergleich <strong>zu</strong> EBM und RLV.Bei <strong>zu</strong>rückgehender<br />

Arztzahl wird es sich auch keine<br />

Regierung oder Krankenkasse leisten<br />

können, <strong>Ärzte</strong> oder <strong>Ärzte</strong>netze, die ihre<br />

Zulassung <strong>zu</strong>rückgegeben haben, von der<br />

Versorgung ihrer Patienten aus<strong>zu</strong>schließen.<br />

Vorteile der Kostenerstattung für:<br />

PolitischVerantwortliche<br />

• Mehr Wettbewerb, weniger Bürokratie.<br />

• Mehr Transparenz für alle Beteiligten.<br />

• Stärkung der Solidarität, weniger „Doktor–Hopping“.<br />

• Arzt und Patient haben einen Behandlungsvertrag,<br />

der Patient hat die freie<br />

Arztwahl.<br />

Patienten<br />

• Der Arzt hat weniger Bürokratie und<br />

wieder mehr Zeit für den Patienten.<br />

• Der Patient sieht, wo sein Geld bleibt.<br />

• Keine verdeckte Rationierung.<br />

• Keine Wartelisten aufgrund von Budgetierung.<br />

• <strong>Die</strong> Leistungen in der GOÄ unterliegen<br />

17<br />

MEDITIMES<br />

keiner Zeittaktung. Jeder Patient, auch<br />

der GKV–Patient, ist dann Privatpatient.<br />

<strong>Die</strong> Zweiklassenmedizin entfällt.<br />

Krankenkassen<br />

• KE und Kassenleistungen in der KE<br />

wären ein Wettbewerbsinstrument.<br />

• Mehr Transparenz und weniger Vollkaskomentalität<br />

ermöglichen Kostensenkungen.<br />

• Weniger „Doktor–Hopping“ und Chipkartenmissbrauch.<br />

• <strong>Die</strong> Krankenkassen befinden sich in<br />

einem echten Wettbewerb.<br />

<strong>Ärzte</strong><br />

• Mehr Planungssicherheit für die Arztpraxen<br />

und weniger Bürokratie.<br />

• Prüfungsorgien und Kosten für ein aufwändiges<br />

Prüfsystem in der Selbstverwaltung<br />

entfallen.<br />

• Der Arztberuf wird wieder attraktiver,<br />

es lassen sich wieder mehr <strong>Ärzte</strong> nieder.<br />

Das ist für eine flächendeckende<br />

Patientenversorgung wichtig.<br />

KVen<br />

• KE und ihre Gestaltung könnte eine<br />

neue Aufgabe für die KVen werden.<br />

Da<strong>zu</strong> bräuchten die KVen aber wieder<br />

größere Spielräume. Sonst bleiben ihnen<br />

nur Versorgungsbereiche, die die<br />

Krankenkassen nicht organisieren wollen<br />

oder können.<br />

Was ist <strong>zu</strong> tun?<br />

1. MEDI will alle politischen Parteien <strong>zu</strong>r<br />

KE ansprechen. Inden Programmen von<br />

CDU und FDP erscheint die KE bereits<br />

als Ziel einer nächsten Gesundheitsreform.<br />

2. <strong>Die</strong> KE muss den Patienten transparent<br />

gemacht werden.<br />

3. <strong>Die</strong> ärztlichen Verbände sollen ein eindeutiges<br />

Votum <strong>zu</strong>r KE treffen. Andere<br />

Verbände, wie das Bürgerforum oder<br />

das liberale Netzwerk, sollten an der<br />

Verbreitung mitbeteiligt werden.<br />

4. <strong>Die</strong> <strong>Ärzte</strong> <strong>müssen</strong> stärker informiert<br />

werden. Zudem muss klar sein, dass<br />

auch die KE nicht alle Probleme <strong>des</strong><br />

Gesundheitswesens lösen wird.<br />

Angelina Schütz


Foto: Auschra<br />

KV? Nein danke!<br />

<strong>Die</strong> Un<strong>zu</strong>friedenheit der niedergelassenen<br />

<strong>Ärzte</strong> mit ihren Stan<strong>des</strong>vertretern<br />

wächst, viele sehen sich durch ihre KV<br />

im Stich gelassen. Deshalb wollte der<br />

erste „<strong>Ärzte</strong>tag von unten“ die <strong>Ärzte</strong> an<br />

der Basis <strong>zu</strong> aktuellen Themen informieren<br />

und wachrütteln. Spätestens<br />

bei der Podiumsdiskussion „Mit oder<br />

ohne KV in die Zukunft“ dürfte das den<br />

Organisatoren auch gelungen sein: Im<br />

Publikum kochten die Emotionen hoch<br />

und so mancher KV-Funktionär überraschte<br />

durch ungewohnte Offenheit.<br />

„<strong>Die</strong> KVen schaden der Interessenvertretung<br />

aller Vertragsärzte, weil sie ihnen<br />

das Gefühl geben, ihre Interessen <strong>zu</strong> vertreten,<br />

obwohl sie das nicht können“,<br />

schimpfte der KV–Chef aus Mecklenburg-<br />

Vorpommern, Dr. Wolfgang Eckert. „<strong>Die</strong><br />

Consults wurden dafür geschaffen, die<br />

<strong>Ärzte</strong> weiter im Zwinger <strong>zu</strong> halten und<br />

die heutige Regierung hat die Freiberuflichkeit<br />

längst abgeschafft.“ Eckerts<br />

düsteres Szenario brach über den <strong>Ärzte</strong>-<br />

GESUNDHEITSPOLITIK<br />

Nutzten gerne die Möglichkeit<br />

<strong>zu</strong>r Diskussion:<br />

<strong>Ärzte</strong> auf dem „<strong>Ärzte</strong>tag von unten“.<br />

tag wie ein Gewitter herein – sodeutliche<br />

Worte aus dem Mund eines KV–<br />

Funktionärs hatte keiner erwartet. Was<br />

viele schon öfter hörten oder ahnten –<br />

<strong>endlich</strong> sprach es einer aus. Einer der<br />

weiß, wie es an der KV–Front aussieht.<br />

Ins gleiche Horn blies auch der Berliner<br />

KV–Vize und MEDI Vorstandsmitglied<br />

Dr. Uwe Kraffel: „Man darf nicht<br />

glauben, dass die KVen die Interessen<br />

ihrer <strong>Ärzte</strong> vertreten könnten, denn dafür<br />

fehlt ihnen das Druckmittel“, machte<br />

Kraffel klar. Deshalb müssten die <strong>Ärzte</strong><br />

künftig Themen wie Kostenerstattung<br />

oder Praxisschließungen ernsthaft anpakken<br />

und bitte schön auch umsetzen.<br />

„Spätestens mit der Gründung der MEDI<br />

Verbünde sind wir auf dem richtigen<br />

Weg“, fügte der Augenarzt hin<strong>zu</strong>.<br />

KVen sind keine Söldner<br />

der <strong>Ärzte</strong><br />

Doch das leuchtete dem Publikum nicht<br />

ein. Warum Parallelorganisationen und<br />

neue Gruppierungen? Schließlich habe<br />

man doch KVen,<br />

sollen die doch<br />

<strong>endlich</strong> was tun.<br />

„Sie sind doch<br />

unsere Söldner“,<br />

schmetterte ein<br />

aufgebrachter Arzt<br />

den KV–Vorsitzenden<br />

auf dem Podium<br />

entgegen. Dem widersprach der<br />

MEDI Vorsitzende Dr. Werner Baumgärtner.<br />

<strong>Die</strong> KVen seien leider nur<br />

„Marionetten <strong>des</strong> SGB V“. Dann fügte er<br />

noch hin<strong>zu</strong>: „<strong>Die</strong> gewählten Vertreter<br />

mutieren in ihren Ämtern <strong>zu</strong> Staatsdienern.<br />

Sie vergessen, wo sie hergekommen<br />

sind und welche Probleme die<br />

Basis hat.“ Baumgärtner appelliert <strong>des</strong>halb<br />

andie <strong>Ärzte</strong>basis, nicht nur <strong>zu</strong> kritisieren,<br />

sondern aus eigenen Kräften<br />

etwas <strong>zu</strong> tun. „Alle Befürworter <strong>des</strong> EBM<br />

18<br />

„<strong>Die</strong> KVen schaden der<br />

Interessenvertretung ihrer <strong>Ärzte</strong>“:<br />

KV-Chef Wolfgang Eckert<br />

aus Mecklenburg-Vorpommern<br />

<strong>Die</strong> <strong>Ärzte</strong> <strong>müssen</strong> <strong>endlich</strong><br />

<strong>anfangen</strong>, <strong>außerhalb</strong><br />

<strong>des</strong> <strong>Systems</strong> <strong>zu</strong> denken<br />

2000plus wurden bei den letzten KV–<br />

Wahlen wiedergewählt“, empörte sich<br />

der MEDI Chef. „Hier <strong>müssen</strong> sich die<br />

<strong>Ärzte</strong> an die eigene Nase fassen.“ Das sah<br />

Wolfgang Eckert,<br />

selbst überzeugtes<br />

MEDI Mitglied,<br />

genauso: „Ich unterstützeBaumgärtnerhundertprozentig<br />

in seiner<br />

Forderung, dass<br />

wir <strong>endlich</strong> <strong>anfangen</strong><br />

<strong>müssen</strong>, <strong>außerhalb</strong> <strong>des</strong> <strong>Systems</strong> <strong>zu</strong><br />

