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SCHLAF
WENN EULEN ZU LERCHEN WERDEN
Wer gerne spät zu Bett geht und lange schläft, hat im Alltag oft das Nachsehen. Doch mit einem
speziellen Training lässt sich der Schlafrhythmus umstellen – mit positiven Folgen.
Nachteulen leben mit einem so genannten
sozialen Jetlag: Die Zeiten
für Schule und Arbeit sind
überwiegend auf Menschen ausgelegt,
die früh schlafen gehen
und morgens munter sind. Untersuchungen zeigen,
dass Personen, die immer sehr spät ins Bett
kommen, ein erhöhtes Risiko für Stoffwechselstörungen
und Herzkrankheiten haben, aber
auch für Ängstlichkeit und Depression.
Wie britische Forscher aus Birmingham und
Surrey in ihrer Studie entdeckten, ist es jedoch
möglich, den eigenen Schlafrhythmus umzustellen.
Für das Experiment nahmen 22 extreme
Nachteulen an einem Training teil. Rund
die Hälfte der Probanden wurden gebeten, drei
Wochen lang morgens den Wecker zwei bis drei
Stunden früher zu stellen und sich abends zeitiger
hinzulegen. Nach dem Aufwachen sollten sie bald
frühstücken und versuchen, viel Tageslicht abzubekommen;
auch sportliche Aktivitäten sollten in
die Morgenstunden fallen. Kaffee und Nickerchen
nach 15 Uhr waren tabu. Die Kontrollgruppe erhielt
lediglich den Hinweis, stets zur selben Zeit
ihr Mittagessen einzunehmen. Vor und nach der
Intervention wurden die Probanden befragt und
im Schlaflabor untersucht.
Den Teilnehmern, die das komplette Training
absolvierten, gelang es, ihren Schlafrhythmus
um fast zwei Stunden nach vorne zu verschieben
– ohne dabei insgesamt weniger zu schlafen
als vorher und ohne abends im Bett länger wach
zu liegen. Statt wie zuvor um 2.46 Uhr schliefen
sie nun durchschnittlich um 1.03 Uhr ein, morgens
wachten sie rund zwei Stunden früher auf.
Auch der Zeitpunkt ihrer Mahlzeiten verschob
sich nach vorn. Bei den Probanden in der Kontrollgruppe
dagegen wanderte die Schlafphase
sogar noch etwas weiter nach hinten.
Der geschrumpfte soziale Jetlag hatte eine
Reihe positiver Auswirkungen: Die Werte für
Depressivität und Stress hatten sich in der Behandlungsgruppe
nach dem Training beinahe
halbiert. Außerdem fühlten sich die Teilnehmer
tagsüber weniger schläfrig.
»Die innere Uhr – die den Schlaftyp maßgeblich
mitbestimmt – ist grundsätzlich genetisch
vorgegeben«, sagt Thomas Kantermann, der
an der FOM Hochschule in Essen zum Thema
forscht und nicht an der Studie beteiligt war.
»Man wusste aber bereits, dass das Verhalten
und die Umwelt ebenfalls eine Rolle spielen.«
Neu sei, dass durch die Kombination vieler
Maßnahmen eine so deutliche Verschiebung des
Schlafs im Alltag erreicht werden könne. Wer
die eigene innere Uhr etwas vorstellen möchte,
könne also aktiv mitwirken. »Alle Vorgaben zusammen
umzusetzen, dürfte aber vielen schwerfallen«,
schränkt Kantermann ein. Es sei daher
wichtig, in weiteren Studien und mit mehr Probanden
zu untersuchen, was den größten Effekt
auf den Schlafrhythmus habe.
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von Joachim Retzbach
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