Beschaffung aktuell 03.2020
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www.beschaffung-<strong>aktuell</strong>.de<br />
Das Magazin für Einkauf, Materialwirtschaft und Logistik<br />
2020 03<br />
Künstliche Intelligenz<br />
im Einkauf<br />
■<br />
■<br />
Interview: Schuler automatisiert seine Prozesse<br />
Indirekter Einkauf bei ABB<br />
■ Masterstudiengang Einkauf 4.0
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2 <strong>Beschaffung</strong> <strong>aktuell</strong> 2020 03
Über Mut, Motivation und<br />
Menschen im Einkauf<br />
EDITORIAL<br />
Wir machen Ihren<br />
Einkauf Digital.<br />
Willkommen zur März-Ausgabe von <strong>Beschaffung</strong> <strong>aktuell</strong>. Wieder<br />
haben wir vielen Menschen aus dem Einkauf und dem Supply Chain<br />
Management zugehört. Lassen Sie sich inspirieren:<br />
Wie es aussieht, wenn man mit Mut und Entschlossenheit nicht auf<br />
andere wartet, sondern selbst zum Gestalter wird, hat der indirekte<br />
Einkauf von ABB gezeigt. Daniel Stumm und Sven Eisel, die Macher bei<br />
ABB, sprachen mit uns über ihren Pioniergeist und ihr Erfolgsrezept.<br />
Die Hochschule München bietet ab dem kommenden Wintersemester<br />
ein neues Lehrangebot für Einkäufer: „Digital Procurement and Supply<br />
Management“. Meine Redaktionskollegin Sanja Döttling interviewte<br />
Prof. Dr. Florian Kleemann, der den neuen Masterstudiengang betreut.<br />
Für unsere Titelgeschichte befragte Sabine Ursel den CPO Torsten R.<br />
Petrick und Daniel Schwenk, Head of SCM beim Pressenspezialisten<br />
Schuler. Ihr Projekt hat zum Ziel, alle geschäftsübergreifenden operativen<br />
Abläufe mithilfe einer Softwarelösung zu automatisieren.<br />
Prof. Dr. Robert Fieten, fachlicher Berater von <strong>Beschaffung</strong> <strong>aktuell</strong>, der<br />
die fachliche Leitung der 11. BME-E-Lösungstage innehat, präsentiert<br />
seine Highlights der Kongressmesse.<br />
Vor allem die neue EU-Medizinproduktverordnung trübt die Stimmung<br />
in der Medizintechnik. Insbesondere die <strong>Beschaffung</strong> sieht sich neuen<br />
Herausforderungen gegenüber, wie die Einkaufsexperten unserer<br />
freien Mitarbeiterin Ulrike Dautzenberg berichten.<br />
Wie übernimmt der Einkauf die Verantwortung für die Lieferketten auf<br />
Augenhöhe mit Entwicklung, Marketing und Produktion? Prof. Dr.<br />
Gerhard Heß und Manfred Laschinger, Einkaufsleiter bei Schreiner,<br />
beschreiben die notwendigen Schritte und erläutern ihre Konzepte.<br />
Wenn auch Sie ein interessantes Projekt haben, über das Sie gerne in<br />
einer der nächsten Ausgaben berichten möchten, schreiben Sie oder<br />
rufen uns an. Wir freuen uns auf Ihre Ideen.<br />
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Ihre<br />
Sabine Schulz-Rohde, Verantwortliche Redakteurin<br />
<strong>Beschaffung</strong> <strong>aktuell</strong><br />
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auf den 11. BME<br />
eLösungstagen in<br />
Düsseldorf.<br />
Stand 46.<br />
<strong>Beschaffung</strong> <strong>aktuell</strong> 2020 03 3
INHALT<br />
MAGAZIN<br />
8 Wirtschaftsindices<br />
10 Stahlpreisentwicklung <strong>aktuell</strong> – eine Analyse<br />
Kommt es zur Wende am Stahlmarkt?<br />
12 Der Rohstoff des Monats: Graphit<br />
Zwischen Kohle, Bleistift und Diamant<br />
MANAGEMENT<br />
Titelthema<br />
14 Künstliche Intelligenz im Einkauf<br />
Automatisierung im Einkauf der Schuler AG –<br />
Quantensprung der Technik<br />
18 E-Lösungstage 2020 – ein Ausblick<br />
Vom Hype zur gelebten und hoffentlich<br />
auch geliebten Praxis<br />
20 Mobilfunktarife für Unternehmen<br />
Überall erreichbar<br />
22 Treffen der Automobilbranche<br />
Automotive Procurement Forum 2020<br />
24 Einkauf in der Medizintechnik<br />
Zwischen Innovation und Kostendruck<br />
28 Indirekter Einkauf bei ABB<br />
Einfach machen – erfolgreich im Einkauf<br />
32 Factoring als Finanzierungsmodell<br />
Zahlungsziel: ein Tag<br />
34 Der Supply-Chain-Planer verändert sich<br />
Vertrauen in KI lernen<br />
36 Strategische Transformation im Einkauf, Teil 1<br />
Vom Einkauf zum strategischen Player<br />
38 Ninian Wilson, Vodafone Procurement<br />
Supercharging mit KI und Automatisierung<br />
40 Recht im Einkauf: Smartes Tendern<br />
Digitale Ausschreibungen<br />
rechtssicher managen<br />
INTRALOGISTIK<br />
42 Messevorbericht<br />
Logimat lockt Intralogistiker ins Ländle<br />
44 E-Stapler-Baureihe RX 60<br />
Elektro-Fahrleistung auf einem neuen Level<br />
45 Experteninterview<br />
Thomas A. Fischer, CSO, Still GmbH<br />
46 Innovationen für die Intralogistik<br />
Produkte auf der Logimat in Stuttgart<br />
BETRIEB<br />
52 Aluminiumprofile<br />
Tomaten ziehen im ewigen Eis<br />
54 Steiggeräte<br />
Wie Einkäufer die richtigen Steighilfen<br />
auswählen<br />
FERTIGUNGSTECHNIK<br />
56 Fachmesse Metav<br />
Prozesskette der Metallbearbeitung<br />
Titelthema<br />
Titelbild: Jochen Günther<br />
Künstliche Intelligenz<br />
Torsten R. Petrick (r.), CPO bei Schuler, und<br />
Reinald Schneller, Geschäftsführer des<br />
Software- Spezialisten Netfira, über<br />
automatisierte Geschäftsabläufe. Seite 14<br />
Einkauf 4.0 studieren<br />
Die Hochschule München bietet ab diesem Winter -<br />
semester den BWL-Masterstudiengang „Digital<br />
Procurement and Supply Management“ mit dem<br />
Fokus auf Einkauf 4.0 an. Seite 70<br />
Fachmesse für Intralogistik<br />
Stapler, Förderzeuge, Handlingsysteme<br />
oder Fahrerassistenzsysteme – auf der<br />
Logimat gibt es viele neue Lösungen für<br />
den Warentranspor zu sehen. Seite 42<br />
4 <strong>Beschaffung</strong> <strong>aktuell</strong> 2020 03
66. JAHRGANG<br />
2020 03<br />
57 Fachmesse GrindTec<br />
Schleiftechnik in ihrer ganzen Bandbreite<br />
ZULIEFERUNG<br />
58 Metallpulver für additive Fertigung<br />
Schneller zum fertigen Produkt<br />
59 Arbeitssicherheit<br />
Flexibles Absicherungskonzept<br />
für Abkantpressen<br />
BME<br />
64 11. BME-E-Lösungstage<br />
Vom Hype zur Praxis: Roadmap für die<br />
Digitalisierung in Einkauf und SCM<br />
KARRIERE<br />
70 Nachwuchs für die <strong>Beschaffung</strong><br />
Einkauf 4.0 studieren: Neuer Master<br />
an der Hochschule München<br />
71 Buchrezensionen<br />
Ein Blick hinter die Kulissen eines<br />
rätselhaften Tech-Giganten<br />
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RUBRIKEN<br />
3 Editorial<br />
49 Firmenregister<br />
59 Inserentenverzeichnis<br />
60 Partner des Einkaufs<br />
74 Impressum und Vorschau<br />
Folgen Sie uns online<br />
für noch mehr News.<br />
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Einkauf in der Medizintechnik<br />
Die EU-Medizinprodukteverordnung<br />
trübt die Stimmung in der Medizintechnik.<br />
Einkäufer aus der Branche berichten<br />
über ihre Besonderheiten. Seite 24<br />
Indirekter Einkauf bei ABB<br />
Nicht auf andere warten, sondern selbst zum<br />
Gestalter werden, das ist die Maxime von ABB. Daniel<br />
Stumm (r.) und Sven Eisel, die Macher im indirekten<br />
Einkauf bei ABB, über ihr Erfolgsrezept. Seite 28<br />
Bilder v. l.: sas; Nicolai Schneider; Still;<br />
Gorodenkoff/stock.adobe.com<br />
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<strong>Beschaffung</strong> <strong>aktuell</strong> 2020 03 5
MAGAZIN<br />
<strong>Beschaffung</strong> im Fokus: Strategie „Ambition2039“ für CO 2 -neutrale Pkws<br />
Mercedes-Benz sorgt mit Blockchain-Technologie für Transparenz in der Lieferkette<br />
Der Vorstandsvorsitzende der Daimler AG, Ola Källenius, stellte<br />
vergangenes Jahr unter der Überschrift „Ambition 2039“ die Ziele der<br />
ganzheit lichen Unternehmensstrategie von Mercedes-Benz Cars vor.<br />
Bild: Daimler AG<br />
Mit der „Ambition2039“ strebt Mercedes-Benz Cars eine CO 2 -neutrale<br />
Pkw-Neuwagenflotte an. Mercedes-Benz schafft im ersten Schritt<br />
Transparenz über die CO 2 -Emissionen und den Einsatz von Sekundärmaterial<br />
in der Lieferkette. Dazu hat das Unternehmen im Rahmen<br />
der Initiative „Startup Autobahn“ ein Pilotprojekt mit einem wichtigen<br />
Batteriezellenhersteller und Circulor gestartet, einem auf Blockchain-<br />
Technologien spezialisierten Start-up. Die Projektpartner fokussieren<br />
sich dabei zunächst auf Kobalt. Ein Blockchain-basiertes System bildet<br />
den Produktionsfluss ab sowie den einhergehenden CO 2 -Ausstoß. Die<br />
Blockchain-Technologie verbindet digitale Datensätze durch Kodierungen<br />
und lässt sich nicht unbemerkt verändern. Zugleich bleiben<br />
vertrauliche Informationen geschützt.<br />
Langfristig verfolgt Mercedes-Benz das Ziel einer Kreislaufwirtschaft.<br />
Dazu soll auch der Anteil an recyceltem Material erfasst werden. Das<br />
Netzwerk zeigt zudem an, ob die Daimler Nachhaltigkeitsanforderungen<br />
an beteiligte Unternehmen weitergegeben werden. Parallel dazu<br />
führt Mercedes-Benz Workshops mit Lieferanten durch, um Maßnahmen<br />
zur Reduktion von CO 2 -Emissionen zu identifizieren. (sd)<br />
BME-Award „Excellence in eSolutions“<br />
Vier Bewerber nominiert<br />
Für den BME-Award „Excellence in eSolutions“<br />
sind vier Bewerber nominiert worden.<br />
Mit dem Preis würdigt der Bundesverband<br />
Materialwirtschaft, Einkauf und Logistik e.V.<br />
innovative Leistungen von Anwenderunternehmen<br />
im Bereich elektronische <strong>Beschaffung</strong><br />
oder E-Procurement. Prämiert werden<br />
Konzepte, die nachweislich signifikant zur<br />
Performance-Steigerung des Einkaufs geführt<br />
haben. Die offizielle Bekanntgabe des Siegers<br />
erfolgt im Rahmen der 11. BME- E-Lösungstage<br />
am 24. März 2020 in Düsseldorf. Die nominierten<br />
Unternehmen sind:<br />
• Festo AG & Co. KG, Esslingen:<br />
„Festo Supplier Ecosystem“<br />
• Hesse GmbH & Co. KG, Hamm: „Der<br />
Einkauf als Dirigent und Pacesetter der<br />
digitalen Unternehmensstrategie“<br />
• Sew-Eurodrive GmbH & Co KG, Bruchsal:<br />
„Disruptive Scouting@SEW“<br />
• Siemens AG, Erlangen: „Reverse Sourcing<br />
durch den eMarketplace SCM CART“ (sd)<br />
Die Firmenzentrale von Festo in<br />
Esslingen am Neckar.<br />
Bild: Festo<br />
Spend Management<br />
Coupa übernimmt Simeno<br />
Coupa Software, ein Unternehmen im<br />
Bereich Cloud-basiertes Spend Management,<br />
hat die Simeno Holding, ein Unternehmen,<br />
das im Bereich der katalogübergreifenden<br />
Suche und des erweiterten Katalogmanagements<br />
aktiv ist, übernommen.<br />
Simeno extrahiert kundenspezifische Inhalte<br />
aus Websites von Drittanbietern und ermöglicht<br />
dadurch katalogübergreifendes Suchen,<br />
einschließlich Inhalten vieler führender<br />
B2B-Marktplätze. Die Suchfunktionalität von<br />
Simeno ermöglicht Mitarbeitern die gleichzeitige<br />
Suche in Firmen-intern und von Lieferanten<br />
verwalteten Katalogen. Das Unternehmen<br />
konzentriert sich auf das<br />
Lieferantenkatalogmanagement sowie das<br />
schnelle Hochladen von und Suchen in Katalogen.<br />
Coupa plant nach eigenen Angaben,<br />
sein Open-Buy-Programm durch solche<br />
Marktplätze zu erweitern. Mit der Übernahme<br />
will Coupa ihre lokale Präsenz in<br />
Deutschland und der Schweiz verstärken. (sd)<br />
Bild: j-mel/ stock.adobe.com<br />
<strong>Beschaffung</strong>splattform für den Maschinenbau<br />
Kreatize kauft Fabrikado<br />
Kreatize, eine <strong>Beschaffung</strong>splattform für den<br />
Maschinenbau, hat Fabrikado übernommen.<br />
Das Plattform-Unternehmen Fabrikado bietet<br />
in seinem Onlineshop über ein Zulieferer-<br />
Netzwerk unterschiedliche Fertigungsverfahren<br />
für maßgeschneiderte Metall- und<br />
Kunststoffbauteile auch in kleinen Losgrößen<br />
an. Durch den Zusammenschluss mit Fabrikado<br />
verbreitert Kreatize sein Angebot gezielt<br />
um Laserschneiden, 3D-Druck und einen<br />
Onlineshop mit sofortiger Angebotserstellung.<br />
Über die Kreatize-Plattform können<br />
Maschinenbauunternehmen den Prozess von<br />
der Bestellung bis zur Lieferung von Industriebauteilen<br />
abwickeln. Kunden können mit<br />
wenigen Klicks ein Angebot anfragen und<br />
transparent Bauteile bestellen. (sd)<br />
Die Kreatize-Gründer Simon Tüchelmann (li.)<br />
und Daniel A. Garcia Rodriguez (re.) zusammen<br />
mit Thomas Hoffmeister, Gründer von Fabrikado<br />
und künftiger CCO von Kreatize.<br />
Bild: Benjamin Ludigs
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<strong>Beschaffung</strong> <strong>aktuell</strong> 2020 03 7
MAGAZIN<br />
Der Einkaufsmanagerindex zum Jahresstart<br />
Index steigt, ist aber immer noch im<br />
negativen Bereich<br />
Im Januar kletterte der saisonbereinigte IHS Markit/BME Einkaufsmanagerindex<br />
– eine Momentaufnahme des verarbeitenden Gewerbes<br />
in Deutschland, abgeleitet aus Indizes für Auftragseingang, Produktion,<br />
Beschäftigung, Lieferzeiten und Vormaterialbeständen – auf<br />
45,3 Punkte und erreichte damit ein 11-Monatshoch. Nach 43,7 im<br />
Dezember und dem 10-Jahrestief im letzten September ist dies die<br />
dritte Verbesserung innerhalb von vier Monaten. Nichtsdestotrotz<br />
notiert der Index aber nach wie vor in der Schrumpfungszone.<br />
Der Hauptimpuls ging im Januar vom Gesamt-Auftragseingang aus.<br />
Dieser verzeichnete den geringsten Rückgang seit fünf Monaten und<br />
zwar hauptsächlich, da sich das Exportgeschäft stabilisierte. Die Produktion<br />
wurde im Januar so gering zurückgefahren, wie seit fünf<br />
Monaten nicht mehr. Trotzdem notierte der entsprechende Index<br />
deutlich unter dem für den Auftragseingang. Auch der Abbau von<br />
Arbeitskräften setzte sich fort. Der Druck auf die Hersteller, Preisnachlässe<br />
zu gewähren, blieb unverändert hoch. So sanken die Verkaufspreise<br />
bereits den siebten Monat in Folge. Einige der befragten Manager<br />
begründeten dies mit dem teils erbitterten Wettbewerb sowie<br />
den vergleichsweise niedrigen Einkaufspreisen. Erfreulicherweise<br />
setzte sich der Aufwärtstrend bei den Geschäftsaussichten fort. (sd)<br />
Bild: IHS Markit, BME<br />
Geschäftsklima der Zulieferindustrie im Januar<br />
Erwartungen erholen sich im Minusbereich<br />
Das Geschäftsklima der deutschen Zulieferindustrie im Januar spiegelt<br />
die verbesserte Erwartungshaltung der exportorientierten deutschen<br />
Industrie wider. Allerdings liegt der Saldo noch bei -12 Prozent.<br />
Dabei zeigt sich ein zweigeteiltes Bild: Während die Bewertung der<br />
<strong>aktuell</strong>en Lage im Januar erneut nachgab, verbesserten sich die<br />
Erwartungen für das erste Halbjahr 2020. Doch die Zulieferer brauchen<br />
noch einen langen Atem, bis sich ihre Erwartungen auch in den<br />
Realdaten zeigen. Denn das Jahr hält konjunkturelle und strukturelle<br />
Herausforderungen bereit. Insbesondere der Strukturwandel in der<br />
Automobilbranche wird die Zulieferindustrie fordern. Der Geschäftsklimaindex<br />
Zulieferindustrie wird von der Arbeitsgemeinschaft Zulieferindustrie<br />
(ArGeZ) mit dem Ifo-Institut ermittelt. (sd)<br />
Bild: Ifo München, ArGeZ Arbeitsgemeinschaft Zulieferindustrie<br />
Netzgeld-Analyse zum Herunterladen<br />
Praxiswissen Strom<br />
Der Portalbetreiber Enportal informiert mit<br />
seiner neuen „Netzentgelt-Analyse 2020“<br />
über die Preisveränderungen, die sich durch<br />
die neuen Netzentgelte ergeben. Anhand von<br />
fünf Standorten wertet die Analyse aus, mit<br />
welchen Stromkosten KMUs rechnen müssen.<br />
Die neue Infobroschüre bietet Energieeinkäufern<br />
gezieltes Praxiswissen<br />
zu den Chancen der<br />
Digitalisierung rund<br />
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Bild: Nikolai Titov/ stock.adobe.com<br />
Asklepios Kliniken setzen Online-Bibliothek um<br />
Bibliothek mit Meta-Suche<br />
Zur Informationsversorgung sind Kliniken<br />
einerseits auf lizenzierte Inhalte wie Zeitschriften,<br />
E-Books und Datenbanken angewiesen,<br />
nutzen parallel aber frei zugängliche<br />
Inhalte. Die Asklepios Kliniken wollten diese<br />
Welten in der internen Online-Bibliothek vereinen<br />
und den Mitarbeitern so immer den<br />
passenden und wissenschaftlich verifizierten<br />
Inhalt bereitstellen. Deshalb wurde die<br />
„Asklepios Zentralbibliothek online“ mit Lehmanns<br />
Media realisiert und ins Intranet eingebunden.<br />
Sie stellt eine Meta-Suchmaschine<br />
bereit, die lizenzierten und frei<br />
verfügbaren Content erschließt. In der Meta-<br />
Suche werden inhaltliche Suchergebnisse mit<br />
Lizenzinformationen „gematcht“, sodass die<br />
Mediennutzung über alle Quellen hinweg in<br />
einer konsolidierten Anwendung erfolgt. (sd)<br />
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Rohstoffpreisindex im Januar<br />
Energiepreise gefallen<br />
Der HWWI-Rohstoffpreisindex ist im Januar<br />
durchschnittlich um 3,3 Prozent (Euro: -3,2 %)<br />
im Vergleich zum Vormonat gefallen und<br />
notierte bei 112,1 Punkten (Euro: 112<br />
Punkte). Der Rückgang des Indexwertes ist<br />
auf die fallenden Rohöl- und Erdgaspreise<br />
zurückzuführen. Der Teilindex für Energie -<br />
rohstoffe fiel im Januar durchschnittlich um<br />
4 Prozent (Euro: -3,9 %) auf 111,9 Punkte<br />
(Euro: 111,8 Punkte), während die Indizes für<br />
Nahrungs- und Genussmittel und Industrierohstoffe<br />
leichte Anstiege im Vergleich zum<br />
Vormonat verzeichneten. Der Index für Nahrungs-<br />
und Genussmittel stieg um 0,3 Prozent<br />
(Euro: +0,4 %) auf 96,1 Punkte (Euro:<br />
96 Punkte) und der Index für Industrie -<br />
rohstoffe um 1,5 Prozent (Euro: +1,7 %) auf<br />
124,7 Punkte (Euro: 124,8 Punkte). (sd)<br />
www.hwwi-rohindex.de<br />
8 <strong>Beschaffung</strong> <strong>aktuell</strong> 2020 03
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<strong>Beschaffung</strong> <strong>aktuell</strong> 2020 03 9
MAGAZIN<br />
Stahlpreisentwicklung <strong>aktuell</strong> – eine Analyse<br />
Das Ende der Überkapazitäten – kommt es zur Wende<br />
am Stahlmarkt?<br />
Überkapazitäten im europäischen Stahlmarkt<br />
sind bereits seit vielen Jahren ein<br />
ständiges Thema. Daran geändert hat<br />
sich lange Zeit nur wenig. Über Jahre<br />
hinweg und noch bis Dezember 2018<br />
konnte man jeden Monat aufs Neue<br />
einen Anstieg der im europäischen und<br />
deutschen Markt verfügbaren Mengen<br />
erkennen.<br />
Der Stahlkompakt-Angebotsindex zeigte bis<br />
Anfang 2019 kontinuierlich Werte über 100,<br />
was gleichbedeutend mit einem Anstieg der<br />
im Markt verfügbaren Menge gegenüber<br />
dem Vorjahresmonat ist. Seit Februar 2019<br />
überschritt dieser Wert dann aber nur noch<br />
ein einziges Mal die „magische“ 100-Punkte-<br />
Marke. Der Markt lag also in 10 von 12 Monaten<br />
unter dem Vorjahreswert. Im Dezember<br />
2019 wurde sogar der tiefste Wert – also der<br />
größte Rückgang gegenüber dem Vorjahr –<br />
seit Beginn der Index-Erfassung im Januar<br />
2017 gemessen (Stand: 31.01.2020, s. Grafik 1).<br />
Im Gegensatz zur Angebotsmenge zeigt der<br />
Stahlkompakt-Nachfrageindex bereits ein<br />
gutes halbes Jahr zuvor kontinuierliche Rückgänge<br />
gegenüber den Vorjahresmengen. Da<br />
selbstverständlich auch am Stahlmarkt Angebot<br />
und Nachfrage maßgebliche Auswirkungen<br />
auf den Preis haben, waren die Preise<br />
in 2018 – teilweise mit leichtem zeitlichem<br />
Versatz – dann auch dementsprechend rückläufig.<br />
Die Bedeutung des Außenhandels<br />
Im Zuge der Diskussionen über Zölle und Umlenkungseffekte<br />
geht unser erster Blick zunächst<br />
in Richtung Außenhandel. Eine Auswertung<br />
der Eurofer-Daten zeigt hier bis Mai<br />
2019 relativ konstante Werte von etwa<br />
730.000 Tonnen Importüberschüssen pro<br />
Monat. Erst danach ergeben sich hier reduzierte<br />
Mengen. Die Entwicklung wäre sogar<br />
noch deutlicher, hätte es nicht im Juli einen<br />
„Ausreißer“ nach oben infolge der erhöhten<br />
Kontingente der Safeguard-Maßnahmen gegeben<br />
(s. Grafik 2).<br />
(1) Der Stahlkompakt-Angebotsindex von Mai 2018 bis Dezember 2019 zeigt bis Januar 2019 stets<br />
einen Anstieg der verfügbaren Menge gegenüber dem Vormonat.<br />
Die Mengen im Markt waren allerdings bereits<br />
ab Februar 2019 rückläufig. Der Außenhandel<br />
hat damit die Entwicklungen im zweiten<br />
Halbjahr 2019 unterstützt, die komplette<br />
Entwicklung 2019 kann dadurch aber noch<br />
nicht erklärt werden.<br />
Die Auswirkung der Produktionsmengen<br />
Zur Veranschaulichung haben wir die Produktionsdaten<br />
in der EU betrachtet und die Veränderung<br />
gegenüber dem Vorjahresmonat<br />
ausgewiesen. In 2018 ergibt sich dabei trotz<br />
Schwankungen im Ergebnis noch ein annähernd<br />
ausgeglichenes Bild. Für 2019 ist dann<br />
allerdings ein deutlicher Rückgang der Stahlproduktion<br />
erkennbar: Beginnend mit dem<br />
Januar sind sämtliche Monate des Jahres unter<br />
Vorjahresniveau (s. Grafik 3).<br />
Die Stahlproduzenten haben damit zwar erst<br />
mit etwas Verzug auf die bereits seit Sommer<br />
2018 reduzierte Nachfrage reagiert, aber sie<br />
haben reagiert. Als Einkäufer sollten Sie deshalb<br />
besonders aufmerksam sein, da auch die<br />
umgekehrte Reaktion – das Hochfahren der<br />
Produktion bei wieder steigender Nachfrage<br />
– vermutlich erst mit Verzögerung erfolgen<br />
wird. In einer solchen Situation könnte es<br />
dann zu Lieferengpässen und damit auch<br />
Preissteigerungen kommen.<br />
Das Stahlangebot allein reicht jedoch zur Beurteilung<br />
der <strong>aktuell</strong>en Marktentwicklung<br />
selbstverständlich nicht aus. Wie der Stahlkompakt-Nachfrageindex<br />
(s. o.) zeigt, ist auch<br />
der Bedarf rückläufig. Wir sind in der Vergangenheit<br />
bereits wiederholt auf die Nachfrageseite<br />
eingegangen, die Entwicklungen in<br />
den stahlverbrauchenden Industrien sind zudem<br />
regelmäßig der Presse zu entnehmen.<br />
Daher nachfolgend nur kurz zwei Beispiele:<br />
Ein wesentlicher Treiber ist die Automobilindustrie.<br />
So wurden in 2017 über 5,5 Mio. Pkw<br />
in Deutschland produziert. 2018 waren es<br />
dann nur noch etwas mehr als 5 Mio. und in<br />
2019 reduzierte sich die Anzahl produzierter<br />
Pkw weiter auf nur noch 4,7 Mio. Stück. Fast<br />
eine Million weniger produzierter Pkw bzw.<br />
ein Rückgang von 2017 zu 2019 um über 15 %<br />
hat natürlich einen nicht unerheblichen Einfluss<br />
auf die Stahlnachfrage.<br />
Die <strong>aktuell</strong>e Nachfragesituation<br />
Nicht ganz so extrem, aber doch merklich hat<br />
sich auch die Lage im Maschinenbau verschlechtert.<br />
So zeigt der Destatis-Index für<br />
Auftragseingänge im Maschinenbau einen<br />
mittleren Rückgang um 5 % von 2018 zu<br />
2019. Im Gegensatz zur Automobilindustrie,<br />
wo diese negative Entwicklung bereits im<br />
April/Mail 2018 begonnen hat, war dies im<br />
Maschinenbau allerdings erst ab Frühsommer<br />
2019 der Fall.<br />
Unser Fazit: Der Nachfrage-Rückgang scheint<br />
sich in den letzten Monaten des Jahres 2019<br />
stabilisiert zu haben. Wir liegen immer noch<br />
Bild: Stahlkompakt<br />
10 <strong>Beschaffung</strong> <strong>aktuell</strong> 2020 03
MAGAZIN<br />
Bild: Stahlkompakt auf Basis der Daten von Eurofer<br />
Bild: Stahlkompakt auf Basis von worldsteel.org<br />
(2) Die Außenhandelsdaten<br />
von Eurofer zeigen<br />
bis Mai 2019 relativ<br />
konstante Werte<br />
von etwa 730.000 Tonnen<br />
Importüberschüssen<br />
pro Monat. Erst<br />
danach ergeben sich<br />
reduzierte Mengen.<br />
(3) Für 2019 ist ein<br />
deutlicher Rückgang<br />
der Stahlproduktion<br />
erkennbar: Beginnend<br />
mit dem Januar sind<br />
sämtliche Monate des<br />
Jahres unter Vorjahresniveau.<br />
unter den Vorjahreswerten, wenn auch nicht<br />
mehr so deutlich. Dem entgegen steht der<br />
stärkste Rückgang seit vielen Jahren auf der<br />
Angebotsseite zum Ende 2019. Als Einkäufer<br />
gilt es daher, jetzt besonders wachsam zu<br />
sein. Denkbar erscheint hier ein Überschwingen<br />
des Systems. Dann bräuchte es gar keinen<br />
Nachfrageanstieg, wenn die Produzenten<br />
ihre Produktion im Verhältnis zu stark herunterfahren.<br />
Da im Stahlmarkt auch immer<br />
viel Psychologie im Spiel ist, ist das Gesamtsystem<br />
sehr sensibel, was dann ohne direkt<br />
erkennbare Ursachen zu starken Preisschwankungen<br />
führen kann. Es gilt daher, besonders<br />
gut auf die Marktveränderungen zu<br />
schauen und verschiedene Entwicklungen<br />
auf Angebots- und auch auf Nachfrageseite<br />
sehr genau zu beobachten.<br />
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<strong>Beschaffung</strong> <strong>aktuell</strong> 2020 03 11
MAGAZIN<br />
Der Bleistift müsste eigentlich Graphitstift heißen.<br />
Der Rohstoff des Monats: Graphit<br />
Zwischen Kohle, Bleistift und Diamant<br />
Bild: Anneke/stock.adobe.com<br />
Graphit ist ein besonders vielseitig verwendbares Mineral: angefangen von der Höhlenmalerei über den Bleistift bis<br />
hin zu Gussformen oder den Elektroden in Batterien. Ohne Graphit gäbe es auch keine E-Mobilität.<br />
Graphit hat jeder schon in der Hand<br />
gehabt: in Form eines Bleistiftes, der<br />
eigentlich Graphitstift heißen müsste.<br />
Das im 18. Jahrhundert zur Herstellung<br />
der Stiftmine verwendete Graphit wurde von<br />
den Nutzern irrtümlich für Bleierz gehalten;<br />
der Name hat sich seither gehalten. Dieser<br />
wiederum stammt vom griechischen<br />
„graphein“ – schreiben – ab. Was beweist,<br />
dass schon die alten Hellenen das weiche<br />
Mineral für Kunst und Dokumentation verwendet<br />
haben. Ruß, Koks und Holzkohle ähneln<br />
im Aufbau dem Graphit. Ihre Schichten<br />
sind aber nicht geordnet, sondern regellos<br />
gegeneinander verschoben oder verdreht. Im<br />
Graphit ist der Kohlenstoff dagegen in übereinanderliegenden<br />
Schichten angeordnet, die<br />
Die zweidimensionale Struktur von Graphen besitzt eine<br />
extreme Leitfähigkeit.<br />
sich unter anderem auf ein Blatt Papier verschieben<br />
lassen. Im Diamanten sind die Kohlenstoffatome<br />
wiederum dreidimensional<br />
(genauer gesagt: tetraedrisch) gebunden,<br />
woraus seine große Härte resultiert.<br />
Widerstandsfähiger als Stahl<br />
Graphit kommt in der Erdkruste häufig vor<br />
und besteht chemisch betrachtet aus reinem<br />
Kohlenstoff (C). Das Mineral ist vergleichsweise<br />
weich und zeichnet sich durch extreme<br />
Hitzebeständigkeit und Widerstandskraft<br />
gegen Laugen und Säuren aus. Deshalb werden<br />
knapp drei Viertel des weltweiten<br />
Bedarfs derzeit in der Stahlindustrie verwendet.<br />
Hier werden Brennöfen mit Graphit ausgekleidet,<br />
um sie widerstandsfähig gegen<br />
hohe Temperaturen zu machen.<br />
Ein weiterer bedeutender Einsatzbereich<br />
sind die Elektroden in<br />
Hochöfen: Für die Herstellung<br />
einer Tonne Elektrostahl werden<br />
ungefähr zwei Kilogramm Graphit<br />
verbraucht. Weitere 20 %<br />
des weltweiten Bedarfs werden<br />
im Maschinenbau und in der Automobilindustrie<br />
eingesetzt;<br />
Bild: nanomanpro/stock.adobe.com<br />
primär für Schmiermittel und<br />
Bremsbeläge. Weltweit werden<br />
jährlich circa 3,2 Mio. t Graphit<br />
verbraucht – gut die Hälfte<br />
(51 %) davon stammt aus der<br />
bergmännischen Förderung, der<br />
Rest (1,57 Mio. t) wird industriell hergestellt.<br />
Abgebaut wird Graphit vor allem in der Volksrepublik<br />
China, circa 70 % der weltweiten Förderung<br />
stammen aus dem Reich der Mitte.<br />
Insgesamt wird seit Jahren tendenziell etwas<br />
mehr gefördert als verbraucht, weshalb die<br />
Preise in den letzten fünf Jahren im Vergleich<br />
zu anderen Rohstoffen weniger volatil ausfallen.<br />
Allerdings schließt China vermehrt<br />
Minen, die technisch nicht mehr auf dem<br />
neusten Stand sind oder verschärften Umweltschutzgesetzen<br />
nicht mehr entsprechen.<br />
Das kann dazu führen, dass Chinas Bedeutung<br />
für den Weltmarkt in diesem Bereich<br />
langsam abnimmt. Trotzdem hat die Europäische<br />
Kommission Graphit bereits 2011<br />
wegen der Importabhängigkeit von China auf<br />
die Liste der kritischen Rohstoffe gesetzt.<br />
Fördern oder synthetisieren<br />
Synthetisches Graphit ist in der Herstellung<br />
deutlich teurer, dafür aber auch sehr rein (bis<br />
zu 99,9 %). Bei der sogenannten Graphitisierung<br />
werden kohlenstoffhaltige Ausgangsmaterialien<br />
(zum Beispiel Braun- und Steinkohle,<br />
Erdöl, Peche oder Kunststoffe) unter<br />
Luftabschluss und bei maximal 3000 °C zu<br />
polykristallinem Graphit umgewandelt. Als<br />
Ausgangsmaterial für die Graphitherstellung<br />
können auch Diamanten unter Laserbeschuss<br />
verwendet werden – ein Verfahren,<br />
das sich aus verständlichen Gründen nicht<br />
durchgesetzt hat.<br />
12 <strong>Beschaffung</strong> <strong>aktuell</strong> 2020 03
MAGAZIN<br />
Die einzige aktive deutsche Graphitmine mutierte<br />
2012 vom Besucherbergwerk wieder<br />
zur aktiven Förderstätte. Laut einer Pressemitteilung<br />
des Unternehmens ist der Abbau<br />
aufgrund steigender Nachfrage erneut rentabel<br />
geworden. Die Graphit Kropfmühl GmbH<br />
zählt heute nach eigenen Angaben zu den<br />
weltweiten Marktführern bei der Produktion<br />
von hochreinem Spezial-Graphit. Was zeigt,<br />
dass Graphit neue Einsatzbereiche und eine<br />
große Zukunft bevorsteht: in der Halbleitertechnik<br />
und vor allem auch in den Akkus von<br />
Elektroautos. In der Halbleiterforschung werden<br />
derzeit von Graphit abgeleitete Graphen<br />
intensiv erforscht: zweidimensionale Moleküllagen<br />
mit wabenförmig angeordneten<br />
Kohlenstoffatomen. Graphen sind das dünnste<br />
technisch verarbeitbare Material – drei<br />
Millionen Lagen sind gerade einmal einen<br />
Millimeter dick. Sie sind 300-mal härter als<br />
Stahl, dabei biegsam und zudem extrem leitfähig:<br />
Elektrische Ladungen können sich in<br />
einer solchen Wabe bis zu 100-mal schneller<br />
als in Silizium oder Kupfer bewegen. Das<br />