denken“, appellierte er an seine Kollegen.<br />

„Aber dafür brauchen wir Bataillone“.<br />

Organisatoren zeigten sich<br />

sehr <strong>zu</strong>frieden<br />

Beim Publikum kam der erste „<strong>Ärzte</strong>tag<br />

von unten“ sehr gut an. „<strong>Die</strong> Referenten<br />

und die Podiumsteilnehmer waren besser<br />

als wir dachten und das Publikum hat<br />

sehr gut mitdiskutiert“, freute sich Organisator<br />

Franz–Josef Müller. Schade nur,


Der Berliner KV–Vize<br />

Uwe Kraffel will,<br />

das die <strong>Ärzte</strong> „Drohszenarien<br />

auch umsetzen.“<br />

dass kaum mehr als 120 <strong>Ärzte</strong> am 9.April<br />

den Weg in den Ferdinand–Sauerbruch–<br />

Hörsaal der Berliner Charité gefunden<br />

haben. Ursprünglich hatten sich rund 200<br />

interessierte <strong>Ärzte</strong> angemeldet und vorab<br />

eine Teilnehmergebühr von 100 Euro bezahlt.<br />

Seinen Ursprung hatte der <strong>Ärzte</strong>tag<br />

im Leserforum <strong>des</strong> Internetmediums<br />

„Facharzt.de“. Dort hatten einige <strong>Ärzte</strong><br />

erkannt, dass ihre Kollegen <strong>zu</strong> wenig<br />

über bestimmte Problembereiche im<br />

Gesundheitswesen wissen. Also wurde<br />

die Idee geboren, diese öffentlich <strong>zu</strong><br />

machen und so einen Veränderungsprozess<br />

an<strong>zu</strong>stoßen. „Mit unserem <strong>Ärzte</strong>tag<br />

wollten wir die breite <strong>Ärzte</strong>schaft<br />

erreichen. Nur wer informiert ist, kann<br />

auch Entscheidungen treffen“, ist Müller<br />

überzeugt. Er muss es wissen. Schließlich<br />

stellt der gelernte Volkswirt sein Wissen<br />

und sein Einschät<strong>zu</strong>ngsvermögen <strong>zu</strong><br />

gesundheitspolitischen Themen den <strong>Ärzte</strong>n<br />

regelmäßig bei den Leserforen von<br />

„Facharzt.de“ <strong>zu</strong>r Verfügung.<br />

GESUNDHEITSPOLITIK<br />

Aber auch äußerlich wollte sich der<br />

„<strong>Ärzte</strong>tag von unten“ ganz klar vom traditionellen<br />

Deutschen <strong>Ärzte</strong>tag abgrenzen:<br />

Statt prächtiger Konferenzräume mit<br />

Catering–Service wählten die Veranstalter<br />

den alten Hörsaal der Charité. Studentenflair<br />

statt Funktionärs–Glamour - auch<br />

bei der Verpflegung: Für die Mittagspause<br />

musste man sich seine Stulle selbst<br />

mitbringen oder eines der umliegenden<br />

Cafés ansteuern.<br />

Zweiter „<strong>Ärzte</strong>tag von unten“<br />

noch unklar<br />

Ob es den „<strong>Ärzte</strong>tag von unten“ im nächsten<br />

Jahr wieder geben wird, weiß Müller<br />

noch nicht. Er will diese Entscheidung<br />

davon abhängig machen, wie die <strong>Ärzte</strong><br />

mit den Informationen, die ihnen der<br />

<strong>Ärzte</strong>tag vermittelt hat, umgehen. „Wenn<br />

es dann nur heißt, dass es dort ganz nett<br />

war, aber zwei Tage später alles wieder<br />

vergessen wird, brauchen wir mit Sicherheit<br />

keinen zweiten <strong>Ärzte</strong>tag“, erklärt er.<br />

Angelina Schütz<br />

19<br />

Fotos: <strong>Ärzte</strong>tag von unten<br />

„Das Problem sind nicht die KVen an sich,<br />

sondern ihr körperschaftlicher Status“:<br />

Der MEDI Vorsitzende<br />

Werner Baumgärtner.<br />

KOMMENTAR<br />

Wo sind die<br />

Bataillone?<br />

MEDITIMES<br />

Wer etwas bewegen will, braucht Mitstreiter.<br />

Und zwar möglichst viele. Deshalb<br />

haben Werner Baumgärtner, Wolfgang<br />

Eckert oder Uwe Kraffel durchaus<br />

recht, wenn sie fordern: Ihr wollt den<br />

Ausstieg aus dem KV–System? Dann gebt<br />

uns Bataillone, die uns geschlossen folgen.<br />

Doch hier stoßen sie auf Widerstand<br />

bei der ärztlichen Basis. Bataillone? Wo<strong>zu</strong>?<br />

Man hat doch die KV–Fürsten. Sollen<br />

die doch die geknechteten <strong>Ärzte</strong> auf die<br />

grünen Auen führen.<br />

Und genau hier liegt das Problem:<br />

Wer so denkt, hat noch nicht verstanden,<br />

dass alle politischen Parteien Wettbewerb<br />

und Abschaffung der KVen fordern.<br />

Darauf <strong>müssen</strong> sich die <strong>Ärzte</strong> jetzt vorbereiten.<br />

Zudem sind die KV–Funktionäre<br />

nach der Reform der KVen Angestellte<br />

einer Körperschaft <strong>des</strong> öffentlichen<br />

Rechts und somit dem Gesetzgeber<br />

unterworfen.<br />

Deshalb können nur freie ärztliche<br />

Organisationen wie MEDI die Niedergelassenen<br />

fit für den Wettbewerb der Zukunft<br />

machen –bei <strong>zu</strong>nehmender Entmachtung<br />

der KVen. Aber dafür <strong>müssen</strong><br />

die Niedergelassenen auch bereit sein,<br />

sich fachübergreifend und einheitlich <strong>zu</strong><br />

organisieren und mit einer Stimme <strong>zu</strong><br />

sprechen. <strong>Die</strong> Strukturen <strong>außerhalb</strong> <strong>des</strong><br />

