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KÄNGURUplus Juni 2018

Das Stadtmagazin für Familien mit Teenagern in Köln, Bonn und Region erscheint mit folgenden Themen: Kolumne: Fatih Çevikkollu Familienleben: Tattoos und Piercings Berufe-Check: Was macht eigentlich eine Konditorin? Themen, Tipps und Termine rund um Berufsorientierung, Ausbildung, Studium, Freiwilligendienst

Das Stadtmagazin für Familien mit Teenagern in Köln, Bonn und Region erscheint mit folgenden Themen:

Kolumne: Fatih Çevikkollu
Familienleben: Tattoos und Piercings
Berufe-Check: Was macht eigentlich eine Konditorin?

Themen, Tipps und Termine rund um Berufsorientierung, Ausbildung, Studium, Freiwilligendienst

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FAMILIENLEBEN<br />

Es muss nicht<br />

für die<br />

Ewigkeit sein<br />

© iStock_swk75<br />

AIRBRUSH-TATTOOS<br />

sind super, um die Eltern<br />

zu schocken. Sie wirken täuschend<br />

echt, sind allerdings abwaschbar.<br />

Sie eignen sich für alle, die<br />

Tattoos ausprobieren möchten.<br />

Die Bodypaintfarbe wird mit einer<br />

Airbrush-Pistole aufgespritzt.<br />

© iStock_piskunov<br />

HENNA-TATTOOS<br />

verschwinden nach ein paar<br />

Wochen wieder. Die rötlich-braune<br />

Henna-Farbe wird auf die Haut<br />

gemalt. Vorsicht bei spontanen<br />

Henna-Tattoos, z. B. am Strand. Die<br />

Inhaltsstoffe sind unklar. Vor allem<br />

dunkle Paste kann zu Verätzungen<br />

und Allergien führen.<br />

© iStock_lilburd<br />

BIO-TATTOOS ODER<br />

TEMPORÄRE TATTOOS<br />

sollen nach einiger Zeit verschwinden,<br />

weil sie nur in die oberste<br />

Hautschicht gestochen werden.<br />

Doch lange hielten sie dieses<br />

Versprechen nicht und blieben<br />

sichtbar. Nun gibt es neue Farben,<br />

deren Moleküle angeblich so klein<br />

sind, dass sie nach dem Einreiben<br />

mit einer speziellen Lösung<br />

verschwinden.<br />

DAS SAGT DER ARZT<br />

„Ich würde Tätowierungen verbieten.“ So<br />

Ingo Froböse, Professor an der Deutschen<br />

Sporthochschule Köln, im ARD-Morgenmagazin.<br />

Er kritisierte vor allem Bundesligavereine,<br />

die die Tattoos ihrer Spieler zulassen.<br />

Denn die Fußballprofis zeigten in der ersten<br />

Zeit nach dem Tattoo drei bis fünf Prozent<br />

weniger Leistung. Außerdem würden großflächige<br />

Tattoos das Schwitzen beeinflussen.<br />

60 bis 70 Prozent der Tinte bleibe nicht in<br />

der Haut, sondern gelange in die Blutbahn<br />

und färbe die Lymphknoten grün und blau.<br />

Tattoos sind für die Medizin ein großes Thema.<br />

Bisher hat niemand die Langzeitwirkung<br />

der unlöslichen Farbpigmente, die in die<br />

Lederhaut gesetzt werden, untersucht. Die<br />

darin enthaltenen löslichen Hilfs- und Konservierungsstoffe<br />

verteilen sich im Körper.<br />

Auch schwillt die Haut beim Stechen an. Es<br />

entsteht eine Wunde, die sich wie jede Wunde<br />

mit Viren, Bakterien und Pilzen infizieren<br />

kann.<br />

In Deutschland regelt die Tätowiermittel-<br />

Verordnung, welche Farben verwendet<br />

werden dürfen. Dennoch könnten gesundheitsschädliche<br />

Stoffe die Tattoo-Farben<br />

verunreinigen. Krebsauslösende Kohlenwasserstoffe<br />

und Schwermetalle wie Blei,<br />

Cadmium oder Quecksilber wurden bereits<br />

nachgewiesen.<br />