kann die Leistung integrierter Schaltungen<br />
exorbitant erhöhen.<br />
Die Zukunft besteht aus Graphit<br />
Unter anderem forschen Konzerne wie IBM,<br />
Samsung und BASF an konkreten Graphen-<br />
Anwendungen. IBM stellte bereits einen superschnellen<br />
150-Gigahertz-Transistor auf<br />
Basis von Graphen vor, Samsung ein<br />
Smartphone mit besonders leistungsstarkem<br />
Akku.<br />
Nur Graphitelektroden halten die Temperaturen beim Stahlkochen aus.<br />
Das größte Wachstumspotenzial besitzt<br />
Graphit im Bereich Elektrofahrzeuge. Schätzungen<br />
von Pricewaterhouse Coopers PWC<br />
prognostizieren, dass 2030 jedes dritte neu<br />
verkaufte Auto mit Strom fahren wird. Und<br />
Graphit ist ein zwingendes Zwischenprodukt<br />
für die Herstellung von Lithium-Ionen-Batterien,<br />
der bislang bevorzugten Energiequelle in<br />
Elektromobilen. Batterien für Elektroautos<br />
wiegen <strong>aktuell</strong> zwischen 400 und 750 kg und<br />
benötigen rund 40 kg reines, natürliches<br />
Graphit – zehnmal so viel wie Lithium. Analysten<br />
rechnen vor, dass in einer rein elektrischen<br />
Autowelt die Graphitnachfrage um<br />
264 % gegenüber der heutigen weltweiten<br />
Nach frage ansteigen dürfte. Allerdings<br />
eignet sich nur etwa ein Achtel der jährlichen<br />
Förderung für die Batterieproduktion. Deshalb<br />
werden die Nachfrage und damit auch<br />
der Preis in den nächsten Jahren voraussichtlich<br />
weiter steigen.<br />
Der Autor<br />
Michael Grupp, freier Journalist in Stuttgart<br />
Bild: Win Zhang/stock.adobe.com<br />
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<strong>Beschaffung</strong> <strong>aktuell</strong> 2020 03 13
MANAGEMENT<br />
Künstliche Intelligenz im Einkauf der Schuler AG<br />
Quantensprung der Technik – und nun ist<br />
der Mensch das Bottleneck<br />
Was kann Künstliche Intelligenz im Einkauf bewirken? Die Schuler AG, Weltmarktführer in der Umformtechnik aus<br />
Göppingen , erzielt durch sein erstes KI-basiertes Tool in der <strong>Beschaffung</strong> erhebliche Zeit- und Kostenersparnis.<br />
Mit Torsten R. Petrick, CPO bei Schuler, Daniel Schwenk, Head of SCM bei Schuler, und Reinald Schneller, Geschäftsführer<br />
des Software-Spezialisten Netfira, sprachen wir über digitalisierte Belege, automatisierte Auftragsbestätigungen (ABs)<br />
und die Anbindung von Lieferanten.<br />
<strong>Beschaffung</strong> <strong>aktuell</strong>: Herr Petrick, Sie haben<br />
den Einkauf bei Schuler transformiert und<br />
strategisch fit gemacht. Warum beschäftigen<br />
Sie sich erst jetzt mit automatisiertem Belegund<br />
Informationsfluss im operativen Einkauf?<br />
Torsten Petrick: Zum ersten Teil Ihrer Frage:<br />
Nach einer detaillierten externen Berateranalyse<br />
der gesamten Schuler-Organisation wurde<br />
dem Einkauf 2018 ein Reifegrad-Zertifikat<br />
überreicht: Danach wurden wir in allen geprüften<br />
sieben Punkten mit Best in Class bewertet.<br />
Kriterien waren Einkaufsstrategie,<br />
Category Management, Lieferantenmanagement,<br />
Einkaufsorganisation und -prozesse, IT-<br />
Systeme und Digitalisierung, Training und<br />
Weiterbildung.<br />
<strong>Beschaffung</strong> <strong>aktuell</strong>: Und das wohlgemerkt<br />
bei einem manuellen, fehleranfälligen und<br />
äußerst aufwendigen Auftragsbestätigungsprozess<br />
…<br />
Petrick: Wir haben uns schon immer mit Effizienzsteigerung<br />
im operativen Einkauf beschäftigt.<br />
Bei Schuler wurde schon vor vielen<br />
Jahren SAP über alle Standorte weltweit<br />
und anschließend Business Warehouse,<br />
SRM, EDI und E-Procurement eingeführt.<br />
Das, was wir heute implementieren, war vor<br />
zehn Jahren jedoch noch nicht vorstellbar.<br />
Inzwischen hat die Technik einen Quantensprung<br />
gemacht. Jetzt wird uns durch höhere<br />
Rechnerkapazität und -geschwindigkeit<br />
sowie durch Künstliche Intelligenz Software<br />
zur Verfügung gestellt, die es in der Vergangenheit<br />
nicht gab. Damit eröffnen sich<br />
Möglichkeiten, die nicht mehr durch die<br />
Technik, sondern durch Kreativität und Fantasie<br />
der Anwender limitiert sind. Mit ande-<br />
„Der Großteil der Kollegen ist froh, sich nicht mehr mit<br />
manuellen Tätigkeiten rund um ABs beschäftigen zu müssen.“<br />
Daniel Schwenk, Head of SCM, Schuler<br />
Reinald Schneller, Netfira, Daniel Schwenk und Torsten Petrick, beide Schuler, im Gespräch mit Sabine Ursel, Journalistin, über den Einsatz von KI im Einkauf.<br />
Bild: Jochen Günther<br />
14 <strong>Beschaffung</strong> <strong>aktuell</strong> 2020 03
MANAGEMENT<br />
Bild: Jochen Günther<br />
Reinald Schneller (l.) und Torsten Petrick werden<br />
ihr gemeinsames Projekt auch international<br />
ausrollen.<br />
ren Worten: Der Mensch ist nun das Bottleneck.<br />
Reinald Schneller: Viele Einkäufer konnten<br />
sich lange nicht vorstellen, klassische Aufgaben<br />
aus der Hand zu geben – trotz des unverhältnismäßig<br />
hohen Aufwands etwa Umgang<br />
mit ABs. Flexible automatisierte Lösungen<br />
rund um Software-as-a-Service, Cloud<br />
Computing und KI sollte eigentlich jeder im<br />
Unternehmen begrüßen.<br />
<strong>Beschaffung</strong> <strong>aktuell</strong>: Herr Schwenk, was<br />
managt Schuler konkret mit dem Netfira-Tool?<br />
Daniel Schwenk: Drei Bereiche. Wir haben den<br />
Auftragsbestätigungsprozess automatisiert.<br />
Dann folgt die Terminverfolgung. Zudem wird<br />
ein Schuler-spezifischer Anfrage- und Angebotsprozess<br />
für Losgröße 1 konfiguriert. Wir<br />
sprechen jetzt von bidirektionalem Austausch<br />
von Daten und Dokumenten. Hinzu kommt<br />
die unkomplizierte Lieferantenanbindung via<br />
App. Wichtig war uns ein überschaubarer Zeitrahmen<br />
bei vertretbarem Aufwand, ein hoher<br />
Automatisierungsgrad, der schnelle RoI und<br />
die Zukunftsfähigkeit des Systems. Dieses<br />
Paket vermochte keiner der anderen sechs angefragten<br />
Anbieter abzudecken.<br />
<strong>Beschaffung</strong> <strong>aktuell</strong>: Wussten Sie vorher<br />
genau , was Sie anpacken wollten?<br />
Petrick: Unser Plan war ursprünglich, einfache,<br />
zeitraubende operative Tätigkeiten zuerst<br />
an einem Standort zu zentralisieren und<br />
Erfahrungen für ein Outsourcing zu sammeln,<br />
um diese Tätigkeiten final an einen<br />
Dienstleister im Niedriglohnland zu vergeben.<br />
Dann wurden wir vor zwei Jahren auf<br />
Netfira aufmerksam. Aus Outsourcing ist<br />
dann gewissermaßen Insourcing geworden.<br />
<strong>Beschaffung</strong> <strong>aktuell</strong>: Herr Schwenk, als Head<br />
of SCM verantworten Sie auch das Thema<br />
Business Intelligence. Wie lief der Prozess in<br />
Sachen Netfira?<br />
Schwenk: Wir haben zunächst analysiert,<br />
was im klassischen Einkaufsprozess häufig<br />
vorkommt, was zeitraubend und nicht zu<br />
komplex ist. Das wollten wir outsourcen.<br />
2017 und 2018 habe ich mich auf BME-Veranstaltungen<br />
über die Software-Eigenschaften<br />
informiert. Der KI-Ansatz hat für mich<br />
den Ausschlag gegeben. Kick-off bei Schuler<br />
war im Januar 2019. Mitte des Jahres lief die<br />
Testphase mit fünf Lieferanten. Seit Herbst<br />
2019 übernehmen wir auch das Onboarding<br />
selbst. Das dauert gerade mal 30 Minuten im<br />
Schnitt pro Anbindung.<br />
<strong>Beschaffung</strong> <strong>aktuell</strong>: Wie funktioniert das<br />
Onboarding?<br />
Schwenk: Das Onboarding erledigen derzeit<br />
vier Kollegen in Erfurt, die vorher händisch<br />
ABs gegen Bestellungen geprüft haben. Sie<br />
geben im Webbrowser eine URL ein und werden<br />
dann Schritt für Schritt durchs System<br />
geführt. Darüber lassen sich auch diverse Dokumente<br />
hochladen. Mitte Januar 2020 hatten<br />
wir bereits 400 Lieferanten angebunden.<br />
<strong>Beschaffung</strong> <strong>aktuell</strong>: Hat sich durch die Lieferantenanbindung<br />
via App das Thema EDI erledigt?<br />
Das ist ja für viele ein ungeliebtes Verfahren,<br />
weil aufwendig und teuer.<br />
Schneller: Bestimmte Lieferantengruppen<br />
werden auch weiterhin via EDI angebunden,<br />
zumindest bei großen Unternehmen. Es gibt<br />
aber einen großen Bereich, der dadurch nicht<br />
abgedeckt wird. Hier setzen wir Netfira ein.<br />
Damit können wirklich alle und erstmals<br />
auch kleine Lieferpartner angedockt werden,<br />
die nicht in der Lage sind, über Fax und Mail<br />
hinaus vermeintlich komplexere technische<br />
Anforderungen zu erfüllen.<br />
Schwenk: Wir nutzen die App bei allen Lieferanten,<br />
die weder über EDI mit uns kommunizieren<br />
noch Sonderfälle sind. 600 im deutschen<br />
Bereich kommen dafür infrage. Sie stehen<br />
für 80 Prozent unserer Bestellungen. Der<br />
Lieferant hat keine Kosten und keinen Zusatzaufwand.<br />
Er muss seine Prozesse nicht verändern.<br />
Er merkt im Zweifel nicht mal, dass es<br />
eine neue technische Schnittstelle zu Schuler<br />
gibt. Die Software digitalisiert die via Mail<br />
eingehenden Lieferanten-PDFs, erkennt alle<br />
notwendigen Informationen und gleicht sie<br />
auf Unstimmigkeiten hin ab. Alle notwendigen<br />
Infos werden automatisiert weiterverarbeitet.<br />
Das spart viel Zeit und schafft beachtliche<br />
Kapazität. Und: Die Fehlerquote liegt<br />
nahe null.<br />
<strong>Beschaffung</strong> <strong>aktuell</strong>: Lassen sich damit auch<br />
Stammdaten bereinigen?<br />
Schwenk: Alle Belege werden unabhängig<br />
von der Beschaffenheit der Stammdaten sau-<br />
Schuler<br />
1839 in Göppingen gegründet, bietet Schuler<br />
kundenspezifische Spitzentechnologie für die<br />
Umformtechnik – von der vernetzten Presse<br />
bis zur Presswerksplanung. Zum Produktportfolio<br />
gehören auch Automations- und Software-Lösungen,<br />
Werkzeuge, Prozess-Knowhow<br />
und Service für die Metallverarbeitung.<br />
Zu den Kunden zählen Automobilhersteller<br />
und -zulieferer sowie Unternehmen aus der<br />
Schmiede-, Hausgeräte- und Elektroindustrie.<br />
Zudem werden Münzen für über 180 Länder<br />
gepresst. Schuler gehört mehrheitlich zur österreichischen<br />
Andritz-Gruppe.<br />
Zahlen<br />
Mitarbeiter: 6600<br />
Produktion/Servicegesellschaften: 40 Länder<br />
(Europa, China, Amerika)<br />
Umsatz: 1,21 Mrd. Euro<br />
Einkaufsvolumen: 557 Mio. Euro<br />
www.schulergroup.com<br />
Netfira<br />
Die Unternehmen<br />
Software-Anbieter (München, Walldorf,<br />
Sydney , San Francisco) für Automatisierung<br />
und geschäftsübergreifende Digitalisierung;<br />
sämtliche Belegflüsse werden mit Netfira<br />
digital übertragen, geprüft und automatisch<br />
erfasst. Die Lieferantenanbindung erfolgt<br />
schnell per App und mittels KI. Netfira ist zertifizierter<br />
SAP-Partner, dockt aber mit dem<br />
Enterprise Buyer auch an alle anderen ERPoder<br />
Buchhaltungssysteme an.<br />
www.netfira.de<br />
<strong>Beschaffung</strong> <strong>aktuell</strong> 2020 03 15
MANAGEMENT<br />
ber verarbeitet. Man kann also schon hohe<br />
Automatisierungsgrade erreichen, auch<br />
wenn die Stammdaten noch nicht so sauber<br />
sind. Das Tool deckt aber gnadenlos die Inkonsistenzen<br />
auf und hilft uns dann, ohne<br />
Zeitdruck die Stammdaten nach und nach zu<br />
bereinigen.<br />
Schneller: Es gibt die Möglichkeit, über die<br />
Einstellungen des Tools nach und nach immer<br />
strenger zu vergleichen, womit dann die<br />
Stammdaten stetig verbessert werden<br />
können .<br />
<strong>Beschaffung</strong> <strong>aktuell</strong>: Gab es bei der Implementierung<br />
Schuler-spezifische Besonderheiten?<br />
Schneller: Man hat bei jedem Kunden individuell<br />
zu justieren. Hier gab es zum Beispiel<br />
den Fall, dass Lieferanten einen Auftrag in<br />
mehrere Positionen aufteilen, obwohl die Bestellung<br />
nur eine Position enthält. Die Extraktion<br />
der Inhalte ist nie trivial, schon wegen<br />
der enormen Komplexität der zu verarbeitenden<br />
Daten und Inhalte. Es geht um mehr als<br />
reine Kopfdaten, Preise und Mengen. Die Software<br />
muss auch Abmessungen, DIN-Normen<br />
und andere notwendige technische Spezifikationen<br />
auslesen und abgleichen können.<br />
Kunden und Lieferant sprechen auch im übertragenen<br />
Sinn nicht immer die gleiche Sprache,<br />
sie interpretieren auch zuweilen unterschiedlich.<br />
Das Tool meldet sich nur bei unlogischen<br />
Abweichungen und Auffälligkeiten<br />
sowie bei Angaben außerhalb der von Schuler<br />
festgelegten Richtwerte. Und jetzt komme<br />
ich auf Ihre Ausgangsfrage zurück: Diese intelligente<br />
Form des reibungslosen Datenund<br />
Dokumentenmanagements war noch<br />
vor wenigen Jahren undenkbar.<br />
<strong>Beschaffung</strong> <strong>aktuell</strong>: Wie haben die Mitarbeiter<br />
auf die neuen Abläufe reagiert?<br />
Schwenk: Gemischt. Manche unserer Einkäufer<br />
meinten anfangs, dass ein Tool niemals<br />
fehlerfrei sein kann. Der Großteil der Kollegen<br />
ist hingegen froh, sich nicht mehr mit zeitund<br />
fehleranfälligen manuellen Tätigkeiten<br />
rund um ABs beschäftigen zu müssen. Man<br />
hat erkannt, dass jetzt wertschöpfende Aktionen<br />
zählen. Schuler hat im Sondermaschinenbau<br />
aber viele Einzelfälle, die sich nicht<br />
standardmäßig abbilden lassen. Hier hat der<br />
Mensch weiterhin den Hut auf. Insofern hatten<br />
beide Seiten recht.<br />
„Wir können wirklich alle und<br />
<strong>Beschaffung</strong> <strong>aktuell</strong>: Wann rollen Sie international<br />
aus?<br />
Torsten R. Petrick<br />
Der Diplom-Ingenieur, 57, leitet seit 2008 den<br />
Konzerneinkauf bei Schuler. Petrick war zuvor<br />
18 Jahre Vice President Supply Chain Management<br />
bei MTU Aero Engines. Er studierte an<br />
der TU Braunschweig Luft- und Raumfahrttechnik<br />
sowie Maschinenbau.<br />
Daniel Schwenk<br />
Der 30-jährige Wirtschaftsingenieur ist bei<br />
Schuler als Head of Supply Chain Management<br />
seit 2015 global verantwortlich für die<br />
Analyse der <strong>Beschaffung</strong>sprozesse, Systeme/<br />
Tools, Digitalisierung, Einkauf 4.0, Change-<br />
Prozesse und Restrukturierungen.<br />
Reinald Schneller<br />
Die Männer<br />
Der 59-Jährige ist seit 2010 Geschäftsführer<br />
sowie Senior Vice President US and EMEA<br />
Operations beim Software-Anbieter Netfira. Er<br />
war Mitglied des Führungskreises bei Hewlett<br />
Packard und verantwortete zuvor diverse<br />
Projekte in amerikanischen Software-Firmen.<br />
Schneller hat an der TU Darmstadt Computerwissenschaft<br />
studiert.<br />
Reinald Schneller ist Geschäftsführer bei der<br />
Netfira GmbH, Walldorf.<br />
Bild: Jochen Günther<br />
damit erstmals auch<br />
kleine Lieferpartner andocken.“<br />
Reinald Schneller<br />
Petrick: Sobald wir in Deutschland vollständig<br />
umgestellt haben. Brasilien, die USA und<br />
China warten jedenfalls schon darauf.<br />
Schneller: Das System ist bereits international<br />
angelegt. Lieferanten können aus beliebigen<br />
Ländern kommen.<br />
<strong>Beschaffung</strong> <strong>aktuell</strong>: Hat Netfira Probleme bei<br />
der Verarbeitung chinesischer Schriftzeichen?<br />
Schneller: Nein. Die KI versteht jede Sprache.<br />
Chinesisch, Arabisch oder auch Kyrillisch können<br />
genauso verarbeitet werden wie Deutsch<br />
oder Englisch. Wir haben schon einige chinesische<br />
Lieferanten angebunden.<br />
Petrick: Der Unterschied in den Ländern besteht<br />
in der Qualifikation der Mitarbeiter.<br />
Schuler hat eine 180-jährige Tradition in<br />
Deutschland, ist aber erst in diesem Jahrtausend<br />
in China. Zudem haben dort viele unserer<br />
Lieferanten KI oder Digitalisierung noch<br />
nicht im Einsatz, sodass die Anbindung nur<br />
begrenzt möglich ist. Die meisten sind aber<br />
willig und lernen schnell. Wir betreiben kein<br />
Supplier Hopping. Lieferantenmanagement<br />
bleibt vorrangige Aufgabe. So kann der<br />
Schuler- Qualitätsstandard auch außerhalb<br />
Deutschlands gesichert und garantiert werden.<br />
Und das ist das, was auch im Interesse<br />
unserer Kunden ist und was sie erwarten.<br />
<strong>Beschaffung</strong> <strong>aktuell</strong>: Bei solchen Projekten<br />
sind auch rechtliche Probleme zu klären.<br />
Schwenk: Ja. Wir haben zuvor mit unserer<br />
Rechtsabteilung alle Datenschutzfragen analysiert.<br />
Netfira ist ja Auftragsdatenverarbeiter.<br />
Über unsere Website decken wir alle Formalien<br />
einer Geschäftsbeziehung mit Schuler<br />
ab. Beim internationalen Roll-out müssen<br />
wir die jeweilige nationale Rechtslage klären.<br />
<strong>Beschaffung</strong> <strong>aktuell</strong>: Was planen Sie in naher<br />
Zukunft?<br />
16 <strong>Beschaffung</strong> <strong>aktuell</strong> 2020 03
Petrick: Seit Jahresanfang steht uns Celonis<br />
zur Verfügung. Damit haben wir die Möglichkeit,<br />
noch schneller und intensiver nicht nur<br />
Prozessineffizienzen aufzuspüren, sondern<br />
auch neue Arbeitsmethoden im strategischen<br />
<strong>Beschaffung</strong>smanagement einzuläuten.<br />
Grenzen sehen wir nicht mehr. Ebenfalls<br />
auf der Agenda für dieses Jahr steht Robotic<br />
Process Automation, also RPA.<br />
Schneller: RPA an sich ist nichts Neues. Vereinfacht<br />
gesagt: Die Technik schaut sich ab, was<br />
ein Mensch ausführt bzw. eingibt, um das<br />
dann wesentlich schneller und möglichst fehlerfrei<br />
zu erledigen. Spannend wird es dann,<br />
wenn sich Abhängigkeiten und Korrelationen<br />
flexibel einbeziehen lassen. Daten werden<br />
zum Beispiel nur noch einmal erfasst und<br />
dann parallel automatisiert überall dort in SAP<br />
oder anderen Systemen intelligent abgelegt,<br />
wo sie später sinnhaft gebraucht werden.<br />
Schwenk: Weiter gedacht kann das in Kombination<br />
mit der KI von Netfira bedeuten: Bei<br />
einer Ausschreibung für Lösgröße 1 fragt das<br />
RPA-Tool automatisiert bei infrage kommenden<br />
Lieferanten an, nimmt Angebote entgegen,<br />
verarbeitet via Netfira Bestellungen, generiert<br />
Rechnungen und erledigt den Pay.<br />
Torsten Petrick wird zukünftig engverzahnt<br />
mit anderen Fachbereichen seinen Einkauf<br />
voranbringen .<br />
<strong>Beschaffung</strong> <strong>aktuell</strong>: Spätestens beim Lesen<br />
dieses Szenarios muss ich mir als Einkäufer<br />
überlegen, wo man mich in Zukunft noch<br />
braucht.<br />
Petrick: Genau. 80 Prozent unserer Bestellungen<br />
bei einem jährlichen <strong>Beschaffung</strong>svolumen<br />
von über einer halben Milliarde Euro<br />
wollen wir in absehbarer Zeit über Netfira abwickeln.<br />
Die neuen Anwendungen drehen<br />
unsere Arbeitswelt um. Es kommen aber<br />
neue, innovationsorientierte Aufgaben hinzu.<br />
So screenen technik- und IT-affine Manager<br />
wie Daniel Schwenk den Start-up-Markt, kaufen<br />
Innovationen ein und arbeiten eng mit<br />
anderen Abteilungen zusammen, um unseren<br />
Endkunden später neue Lösungen bieten<br />
zu können. Wir reden auf Augenhöhe mit Forschung,<br />
Vertrieb, Marketing und Produktentwicklung.<br />
Das geht weit über den jetzigen<br />
Einkaufshorizont hinaus.<br />
„Wir reden auf Augenhöhe mit<br />
Forschung, Vertrieb, Marketing und<br />
Produktentwicklung .“<br />
Bild: Jochen Günther<br />
Torsten Petrick<br />
<strong>Beschaffung</strong> <strong>aktuell</strong>: Wo siedeln Sie Ihre Prozesse<br />
im Vergleich mit dem Wettbewerb an?<br />
Petrick: Wir sind schon aufgrund unserer langen<br />
Erfahrung bei einem hohen organisatorischen<br />
Reifegrad angekommen. Weitere Entwicklungsschritte<br />
können nur eng verzahnt<br />
mit anderen Fachbereichen vorgenommen<br />
werden. Unser Schuler-Smart-Press-Shop verbessert<br />
zum Beispiel die Wirtschaftlichkeit<br />
der Produktion durch intelligente und voll<br />
vernetzte Zukunftslösungen. Hierbei reden<br />
wir über eingeführte digitale Produkte und<br />
Geschäftsmodelle. Durch neue Tools haben<br />
wir nun auch den Einkauf digitalisiert und<br />
diesen mit modernster KI-Technologie fit für<br />
die Zukunft gemacht. Damit werden auch<br />
unsere internen Abwicklungsprozesse im Einkauf<br />
noch intensiver befeuert. Das macht uns<br />
strategisch noch belastbarer und zugleich attraktiver<br />
für eine neue Mitarbeitergeneration.<br />
Ich will aber nicht verhehlen, dass ein solches<br />
Projekt kein Selbstläufer ist. Change wird von<br />
so manchem im Unternehmen als Bedrohung<br />
gesehen. Risiken und Chancen muss<br />
man ehrlich ansprechen und zeitnah beantworten<br />
können.<br />
Das Interview führte Sabine Ursel,<br />
Journalistin, Wiesbaden.<br />
MANAGEMENT<br />
Ein Piiiiieeeep für mehr Sicherheit.<br />
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<strong>Beschaffung</strong> <strong>aktuell</strong> 2020 03 17
MANAGEMENT<br />
E-Lösungstage 2020 – ein Ausblick<br />
Standortbestimmung: Vom Hype zur gelebten<br />
und hoffentlich auch geliebten Praxis<br />
Am 24./25. März 2020 ist es wieder so weit: Die 11. BME-E-Lösungstage finden in Düsseldorf statt. Es handelt<br />
sich bei dieser etablierten Großveranstaltung um die größte Plattform für E-Sourcing-, E-Procurement- und<br />
E-Supply-Chain-Management-Lösungen in Europa. Hier wird wie in jedem Jahr Praxis pur geboten. Lösungsnach -<br />
frager aus der Wirtschaft und Lösungsanbieter treffen sich und diskutieren die nächsten anstehenden Projekte<br />
sowie die Digitalstrategien für 2025 und darüber hinaus . Wir geben hier einen Vorbericht.<br />
Die Fachausstellung auf den BME-E-Lösungstagen bietet wieder viele Gelegenheiten, mit den<br />
Anbietern über innovative Ideen zu diskutieren.<br />
Bild: Anne Wirtz/BME<br />
und Supply Chain Management rein technisch<br />
an und versäumen es dabei, ihre Mitarbeiter<br />
mitzunehmen und diese auf die sich<br />
herausbildende neue Arbeitsorganisation<br />
und die neuen Stellen- sowie Skill-Profile vorzubereiten.<br />
Sie übersehen, dass E-Tools strategisch<br />
eingesetzt und von den Einkäufern<br />
und Supply Chain Managern im täglichen<br />
Doing gelebt ein Turbo für die Organisationsentwicklung<br />
sind. Die neuen Tools machen es<br />
möglich, die Prozesse in Einkauf und Supply<br />
Chain Management aber auch das Zusammenwirken<br />
mit den Partnern in der Supply<br />
Chain sowohl effektiver als auch effizienter<br />
zu machen und dadurch die Organisation<br />
wetterfest für die zukünftigen Herausforderungen<br />
volatiler Märkte und dauernder Überraschungen<br />
aufzustellen. In Einkauf und<br />
Der Award<br />
Excellence in eSolutions 2020<br />
Die Digitalisierung steht weiterhin ganz oben<br />
auf der Agenda unserer Unternehmen, obwohl<br />
hierzu in den vergangenen Jahren<br />
schon sehr viel gesagt und geschrieben wurde.<br />
Doch längst ist noch nicht alles getan<br />
worden. In der Tat: Der Hype bei Kongressen<br />
und Tagungen verhält sich umgekehrt proportional<br />
zur praktischen Umsetzung. Konsequenz:<br />
Wir müssen endlich raus aus dem<br />
Hype und rein in die Praxis und das, was nicht<br />
nur nice to have ist, sondern echten Mehrwert<br />
bietet, implementieren und in der täglichen<br />
Praxis nutzen!<br />
Raus aus dem Hype, rein in die Praxis<br />
Genau an diesem Postulat setzen die diesjährigen<br />
BME-E-Lösungstage an. Sie wollen die<br />
Teilnehmer aus der Praxis dabei unterstützen,<br />
die für ihre Organisationen passende Roadmap<br />
zur Digitalisierung von Einkauf und<br />
Supply Chain Management zu entwickeln.<br />
Anhand der präsentierten und diskutierten<br />
Erfahrungsberichte von Unternehmen sowie<br />
der dabei identifizierten Best Practices soll es<br />
den Unternehmen erspart werden, teure und<br />
demotivierende Irrungen und Wirrungen auf<br />
dem Weg hin zum digital geprägten Einkauf<br />
und Supply Chain Management 2025 zu erleiden.<br />
Neben den IT-Lösungen stehen daher<br />
die Fragen eines wirksamen Change Managements<br />
bei der Umsetzung der unternehmensspezifischen<br />
Digitalstrategien und auch<br />
die entsprechenden Business Cases im Vordergrund.<br />
Dies ist sehr wichtig, denn immer<br />
noch verwechseln zu viele Unternehmen die<br />
irreversible digitale Transformation mit einem<br />
klassischen IT-Update: Sie gehen die Einführung<br />
von E-Lösungen nicht nur in Einkauf<br />
Mit diesem Preis würdigt der BME innovative<br />
Leistungen von Anwenderunternehmen im Bereich<br />
der elektronischen <strong>Beschaffung</strong>. Prämiert<br />
werden Konzepte, die nachweislich signifikant<br />
zur Performancesteigerung des Einkaufs bzw.<br />
zur deutlichen Verbesserung des Unternehmensergebnisses<br />
geführt haben. Idealerweise<br />
wurden Mitarbeiter im Rahmen eines Change<br />
Managements vorbildlich einbezogen.<br />
Die Preisträger der vergangenen Jahre waren:<br />
• Phoenix Contact GmbH & Co. KG (2019)<br />
• ZF Friedrichshafen AG (2018)<br />
• Beiersdorf AG (2017)<br />
• ProSiebenSat.1 Media SE (2016)<br />
• AGCO Corporation (2015)<br />
• Alfred Kärcher GmbH & Co. KG (2014)<br />
• Miele & Cie. KG (2013)<br />
• RWE Service GmbH + Wolf GmbH (2012)<br />
18 <strong>Beschaffung</strong> <strong>aktuell</strong> 2020 03
MANAGEMENT<br />
Supply Chain Management bedarf es daher<br />
eines ganzheitlichen Roll-outs der E-Lösungen<br />
und ihrer Vernetzung mit dem ERP-System<br />
und dem Rechnungswesen. Patchwork führt<br />
nicht weiter!<br />
Fachforen, Workshops und Eröffnungsplenum<br />
Die 11. BME-E-Lösungstage bieten den Besuchern<br />
Best Practices pur und darüber hinaus<br />
einen einzigartigen Marktüberblick über neue<br />
E-Sourcing- und E-Procurement-Lösungen.<br />
Passend hierzu decken die vorgesehenen acht<br />
Fachforen die digitale Agenda gut ab, plusweitere<br />
Parallelveranstaltungen mit 16 Round<br />
Tables und 16 Solution-Foren von Anbietern.<br />
In den Workshops geht es um Themen wie<br />
• Einkauf mit SAP S/4 HANA und<br />
Wartungsende SAP SRM<br />
• SAP Ariba SNAP Buying & Invoicing für den<br />
Mittelstand<br />
• Digitales Vertragsmanagement<br />
• Optimierung des indirekten Einkaufs und<br />
der Dienstleistungsbeschaffung<br />
• C-Teile-Management – make or buy?<br />
Den großen Bogen schlägt wie in jedem Jahr<br />
das Eröffnungsplenum. Die Teilnehmer erwarten<br />
interessante Vorträge von<br />
• Hagen Rickmann, Geschäftsführer<br />
Geschäftskunden von der Telekom<br />
Deutschland GmbH<br />
• Dr. Marc Azzam, Programmkoordinator<br />
Digitalisierung und Leiter DLR Think Thank<br />
vom Deutschen Zentrum für Luft- und<br />
Raumfahrt<br />
• Andreas Schulz, CPO, Einkauf &<br />
Outsourcing, Allianz Deutschland AG<br />
• Prof. Dr. Ronald Bogaschewsky von der<br />
Universität Würzburg<br />
Hagen Rickmann zeigt auf, wie Unternehmen<br />
die digitale Dividende einstreichen können.<br />
Hierauf aufbauend stellt Dr. Marc Azzam die<br />
bedeutende Rolle der Künstlichen Intelligenz<br />
für die Wertschöpfungsprozesse der Zukunft<br />
dar. Andreas Schulz skizziert am konkreten<br />
Fall die digitale Transformation des Einkaufs<br />
in seinem Unternehmen. Und wie in jedem<br />
Jahr stellt Prof. Dr. Ronald Bogaschewsky die<br />
Ergebnisse seiner Studie „BME-Stimmungsbarometer<br />
E-Procurement 2020“ vor. Man<br />
darf zudem gespannt sein, welches Unternehmen<br />
den BME-Preis „Excellence in eSolutions<br />
2020“ gewinnt.<br />
So gewappnet können die Teilnehmer den Lösungsstand<br />
in ihren Häusern einschätzen,<br />
um dann in den folgenden Parallelsessions<br />
sowie in der großen Ausstellung als Marktplatz<br />
der Möglichkeiten Anstöße für die Entwicklung<br />
ihrer Digitalisierungsroadmap und<br />
mehr noch für ganz konkrete Problemlösungen<br />
sowie das entsprechende Doing zu finden.<br />
Denn auch für E-Lösungen gilt: „Es gibt<br />
nichts Gutes, außer man tut es“.<br />
Der Autor<br />
Prof. Dr. Robert Fieten, Fachliche<br />
Leitung der 11. BME-E-Lösungstage<br />
und fachlicher Berater der<br />
<strong>Beschaffung</strong> <strong>aktuell</strong><br />
DIGITAL VERNETZT.<br />
MENSCHLICH VERBUNDEN.<br />
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von morgen<br />
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effizient und transparent zu gestalten.<br />
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24.-25.<strong>03.2020</strong><br />
in Düsseldorf<br />
<strong>Beschaffung</strong> <strong>aktuell</strong> 2020 03 19
MANAGEMENT<br />
Überall erreichbar<br />
So finden Einkäufer den passenden<br />
Mobilfunktarif für ihr Unternehmen<br />
Die Wahl des passenden Mobilfunktarifs stellt nicht nur Privatkunden vor Herausforderungen. Auch Einkäufer sind von der<br />
enormen Tarifvielfalt überwältigt und finden es schwierig, die individuellen Bedarfe der Mitarbeiter abzudecken.<br />
O2 Business , die Geschäftskundenmarke des Mobilfunkbetreibers Telefónica Deutschland, hat daher einen Online-Tarifrechner<br />
eingeführt, mit dessen Hilfe der passende Tarif und das Einsparpotenzial ermittelt werden kann.<br />
Bild: VectorMine<br />
Bild: VectorMine<br />
Jederzeit erreichbar zu sein, ist heutzutage wichtiger denn je.<br />
Mithilfe des neuen Mobilfunkrechners können O2-Geschäftskunden<br />
Angebote vergleichen und bis zu 40 Prozent einsparen.<br />
Während die Verkaufszyklen und<br />
Kaufentscheidungen im B2C-Geschäft<br />
eher kurz sind, ist das<br />
B2B-Geschäft geprägt von langen Verkaufszyklen<br />
und individuell konfigurierten Angeboten<br />
und Verträgen. Die Kaufentscheidung im<br />
Privatkundengeschäft fällt eher aus emotionalen,<br />
persönlichen Gründen, wohingegen<br />
bei Business-Kunden die Frage im Vordergrund<br />
steht, wie mithilfe eines passenden<br />
Mobilfunkangebots interne und externe Firmenprozesse<br />
produktiver und effizienter gestaltet<br />
werden können.<br />
Was Geschäftskunden wollen<br />
Die Kaufentscheidung bei Unternehmen<br />
wird im Unterschied zum B2C-Geschäft<br />
nicht individuell, sondern kollektiv und übergreifend<br />
– meist von einem Einkäufer oder IT-<br />
Spezialisten – getroffen. Am Ende steht einer<br />