<strong>Systems</strong> sind da –man muss sie nur nutzen.<br />

Angelina Schütz


MEDITIMES GESUNDHEITSPOLITIK<br />

MEDI und <strong>Ärzte</strong>genossenschaften<br />

entdecken Gemeinsamkeiten<br />

Der MEDI Verbund und die <strong>Ärzte</strong>genossenschaften<br />

haben ihr Interesse an<br />

einer bun<strong>des</strong>weiten Kooperation deutlich<br />

gemacht. Beide Parallelorganisationen<br />

sehen durch einen Schulterschluss<br />

bessere Perspektiven für eine<br />

schlagkräftige Vertretung der niedergelassenen<br />

<strong>Ärzte</strong>.<br />

„Wir <strong>müssen</strong> die <strong>Ärzte</strong> dort abholen, wo<br />

sie stehen. Viele sind überzeugte Anhänger<br />

von Genossenschaften, andere der<br />

MEDI Idee. Dabei sollten wir es belassen“,<br />

sagt der Vorsitzende von MEDI Deutschland,<br />

Dr. Werner Baumgärtner. Damit<br />

dürfte er bei vielen <strong>Ärzte</strong>n in beiden Verbünden<br />

auf Zustimmung stoßen.<br />

Was aber spricht dagegen, die Anhänger<br />

der beiden Konzepte bei gleichen<br />

Auffassungen an einem Strang ziehen <strong>zu</strong><br />

lassen? Nichts, findet Baumgärtner. Er<br />

sieht sogar wichtige Gemeinsamkeiten<br />

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STEMPEL<br />

zwischen MEDI und den <strong>Ärzte</strong>genossenschaften.<br />

Zum Beispiel den „riesengroßen<br />

Druck, sich <strong>zu</strong> organisieren“. Beide<br />

Organisationen arbeiten daran, die Niedergelassenen<br />

fachübergreifend so <strong>zu</strong><br />

organisieren, dass sie im Wettbewerb<br />

nicht weiter auseinanderdriften.<br />

Oder das gemeinsame Eintreten für<br />

die Kostenerstattung, die beide Organisationen<br />

etablieren wollen und <strong>des</strong>halb seit<br />

Monaten an Konzepten feilen. Baumgärtner<br />

verspricht sich davon größere Planungssicherheit<br />

für die Praxen und <strong>zu</strong>gleich<br />

weniger Bürokratie.<br />

<strong>Die</strong> Signale für eine engere Zusammenarbeit<br />

haben aus beiden Lagern <strong>zu</strong>genommen.<br />

Als die <strong>Ärzte</strong>genossenschaften<br />

im April ihren Bun<strong>des</strong>verband gründeten,<br />

war der erste Schritt getan. Zuvor<br />

waren sie nur in einem losen Verbund<br />

unter einem Dachverband organisiert. Zugleich<br />

stellten die Genossen noch auf<br />

20<br />

ihrer Gründungsversammlung fest: „Der<br />

Bun<strong>des</strong>verband der <strong>Ärzte</strong>genossenschaften<br />

wird sich gleich gesinnten Bündnissen<br />

öffnen oder durch Kooperation strategische<br />

Allianzen bilden.“ Baumgärtner<br />

reagierte darauf mit dem Angebot für einen<br />

„Schulterschluss“ und sagte: „Wir<br />

sollten ein gemeinsames Dach zwischen<br />

MEDI Deutschland und dem Dachverband<br />

der <strong>Ärzte</strong>genossenschaften anstreben.“<br />

Ein hoher Organisationsgrad<br />

ist wichtiger denn je<br />

Der MEDI Chef sieht als wichtigstes Ziel<br />

für MEDI und die Genossenschaften, einen<br />

möglichst hohen Organisationsgrad<br />

<strong>zu</strong> erreichen. MEDI hat bun<strong>des</strong>weit rund<br />

12.000 Mitglieder, die Genossenschaften<br />

rund 10.000. Damit können nach Baumgärtners<br />

Auffassung beide Verbünde<br />

nicht <strong>zu</strong>frieden sein. „Eigentlich müssten<br />

wir einen Run erleben“, sagt er angesichts<br />

<strong>des</strong> gesundheitspolitischen Umfelds<br />

in Deutschland.<br />

Ähnlich sieht es Dr. Rainer Woltmann.<br />

Der neben Dr. Klaus Bittmann zweite<br />

Sprecher der <strong>Ärzte</strong>genossenschaften hält<br />

ein gemeinsames Volumen von 30.000<br />

bis 40.000 Mitglieder für realistisch. Optimistisch<br />

stimmt ihn besonders der Zulauf<br />

<strong>zu</strong> einigen regionalen Verbünden wie<br />

etwa in Hessen und Südwürttemberg.<br />

Zugleich weiß er aber, dass die Parallelorganisationen<br />

in vielen Regionen spät<br />

dran sind. „<strong>Die</strong> Zeit drängt, das hat der<br />

Barmer–Hausärztevertrag gezeigt. Solche<br />

Verträge lassen sich mit lokalen Bündnissen<br />

nicht mehr wirksam bekämpfen“,<br />

sagt der niedersächsische Neurologe und<br />

Psychiater.<br />

An die Stelle der KV als fachübergreifende<br />

Vertretungen müssten nun die Parallelorganisationen<br />

treten –<strong>des</strong>halb das<br />

Ziel der „strategischen Allianz“. Von der<br />

ärztlichen Basis hat Woltmann <strong>zu</strong> diesen<br />

Bestrebungen bislang ausschließlich positive<br />

Signale empfangen. „Es geht ja hier<br />

um ein Zusammenwirken. Keine Organisation<br />

soll ihre Identität aufgeben.“ Auch<br />

Baumgärtner hält eine über ein gemeinsames<br />

Dach hinausgehende Verschmel<strong>zu</strong>ng<br />

von MEDI und Genossenschaften<br />

<strong>zu</strong>r Zeit nicht für sinnvoll.<br />

Dirk Schnack<br />

Übersatz


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21<br />

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GESUNDHEITSPOLITIK<br />

Nicht alle Barmer–Patienten<br />

profitieren vom Hausarztmodell<br />

Wie könnte der Barmer–Vertrag inder<br />

Realität aussehen? Stellen wir uns vor,<br />

das Ehepaar Bernd und Bärbel Armer<br />

und ihre zwei Kinder sind bei der<br />

Barmer familienversichert und wohnen<br />

in Stuttgart–Feuerbach. Beide erhoffen<br />

sich vom Barmer–Vertrag Einsparungen.<br />

1.Schritt –<br />

Auswahl <strong>des</strong> Hausarztes<br />

Da in Stuttgart–Feuerbach nur die Gemeinschaftspraxis<br />

eines Arztehepaares<br />

am Barmer–Modell teilnimmt, schreiben<br />

sich Bernd und Bärbel dorte ein. Beide<br />

sehen die Möglichkeit, gemeinsam bis <strong>zu</strong><br />

60 EuroimJahr anPraxisgebühr <strong>zu</strong> sparen.<br />

2. Schritt –<br />

Auswahl der Hausapotheke<br />

Bernd und Bärbel haben Glück: Nur 327<br />

Meter von ihrer Wohnung gibt es eine<br />

Apotheke, die ebenfalls am Barmer–Vertrag<br />

teilnimmt.<br />

1.Quartal 2005<br />

<strong>Die</strong> Familie Armer fährt über die Faschingszeit<br />

<strong>zu</strong> Bekannten nach Köln.<br />

Unverhofft wird Bernd dort krank und<br />

muss <strong>zu</strong>mArzt.Da sein Barmer–Hausarzt<br />

aber in Stuttgart sitzt, muss Bernd <strong>zu</strong>m<br />

Hausarzt seiner Bekannten in Köln und<br />

dafür 10Euro Praxisgebühr berappen. <strong>Die</strong><br />

verordneten Medikamente holt er sich in<br />

einer Kölner Apotheke. Seine Hausapotheke<br />

in Stuttgart erfährt davon nichts,<br />

dadurch ist die Medikamentenverordnung<br />

nicht mehr koordiniert.<br />

2. Quartal<br />

Der Hausarzt der Familie Armer hat über<br />

Pfingsten Urlaub. Leider wird Bernd in<br />

dieser Zeit krank. Er geht 490 Meter <strong>zu</strong><br />

seiner ehemaligen Hausärztin (was ihm<br />

ziemlich unangenehm ist). Dort bezahlt<br />

er brav seine Praxisgebühr. <strong>Die</strong>ses Mal<br />

kann er aber wenigstens seine Medikamente<br />

in seiner Hausapotheke direkt auf<br />

dem Heimweg abholen.<br />

Bärbel möchte <strong>zu</strong> einer Untersu-<br />

chung <strong>zu</strong> ihrer Gynäkologin. Da sie ein<br />

zwei Monate altes Baby hat und der Weg<br />

<strong>zu</strong>m Hausarzt sehr steil und lang ist, geht<br />

sie einfach direkt <strong>zu</strong> ihrer Gynäkologin,<br />

die nur 810 Meter von ihrer Wohnung<br />

entfernt ist. Was Bärbel aber nicht wusste:<br />

Obwohl sie als Barmer–Versicherte<br />

ohne Überweisung ihres Hausarztes<br />

direkt <strong>zu</strong>m Augenarzt oder Gynäkologen<br />

gehen darf, muss sie trotzdem 10Euro<br />

Praxisgebühr bezahlen.<br />

3. Quartal<br />

Bernd ist wieder krank – die Sommergrippe<br />

hat ihn erwischt. <strong>Die</strong>ses Mal ist<br />

sein Barmer–Hausarzt da. Da Bernd fast<br />

40Grad Fieber hat, möchte er sich nicht<br />

ans Steuer setzen. Er läuft die 898 Meter<br />

<strong>zu</strong> Fuß. Da er in diesem Jahr <strong>zu</strong>m ersten<br />

Mal <strong>zu</strong> seinem Hausarzt geht, muss er<br />

10Euro Praxisgebühr bezahlen. Anschließend<br />

geht er mit seinem Rezept die 914<br />

Meter <strong>zu</strong> seiner Hausapotheke. Schließlich<br />

schleppt er sich noch die restlichen<br />

327 Meter wieder nach Hause.<br />

Da Bärbel erneut <strong>zu</strong> ihrer Gynäkologin<br />

möchte, sich aber dieses Mal die<br />

Praxisgebühr sparen will, holt sie sich<br />

eine Überweisung von ihrem Hausarzt.<br />

Da sie aber in diesem Jahr ebenfalls das<br />

erste Mal <strong>zu</strong> ihm geht, muss auch sie dort<br />

10Euro Praxisgebühr bezahlen. Nach<br />

2811 Metern Fußweg kommt sie müde<br />

nach Hause.<br />

4.Quartal<br />

<strong>Die</strong> Familie Armer ist gesund.<br />

Medikamente<br />

Bisher hat Bernd die Selbstmedikation<br />

für die Familie über das Internet gekauft.<br />

Er konntedadurchimletzten Jahr 55 Euro<br />

im Vergleich <strong>zu</strong>r Hausapotheke einsparen.<br />

Das darf er im Barmer–Vertrag nicht<br />

mehr.<br />

Fazit<br />

<strong>Die</strong> Einsparung der insgesamt 60 Euro<br />

Praxisgebühr hat nicht hingehauen, dafür<br />

22<br />

MEDITIMES<br />

hatten die Eheleute 55Euro Mehrausgaben<br />

bei der Selbstmedikation. Bernd und<br />

Bärbel waren mehr <strong>zu</strong> Fuß unterwegs<br />

und haben ihre freie Arzt- und Apothekenwahl<br />

aufgegeben.<br />

Thomas Rademacher<br />

<strong>Die</strong> Tücken <strong>des</strong><br />

Barmer–Vertrags<br />

Auf den ersten Blick mag eine Teilnahme<br />

am Barmer–Vertrag für die <strong>Ärzte</strong><br />

verlockend sein. Doch leider gilt auch<br />

hier: Es ist nicht alles Gold, was glänzt.<br />

• „<strong>Die</strong> Apotheker werden nicht aus<br />

dem 1%–Topf bezahlt.“ Wenn dem so<br />

wäre, wäre der Barmer–Vertrag gar kein<br />

Integrationsvertrag und somit rechtswidrig.<br />

Nach § 140 SGB V <strong>müssen</strong> alle<br />

Partner, die an einem IV–Vertrag teilnehmen,<br />

auch aus dem IV–Topf bezahlt werden.<br />

Das würde aber bedeuten, dass die<br />

<strong>Ärzte</strong> einen Teil ihres Gel<strong>des</strong> an die<br />

Apotheker abgeben müssten.<br />

• „<strong>Die</strong> Hausärzte holen sich Geld aus<br />

den Krankenhäusern <strong>zu</strong>rück.“ Hier wurde<br />

die Rechnung offensichtlich ohne den<br />

Wirt gemacht. <strong>Die</strong> Krankenhäuser, die<br />

2/3 in den IV–Topf einzahlen, werden<br />

ihren Teil kaum an die Hausärzte abgeben.<br />

Im Gegenteil: <strong>Die</strong> Barmer hat bun<strong>des</strong>weit<br />