Allergiker sollten bedenken, dass Tattoo-<br />

Farben mit Nickel verunreinigt sein könnten.<br />

Auch rote Farbpigmente lösen möglicherweise<br />

Allergien aus. Diabetiker, Bluter und<br />

Personen, die blutverdünnende Medikamente<br />

einnehmen müssen, sollten mit ihrem Arzt<br />

reden, bevor sie sich tätowieren lassen.<br />

TATTOO-STUDIO<br />

WIE EIN OP<br />

Auch bei Piercings warnen Ärzte vor Langzeitrisiken<br />

und Allergien. Bei Menschen, die<br />

sich extrem piercen lassen, gehen Psychologen<br />

von selbstverletzendem Verhalten aus.<br />

Hygienisch arbeitende Tattoo- und Piercing-<br />

Studios sollten so keimfrei wie ein Operations -<br />

saal sein: Auf der Liege befinden sich Einwegtücher.<br />

Desinfektionsmittel und Einweghandschuhe<br />

sind selbstverständlich, Böden und<br />

Oberflächen sind gut abwischbar.<br />

Der Deutschen Dermatologischen Lasergesellschaft<br />

zufolge sind 10 Prozent der Tattoo-<br />

Inhaber mit ihrem Motiv unzufrieden.<br />

Spezialisierte Hautärzte können die Farbe mit<br />

Laserstrahlen spalten, die Partikel verteilen<br />

sich im Körper. Das dauert je nach Tattoo<br />

fünf bis zwanzig Sitzungen und schmerzt.<br />

Eine Erfolgsgarantie gibt es nicht.<br />

Durch Piercings entstandene Löcher ziehen<br />

sich zusammen, bleiben aber ein Leben lang.<br />

Das Loch lässt sich zwar operativ entfernen,<br />

indem die Ränder herausgestanzt werden<br />

und die Wunde vernäht wird. Dann bleibt allerdings<br />

eine Narbe.<br />

DAS SAGT DER<br />

RICHTER<br />

11:14 Uhr. Das war die Uhrzeit, zu der der<br />

Sohn eines Bonners zur Welt kam. Als Erinnerung<br />

wollte der junge Vater sich ein<br />

Zifferblatt mit genau dieser Uhrzeit auf den<br />

Handrücken stechen lassen. Doch die Uhr<br />

der Tätowiererin schlug anders. Sie stach<br />

ihm 11:09 Uhr auf die Hand. Der Mann zog<br />

vor Gericht. In einem Vergleich erhielt er<br />

1.500 Euro Schadenersatz. Argument des<br />

Richters: Der Kunde habe das Tattoo so<br />

nicht gewollt. Das sei nicht nur ein Mangel,<br />

sondern auch Körperverletzung.<br />

Rechtlich gesehen sind Tattoos und Piercings<br />

tatsächlich Körperverletzung. Sie wird<br />

allerdings nicht geahndet, wenn der Kunde<br />

einwilligt, umfassend über die Risiken aufgeklärt<br />

wurde und einsichts- und urteilsfähig ist.<br />

Ein gesetzliches Mindestalter gibt es nicht.<br />

Schließen Minderjährige einen Vertrag mit<br />

einem Tattoo- oder Piercing-Studio ohne die<br />

Unterschrift der Eltern, ist er nicht wirksam.<br />

Sind Tattoo oder Piercing falsch oder läuft<br />

etwas schief, gibt es weder Tipp-Ex noch<br />

Löschtaste. Dann entscheidet im Zweifelsfall<br />

der Richter. Typische Gründe für einen Prozess<br />

sind verunglückte Motive, Entzündungen<br />

und Narben. Wer zum Arzt geht, sollte<br />

ein Foto machen. Das gilt zwar nicht als Beweismittel,<br />

hilft aber zur Erinnerung für die<br />

eigene Aussage. Auch Gutachten sind möglich.<br />

Sachverständige können privat beauftragt<br />

oder vom Richter bestellt werden.<br />

Die Krankenversicherungen<br />

halten sich meistens raus.<br />

Auch ein schlechtes Tattoo<br />

ist Privatsache. Es kann sehr<br />

kostspielig werden.<br />

20 <strong>KÄNGURUplus</strong> 06/18

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