einfachen B2C-Lösung ein Angebot über eine<br />
komplexe B2B-Kommunikationslösung, die<br />
über eine reine Konnektivität hinausgeht, gegenüber.<br />
Woher kommt die Komplexität bei Business-<br />
Tarifen? Die Anforderungen von Firmen an<br />
den Mobilfunk unterscheiden sich sehr. Hier<br />
spielen Reisetätigkeiten, Telefonie- und Datennutzung<br />
eine Rolle. Die Bedarfe sind so<br />
vielfältig wie die Unternehmen selbst. Somit<br />
sind die verschiedenen Anwendungs-Szenarien<br />
der Mitarbeiter Haupttreiber der Tarifvielfalt<br />
im Business-Segment.<br />
Auch aus diesem Grund hält O2 Business eigens<br />
konfigurierbare Leistungen für beinahe<br />
jeden Anwendungsfall bereit. Von der digitalen<br />
Telefonanlage bis zum unlimitierten Mobilfunktarif<br />
für Top-Management, Geschäftsführer<br />
oder Vielreisende. Die Auswahl an Mobilfunklösungen<br />
bei O2 Business geht weit<br />
über Tarifangebote hinaus: Mit dem O2 Business<br />
Spot, einem portablen WLAN-Router,<br />
schaffen Geschäftskunden zum Beispiel einen<br />
Zugang zum LTE-Netz. Teams aus bis zu<br />
64 Mitarbeitern verbinden sich mithilfe des<br />
Geräts sicher mit dem Internet. Diese Lösung<br />
eignet sich besonders gut für den Einsatz auf<br />
Großbaustellen oder auch für Unternehmensberater,<br />
die im Team auswärts arbeiten.<br />
Besonders wichtig für Geschäftskunden ist<br />
zudem der flexible Bezug <strong>aktuell</strong>er Hardware.<br />
Daher beinhalten die O2-Business-Verträge<br />
auf Wunsch Endgeräte aller namhaften Hersteller.<br />
Eine Herausforderung vor allem bei Großkunden<br />
stellen die <strong>Beschaffung</strong>svorgänge der<br />
Mobilfunkgeräte dar. Denn zwischen <strong>Beschaffung</strong><br />
der Tarife und der Endgeräte liegt<br />
oft ein zeitlicher Verzug. Die Angebote bei O2<br />
Business sind deshalb so strukturiert, dass<br />
Vorteile bei der Hardware-<strong>Beschaffung</strong> zeitlich<br />
flexibel realisiert werden können.<br />
So könnte der Mobilfunktarif aussehen<br />
Wie das in der Praxis aussehen kann, zeigt der<br />
Automobil- und Elektrowerkzeugezulieferer<br />
20 <strong>Beschaffung</strong> <strong>aktuell</strong> 2020 03
Sinterwerke Herne. O2 Business ermöglicht<br />
dem Unternehmen den Zugang zum leistungsfähigen<br />
O2-Mobilfunknetz, das<br />
deutschlandweit eine hohe und leistungsstarke<br />
GSM-, UMTS- und LTE-Verfügbarkeit<br />
bietet. Die ausgewählten Mobilfunk-Tarifmodelle<br />
beinhalten Flatrates und Pakete für Telefonie<br />
sowie ein hohes Datenvolumen mit<br />
Weitersurf-Garantie nach Verbrauch. Zusätzlich<br />
kann der Kunde auf ein Account-Management<br />
zurückgreifen und sich über das Self-<br />
Service-Portal einen Überblick über Verträge<br />
und Rechnungen verschaffen. Hierüber lassen<br />
sich auch alle Mobilfunkdienste einfach<br />
verwalten. Olcay Gürz, Leiter des Einkaufs bei<br />
sich auch Mitarbeitergruppen nach Einsatzgebiet,<br />
gewünschtem Datenvolumen sowie<br />
Telefonie für In- und Ausland, SMS-Bedarf<br />
und Abrechnungsform der Anrufe konfigurieren.<br />
Die Angabe von Smartphone-Wünschen<br />
rundet das Angebot ab.<br />
Der Online-Tarifrechner macht es für Einkäufer<br />
leicht zu überprüfen, ob <strong>aktuell</strong>e Mitarbeiter-Verträge<br />
im Mobilfunkbereicht zu teuer<br />
sind. Dazu übertragen sie die bestehenden<br />
Vertragskonditionen in den Tarifrechner. Das<br />
Ergebnis vergleichen die Einkäufer dann ganz<br />
einfach mit den kalkulierten Kosten des<br />
O2-Business-Angebots. Denn das Angebot<br />
beinhaltet alle Rabatte. So bietet O2 Business<br />
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Manche Mitarbeiter sind viel unterwegs – sie brauchen einen Mobilfunktarif,<br />
der sich ihrem Leben anpasst.<br />
den Sinterwerken Herne, sagt: „O2 Business<br />
hat für uns das beste Angebotspaket aus attraktiven<br />
Tarifen und einem persönlichen Ansprechpartner<br />
vorgelegt.“<br />
Tarifrechner ermöglicht Transparenz<br />
Bei der Auswahl eines geeigneten Business-<br />
Tarifs kommen viele Aspekte zusammen, die<br />
von der IT oder dem Einkäufer beachtet werden<br />
müssen. Sich einen klaren Überblick über<br />
das Angebot zu verschaffen, war bisher nahezu<br />
unmöglich. Hinzu kommt, dass jedes Unternehmen<br />
individuelle Wünsche hat. O2<br />
Business startete genau aus diesem Grund<br />
vor Kurzem seinen Online-Tarifrechner. Mit<br />
diesem erstellen sich Unternehmen jeder<br />
Größe einfach und schnell ein geeignetes<br />
Business-Tarifangebot. Über den Tarif-Rechner<br />
definieren sie beispielsweise ganz leicht,<br />
wie viele SIM-Karten, Gesprächsminuten<br />
oder Endgeräte sie benötigen, sowie die Höhe<br />
des benötigten Datenvolumens. Es lassen<br />
ein Einsparpotenzial von bis zu 40 Prozent im<br />
Vergleich zum Wettbewerb. Steht ein Anbieterwechsel<br />
bevor, ist zukünftigen O2-Business-Kunden<br />
Unterstützung sicher: Jeder Geschäftskunde<br />
erhält einen Ansprechpartner<br />
im Kundendienst. Mit O2 Business gehören<br />
Hotline-Erlebnisse wie lange Warteschleifen,<br />
mehrfaches Vortragen des Anliegens und<br />
wechselnde Ansprechpartner der Vergangenheit<br />
an. O2 Business setzt auf den Gegenentwurf<br />
und bietet hohe Verfügbarkeit seines<br />
Customer Services und verbindet die Ansprechpartner<br />
des Kunden mit dem persönlichen<br />
Betreuer bei O2 Business. Mithilfe des<br />
Online-Tarifrechners finden Einkäufer also<br />
nicht nur den passenden O2-Business-Tarif,<br />
sondern erhalten darüber hinaus eine umfassende<br />
Unterstützung im gesamten Vertragswechsel-Prozess<br />
und während der Vertragspartnerschaft.<br />
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<strong>Beschaffung</strong> <strong>aktuell</strong> 2020 03 21
MANAGEMENT<br />
Treffen der Top-Einkäufer der Automobilbranche<br />
Automotive Procurement Forum 2020<br />
Am 31. März und 1. April 2020 treffen sich die Top-Entscheider der Automobilbranche auf dem<br />
Automotive Procurement Forum 2020 in Ludwigsburg. Über 300 Teilnehmer und rund 40 Aussteller<br />
werden erwartet. Auf der Agenda steht die zukünftige Entwicklung in der Automobilbranche.<br />
Vorträge und Diskussionen erwarten die Teilnehmer auf dem Automotive Procurement Forum 2020 in Ludwigsburg am 31. März und 1. April 2020.<br />
Bild: stock.adobe.com<br />
Zum ersten Mal treffen sich die Einkäufer der<br />
Automobilindustrie auf dem Automotive<br />
Procurement Forum in Ludwigsburg. Die Konferenz<br />
und Ausstellung des Instituts für Produktionsmanagement<br />
IPM bietet Einkäufern<br />
der Automobilindustrie die Möglichkeit, sich<br />
über die <strong>aktuell</strong>en Themen der Branche auszutauschen.<br />
Auf dem Programm stehen viele<br />
spannende Vorträge und Diskussionsrunden.<br />
Dabei werden im Themenbereich „Value -<br />
Chain und Kooperation“ Fragen intensiv diskutiert<br />
wie<br />
• Inwiefern löst man die teilweise großen<br />
Kommunikationsprobleme in seiner Wertschöpfungskette?<br />
• Wie können Start-up-Unternehmen ein<br />
hilfreicher Kooperationspartner hinsichtlich<br />
Flexibilität und Entscheidungsverfahren<br />
sein? Wie werden Start-ups zukünftig<br />
in die neue Wertschöpfungskette eingebunden?<br />
• Welchen Einfluss haben Protektionismus<br />
und aufstrebende Länder wie Indien und<br />
China auf die Globalisierung und welche<br />
neuen Machstrukturen ergeben sich<br />
dadurch für die <strong>Beschaffung</strong>?<br />
Ein weiteres Themenfeld ist „Digitalisierung<br />
& Automatisierung“. Die Schwerpunkte hier<br />
sind die Herausforderungen des Einkaufs wie<br />
die Wettbewerbsfähigkeit aufgrund des steigenden<br />
Kostendrucks in der Automobilbranche<br />
und damit verbunden die stetige Verbesserung<br />
von Prozessen, insbesondere die Erfassung<br />
und Sicherung benötigter Daten.<br />
• Wie werden Start-ups zukünftig in die<br />
neue Wertschöpfungskette eingebunden?<br />
• Inwieweit können Unternehmen ihre Prozesse<br />
verbessern, um dem stetigen Kostendruck<br />
innerhalb der Automobilbranche<br />
standzuhalten?<br />
Diese und weitere Fragestellungen werden in<br />
verschiedenen Vortragsformaten zur Diskussion<br />
gestellt und können in thematisch angepassten<br />
Workshops vertieft werden.<br />
Der Themenbereich „Kompetenz und Qualifizierung“<br />
befasst sich mit Ausbildung und<br />
Stärkung der Mitarbeiterkompetenz, um die<br />
durch die Digitalisierung entstehenden<br />
Chancen gewinnbringend nutzen zu können.<br />
In der begleitenden Ausstellung des Automotive<br />
Procurement Forum in Ludwigsburg präsentieren<br />
sich darüber hinaus verschiedene<br />
Unternehmen mit ihren <strong>aktuell</strong>en Produkten<br />
und Dienstleistungen.<br />
Neben dem fachlichen Austausch steht Netzwerken<br />
mit den Top-Einkäufern der Kompetenzpartner<br />
Audi, Porsche, Schaeffler und ZF<br />
Friedrichshafen ganz oben auf der Agenda.<br />
Hier ermöglicht ein digitales B2B Matchmaking<br />
Tool den Teilnehmern eine schnelle und<br />
unkomplizierte Terminvereinbarung mit anderen<br />
Konferenzteilnehmern. Darüber hinaus<br />
bietet die begleitende Ausstellung Raum für<br />
die Präsentation von innovativen Produkten<br />
und Dienstleistungen. Den Abschluss des ersten<br />
von zwei Konferenztagen bildet ein feierliches<br />
Gala Dinner, in dessen Rahmen der gemeinsame<br />
Austausch und das Netzwerken<br />
bei hervorragendem Essen und gutem Wein<br />
fortgeführt werden können.<br />
<strong>Beschaffung</strong>-<strong>aktuell</strong>-Leser und -Abonnenten<br />
können mit der Eingabe des Codes APFMPBA<br />
15 % auf ihr Teilnehmerticket sparen. Bei der<br />
Anmeldung wird im letzten Schritt der Registrierung<br />
dieser Code abgefragt. (sas)<br />
Weitere Informationen und das Anmelde -<br />
formular finden Sie unter:<br />
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22 <strong>Beschaffung</strong> <strong>aktuell</strong> 2020 03
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Unser eProcurement – individuell auf Sie zugeschnittene Lösungen.<br />
<strong>Beschaffung</strong> <strong>aktuell</strong> 2020 03 23
MANAGEMENT<br />
Bild: Gorodenkoff/stock.adobe.com<br />
Auch in der Medizintechnik<br />
halten Digitalisierung<br />
und digitale<br />
Geschäftsmodelle Einzug.<br />
Im Bild: Ein Team<br />
von Wissenschaftlern<br />
arbeitet im Labor für<br />
Gehirnforschung.<br />
Blick über den Tellerrand<br />
Einkauf in der Medizintechnik – zwischen<br />
Innovation und Kostendruck<br />
Die neue EU-Medizinprodukteverordnung trübt die Stimmung in der Medizintechnik. Befürchtet werden längere Bewertungsverfahren<br />
und steigende Preise. Von dem Einkauf ist eine ständig steigende Flexibilität aufgrund von Variantenvielfalt<br />
und Produktkomplexität gefordert. Einkäufer aus der Branche berichten über ihre Besonderheiten bei der <strong>Beschaffung</strong>.<br />
Die Medizintechnik gehört zu den<br />
Wachstumsbranchen in Deutschland,<br />
sowohl was den Umsatz betrifft<br />
als auch hinsichtlich der Arbeitsplätze.<br />
Rund 200.000 Menschen sind hier vor allem<br />
in kleinen und mittelständischen Unternehmen<br />
beschäftigt, wobei 93 Prozent der Unternehmen<br />
weniger als 250 Mitarbeiter haben.<br />
2018 lag der Gesamtumsatz bei 30,3 Milliarden<br />
Euro, für 2019 geht der Branchenverband<br />
BVMed von einem Wachstum von drei bis vier<br />
Prozent aus. Die Branche zeichnet sich durch<br />
einen hohen Innovationsgrad und kurze Produktzyklen<br />
aus, rund neun Prozent des Umsatzes<br />
werden wieder in Forschung und Entwicklung<br />
investiert. Sie ist ausgesprochen exportstark<br />
mit einer Exportquote von 65 Prozent,<br />
investiert aber nach Angaben von<br />
BVMed verstärkt auch in ihre deutschen Produktionsstandorte.<br />
Nach Angaben von BVMed hat sich die Stimmung<br />
in den letzten Monaten allerdings getrübt,<br />
was gemäß einer <strong>aktuell</strong>en Umfrage<br />
vor allem an der neuen EU-Medizinprodukte-<br />
Verordnung Medical Device Regulation<br />
(MDR) liegt, die, so wird befürchtet, unter anderem<br />
für längere Bewertungsverfahren und<br />
steigende Preise sorgen wird. Wie in anderen<br />
Branchen auch spielt die Digitalisierung in<br />
Guido Willmann ist Director Strategic<br />
Purchasing in Business Unit Therapie bei der<br />
Drägerwerk AG. Dräger stellt Produkte der<br />
Medizin- und Sicherheitstechnik her. Sie<br />
kommen zum Einsatz in Krankenhäusern<br />
und bei Feuerwehren, Rettungsdiensten, Behörden,<br />
im Bergbau sowie in der Industrie.<br />
automatische Bestellungen an den<br />
Lieferanten, jedoch derzeit noch ohne<br />
direkte Anbindung zu diesem.“<br />
Guido Willmann<br />
Bild: Drägerwerk„Unser ERP-System verschickt<br />
der Medizintechnik eine große Rolle, wobei<br />
elektronische Geschäftsprozesse wie beispielsweise<br />
E-Procurement oder E-Invoicing<br />
im Vordergrund stehen. Darüber hinaus nutzen<br />
viele Unternehmen bereits 3D-Druck, zunehmend<br />
spielen auch Themen wie Robotik<br />
und Sensorik eine Rolle.<br />
Von den Einkaufsorganisationen der Medizintechnikunternehmen<br />
ist eine ständig steigende<br />
Flexibilität aufgrund von Variantenvielfalt<br />
und Produktkomplexität gefordert.<br />
Zusätzlich sehen sie sich einem stetig wachsenden<br />
Kostendruck durch knapper werdende<br />
Gesundheitsbudgets ausgesetzt. Um dieser<br />
Herausforderung erfolgreich begegnen zu<br />
können, ist eine frühzeitige Einbindung des<br />
Einkaufes in die Entwicklungsprozesse von<br />
entscheidender Bedeutung, um die besten<br />
Lieferanten auswählen und so Einfluss auf<br />
die Kosten nehmen zu können. „Eine frühe<br />
und enge Zusammenarbeit von Einkauf und<br />
Entwicklung ist extrem wichtig“, betont Ralf<br />
Kriegbaum, Director Procurement bei der<br />
Heine Optotechnik GmbH & Co. KG. „Die Entwicklungsabteilung<br />
bindet den Einkauf sehr<br />
früh mit ein, um bereits im Entwicklungs -<br />
24 <strong>Beschaffung</strong> <strong>aktuell</strong> 2020 03
MANAGEMENT<br />
prozess die Grundlagen für einen schnellen<br />
Start einer effizienten Serienproduktion zu<br />
schaffen.“<br />
„Die wachsenden Flexibilitätsanforderungen<br />
unserer Kunden gehören zu den großen<br />
Heraus forderungen für unseren Einkauf“, erklärt<br />
Guido Willmann, Director Strategic<br />
Purchasing , Business Unit Therapie bei der<br />
Drägerwerk AG. Um schneller und flexibler<br />
agieren zu können, hat Dräger von einer funktionalen<br />
Struktur auf Business Units mit jeweils<br />
einem eigenen Einkauf umgestellt. „Wir<br />
haben Projekteinkäufer, die in die einzelnen<br />
Entwicklungsteams integriert sind“, so Willmann.<br />
„Sie sind damit Teil der crossfunktionalen<br />
Einheit in der Entwicklung und dadurch<br />
sehr früh und tief in die Projekte eingebunden.“<br />
Um die optimale Performance zu<br />
finden, basiert die Einkaufsstrategie bei Dräger<br />
auf den vier Säulen Innovation, Qualität,<br />
Kosten und Lieferzuverlässigkeit.<br />
Die Qualität im Lieferantenmanagement hat<br />
in der Medizinbranche einen besonders hohen<br />
Stellenwert – infrage kommende Liefe-<br />
ranten müssen sorgfältig ausgewählt und<br />
qualifiziert werden. „Die Kriterien für die Auswahl<br />
der Zulieferer hängen mit der strategischen<br />
Bedeutung der Produkte zusammen“,<br />
erklärt Ralf Kriegbaum. „So werden bei A-Produkten<br />
Zertifizierungen der Zulieferer, wie<br />
ISO 9001 oder ISO 13485, vorausgesetzt. Hinzu<br />
kommen anschließend noch Kriterien aus<br />
Bild: Heine Optotechnik<br />
Ralf Kriegbaum, Director Procurement bei der<br />
Heine Optotechnik GmbH & Co KG. Heine ist<br />
Entwickler, Hersteller und Komplettanbieter von<br />
Primärdiagnostik-Instrumenten für verschiedene<br />
medizinische Fachrichtungen.<br />
„Die Entwicklungsabteilung bindet den<br />
Einkauf sehr früh mit ein, um bereits im<br />
Entwicklungsprozess die Grundlagen für<br />
einen schnellen Start einer effizienten<br />
Serienproduktion zu schaffen.“<br />
Ralf Kriegbaum, Director Procurement,<br />
Heine Optotechnik<br />
der Lieferantenselbstauskunft. Weiter entscheidet<br />
die Qualität der gelieferten Produkte,<br />
die im Rahmen eines Erstmusterprüfberichtes<br />
bewertet wird.“ Im <strong>Beschaffung</strong>svorgang<br />
wird bei Heine Optotechnik jede Lieferung<br />
einer Stichprobenprüfung nach AQL unterzogen<br />
und erst nach erfolgreicher Prüfung<br />
für die Produktion freigegeben. „Diese Daten<br />
20.–24. APRIL 2020<br />
LOGISTIK NEU<br />
GEDACHT:<br />
HANNOVER MESSE<br />
Logistische Prozesse rücken ins Zentrum der industriellen Transformation<br />
und unterstützen Produktion und Handel, sich flexibel, automatisiert<br />
und zukunftssicher auszurichten.<br />
Be part of it: hannovermesse.de #HM20<br />
HOME OF INDUSTRIAL PIONEERS<br />
<strong>Beschaffung</strong> <strong>aktuell</strong> 2020 03 25
MAGAZIN<br />
fließen in die Lieferantenbewertung mit ein,<br />
die zweimal im Jahr durchgeführt wird“, so<br />
Kriegbaum. „Die daraus entstehende Feedbackschleife<br />
zu unserem Lieferanten hilft uns<br />
nicht nur die regulatorischen Anforderungen<br />
zu erfüllen, sondern auch Verbesserungen<br />
hinsichtlich Qualität und Preis mit unseren<br />
Partnern zu erreichen. Diese Verbesserungen<br />
führen dann zu Einsparungen im Einkauf.“<br />
Mithilfe von Markt- und Portfolioanalysen<br />
evaluiert das Unternehmen außerdem regelmäßig<br />
potenzielle neue Lieferanten.<br />
Innovation und Qualität spielen große Rolle<br />
Um eine Differenzierung zum Wettbewerb zu<br />
schaffen, sind Unternehmen in der Medizinbranche<br />
auch auf die Innovationskraft ihrer<br />
Lieferanten angewiesen. Bei Dräger sind diese<br />
schon früh in den Entwicklungsprozess involviert.<br />
„Wir versuchen die Lieferanten schon<br />
sehr früh und sehr tief mit einzubinden, sodass<br />
sie gemeinsam mit unseren Teams die<br />
für uns optimale Lösung entwickeln können“,<br />
so Willmann. Es gelte dabei, in dem Dreieck<br />
Innovation, Kosten und Qualität die optimale<br />
Balance zu finden. „Unsere Lieferanten müssen<br />
natürlich von ihrer Kostenposition her<br />
wettbewerbsfähig sein, allerdings entscheiden<br />
wir uns nicht immer für den günstigsten<br />
Kostenloser Eintritt für Leser<br />
Fachmesse T4M in Stuttgart<br />
Die Messe Stuttgart veranstaltet vom<br />
5. bis 7. Mai 2020 zum zweiten Mal die Fachmesse<br />
für Medizintechnik: T4M – Technology<br />
for Medical Devices. Die Messe verbindet Fachmesse,<br />
Foren, Workshops und Networking.<br />
Zu den Ausstellungsschwerpunkten zählen die<br />
Bereiche Fertigungstechnik, Produktions -<br />
umfeld, Dienstleistungen sowie Komponenten<br />
und Werkstoffe. Die T4M ist laut Veranstalter<br />
ebenso für Hersteller wie auch für die gesamte<br />
Zulieferindustrie der Medizintechnik interessant.<br />
An der Premiere 2019 zeigten 254 Aussteller<br />
an drei Tagen ihre Innovationen. 3163<br />
Besucher konnten Vorträge von 178 Referenten<br />
auf drei Bühnen erleben. Hinzu kamen vier<br />
Workshops, sowie die T4M Start-Up World mit<br />
55 Start-Ups.<br />
Mit dem Aktionscode <strong>Beschaffung</strong><strong>aktuell</strong>4U<br />
ist das T4M-Ticket für Sie kostenfrei! Zum<br />
Einlöse n geben Sie den Code einfach bei der<br />
Ticketbestellung ein:<br />
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Anbieter. Bei einem High-End-Gerät, bei dem<br />
es darauf ankommt, sich im Markt zu differenzieren,<br />
spielen Innovation und Qualität eine<br />
größere Rolle als bei einem Gerät aus der<br />
Middle- oder Low Range, bei dem der Fokus<br />
dann doch eher auf den Kosten liegt.“<br />
Ein wachsender Trend im Healthcare-Markt<br />
ist der Aufbau digitaler Geschäftsmodelle.<br />
Auch hierfür gelte es, die passenden Lieferanten<br />
zu finden, so Guido Willmann. „Im<br />
Bereich Imaging, zum Beispiel bei der Radiografie,<br />
werden Bilder erzeugt, die sich digital<br />
verkaufen oder archivieren lassen. Eine<br />
Beatmung oder eine Anästhesie dagegen<br />
lässt sich nicht so ohne Weiteres abbilden.<br />
Hier sind wir dabei, mithilfe von Apps und Algorithmen<br />
digitale Lösungen zu entwickeln,<br />
um Ärzte besser unterstützen zu können.<br />
Und natürlich brauchen wir auch hier die<br />
richtigen Lieferanten mit dem entsprechenden<br />
Know-how, die uns vor allem bei der Entwicklung<br />
der entsprechenden Software unterstützen<br />
können.“<br />
Supply-Chain-Plattform bei Drägerwerk<br />
Die Drägerwerk AG hat darüber hinaus vor<br />
zwei Jahren aus dem globalen Einkauf und<br />
der globalen Produktion eine internationale<br />
Supply-Chain-Plattform gegründet, um ihre<br />
Logistikmodelle zu optimieren und zu harmonisieren<br />
und unter anderem die Lieferanten<br />
digital einzubinden. „Das Ziel ist ein kontinuierlicher<br />
digitaler Fluss aller Dokumente ohne<br />
Medienbrüche“, erläutert Willmann. Die ersten<br />
Projekte dazu würden bereits umgesetzt.<br />
Dabei wird z. B. ein Service Provider involviert,<br />
über dessen Plattform die Lieferanten angebunden<br />
und alle Dokumente ausgetauscht<br />
werden, wobei die Mitarbeiter bei Dräger<br />
weiterhin alle gewohnten Transaktionen im<br />
eigenen SAP nutzen können. Weitere Projekte<br />
zum umfangreichen Nutzen von Pendelverpackungen<br />
und Optimierungen im Inbound<br />
Transportmanagement sind ebenfalls aus der<br />
Supply-Chain-Plattform gestartet worden.<br />
Auch bei Heine Optotechnik ist die Digitalisierung<br />
ein großes Thema. „Die Digitalisierung<br />
im Einkauf ist ein wichtiges Projekt bei<br />
uns im Unternehmen“, erläutert Ralf Kriegbaum.<br />
„Unser ERP-System verschickt automatische<br />
Bestellungen an den Lieferanten, jedoch<br />
derzeit noch ohne direkte Anbindung zu<br />
diesem. Um dieses Thema jedoch in Zukunft<br />
strukturiert anzugehen, haben wir im letzten<br />
Jahr eine Roadmap zur Digitalisierung des<br />
Einkaufs entworfen, deren Etappenplanung<br />
dann Schritt für Schritt umgesetzt wird. Ausgehend<br />
von der Ist-Analyse wurden dazu de-<br />
taillierte Anforderungen an den <strong>Beschaffung</strong>sprozess<br />
mit entsprechendem Hardwareupgrade<br />
definiert.“<br />
Einkaufsgemeinschaften<br />
Als Reaktion auf knapper werdende Gesundheitsbudgets<br />
schließen sich immer mehr<br />
Krankenhäuser zu Einkaufsgemeinschaften<br />
zusammen, sowohl national als auch international<br />
– ein Trend, der auch den Kostendruck<br />
auf die Hersteller erhöht. „Es gibt immer häufiger<br />
große Ausschreibungen, bei denen ein<br />
ganzes Land für bestimmte Modalitäten einen<br />
Tender ausschreibt“, so Guido Willmann.<br />
„Wenn die Verhandlungen dann nicht mit<br />
den Ärzten, sondern mit der Einkaufskooperation<br />
geführt werden, dann werden Aufträge<br />
häufig weniger über Features oder Serviceleistungen,<br />
sondern insbesondere über den<br />
Preis vergeben.“<br />
Ulrike Dautzenberg, Wiesbaden<br />
Hintergrund<br />
Medizinprodukteverordnung<br />
Am 26. Mai 2020 endet die Übergangsfrist für<br />
die neue europäische „Medical Device Regu -<br />
lation“ (MDR) und die bestehenden Medizinprodukterichtlinien<br />
werden ersetzt.<br />
Mit der MDR wird ein vollständig überarbeitetes<br />
Regulierungssystem eingeführt. Dies erfordert<br />
nicht nur eine Neuzertifizierung von hunderttausend<br />
vorhandenen Medizinprodukten,<br />
sondern auch eine Neubenennung der Zertifizierungsstellen<br />
für Medizinprodukte (Benannte<br />
Stellen) in der gesamten EU. Der Prozess der<br />
Neuzertifizierung dauert in der Regel für jedes<br />
Produkt mindestens sechs Monate. Gleichzeitig<br />
muss eine Zertifizierung des Qualitätsmanagementsystems<br />
des jeweiligen Herstellers<br />
erfolgen.<br />
Für die Neuzertifizierung der Bestandsprodukte<br />
höherer Klassen besteht die größte Herausforderung<br />
nach BVMed-Ansicht darin, dass<br />
von bisher 55 bestehenden Benannten Stellen<br />
in Europa derzeit nur neun (Stand Januar<br />
2020) unter der neuen Verordnung notifiziert<br />
wurden und somit Medizinprodukte nach der<br />
MDR zertifizieren dürfen. Dadurch entsteht ein<br />
enormer Engpass bei der MDR-Zertifizierung<br />
der Produkte, aber auch bei der Qualitäts -<br />
management-Zertifizierung der Hersteller.<br />
Alle Informationen zum neuen Rechtsrahmen<br />
gibt es im BVMed-Portal unter<br />
www.bvmed.de/mdr.<br />
26 <strong>Beschaffung</strong> <strong>aktuell</strong> 2020 03
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<strong>Beschaffung</strong> <strong>aktuell</strong> 2020 03 27
MANAGEMENT<br />
ABB und Amazon Business – Let´s write the future. Together<br />
Einfach machen – erfolgreich im Einkauf<br />
Ende vergangenen Jahres erhielt der Einkauf von ABB im Rahmen der internationalen Konferenz ABX (Amazon<br />
Business Exchange ) den ersten sogenannten Visionary-Award. Daniel Stumm und Sven Eisel, die maßgeblichen Treiber<br />
der Implementierung , sprachen mit <strong>Beschaffung</strong>-<strong>aktuell</strong>-Redakteurin Sabine Schulz-Rohde über ihr Erfolgsrezept.<br />
<strong>Beschaffung</strong> <strong>aktuell</strong>: Herzlichen Glückwunsch,<br />
zum Visionary-Award von Amazon<br />
Business. Können Sie kurz zusammenfassen,<br />
wofür Sie ausgezeichnet wurden?<br />
Sven Eisel: Wie der Name Visionary-Award<br />
schon sagt, haben wir ihn wirklich dafür bekommen,<br />
dass wir schon sehr früh eine Vision<br />
hatten, uns dem Thema Amazon Business zu<br />
widmen. Nachdem die B2B-Plattform Anfang<br />
Dezember 2016 in Deutschland live gegangen<br />
ist, haben wir bereits im Februar 2017 die<br />
ersten Gespräche geführt – damals noch mit<br />
unserem Global Head Indirect Spend, Dr. Armin<br />
Ploetz. Amazon Business verfolgt einen<br />
sehr kundenzentrierten Ansatz und Kunden-<br />
Feedback ist ihnen für die Entwicklung von<br />
neuen Features sehr wichtig. Viele unserer<br />
Ideen und Anregungen wurden dann auch<br />
umgesetzt, wie zum Beispiel das Guided Buying<br />
und die Sperrung einzelner Kategorien. So<br />
waren wir oftmals einer der ersten Kunden,<br />
denen neue Funktionen zur Verfügung gestellt<br />
wurden.<br />
Unsere Vision war es, gemeinsam mit<br />
Amazon Business einen Mehrwert für unser<br />
Unternehmen zu schaffen. Auf der anderen<br />
Seite hat natürlich auch Amazon Business<br />
von unserer Zusammenarbeit profitiert<br />
und so den Weg für nachfolgende Kunden<br />
bereitet.<br />
„Wir treiben das Thema auch<br />
international voran.<br />
Dabei gilt es, in jedem Land<br />
spezielle Gegebenheiten zu<br />
berücksichtigen . In China nutzen<br />
wir ähnliche Konzepte mit einem<br />
chinesischen Lieferanten.“<br />
Sven Eisel<br />
Auf der ABX in London ist uns erst wieder bewusst<br />
geworden, dass wir viele Lösungen in<br />
Amazon Business, die mittlerweile als selbstverständlich<br />
hingenommen werden, mit auf-<br />
Die Macher im Indirekten<br />
Einkauf von ABB (v. r.):<br />
Daniel Stumm<br />
und Sven Eisel.<br />
Bild: sas<br />
28 <strong>Beschaffung</strong> <strong>aktuell</strong> 2020 03
C-TEILE-MANAGEMENT<br />
gebaut haben. Da haben wir mit den Kollegen<br />
echte Pionierarbeit geleistet.<br />
<strong>Beschaffung</strong> <strong>aktuell</strong>: Dazu gehörte ja durchaus<br />
eine gehörige Portion Mut, einen Anbieter,<br />
den man bislang nur aus dem privaten<br />
Business her kannte, ins eigene Unternehmen<br />
zu holen …<br />
Daniel Stumm: Für uns war es keine Frage des<br />
Mutes. Wir leben in einer Zeit des Wandels. In<br />
der Schweiz beispielsweise kann ich als Verbraucher<br />
schon wählen, ob ich meine Brötchen<br />
an der Kasse selber scannen und zahlen<br />
oder nach wie vor zu einer Kassiererin gehen<br />
möchte. Und diesen Service wollen wir auch<br />
im Business bieten.<br />
Ein weiterer wichtiger Aspekt war das interne<br />
Marketing. Mit der Nachricht: „Ihr könnt jetzt<br />
bei Amazon einkaufen!“ konnten wir bei unseren<br />
internen Kunden punkten.<br />
Eisel: Der Einkauf wird unter anderem an zwei<br />
Dingen gemessen: Kostenreduktion und Service.<br />
Letzteres gerade im indirekten Bereich.<br />
Für uns heißt das, dass wir unseren Kunden<br />
die Möglichkeit geben müssen, schnell zu<br />
agieren, gerade bei kleinen Bedarfen.<br />
<strong>Beschaffung</strong> <strong>aktuell</strong>: Verwenden Sie Amazon<br />
Business nur für Deutschland oder für das<br />
gesamt e Unternehmen?<br />
Stumm: Wir haben Amazon Business auch in<br />
Österreich, Italien, Spanien und den USA im<br />
Einsatz und jetzt auch bei ABB in der Schweiz<br />
lanciert. Das hat ein bisschen länger gedauert.<br />
Ich glaube, dass wir eines der ersten Unternehmen<br />
in der Schweiz sind, die die Plattform<br />
nutzen. Davor hatten wir dort Probleme<br />
mit der <strong>Beschaffung</strong> von Büchern, denn in der<br />
Schweiz gibt es keinen Bücherversand. Deswegen<br />
hatten wir einen deutschen Lieferanten.<br />
Und weil die Lieferung über die Grenze<br />
Daniel Stumm<br />
Global Head für Indirect Materials & Services<br />
bei ABB. Er leitet ein globales Team für<br />
indirekte <strong>Beschaffung</strong> mit Ausgaben von mehr<br />
als 4 Milliarden USD pro Jahr.<br />
Sven Eisel<br />
Die Männer<br />
Prokurist, GBS Procurement & Logistics, Lead<br />
Procurement & Logistics Business Partner<br />
Germany Hub – Deutschland, Österreich und<br />
Slowenien, Lead Procurement & Logistics<br />
Business Partner France Hub – Frankreich,<br />
Belgien , Niederlande und Luxemburg bei ABB<br />
musste, kam sie spät. Amazon hat uns dieses<br />
Problem gelöst. Die Bücher kommen jetzt innerhalb<br />
von zwei Tagen auch in die Schweiz.<br />
Wir treiben das Thema auch international voran.<br />
Dabei gilt es in jedem Land spezielle Gegebenheiten<br />
zu berücksichtigen. Hier stehen<br />
wir Amazon Business als Partner zur Seite,<br />