jetzt schon mit mehreren Kliniken<br />

IV–Verträge <strong>zu</strong>r Knie–Hüft–Endoprothese<br />

abgeschlossen. Das heißt, die Kliniken<br />

(und nicht die Hausärzte!) holen sich ihr<br />

Geld aus diesen Verträgen <strong>zu</strong>rück. In einigen<br />

Regionen, soheißt es, ist der 1%–<br />

Topf bereits leer.<br />

• „Wer mitmacht, profitiert von einem<br />

5.Quartal.“ Bun<strong>des</strong>weit stehen 41 Millionen<br />

Euro für den Barmer–Vertrag <strong>zu</strong>r<br />

Verfügung, in Baden–Württemberg sind<br />

es 5 Millionen Euro. <strong>Die</strong> Gesamtvergütung<br />

beträgt bun<strong>des</strong>weit 22 Milliarden Euro, in<br />

Baden–Württemberg 3Milliarden Euro.<br />

Stellt man diese Zahlen einander gegenüber,<br />

fiele ein <strong>zu</strong>sätzliche Honorar an die<br />

Hausärzte bestenfalls im Promillebereich<br />

aus. Darüber hinaus käme es aus der<br />

Gesamtvergütung. as


MEDITIMES BUSINESS<br />

Erweiterte Prävention als Chance<br />

für mehr Freiberuflichkeit<br />

MEDI entwickelt im Gegensatz da<strong>zu</strong><br />

ein eigenes Konzept <strong>zu</strong>r Erweiterten<br />

Prävention, in dem <strong>Ärzte</strong> als Experten<br />

für Gesundheit und Krankheit die maßgeblichen<br />

Betreuer sind. <strong>Die</strong> neuen<br />

Freiheiten <strong>des</strong> Berufsrechts ermöglichen<br />

hier völlig neue Perspektiven in<br />

sogenannten Teilgemeinschaftspraxen.<br />

Einerseits wird durch das Präventionsgesetz<br />

ein neuer staatlich finanzierter Bereich<br />

<strong>des</strong> Gesundheitswesens geschaffen,<br />

aus dem die <strong>Ärzte</strong> ferngehalten werden.<br />

Andererseits zieht sich der Staat über<br />

Leistungskür<strong>zu</strong>ngen und <strong>zu</strong>nehmende<br />

Selbstbeteiligung im GKV–System immer<br />

weiter aus Prävention und Kuration <strong>zu</strong>rück.<br />

Der Bedarf der Menschen an einer<br />

qualifizierten medizinischen Behandlung<br />

wird aber nicht geringer. Im Gegenteil<br />

steigern demographische Alterung, medizinischer<br />

Fortschritt und ein <strong>zu</strong>nehmen<strong>des</strong><br />

Gesundheitsbewusstsein die Nachfrage<br />

nach ärztlichen Leistungen.<br />

Privatmedizin im Umbruch<br />

Nicht nur die Gesetzliche Krankenversicherung<br />

(GKV)ist im Umbruch. Folgen<strong>des</strong><br />

wird sich voraussichtlich inden kommenden<br />

Jahren ändern:<br />

• Aus jeder gestrichenen GKV–Leistung<br />

wird per definitionem eine neue IGeL.<br />

• Kostenerstattung macht <strong>zu</strong>nehmend<br />

aus Kassenpatienten Privatpatienten.<br />

• <strong>Die</strong> privaten Krankenversicherungen<br />

erhöhen Selbstbehalte und prüfen verstärkt<br />

Rechnungen, um „Gründe“ dafür<br />

<strong>zu</strong> finden, bestimmte Rechnungen nicht<br />

<strong>zu</strong> erstatten. Das verwandelt den privat<br />

Versicherten in einen Selbstzahler.<br />

• Erweiterte Prävention: <strong>Die</strong> Wohlstandskrankheiten<br />

betreffen immer größere<br />

Teile der Bevölkerung. Hier hat ein Umdenken<br />

bei den Beteiligten begonnen,<br />

das <strong>zu</strong> einer verstärkten Nachfrage bei<br />

den <strong>Ärzte</strong>n führen wird.<br />

Erweiterte Prävention –<br />

ein weites Feld<br />

Der Begriff Erweiterte Prävention ist der<br />

Versuch, diesen Teil <strong>des</strong> Wandels im Gesundheitswesen<br />

auf den Punkt <strong>zu</strong> bringen.<br />

Leider stehen durch die ständigen<br />

Änderungen im System keine allgemeinen<br />

Begriffe <strong>zu</strong>r Verfügung. In MEDI sollen<br />

<strong>des</strong>halb Kostenerstattung und Erweiterte<br />

Prävention als Synonym für die Aktivitäten<br />

im oben beschriebenen privatmedizinischen<br />

Bereich dienen. Ein dritter<br />

Begriff ist in diesem Zusammenhang die<br />

Teilgemeinschaftspraxis.<br />

Eine Teilgemeinschaftspraxis für<br />

ganz MEDI Baden–Württemberg<br />

Seit der Änderung der Musterberufsordnung<br />

2004 dürfen <strong>Ärzte</strong> ihre Sprechstunde<br />

an bis <strong>zu</strong> drei Standorten abhalten,<br />

auch begrenzt auf bestimmte Leistungen<br />

wie etwa Prävention. Das gilt<br />

allerdings nur für die privatärztliche Tätigkeit.<br />

<strong>Die</strong>se privatärztlichen Sprechstunden<br />

können auch von mehreren <strong>Ärzte</strong>n gemeinsam<br />

in sogenannten Teilgemeinschaftspraxen<br />

abgehalten werden. MEDI<br />

hat gemeinsam mit Rechtsanwalt Schade<br />

ein Modell entwickelt, damit die <strong>Ärzte</strong> die<br />

neuen Möglichkeiten nutzen können.<br />

Dabei können alle <strong>Ärzte</strong> und Psychotherapeuten<br />

aus Baden–Württemberg<br />

einer Partnerschaftsgesellschaft beitreten,<br />

23<br />

die unter einem gemeinsamen Namen<br />

an mehreren Orten Präventionsleistungen<br />

anbietet. <strong>Die</strong> individuelle Therapiefreiheit<br />

bleibt dabei gewahrt. Der<br />

Vorteil einer Partnergesellschaft besteht<br />

darin, dass Motivationspauschalen für die<br />

Überweisung von Patienten möglich<br />

sind. Und davon profitieren Überweiser<br />

und Behandler gleichermaßen. <strong>Die</strong> <strong>Ärzte</strong><br />

reichen alle entsprechenden Rechnungen<br />

bei einer Privatabrechnungsstelle<br />

ein, die das Geld bei den Patienten einzieht<br />

und nach einem bestimmten<br />

Schlüssel an Überweiser und Behandler<br />

verteilt. So haben <strong>Ärzte</strong> weniger Verwaltungs–<br />

und Inkassoaufwand.<br />

Zeichen setzen<br />

<strong>Die</strong>ses Modell könnte natürlich auch auf<br />

lokaler oder regionaler Ebene umgesetzt<br />

werden. Aber MEDI will damit ein Zeichen<br />

setzen: Wenn tausende <strong>Ärzte</strong> gemeinsam<br />

etwas Neues tun, signalisiert<br />

das der Öffentlichkeit, dass die <strong>Ärzte</strong>schaft<br />

selbständig agiert. MEDI will die<br />

ärztliche Freiberuflichkeit in therapeutischer<br />

und wirtschaftlicher Hinsicht stärken.<br />

<strong>Die</strong> Erweiterte Prävention in einer<br />

Teilgemeinschaftspraxis ist ein weiterer<br />

Schritt auf diesem Weg.<br />

Medizinische Inhalte gesucht<br />

<strong>Die</strong> angebotenen Leistungen <strong>müssen</strong><br />

natürlich medizinisch sinnvoll sein, dem<br />

aktuellen medizinischen Wissensstand<br />

entsprechen und einen fairen Preis haben.<br />

Im Unterschied <strong>zu</strong>m GKV–System<br />

bestimmt der Einzelne hier selbst über<br />

Qualität und Wirtschaftlichkeit – imDialog<br />

mit dem Patienten. Das erfordert aber<br />

auch eine kollegiale Toleranz, von den<br />

anderen nicht <strong>zu</strong> erwarten, dass ihr<br />

medizinisch–ethischer Standpunkt dem<br />

eigenen entsprechen muss.<br />

Stefan Weresch


MEDITIMES BUSINESS<br />

<strong>Die</strong> wichtigsten MEDI Verträge<br />

auf einen Blick<br />

Vertragsgegenstand<br />

Ambulante prä- und<br />

poststationäre<br />

Versorgung bei Knie–<br />

Hüft–Endoprothese,<br />

Operation der Endoprothese,<br />

stationärer<br />

Aufenthalt wie bisher<br />

➔ Integrationsvertrag<br />

gem. §§140aff.<br />

Werksärztliche<br />

Betreuung nicht krank<br />

geschriebener<br />

Arbeitnehmer<br />

➔ Integrationsvertrag<br />

gem. §§140aff.<br />

Hausarztorientierte<br />

Versorgung chronisch<br />

Kranker, ambulantes OP,<br />

Reduzierung stationärer<br />

Einweisungen<br />

➔ Integrationsvertrag<br />

gem. §§140aff.<br />

Vertragspartner<br />

Barmer Baden-Württemberg<br />

mit<br />

• Klinik Markgröningen<br />

• Vulpiusklinik Bad<br />

Rappenau<br />

DAK mit<br />

• Klinik Markgröningen<br />

• Vulpiusklinik Bad<br />

Rappenau<br />

Abschluss voraussichtlich<br />

<strong>zu</strong>m 01. 06.05:<br />

IKK und BKK<br />

Lan<strong>des</strong>verband BW mit<br />

• Klinik Markgröningen<br />

• Vulpiusklinik Rappenau<br />

• Klinik am Eichert<br />

Göppingen<br />

• Pforzheim<br />

• Geislingen<br />

• BKK Daimler–Chrysler<br />

• AOK RP<br />

• Techniker Krankenkasse<br />

• Südpfalz–Kliniken<br />

AOK Rheinland–Pfalz<br />

Ärztliche Leistung und<br />

beteiligte Fachgruppen<br />

1. Prästationär Orthopäde/Chirurg<br />

(Beratung, Ganzkörperstatus,<br />

Röntgen, Befundbericht)<br />

2. Prästationär Internist /Hausarzt<br />

(nur auf Anweisung Akutarzt)<br />

(Beratung, Ruhe–EKG, Spirographie<br />

Lunge, Labor, Befundbericht)<br />

3. Poststationär Orthopäde, Chirurg<br />

(Unters., Röntgen, Befundbericht,<br />

Ganganalyse)<br />

Dermatologe, Orthopäde und Internist<br />

halten in bestimmtem Turnus nachmittags<br />

eine Sprechstunde für nicht krank<br />

geschriebene Werksangehörige ab.<br />

Räume, Geräte und sonstiges Personal<br />

werden vom Werk gestellt.<br />

Ggf. Überweisung an Hausarzt. Der<br />

Internist kommt aus der Südpfalz–Klinik.<br />

Das Modell wurde von MEDI entwickelt<br />

und soll das Primärarztmodell aus<br />

§73cSGB Versetzen. Der Vertrag mit der<br />

AOK RPist ein Integrationsvertrag.<br />

Ein ähnlicher Vertrag wurde auf der<br />

selben Basis von der KV Nordwürttemberg<br />

abgeschlossen.<br />

• Primär<strong>zu</strong>gang <strong>zu</strong>m FA bleibt erhalten<br />

• HA erhält Arztbrief und entscheidet<br />

über Weiterbehandlung durch HA<br />

oder FA alleine bzw. durch beide<br />

• Zweitmeinungsverfahren bei<br />

stationärer Einweisung<br />

• Umset<strong>zu</strong>ng Grundsatz:<br />

ambulant vor stationär<br />

Der Vertrag gilt nur für chronisch Kranke.<br />

24<br />

Honorierung Arzt<br />

1. 105,– Euro<br />

(jeder Patient)<br />

2. 90,– Euro<br />

(auf Anweisung Akutarzt)<br />

3. 90,– Euro<br />

(jeder Patient)<br />

12,50 Euro jePatient pauschal,<br />

min<strong>des</strong>tens jedoch 100,– Euro<br />

je geleisteter Stunde.<br />

Fahrtkosten inbegriffen.<br />

Hausarzt erhält für Entgegennahme<br />

Bericht 3,50 Euro.<br />

1. Der Hausarzt bekommt für die<br />

Information, Beratung und<br />

Betreuung <strong>des</strong> Patienten eine<br />

Pauschale von 44,– Euro pro<br />

Jahr.<br />

2. Der Facharzt erhält als Betreuungspauschale<br />

16,– Euro pro<br />

Jahr.<br />

3. Für das Zweitmeinungsverfahren<br />

erhält der Facharzt<br />

15,– Euro.<br />

Nur der <strong>zu</strong>sätzliche Aufwand für<br />

die Integrationsversorgung wird<br />

honoriert. <strong>Die</strong> ärztliche Leistung<br />

selbst wird nach wie vor über die<br />

KV abgerechnet. Das schont den<br />

1–Prozent–Topf.


Vertragsgegenstand<br />

Akuter Hörsturz<br />

Vertrag ist auch für<br />

Nichtmitglieder geöffnet<br />

➔ Integrationsvertrag<br />

gem. §§140aff.<br />

Vertragspartner<br />

BKK und IKK<br />

Lan<strong>des</strong>verband Baden-<br />

Württemberg<br />

(die einzelnen BKKen<br />

schreiben sich einzeln ein<br />

➔ aktuelle Liste<br />

im Internet ).<br />

BUSINESS<br />

Ärztliche Leistung und<br />

beteiligte Fachgruppen<br />

MVZ in der Hand von<br />

Niedergelassenen? Na klar!<br />

Wo früher Krankenhäuser aus öffentlichen<br />

Geldern subventioniert wurden,<br />

ist das Geld heute knapp. Ein Krankenhaus<br />

<strong>zu</strong> schließen heißt für Politiker<br />

aber immer, Wählerstimmen <strong>zu</strong> verlieren.<br />

Also muss eine Alternative her wie<br />

ein Medizinisches Versorgungszentrum<br />

(MVZ). <strong>Die</strong> Krankenhausträger und die<br />

privaten Anbieter denken <strong>zu</strong>nächst an<br />

eigene MVZ mit angestellten <strong>Ärzte</strong>n,<br />

um Zuweisungen <strong>zu</strong> sichern. Doch hier<br />

haben niedergelassene <strong>Ärzte</strong> eine<br />

echte Chance: Sie könnten in leerstehende<br />

stationäre Einrichtungen einziehen<br />

und MVZ in eigener Trägerschaft<br />

aufbauen.<br />

1. Behandlungs-Komplex I (HNO)<br />

3Tage alternativ:<br />

a. Infusion (HNO)<br />

b. Orale Therapie (HNO):<br />

1. und 3.Tagbeim Arzt<br />

2. BehandlungskomplexII<br />

Bei nicht ausreichender Besserung<br />

nach KomplexI<br />

7–tätige Infusionstherapie:<br />

a. KomplexII a<br />

(Hausarzt /Internist /Notfallpraxis<br />

am Wochenende): 6 Tage Infusion<br />

b. KomplexII b(HNO):<br />

1Infusion und Untersuchung<br />

3. Psychotherapie auf Anweisung <strong>des</strong><br />

HNO–Arztes (drei probatorische<br />

Sit<strong>zu</strong>ngen je 50 Min.)<br />

4. Hausärztlich/internistische Untersuchung<br />

mit Abklärung vaskulärer<br />

Risikofaktoren.<br />

5. Abschließende Hörprüfung (HNO)<br />

nach 3 Monaten mit epikritischer<br />

Bewertung anhand Befundbogen<br />

<strong>Die</strong> technische Ausstattung und der Fortschritt<br />

führen <strong>zu</strong> hohen Investitionen, die<br />

einzelne <strong>Ärzte</strong> kaum noch bewältigen.<br />

Vielerorts stehen aber Kliniken oder Teile<br />

davon leer. <strong>Die</strong> Kommunen wären dankbar,<br />

wenn dort <strong>Ärzte</strong> einziehen würden,<br />

schließlich sind (günstige) Mieter besser<br />

als ungenutzte Immobilien. Insofern<br />

könnten anfangs einige <strong>Ärzte</strong> mit Teilpraxen<br />

einsteigen, insbesondere wenn nach<br />

dem neuen EBM ihr Zeitlimit überschritten<br />

ist. Je nach Bausubstanz und Verhandlungsgeschick<br />

könnten <strong>Ärzte</strong> günstige<br />

Mietpreise erzielen oder ein Gebäude<br />

preiswert kaufen.<br />

<strong>Die</strong> Standorte der Krankenhäuser sind<br />

25<br />

Honorierung Arzt<br />

MEDITIMES<br />

a. 233,– Euro incl. Medikamente<br />

b. 128,– Euro incl. Medikamente<br />

a. 206,– Euro incl. Medikamente<br />

b. 60,– Euro incl. Medikamente<br />

223,50 Euro<br />

(74,50 Euro jeSit<strong>zu</strong>ng)<br />

58,– Euro<br />

47,– Euro<br />

Stefan Weresch<br />

meist gut,da sie verkehrstechnischgut erreichbar<br />

sind. Es gibt ausreichend Räumlichkeiten,<br />

so dass auch Projekte wie ambulante<br />

Reha–Einrichtungen oder Institute<br />

für Nahrungsergän<strong>zu</strong>ng sehr gut Platz<br />

finden. Kleine Belegabteilungen sind<br />

ebenfalls denkbar, umder Bevölkerung<br />

eine erste Anlaufstelle <strong>zu</strong> bieten.<br />

Auf keinen Fall sollten <strong>Ärzte</strong> dieses<br />

Feld den Krankenhausträgern überlassen.<br />

Es gibt Regionen, in denen Landkreise<br />

mit staatlichen Geldern ingrößerer Entfernung<br />

<strong>zu</strong> alteingesessenen Kliniken Arztpraxen<br />

aufkaufen, um ein MVZ <strong>zu</strong> errichten.<br />

Für die Kliniken ist das selbstverständlich<br />

ein strategischer Vorteil, da sie<br />

Einweisungen in ihrem Sinne beeinflussen<br />

können. Solch eine Versorgung ist<br />

aber wesentlich teurer als eine mit mittelständischen<br />

flexiblen Strukturen.<br />

Werner Conrad


MEDITIMES PRAXISMANAGEMENT<br />

Wenn der Finanzbeamte<br />

dreimal klingelt…<br />

„Da ist der Betriebsprüfer vom Finanzamt“<br />

–fühlen Sie bei dieser Vorstellung<br />

eine Mischung aus Ohnmacht, negativer<br />

Vorahnung, Unwissenheit und<br />

Schuldgefühlen? Dann gehören Sie <strong>zu</strong>r<br />

großen Mehrheit der Freiberufler. Aber<br />

als Steuerpflichtiger haben Sie auch<br />

bei der Betriebsprüfung Rechte, die<br />

Ihre Position stärken.<br />

Wen darf das Finanzamt prüfen?<br />

Grundsätzlich <strong>zu</strong>lässig ist eine steuerliche<br />

Außenprüfung bei allen Gewerbetreibenden,<br />

Freiberuflern sowie Land- und Forstwirten.<br />

Bei Vermietern und Kapitalanlegern<br />

muss das Finanzamt einen erhöhten<br />

Sachaufklärungsbedarf schriftlich<br />

nachweisen, umeine Außenprüfung <strong>zu</strong><br />

rechtfertigen. In jedem Fall wird die<br />

Prüfung min<strong>des</strong>tens zwei Wochen <strong>zu</strong>vor<br />

durch eine detaillierte Prüfungsanordnung<br />

schriftlich angeordnet. Mitgeteilt<br />

werden die <strong>zu</strong> prüfenden Jahre und<br />

Steuerarten. Schon hiergegen verspricht<br />

der Einspruch Erfolg, wenn etwa das<br />

26<br />

Finanzamt einen Prüfungszeitraum<br />

von fünf statt der<br />

üblichen drei Jahre wählt.<br />

Wo und wann darf das<br />

Finanzamt prüfen?<br />

Streitbefangen ist oft der<br />

Prüfungsort. Aus Gründen<br />

der besseren „Übersicht“ soll<br />

er oft beim Steuerpflichtigen<br />

stattfinden. Allerdings lassen<br />

die beengten Verhältnisse<br />

beim Steuerpflichtigen oft ein<br />

Umverlegen <strong>des</strong> Prüfungsortes<br />

<strong>zu</strong>m Steuerberater geboten<br />

erscheinen.<br />

Einspruch ist auch nötig,<br />

wenn der Termin der Prüfung<br />

– etwa in der Hauptsaison<br />

oder bei Urlaub <strong>des</strong> Unternehmers<br />

– absolut nicht<br />

passt. Wird dennoch von Seiten<br />

<strong>des</strong> Finanzamts auf dem<br />

Termin bestanden und die<br />

Prüfungsanordnung nicht aufgehoben,<br />

kann alles, was<br />

sich der Prüfer an Informationen<br />

rechtswidrig angeeignet<br />

hat, <strong>zu</strong> einem Verwertungsverbot<br />

führen. Sollte das Finanzamt<br />

unversteuerte Einnahmen finden, bleiben<br />

diese unversteuert.<br />

Was ist tabu?<br />

Für den Betriebsprüfer tabu sind alle Jahre<br />

und Steuerarten, die nicht in der Prüfungsanordnung<br />

ausdrücklich genannt<br />

sind. Möchte der Prüfer hier dennoch hineinschauen,<br />

somuss er eine erweiterte<br />

Prüfungsanordnung vorlegen, was nur<br />

für weitere zwei Jahre möglich ist.<br />

Geprüft werden können auch Zeiträume,<br />

die bereits bestandskräftig sind, also für<br />

die der Vorbehalt der Nachprüfung nach


§164 AO nicht gilt. Ob die Bescheide geändert<br />

werden können, hängt oft von der<br />

Dokumentation <strong>des</strong> <strong>zu</strong> beurteilenden<br />

Sachverhalts in der Steuererklärung ab.<br />

Hat der Steuerpflichtige in der Vergangenheit<br />

alle Aufwendungen für die Renovierung<br />

eines Hauses als Kosten abgesetzt<br />

und diese in der Steuererklärung<br />

durch Belege dokumentiert, kann das<br />

Finanzamt seine Rechtsansicht <strong>zu</strong>m<br />

Nachteil <strong>des</strong> Steuerpflichtigen nicht mehr<br />

ändern, in dem es die Baukosten <strong>zu</strong><br />

Gewinnen macht. Denn bei bestandskräftigen<br />

Steuerbescheiden muss der<br />

Prüfer dem Steuerpflichtigen nachweisen,<br />

dass es sich bei der Prüfungsfeststellung<br />

um eine für das Finanzamt neue<br />

Tatsache handelt, also noch nicht aktenkundig<br />

ist.<br />

Was <strong>müssen</strong> und können Sie tun?<br />

Der Steuerpflichtige ist immer <strong>zu</strong>r Mitwirkung<br />

verpflichtet. Das gilt sogar bei<br />

Eröffnung eines Steuerstrafverfahrens.<br />

Würde sich der Steuerpflichtige durch die<br />

Mitwirkung selbst belasten, darf die<br />

Finanzbehörde seine Mitwirkungspflicht<br />

nicht mit Zwangsmitteln durchsetzen.<br />

Der Steuerpflichtige kann hier de facto<br />

die Aussage verweigern. Um die Mitwirkungspflicht<br />

nicht rechtswidrig <strong>zu</strong> erlangen,<br />

muss der Betriebsprüfer den Steuerpflichtigen<br />