geben neue Denkanstöße und kontinuierlich<br />
Feedback . Das ist auch ein Grund, warum wir<br />
den Award erhalten haben. In China nutzen<br />
wir ähnliche Konzepte mit einem chinesischen<br />
Lieferanten.<br />
„Am Anfang war der Austausch<br />
sehr intensiv. So konnten wir<br />
Amazon Business gut vermitteln,<br />
was wir als Industriekunde<br />
benötigen .“<br />
Daniel Stumm<br />
<strong>Beschaffung</strong> <strong>aktuell</strong>: Wie verlief die Einführung<br />
von Amazon Business bei ABB?<br />
Eisel: Im Februar 2017 haben wir uns erstmals<br />
mit Amazon Business zusammengesetzt.<br />
Mit dabei war auch Florian Böhme, der<br />
die DACH-Region von Amazon Business verantwortet.<br />
Von Anfang an war die Awareness<br />
auch auf der Seite von Amazon-Business vorhanden,<br />
dass das wirklich eine gute Zusammenarbeit<br />
werden kann und wir gemeinsam<br />
etwas voranbringen können.<br />
Stumm: Wir arbeiten immer noch sehr eng<br />
mit Amazon Business zusammen, gerade am<br />
Anfang war der Austausch sehr intensiv. So<br />
konnten wir Amazon Business gut vermitteln,<br />
was wir als Industriekunde benötigen.<br />
<strong>Beschaffung</strong> <strong>aktuell</strong>: Ein Beispiel?<br />
Eisel: Ein relativ einfaches Thema ist zum Beispiel<br />
die Rechnungsnummer: Wer SAP nutzt,<br />
hat dafür nur eine limitierte Anzahl von<br />
Zeichen zur Verfügung. Die Rechnungsnummern<br />
von Amazon sind aber länger. Wenn<br />
diese Rechnung von der OCR-Software erkannt<br />
werden soll, entstehen Probleme bei<br />
der Zuordnung.<br />
<strong>Beschaffung</strong> <strong>aktuell</strong>: Wie ist denn das Problem<br />
mit Rechnungsnummern gelöst worden?<br />
Eisel: Amazon Business arbeitet bereits an einer<br />
Lösung. Industriekunden sind anspruchsvoll<br />
– Amazon lernt aber grundsätzlich<br />
schnell. Für uns haben wir eine Lösung mit<br />
unserem Scan-Dienstleister gefunden.<br />
Stumm: Ein anderes interessantes Thema ist<br />
die Frage nach der Kostenentwicklung: Wie<br />
entwickelt sich der Preis, wenn man mehr Vo-<br />
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<strong>Beschaffung</strong> <strong>aktuell</strong> 2020 03 29
MANAGEMENT<br />
lumen über die Plattform beschafft. Bis jetzt<br />
wird in erster Linie der Tail-Spend; the tail of<br />
the tail, wie wir sagen, bestellt. Daneben haben<br />
wir natürlich nach wie vor Kataloge, weil<br />
wir dort das Pricing unter Kontrolle haben.<br />
Amazon Business bietet bereits sehr gute<br />
Preise – was einmal mehr entscheidend ist,<br />
um sich auf dem Markt durchzusetzen.<br />
Daneben sehen wir auch, dass Lieferanten,<br />
zum Beispiel für Büromaterial, sich mehr und<br />
mehr an Amazon orientieren und einen besseren<br />
Service bieten. So treibt Amazon auch<br />
den Wettbewerb, was für die Kunden sehr<br />
spannend ist.<br />
„Um die Vision einer skalierten<br />
<strong>Beschaffung</strong> in der heutigen<br />
Welt zu verwirklichen, um den<br />
Erwartungen der Anwender<br />
gerecht zu werden, hat ABB das<br />
Amazon-Business-Konto auf<br />
über 42 juristische Personen<br />
skaliert und konnte die Anzahl<br />
der Freitextbestellungen um<br />
bis zu zweistellige Beträge<br />
reduzieren . Gleichzeitig wurde<br />
die Zufriedenheit der<br />
Endbenutzer höht.“<br />
Florian Böhme, Director<br />
Amazon Business DACH,<br />
aus der Laudation auf der ABX<br />
<strong>Beschaffung</strong> <strong>aktuell</strong>: Haben Sie interne Auflagen,<br />
welche Produkte gekauft werden dürfen?<br />
Oder darf im Prinzip eigentlich erst mal<br />
alles gekauft werden?<br />
Stumm: Bis auf gewisse Dinge, die besonderen<br />
Sicherheitsrichtlinien unterliegen, wie<br />
zum Beispiel die persönliche Schutzausrüstung,<br />
darf prinzipiell alles gekauft werden.<br />
Anfangs gab es Überlegungen, gewisse Angebote<br />
zu begrenzen, wie die IT beispielsweise.<br />
Jetzt haben wir auch das geöffnet und beobachten<br />
die Nutzung. Mit den Reports haben<br />
wir stets die Transparenz über das, was eingekauft<br />
wird. Diese Transparenz ist notwendig.<br />
Dann kann man auch mutig sein und Neues<br />
ausprobieren. Die Vorgehensweise entspricht<br />
unserer Philosophie und ist meiner Ansicht<br />
nach für die Zukunft wichtig.<br />
<strong>Beschaffung</strong> <strong>aktuell</strong>: Maßgeblich für den Erfolg<br />
sind durchgängige IT-Lösungen. Wie haben<br />
Sie die Anbindung an das Backend realisiert?<br />
Eisel: Ein durchgängiger digitaler Prozess ist<br />
sehr wichtig. Deswegen haben wir Amazon<br />
Business an unser bestehendes E-Procurement-Tool<br />
angebunden und voll integriert.<br />
Aber es hat sich wirklich auch gelohnt, denn<br />
jetzt haben wir einen komplett reibungslosen<br />
digitalen Prozess. Die Approvals können die<br />
Manager über das Handy, das Tablet oder<br />
über den Laptop bzw. PC geben. Der gesamte<br />
Prozess läuft reibungslos digital.<br />
<strong>Beschaffung</strong> <strong>aktuell</strong>: Also die Leute können<br />
sich jetzt aussuchen, wo sie bestellen?<br />
Stumm: Wir haben Amazon Business momentan<br />
vor allem für Spot Buying oder Tail-<br />
Spend, das heißt für Dinge, die wir nicht katalogisiert<br />
haben. Es besteht natürlich ein „Risiko“,<br />
dass jemand zum Beispiel sein Büromaterial<br />
über Amazon Business bestellt. Das<br />
wird aber durch unsere interne Organisation<br />
weitestgehend ausgeschlossen.<br />
<strong>Beschaffung</strong> <strong>aktuell</strong>: Wie geht es weiter?<br />
Eisel: Wir werden mit Amazon Business natürlich<br />
weiterarbeiten. Es ist unser Interesse,<br />
weiter gemeinsam zu wachsen. Neben der<br />
sehr guten Logistik, erwarten wir als Kunde<br />
auch Einsparungen auf Produktebene. Daran<br />
arbeitet Amazon Business bereits.<br />
Stumm: Intern arbeiten wir gerade an einem<br />
Interface wie Google. Der User soll automatisch<br />
aus dem System die besten Such-Ergebnisse<br />
erhalten. Er kann sie sich anschauen,<br />
anklicken, auswählen, in den Einkaufskorb legen<br />
und eine Bestellung genehmigen lassen.<br />
Dazu wollen wir verschiedene Systeme in einem<br />
internen Katalog anbinden. Wir nennen<br />
das Agnostic User Interface und davon wird<br />
Amazon Business ein Teil. Der Anwender soll<br />
praktisch keinen Unterschied merken, ob er<br />
jetzt im Internet privat bestellt oder in der Firma.<br />
Daran arbeiten wir in den nächsten zwei,<br />
drei Jahren.<br />
<strong>Beschaffung</strong> <strong>aktuell</strong>: Mit einer Standardlösung?<br />
Stumm: Wir spezifizieren <strong>aktuell</strong> unsere Anforderungen.<br />
Natürlich gibt es Lösungen von<br />
den bekannten Anbietern. Davon lassen wir<br />
uns inspirieren und entsprechende Vorschläge<br />
machen. Das Portal muss dem ABB-Branding<br />
entsprechen und wir müssen es sehr<br />
einfach und schnell konfigurieren können.<br />
<strong>Beschaffung</strong> <strong>aktuell</strong>: Was können Sie anderen<br />
Unternehmen als Lessons Learned mitgeben?<br />
Eisel: Einfach machen. Man sollte nicht warten,<br />
bis wirklich alles perfekt ist. Natürlich<br />
muss man auch mit Stolpersteinen rechnen.<br />
Aber uns war und ist das Thema so wichtig,<br />
dass wir gesagt haben, wir wollen den Weg<br />
gemeinsam mit Amazon Business gehen. Das<br />
ist anders als beim typischen deutschen Engineering,<br />
wo man von A bis B alles durchplant.<br />
Es gibt es viele Unternehmen, die erst mal<br />
schauen, wie sich ein Angebot von Amazon<br />
Business oder anderen entwickelt, und warten<br />
bis eine gewisse Marktreife erreicht wurde.<br />
Aber das entspricht nicht unserer Strategie.<br />
Wir möchten vorne mit dabei sein und<br />
Themen gemeinsam voranbringen.<br />
Stumm: Für mich war es, wie wir so schön sagen,<br />
ein No-Brainer. Wir können unser Leben<br />
vereinfachen und damit unserem End User<br />
was Schönes bieten. Also lass es uns einfach<br />
mal testen. Jeder kennt Amazon. Als ich im<br />
Vorfeld die Idee mit ein paar Usern besprochen<br />
haben, war die einstimmige Reaktion:<br />
Das wäre cool!<br />
<strong>Beschaffung</strong> <strong>aktuell</strong>: Wie verändert die<br />
Digitalisierung den Einkauf?<br />
Stumm: Die Digitalisierung verändert alles im<br />
Einkauf. Bei uns arbeitet im Einkauf das Team<br />
„Digital Change Agent“ dediziert an Digita -<br />
lisierungsprojekten. Das hatten wir früher<br />
nicht. Langfristig wird die Anzahl der operativen<br />
Einkäufer zurückgehen oder ihr Aufgabenfeld<br />
wird sich ändern. Aber der strategische<br />
Einkauf bleibt wichtig und auch das Thema<br />
Sourcing. Allerdings wird das Sourcing zukünftig<br />
flexibler sein. Man braucht zwar nach wie<br />
vor Kategoriespezialisten, aber die Arbeit wird<br />
mehr auf Projektbasis laufen, und dafür benötigt<br />
man mehr Analysten. Außerdem muss ein<br />
Einkäufer ein Diplomat sein. Ob wir intern unsere<br />
Projekte verkaufen oder mit Lieferanten<br />
verhandeln, in jedem Fall ist Diplomatie gefragt.<br />
Gesucht sind Leute, die mit Daten arbeiten<br />
können, diese verstehen und so aufarbeiten<br />
können, dass sie andere überzeugen.<br />
<strong>Beschaffung</strong> <strong>aktuell</strong>: Und das alles in einer<br />
Person?<br />
Stumm: Das geht alles nur im Team. Dabei<br />
kommt es auf die richtige Zusammensetzung<br />
an. Einkaufserfahrung ist wichtig, aber nicht<br />
ausschlaggebend – das klassische Verhandeln<br />
wird immer mehr abnehmen –, viel<br />
wichtiger ist, dass man Leute hat, die strategisch<br />
denken, sich mit Tools auskennen, gut<br />
in Analysen sind und vor allem im Verkaufen<br />
und im Stakeholder Management einen<br />
wertvollen Beitrag liefern. Wir wollen als Einkauf<br />
in der Champions League spielen und<br />
dafür brauchen wir motivierte Player, die mit<br />
Leidenschaft die Sache vorantreiben.<br />
Eisel: Wir treiben zurzeit verschiedene Digitalisierungsprojekte<br />
im Einkauf voran, gemeinsam<br />
mit unseren Mitarbeitern aber auch mit<br />
unseren externen Partnern. Gemäß unserer<br />
ABB Leitlinie „Let´s write the future. Together“.<br />
Das Interview führte Sabine Schulz-Rohde,<br />
<strong>Beschaffung</strong> <strong>aktuell</strong>.<br />
30 <strong>Beschaffung</strong> <strong>aktuell</strong> 2020 03
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MANAGEMENT<br />
Factoring als Finanzierungsmodell für die Industrie<br />
Zahlungsziel: ein Tag<br />
Während Leasing das <strong>Beschaffung</strong>smanagement entlastet, zielt Factoring auf die Unterstützung des Lieferanten. Dieser<br />
verkauft seine Forderung an einen Factoring-Partner, der meist innerhalb eines Tages den gesamten Rechnungsbetrag<br />
abzüglich einer Gebühr ausgleicht. Reverse Factoring ist dagegen speziell für das <strong>Beschaffung</strong>smanagement ausgerichtet.<br />
Mit zunehmender Marktmacht<br />
setzen vor allem Großkunden oft<br />
immer längere Zahlungsziele<br />
durch. Im Extremfall kann das dazu führen,<br />
dass die letzte Rate erst nach Ablauf der<br />
gesetzlichen garantierten Gewährleistungsfrist<br />
bezahlt wird. Das hat Auswirkungen auf<br />
die Liquidität des Lieferanten. Dieser muss<br />
seine Services und Waren eine bestimmte Zeit<br />
vorfinanzieren beziehungsweise sein Kontokorrent<br />
beanspruchen, um Mitarbeiter und<br />
Vorlieferanten bezahlen zu können. Steigen<br />
seine Umsätze, steigt sein Finanzierungsbedarf<br />
– oft über die vereinbarte Kreditlinie<br />
hinaus. Gleichzeitig erhöht sich auch das<br />
Ausfall risiko; im schlimmsten Fall bis zu einer<br />
existenzbedrohenden Höhe. Factoring kann<br />
hier Abhilfe schaffen. Dabei verkauft der<br />
Lieferant seine Forderung an seinen Factoring-Partner,<br />
der umgehend den gesamten<br />
Rechnungsbetrag ausgleicht. Dieser ist ab<br />
sofort mit allen Rechten und Pflichten der<br />
Gläubiger des Kunden.<br />
Delkredere inklusive<br />
Kommt dieser seiner Zahlungsverpflichtung<br />
nicht nach, bleibt der Factoring-Anbieter auf<br />
seiner Forderung sitzen. Laut einer <strong>aktuell</strong>en<br />
Studie des Bundesverbands Factoring für den<br />
Mittelstand (BFM) aus dem Jahr 2019<br />
„Die Kosten liegen etwa im Skonto-Bereich“<br />
Interview mit Michael Parsiegla-Amato, Vice President Administration Factoring Grenke-Gruppe<br />
Michael Parsiegla-Amato ist bei Grenke Vice<br />
President Administration Factoring. Das Unternehmen<br />
mit Sitz in Baden-Baden ist heute in 32<br />
Ländern vertreten und seit 2019 im MDAX gelistet.<br />
Außer Factoring bietet Grenke auch Leasingund<br />
Bankdienstleistungen für Existenzgründer<br />
und Mittelstand.<br />
<strong>Beschaffung</strong> <strong>aktuell</strong>: Wo überzeugt Factoring<br />
in der Praxis?<br />
Parsiegla-Amato: Factoring entlastet Unternehmen<br />
bei ihrem Forderungsmanagement<br />
und sorgt dafür, dass Liquidität planbar<br />
bleibt. Bei uns haben Kunden die Wahl, ob<br />
sie sämtliche Forderungen von Grenke betreuen<br />
lassen oder nur ausgewählte Debitoren<br />
oder Forderungen in bestimmter Höhe.<br />
Dafür haben wir einen einfachen und digitalen<br />
Workflow aufgebaut. Der Lieferant stellt<br />
seine Rechnung und lädt sie in unserem<br />
Online-Portal hoch. Wir bezahlen den Betrag<br />
innerhalb von 24 Stunden. Am nächsten Tag<br />
ist das Geld auf seinem Konto.<br />
<strong>Beschaffung</strong> <strong>aktuell</strong>: Welche Vorteile bietet<br />
Factoring im Gegensatz zu „klassischen“<br />
Finanzdienstleistern?<br />
Parsiegla-Amato: Da ist zuerst einmal der<br />
Servicefaktor. Statt banktypischer Bürokratie<br />
bieten wir einen persönlichen Ansprechpartner.<br />
In unserem Online-Portal legen wir<br />
großen Wert auf eine einfache Handhabung<br />
und Transparenz. Dazu kommen umfangreiche<br />
Services: Beispielsweise die Überwachung<br />
von Zahlungseingängen, die Betreuung<br />
des Forderungsmanagements und<br />
Mahnwesens sowie einen Forderungsausfallschutz.<br />
Darüber hinaus haben wir die<br />
Debitoren im Blick und geben frühzeitig<br />
Hinweise, wenn sich das Zahlungsverhalten<br />
ändert. Das ist echte Unterstützung im<br />
Tagesgeschäft.<br />
<strong>Beschaffung</strong> <strong>aktuell</strong>: Wie flexibel ist dieses<br />
Online-Portal für den Nutzer?<br />
Parsiegla-Amato: Das Portal bietet zuerst<br />
einmal in Echtzeit einen Überblick über alle<br />
Transaktionen – alte wie neue. Hier kann der<br />
Factoring-Nehmer aber auch noch Einfluss<br />
nehmen. Er kann für jeden Kunden individuelle<br />
Zahlungsziele vorgeben oder auch in laufende<br />
Mahnprozesse eingreifen. Er kann zum<br />
Beispiel jederzeit eine Mahnsperre setzen<br />
und seinen Kunden zur Klärung kontaktieren.<br />
<strong>Beschaffung</strong> <strong>aktuell</strong>: Was kostet Factoring?<br />
Parsiegla-Amato: Da kann ich natürlich nur<br />
für Grenke sprechen. Wir legen alle Kosten<br />
vorab offen. Die hängen aber von vielen Faktoren<br />
ab, beispielsweise vom Gesamtumsatz<br />
und der Debitorenstruktur. Deshalb lässt<br />
sich das nur grob pauschal beantworten:<br />
Die Kosten liegen in etwa im Skonto-Bereich.<br />
<strong>Beschaffung</strong> <strong>aktuell</strong>: Sind Güter bzw. Branchen<br />
vom Factoring ausgeschlossen?<br />
Parsiegla-Amato: Über Factoring lassen sich<br />
grundsätzlich alle gewerblichen Güter inklusive<br />
Services verkaufen – von der Kaffee -<br />
maschine und dem Bürodrucker bis hin zur<br />
Praxiseinrichtung oder einer Produktionsmaschine.<br />
Grenke ist spezialisiert auf die<br />
Zusammenarbeit mit kleinen, mittelständischen<br />
Unternehmen. Wer sich nicht ganz<br />
sicher ist: Wir bieten eine Probezeit von drei<br />
Monaten, in denen große und kleine Kunden<br />
Factoring ausprobieren und im Zweifelsfall<br />
unkompliziert zurücktreten können.<br />
32 <strong>Beschaffung</strong> <strong>aktuell</strong> 2020 03
Bild: CrazyCloud/Stock.adobe.com<br />
Die Definition: „Revolvierende Übertragung von Forderungen eines<br />
Unternehmens vor Fälligkeit an ein Finanzdienstleistungsinstitut“.<br />
Bild: Gerhard Seybert/Stock.adobe.com<br />
Factoring erhöht die Liquidität durch schnellere Zahlungseingänge und<br />
schützt darüber hinaus vor Zahlungsausfällen.<br />
erwägen 18 Prozent der Entscheider in deutschen<br />
KMUs, ihre Liquidität in Zukunft durch<br />
Factoring zu erhöhen. Vor zwei Jahren waren<br />
es erst 14 Prozent. Interesse besteht vor allem<br />
in den Branchen Im- und Export (78 %), im<br />
verarbeitenden Gewerbe (69 %) sowie im<br />
Handel (58 %). Factoring ist dabei nicht mit<br />
dem oft negativ beleumundeten Inkasso zu<br />
vergleichen. Es kann im Gegenteil sinnvoller<br />
Bestandteil einer modernen Unternehmensfinanzierung<br />
sein. Außer einer höheren Liquidität<br />
und dem Schutz vor Ausfällen kann der<br />
Factoring-Nehmer ein längeres Zahlungsziel<br />
einräumen und aufgrund der verfügbaren<br />
Liquidität die Forderungen seiner Lieferanten<br />
umgehend bezahlen. Das bietet ihm im<br />
Einkauf die Möglichkeit, selbst Vorteile wie<br />
Skonti oder günstigere Konditionen auszuhandeln.<br />
Schon allein diese Einsparungen<br />
gleichen die Factoring-Gebühren oft aus.<br />
Darüber hinaus steigen durch die verbesserte<br />
Eigenkapitalquote Bonität und das Banken-<br />
Rating. Durch diese Vorteile befeuert, gibt es<br />
inzwischen deutschlandweit rund 250 Factoring-Anbieter,<br />
die 2018 gemeinsam 242 Mrd.<br />
Euro umgesetzt haben. Tendenz steigend: Die<br />
Zahl der Kunden ist in diesem Zeitraum um<br />
20 Prozent auf circa 43.830 Unternehmen<br />
gestiegen. Die Factoring-Branche wächst: Im<br />
ersten Halbjahr 2019 stiegen die Umsätze<br />
der Mitglieder des Deutschen Factoring-<br />
Verbands um rund 12 Prozent im Vergleich zu<br />
den ersten sechs Monaten im Vorjahr.<br />
Für die <strong>Beschaffung</strong>: Reverse-Factoring<br />
Die Anbieter haben inzwischen unterschiedliche<br />
Factoring-Angebote mit spezifischen<br />
Charakteristika ausgearbeitet. Zum Beispiel<br />
Import- und Export-Factoring, das die<br />
An forderungen und Risiken eines Grenzübertrittes<br />
abdeckt. Oder auch Full-Service-<br />
Factoring, bei dem der Kunde nicht nur einzelne<br />
<strong>Beschaffung</strong>sprojekte, sondern seine<br />
gesamte Debitorenbuchhaltung an den<br />
Factor auslagert. Ein Angebot, das vor allem<br />
auf KMUs zielt, die damit das Debitorenmahnwesen,<br />
die Zahlungskontrolle, sowie<br />
Inkasso und Rechtsverfolgung in die Hände<br />
eines professionellen Partners legen.<br />
Reverse Factoring legt dabei besonders stark<br />
zu: 2018 um 127 Prozent auf 4,5 Mrd. Euro.<br />
Dabei geht die Initiative zum Abschluss einer<br />
bankenunabhängigen Einkaufsfinanzierung<br />
nicht vom Lieferanten, sondern von dem<br />
Beschaffer aus. Damit sorgt der Käufer dafür,<br />
dass seine Lieferanten schnell ihr Geld<br />
bekommen (vom Factoring-Unternehmen)<br />
und zuverlässig produzieren können. Gleichzeitig<br />
kann er durch die verbesserten<br />
Zahlungskonditionen unter Umständen<br />
Skonti und Rabatte aushandeln. Grundlage<br />
ist ein Dreiervertrag zwischen Lieferanten,<br />
Abnehmer und Factoring-Anbieter.<br />
Der Autor<br />
Michael Grupp, freier Journalist in Stuttgart<br />
<strong>Beschaffung</strong> <strong>aktuell</strong> 2020 03 33
MANAGEMENT<br />
Wie sich die Rolle der Supply-Chain-Planer verändert<br />
Vertrauen in KI lernen<br />
Durch den Einsatz von intelligenten Systemen wie KI hat und wird sich die<br />
Rolle der Supply-Chain-Planer verändern. Erfahren Sie, welche Auswirkung das<br />
gerade in Zeiten des Fachkräftemangels hat und wie KI hier helfen kann.<br />
So lange Unternehmen nicht bereit sind, Robotern zu vertrauen, wird es immer<br />
ein unerreichbares Maß an Produktivität und finanziellen Vorteilen geben.<br />
Noch nie war die Rolle des Supply-<br />
Chain-Planers strategisch so wichtig<br />
wie in der heutigen wettbewerbsintensiven<br />
globalen Wirtschaft. Und noch nie<br />
war diese Aufgabe so schwierig. Die Notwendigkeit,<br />
kontinuierlich optimale Kompromisse<br />
zwischen Service Levels und Rentabilitätszielen<br />
einzugehen, macht alte Planungsansätze<br />
und Tools<br />
obsolet. Aus diesem<br />
Grund befürworten<br />
internationale<br />
Branchenexperten<br />
nachdrücklich<br />
das<br />
„Systemdenken“<br />
Mauro Adorno<br />
und die Anwendung<br />
fortschrittlicher<br />
Simulationstechniken, wie sie üblicherweise<br />
eher im Gaming als in der traditionellen<br />
Betriebsplanung zu finden sind.<br />
Gleichzeitig akzeptieren immer mehr Unternehmen,<br />
dass die Orchestrierung der heutigen<br />
mehrstufigen, erweiterten und hochgradig<br />
reaktionsschnellen Supply Chains die kooperative<br />
Beteiligung von Interessengruppen<br />
„Die vielleicht größte Herausforderung für<br />
jede Supply- Chain-Führungskraft besteht<br />
darin, zu lernen, auf hoch entwickelte<br />
Planungssysteme zu vertrauen.“<br />
Bild: valentinakru/stock.adobe.com<br />
aus den Bereichen Vertrieb, Marketing, Finanzen,<br />
Operations und Executive Leadership erfordert.<br />
Dabei werden zunehmend auch externe<br />
Handelspartner einbezogen. Diese<br />
wachsende Einbeziehung der Interessengruppen<br />
und die Komplexität der Supply<br />
Chain bedeutet, dass im Vergleich zu vor zehn<br />
Jahren die meisten Unternehmen neben<br />
S&OP (Absatzplanung)<br />
andere Arten<br />
integrierter<br />
Planungsprozesse<br />
und fortschrittliche,<br />
automatisierte<br />
Planungswerkzeuge<br />
einsetzen.<br />
All dies hat Auswirkungen<br />
auf die<br />
Rolle des Planers. Supply-Chain-Planung ist<br />
erheblich anspruchsvoller geworden und erfordert<br />
eine Mischung aus technisch-analytischen<br />
Fähigkeiten und dem, was oft zu Unrecht<br />
als „weiche“ Kommunikations- und zwischenmenschliche<br />
Kompetenzen bezeichnet<br />
wird. Eine <strong>aktuell</strong>e, beispielhafte Stellenanzeige<br />
listet neben „Verhandlungs-, Kommunikations-<br />
und Präsentationsfähigkeiten“ zum<br />
Beispiel auch technische Kriterien wie APICSund<br />
Six-Sigma-Zertifizierung.<br />
Es überrascht nicht, dass es für Unternehmen<br />
immer schwieriger wird, solche Alleskönner<br />
zu rekrutieren. Einige behelfen sich damit,<br />
zwei Arten von Planern anzustellen: einen<br />
mit Analytics-Kompetenz und einen mit<br />
Kompetenzen in Kommunikation, Moderation<br />
und Verhandlung. Der Aufbau einer solchen<br />
Planer-Brigade kann für Unternehmen<br />
jedoch schnell kompliziert, teuer und ineffizient<br />
werden.<br />
Erfolgreichere Unternehmen hingegen lagern<br />
Aufgaben an die Technologie aus. Auch<br />
wenn zu erwarten ist, dass die Automatisierung<br />
auf diese Weise einige Aufgaben und<br />
Rollen ersetzen wird, werden die verbleibenden<br />
Aufgaben und Rollen weitaus attraktiver<br />
sein. In dem Bericht „Anticipating the Future<br />
of Supply Chain Work“ der Gartner-Community<br />
SCM World heißt es: „Anspruchsvolle<br />
Aufgaben, die Kreativität und Problemlösung<br />
erfordern, werden diejenigen ersetzen, die<br />
von geringem Wert, Routine und Alltäglichkeit<br />
geprägt sind.“<br />
Es braucht Vertrauen ins System<br />
Die vielleicht größte Herausforderung für jede<br />
Supply-Chain-Führungskraft besteht darin,<br />
zu lernen, auf hoch entwickelte Planungssysteme<br />
zu vertrauen, die anders als Tabellenkalkulationen<br />
und andere einfache Tools<br />
nicht transparent sind. Wie Seth Lippincot,<br />
Analyst bei Nucleus Research in seinem Bericht<br />
„Answer Inventar Complexity 2019“ darlegte,<br />
„kann es oft schwieriger sein, das Verhalten<br />
zu ändern als die Software zu ändern,<br />
und das Vertrauen in die Empfehlungen eines<br />
Tools aufzubauen, geschieht nicht über<br />
Nacht“.<br />
Die Wahl läuft darauf hinaus: Würden Sie lieber<br />
einen Überblick über das Innenleben Ihrer<br />
Supply-Chain-Software oder über Ihre<br />
Supply- Chain selbst haben? Solange die Unternehmen<br />
nicht bereit sind, die Hände vom<br />
Lenkrad zu nehmen, wird es immer ein unerreichbares<br />
Maß an Produktivität und finanziellen<br />
Vorteilen geben.<br />
Der Autor<br />
Mauro Adorno, Managing Director,<br />
ToolsGroup Europe, ist ein erfahrener<br />
Supply Chain Experte mit<br />
Schwerpunkt in den Branchen<br />
Internethandel , Automobilwirtschaft<br />
und Fertigungsindustrie.<br />
34 <strong>Beschaffung</strong> <strong>aktuell</strong> 2020 03
<strong>Beschaffung</strong> <strong>aktuell</strong> 2020 03 35
MANAGEMENT<br />
Strategische Transformation im Einkauf, Teil 1<br />
Wie sich der Einkauf bei der Schreiner<br />
Group zum strategischen Player entwickelt<br />
Wie übernimmt der Einkauf die Verantwortung für die Lieferketten auf Augenhöhe mit Entwicklung, Marketing<br />
und Produktion? Die Schreiner Group hat innerhalb von fünf Jahren diese strategische Transformation um -<br />
gesetzt. Mit einer Artikelserie werden die Schritte des Einkaufs bei der Schreiner Group nachgezeichnet und die<br />
zugrundeliegenden Erfolgskonzepte erläutert . Im ersten Artikel wird das grundlegende Verständnis der strate -<br />
gischen Transformation vorgestellt und der Prozess bei Schreiner aufgezeigt.<br />
IIm Strategischen Einkauf gehen Anspruch<br />
und Wirklichkeit häufig weit auseinander.<br />
In vielen Unternehmen gibt es<br />
eine Abteilung, die für strategischen Einkauf<br />
zuständig ist und auch entsprechend benannt<br />
ist. Häufig handelt es sich aber um<br />
strategische Scheinriesen, die aus der Entfernung<br />
strategieorientiert wirken und aus der<br />
Nähe betrachtet zum Strategie-Zwerg<br />
schrumpfen. In diesen Unternehmen gibt<br />
es vielfältige Instrumente zum strategischen<br />
Einkauf, beispielweise Lieferanten -<br />
bewertung, Warengruppenmanagement<br />
oder Total-Cost-Analysen. An folgenden Indikatoren<br />
erkennt man aber potenzielle Strategieschwächen:<br />
Phasen der Strategie Entwicklung im Einkauf der Schreiner Group .<br />
• Die kurzfristige, reaktive Kosten -<br />
optimierung dominiert.<br />
• Es gibt kaum einen Bezug zur Unternehmensstrategie.<br />
Der Einkauf ist bei der<br />
Formulierung der Unternehmensstrategie<br />
nicht ernsthaft beteiligt. Im Einkauf spielt<br />
Strategiekompetenz keine Rolle.<br />
• Zentrale Ausschreibungsprojekte<br />
beherrschen das Einkaufsgeschehen.<br />
• Firefighting-Mentalität prägt die Einkaufskultur:<br />
Wer mit Engagement Feuer löscht,<br />
ist der Held. Wer sich nachhaltig um eine<br />
Warengruppenstrategie kümmert und damit<br />
Probleme vermeidet, ist ein Faulenzer,<br />
weil er ja keine Feuer löscht.<br />
• Der Einkauf ist Dienstleister und arbeitet<br />
Bild:Schreiner Group GmbH & Co. KG, Oberschleißheim<br />
den verantwortlichen Abteilungen zu.<br />
Er ist in den frühen Phasen der Ent -<br />
wicklung bzw. der Bedarfsdefinition nicht<br />
integriert. Maverick Buying ist weit<br />
verbreitet .<br />
Strategische Transformation<br />
Die strategische Transformation richtet alles<br />
Denken und Handeln im Einkauf strategisch<br />
aus. So bedeutsam die operative Umsetzung<br />
für den Erfolg im Einkauf ist, dominiert die<br />
strategische Ausrichtung das Tagesgeschäft<br />
nach der Devise: Strategy first. In der Erfahrung<br />
mit erfolgreichen Transformationsprozessen<br />
haben sich drei Erfolgskonzepte herauskristallisiert:<br />
• Ganzheitlicher Strategieansatz: Ein ganzheitlicher<br />
Strategieansatz integriert alle<br />
strategischen Elemente des Einkaufs –<br />
über alle Standorte und alle Beteiligten –<br />
systematisch untereinander und mit der<br />
Unternehmensstrategie.<br />
• Evolutionärer Ansatz: Im Sinne eines agilen<br />
Managements muss die strategische<br />
Transformation schrittweise erfolgen. Ein<br />
Big Bang kann nicht gelingen. Das Strategiekonzept<br />
muss die evolutionäre Entwicklung<br />
unterstützen.<br />
• Change Management: Im Change Management<br />
wird die menschliche Dimension<br />
in der Veränderung gesteuert. Dies ist<br />
in der Regel herausfordernd, da die strategische<br />
Transformation nicht nur Verantwortungsbereiche<br />
von Mitarbeitern verändert,<br />
sondern auch grundlegende Denkund<br />
Verhaltensmuster aufbrechen will.<br />
Diese Erfolgskonzepte sollen in der Artikelserie<br />
am Beispiel der Schreiner Group, Ober-<br />
36 <strong>Beschaffung</strong> <strong>aktuell</strong> 2020 03
MANAGEMENT<br />
Das Buch<br />
Eine ausführliche<br />
Beschreibung der<br />
strategischen<br />
Transformation<br />
bei der Schreiner<br />
Group und einer<br />
Anleitung zur<br />
praktischen Umsetzung<br />
mit den<br />
drei Erfolgskonzepten<br />
findet sich<br />
in dem Buch Strategische Transformation im<br />
Einkauf: Fallstudie und Anleitung zur prak -<br />
tischen Umsetzung, Gerhard Heß, Manfred<br />
Laschinger, Springer/Gabler-Verlag 2019,<br />
ISBN 978–3–658–25539–8.<br />
Workshop:<br />
Das Institut für <strong>Beschaffung</strong>sstrategie veranstaltet<br />
regelmäßig Workshops, um Einkaufs -<br />
praktiker für die strategische Transformation<br />
im Einkauf fit zu machen:<br />
Zweitägiger Workshop zur Entwicklung des<br />
Strategischen Einkaufs und der Supply-Strategie<br />
auf Basis der 15M-Architektur, nähere<br />
Information : www.beschaffungsstrategie.de<br />
schleißheim, konkretisiert werden. Die<br />
Schreiner Group hat in den Jahren 2012 bis<br />
2017 die strategische Transformation im Einkauf<br />
durchlaufen. Die Ausgangslage im Jahr<br />
2012 war ähnlich der oben beschriebenen Situation<br />
zur Strategieschwäche. Im Jahr 2017<br />
ist sie nach erfolgreicher Transformation –<br />
d. h. nicht, dass nun alles perfekt ist – ins Finale<br />
des BME-Innovationspreises eingezogen.<br />
Geschätzter Business Partner als Vision<br />
Die Schreiner Group ist ein mittelständisches,<br />
international tätiges Familienunternehmen<br />
der druck- und folienverarbeitenden Industrie.<br />