rechtzeitig von einer etwaigen<br />

Einleitung eines Strafverfahrens informieren.<br />

Andernfalls gilt wieder ein Verwertungsverbot.<br />

In jedem Fall sollte der Steuerpflichtige<br />

– möglichst schon bei Prüfungsbeginn<br />

–einen schriftlichen Bericht über die<br />

Feststellungen anfordern. Der Prüfer ist<br />

nicht verpflichtet, dem Steuerpflichtigen<br />

einen Prüfungsbericht <strong>zu</strong> geben, wenn er<br />

diesen nicht <strong>zu</strong>vor verlangt hat: Denn<br />

ohne schriftlichen Bericht tut man sich in<br />

der Schlussbesprechung, die ebenfalls<br />

separat beantragt werden muss, schwer,<br />

fundierte Gegenargumente vor<strong>zu</strong>bringen.<br />

Hier hat man Gelegenheit, seine Sicht der<br />

Dinge vor<strong>zu</strong>bringen. In früheren Jahren<br />

konnte man hier mittels einer ausgeprägten<br />

Basarmentalität das steuerliche<br />

Mehrergebnis herunterhandeln. Das geht<br />

heute nicht mehr so leicht, denn der<br />

Prüfungsbericht geht in der Finanzverwaltung<br />

noch durch mehrere Hände.<br />

PRAXISMANAGEMENT<br />

AUTOR<br />

Christoph Platz ist Steuerberater und<br />

vereidigter Buchprüfer bei der metax,<br />

einem Verbund unabhängiger Steuerberater,<br />

die sich auf die Wirtschafts–<br />

und Steuerberatung von <strong>Ärzte</strong>n und<br />

Zahnärzten spezialisiert haben. In ganz<br />

Deutschland betreuen die metax–<br />

Steuerberater 1.500 <strong>Ärzte</strong>.<br />

Mehr Infos finden Sie im Internet unter:<br />

➜ www.metax.de<br />

Fazit<br />

Auch wenn es so scheint - das letzte Wort<br />

hat nicht der Außenprüfer. Das heimische<br />

Finanzamt entscheidet letzt<strong>endlich</strong> darüber,<br />

ob die Rechtsansichten und Feststellungen<br />

<strong>des</strong> Betriebsprüfers in einen<br />

Steuerbescheid eingehen oder nicht.<br />

Gegen diesen Bescheid sind alle Rechtsbehelfe<br />

wie Einspruch, Klage und Ausset<strong>zu</strong>ng<br />

der Vollziehung möglich. Es besteht<br />

also kein Grund, feuchte Hände <strong>zu</strong> bekommen.<br />

Wie immer ist die professionelle<br />

Wahrung ihrer Interessen der Schlüssel<br />

<strong>zu</strong>m Erfolg.<br />

Dipl.–Kfm. Christoph Platz<br />

27<br />

MEDITIMES<br />

QM:Was haben<br />

wir davon?<br />

<strong>Die</strong> Vorteile für den Praxisbetrieb<br />

<strong>zu</strong>sammengefasst:<br />

• Klare Anweisungen für wiederkehrende<br />

Aufgaben bringen mehr Sicherheit<br />

und weniger Zeitverlust.<br />

• Bei Unklarheiten kann jeder Mitarbeiter<br />

im Handbuch nachschlagen –<br />

auch <strong>zu</strong> Bereichen, die er bisher kaum<br />

kannte.<br />

• <strong>Die</strong> Zeit, die nicht mehr für Nebensächlichkeiten<br />

gebraucht wird, steht<br />

den Patienten <strong>zu</strong>r Verfügung. Der<br />

Praxisablauf wird insgesamt runder<br />

und individueller.<br />

• <strong>Die</strong> Tage, andenen man abends nicht<br />

mehr weiß, wo einem der Kopf steht,<br />

sind weniger geworden, bei identischer<br />

Inanspruchnahme und identischem<br />

Tätigkeitsprofil der Praxis.<br />

• Der Feierabend gelingt bisweilen früher,<br />

ist aber unbelasteter, weil weniger<br />

„Vorgänge offen“ sind.<br />

• Klare Zuständigkeiten innerhalb <strong>des</strong><br />

Teams verhindern Missverständnisse<br />

und Missmut.<br />

• Sicher lassen sich Prozesse kostengünstiger<br />

darstellen, wenn sie besser<br />

organisiert sind. Eine Praxis unserer<br />

Struktur verändert das Ergebnis aber<br />

eher über die Einnahmenseite, als<br />

über die Ausgabenseite: Einige <strong>zu</strong>friedene<br />

Patienten mehr, die das weitersagen<br />

und die Inanspruchnahme der<br />

Praxis erhöhen, bringen mehr, als<br />

wenn wir Einmalhandtücher 30 Cent<br />

billiger einkaufen.<br />

• Wir wissen jetzt, was Zertifizierung<br />

bedeutet und was sie kann. Es ist<br />

daran nichts Mystisches, Unerreichbares<br />

oder Elitäres! Wir sind uns einig:<br />

Unter dem Strich war das QM eine<br />

sinnvolle Investition.<br />

Dr. Wolfgang Miller,<br />

Chirurg aus Leinfelden-Echterdingen


MEDITIMES<br />

Vertragswirrwarr –<br />

Stress in der Praxis?<br />

Disease–Management–Programme<br />

(DMP), Verträge <strong>zu</strong>r Hausarztzentrierten<br />

Versorgung und Integrationsverträge<br />

–haben Sie noch den Überblick?<br />

Sicher ist nur, dass alle diese Verträge<br />

einen erhöhten Verwaltungsaufwand<br />

verursachen. MEDI Verträge sorgen<br />

immerhin für <strong>zu</strong>sätzliche Einnahmen –<br />

es macht also Sinn, nach einer Lösung<br />

mit möglichst wenig Aufwand und viel<br />

Ertrag <strong>zu</strong> suchen.<br />

„Mal sehen, ob die Patienten<br />

überhaupt mitmachen“<br />

Wer so denkt, wartet erst mal ab, logisch.<br />

Das hat den Vorteil, dass man nichts<br />

unternehmen muss. Der Nachteil ist aber<br />

ebenso deutlich: <strong>Die</strong> Patienten sprechen<br />

mit dem Team und dem Arzt über dies und<br />

jenes – und auch über den neuen Vertrag.<br />

Je mehr Einzelverträge es gibt, <strong>des</strong>to<br />

mehr Einzelgespräche <strong>müssen</strong> Sie führen.<br />

Zeit sparender ist es dagegen, sich<br />

rechtzeitig <strong>zu</strong> entscheiden, an welchen<br />

Verträgen die Praxis aktiv teilnimmt.<br />

Wenn das entschieden ist, geht es darum,<br />

möglichst viele passende Patienten<br />

<strong>zu</strong>m Einschreiben <strong>zu</strong> bewegen –jemehr,<br />

<strong>des</strong>to besser! Wenn Sie nur wenige<br />

Patienten pro Vertrag haben, ist die unproduktive<br />

Einarbeitungszeit in das Ver-<br />

PRAXISMANAGEMENT<br />

tragswerk pro Patient hoch. Je mehr<br />

Patienten Sie in einem Vertragswerk haben,<br />

<strong>des</strong>to günstiger ist Ihr Verhältnis von<br />

bürokratischem Aufwand <strong>zu</strong> Einnahmen.<br />

Um Patienten an<strong>zu</strong>sprechen, brauchen<br />

Sie nicht viel: Einen erklärenden<br />

Serienbrief, eine Info–Veranstaltung über<br />

die Argumente für den Vertrag und vielleicht<br />

noch einen festen Sprechstundentermin<br />

<strong>zu</strong>m Einschreiben, fertig. Wenn<br />

eine der Arzthelferinnen <strong>zu</strong>r Vertragsspezialistin<br />

wird, werden Sie auch bei der<br />

Dokumentation entlastet.<br />

Desaster-Management?<br />

Auch wenn es passt: DMP heißen wirklich<br />

nicht Desaster–Management–Programme!<br />

Allerdings bringen sie <strong>zu</strong>sätzliche<br />

Aufgaben in die ambulante Versorgung.<br />

So haben sich etwa die Schulungsinhalte<br />

und –umfänge geändert. Mit dem<br />

Aufbau von Patientenschulungsvereinen<br />

hat MEDI bereits dafür gesorgt, dass<br />

<strong>Ärzte</strong> mit diesem Problem nicht alleine<br />

gelassen werden.<br />

Nicht in jeder Praxis war es bisher<br />

schon üblich, Patienten regelmäßig <strong>zu</strong>r<br />

Kontrolle ein<strong>zu</strong>bestellen. Wie groß der<br />

<strong>zu</strong>sätzliche Aufwand mit der Terminverwaltung<br />

ist, hängt auch von der Form der<br />

Terminplanung ab: Reicht das Terminbuch<br />

28<br />

Damit einzelne <strong>Ärzte</strong><br />

nicht im Vertragswust versinken,<br />

handelt MEDI eigene Verträge<br />

für seine Mitglieder aus.<br />

oder muss eine Software her? Machen<br />

Sie den Test: Wenn Frau Müller anruft,<br />

weil sie leider wieder einmal vergessen<br />

hat, wann sie das nächste Mal <strong>zu</strong>r<br />

Fußinspektion kommen sollte: Wie lange<br />

brauchen Sie, um ihren Termin <strong>zu</strong> finden?<br />

Und wie aufwändig ist ein Serienbrief<br />

<strong>zu</strong>m Recall oder als Information für<br />

potenziell teilnehmende Patienten?<br />

Wer nicht mitmacht,<br />

hat trotzdem Stress<br />

<strong>Die</strong> aktuellen Hausarztverträge bieten<br />

unschönes Anschauungsmaterial dafür,<br />

wie Arztpraxen von einem Vertrag tangiert<br />

werden, für den sie sich eigentlich<br />

gar nicht interessieren: Dafürchtet mancher<br />

Arzt um seine Patienten,die vielleicht<br />

<strong>zu</strong>m billigen Barmer–Hausarzt wechseln,<br />

vielleicht aber auch mit Erklärungen <strong>zu</strong>m<br />

Bleiben animiert werden könnten. Also<br />

wird inder Praxis wieder mal geredet, leise<br />

geflucht und argumentiert. Auch diese<br />

Erklärungen über die Nachteile eines Vertragswerkes,<br />

andem man sich aus gutem<br />

Grund nicht beteiligt, sind aufwändig.<br />

Auch hier sollten Sie die Informationsarbeit<br />

<strong>des</strong>halb systematisch angehen:<br />