Das Produktportfolio umfasst unter anderem<br />
innovative Funktionsetiketten, RFID-<br />
Etiketten oder gedruckte Elektronik. Besondere<br />
Stärke der Schreiner Group ist die Kundenvertrautheit.<br />
Im Jahr 2016 wurden 2,1 Mrd.<br />
Etiketten und Funktionsteile gedruckt und<br />
damit 170 Mio. Euro Umsatz erzielt.<br />
Bei der Schreiner Group wird als Ziel der strategischen<br />
Transformation die Vision geboren,<br />
den Einkauf zum „Geschätzten Business Partner“<br />
zu entwickeln. Nach dieser Vision richtet<br />
der Einkauf die Lieferkette strategisch aus. Er<br />
Die Vision<br />
„Geschätzter Business Partner “<br />
bei der Schreiner Group<br />
• Verantwortung der Lieferantenschnittstelle<br />
und der Supply-Strategie<br />
• Bündelung der Anforderungen aller Stakeholder<br />
• Repräsentant der Versorgung in der Unternehmensstrategie<br />
• Betreuung der Schnittstellenprozesse mit<br />
den Lieferanten<br />
• Verantwortung für Compliance, Nachhaltigkeit<br />
und Risikomanagement in der Lieferkette<br />
• Verantwortung für Ausschreibungen<br />
• Geschätzt im Sinne wertgeschätzt<br />
bündelt die Anforderungen aller Beteiligten an<br />
der Lieferantenschnittstelle und verknüpft bidirektional<br />
(!) die Einkaufs- mit der Unternehmensstrategie.<br />
„Geschätzt“ bedeutet, dass die<br />
anderen Abteilungen die Leistung des Einkaufs<br />
für ihre Aufgabe wertschätzen und deshalb<br />
gerne in Anspruch nehmen. (zur Vision<br />
„Geschätzter Business Partner“ vgl. Kasten)<br />
Prozess der strategischen Transformation<br />
Die Schreiner Group startete die strategische<br />
Transformation im Jahr 2012 mit dem Übergang<br />
der Geschäftsführung von der zweiten<br />
auf die dritte Generation der Familie Schreiner.<br />
Die Distanz zwischen der Vision des „geschätzten<br />
Business Partners“ und der Ausgangssituation,<br />
die dem oben beschriebenen<br />
Szenario „Strategieschwäche“ entsprach,<br />
könnte nicht größer sein. Ein Einkauf ohne<br />
wesentliche Strategiekompetenz kann zu<br />
strategischen Fragestellungen nichts beitragen<br />
und wird deshalb auch nicht beteiligt.<br />
Damit hat er auch keine Möglichkeit seine<br />
Strategiekompetenz zu entwickeln. Dies ist<br />
offenkundig ein Zirkel, der schwer zu durchbrechen<br />
ist. Verstärkt wurde das Problem dadurch,<br />
dass in der Ausgangssituation ursprünglich<br />
niemand – auch nicht der Einkauf<br />
– darin ein Problem sah. Eine so weitgehende<br />
Transformation ist nicht in einem Schritt<br />
möglich. Vielmehr entwickelte sich die Transformation<br />
in vier Phasen (vgl. Bild):<br />
• Phase 1: Transparenz und Strukturen<br />
schaffen (2012–2013): Es wurden zunächst<br />
Strukturen im Einkauf geschaffen,<br />
die die Kompetenzentwicklung förderten.<br />
Darüber hinaus half die Realisierung von<br />
Quick Wins, die Reputation des Einkaufs im<br />
Unternehmen zu stärken. Phase 1 ist Gegenstand<br />
des zweiten Artikels dieser Serie.<br />
• Phase 2: Einkaufsmanagement professionalisieren<br />
(2013–2016): Es wird schrittweise<br />
ein systematischer Strategischer<br />
Einkauf aufgebaut mit Elementen wie Einkaufsstrategie,<br />
Warengruppen- und Lieferantenstrategien<br />
sowie Prozess- und Systemoptimierungen.<br />
Basiskonzept ist die<br />
15M-Architektur der Supply-Strategie. Mit<br />
Hilfe des Reifegradmanagements werden<br />
evolutionäre Verbesserungsprozesse gesteuert.<br />
Phase 2 mit den grundlegenden<br />
Konzepten wird im dritten Artikel vorgestellt.<br />
• Phase 3: Integration in die Unternehmensstrategie<br />
vorantreiben (seit 2016): Der Einkauf<br />
ist zu Beginn der Phase in den Wertschöpfungsprozessen<br />
bereits gut verankert.<br />
Mit der Neuentwicklung der Unternehmensstrategie<br />
wird der Einkauf vertieft<br />
in die Wertgenerierung des Unternehmens<br />
integriert.<br />
• Phase 4: Entwicklung in Richtung Industrie<br />
4.0 (seit 2017): In Phase 4 setzt sich Phase<br />
3 fort. Allerdings gewinnen Industrie-4.0-<br />
Anwendungen verstärkt an Bedeutung.<br />
Dies hat erhebliche Konsequenzen für den<br />
Einkauf, der sich unter anderem mit neuartigen<br />
Geschäftsmodellen und Projektmanagementaufgaben<br />
vertraut machen<br />
muss. Phasen 3 und 4 werden im vierten<br />
Artikel ausgeführt. Redaktionsschluss der<br />
Fallstudie ist Mitte 2017.<br />
Das Change-Management zur strategischen<br />
Transformation zieht sich über die gesamte<br />
Entwicklung hin und soll im fünften Artikel<br />
der Serie beschrieben werden.<br />
Die Autoren<br />
Prof. Dr. Gerhard Heß, TH Nürnberg<br />
Georg-Simon-Ohm, Professur für<br />
Supply Management und Leiter<br />
Institut für <strong>Beschaffung</strong>sstrategie<br />
Manfred Laschinger, Einkaufsleiter,<br />
Schreiner Group GmbH & Co. KG<br />
<strong>Beschaffung</strong> <strong>aktuell</strong> 2020 03 37
MANAGEMENT<br />
Expertengespräch mit Ninian Wilson, SCM Director der Vodafone Gruppe und CEO der Vodafone Procurement Company<br />
Supercharging mit KI und Automatisierung<br />
„<br />
Ninian Wilson, SCM Director der Vodafone Gruppe und CEO der Vodafone Procurement Company, spricht im Interview über<br />
die digitale Transformation der weltweiten <strong>Beschaffung</strong> und insbesondere in seinem Unternehmen.<br />
„Unser SCM Control Centre<br />
liefert mithilfe von digitaler<br />
Analytik höchste Transparenz<br />
für die <strong>Beschaffung</strong>sprozesse<br />
und steigert so die Leistungs -<br />
fähigkeit und Korrektheit.“<br />
Ninian Wilson, Vodafone<br />
Bild: Vodafone<br />
Ninian Wilson ist CEO der Vodafone Procurement Company, bei der jetzt 400 Mitarbeiter tätig<br />
sind, bei der Gründung vor gut zehn Jahren waren es sechs. Im laufenden Geschäftsjahr wurden<br />
rund 83 Prozent der <strong>Beschaffung</strong> für die Vodafone Gruppe von Luxemburg aus durchgeführt.<br />
<strong>Beschaffung</strong> <strong>aktuell</strong>: Mr. Wilson, wie haben<br />
sich <strong>Beschaffung</strong> und der Finanzbereich generell<br />
während der letzten Jahre verändert?<br />
Wilson: Ich sehe da drei Hauptfaktoren: Der<br />
wichtigste ist sicher die digitale Transformation,<br />
die Procurement operational grundlegend<br />
verändert hat. <strong>Beschaffung</strong> arbeitet damit<br />
sehr viel schneller und einfacher. Genauso<br />
wichtig – nicht nur im Procurement, sondern<br />
bei allen Untenehmensaktivitäten – ist die<br />
Mind-Set-Verlagerung vom Preis hin zu Kosten.<br />
Die Zusammenarbeit mit strategischen<br />
Zulieferern ist heute sehr viel enger als in der<br />
Vergangenheit und wir diskutieren mehr<br />
über Kosten als Preise. Zudem sind wir sehr<br />
eng in die Planungsprozesse der Zulieferer<br />
eingebunden und sie sind ihrerseits ein integraler<br />
Bestandteil unserer Supply Chain. Risk<br />
Management ist der dritte wichtige Faktor,<br />
um sich gegen extreme geopolitische Veränderungen<br />
zu wappnen, etwa den Brexit, US-<br />
Strafzölle oder Cyber-Sicherheitsrisiken. Das<br />
Management solcher Risiken hat bei internationalen<br />
Topunternehmen höchste Priorität.<br />
<strong>Beschaffung</strong> <strong>aktuell</strong>: Gibt es in Ihrem Unternehmen<br />
Besonderheiten und Unterschiede?<br />
Wilson: Vodafone ist von den genannten Faktoren<br />
genauso betroffen. Um ein Beispiel dieses<br />
neuen Mind Sets zu geben: Wir haben in<br />
Luxemburg vor drei Jahren ein „Design to<br />
Cost Lab“ aufgebaut, in dem ein D2C-Team<br />
bestimmte Hardware-Elemente, die wir kaufen,<br />
auf tatsächliche Kosten hin überprüft.<br />
Die so gewonnenen Informationen setzen<br />
wir nicht nur bei Verhandlungen ein, sondern<br />
auch, um enger mit den Zulieferern zusammenzuarbeiten.<br />
Wir schätzen, dass wir durch<br />
diese Initiative mindestens eine Milliarde<br />
Euro an zusätzlicher Liquidität freisetzen.<br />
Eine wesentliche Besonderheit gibt es bei<br />
uns: Unser SCM (Supply Chain Management)<br />
Control Centre, das mit digitaler Analytik<br />
höchste Transparenz für die <strong>Beschaffung</strong>sprozesse<br />
liefert und zudem die Leistungsfähigkeit<br />
und Korrektheit enorm steigert. Engpässe<br />
und andere Probleme werden schnellstens<br />
erkannt, zusätzlich nötige Investitionen<br />
oder Trainingsmaßnahmen identifiziert. Unser<br />
SCM Control Centre nutzt erfolgreich Software-Technologie<br />
von Celonis für Process<br />
Mining sowie Künstliche Intelligenz (AI) und<br />
Data Visualisation, um time-to-market, also<br />
die Produkteinführungszeiten, zu verkürzen<br />
und die <strong>Beschaffung</strong>skosten zu reduzieren. Es<br />
wurde kürzlich vom Wall Street Journal als<br />
„supercharging procurement with automation<br />
and AI“ beschrieben.<br />
<strong>Beschaffung</strong> <strong>aktuell</strong>: Wie wird sich das<br />
weiter entwickeln?<br />
Wilson: Die dramatischen geopolitischen Veränderungen<br />
sind eine enorme Herausforderung<br />
für internationales Procurement, also<br />
auch für uns. Wir arbeiten eng mit anderen<br />
Unternehmensfunktionen zusammen, um<br />
potenzielle Brüche in der Supply Chain auszuschließen.<br />
Unsere Digital Analytics sind von<br />
ganz entscheidender Bedeutung, was die Einschätzung<br />
von Risiken und die Bewertung<br />
unterschiedlicher Optionen angeht. Wir bauen<br />
unsere Analytics Plattform weiter aus, indem<br />
wir mehr und mehr externe Daten und<br />
Informationen in die Lösung aufnehmen. Dadurch<br />
wird nicht nur die Leistungsfähigkeit<br />
erhöht, sondern auch die Tragfähigkeit der<br />
möglichen Optionen.<br />
38 <strong>Beschaffung</strong> <strong>aktuell</strong> 2020 03
MANAGEMENT<br />
Ninian Wilson<br />
Der Mann<br />
2009 wurde der gebürtige Schotte, 51,<br />
IT-Procurement Director bei Vodafone, im<br />
November 2009 erhielt er seine Berufung in<br />
den Vorstand der Vodafone Procurement<br />
Company (VPC). Im März 2016 wurde er SCM<br />
Director der Vodafone Gruppe und CEO der<br />
VCP. Vor Vodafone war Ninian CPO bei Cable<br />
and Wireless plc, danach wechselte er zur<br />
britischen Royal Mail als Operations Director.<br />
Dort managte er eine der größten (privaten)<br />
Belegschaften in Großbritannien.<br />
<strong>Beschaffung</strong> <strong>aktuell</strong>: Was sind die Vorteile<br />
und Auswirkungen?<br />
Wilson: Vor allem Geschwindigkeit, Einfachheit<br />
und optimierte Entscheidungsfindung.<br />
Aber auch konkrete Ergebnisse: Die Rate fehlerfreier<br />
Bestellungen konnten wir von 73 auf<br />
96 Prozent steigern; die Kosten pro Order sanken<br />
von 2,70 auf 2,36 Euro, demnächst wollen<br />
wir 1,86 Euro erreichen. Generell konnten wir<br />
die <strong>Beschaffung</strong>skosten schon um etwa<br />
11 Prozent senken.<br />
Noch ein kleines Beispiel: Auch der Ablauf unserer<br />
Management Meetings hat sich geändert.<br />
Wir trennen uns immer stärker von<br />
„Auch der Ablauf unserer<br />
Management Meetings hat sich<br />
geändert. Wir trennen uns<br />
immer stärker von Powerpoint.<br />
Stattdessen nutzen wir Online-<br />
Dashboards.“<br />
Ninian Wilson, Vodafone<br />
Powerpoint. Stattdessen nutzen wir Online<br />
Dashboards, die Informationen realtime zeigen.<br />
Dadurch werden Diskussionen, Planungen<br />
und Entscheidungen besser und valider<br />
möglich.<br />
<strong>Beschaffung</strong> <strong>aktuell</strong>: Gab und gibt es da während<br />
des Transformationsprozesses keine Probleme<br />
und Reibungen?<br />
Wilson: Doch, natürlich. Zu Beginn der Transformation<br />
waren wir vom Ergebnis einiger<br />
Projekte für Machine Learning sehr enttäuscht,<br />
die haben wir dann schnell aufgegeben.<br />
Unsere Versuche, das Category Management<br />
online zu stellen, waren verfrüht, auch<br />
ein Wechsel hin zu Electronic Business Cards<br />
scheiterte bei der Umsetzung. Aber: Wir haben<br />
eine Unternehmenskultur bei Vodafone,<br />
die „trial and error“ erlaubt, vorausgesetzt,<br />
man lernt daraus. Ich finde es durchaus okay,<br />
wenn von zehn Projekten wenigstens sechs<br />
oder sieben zum Erfolg führen.<br />
<strong>Beschaffung</strong> <strong>aktuell</strong>: Welche Fähigkeiten<br />
braucht das <strong>Beschaffung</strong>spersonal, um das<br />
Vodafone SCM Control Centre erfolgreich<br />
nutzen zu können?<br />
Wilson: Die nötigen Fähigkeiten orientieren<br />
sich an den Funktionen, also SCM Business<br />
Partner, Category Manager und Logistics Manager.<br />
Wir erwarten von allen Mitarbeitern,<br />
dass sie Business Partnering mit den anderen<br />
Unternehmensabteilungen verinnerlichen,<br />
unabhängig von ihrer Funktion. Im Klartext:<br />
Sie brauchen ein grundlegendes Verständnis<br />
für das Business, müssen Stakeholder identifizieren<br />
und priorisieren sowie nachhaltige<br />
Beziehungen aufbauen, um die Business Performance<br />
positiv zu treiben und Wertsteigerungen<br />
zu erzielen.<br />
<strong>Beschaffung</strong> <strong>aktuell</strong>: Das sind eher allgemeinere<br />
Skills. Was speziell ist für die Digital Analytics<br />
erforderlich und wie wird das gefördert?<br />
Wilson: Wir streben eine datenorientierte<br />
Kultur an, in der Problemlösungen, Entscheidungsfindung<br />
und Veränderungen grundlegend<br />
auf Daten und Informationen basieren.<br />
Dafür haben wir den Lehrplan #LoveData entwickelt,<br />
mit dem die Mitarbeiter ihre Fähigkeiten<br />
in Bereichen wie data-driven Mindsets,<br />
Data Visualisation, Machine Learning etc. auf<br />
Leistungsstufen zwischen Foundation bis<br />
Master optimieren können.<br />
Daneben haben wir die Vodafone University,<br />
die online über 10.000 funktionsübergreifende<br />
Kurse – bei individuellem Lerntempo – anbietet,<br />
sowohl mit eigenen Angeboten, als<br />
auch über Partner-Plattformen wie Linkedin<br />
Learning. Die SCM-Mitarbeiter haben Zugang<br />
zu allen Kursen der University. Und für Business<br />
Partnering bauen wir derzeit ein spezielles<br />
internes Trainer-Team auf – ein klarer Beleg<br />
für die Bedeutung dieser Fähigkeit im SCM.<br />
<strong>Beschaffung</strong> <strong>aktuell</strong>: Wie ist das Verhältnis<br />
zwischen <strong>Beschaffung</strong> und Finance?<br />
Wilson: Dieses Verhältnis ist bei uns sehr<br />
stark und gesund. In meiner Funktion als CEO<br />
der Vodafone Procurement Company berichte<br />
ich direkt an Margherita Della Valle, die Finanzchefin<br />
der Vodafone Gruppe. Dieses enge<br />
Verhältnis sorgt dafür, dass unsere Initiativen<br />
und das Change Management unproblematisch<br />
und reibungsfrei laufen. Damit können<br />
wir eng koordiniert Entscheidungen treffen<br />
und das Business forcieren. Darüber hinaus<br />
stehen wir aufgrund unserer zentralen<br />
Funktion in engem und ständigem Kontakt<br />
zu allen 24 internationalen Märkten, in denen<br />
die Vodafone Gruppe aktiv ist. Das bildet<br />
die Basis für höchste Effektivität und Effizienz.<br />
<strong>Beschaffung</strong> <strong>aktuell</strong>: Zurück zum Thema digitale<br />
Transformation. Wie weit schafft Voda -<br />
fone den Wandel aus eigener Kraft?<br />
Wilson: Wir schaffen das aus eigener Kraft<br />
und mit eigenen Mitteln. Aber wir nutzen regelmäßig<br />
Dienstleistungen der Berater der-<br />
Hackett Group, um sicherzustellen, dass wir<br />
nicht nur die richtigen Dinge tun, sondern de<br />
Dinge auch richtig tun. Bei unserem letzten<br />
Benchmarking durch The Hackett Group in<br />
diesem Jahr wurden wir darin bestätigt, dass<br />
wir auf dem richtigen Weg sind und dass unser<br />
Team über die Jahre hinweg eine fantastische<br />
Arbeit abgeliefert hat.<br />
Die Fragen stellte Sabine Schulz-Rohde<br />
Vodafone<br />
Das Unternehmen<br />
Mit rund 92.000 Mitarbeitern, 640 Millionen<br />
Mobilkunden, 21 Millionen Breitband-Kunden<br />
und 14 Millionen TV-Kunden gehört die britische<br />
Vodafone Gruppe zu den führenden Telekomund<br />
Technologie-Service-Anbietern weltweit.<br />
Gruppenumsatz 2018/19: 43,66 Mrd. Euro,<br />
davon werden 76 Prozent in Europa erzielt.<br />
Der Umsatz In Deutschland betrug 2018/19:<br />
10,3 Mrd. Euro (Bilanzdatum: 31. März 2019)<br />
Die Vodafone Gruppe führt pro Jahr rund<br />
800.000 Kauforder durch, mit einem Volumen<br />
von rund 25 Milliarden Euro im Geschäftsjahr<br />
2018/19. Weltweit arbeiten rund 900 festangestellte<br />
Mitarbeiter in der <strong>Beschaffung</strong>.<br />
Vodafone Procurement Company (VPC)<br />
Gründung 2008, Hauptsitz Luxemburg. In<br />
Luxemburg arbeiten rund 400 Mitarbeiter. Die<br />
VPC führt zentral 83 Prozent der gesamten<br />
<strong>Beschaffung</strong> für die Gruppe durch.<br />
<strong>Beschaffung</strong> <strong>aktuell</strong> 2020 03 39
MANAGEMENT<br />
Digitale Ausschreibungen rechtssicher managen<br />
Smartes Tendern<br />
Beim Tendermanagement hat die digitale Transformation schon Einzug ge halten: Zahlreiche<br />
Softwarelösungen, Web-basierte Portale und Managementtools wollen potenzielle Auftraggeber<br />
und Bieter zusammenbringen und ein reibungsloses Ausschreibungsverfahren ermöglichen.<br />
Doch gerade bei automatisierten Prozessen darf man die Vertragsbedingungen nicht aus den<br />
Augen verlieren.<br />
Es ist nur ein Buchstabe, der das Tendern<br />
vom Tindern, jener weitverbreiteten<br />
Partnersuche via Internet, unterscheidet.<br />
Und so groß die Unterschiede zwischen<br />
beiden Verfahren zunächst auch sein<br />
mögen – es gibt doch eine augenfällige<br />
Gemeinsamkeit : es geht um das Auffinden<br />
eines passenden Partners.<br />
Beim Tindern ist es nur ein Wischen nach<br />
links oder rechts, beim Tendern sind viele<br />
repetitive Schritte nötig, bis man den besten<br />
Partner gefunden hat: das Erstellen und<br />
Bereitstellen von Ausschreibungsunterlagen,<br />
die strukturierte Erfassung der Angebote, ein<br />
fundierter Tarifvergleich, die kaufmännische<br />
Verhandlung, das Vertragsmanagement und<br />
die gesamte Kommunikation mit den Bietern.<br />
Das Ausschreibungsmanagement ist damit<br />
ein geeignetes Anwendungsfeld für Automatisierung<br />
und Digitalisierung. Softwarelösungen<br />
und -tools überführen die immer wiederkehrenden<br />
manuellen Tätigkeiten in einen<br />
automatisierten Workflow.<br />
Standardisierte Schritte<br />
Das ist Segen für diejenigen, die ihre Prozesse<br />
schon standardisiert haben, und Fluch für<br />
diejenigen, bei denen die digitale Transfor -<br />
mation noch in den Kinderschuhen steckt.<br />
„Grundvoraussetzung für die Konfiguration<br />
von automatisierten Workflows ist die Standardisierung<br />
der Geschäftsprozesse und -abläufe“,<br />
betont Kadir Dindar, CEO der Siemens<br />
Digital Logistics GmbH, einem auf Logistikprozesse<br />
spezialisierten IT- und Consulting-<br />
Dienstleister mit Sitz in Frankenthal. Gelingt<br />
das Einziehen der Standards, sind deutlich reduzierte<br />
Bearbeitungszeiten der Lohn sowie<br />
transparente Informationen in Echtzeit und<br />
ohne Redundanzen für alle Beteiligten. „Bei<br />
einem unserer Kunden aus dem Logistikbereich<br />
konnte der Zeitaufwand für die Kalkula-<br />
tion komplexer Tarife mit größeren Datenmengen<br />
durch unser System von knapp<br />
einem Tag auf 30 Minuten reduziert werden“,<br />
berichtet Dr. Giovanni Prestifilippo, Ge -<br />
schäfts führer der PSI Logistics GmbH, einem<br />
Software-Spezialisten für die Transport- und<br />
Logistikbranche.<br />
Vertragsschluss und Vertragsfreiheit<br />
Der krönende Abschluss eines erfolgreichen<br />
Tenders, auf den das gesamte Verfahren abzielt,<br />
ist der Vertragsschluss. Dabei legt das<br />
ausschreibende Unternehmen verständlicherweise<br />
Wert darauf, dass seine eigenen Vertragsbedingungen<br />
zur Anwendung kommen.<br />
Doch auch bei digitalisierten Abläufen gilt eines<br />
der wichtigsten Rechtsprinzipien des<br />
deutschen Zivilrechts: die Vertragsfreiheit.<br />
Die Parteien sind – im Rahmen der geltenden<br />
„„Bei einem unserer Kunden [...]<br />
konnte der Zeitaufwand für die<br />
Kalkulation komplexer Tarife<br />
mit größeren Datenmengen [...]<br />
von knapp einem Tag auf<br />
30 Minuten reduziert werden.“<br />
Dr. Giovanni Prestifilippo<br />
Gesetze – frei darin, mit welchem Partner<br />
und mit welchem Inhalt sie einen Vertrag<br />
schließen. Anstatt nach dem Motto „Augen<br />
zu und durch“ durch den Ausschreibungsprozess<br />
zu hetzen, macht es auch für ausschreibende<br />
Unternehmen Sinn, die Vertragsbedingungen,<br />
Haftungsausschlüsse und Service-<br />
Level-Agreements von Anfang an offen zu<br />
kommunizieren. „Die elementaren Kriterien<br />
einer Geschäftsbeziehung, wie zum Beispiel<br />
Zahlungsziel und Zahlungsmodalitäten, werden<br />
so frühzeitig transparent gemacht und<br />
damit grundlegende vertragliche Hürden in<br />
der Schlussphase des Tendermanagements<br />
vermieden“, weiß Digitalisierungsexperte<br />
Dindar.<br />
„Der Vertragsschluss kann erheblich erleichtert<br />
werden, wenn die rechtlichen Fragen<br />
frühzeitig geklärt werden“, bestätigt Sandra<br />
Thörner, Leiterin Tendermanagement beim<br />
Personaldienstleister Randstad. „Ziel sollte es<br />
sein, die Problemfelder schon vor Beginn der<br />
Ausschreibung und Zusammenarbeit aus dem<br />
Weg zu räumen.“ So könne man sowohl rechtliche<br />
als auch praktische Alternativvorschläge<br />
rechtzeitig diskutieren und beschließen.<br />
Contractmanagement<br />
Die hinterlegten Konditionen, Restriktionen<br />
und Laufzeiten werden im automatisierten<br />
Tendermanagement als Contract- oder Vertragsmanagement<br />
bezeichnet und oft als reine<br />
Dokumentation abgetan. Doch gerade die<br />
Möglichkeit, alle Versionierungen jederzeit<br />
und überall durch alle am Bietverfahren Beteiligten<br />
einsehen zu können, trägt wesentlich<br />
zu einem reibungslosen Ablauf bei.<br />
„Insbesondere in Kontraktlogistikprojekten<br />
mit einem sehr hohen Grad an kundenindividuellen<br />
Prozess- und Haftungsanforderungen<br />
ist ein gutes Vertragsmanagement unab -<br />
dingbar“, sagt Siemens-Digital-Logistics-Chef<br />
Dindar . „Zudem besteht bei komplexen Vergaben<br />
von Logistikdienstleistung oftmals ein<br />
großer Bedarf an Nachverhandlungen und<br />
somit Vertragsänderungen, die dokumentiert<br />
werden müssen.“<br />
Nach Angaben der Hersteller stellen die auf<br />
dem Markt befindlichen Tools und Plattformen<br />
Möglichkeiten bereit, auch individuelle<br />
Vereinbarungen in die streng formalisierten<br />
Abläufe zu integrieren. „Zunächst werden die<br />
individuellen Absprachen digital erfasst“, be-<br />
40 <strong>Beschaffung</strong> <strong>aktuell</strong> 2020 03
schreibt PSI-Chef Prestifilippo das Verfahren.<br />
„Durch ein skriptähnliches Regelwerk, das im<br />
System hinterlegt ist, werden die Vereinbarungen<br />
dann in der Software berücksichtigt.“<br />
Werden Transportdienstleistungen ausgeschrieben,<br />
spielen Haftungsbeschränkungen<br />
eine große Rolle. Denn das Handelsgesetzbuch<br />
schützt und privilegiert Spediteure<br />
durch eine begrenzte Haftung, die der Verlader<br />
gerne ausschließen möchte. „Hier haben<br />
wir eine zweigeteilte Entwicklung: auf der einen<br />
Seite sind Anfragen auf dem Markt, die<br />
hochprofessionell sind und den rechtlichen<br />
und wirtschaftlichen Realitäten Rechnung<br />
tragen“, sagt Klaus Weiss, kaufmännischer<br />
Leiter der Fritz Gruppe, einem mittelständischen<br />
Logistikdienstleister aus Heilbronn.<br />
„Auf der anderen Seite werden nach wie vor<br />
„„Grundvoraussetzung für die<br />
Konfiguration von automa -<br />
tisierten Workflows ist die<br />
Standardisierung der Geschäftsprozesse<br />
und -abläufe.“<br />
Kadir Dindar<br />
Kadir Dindar, CEO der<br />
Siemens Digital<br />
Logistics GmbH.<br />
Bild: Siemens<br />
Dr. Giovanni<br />
Prestifilippo,<br />
Geschäftsführer der<br />
PSI Logistics GmbH.<br />
Bild: PSI Logistics<br />
Sandra Thörner,<br />
Leiterin Tendermanagement<br />
beim Personal -<br />
dienstleister Randstad.<br />
Bild : Randstad<br />
Klaus Weiss,<br />
kaufmännischer Leiter<br />
der Fritz Gruppe,<br />
Logistikdienstleister,<br />
Heilbronn.<br />
Haftungsbedingungen aufgerufen, die weder<br />
versicherbar noch wirtschaftlich tragbar<br />
sind.“<br />
Neben dem Haftungsregime des HGB stellen<br />
die Allgemeinen Deutschen Spediteurbedingungen<br />
(ADSp) in der Fassung von 2017 eine<br />
mögliche Vertragsgrundlage dar, die Verladerund<br />
Spediteursinteressen in Einklang bringen<br />
will. Und schließlich sind – Prinzip der Vertragsfreiheit<br />
– Haftungsbeschränkungen<br />
auch ganz individuell aushandelbar. „Sofern<br />
die Preise stimmen, können wir uns mit den<br />
Auftraggebern meist auch über die Haftungsbedingungen<br />
einigen“, berichtet Weiss aus<br />
der Praxis. „Falls aber bis Auftragsvergabe<br />
Haftungsbedingungen nicht änderbar sind,<br />
ist manchmal ein nicht abgegebener Tender<br />
besser als die Annahme eines Tenders mit unwirtschaftlichen<br />
oder existenzbedrohenden<br />
Klauseln.“<br />
Bei Ausschreibungen über Logistikdienstleistungen<br />
ist die Haftungsfrage einfacher, denn<br />
hier existiert keine gesetzliche Höchstgrenze.<br />
Logistikverträge sind sogenannte typengemischte<br />
Verträge, die Elemente von Transport-,<br />
Lager- und Dienst- sowie Werkverträgen<br />
enthalten. Speziell die logistische Dienstleistung<br />
ist von Gesetzes wegen nicht haftungsprivilegiert.<br />
An dieser für Verlader günstigen<br />
Ausgangslage wird bei Ausschreibungen<br />
nicht gerüttelt.<br />
Für die Personaldienstleisterbranche sagt<br />
Randstad-Ausschreibungsexpertin Thörner<br />
zur Frage der Haftungsübernahme: „Unser<br />
Ziel ist es, unsere Standardverträge mit den<br />
individuellen Kundenwünschen in Einklang<br />
zu bringen. Die Übernahme von rechtlichen<br />
Risiken wird dabei entweder im Pricing berücksichtigt<br />
oder ausgeschlossen.“<br />
Fazit: Sowohl beim Tendern als auch beim<br />
Tindern können Apps, Plattformen und Tools<br />
bei der Partnervermittlung helfen; ob man<br />
den richtigen Partner gefunden hat, zeigt sich<br />
später im realen Leben.<br />
Die Autorin<br />
Anja Falkenstein, Rechtsanwältin,<br />
Karlsruhe<br />
Bild: Fritz<br />
Kli. ma . schutz . sys . tem=<br />
klimafreundlich drucken<br />
und kopieren<br />
Mehr Informationen unter<br />
printgreen.kyocera.de<br />
<strong>Beschaffung</strong> <strong>aktuell</strong> 2020 03 41
Zur Logimat werden rund 65.000 Besucher erwartet. Jeder zweite kommt mit einer<br />
konkreten Investitionsabsicht.<br />
Bild: Euroexpo<br />
Auf der Trade World geht es beispielsweise um Multichannel-<br />
Strategien im B2B-Commerce und die Bedeutung von KI und<br />
Robotics für den modernen Handel.<br />
Bild: Euroexpo<br />
Messevorbericht<br />
Logimat lockt Intralogistiker ins Ländle<br />
Mit mehr als 1650 Ausstellern verzeichnet die Logimat einen neuen Rekord und ist komplett ausgebucht.<br />
Zu sehen sind Innovationen und Lösungen für eine intelligente Steuerung moderner Prozesse.<br />
Die Logimat wächst weiter: Jeder Quadratmeter<br />
der zehn Hallen plus Eingangsbereich<br />
und Galerie sind belegt. In den Hallen 1, 3, 5<br />
und 7 findet man wie immer die Maschinenund<br />
Anlagenbauer mit ihren Produkten und<br />
Lösungen zu Warehousing, Auftragskommissionierung<br />
und Versandfertigung. Dabei geht<br />
der Trend weg von Einzel- und Insellösungen<br />
hin zu ganzheitlichen Konzepten und skalierbaren<br />
Lösungen. Im Fokus stehen einheitlich<br />
gesteuerte Prozesse und Multi-Material-<br />
Handling.<br />
Die Fahrerlosen Transportsysteme (FTS)<br />
haben in der Intralogistik inzwischen einen<br />
so wichtigen Stellenwert erlangt, dass die<br />
Messeleitung sie in einem eigenen Ausstellungsbereich<br />
bündelt: Die autonomen Fahrzeuge<br />
und mobilen Transport- und Pickroboter<br />
sind jetzt in Halle 2 zu sehen. Weitere Hersteller<br />
von Flurförderzeugen, Anbaugeräten<br />
und Verladetechnik bauen ihre Stände in den<br />
Hallen 7, 9 und 10 auf. Ob Stapler, Förderzeuge,<br />
Handlingsysteme oder Fahrerassistenzsysteme<br />
(FAS) – hier gibt es eine Vielzahl an<br />
neuen Lösungen für den Warentransport. Auf<br />
den Außenflächen zwischen Halle 8 und 10<br />
können die Besucher die neuesten Elektrostapler<br />
in Aktion sehen.<br />
Da keine Hardware ohne Software auf die<br />
Straße gelangt, versammeln sich in Halle 8<br />
und in einem Teil der Halle 6 die Entwickler<br />
und Anbieter von Softwarelösungen.<br />
Künstliche Intelligenz (KI) hat in den Steuerungen<br />
Einzug gehalten und optimiert die<br />
Programmierung von autonomen Systemen.<br />
Sie ermöglicht ganz neue Anwendungen und<br />
Funktionen in den Bereichen Telematik,<br />
Transportmanagement und Warehouse Management.<br />
Subsumiert werden die Anwendungen<br />
unter dem Begriff „Digitalisierung“,<br />
doch viele Entscheider wissen noch nicht genau,<br />
was dahintersteckt. „Sie haben einen<br />
hohen Informationsbedarf und halten sich<br />
mit ihren Investitionen zurück“, sagt Michael<br />
Ruchty, Messeleiter beim Veranstalter Euro -<br />
expo.<br />
Damit die Besucher ein Bild von den Einsatzmöglichkeiten<br />
bekommen, veranstaltet der<br />
Industrieverband AIM, ein globales Netzwerk<br />
der AutoID-Experten, das „Tracking & Tracing<br />
Theatre“, ein Live-Szenario zur Digitalisierung<br />
der Supply Chain (Halle 4, Stand F05). Auf diesem<br />
Event werden beispielhafte Prozesse in<br />
Materialfluss, Logistik und Produktion demonstriert.<br />
Man bekommt die Objekte hier<br />
mit ihren „digitalen Zwillingen“ zu sehen. So<br />
werden Waren etikettiert, ein- und ausgelagert,<br />
kommissioniert und optimiert versendet.<br />
Zudem erhalten die Teilnehmer einen<br />
Einblick in die Echtzeitortung. Das heißt: Bewegte<br />
Objekte werden mit AutoID-Technologien<br />
wie RFID, Barcode, 2D Code, RTLS sowie<br />
Sensoren verfolgt. Ziel ist die Smart Factory<br />