Durch Info–Zettel, Informationen, Anzeigen<br />

oder vielleicht auch ein Plakat. Noch<br />

wichtiger ist allerdings ein Gespräch mit<br />

den Arzthelferinnen. Hier ist sorgfältige<br />

Überzeugungsarbeit gefragt.<br />

Ruth Auschra<br />

MEHR INFOS<br />

Brauchen Sie Handzettel, z.B. <strong>zu</strong>m<br />

Barmer–Vertrag? Oder Hilfe beim<br />

Aufbau eines Patientenschulungsvereins?<br />

Ihr MEDI Team hilft Ihnen gerne<br />

weiter.<br />

MEDI Verbund<br />

Tel. 0711/ 80 60 79-0<br />

Fax: 0711/ 80 60 79-50<br />

info@medi-verbund.de


PRAXISMANAGEMENT<br />

„Medizinalltag.de“ –<br />

Der Blick hinter die Kulissen<br />

Online–Tagebücher, sogenannte Weblogs,<br />

sind stark imKommen –hier verbreiten<br />

sich Informationen rasend<br />

schnell. Unter www.medizinalltag.de<br />

berichten <strong>Ärzte</strong> der Öffentlichkeit, wie<br />

schwer es die immer weiter ausufernde<br />

Bürokratie und die immer knapperen<br />

Geldmittel machen, Patienten <strong>zu</strong><br />

versorgen.<br />

„WANZ–Medizin eben“, schreibt ein Arzt<br />

und erklärt: „Jedem Kassenpatienten stehen<br />

nur Maßnahmen <strong>zu</strong>, wie sie im Sozialgesetzbuch<br />

genau klassifiziert sind.“<br />

Das bedeutet: Jede Maßnahme, sei sie<br />

diagnostischer oder therapeutischer<br />

Natur, darf danach nur „notwendig“ sein,<br />

sie darf nicht besser als „ausreichend“<br />

sein, sie muss außerdem „wirtschaftlich“<br />

und „zweckmäßig“ sein. <strong>Die</strong> Anfangsbuchstaben<br />

dieser vier Begriffe <strong>zu</strong>ngengerecht<br />

sortiert ergeben das neue Schlagwort<br />

„WANZ“. Andere <strong>Ärzte</strong> erklären den<br />

Spagat, in dem sie täglich zwischen<br />

„WANZ“ und Medizin auf dem neuesten<br />

wissenschaftlichen Stand stehen, erklären<br />

Regresse und schildern ihren bürokratischen<br />

Arztalltag.<br />

Auch massive Zukunftsängste kommen<br />

<strong>zu</strong>r Sprache. Eine HNO–Ärztin sorgt<br />

sich angesichts immer weiter <strong>zu</strong>rückgehender<br />

Honorare um die Zukunft ihrer<br />

Helferinnen, die sie wohl bald entlassen<br />

muss. In anderen Beiträgen können Patienten<br />

nachlesen, was Budgets für ihren<br />

Arzt bedeuten und welche Blüten das<br />

ärztliche Abrechnungswesen treibt.<br />

Patienten die alltäglichen<br />

Probleme vor Augen führen<br />

Ins Leben gerufen wurde das Projekt<br />

von unserem Online–Nachrichtendienst<br />

„Facharzt.de“. Es geht auf eine Idee unserer<br />

Leser <strong>zu</strong>rück, die enttäuscht über die<br />

schlechte öffentliche Darstellung der <strong>Ärzte</strong>schaft<br />

sind und ihren Patienten etwas<br />

anderes vermitteln wollen als angebliche<br />

Abrechnungs– und Korruptionsskandale.<br />

<strong>Die</strong> <strong>Ärzte</strong> bei „Medizinalltag.de“ wollen<br />

der Öffentlichkeit vermitteln, mit welchen<br />

alltäglichen Schwierigkeiten sie durch<br />

gesetzliche Reglementierungen, Finanzknappheit<br />

und ausufernde Bürokratie <strong>zu</strong><br />

kämpfen haben.<br />

„Medizinalltag.de“ ist ein Weblog von<br />

<strong>Ärzte</strong>n für alle Interessierte. In einem<br />

typischen Weblog hält ein Autor (der<br />

Blogger) seine „Surftour“ durch das Internet<br />

fest, indem er <strong>zu</strong> besuchten Seiten<br />

einen Eintrag schreibt. Es gibt aber auch<br />

Fach–Weblogs, in denen ein Autor Artikel<br />

<strong>zu</strong> einem bestimmten Thema veröffentlicht.<br />

Andere Blogger erzählen auf ihrer<br />

Webseite Einzelheiten aus ihrem Privatleben.<br />

Weblogs sind keine Alternative <strong>zu</strong><br />

(Online–)Zeitungen, sondern eine Ergän<strong>zu</strong>ng.<br />

Im Idealfall reagieren Weblogs<br />

schneller auf Trends oder bieten weiterführende<br />

Informationen bzw. Links <strong>zu</strong><br />

bestimmten Themen. <strong>Die</strong> Gesamtheit<br />

aller Weblogs bildet die Blogosphäre.<br />

Ein Aufruf auf dem ersten „<strong>Ärzte</strong>tag<br />

von unten“ reichte, umgleich eine ausreichend<br />

große Zahl von Autoren <strong>zu</strong> gewinnen.<br />

Auch die ersten Patienten registrierten<br />

sich gleich, um die Einträge der<br />

<strong>Ärzte</strong> <strong>zu</strong> kommentieren. Wir wissen noch<br />

nicht, wohin der Weg genau führt. Bei<br />

diesem Projekt entscheiden alle Teilnehmer,<br />

was draus wird.<br />

Im nächsten Schritt <strong>des</strong>tilliert die<br />

Redaktion von „Facharzt.de“ aus den Weblogs<br />

Texte, setzt diese inein ansprechen<strong>des</strong><br />

Layout und stellt sie den Lesern als<br />

PDF-Dokument <strong>zu</strong>m Download <strong>zu</strong>r Verfügung<br />

–auch dies auf Leserwunsch. Wir<br />

von Facharzt.de sind von vielen <strong>Ärzte</strong>n<br />

angesprochen worden, die im Wartezimmer<br />

gezielt über die Situation in der<br />

ambulanten Medizin berichten wollen.<br />

<strong>Die</strong> PDF–Dokumente lassen sich ausdrucken<br />

und auslegen.<br />

Und so geht’s<br />

<strong>Ärzte</strong> registrieren sich namentlich bei<br />

Facharzt.de und können danach sofort<br />

ein Online–Tagebuch anlegen. Sie sind<br />

29<br />

AUTOR<br />

MEDITIMES<br />

Dr. Bernd Guzek ist ausgebildeter<br />

Krankenpfleger und Arzt, aber seit Anfang<br />

der 90er in der medizinischen<br />

Fachpresse tätig und Geschäftsführer<br />

<strong>des</strong> Promedico–Verlages. 2000 gründete<br />

er den Online–Nachrichtendienst<br />

„Facharzt.de“ und moderiert dort als<br />

Chefredakteur auch die für Laien<br />

geschlossenen Arztforen. Dort gehen<br />

täglich zwischen 150 und 600 neue<br />

Beiträge von <strong>Ärzte</strong>n deutschlandweit<br />

ein, die Themen reichen von politischen<br />

Diskussionen bis <strong>zu</strong> Kollegenhilfe<br />

bei Problemen mit der Praxissoftware.<br />

der Redaktion namentlich bekannt, treten<br />

aber im frei <strong>zu</strong>gänglichen Bereich der<br />

Weblogs nur unter einem Pseudonym<br />

auf. Eigenwerbung und medizinische Beratung<br />

von Laien sind <strong>Ärzte</strong>n im Internet<br />

untersagt, über ihren Alltag dürfen sie<br />

aber frei berichten. Interessierte Laien<br />

können die Tagebücher lesen. Nur wenn<br />

sie etwas kommentieren wollen, <strong>müssen</strong><br />

sie genauso wie die <strong>Ärzte</strong> Basisdaten angeben.<br />

Dr. Bernd Guzek


MEDITIMES PRAXISTEAM<br />

NACHGEFRAGT BEI<br />

CLAUDIA KAPLAN, 54<br />

ARZTFACHHELFERIN<br />

& PRAXISMANAGERIN<br />

AUS STUTTGART<br />

Was ist der Schwerpunkt Ihrer beruflichen<br />

Tätigkeit?<br />

Organisation, Empfang, Abrechnung,<br />

Umset<strong>zu</strong>ng aller Neuerungen –eigentlich<br />

alles, was anfällt.<br />

Was mögen Sie an Ihrem Beruf?<br />

Ich mag die Patientenkontakte und<br />

gebe mein umfangreiches Fachwissen<br />

gerne weiter.<br />

Und was nicht so?<br />

<strong>Die</strong> ständigen praxisfernen Neuerungen,<br />

die den Patienten und den Teams<br />

das Leben schwer machen und Frust<br />

verursachen.<br />

Haben Sie ein berufliches Ziel?<br />

Für mich persönlich habe ich eigentlich<br />

alles erreicht. Für die Arzthelferinnen<br />

insgesamt wünsche ich mir eine stärkere<br />

Berücksichtigung ihrer Kompetenz,<br />

weg vom Bild der Hilfskraft.<br />

Was tun Sie, um den Alltagsstress <strong>zu</strong><br />

verkraften?<br />

Faulenzen, Musik hören, lesen, spazieren<br />

gehen –ganz nach Lust und Laune.<br />

Mit wem würden Sie gerne maleinen<br />

Abend verbringen?<br />

Mit den Politikern, die uns den Praxisalltag<br />

schwer machen.<br />

Das Kassieren der<br />

Praxisgebühr ist Teamarbeit!<br />

<strong>Die</strong> Praxisgebühr bleibt ein Ärgernis im<br />

Praxisalltag. Damit die Arbeit trotzdem<br />

einigermaßen reibungslos läuft, sind<br />

nicht nur die Mitarbeiterinnen am<br />

Empfang gefordert, sondern auch der<br />

Arzt als Chef <strong>des</strong> Unternehmens.<br />

Der Praxischef gibt vernünftigerweise<br />

klare Anweisungen, wie <strong>zu</strong> verfahren ist,<br />

wenn beispielsweise…<br />

• ein Patient ohne Überweisungsschein<br />

am Empfang hoch und heilig verspricht,<br />

die Überweisung „ganz schnell“ vorbei<br />

<strong>zu</strong> bringen.<br />

• ein Patient mit Überweisung,aber ohne<br />

Chipkarte, amEmpfang steht.<br />

• ein Patient wegen einem kleineren Problem<br />

anruft,die Praxisgebühr in diesem<br />

Quartal aber noch nicht bezahlt hat.<br />