mit einer passenden <strong>Beschaffung</strong>s-, Produktions-<br />
und Distributionslogistik. Auch zum<br />
Thema Digital Warehouse gibt es ein „Theatre“<br />
(Halle 8, Stand A70).<br />
Großes Rahmenprogramm an Fachforen<br />
Das sind nur zwei von mehr als 30 Fachforen,<br />
in denen 250 internationale Experten als<br />
Speaker Einblicke in die Trends der Branche<br />
geben.<br />
Wie im laufenden Betrieb manuelle Tätigkeiten<br />
digital erfasst und bewertet oder Ursachen<br />
für Verluste entdeckt werden können,<br />
zeigt das Forum „Intelligente Systeme zur<br />
Produktionsoptimierung“ am 11. März 2020<br />
(Forum D, Halle 8). U<br />
Wie eine intelligente Planung zu mehr Effizienz<br />
und Produktivität beitragen kann, damit<br />
befassen sich gleich zwei Foren: „Lageroptimierung<br />
geht über Digitalisierung hinaus“<br />
am 11. März 2020 (Forum A, Halle 1)<br />
42 <strong>Beschaffung</strong> <strong>aktuell</strong> 2020 03
INTRALOGISTIK<br />
und „Logistics Excellence – Mit intelligenten<br />
Prozessen nachhaltig Kosten senken“ am<br />
12. März 2020 (Halle 1, Forum A).<br />
Direkt im Anschluss daran können die Fachbesucher<br />
einen „KI Reality Check“ verfolgen<br />
(Halle 8, Forum D). Dazu werden Praxisbeispiele<br />
von Data Analytics in der Supply Chain<br />
demonstriert – also wie KI dabei helfen kann,<br />
aus Daten neue Services zu generieren. Eine<br />
Gesprächsrunde am 10. März 2020 (Forum E,<br />
Halle 9) zeigt auf, wie die Kommissionierung<br />
effizienter gestaltet werden kann.<br />
Es gibt sogar eine eigene Veranstaltung zum<br />
Thema Ladungssicherung (Halle 9, Stand<br />
A71) mit drei Vorführungen täglich. Das<br />
klingt banal – schließlich werden täglich Millionen<br />
von Lkws be- und entladen. Doch die<br />
Veranstaltung hat durchaus ihre Berechtigung:<br />
Unfallschutz und Transportsicherheit<br />
werden in vielen Unternehmen vernachlässigt.<br />
Oft ist nicht klar, wer der „Verlader“ ist<br />
und wer sich für den Versand verantwortlich<br />
zeichnet.<br />
Mit 495 Unternehmen kommt rund ein Drittel<br />
der Aussteller aus dem Ausland, allein 74<br />
aus China. Somit ist das Land der Mitte auch<br />
in der Logistik auf dem Vormarsch. Um dieser<br />
Entwicklung Rechnung zu tragen, veranstaltet<br />
die Messeleitung am 12. März 2020<br />
das Forum „Deutsch-Chinesische Kooperationen<br />
in der Logistik: Aktuelle Entwicklungen,<br />
Chancen und Herausforderungen“ (Forum<br />
E, Halle 9). Was den Deutschen ihre „Industrie<br />
4.0“ ist den Chinesen ihr „Made in<br />
China 2025“. Bereits heute bestehen zahlreiche<br />
wirtschaftliche und technologische<br />
Kooperationen im Bereich der Digitalisierung<br />
in der Produktion und entlang der gesamten<br />
Wertschöpfungskette. Zudem arbeiten<br />
Logistikexperten aus Deutschland und<br />
China im Forschungsprojekt „Alurout“ zusammen.<br />
Was die Forscher des Fraunhofer-<br />
Instituts für Materialfluss und Logistik (IML)<br />
zusammen mit ihren chinesischen Kollegen<br />
auf die Beine gestellt haben, präsentieren<br />
sie in diesem Forum.<br />
Logimat in der Übersicht<br />
Informationen<br />
Wann? 10. bis 12. März 2020<br />
Wo? Messe Stuttgart<br />
Preise?<br />
• Tageskarte 28 €<br />
• Dauerkarte 42 €<br />
Mehr Informationen: www.logimat-messe.de<br />
Auf der Homepage sind noch viele andere<br />
Veranstaltungen zu finden – etwa das Trade<br />
World Forum mit dem Fokus auf B2B-Handel,<br />
Robotics und Lösungen für den Mittelstand.<br />
Die Autorin<br />
Kirsten Seegmüller,<br />
freie Journalistin in Leinfelden-Echterdingen<br />
vom 10.<strong>03.2020</strong> bis zum 12.<strong>03.2020</strong><br />
+ + + LogiMAT in Stuttgart<br />
+ + + Halle 6 | Stand D71<br />
Erhöhen Sie den<br />
Digitalisierungsgrad<br />
Ihrer Supply Chain<br />
auf timocom.de<br />
<strong>Beschaffung</strong> <strong>aktuell</strong> 2020 03 43
INTRALOGISTIK<br />
Sehr breites Einsatzspektrum<br />
und hohe<br />
Resttragfähigkeit: In<br />
Kombination mit verschiedenen<br />
Anbaugeräten<br />
bewältigt der<br />
RX 60 auch Spezialeinsätze<br />
im Außen- oder<br />
Inneneinsatz.<br />
Bild: Still<br />
E-Stapler-Baureihe Still RX 60 für Lasten bis 3,5 Tonnen<br />
Elektro-Fahrleistung auf einem neuen Level<br />
Der Intralogistikspezialist Still hat seine<br />
Baureihe RX 60–25/35 neu aufgelegt.<br />
Auf der Logimat in Stuttgart stellt er<br />
den neuen RX 60 erstmals der breiten<br />
Öffentlichkeit vor.<br />
Bild: Still<br />
Erhöhte Beschleunigung und eine Fahr -<br />
geschwindigkeit bis 21 km/h sowie nochmals<br />
verbesserte Hubgeschwindigkeiten, so setzt<br />
der RX 60 Standards in der Gewichtsklasse<br />
2,5 bis 3,5 Tonnen. Das neue Antriebskonzept<br />
mit zwei Motoren, die in zwei Leistungs -<br />
klassen angeboten werden, sowie aktiver<br />
Kühlung und verkürzten Wegen für die Leistungsübertragung<br />
sorgt für kurze Reaktionszeiten<br />
und eine maximale Anzugskraft bereits<br />
ab der ersten Umdrehung. Das zeigt sich<br />
vor allem in höheren Transport- und Umschlagsleistungen<br />
inklusive Elektro-Fahrspaß<br />
pur.<br />
Dank der Dynamik erzielte der neue E-Stapler<br />
in unabhängigen Tests die höchste Transportund<br />
Umschlagsleistung seiner Klasse sowie<br />
die höchste Reichweite mit einer Batterieladung.<br />
Insgesamt liegen die Fahrleistungen<br />
des RX 60 auf Diesel- beziehungsweise Treibgas-Stapler-Niveau.<br />
Damit bietet Still das<br />
passende Fahrzeug zur steigenden Nachfrage<br />
nach emissionsfreien E-Staplern und nachhaltigen<br />
Logistiklösungen.<br />
„Mit der neuen E-Stapler-Baureihe<br />
RX 60–25/35 setzt Still neue Standards in der<br />
E-Mobilität im Bereich der Flurförderzeuge.<br />
Es ist uns gelungen, mit energieeffizienten<br />
Technologien einen E-Stapler für den Innenund<br />
Außeneinsatz für Lasten bis 3,5 Tonnen<br />
mit einer extrem hohen Performance und<br />
Agilität zu entwickeln. Damit fördern wir den<br />
Trend zu mehr emissionsfreien E-Staplern<br />
und unterstützen unsere Kunden darin, ihre<br />
Einfacher seitlicher Batteriewechsel: Die Batterietür<br />
des RX 60 lässt sich für horizontalen Batteriewechsel<br />
mit einem Elektro-<br />
Hubwagen bis zu 180 Grad<br />
nach hinten öffnen.<br />
Green-Logistics-Strategien umzusetzen und<br />
so ihre Nachhaltigkeitsziele zu erreichen. Mit<br />
den neuen Leistungswerten der RX 60-Baureihe,<br />
die wir hier in Hamburg produzieren, gibt<br />
es also keinen Grund mehr, keinen E-Stapler<br />
zu fahren“, erklärt Thomas A. Fischer, CSO<br />
Still, überzeugt. Innerhalb der Baureihe können<br />
Kunden <strong>aktuell</strong> aus insgesamt sieben<br />
Modellen in den Rahmenversionen Standard<br />
und Lang sowie Tele-/Niho- und Dreifach-<br />
Hubgerüst wählen. Auch eine Variante mit einem<br />
Lastschwerpunkt von 600 mm und dadurch<br />
höherer Resttragfähigkeit hat Still speziell<br />
für den Transport von Paletten in Längsrichtung<br />
sowie sperrige und schwere Gewichte<br />
oder den Einsatz mit Anbaugeräten<br />
entwickelt.<br />
Eine weitere Neuheit auf der Logimat ist die<br />
Erweiterung des bereits 2016 eingeführten<br />
iGo neo CX 20, des ersten autonom fahrenden<br />
Kommissionierers. Das mit dem Ifoy ausgezeichnete<br />
Fahrzeug folgt dem Kommissionierer<br />
autonom durchs Lager, kann aber jederzeit<br />
auch manuell gesteuert werden. Auf<br />
der Logimat 2020 stellen die Hamburger die<br />
Weiterentwicklung auf Basis der neuen OPX-<br />
Baureihe vor, die nicht nur eine größere Fahrzeugauswahl,<br />
sondern auch eine Reihe neuer<br />
Technologien für eine verbesserte Steuerung<br />
und höchste Verfügbarkeit mit sich bringt.<br />
(sas)<br />
44 <strong>Beschaffung</strong> <strong>aktuell</strong> 2020 03
Experteninterview<br />
Thomas A. Fischer, CSO, Still GmbH im Gespräch<br />
<strong>Beschaffung</strong> <strong>aktuell</strong>: Herzlichen Glückwunsch<br />
zum neuen E-Stapler RX 60. Ist damit<br />
eigentlich die ganze Flotte komplett, oder gibt<br />
es immer noch Lücken, bei denen Ihre Kunden<br />
auf Gas oder Diesel umsteigen müssen?<br />
Thomas A. Fischer: Wir haben nun tatsächlich<br />
ein komplettes lückenloses Programm an<br />
E-Staplern. Angefangen beim RX 50 mit einer<br />
Tonne Tragfähigkeit, über den RX 20, bis hin<br />
zum RX 60 mit bis zu acht Tonnen Tragfähigkeit.<br />
Mit der neuen E-Stapler-Baureihe<br />
RX 60–25/35 setzt Still neue Standards in der<br />
E-Mobilität im Bereich der Flurförderzeuge. Es<br />
ist uns gelungen, mit energieeffizienten Technologien<br />
einen E-Stapler für den Innen- und<br />
Außeneinsatz für Lasten bis 3,5 Tonnen mit<br />
einer extrem hohen Performance und Agilität<br />
zu entwickeln. Damit fördern wir den Trend zu<br />
mehr emissionsfreien E-Staplern und unterstützen<br />
unsere Kunden darin, ihre Green Logistics<br />
Strategien umzusetzen und so ihre Nachhaltigkeitsziele<br />
zu erreichen. Mit den neuen<br />
Leistungswerten der RX 60-Baureihe, die wir<br />
hier in Hamburg produzieren, gibt es also keinen<br />
Grund mehr, keinen E-Stapler zu fahren.<br />
<strong>Beschaffung</strong> <strong>aktuell</strong>: Gibt es viele Kunden, die<br />
eine reine Elektrostapler-Flotte haben? Oder<br />
ist eine gemischt Flotte eher anzutreffen?<br />
Fischer: Viele Unternehmen haben mittlerweile<br />
reine E-Fuhrparks. Aber natürlich gibt<br />
es noch ein paar klassische Einsätze, bei<br />
denen ein verbrennungsmotorischer Stapler<br />
Sinn macht. Das ist insbesondere im Outdoor-Bereich<br />
mit großen Bodenunebenheiten<br />
der Fall. Dort kann ein V-Stapler mit seiner<br />
größeren Bodenfreiheit teilweise noch besser<br />
operieren. Grundsätzlich ist aber jeder unserer<br />
Elektrostapler auch für den Außeneinsatz<br />
geeignet. Nur wenn es sehr uneben wird zum<br />
Beispiel bei Kopfsteinpflaster, da macht ein<br />
RX 70 oder ein anderer verbrennungsmotorischer<br />
Stapler teilweise noch mehr Sinn. In der<br />
Tat betreiben viele Unternehmen gemischte<br />
Flotten. Allerdings kann man feststellen, dass<br />
die Zahl der Kunden, die rein nur verbrennungsmotorische<br />
Stapler für den Indoor-Einsatz<br />
haben, sinkt.<br />
<strong>Beschaffung</strong> <strong>aktuell</strong>: Wie sind E-Stapler in<br />
Bezug auf die Total costs gegenüber verbrennungsmotorischen<br />
Staplern?<br />
Fischer: Es gibt eine VDMA-Analyse aus den<br />
90er Jahren. Diese wirdimmer wieder aktualisiert<br />
, kommt aber in Bezug auf die Kosten pro<br />
Betriebsstunde immer zum gleichen Ergebnis:<br />
Ein anfänglicher Invest für einen E-Stapler<br />
ist in aller Regel etwas höher, als für einen<br />
verbrennungsmotorischen. Aber dadurch,<br />
dass die Kilowattpreise für Strom weit unter<br />
dem liegen, was Diesel oder auch Gas kostet,<br />
hat man den Kostenvorteil bereits in ein, zwei<br />
Jahren erreicht. Über eine Zeitdauer von fünf<br />
Jahren ist der E-Stapler das kosteneffizienteste<br />
Gerät, gefolgt vom Diesel, dann noch<br />
mal gefolgt von dem LPG.<br />
Still-Geschäftsführer Thomas A. Fischer.<br />
<strong>Beschaffung</strong> <strong>aktuell</strong>: Wie sehen die Servicekosten<br />
im Vergleich aus?<br />
Fischer:: 80 % der Komponenten im RX 60<br />
sind neuentwickelt und verbessert auch im<br />
Hinblick auf die längere Lebensdauer. Alle<br />
Kugellager und die anderen Verschleißteile<br />
entsprechen dem Stand der Technik. Auch<br />
unsere Lieferanten entwickeln sich weiter<br />
und generieren zusätzliche Vorteile. Deshalb<br />
können wir die Kosten für Full Services zwischen<br />
3 bis 5% günstiger kalkulieren. Das<br />
geben wir auch an unsere Kunden weiter.<br />
<strong>Beschaffung</strong> <strong>aktuell</strong>: Sie sprachen gerade von<br />
Ihren Lieferanten. Entwickeln Sie Innovationen<br />
gemeinsam mit den Lieferanten oder<br />
machen Sie Vorgaben?<br />
Fischer: Nein, das ist ein Geben und Nehmen.<br />
Das Produktmanagement erstellt ein Pflichtenheft<br />
und tritt damit an die Entwicklungsingenieure<br />
heran, die dann wiederum mit<br />
den Lieferanten reden. Aus diesem Zusammenspiel<br />
entstehen dann die Innovationen,<br />
die bei uns Sinn machen. Wir binden unsere<br />
Lieferanten sehr stark mit ein, anders geht es<br />
gar nicht.<br />
Die Fragen stellte Sabine Schulz-Rohde,<br />
Beschaffun g <strong>aktuell</strong>.<br />
Bild: Still<br />
Die günstigste Schmierung ist die, ...<br />
... die Sie gar nicht brauchen.<br />
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Vorteilen wie Geräusch- und Gewichtsreduzierung, Medienbeständigkeit,<br />
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<strong>Beschaffung</strong> <strong>aktuell</strong> 2020 03 45
INTRALOGISTIK<br />
Bild: HaRo<br />
C-Teile-Management<br />
RFID und Wiegetechnik<br />
Der Würth Industrie Service zeigt in Halle 1,<br />
Stand H31, Neuheiten im C-Teile-Management.<br />
Dazu gehört das Lagerinformationssystem<br />
CPSmiSELF, das in Verbindung mit der<br />
Plattform WIS-Portal ein ganzheitliches<br />
Datenmanagement ermöglicht. Nicht nur<br />
Würth-Artikel wie Schrauben, Scheiben, Muttern<br />
oder Schutzausrüstung sondern auch<br />
Würth-fremde Artikel können so in der vorhandenen<br />
Systemwelt verwaltet werden.<br />
Am Lagerort in der Produktion wird Digitalisierung<br />
durch die Prototypen iDISPLAY, einem<br />
multifunktionalen Regaletikett, und iRack-<br />
Display, einem digitalen Regalschild, Realität.<br />
Innerhalb der Produktionsmittelversorgung<br />
erweitert eine neu entwickelte RFID-Palettenbox<br />
das Portfolio. Die „Palette“ scannt permanent<br />
ihre Umgebung und sucht nach<br />
neuen RFID-Tags für die Bedarfsübermittlung,<br />
die entsprechend<br />
platziert werden.<br />
Im Bereich der indirekten Materialversorgung<br />
setzt Würth Industrie<br />
Service auf den Einsatz von<br />
Wiegetechnik. Der ORSYmat WGT<br />
basiert auf präzisen Wiegezellen,<br />
die das Gewicht der Produkte<br />
speichern und dadurch eine Artikelentnahme<br />
erkennen. (sd)<br />
Bild: Walther Faltsysteme<br />
Vertikalförderer<br />
Förderanlage für<br />
Transportwagen<br />
Rollcontainer<br />
Seitengitter lassen sich im<br />
Handumdrehen lösen<br />
Walther Faltsysteme (Logimat: Halle 6, Stand<br />
A15) hat für seinen ersten Rollcontainer den<br />
Pro-K Award erhalten. Der Branchenpreis<br />
wird jährlich für die innovativsten Produktneuheiten<br />
aus Kunststoff verliehen. Mit seiner<br />
Mehrweg-Transportlösung gelang es dem<br />
Hersteller, ein verbreitetes Produkt weiterzuentwickeln.<br />
Das Schnellkopplungssystem<br />
ermöglicht ein einfaches Handling: Die Seitengitter<br />
lassen sich mittels eines Pedals<br />
lösen und später einfach wieder einsetzen.<br />
Nach Entfernen der Seitengitter lassen sich<br />
bis zu 19 Grundplatten stapeln. Parallel können<br />
bis zu 16 Seitengitter in die „Parkpositionen“<br />
einer Grundplatte gesteckt werden. Das<br />
Volumen der Mehrweg-Transportlösung wird<br />
um bis zu 76 Prozent reduziert. (sd)<br />
Kommissionierwagen, die für<br />
den manuellen Gebrauch gedacht<br />
sind, automatisiert befördern? Was nach<br />
einer Wunschvorstellung klingt, wird die HaRo-<br />
Gruppe auf der Logimat in die Tat umsetzen. In Halle 3<br />
an Stand D05 präsentiert das Familienunternehmen erstmals eine Förderanlage,<br />
die nicht nur auf die Beförderung der gängigen Fördergüter wie Paletten und Gitterboxen<br />
ausgelegt ist, sondern mit der auch Transportwagen über mehrere Ebenen<br />
transportiert werden können.<br />
Ergänzend zum Vertikalförderer dürfen sich Besucher erstmals auf das fahrerlose<br />
Transportsystem (FTS) und den integrierten Roboter freuen. „Dank der Kombination<br />
aus Vertikalförderer, FTS und Palettierroboter können wir erstmals einen voll<br />
automatisierten Transport aus einer Hand präsentieren“, so Konstruktionsleiter<br />
Markus Löseke. Die HaRo-Kettenförderer, die Paletten oder Pickwagen gleich zweispurig<br />
im Vertikalförderer nach oben transportieren, sind zusätzlich mit Führungsschienen<br />
und Raddreher ausgestattet. (sd)<br />
Bild: Würth Industrie Service<br />
Be- und Entladung von Lkws<br />
33 Paletten in vier Minuten<br />
FAB Fördertechnik und Anlagenbau (auf der<br />
Logimat in Halle 1, Stand D44) hat eine individuell<br />
konfigurierbare Fördertechnik-Lösung<br />
zur automatisierten Be- und Entladung von<br />
Lkws entwickelt. Damit ist ein Sattelauflieger<br />
mit 33 Paletten innerhalb von vier Minuten<br />
komplett entladen. Zudem erfolgen die Prozesse<br />
in direkter Anbindung an die automatisierten<br />
Materialflüsse im Logistikzentrum.<br />
Das System besteht aus zwei Hauptkomponenten:<br />
Auf einer automatisierten Pufferstrecke<br />
im Lager, die sich mit individueller<br />
Auslegung komfortabel an die vorhandene<br />
Fördertechnik anbinden lässt, wird das Transportgut<br />
bis zum Andocken eines Lkws an der<br />
Laderampe bereitgestellt. Auf der Ladefläche<br />
ist eine angepasste Fördertechnik integriert.<br />
Die Fördertechnik an der Rampe und auf der<br />
Ladefläche ist frei wählbar. Mit dem Andocken<br />
wird manuell oder über die automatische<br />
System-Kopplung (ASK) eine Verbindung<br />
der Systemsteuerung zwischen Lkw und stationärer<br />
Anlage hergestellt. (sd)<br />
Bild: FAB<br />
46 <strong>Beschaffung</strong> <strong>aktuell</strong> 2020 03
INTRALOGISTIK<br />
C-Teile-Management<br />
Schlaue Box bestellt automatisch<br />
Auf der Logimat (Eingang Ost, Stand ES17)<br />
zeigt Otto Roth ein Kanban-Konzept, das mit<br />
RFID-Technologie arbeitet: Jeder Behälter ist<br />
mit einem RFID-Transponder in Form eines<br />
Etiketts ausgestattet, auf dem alle wichtigen<br />
Informationen gespeichert sind. Auf den<br />
obersten Reihen der Kanban-Regale ist eine<br />
elektronische (RFID-)Matte angebracht, die<br />
Tags der leeren Kanban-Boxen ausliest und<br />
die Daten per Funk an einen zentralen Rechner<br />
übermittelt. Die Master-Kanban-Box leitet<br />
die Bestellung in definierten Zeitabständen<br />
per LAN, W-LAN oder Mobilfunknetz an<br />
das EDV-System weiter.<br />
Die Mitarbeiter brauchen die leeren Kanban-<br />
Behälter lediglich auf der RFID-Matte abzustellen,<br />
um automatisch einen Bestellvorgang<br />
auszulösen. Im Anschluss an die<br />
Bestellung können die RFID-Tags der Behälter<br />
für eine definierte Zeit gesperrt werden. Die<br />
Master-Kanban-Box ist multifunktional. Sie<br />
ist auch als „RFID-Briefkasten“ für RFID-Tags<br />
geeignet – das heißt, die Mitarbeiter können<br />
die Transponder zum Bestellen einfach in die<br />
Box einwerfen. Außerdem kann die Master-<br />
Kanban-Box Barcode-Etiketten auslesen –<br />
somit können Benutzer das Kanban-System<br />
optimal an ihre individuellen Bedürfnisse<br />
anpassen.<br />
Otto Roth bietet seinen Kunden außerdem<br />
ein behälterunabhängiges Kanban-Konzept.<br />
Dieses basiert auf ablösbaren Etiketten, die<br />
nicht fest mit dem Ladungsträger verbunden<br />
sind. Die neutralen Behälter werden von Otto<br />
Roth befüllt, etikettiert und gleich am nächsten<br />
Liefertag bereitgestellt. Im Vergleich zum<br />
klassischen Kanban verkürzt das behälterunabhängige<br />
System die Lieferzeit um die<br />
Hälfte. Bestellmengen lassen sich mit dem<br />
Otto Roth Kanban-Smartphone jederzeit<br />
ändern und den <strong>aktuell</strong>en Bedürfnissen<br />
anpassen. Doch auch klassische Ein- und<br />
Beim behälterunabhängigen Kanban-Konzept<br />
scannt der Benutzer das Etikett mit dem<br />
Kanban-Smartphone und übermittelt sofort<br />
eine Bestellung.<br />
Zwei-Behälter-Kanban-Lösungen sind Teil des<br />
Angebots von Otto Roth. Anwender haben<br />
die Wahl zwischen unterschiedlichen<br />
Kanban-Regalen und Behältertypen. Noch<br />
flexibler sind Anwender mit mobilen Kanban-<br />
Rollwagen für Montageplätze und Instandhaltungsbereiche.<br />
(sd)<br />
www.ottoroth.de<br />
Bild: Otto Roth<br />
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Das beste Arbeitstier im Stall.<br />
WIR SIND DABEI!<br />
10. – 12. März 2020<br />
Halle 10 | Stand B21<br />
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Gebaut für höchste Anforderungen.<br />
Mehr Infos zu den neuen Linde-Gegengewichtsstaplern H20 – H35<br />
unter www.linde-mh.de/kraftpaket.<br />
<strong>Beschaffung</strong> <strong>aktuell</strong> 2020 03 47
INTRALOGISTIK<br />
Warehouse-Management-System<br />
Virtual Reality hilft bei der Kommissionierung<br />
Das Warehouse-Management-System Prostore<br />
von Team (auf der Logimat in Halle 8,<br />
Stand B21) versteht sich als digitales Herz<br />
der Intralogistik. Dort laufen alle Fäden eines<br />
Lagers zusammen: digital, cloudbasiert und<br />
anwenderorientiert. Als neues Feature<br />
kommt der Einsatz von VR-Funktionen<br />
hinzu. Als besonderes Erlebnis bietet der<br />
Hersteller den Messebesuchern an, in ein<br />
virtuelles Lager einzutauchen und diese<br />
Erfahrung beim Kommissionieren selbst zu<br />
machen. Als Neuentwicklung ist das Prostore-Modul<br />
VR-Training zu sehen. Das Trainieren<br />
per Virtual Reality (VR) ermöglicht<br />
Mitarbeitern, sich Abläufe nicht nur theoretisch<br />
vor einer Systemeinführung anzueignen,<br />
sondern direkt praktisch zu erproben,<br />
durchzuführen und zu festigen. Durch die<br />
visuellen Erlebnisse lassen sich – auch für<br />
fremdsprachliche Mitarbeiter – nicht nur die<br />
Fehlerquoten, sondern ebenso Einarbeitungszeiten<br />
erheblich verringern. (sd)<br />
Bild: TEAM GmbH<br />
Gabelstapler<br />
Li-Ion-Fahrzeuge für den<br />
kleinen Geldbeutel<br />
Burger Hub- und Transportmittel (Logimat:<br />
Halle 10, Stand C45), der deutsche Generalimporteur<br />
für Hangcha, präsentiert einen<br />
neuen, kompakten Initial-Hochhubwagen<br />
und einen 3-Rad-Schlepper. Im Mittelpunkt<br />
aber stehen die neuen XC-Frontstapler. Die<br />
jüngste Baureihe der Chinesen verfügt über<br />
vier Modelle in der Tragfähigkeitsklasse von<br />
2 bis 3,5 t und über Lithium-Ionen-Akkus.<br />
Jede Maschine gibt es in zwei Varianten. Die<br />
„Heavy-Duty-Geräte“ hat man für Einsätze<br />
maßgeschneidert, wo es aufs Tempo<br />
ankommt; Anwender, die auch mit geringeren<br />
Fahr- und Hubgeschwindigkeiten zufrieden<br />
sind, profitieren von einer „Light-Duty-<br />
Version“. Diese vereint alle Vorteile der<br />
modernen Energiespeicher mit dem Preis<br />
eines vergleichbaren Blei-Säure-Staplers. (sd)<br />
Bild: Burger Hub- und Transportmittel<br />
Firmenregister<br />
• ABB 28<br />
• Afag 57<br />
• AGCO 18<br />
• Allianz 18<br />
• Allocation Network 64<br />
• Asklepios Kliniken 8<br />
• Amazon Business 28<br />
• AMF Andreas Maier 56<br />
• APS 51<br />
• Audi 22<br />
• Automated<br />
Packaging Systems 51<br />
• Bartels 46<br />
• BASF 12<br />
• Beiersdorf 18<br />
• BFM 32<br />
• Burger Hub- und<br />
Transportmittel 48<br />
• Burger 48<br />
• BVMed 26<br />
• Cellumation 48<br />
• Celonis 14, 38<br />
Circulor 6<br />
Coupa Software 6<br />
• Deutschen Zentrum<br />
für Luft- und Raumfahrt<br />
18<br />
• Drägerwerk 24<br />
Enportal 8<br />
• Euroexpo 42<br />
• FAB Fördertechnik<br />
und Anlagenbau 46<br />
Fabrikado 6<br />
Festo 6<br />
Fiessler Elektronik 59<br />
• Fritz Gruppe 41<br />
Gamma-Wopla 51<br />
Google 28, 65<br />
Graphit Kropfmühl 12<br />
• Grenke 32<br />
Hangcha 48<br />
• HaRo 46<br />
Heine Optotechnik 24<br />
Hesse 6<br />
Hochschule München 70<br />
• Huawei 72<br />
IBM 12<br />
Icotek 58<br />
• Item Industrietechnik 52<br />
Kager 60<br />
Kärcher 18<br />
Karl H. Bartels 46<br />
• Kreatize 6<br />
Lehmanns Media 8<br />
• Linde MH 50<br />
Mercedes-Benz 6<br />
• Miele 18<br />
• Netfira 14<br />
• Otto Roth 47<br />
Phoenix Contact 18, 64<br />
Porsche 22<br />
• Pricewaterhouse<br />
Coopers 12<br />
ProSiebenSat.1 Media 18<br />
• PSI Logistics 40<br />
Randstad 41<br />
• Reichelt<br />
Chemietechnik 58<br />
Rosswag 58<br />
• RWE 18<br />
Samsung 12<br />
SAP 14, 18<br />
Schaeffler 22<br />
Schreiner 36<br />
Schuler 14<br />
Sew-Eurodrive 6<br />
Siemens 6, 40<br />
Simeno Holding 6<br />
Sinterwerke Herne 20<br />
Smart-Flow 51<br />
• Stahlkompakt 10<br />
• Still 44, 50<br />
• Team 48<br />
• Telefónica 20<br />
• Telekom 18<br />
• Torwegge 49<br />
• Toyota MH 50<br />
• Universität Würzburg 18<br />
VDW 56<br />
Vodafone 38<br />
• Volz 59<br />
Walther Faltsysteme 46<br />
• Werkstätten<br />
Karthaus 59<br />
Wolf 18<br />
• Würth Industrie<br />
Service 46<br />
• Zarges 54<br />
• ZF Friedrichshafen 18, 22<br />
48 <strong>Beschaffung</strong> <strong>aktuell</strong> 2020 03
Fahrerlose Transportsysteme<br />
Individuelle Materialflusslösungen<br />
Bild: Torwegge<br />
Das Standardsortiment von Torwegge<br />
umfasst mehr als 4100 Räder und Rollen, fast<br />
1700 Fördertechnik-Komponenten sowie<br />
rund 900 Produkte für die Handhabungs- und<br />
Transporttechnik. Einen Einblick in diese Produktvielfalt<br />
können sich Besucher der Logimat<br />
in Halle 10, Stand F31 verschaffen.<br />
Ein prominentes Beispiel, wie Systeme in der<br />
Intralogistik aussehen können, ist auch in diesem<br />
Jahr das FTS TORsten. Am Messestand<br />
bewegt der Transportroboter eine mit Rollschienen<br />
beladene Palette zwischen zwei<br />
Punkten A und B hin und her. Erstmals zeigt<br />
Torwegge zusätzlich die IHE-Gehäuse-Serie.<br />
Aufgrund ihrer Zusammensetzung ist sie<br />
sehr stabil, sodass sich Lasten bis zu 700 kg<br />
befördern lassen. Sie besteht aus gepresstem<br />
Stahl und ist verzinkt. Zu ihrer Robustheit tragen<br />
ein Schwenkkopf mit zweifachem Kugellager,<br />
gehärtete Lagerschalen und starke<br />
Achsschenkelbolzen bei. (sd)<br />
Omnidirektionale Räder<br />
Legosteine der<br />
Fördertechnik<br />
Cellumation (Logimat: Halle 3,<br />
Stand B78) stellt erstmals das<br />
zellular konzipierte Förder- und<br />
Positioniersystem Celluveyor vor.<br />
Die Neuentwicklung aus kleinen<br />
Förderzellen mit omnidirektionalen<br />
Antriebsrädern bietet der Fördertechnik<br />
neue Gestaltungsund<br />
Anwendungsoptionen für<br />
die Realisierung komplexer<br />
Materialflüsse. Gegenüber herkömmlichen<br />
Komponenten lassen<br />
sich bis zu 95 Prozent der<br />
Fläche einsparen. Basis sind<br />
kleine sechseckige Fördermodule<br />
mit jeweils drei speziell angeordneten<br />
Antriebsrädern. Mit ihnen<br />
lässt sich das Fördergut in jede<br />
beliebige Richtung lenken. Die<br />
Fördermodule mit ihren hexagonalen<br />
Strukturen lassen sich<br />
komfortabel zusammenklicken<br />
und zu beliebigen Geometrien<br />
von Förderanlagen aneinanderfügen.<br />
Besonderheit: Mit der<br />
patentierten Einzelradsteuerung<br />
werden die Antriebsräder jeweils<br />
einzeln angetrieben. Dadurch<br />
können Pakete völlig frei auf<br />
einer Ebene bewegt werden. (sd)<br />
NEUES<br />
DESIGN<br />
Ordentlich Sparpotenzial für alle.<br />
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Vielfalt des ARNO Systems findet sich für jede<br />
Werkstatt der passende StoreManager.<br />
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<strong>Beschaffung</strong> <strong>aktuell</strong> 2020 03 49
INTRALOGISTIK<br />
Bild: Linde Material Handling<br />
Flurförderzeuge<br />
Linde präsentiert Neuheiten<br />
Mit zwei zusätzlichen Außenflächen in räumlicher<br />
Nähe des Messestandes in Halle 10,<br />
Stand B21, präsentiert sich Linde Material<br />
Handling auf der Logimat. Genutzt werden<br />
die neuen Areale (zwischen Halle 8 und Halle<br />
10 sowie im Rothauspark zwischen Halle 9<br />
und Halle 10) einerseits für Live-Vorführungen,<br />
andererseits, um einen größeren Ausschnitt<br />
des wachsenden Produkt- und<br />
Lösungsportfolios zu demonstrieren.<br />
Eine Neuheit sind die neuen verbrennungsmotorischen<br />
Stapler Linde H20 bis H35. Sie<br />
sind von Grund auf neu konzipiert und ab<br />
Werk voll vernetzt. Sie überzeugen mit besten<br />
Sichtverhältnissen für den Fahrer sowie<br />
branchenweit führenden Ergonomie- und<br />
Sicherheitsstandards.<br />
Im Bereich Lagertechnik punktet Linde Material<br />
Handling mit einem großen Produktportfolio<br />
an Kommissioniergeräten. Insgesamt 24<br />
Modelle stehen zur Wahl.<br />
Jüngster Zuwachs: die<br />
Mittelhubkommission ie -<br />
rer Linde V08. Ihr Einsatz<br />
empfiehlt sich, wenn<br />
regelmäßig aus der ersten<br />
und zweiten Regalebene<br />
(bis zu einer Höhe von<br />
2,80 m) kommissioniert<br />
wird. Eine weitere Neuvorstellung<br />
ist die Cloudbasierte<br />
Version des Flottenmanagementsystems<br />
„Linde connect“. Mit connect:cloud<br />
können Logistikverantwortliche<br />
nicht<br />
nur überall auf die<br />
Anwendung und alle Flottendaten zugreifen.<br />
Ein weiterer Vorteil ist das bedarfsgerechte<br />
Buchen einzelner Module oder Funktionen.<br />
Als Online-Flottenmanagement ergänzt connect:cloud<br />
die Lösung connect:desk, bei der<br />
alle Daten lokal im Kundenunternehmen verbleiben.<br />
Das Basis-Paket von connect:cloud<br />
für Kunden umfasst die Funktionen Zugangskontrolle,<br />
Fahrzeuglokalisierung und diverse<br />
Berichte.<br />
Um der selbst gesteckten Vision von „null<br />
Unfällen“ im Betrieb ein Stück näher zu kommen,<br />
hat Linde Material Handling eine interaktive<br />
Warnweste entwickelt. Das Kleidungsstück<br />
verfügt über integrierte LED-Streifen.<br />
Die Weste, die frühzeitig auf potenzielle<br />
Gefahren hinweist und vor folgenreichen Kollisionen<br />
schützt, basiert auf dem Assistenzsystem<br />
Linde Safety Guard. (sd)<br />
Bild: Still<br />
Gabelstapler-Flotten<br />
Gesamtlösungen<br />
von Still<br />
Auf der Logimat zeigt Still in<br />
Halle 10, Stand B41, intelligente<br />
Gesamtlösungen. Ein Highlight<br />
ist der neue Stapler RX 60. Mit<br />
einer Fahrgeschwindigkeit bis 21<br />
km/h sowie verbesserten Hubgeschwindigkeiten<br />
hat der RX 60<br />