Natürlich lassen sich diese Fragen gut im<br />

Rahmen einer Teamsit<strong>zu</strong>ng klären. <strong>Die</strong><br />

Aufgabe der Praxisleitung besteht darin,<br />

für eine einheitliche Linie <strong>zu</strong> sorgen.<br />

Jede Menge Arbeit…<br />

Gerade die Patienten, die ihre Überweisungsscheine<br />

nachreichen wollen, verursachen<br />

im Praxisalltag jede Menge Arbeit.<br />

Dabei ist die Rechtslage eigentlich klar:<br />

Ein Rückzahlungsanspruch <strong>des</strong> Versicherten<br />

durch die nachträgliche Vorlage einer<br />

Überweisung oder eines Befreiungsausweises<br />

ist durch den Bun<strong>des</strong>mantelvertrag<br />

ausgeschlossen (§18 Abs.1 letzter<br />

Satz BMV-Ä, §21Abs.1 letzter Satz EKV).<br />

Trotzdem geben viele Teams Patienten<br />

ohne Überweisungsschein eine Chance,<br />

den Schein nach<strong>zu</strong>reichen. Der Grund<br />

dafür ist einfach: Arzt und Arzthelferinnen<br />

möchten Ärger vermeiden. Es ist<br />

ihnen unangenehm, den Patienten am<br />

Empfang <strong>zu</strong> erklären, dass sie Überweisungen<br />

nicht nachreichen dürfen. Dass<br />

sie entweder zehn Euro zahlen <strong>müssen</strong><br />

oder einen neuen Termin bekommen, <strong>zu</strong><br />

dem sie dann bitte den Überweisungsschein<br />

mitbringen.<br />

30<br />

Wie verfahren Sie<br />

mit Patienten, die den Ü-Schein<br />

nachliefern wollen?<br />

In manchen Praxen gibt es solche oder<br />

ähnliche Pfand–Regelungen: Der Patient<br />

zahlt zehn Euro und bekommt dafür eine<br />

Quittung, allerdings keine Praxisgebühr-<br />

Quittung, sondern eine handgeschriebene<br />

Pfand–Quittung. Das Geld wird<br />

schließlich nicht als Praxisgebühr verbucht,<br />

sondern als Pfand in der Kasse<br />

hinterlegt. Eine Kopie der Quittung bewahrt<br />

sich die Arzthelferin <strong>zu</strong>r Sicherheit<br />

auf. Sinnvollerweise wird vereinbart, bis<br />

wann der Patient mit dem Überweisungsschein<br />

kommt und der Vorgang in<br />

die Wiedervorlageliste aufgenommen.<br />

DER MEDI TIPP<br />

Klare Linie<br />

bei der<br />

Praxisgebühr<br />

Seit Anfang <strong>des</strong> Jahres gibt es bei uns<br />

eine klare Regelung für die Praxisgebühr:<br />

entweder der Patient hat 10 Euro<br />

dabei oder eine Überweisung. Wer nur<br />

<strong>zu</strong>r Vorsorge kommt oder minderjährig<br />

ist, braucht natürlich nichts <strong>zu</strong> zahlen.<br />

Der erste Schritt war, dass wir auf<br />

einer Teamsit<strong>zu</strong>ng den Beschluss gefasst<br />

haben, das „Ehrenamt für Krankenkassen<br />

und die Politik“ in unserer<br />

Praxis ab 2005 auf ein Minimum <strong>zu</strong> reduzieren.<br />

Für die Patienten haben wir<br />

einen Zeitschriften–Artikel <strong>zu</strong>m Thema<br />

Praxisgebühr und Überweisungsschein<br />

kopiert und auf den Empfangstresen<br />

gelegt.So wusstejeder gleichBescheid.<br />

<strong>Die</strong> befürchtete Flut von Beschwerden<br />

blieb aus!<br />

Claudia Kaplan


Bringt der Patient den Ü–Schein dann<br />

vorbei, bekommt er sein Geld <strong>zu</strong>rück und<br />

unterschreibt seinerseits eine Quittung,<br />

dass er das Geld <strong>zu</strong>rückerhalten hat.<br />

Bringt der Patient den Überweisungsschein<br />

nicht im vereinbarten Zeitraum<br />

vorbei, wird inmanchen Praxen noch telefoniert<br />

und erinnert, in anderen werden<br />

die hinterlegten 10,-Euro <strong>zu</strong>r Praxisgebühr<br />

erklärt und entsprechend verbucht.<br />

Ziemlich viel Arbeit für die Praxis,<br />

oder? Arbeit, die die Mitarbeiterin am<br />

Empfang je<strong>des</strong> Mal minutenlang beschäftigt,<br />

ohne dass die Praxis einen Cent<br />

damit verdient. Sicher, Sie wollen keinen<br />

Ihrer Patienten verlieren –aber <strong>müssen</strong><br />

Sie <strong>des</strong>halb Zeit opfern, um diese kostenlose<br />

Arbeit <strong>zu</strong> erledigen? Sie haben die<br />

Praxisgebühr nicht erfunden, Sie verdienen<br />

nichts daran, Sie haben keinen<br />

Grund, für die Nachlässigkeit Ihrer Patienten<br />

<strong>zu</strong> bezahlen. Aber all<strong>zu</strong> viele <strong>Ärzte</strong><br />

und Praxisteams tun genau das.<br />

Sie wollen die Situation ändern?<br />

• Schritt 1: Klärende Teamsit<strong>zu</strong>ng: Ab<br />

1. 10.05 soll bei uns folgende Regelung<br />

gelten –Regelung aufschreiben!<br />

• Schritt 2: Um unnötige Diskussionen<br />

ab<strong>zu</strong>kürzen, formulieren Sie am besten<br />

eine schriftliche Patienteninfo (vielleicht<br />

auch ein Plakat <strong>zu</strong>m Aufhängen<br />

am Empfang: „Sorry, aber wir dürfen<br />

nicht mit Ihnen über die Praxisgebühr<br />

diskutieren“)<br />

• Schritt 3: Umsetzen – und zwar ohne<br />

Ausnahme!<br />

Ruth Auschra<br />

PRAXISTEAM<br />

STICHWORT:<br />

MEDI Verbund<br />

Was genau ist der MEDI<br />

Verbund?<br />

MEDI ist der größte fachübergreifende<br />

<strong>Ärzte</strong>verbund für niedergelassene <strong>Ärzte</strong><br />

und psychologische Psychotherapeuten<br />

in Deutschland. Bun<strong>des</strong>weit gibt es<br />

rund 12.000 Mitglieder. Im Gegensatz<br />

<strong>zu</strong> vielen anderen <strong>Ärzte</strong>–Organisationen<br />

besitzt MEDI auch ein eigenes<br />

Unternehmen, das von <strong>Ärzte</strong>n für <strong>Ärzte</strong><br />

geleitet wird. Dank dieses Unternehmens,<br />

der MEDI <strong>Die</strong>nstleistungs GmbH,<br />

können MEDI <strong>Ärzte</strong> auch imBusiness–<br />

Bereich tätig werden. MEDI ist in<br />

Baden–Württemberg, Rheinland–Pfalz,<br />

Berlin, Hessen, Mecklenburg–Vorpommern<br />

und Westfalen–Lippe aktiv.<br />

Warum wurde MEDI<br />

überhaupt gegründet?<br />

MEDI wurde vor 6 Jahren von niedergelassenen<br />

<strong>Ärzte</strong>n gegründet, um ihre<br />

Wettbewerbs–Chancen im Gesundheitssystem<br />

<strong>zu</strong> verbessern. Das Problem ist<br />

nämlich, dass die niedergelassenen<br />

<strong>Ärzte</strong> auf der einen Seite immer mehr<br />

vom Staat dirigiert werden (siehe Praxisgebühr,<br />

DMP) und auf der anderen<br />

Seite ihre eigenen Interessen immer<br />

weniger umsetzen dürfen. Und das,<br />

obwohl der Arztberuf ein freier Beruf ist.<br />

Gleichzeitig bekommen die Arztpraxen<br />

immer stärkere Konkurrenz durch<br />

Krankenhäuser, medizinische Versorgungszentren<br />

oder Kapitalgeber, die<br />

ambulante Behandlungsstrukturen aufbauen<br />

wollen. Alle wollen ambulante<br />

Konkurrenz <strong>zu</strong> den Arztpraxen aufbau-<br />

31<br />

MEDITIMES<br />

en, insbesondere dort, wo sich Geld verdienen<br />

lässt. Damit die niedergelassenen<br />

Praxen nicht auf der Strecke bleiben,<br />

arbeitet MEDI Konzepte aus, wie<br />

Kliniken und Praxen künftig miteinander<br />

statt gegeneinander arbeiten können.<br />

Was hat unsere Praxis<br />

von MEDI?<br />

Der MEDI Verbund ist auf 3 Ebenen tätig:<br />

1.Er bietet den MEDI Praxen viele<br />

<strong>Die</strong>nstleistungen an, wie z.B. EBM-<br />

Schulungen oder eigene Programme<br />

<strong>zu</strong>m Qualitätsmanagement. Darüber<br />

hinaus arbeitet MEDI eigene Vertragsund<br />

Kooperations-Konzepte aus, und<br />

stellt sie den Mitgliedern <strong>zu</strong>r Verfügung.<br />

Das alles ist für die niedergelassenen<br />

<strong>Ärzte</strong> heut<strong>zu</strong>tage sehr wichtig,<br />

damit sie ihre Praxen besser führen<br />

können.<br />

2. Wer Mitglied im MEDI Verbund ist,<br />

kann über Einkaufsgemeinschaften<br />

günstige Business-Angebote, wie z.B.<br />

günstigen Praxisbedarf, nutzen.<br />

3. MEDI macht für seine Mitglieder die<br />

politische und stan<strong>des</strong>politische Arbeit.<br />

Das heißt, MEDI setzt sich auf<br />

dieser Ebene für Praxen ein und versucht<br />

seine Ziele und Interessen<br />

gegenüber der Politik, den Krankenkassen<br />

und Krankenhäusern um<strong>zu</strong>setzen.<br />

MEDI versucht also, die niedergelassenen<br />

Arztpraxen trotz schwieriger Bedingungen<br />

im Gesundheitssystem am<br />

Leben <strong>zu</strong> erhalten – und damit auch die<br />

Arbeitsplätze der Arzthelferinnen.<br />

Übrigens klagt der MEDI Vorsitzende<br />

Dr. Werner Baumgärtner seit letztem Jahr<br />

auch gegen die Praxisgebühr. Baumgärtner<br />

will erreichen, dass die Krankenkassen<br />

das Inkasso der Praxisgebühr<br />

übernehmen – schließlich kommt ihnen<br />

die Gebühr <strong>zu</strong>gute.<br />

Angelina Schütz


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