neue Standards in der Gewichtsklasse<br />
2,5 bis 3,5 t gesetzt. Insgesamt<br />
liegen die Fahrleistungen<br />
des RX 60 auf Diesel-Stapler-<br />
Niveau. Damit hat Still das passende<br />
Fahrzeug zur steigenden<br />
Nachfrage nach emissionsfreien<br />
E-Staplern und nachhaltigen<br />
Logistiklösungen.<br />
2016 führte Still mit dem iGo neo<br />
CX 20 den ersten autonom fahrenden<br />
Kommissionierer ein. Das<br />
mit dem IFOY ausgezeichnete<br />
Fahrzeug folgt dem Kommissionierer<br />
durchs Lager, kann aber<br />
jederzeit manuell gesteuert werden.<br />
Auf der Logimat 2020 stellen<br />
die Hamburger die Weiterentwicklung<br />
auf Basis der neuen<br />
OPX-Baureihe vor, die nicht nur<br />
eine größere Fahrzeugauswahl,<br />
sondern auch eine Reihe neuer<br />
Technologien für eine verbesserte<br />
Steuerung und höchste Verfügbarkeit<br />
mit sich bringt. (sd)<br />
Flottenmanagementsystem<br />
Flurförderzeuge optimal einsetzen<br />
Toyota Material Handling Deutschland präsentiert sich auf der Logimat im Ausstellungsbereich<br />
Flurförderzeuge als größter Aussteller der Halle 7 auf dem Stand<br />
C21. Unter dem Motto „effizienter bewegt“ erhalten die Besucher Einblicke in<br />
Kundenprojekte und -lösungen aus verschiedenen Branchen. Ein Schwerpunkt ist<br />
dabei das Thema Vernetzung sowie das Teilen und Nutzen von Daten, die mit Hilfe<br />
der bereits ab Werk serienmäßig mit Telematik ausgestatteten Smart Trucks generiert<br />
werden. Als zentrale Schnittstelle fungiert das Toyota-Flottenmanagementsystem<br />
I_Site, auf das Nutzer einfach über eine mobile App oder über das I_Site-<br />
Webportal zugreifen können. So erhält der Betreiber alle nötigen Informationen,<br />
um jedes einzelne Gerät optimal einzusetzen und auszulasten, Unfälle durch<br />
Gewaltschäden zu vermeiden und Verschwendungen jeglicher Art aufzudecken<br />
und zu eliminieren. (sd)<br />
Bild: Toyota Material Handling<br />
50 <strong>Beschaffung</strong> <strong>aktuell</strong> 2020 03
Bild: Gamma-Wopla<br />
Die Gamma-Wopla Magic<br />
Box (MB 4320) lässt sich besonders<br />
schnell und einfach entfalten.<br />
Kunststoffboxen und -paletten<br />
Urbane Logistik nachhaltig gedacht<br />
Mit ihren robusten, wiederverwertbaren Kunststoffboxen und -paletten<br />
zeigen die belgischen Schwesterunternehmen Gamma-Wopla<br />
und Smart-Flow, wie sich Effizienz und Umweltverträglichkeit ergänzen<br />
können. Zum Beispiel eignet sich der neue flexible Multifunktional<br />
600 x 800 mm Transportroller/Dolly von Gamma-Wopla besonders<br />
für den Transport auf der letzten Meile. Seine leicht laufenden<br />
Rollen, die Bremse, der aufsteckbare Führungsstab und die flexible<br />
Passform sorgen dafür, dass verschiedenste Behälterarten sicher zum<br />
Ladengeschäft transportiert und ausgeladen werden können.<br />
Als ein Highlight auf der Logimat (Halle 6, Stand B30) präsentiert der<br />
Behälterproduzent seine neue Magic Box. Sie ist eine praktische Alternative<br />
zu Kartonagen, denn sie ist flexibel, kompakt und platzsparend<br />
beim Leertransport, einfach aufzurichten oder zusammenzufalten.<br />
Sie eignet sich für eine große Anzahl an Mehrfachverwendungen und<br />
ist zu 100 Prozent recycelbar. Die gebrauchten Gamma-Wopla -<br />
Kunststoff boxen werden für die Herstellung von Smart-Flow-Paletten<br />
genutzt und so in den Produktlebenszyklus zurückgeführt. (sd)<br />
Verpackungssystem<br />
Auch große Produkte sind sicher verpackt<br />
Mit den neuen Verpackungssystemen<br />
für Maxi-Beutel zeigt<br />
Automated Packaging Systems<br />
(APS) auf der Logimat, Halle 4,<br />
Stand B11 und Eingang Ost E043,<br />
Lösungen für die Verpackung<br />
mittlerer und großer Produkte. In<br />
Beuteln mit Formaten von<br />
400 mm Breite bis 680 mm<br />
Länge lassen sich jetzt problemlos<br />
große Ersatzteile oder Kleidung<br />
sicher verpacken. Die Systeme<br />
Autobag 600 und 650<br />
verarbeiten bis zu<br />
65 beziehungsweise 40 Beutel<br />
pro Minute. Beide Systeme<br />
ermöglichen die Integration in<br />
Packstationen und Warenwirtschaftssysteme.<br />
Eine On-Board-<br />
Diagnose und modulare Komponenten<br />
vereinfachen die<br />
Wartung. Ein im Autobag 650<br />
enthaltener Thermo-Transferdrucker<br />
Autolabel ermöglicht den im<br />
Versandhandel erforderlichen<br />
Next-Bag-Out-Druck. (sd)<br />
Bild: APS
BETRIEB<br />
Aluminiumprofile aus Solingen bewähren sich in der Antarktis<br />
Tomaten ziehen im ewigen Eis<br />
Bild: DLR German Aerospace Center<br />
Gemüse anbauen bei einer Außentemperatur von –40 °C ist eine Herausforderung. Dafür braucht man das richtige<br />
Gewächshaus mit der geeigneten Inneneinrichtung. Item Industrietechnik, ein Spezialist für Betriebsmittelbau,<br />
lieferte die notwendigen Profile für ein robustes Regalsystem.<br />
Frisches Obst und Gemüse für Astronauten<br />
ist das ambitionierte Ziel des Projekts<br />
Eden ISS. Ein Konsortium unter der<br />
Leitung des Instituts für Raumfahrtsysteme<br />
des Deutschen Zentrums für Luft- und Raumfahrt<br />
(DLR) entwickelte dafür ein Gewächshaus<br />
mit speziellen Systemen zur Aufzucht<br />
von Pflanzen, das als mobile Testeinrichtung<br />
nahe der Neumayer-Station III in der Antarktis<br />
aufgebaut wurde.<br />
Item Industrietechnik, ein Unternehmen aus<br />
Solingen, lieferte dafür die nötigen Profile inklusive<br />
der Verbindungstechnik. Mit diesen<br />
Komponenten konfigurierte das DLR ein Regalsystem,<br />
das ausreichend Platz für Pflanzen<br />
und Messtechnik bietet. Die stabile Konstruktion<br />
garantiert in dieser ungewöhnlichen<br />
Umgebung einen starken Halt. Ändern sich<br />
die Anforderungen vor Ort, ist die Konstruktion<br />
einfach und flexibel erweiterbar.<br />
Das Forschungsprojekt in der Antarktis dient<br />
als Vorbereitung für die Nahrungsmittelkultivierung<br />
auf der Internationalen Raumstation<br />
ISS. Nicht weniger als 14 internationale Organisationen,<br />
Universitäten, Forschungsinstitute<br />
und Unternehmen schlossen sich 2015<br />
zum Konsortium Eden ISS zusammen, um ein<br />
Gewächshaus für künftige planetare Expeditionen<br />
zu realisieren. Die Leitung übernahm<br />
das Institut für Raumfahrtsysteme, das seit<br />
2007 am DLR-Standort in Bremen Konzepte<br />
für Raumfahrtmissionen entwickelt.<br />
Gemeinsam entwarfen die Projektpartner eine<br />
mobile Testanlage, die aus zwei sechs Meter<br />
langen Containern besteht. Für die Einrichtung<br />
der Container griff das Institut unter<br />
anderem auf Komponenten aus dem MB Systembaukasten<br />
von Item zurück. „Wir arbeiten<br />
Bei der Einrichtung<br />
der Container nutzen<br />
die Forscher einen<br />
Arbeitswagen, der sich<br />
mit seinen leicht<br />
gängigen Rollen optimal<br />
im engen Gang<br />
zwischen den Regalen<br />
vor- und rückwärts<br />
bewegen lässt.<br />
schon seit Jahren in unserem Institut in Bremen<br />
mit Produkten von Item und haben bisher<br />
gute Erfahrungen gemacht“, so einer der<br />
Projektverantwortlichen vom DLR-Institut für<br />
Raumfahrtsysteme. Der Zusammenbau der<br />
Laboreinrichtungen sei einfach und leicht<br />
verständlich. Ohne lange Anlernphasen könne<br />
jeder der Mitarbeiter mit dem System der<br />
Solinger Spezialisten arbeiten. Für das Gewächshaus<br />
in der Antarktis konstruierte das<br />
Bild: DLR German Aerospace Center<br />
52 <strong>Beschaffung</strong> <strong>aktuell</strong> 2020 03
BETRIEB<br />
Blick in das Gewächshaus: Das Regalsystem aus Aluminiumprofilen und<br />
passenden Verbindungs elementen ist beidseitig angebracht und bietet Platz<br />
für zwei Pflanzenboxen pro Regalebene.<br />
Institut ein Regal aus Aluminiumprofilen und<br />
passenden Verbindungselementen mit 21<br />
Ebenen. Jede Regalfläche bietet dabei Platz<br />
für zwei nebeneinander angeordnete Plastikboxen,<br />
in denen die Gemüse- und Obstpflanzen<br />
wachsen. Rund 200 Pflanzen werden derzeit<br />
kultiviert. Geerntet wurden bislang<br />
hauptsächlich Salat, Gurken und Tomaten. Im<br />
Schnitt waren es zwischen 4 und 5 kg Gemüse<br />
in der Woche. Während sich im ersten Container<br />
die Pflanzen befinden, wurde im zweiten<br />
Container ein Servicebereich für die Laborarbeit<br />
eingerichtet.<br />
Regalsystem fit für Weltreise<br />
Seit Projektbeginn im Jahr 2015 gab es verschiedene<br />
Varianten für die Aufbauten im Innern<br />
der Container. Diese wurden beim DLR<br />
in Bremen zu 90 Prozent eingerichtet und<br />
nach einer dreimonatigen Testphase zum<br />
Zielort transportiert. Die Boxen enthalten<br />
auch sensible Systeme wie LED-Lampen, die<br />
bei einer so langen Reise durch mehrere Klimazonen<br />
mit häufigem Umladen großen Belastungen<br />
ausgesetzt sind. Deswegen waren<br />
die Stabilitätsanforderungen an das Regalsystem<br />
sehr hoch. Die Spezialisten aus Solingen<br />
haben dafür die richtige Lösung, denn<br />
mit den Profilen und Verbindungen sind feste<br />
und stabile Konstruktionen auch bei hohen<br />
Belastungen dauerhaft möglich. So kamen<br />
Messsysteme und andere technische Einrichtungen<br />
nach langer Reise von Bremen über<br />
Kapstadt bis in die Antarktis unbeschädigt<br />
am Zielort an. Beide Container wurden 2018<br />
rund 400 m südlich der Neumayer-Station III<br />
auf einer wettersicheren Plattform montiert<br />
und miteinander verbunden.<br />
Das Regalsystem ist beidseitig im Container<br />
angebracht und besteht hauptsächlich aus<br />
Aluminiumprofilen der Baureihe 6 mit den<br />
zugehörigen Verbindungs- und Winkelsätzen.<br />
Der starke Halt wird erreicht durch die Vorspannung<br />
in den Flanken der Aluprofile, die<br />
bei der Verschraubung der Profilverbindungen<br />
erzeugt wird. Die eloxierten Oberflächen<br />
oxidieren nicht und sind leicht zu reinigen.<br />
Item punktet nicht zuletzt mit einer großen<br />
Auswahl an kompatiblen Bauelementen. Dabei<br />
lassen sich die Systeme einfach an die unterschiedlichen<br />
Anforderungen anpassen, da<br />
sich die geschraubten Verbindungen jederzeit<br />
lösen lassen. Zudem können auch die<br />
Komponenten anderer Hersteller einfach integriert<br />
werden. Die eigens für das Gewächshaus<br />
entwickelten Leuchten beispielsweise<br />
Die Neumayer-Station III, benannt nach dem<br />
Geophysiker Georg von Neumayer, ist eine<br />
deutsche Polarforschungsstation des Alfred-<br />
Wegener-Instituts in der Antarktis. Sie befindet<br />
sich an der Atka-Bucht auf dem rund 200 m<br />
dicken Ekström-Schelfeis und treibt mit der<br />
fließenden Eisplatte jedes Jahr 157 m auf das<br />
offene Meer hinaus. Nach einer Projektzeit von<br />
knapp zehn Jahren wurde der reguläre Betrieb<br />
am 20. Februar 2009 aufgenommen.<br />
Die Station wird ganzjährig betrieben und<br />
bietet eine wissenschaftliche Laborfläche von<br />
210 m², die sich auf zwölf Räume verteilt. Die<br />
mobile Testanlage befindet sich unweit der<br />
Station.<br />
wurden mit passenden Verbindungselementen<br />
ausgestattet und ließen sich dann einfach<br />
in die Nut der Profile von Item einsetzen.<br />
Das Ganze funktioniert deswegen so gut,<br />
weil alle Komponenten bis ins Detail durchdacht<br />
und optimal aufeinander abgestimmt<br />
sind. Für kleinere Umbauten greifen die Forscher<br />
auf einen Bestand an Produkten vor Ort<br />
zurück. Falls größere Änderungen am System<br />
notwendig sind, werden die fehlenden Komponenten<br />
einfach bei Item bestellt und per<br />
Schiff geliefert.<br />
Der Autor<br />
Forschung in der Antarktis<br />
Polarstation auf Wanderschaft<br />
Die mobile Testanlage nahe der Neumayer-<br />
Station III in der Antarktis steht auf einer<br />
Plattform. Bei der Inneneinrichtung vertraut<br />
das DLR-Institut für Raumfahrtsysteme auf<br />
Bauteile von Item.<br />
Uwe Böttger, Redakteur, Konradin Verlag<br />
Bild: DLR German Aerospace Center<br />
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<strong>Beschaffung</strong> <strong>aktuell</strong> 2020 03 53
BETRIEB<br />
1 2 3 4 5<br />
Bilder: Zarges<br />
Steiggeräte<br />
Wie Einkäufer die richtigen<br />
Steighilfen auswählen<br />
Leiter ist nicht gleich Leiter: Nicht immer ist es ganz einfach, das richtige Steiggerät<br />
für die verschiedenen Anwendungszwecke in der Produktion zu finden.<br />
Worauf zu achten ist, hat der Hersteller Zarges nun zusammengefasst.<br />
Simone Harrer erklärt: „Planung ist das<br />
A und O bei Arbeiten in der Höhe.“ Sie<br />
weiß Bescheid, denn sie ist Produkt -<br />
managerin bei Zarges. Bei der <strong>Beschaffung</strong><br />
eines Steiggerätes müssen bestimmte Kriterien<br />
beachtet werden, um die Sicherheit der<br />
Arbeiter zu gewährleisten. „Schon bei der<br />
Auswahl des Equipments kann möglichen<br />
Gefahren vorgebeugt werden, damit sichere<br />
Arbeit ermöglicht wird“, erklärt Harrer.<br />
Doch leider werden bei der <strong>Beschaffung</strong> von<br />
Steiggeräten diese Vorgaben nicht immer<br />
eingehalten, so Harrer: „Typische Fehler bei<br />
dem Einkauf von Steiggeräten sind das Vernachlässigen<br />
der Gefährdungsbeurteilung<br />
oder die Auswahl des passenden Steiggeräts<br />
nach Verfügbarkeit oder dem günstigsten<br />
Preis“, erklärt Harrer. Zusätzlich warnt sie,<br />
dass Anwender oft die eigentliche Arbeitshöhe<br />
nicht richtig bewerten.<br />
Um diesen Gefahren vorzubeugen, hat der<br />
Steiggerätehersteller Zargese eine Broschüre<br />
herausgebracht, die bei der Auswahl von<br />
Steiggeräten hilft. „Wir möchten Anwendern<br />
Tipps für die Analyse von Gefährdungen, eine<br />
Übersicht über verschiedene Produktarten<br />
und deren Vorteile geben“, sagt Harrer.<br />
Welche rechtlichen Grundlagen gelten?<br />
Die richtige Beurteilung erfolgt durch den Arbeitgeber,<br />
meistens die betrieblichen Führungskräfte,<br />
die eine Gefährdungsbeurteilung<br />
durchführen müssen. Der erste Schritt<br />
ist die Einhaltung der rechtlichen Grundlagen.<br />
Dabei sind die Betriebssicherheitsverordnung<br />
(BetrSichV), das Arbeitsschutzgesetz<br />
(ArbSchG) – hier vor allem § 5 – und die<br />
Technischen Regel für Betriebssicherheit<br />
(TRBS) 2121 zu beachten.<br />
In der BetrSichV ist geregelt, dass „die Gefährdung<br />
der Beschäftigten so gering wie möglich<br />
gehalten wird“. Beachtet werden müssen<br />
bei der Auswahl des Steiggeräts „der zu überwindende<br />
Höhenunterschied sowie Art, Dauer<br />
und Häufigkeit der Verwendung“. Ein Beispiel<br />
ist Anhang 2 Nr. 5.1.4. der BetrSichV,<br />
welcher im Rahmen der Beurteilung ermittelt,<br />
ob ein anderes Steiggerät sicherer ist.<br />
Im Genauen schreibt die BetrSichV eine Gefährdungsbeurteilung<br />
nach den Kriterien in<br />
§ 5 ArbSchG vor. Hier ist festgelegt, dass die<br />
Einschätzung der einzelnen Tätigkeiten durch<br />
den Arbeitgeber erfolgen muss. Dabei gilt es<br />
zu achten auf:<br />
• „die Gestaltung und die Einrichtung der<br />
Arbeitsstätte und des Arbeitsplatzes,<br />
• physikalische, chemische und biologische<br />
Einwirkungen,<br />
• die Gestaltung, die Auswahl und den Einsatz<br />
von Arbeitsmitteln, insbesondere von<br />
Arbeitsstoffen, Maschinen, Geräten und<br />
Anlagen sowie den Umgang damit,<br />
• die Gestaltung von Arbeits- und Fertigungsverfahren,<br />
Arbeitsabläufen und Arbeitszeit<br />
und deren Zusammenwirken,<br />
• unzureichende Qualifikation und Unterweisung<br />
des Beschäftigten,<br />
• psychische Belastung bei der Arbeit“.<br />
In der TBRS 2121 wird zusätzlich die „Ermittlung<br />
und Bewertung von Absturzgefährdungen<br />
bei der Verwendung von Arbeitsmitteln“<br />
geregelt.<br />
Ebenfalls zu beachten sind die Normen, welche<br />
zwar rechtlich nicht bindend sind, aber<br />
den <strong>aktuell</strong>en Stand der Technik widerspiegeln.<br />
„Ein Beispiel hierfür ist die Pflicht zur<br />
Verwendung einer Standverbreiterung am<br />
unteren Ende von Anlegeleitern“, sagt Harrer.<br />
Diese Sicherheitsmaßnahme wurde der DIN-<br />
Norm 131-1 im Jahr 2015 hinzugefügt. Zu-<br />
Checkliste<br />
Beurteilung von Steiggeräten<br />
Die wichtigsten Kriterien bei der Bewertung<br />
der Steiggeräte sind hier gelistet. Es gilt aber<br />
zu beachten: Jeder Einsatzort und jede Tätigkeit<br />
ist unterschiedlich und erfordert das Hinzuziehen<br />
zusätzlicher Faktoren.<br />
• Welcher Höhenunterschied ist zu über -<br />
winden?<br />
• Welche Höhe muss erreicht werden?<br />
• Wie oft wird das Gerät benutzt?<br />
• Wie lange dauert die Arbeit auf dem Gerät?<br />
• Welche Fluchtmöglichkeiten bestehen?<br />
• Wie anstrengend ist die Arbeit?<br />
• Welches Material und welches Werkzeug<br />
müssen auf dem Gerät befördert werden?<br />
• Wie viele Personen arbeiten gleichzeitig auf<br />
dem Steiggerät?<br />
• Bestehen zusätzliche Risiken in der<br />
Umgebung des Steiggeräts?<br />
Die Broschüre (PDF) ist unter folgendem Link<br />
verfügbar: http://hier.pro/zarges<br />
54 <strong>Beschaffung</strong> <strong>aktuell</strong> 2020 03
6 7 8<br />
9<br />
Heldinnen sollten<br />
nicht warten.<br />
Mietservice.<br />
Besser. DBL.<br />
sätzlich spielen die Vorgaben der Berufsgenossenschaften<br />
und der Deutschen Gesetzlichen<br />
Unfallversicherung eine Rolle.<br />
Zugang oder Arbeitsplatz?<br />
Die erste grundsätzliche Unterscheidung ist<br />
die zwischen Zugang zu einem höher gelegenen<br />
Arbeitsplatz versus dem Steiggerät als eigentlicher<br />
Arbeitsplatz. „So muss zum Beispiel<br />
ein Kaminkehrer zum Dach hinaufsteigen“,<br />
sagt Harrer. In diesem Fall ist die Leiter<br />
ein Zugang. Sie erklärt weiter: „Ein Steiggerät<br />
gilt als Arbeitsplatz, wenn eine Person ihrer<br />
Arbeit nur mithilfe dieses Equipments nachkommen<br />
kann.“ Das bedeutet, dass von dem<br />
Steiggerät aus längerfristige Arbeiten ausgeführt<br />
werden. Beispiele wären ein Lampenwechsel<br />
oder Schraubarbeiten.<br />
Welches Steiggerät ist das richtige?<br />
Im nächsten Schritt erfolgt die richtige Auswahl<br />
der Steighilfen, welche in verschiedene<br />
Gruppen unterteilt werden können. Die Liste<br />
beinhaltet:<br />
1 Leitern können weiter in Anlage-, Stehund<br />
Mehrzweckleitern unterteilt werden. Sie<br />
können bei kurzen Arbeiten und geringer Gefährdung,<br />
zum Beispiel beim Lampenwechsel,<br />
oder als Zugang eingesetzt werden. Die<br />
Norm für Leitern heißt DIN EN 131 und hat<br />
sieben Teile.<br />
2 Arbeitsplattformen des Anbieters Zarges<br />
sind Leitern mit großem Sicherheitsstand,<br />
welcher von einem 3-seitigen Sicherheitsgerüst<br />
umgeben ist. Sie sind zwischen Leitern<br />
und Fahrgerüsten angesiedelt und dienen für<br />
längere Arbeiten, auch „Über-Kopf“, mit<br />
schwerem Werkzeug. Die Normen sind DIN<br />
EN 131 und DIN EN 131-7.<br />
3 Fahrgerüste besitzen eine große Arbeitsplattform<br />
von 0,60 x 1,00 Meter, stehen auf<br />
Rollen für die leichte Verschiebung und können<br />
in Höhen von bis zu zwölf Metern benutzt<br />
werden. Die korrespondierende Norm<br />
ist DIN EN 1004.<br />
4 Arbeitsbühnen, die unter die Norm DIN<br />
EN 280 fallen.<br />
5 Steigleitern sind fest montierte Steighilfen<br />
zum Beispiel an Gebäuden und Maschinenanlagen.<br />
Sie können für Wartungs- und<br />
Reinigungsarbeiten auf Dächern eingesetzt<br />
werden. Beim Anbieter Zarges können Einkäufer<br />
Steigleitern aus Standardbauteilen individuell<br />
zusammensetzen, und zwar einfach<br />
im 3D-Tool vor der Bestellung. Die Normen<br />
hier sind die DIN 18799-1 für bauliche Anlagen,<br />
die DIN 14094-1 für Notleitern und die<br />
EN ISO 12122 für Maschinenanlagen.<br />
6 Podesttreppen oder Plattformtreppen besitzen<br />
eine Arbeitsbühne mit Geländern und<br />
Rollen. Auf ihr können längere und schwerere<br />
Arbeiten durchgeführt werden. Die entsprechenden<br />
Normen sind DIN EN 131-7 und DIN<br />
EN ISO 14122.<br />
7 8 Tritte haben bis zu vier Stufen und eine<br />
maximale Höhe von einem Meter, wobei<br />
die höchste Stufe betreten werden darf. Sie<br />
können bei geringer Gefährdung eingesetzt<br />
werden und sollten die DIN EN 14183 Norm<br />
erfüllen.<br />
9 Treppen dienen als stationäre Zugänge zu<br />
Arbeitsplätzen. Sie haben tiefe Stufen, verfügen<br />
über ein Geländer und folgen der DIN EN<br />
ISO 14122.<br />
Sämtliche Steiggeräte müssen auch nach der<br />
<strong>Beschaffung</strong> regelmäßig auf ihren Zustand<br />
überprüft werden – auch das ist gesetzlich<br />
vorgeschrieben. Das übernimmt die sogenannte<br />
„befähigte Person für Leitern und<br />
Fahrgerüste“ im Betrieb. Auch diese Prüfungen<br />
sind in der BetrSichV geregelt. Zarges bietet<br />
optionale Seminare für diese Person an.<br />
Zarges-Mitarbeiter können die Prüfungen<br />
auch vor Ort übernehmen.<br />
Die Autorin<br />
Sanja Döttling, Redakteurin <strong>Beschaffung</strong> <strong>aktuell</strong><br />
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<strong>Beschaffung</strong> <strong>aktuell</strong> 2020 03 55
FERTIGUNGSTECHNIK<br />
Fachmesse Metav<br />
Prozesskette der Metallbearbeitung<br />
Kürzer und in themenorientierten Areas<br />
präsentiert sich die Metav Mitte März.<br />
Die Düsseldorfer Metallbearbeitungsschau<br />
hat sich im Laufe ihrer 21 Ausgaben<br />
von der reinen Maschinenmesse hin zur<br />
Darstellung der Prozesskette gewandelt.<br />
In vielen Variationen zeigen die Hersteller<br />
und Dienstleister ihre Lösungen.<br />
Zudem hält die Digitalisierung in Form der<br />
Industrie 4.0 zunehmend Einzug in das zerspanende<br />
Produktionsumfeld. Als wichtige<br />
Aspekte werden die vernetzte Fertigung,<br />
Cloud-Anwendungen und Datenanalyse gesehen.<br />
Besucher könnten eine umfassende<br />
Betrachtung und Bewertung dieser Entwicklung<br />
erwarten, heißt es, sowohl an den Ständen<br />
der Aussteller als auch im Rahmenprogramm.<br />
Auch wer sich für die neuesten Entwicklungen<br />
und praxisnahen Anwendungen der<br />
additiven Fertigung interessiert – bekannt<br />
auch unter der Bezeichnung 3D-Druck –,<br />
dürfte auf der Metav fündig werden. Die<br />
gesamte Bandbreite dieser innovativen Fertigungsverfahren,<br />
Materialien und Dienstleistungsangebote<br />
bündelt die Additive Manufacturing<br />
Area. Ein Fachforum in Halle 1 runden<br />
das Angebot ab.<br />
Mit additiven Verfahren lassen sich neue Designideen und Produktkonzepte mit neuen Funktionen<br />
umsetzen.<br />
Für alle Industriezweige, die Metall bearbeiten<br />
– vor allem der Maschinenbau, die Automobilindustrie<br />
und ihre Zulieferer, aber auch<br />
Elektroindustrie und Energietechnik bis hin<br />
zum Werkzeug- und Formenbau – ist die<br />
Metav ein Schaufenster der neuesten Technologien,<br />
Systeme und Produkte und Lösungen<br />
der Fertigungstechnik..<br />
Die alle zwei Jahre in Düsseldorf stattfindende<br />
Messe belegt vom 10. bis 13. März die Hallen<br />
1, 4 und 5. Bei der letzten Veranstaltung<br />
im Jahr 2018 präsentierten sich 562 Aussteller<br />
auf einer Fläche von rund 24.000 m². Statt<br />
wie bisher fünf Messetage wird die Metav ihre<br />
Tore nun an vier Tagen öffnen. Für die verkürzte<br />
Laufzeit hätten sich über 75 % der Aussteller<br />
in einer Befragung vor zwei Jahren<br />
ausgesprochen, so der Veranstalter VDW<br />
(Verein Deutscher Werkzeugmaschinenfabriken).<br />
Diesen März wird die Metav zum 21. Mal veranstaltet.<br />
40 Jahre sind seit ihrem Start im<br />
Jahr 1980 vergangen. In den letzten Jahren<br />
hat sich die Leistungsschau mehr und mehr<br />
von der reinen Maschinenmesse hin zur Darstellung<br />
der Prozesskette in der Metallbearbeitung<br />
gewandelt. Aktuelle Innovationen<br />
bei Werkzeugmaschinen, Präzisionswerkzeugen<br />
und Spanntechnik werden ebenso zu sehen<br />
sein wie neue Entwicklungen für die gesamte<br />
Prozesskette.<br />
Neu im Vorjahr waren sogenannte Areas zu<br />
den Themen Quality, Medical, Moulding und<br />
Additive Manufacturing. Jede Area verfügt<br />
über einen Ausstellungsbereich und ein Vortragsforum,<br />
in dem täglich <strong>aktuell</strong>e Fokusthemen<br />
in Fachvorträgen besprochen werden.<br />
„Die Areas ziehen ihr eigenes Publikum an<br />
und haben sich als Plattformen etabliert“,<br />
betont VDW-Geschäftsführer Dr. Wilfried<br />
Schäfer.<br />
Bild: VDW<br />
Metall-3D-Druck mit großem<br />
Wachstumspotenzial<br />
Branchenkenner erwarten vor allem im Metall-3D-Druck<br />
zukünftig ein großes Wachstum.<br />
Nach einer Phase des „Ausprobierens“<br />
rücke nun der Wunsch nach Prozesssicherheit<br />
und Automatisierung in den Vordergrund.<br />
„Hier offerieren wir heute schon als<br />
Lösungsanbieter serienreife Produkte, die den<br />
kompletten Prozess optimieren und wirtschaftlicher<br />
gestalten“, sagt Metav-Aussteller<br />
Jürgen Förster von der AMF Andreas Maier<br />
GmbH & Co. KG aus Fellbach.<br />
Ein weiter Schwerpunkt der Düsseldorfer<br />
Metav ist das Thema Sicherheit. Erstmals<br />
organisiert der VDW gemeinsam mit dem<br />
Maschinenbauerverband VDMA am 11. März<br />
2020 einen Kongress zur Cybersecurity. Dahinter<br />
steht die Frage nach der Verfügbarkeit<br />
und Sicherheit der Daten. „Der Erfolg neuer<br />
Geschäftsmodelle mit Datendiensten und<br />
-services hängt essenziell davon ab, dass die<br />
Sicherheit gewährleistet ist,“ betont VDW-<br />
Geschäftsführer Schäfer.<br />
Wie derartige Geschäftsmodelle aussehen<br />
können, ist ein Forschungsschwerpunkt am<br />
Aachener Werkzeugmaschinen labor (WZL)<br />
der RWTH Aachen. An ihrem Messestand präsentieren<br />
die Experten mit einem Industriepartner<br />
das Thema Plattformökonomie,<br />
konkret: wie die Monetarisierung von Maschinendaten<br />
funktioniert. (dk)<br />
56 <strong>Beschaffung</strong> <strong>aktuell</strong> 2020 03
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Schleiftechnik in ihrer<br />
ganzen Bandbreite<br />
Trotz eingetrübter Stimmung und sinkender Produktion in den<br />
großen Industriesparten wächst die Branchenmesse GrindTec<br />
weiter. Mehr als 600 Aussteller zeigen in Augsburg neueste<br />
Entwicklungen und Trends der Schleiftechnik.<br />
Die branchenübergreifende Plattform<br />
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Messe Ulm<br />
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Bild: Afag<br />
Mit ihrer Profilschärfte hat sich die Schleiftechnikmesse GrindTec zu einem<br />
Branchenschaufenster par excellence entwickelt.<br />
Ungebrochen stark interessiert sich die internationale Schleiftechnik<br />
für den deutschen Markt. Mit mehr als 600 beteiligten Unternehmen<br />
aus 31 Ländern wird die Fachmesse GrindTec mehr Exponate zeigen<br />
als je zuvor. Für ihre Präsentationen in acht Hallen des Augsburger<br />
Messegeländes haben die Aussteller vom 18. bis 21. März eine Fläche<br />
von mehr als 46.500 m² gebucht. 44 % der Standbeschicker kommen<br />
nach Angaben des Veranstalters Afag aus dem Ausland.<br />
Auf die <strong>aktuell</strong>e Wirtschaftssituation antwortet die Schleiftechnikbranche<br />
mit Innovationen, richtungsweisenden Verfahren und fortschrittlichen<br />
Technologien, mit denen sich die Unternehmen im Rahmen<br />
der GrindTec präsentieren.<br />
Hightech-Produkte rund um die Herstellung sowie Wiederaufbereitung<br />
von Zerspanwerkzeugen eröffnen neue Perspektiven für das<br />
Werkzeugschleifen. Dabei fokussiert die Branche Wettbewerbsverfahren<br />
wie die additive Fertigung, elektrochemische Polierverfahren und<br />
Laserbearbeitung von Hartstoffen, während sie dem Markt gleichzeitig<br />
hochfunktionale Lösungen für bewährte Prozesse anbietet.<br />
Die Besucher der GrindTec erwarten beispielsweise<br />
• additiv gefertigte Schleifscheiben,<br />
• Schleifscheiben mit integrierter Sensorik,<br />
• additiv gefertigte strömungsoptimierte Kühlschmierstoffdüsen,<br />
• hybride Schleifmaschinenkonzepte, die auch andere Fertigungstechnologien<br />
integrieren,<br />
• Direktantriebe in den Schleifmaschinenachsen zur Verbesserung<br />
der dynamischen Steifigkeit und Genauigkeit sowie zur Leistungssteigerung.<br />
(dk)<br />
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<strong>Beschaffung</strong> <strong>aktuell</strong> 2020 03 57
ZULIEFERUNG<br />
Metallpulver für additive Fertigung<br />
Schneller zum fertigen Produkt<br />
Bild: Rosswag Engineering<br />
Für einen zuverlässigen additiven Fertigungsprozess<br />
auf pulverbettbasierten Laserstrahlmaschinen<br />
ist die Qualität des Metallpulvers<br />
von entscheidender Bedeutung. Der TÜV SÜD<br />
hat Rosswag Engineering im Vorjahr als ersten<br />
Metallpulver-Hersteller auditiert. Das Audit ist<br />
Teil eines neuen Zertifizierungsprogramms auf<br />
Basis des AD 2000-Regelwerks für Druckgeräte<br />
und in sinngemäßer Anwendung der europäischen<br />
Druckgeräterichtlinie (DGR). Wie es<br />
heißt, beinhaltet das Zertifizierungsprogramm<br />
neben den Themen der Qualitätssicherung<br />
Der Anbieter ist der erste vom<br />
TÜV SÜD zertifizierte Hersteller<br />
von Metall pulvern für die<br />
additive Fertigung.<br />
und Rückverfolgbarkeit auch den Nachweis der<br />
Fertigungssicherheit für bestimmte Werkstoffgruppen<br />
und der grundsätzlichen Eignung des<br />
Metallpulvers für die additive Fertigung. Das<br />
Zertifizierungsprogramm wurde in einem<br />
Pilot-Audit bei Rosswag Engineering bereits<br />
erfolgreich umgesetzt.<br />
Die Pfinztaler sind als Division der Rosswag<br />
GmbH spezialisiert auf die Herstellung von<br />
Sonder-Metallpulver und additiv gefertigten<br />
Bauteilen, die in einer ganzheitlichen Prozesskette<br />
nach höchsten Qualitätsanforde-<br />
rungen produziert werden. Innerhalb weniger<br />
Wochen kann der Anbieter laut eigenen<br />
Angaben eine vollständige AM-Materialqualifizierung<br />
durchführen, um so neue Metallwerkstoffe<br />
nach den jeweiligen Anforderungen<br />
bereitzustellen. „Wir sind deshalb so<br />
schnell, weil bei uns alle Prozesse inhouse<br />
ablaufen und wir sogar die Metallpulver<br />
selbst verdüsen und untersuchen“, sagt Engineering-Leiter<br />
Gregor Graf.<br />
Die Rosswag GmbH selbst ist Anbieter für<br />
gewalzte Ringe und Freiformschmiedeprodukte<br />
mit einem Stückgewicht bis 4,5 Tonnen.<br />
Eine Besonderheit ist laut Firmenangaben<br />
das 7000 Tonnen umfassende Materi al -<br />
lager, in dem über 400 Metallwerkstoffe zur<br />
Fertigung bereitstehen. Die 2014 gegründete<br />
Division Rosswag Engineering erweitert das<br />
Produktportfolio um Ingenieurdienstleistungen<br />
und innovative Fertigungsverfahren wie<br />
den 3D-Druck von metallischen Bauteilen auf<br />
pulverbettbasierten Laserstrahlmaschinen<br />
(LPBF). Metall-3D-Druck ist die umgangssprachliche<br />
Bezeichnung für ein additives<br />
Fertigungsverfahren und ermöglicht die Herstellung<br />
funktionsoptimierter, metallischer<br />
Bauteile. (dk)<br />
Kabeltülle<br />
Abgestufte Dichtringe einfach abschälen<br />
Werkstoffprüfung<br />
Shore-Härte gibt wichtige Anhaltspunkte<br />
Bild: Icotek<br />
Mit der neuen Kabeltülle KT-SC<br />
von Icotek lassen sich elektrische<br />
Leitungen und Pneumatikschläuche<br />
mit einem Durchmesser von<br />
5 bis 28 mm durchführen und<br />
abdichten. Von der Baugröße her<br />
basiert die Produktneuheit auf<br />
der „KT groß“ des Anbieters. Die<br />
Kabeltülle verfügt über heraustrennbare<br />
Ringe, wobei die einzelnen<br />
Ringe je nach benötigtem<br />
Durchmesser der einzuführenden<br />
Leitungen abgeschält werden.<br />
Hierzu wird lediglich ein kleines<br />
Loch zwischen die Ringe<br />
gestochen. Anschließend lässt<br />
sich der entsprechende Ring einfach<br />
abziehen. Die einzelnen<br />
Ringe der KT-SC sind gekennzeichnet<br />
mit den Buchstaben A<br />
bis F, die den entsprechenden<br />
Durchmesser der einzuführenden<br />
Leitung anzeigen. Integrieren<br />
lässt sich die KT-SC in alle teilbaren<br />
Kabeleinführungsrahmen<br />
(KEL, KEL-U, KEL-ER, KVT und KEL-<br />
FG) für große KT-Kabeltüllen. Das<br />
Produkt besteht aus Elastomer,<br />
verfügt über die Schutzart IP54<br />
und ist geeignet für einen Temperaturbereich<br />
zwischen -40 °C<br />
bis +100 °C. (dk)<br />
Die KT-SC dichtet elektrische<br />
Leitungen und Pneumatikschläuche<br />
ab.<br />
Die Shore-Härte ist eine der wichtigsten<br />
Kenngrößen für Schläuche,<br />
Halbzeuge, Dichtungen und<br />
andere Bauteile aus Kunststoffen.<br />
Die Härteprüfung nach Shore gilt<br />
als besonders einfaches Verfahren,<br />
um die Härte von harten<br />
Kunststoffen und weichen Elastomeren<br />
zu messen. Die Reichelt<br />
Chemietechnik informiert über<br />
das Prüfverfahren und die Eigenschaften,<br />
die sich aus den ermittelten<br />
Werten ableiten lassen. So<br />
gibt die Härteprüfung wichtige<br />
Anhaltspunkte für die mechanische<br />
Belastbarkeit, Qualität des<br />
Schlauchmaterials und das Verformungsverhalten.<br />
Außerdem<br />
kann die Materialhärte als Richtwert<br />
für das Abdichtverhalten<br />
eines Elastomers verwendet werden.<br />
Denn der Anwendungsbereich<br />
von Kunststoffschläuchen<br />
und -rohren ist vielfältig. Ob als<br />
Kraftstoffschlauch im Pkw, als<br />
Kunststoffschläuche müssen vielen<br />
Anforderungen gerecht werden.<br />
Chemikalienschlauch im Labor<br />
oder als Druckluftschlauch in der<br />
Pneumatik: Schläuche werden für<br />
zahlreiche verschiedene Applikationen<br />
benötigt. Um den unterschiedlichen<br />
Anforderungen gerecht<br />
zu werden, etwa an Sta -<br />
bilität, Druckbeständigkeit oder<br />
Temperaturbeständigkeit, werden<br />
Schläuche heute aus vielen unterschiedlichen<br />
Materialien hergestellt,<br />
meist aus Elastomeren<br />
und härteren Kunststoffen. (dk)<br />
Bild: Reichelt<br />
58 <strong>Beschaffung</strong> <strong>aktuell</strong> 2020 03
ZULIEFERUNG<br />
Arbeitssicherheit<br />
Flexibles Absicherungskonzept für Abkantpressen<br />
Bei der <strong>Beschaffung</strong> einer neuen Abkantpresse<br />
wollten die Verantwortlichen der<br />
Werkstätten Karthaus das in der Metallverarbeitung<br />
je nach Maschine einhergehende<br />
Restrisiko reduzieren. Die Dülmener beschäftigen<br />
sich seit Jahren mit der qualifizierten<br />
Eingliederung von Menschen mit Behinderung<br />
in das Arbeitsleben. Im Fokus stand<br />
dabei jeglicher Eingriff einer dritten Person in<br />
den Gefahrenbereich als auch das Klemmen<br />
der Finger an der Oberwange, wenn das Blech<br />
falsch gehalten wird.<br />
Im Zuge dieser Anforderung nahm der<br />
Werkzeugmaschinenhersteller Volz aus<br />
Witten mit Fiessler Elektronik aus Aichwald<br />
Kontakt auf, um ein geeignetes Sicherheitskonzept<br />
zu erarbeiten. Nach eingehender<br />
Diskussion wurde zusätzlich zu der standardmäßig<br />
vorgesehenen Frontabsicherung<br />
AKAS ein Lichtvorhang eingebaut. Dieser<br />
soll jegliche Abwärtsbewegung der<br />
Oberwange stoppen. Somit werden Dritte,<br />
die aus Unachtsamkeit in den Gefahrenbereich<br />
gelangen als auch die Quetschmöglichkeit<br />
der Hände an der Oberwange,<br />
abgefangen.<br />
Eine weitere Anforderung an den Lichtvorhang<br />
ist, dass eine vorgelagerte Blechauflage<br />
ausgeblendet werden muss und auch ein<br />
Blech mit 6 mm Stärke nicht zur Abschaltung<br />
führt. Die Auswahl fiel auf einen Sicherheitslichtvorhang<br />
der Serie BLVT von Fiessler Elektronik.<br />
Neben einer schnellen Reaktionszeit<br />
punktet dieser Lichtvorhang mit bis zu elf<br />
verschiedenen Blanking-Programmen, sodass<br />
der Lichtvorhang an die verschiedensten<br />
Anwendungsbereiche einfach angepasst<br />
werden kann.<br />
Weiterhin sollte der Lichtvorhang so in das<br />
Sicherheitskonzept eingebunden werden,<br />
dass dieser per Schlüsselschalter zu- als<br />
auch abgeschaltet werden kann. Je nach<br />
Qualifikation und Fähigkeit des Bedieners<br />
hat der Gruppenleiter die Möglichkeit, die<br />
Maschine mit oder ohne Lichtvorhang zu<br />
betreiben. Ein Fingerschutz ist in jedem<br />
Falle durch das Abkantpressenabsicherungssystem<br />
AKAS zu jeder Zeit gewährleistet,<br />
heißt es.<br />
Um den Aufwand von zusätzl ichen Geräten<br />
oder Komponenten gering zu halten, wurden<br />
die neuen Funktionen, das Programmieren<br />
als auch die Auswertung des Lichtvorhangs<br />
auf der vorhandenen Sicherheitssteuerung<br />
FPSC von Fiessler integriert.<br />
Diese Integration wurde nach Vorgabe seitens<br />
Volz von Fiessler durchgeführt und<br />
getestet. Installation, Inbetriebnahme und<br />
Einweisung an der Maschine vor Ort führte<br />
Volz durch. Somit wurde eine Standard-<br />
Abkantpresse innerhalb kürzester Zeit fit<br />
gemacht für einen neuen Anwendungsfall.<br />
Den Nutzen haben die Beschäftigten der<br />
Karthaus-Werkstätten. Sie werden nun bestmöglich<br />
vor Arbeitsunfällen an der Abkantpresse<br />
geschützt. (dk)<br />
Bild: Fiessler<br />
Das Abkantpressensicherheitssystem AKAS wird<br />
in verschiedenen Ausführungen angeboten und<br />
lässt sich spezifisch anpassen.<br />
Wenn zwischen Ihnen und uns mehr entsteht:<br />
Das ist der MAPAL Effekt.<br />
Sie<br />
Spannung<br />
legen größten Wert auf<br />
durchgängig prozesssichere<br />
Produktionskomponenten.<br />
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Gesamtpaket<br />
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Spannsystem.<br />
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<strong>Beschaffung</strong> <strong>aktuell</strong> 2020 03 59
ZULIEFERUNG<br />
Rutsch-Stopp-Folie<br />
Individuell bereits ab<br />
Losgröße eins<br />
Bild: Kager<br />
Auf Basis von Kundenzeichnungen<br />
fertigt<br />
der Anbieter auch<br />
spezifische 2D-Formteile<br />
für viele verschiedene<br />
Anwendungen.<br />
Unternehmen vieler Branchen setzen die<br />
Rutsch-Stopp-Folie (RSF) von Kager als<br />
ebenso rutschhemmende wie geräuschdämmende<br />
Arbeitsunterlage ein. Die dünnen<br />
Matten aus Polyvinylchlorid-P – auch als<br />
Weich-PVC bezeichnet – haben einen hohen<br />
Reibungskoeffizienten und ergänzen oder<br />
ersetzen sowohl in Montage- und Prüftechnik<br />
als auch bei feinmechanischen und labortechnischen<br />
Tätigkeiten komplexe Klemmund<br />
Fixiergestelle. Sie halten dem Anwender<br />
die Hände frei und verhindern zudem das<br />
Abwandern vibrierender Tischgeräte oder das<br />
Wegrollen runder Werkstücke. Die RSF-Folie<br />
hat eine Dicke von 1,0 mm und legt sich flach<br />
auf jeden ebenen Untergrund. Um sie zu säubern,<br />
wird sie einfach mit Wasser abgespült.<br />
Da sie chemisch beständig ist, lässt sich die<br />
Folie auch desinfizieren und in der Spülmaschine<br />
reinigen.<br />
Kager bietet die ergonomischen Polymermatten<br />
in den Farben Blau, Grün und Rot an<br />
sowie als 400 mm breite Rollenware mit Lauflängen<br />
von 2000 mm oder 9100 mm. Es gibt<br />
sie aber auch als kundenspezifische Sonderanfertigung.<br />
Bereits ab Losgröße eins und bis<br />
zu einer Breite von 1500 mm kann der Kunde<br />
die Größe und das Format der RSF frei wählen.<br />
Auf der Basis bereitgestellter Zeichnungen<br />
realisiert Kager einsatzfertige 2D-<br />
Zuschnitte mit Dicken von 1,0 mm aus farbigem<br />
Polyvinylchlorid-P. Dank CNC-Technik<br />
gibt es hinsichtlich des Designs der Formteile<br />
kaum Grenzen. Runde Ausschnitte und Bohrungen<br />
lassen sich einarbeiten und die<br />
Außenkonturen können exakt nach den Vorgaben<br />
des Kunden ausgeführt werden. (dk)<br />
• ABUS Kransysteme GmbH, Gummersbach 2<br />
• Arno Werkzeuge Karl-Heinz Arnold GmbH,<br />
Ostfildern 49<br />
• Bossard Deutschland GmbH, Illerrieden 61<br />
• Conrad Electronic SE, Hirschau 23<br />
• curecomp Software Services GmbH,<br />
AT-Linz 61<br />
• DBL Deutsche Berufskleider- Leasing<br />
GmbH, Zirndorf 55<br />
Denios AG, Bad Oeynhausen 17<br />
• Deutsche Messe AG, Hannover 25<br />
• ElringKlinger Kunststofftechnik GmbH,<br />
Bietigheim-Bissingen 63<br />
• Erwin Berger e.K., Korntal-Münchingen 53<br />
• Ferdinand Gross GmbH & Co KG,<br />
Leinfelden-Echterdingen 62<br />
• Carl Hanser Verlag GmbH & Co. KG,<br />
München 57<br />
• HaRo Anlagen- und Fördertechnik GmbH,<br />
Rüthen 11<br />
• Hays AG, Mannheim 19<br />
• Hoffmann GmbH Qualitätswerkzeuge,<br />
München 27<br />
• igus GmbH, Köln 45<br />
• IMS Verbindungstechnik GmbH & Co.KG,<br />
Neuenstein 62<br />
• Kunststofftechnik Jantsch GmbH,<br />
Nürnberg 63<br />
• Schrauben Jäger AG, Karlsruhe 62<br />
• Keller & Kalmbach GmbH,<br />
Unterschleißheim 62,76<br />
KULLEN-KOTI GmbH, Reutlingen 61,75<br />
• KYOCERA Document Solutions<br />
Deutschland GmbH, Meerbusch 41<br />
• Lederer GmbH, Ennepetal 62<br />
• Lehmanns Media GmbH, Köln 63<br />
• Linde Material Handling GmbH,<br />
Aschaffenburg 47<br />
• Mapal Dr. Kress KG, Aalen 59<br />
• Maxon Motor GmbH, Sexau 63<br />
• Otto Roth GmbH & Co. KG, Stuttgart 29<br />
• Albert Pasvahl (GmbH & Co.), Hamburg 57<br />
• RCT Reichelt Chemietechnik<br />
GmbH + Co., Heidelberg 63,71<br />
• REIFF Technische Produkte GmbH,<br />
Reutlingen 62<br />
• F. Reyher Nchfg. GmbH & Co.,<br />
Hamburg 21,62<br />
Schweizer GmbH & Co.KG, Reutlingen 63<br />
• simple system GmbH & Co. KG,<br />
München 7,62<br />
• SMART-FLOW EUROPE s.a.,<br />
BE-Mouscron 33<br />
• SoftconCIS GmbH, Oberhaching 13,63<br />
• Telefonica Germany GmbH & Co. oHG,<br />
München 31<br />
TIMOCOM GmbH, Erkrath 43<br />
• Tünkers Maschinenbau GmbH, Ratingen 9<br />
• VDW Verein Dt.Werkzeugmaschinenfabriken<br />
e.V., Frankfurt 51<br />
• veenion GmbH, Kaiserslautern 3,63<br />
WPS MANAGEMENT GMBH, Berlin 35<br />
WUCATO Marketplace GmbH, Stuttgart 62<br />
• Würth Industrie Service GmbH & Co. KG,<br />
Bad Mergentheim 5,63<br />
Beilagenhinweis<br />
Inserentenverzeichnis<br />
Dieser Ausgabe liegen Prospekte folgender<br />
Firmen bei:<br />
WPS MANAGEMENT GMBH, Berlin<br />
Wolters Kluwer Deutschland GmbH, Köln<br />
Wir bitten unsere Leser um freundliche<br />
Beachtung.<br />
60 <strong>Beschaffung</strong> <strong>aktuell</strong> 2020 03
<strong>Beschaffung</strong> <strong>aktuell</strong> präsentiert<br />
Ihnen Partner des Einkaufs.<br />
Finden Sie leistungsstarke Lieferanten und Dienstleister für Ihre <strong>Beschaffung</strong>s bedarfe<br />
und kompetente Lösungspartner.<br />
SCM Weiterbildung Druck<br />
Beratung Betriebsbedarf<br />
Entwicklung + Fertigung<br />
Medienbeschaffung<br />
C-Teile-Management<br />
Logistik<br />
Fuhrpark<br />
Energie<br />
Recruiting<br />
Business Travel<br />
Weitere Fakten zu Unternehmen, Details zu Angebots- und Leistungsspektrum finden<br />
Sie im Firmenverzeichnis auf beschaffung-<strong>aktuell</strong>.de.<br />
Unter folgendem Link gelangen Sie zur Übersicht aller Online-Firmenprofile.<br />
SRM<br />
Komponenten + Systeme<br />
Bookmark!<br />
www.beschaffung-<strong>aktuell</strong>.de/firmenverzeichnis<br />
ALL-IN-ONE-EINKAUFSLÖSUNG<br />
BÜRSTEN<br />
C-TEILE-MANAGEMENT<br />
curecomp Software Services GmbH<br />
www.curecomp.com<br />
Mit der eProcurement- und Supplier Relationship<br />
Management Lösung von curecomp werden Ihre<br />
<strong>Beschaffung</strong>sprozesse einfacher, transparenter,<br />
schneller und damit kostengünstiger abgewickelt.<br />
Dies führt in Summe zu einer signifikanten Arbeitsentlastung<br />
Ihrer Mitarbeiter und Verhinderung von<br />
Fehlern durch manuelle Datenerfassungen. Unsere<br />
Expertise und unser Fokus liegen dabei beim direkten<br />
Produktionsmaterial und bei produzierenden<br />
Unternehmen. Bei curecomp dreht sich alles um<br />
den Erfolg unserer Kunden und deren Lieferanten.<br />
Jedes Unternehmen und jede Branche steht vor spezifischen<br />
Herausforderungen.<br />
Wir helfen Ihnen effizienter zu werden!<br />
KULLEN-KOTI GmbH<br />
www.kullen.de<br />
Technische Bürsten, die perfekt passen – Kullen-Koti<br />
ist der innovative Lösungspartner weltweit. Seit über<br />
100 Jahren.<br />
Für kundenspezifische industrielle Anwendungen in<br />
jeder Branche bietet Kullen-Koti genau die richtige<br />
Bürste – bis hin zu individuellen Sonderlösungen.<br />
Kullen-Koti macht die Auswahl und Realisierung der<br />
besseren Lösung einfacher, schneller und sicherer –<br />
durch Expertenkompetenz und eines der größten Produktprogramme<br />
der Welt.<br />
Bürstentechnologie von Kullen-Koti – für mehr Produktivität,<br />
Sicherheit und Wirtschaftlichkeit in vielen<br />
Prozessen und für hocheffiziente Anwendungslösungen<br />
der Zukunft.<br />
Bossard Deutschland GmbH<br />
www.bossard.com/de<br />
Die Bossard Gruppe ist ein weltweit führender Anbieter<br />
von Produktlösungen und Dienstleistungen in der<br />
industriellen Verbindungs- und Montagetechnik. Mit<br />
einem über 1.000.000 Artikeln umfassenden Produktsortiment,<br />
der technischen Beratung (Engineering) und<br />
der Lagerbewirtschaftung (Smart Factory Logistics) hat<br />
sich Bossard als Komplettanbieter und Partner der<br />
Industrie positioniert.<br />
Gemeinsam mit unseren Kunden vorwärtskommen<br />
heißt für uns, Lösungen zu entwickeln, die besser,<br />
schneller, effizienter und kostengünstiger sind – und<br />
somit unseren Kunden helfen, ihre Konkurrenz zu überflügeln.<br />
Diese ganzheitliche Sicht nennen wir „Proven Productivity“.<br />
<strong>Beschaffung</strong> <strong>aktuell</strong> 2020 03 61
PARTNER DES EINKAUFS<br />
C-TEILE-MANAGEMENT<br />
C-TEILE-MANAGEMENT<br />
C-TEILE-MANAGEMENT<br />
Ferdinand Gross GmbH & Co. KG<br />
www.schrauben-gross.de<br />
Ferdinand Gross ist Spezialist für Verbindungstechnik<br />
und C-Teile-Management und bietet Kunden und<br />
Partnern aus der Industrie maßgeschneiderte Dienstleistungen.<br />
Unser Sortiment reicht von Verbindungselementen<br />
über Werkzeuge bis zu Sonder anfertigungen.<br />
Wir sorgen für schnellste Verfügbarkeit von über<br />
107 000 Artikeln. Im Bereich C-Teile-Management<br />
bietet Ferdinand Gross kunden spezifische Lösungen<br />
zur Senkung Ihrer <strong>Beschaffung</strong>s kosten um bis zu 70 %.<br />
IMS Verbindungstechnik GmbH & Co. KG<br />
www.ims-verbindungstechnik.com<br />
Als Spezialist für Befestigungen aus Kunststoff, Metall<br />
und Federstahl beliefern wir weltweit Industrie,<br />
Großhandel und Zulieferer. Längst haben wir uns<br />
dabei zum ausgewiesenen Spezialisten für Clips und<br />
Klammern aller Art entwickelt.<br />
Aufgrund unserer innovativen Entwicklungsabteilung<br />
können wir individuelle Lösungen bieten, die Ihnen<br />
als Kunde einen Mehrwert schaffen.<br />
Mit jahrzehntelanger Erfahrung, weit überdurchschnittlichem<br />
Know-how und höchstem Qualitätsstandard<br />
präsentieren wir uns als zuverlässiger und<br />
kompetenter Partner rund um die Befestigungstechnik.<br />
Keller & Kalmbach GmbH<br />
www.keller-kalmbach.com<br />
Breite Produktpalette für Produktion & Instandhaltung:<br />
Schrauben, Dübel, Hand-/Elektrowerkzeuge, Hebetechnik,<br />
Arbeitsschutz, Betriebseinrichtungen, Chemische<br />
Produkte, Sonder- und Zeichnungsteile und<br />
Industrieteile.<br />
Produkte & Lösungen aus einer Hand:<br />
Maßgeschneiderte Logistiksysteme, individuelle<br />
E-Business-Lösungen, anwendungstechnische Beratung,<br />
umfassende Qualitätssicherung.<br />
Zuverlässig seit 1878.<br />
C-TEILE-MANAGEMENT<br />
C-TEILE-MANAGEMENT<br />
C-TEILE-MANAGEMENT<br />
Lederer GmbH<br />
www.c-teile-management.info<br />
Wenn es um C-Teile-Management geht, Kanban, Konsignation<br />
& Co., ist Lederer Ihr Partner: Norm- und Standardteile,<br />
Sonder- und Zeichnungsteile, Verbindungselemente<br />
u.v.m. auf Basis aller logistischen Lösungen<br />
und Systeme (eBusiness, RFID, Ein- und Mehr-Behälter-<br />
Kanban etc.). Lederer übernimmt für Sie die Lieferantensuche,<br />
Bestellung und <strong>Beschaffung</strong>, Bevorratung<br />
und Bereitstellung, Lagerbewirtschaftung und Qualitäts<br />
sicherung, Systempflege und Prozessverbesserung.<br />
– Verbindungselemente<br />
– Norm- und Standardartikel<br />
– Sonder- und Zeichnungsteile<br />
– C-Teile-Management<br />
REIFF Technische Produkte GmbH<br />
www.reiff-tp.de, www.reiff-tpshop.de<br />
REIFF Technische Produkte – kompetenter Partner der<br />
Industrie mit Schwerpunkt in der Erstausrüstung. Als<br />
Vollsortimenter verfügt REIFF über mehr als 140 000<br />
Produkte aus den Bereichen Antriebstechnik, Dichtungstechnik,<br />
Klebetechnik, Kunststofftechnik, Profiltechnik,<br />
Schlauchtechnik und Schwingungsdämpfung.<br />
Enge Partnerschaften zu namhaften Herstellern, eigene<br />
Produktionsstätten zur Be- und Verarbeitung und<br />
umfassende E-Business-Lösungen zeichnen REIFF aus.<br />
Ergänzt durch Vertriebstechniker, die beraten und entwickeln,<br />
wird REIFF zum verlässlichen Partner, dessen<br />
Leistungen weit über den Begriff Handel hinausgehen.<br />
F. REYHER Nchfg. GmbH & Co. KG<br />
www.reyher.de<br />
E-Business-Lösungen, Kanban-Versorgungssysteme,<br />
Bausätze, Konfektionierungen, Sonderteile – wenn<br />
es um Verbindungselemente und Befestigungs technik<br />
geht, ist REYHER Ihr kompetenter Partner. Hohes<br />
Qualitätsbewusstsein und ausgeprägte tech nische<br />
Kompetenz haben eine lange Unternehmens tradition.<br />
Über 130 000 verschiedene Artikel stehen bei einer<br />
Lieferbereitschaft von 99 % branchenübergreifend<br />
bereit. Kunden aus Industrie und Handel werden<br />
weltweit aus einem der modernsten und größten<br />
Schrauben-Logistikzentren schnell und zuverlässig<br />
beliefert.<br />
C-TEILE-MANAGEMENT<br />
C-TEILE-MANAGEMENT<br />
C-TEILE-MANAGEMENT<br />
Schrauben-Jäger AG<br />
www.schrauben-jaeger.de<br />
Als Spezialist für Verbindungselemente und Befestigungstechnik<br />
verstehen wir unter unserem Motto „Service<br />
rund um die Schraube“ nicht nur kompetente Beratung,<br />
schnelle Verfügbarkeit und Lieferung, sondern auch<br />
ständige Prozessoptimierung in Zusammenarbeit mit<br />
unseren Kunden. Selbstverständlich bieten wir ergänzend<br />
zu unseren Produkten auch attraktive Lösungen in<br />
den Bereichen C-Teile-Management und KANBAN.<br />
Unser Leistungsportfolio wird ergänzt durch das Produktund<br />
Dienstleistungsangebot unseres Schwesterunternehmens<br />
Werkzeug-Jäger GmbH. So können wir<br />
Kunden in den Bereichen Schrauben und Werkzeug ein<br />
branchenübergreifend einzigartiges Portfolio an Produkten<br />
und Dienstleistungen anbieten.<br />
simple system GmbH & Co. KG<br />
www.simplesystem.com<br />
Die <strong>Beschaffung</strong>splattform für C-Artikel<br />
simple system wurde im Jahr 2000 gegründet<br />
und ist heute eine der führenden, neutralen<br />
<strong>Beschaffung</strong>splattformen. Ziel der Plattform ist<br />
es, Unternehmen eine effektive und transparente<br />
indirekte <strong>Beschaffung</strong> zu ermöglichen. Mit mehr<br />
als 720 Lieferanten, 3.000 Bestellungen pro Tag<br />
und über 70 Mio. Artikel ist die Plattform in vielen<br />
Einkaufsabteilungen nicht mehr wegzudenken.<br />
Mit simple system Click & Order Katalogen<br />
decken Sie 60-80% Ihres indirekten Bedarfs.<br />
Alle simple system Click & Order Kataloge können<br />
ganz unkompliziert mit einen Klick aktiviert<br />
werden.<br />
WUCATO Marketplace GmbH<br />
www.wucato.de<br />
Die digitale B2B-<strong>Beschaffung</strong>splattform<br />
Wucato ist eine zentrale <strong>Beschaffung</strong>splattform zur Optimierung<br />
Ihrer Einkaufsprozesse – unabhängig von Branche und<br />
Unternehmensgröße.<br />
Unsere Plattform bündelt eine Vielzahl von Lieferanten an<br />
einem zentralen Ort. Den Kern des Angebots bildet ein<br />
umfangreiches und stetig wachsendes Sortiment von mehreren<br />
Millionen Produkten – von A wie Arbeitskleidung bis Z wie<br />
Zylinder.<br />
Spezielle B2B-Shop-Funktionen wie individuelle Einkaufskonditionen,<br />
Genehmigungsworkflows, Kostenstellen, uvm.<br />
ermöglichen Ihnen Ihre <strong>Beschaffung</strong>sprozesse deutlich effizienter<br />
zu gestalten. So bleibt mehr Zeit für das Wesentliche.<br />
62 <strong>Beschaffung</strong> <strong>aktuell</strong> 2020 03
PARTNER DES EINKAUFS<br />
C-TEILE-MANAGEMENT<br />
EINKAUFSCONTROLLING<br />
EINKAUFSSOFTWARE<br />
Würth Industrie Service GmbH & Co. KG<br />
www.wuerth-industrie.com<br />
Die Würth Industrie Service ist auf modulare<br />
<strong>Beschaffung</strong>s- und Logistikkonzepte für produzierende<br />
Industrie kunden spezialisiert. Aus den unterschiedlichen<br />
Modulen des C-Produkt-Service (CPS®) kann für<br />
jede individuelle Anforderung die passende C-Teile-<br />
Lösung mit einem Maximum an Versorgungssicherheit<br />
zusammengestellt werden. Ein Produktspektrum von<br />
über 1.000.000 Artikeln, patentierte Behälter- und<br />
RFID-Technologie umrahmen die innovativen Systeme.<br />
SoftconCIS GmbH<br />
www.softconcis.de, www.Einkaufscontrolling.de<br />
SoftconCIS ist mit über 400 Kunden weltweit und mehr<br />
als 20 Jahren Erfahrung der führende Anbieter von<br />
Informationssystemen für Einkaufscontrolling &<br />
strategischen Einkauf.<br />
Dabei ist SoftconCIS der einzige Anbieter, der intelligente<br />
Software mit mehr als 450 Kennzahlen und Dashboards,<br />
fertigen Schnittstellen, Fachwissen/Consulting,<br />
Hosting im eigenen zertifizierten, deutschen Rechenzentrum<br />
und Weiterbildung zu folgenden Themen<br />
vereint:<br />
– Einkaufscontrolling & Einkaufsplanung<br />
– Erfolgsmessung & Dashboarding<br />
– SRM, Lieferantenbewertung & RM<br />
– Maßnahmenmanagement u. v. m.<br />
veenion GmbH<br />
www.veenion.de<br />
Die veenion GmbH hat sich auf Lösungen rund um das<br />
elektronische <strong>Beschaffung</strong>s- und Handelswesen spezialisiert.<br />
Durch den individuellen Einsatz der multifunktionalen<br />
Softwarelösungen impact ordering und<br />
open ordering werden sämtliche operative <strong>Beschaffung</strong>s-,<br />
Rechnungs- und Handelsprozesse optimiert<br />
und an Ihre Bedürfnisse und Anforderungen angepasst.<br />
Neben privaten Unternehmen gehören auch<br />
zahlreiche Non-Profit-Organisationen und öffentliche<br />
Auftraggeber zu den Kunden von veenion-Anwendungen.<br />
ENTWICKLUNG + FERTIGUNG<br />
FEDERN<br />
KERAMIKKOMPONENTEN<br />
Kunststofftechnik Jantsch GmbH<br />
www.jantsch.de<br />
Die Kunststofftechnik Jantsch GmbH in Nürnberg<br />
fertigt spritzgegossene Präzisions-Kunststoffteile aus<br />
sämtlichen Thermoplasten von 0,001g bis 400g.<br />
Wir bieten die komplette Prozesskette an:<br />
– Kunststoffgerechte Teileentwicklung<br />
– Füllsimulation mit Cadmould<br />
– Rapid Prototyping: 3D-Druck, Vakuumgießen<br />
– Klimatisierter Präzisions-Formenbau<br />
– Spritzgießfertigung, auch 2K, Hochtemperatur-<br />
Thermoplaste (z. B. PEEK), Reinraumfertigung<br />
– Automatisiertes Einlegen und Entnehmen<br />
– Zertifiziert nach DIN ISO 9001, 14001, 50001<br />
Wir sind Ihr Entwicklungs- und Fertigungspartner!<br />
Schweizer GmbH & Co. KG<br />
www.schweizer-federn.de<br />
Die Schweizer GmbH & Co. KG aus Reutlingen bietet<br />
bereits seit 1986 technische Federn in allen Variationen.<br />
Am Rande der schwäbischen Alb fertigen ca. 120 Mitarbeiter<br />
hochwertige Drahtfedern und Stanzbiegeteile<br />
aus allen gängigen Federmaterialien in Klein- und Großserien.<br />
Das umfangreiche Produktportfolio der Schweizer<br />
GmbH & Co. KG umfasst:<br />
• Druck-, Zug- und Schenkelfedern<br />
• Draht- und Stanzbiegeteile<br />
• Mikrofedern und Laserschneidteile<br />
maxon motor GmbH<br />
www.ceramic.maxongroup.de<br />
maxon – eine starke globale Marke<br />
Wir entwickeln und bauen präzise und innovative<br />
Antriebssysteme vom Motor, über das Getriebe, bis zum<br />
Encoder. Alle wichtigen Komponenten produzieren wir<br />
selbst, was höchstmögliche Flexibilität garantiert.<br />
maxon verfügt deshalb schon über 20 Jahre Erfahrung<br />
im Pulverspritzguss, arbeitet mit modernster CAD-<br />
Technik und der Möglichkeit der Finite Elemente<br />
Berechnung. Dank CIM (Ceramic Injection Moulding)<br />
sind wir in der Lage äußerst komplexe, kundenspezifische<br />
Keramikbauteile herzustellen – mit einzigartiger<br />
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<strong>Beschaffung</strong> <strong>aktuell</strong> 2020 03 63
BME AKTUELL<br />
11. BME-eLÖSUNGSTAGE<br />
Vom Hype zur Praxis: Roadmap für die<br />
Digitalisierung in Einkauf und SCM<br />
Zur digitalen Transformation von<br />
Einkauf und Supply Chain Management<br />
ist schon viel gesagt<br />
worden; doch längst ist noch<br />
nicht alles getan. Zu viele Unternehmen<br />
verwechseln die digitale<br />
Transformation noch immer mit<br />
einem IT-Update: Sie gehen die<br />
Einführung von E-Lösungen rein<br />
technisch an und vergessen dabei,<br />
ihre Mitarbeiter richtig mitzunehmen.<br />
Sie übersehen, dass<br />
strategisch eingesetzte E-Tools<br />
ein Turbo für die Organisationsentwicklung<br />
sein können. Diese<br />
machen es möglich, die Prozesse<br />
im Einkauf, aber auch das Zusammenwirken<br />
mit den Partnern<br />
in der Supply Chain, effektiver<br />
und effizienter zu gestalten und<br />
fit für die Zukunft zu machen.<br />
In Einkauf und Supply Chain Management<br />
bedarf es daher eines<br />
systematischen Roll-outs der<br />
E-Lösungen und ihrer Vernetzung<br />
mit dem ERP-System und dem<br />
Rechnungswesen. Im Vordergrund<br />
stehen die Automatisierung<br />
des operativen Einkaufs sowie<br />
eine bessere Entscheidungsunterstützung<br />
des strategischen<br />
Einkaufs. Die operativen <strong>Beschaffung</strong>sprozesse<br />
sollen einfacher,<br />
transparenter, schneller und kostengünstiger<br />
werden. Durch ein<br />
Onboarding der Lieferanten sollen<br />
vollständig digitalisierte Lieferketten<br />
entstehen, in denen Bestellungen,<br />
Aufträge, Lieferavise,<br />
Rechnungen und Belegflüsse automatisiert<br />
werden.<br />
Vor diesem Hintergrund erhalten<br />
<strong>Beschaffung</strong>sentscheider von<br />
Global Playern und KMU auf den<br />
11. BME-eLÖSUNGSTAGEN vom<br />
24. bis 25. März 2020 in Düsseldorf<br />
das Rüstzeug für die Digitalisierung<br />
ihrer Geschäftsprozesse.<br />
Zu den wichtigsten Themen, die<br />
in zahlreichen Fachvorträgen,<br />
Round Tables, Solution Foren und<br />
Workshops auf der Agenda stehen,<br />
zählen unter anderem:<br />
• Roadmap für den digitalisierten<br />
Einkauf 2025<br />
• Roll-out von<br />
Source-to-Contract und<br />
Purchase- to-Pay<br />
• Entwicklung einer zielführenden<br />
Digitalstrategie<br />
• Echtzeittransparenz über<br />
Spend, Risiken und Contracts<br />
• Supplier Collaboration über<br />
Business-Netzwerke und<br />
Marktplätze<br />
In der begleitenden Fachmesse<br />
werden zudem rund 100 Partner<br />
und Aussteller, darunter die<br />
wichtigsten Anbieter im Bereich<br />
E-Procurement, vielfältige technischen<br />
Lösungen vorstellen.<br />
Award-Verleihung: BME-Preis<br />
„Excellence in eSolutions 2020“<br />
Der BME würdigt 2020 zum<br />
neunten Mal innovative Leistungen<br />
von Anwenderunternehmen<br />
im Bereich elektronische <strong>Beschaffung</strong><br />
mit dem BME-Preis<br />
„Excellence in eSolutions“. Prämiert<br />
werden ganzheitliche Konzepte,<br />
die nachweislich zur signifikanten<br />
Performancesteigerung<br />
des Einkaufs geführt haben.<br />
2019 ging die Auszeichnung an<br />
die Phoenix Contact GmbH &<br />
Co. KG. Die offizielle Verkündung<br />
des Siegers und die Verleihung<br />
des BME-Preises „Excellence in<br />
eSolutions 2020“ erfolgt am<br />
24.<strong>03.2020</strong> im Rahmen der 11.<br />
BME-eLÖSUNGSTAGE.<br />
Plenum im Maritim Hotel in Düsseldorf.<br />
BME-eLÖSUNGSTAGE: Treffpunkt der Einkaufsentscheider.<br />
Elektronische <strong>Beschaffung</strong>:<br />
BME erhebt erneut Umfrage<br />
Im Vorfeld der 11. BME-eLÖ-<br />
SUNGSTAGE führt der BME auch<br />
dieses Jahr wieder gemeinsam<br />
mit dem Lehrstuhl für Industriebetriebslehre<br />
der Universität<br />
Würzburg (Prof. Dr. Ronald Bogaschewsky)<br />
und der HTWK Leipzig<br />
(Prof. Dr. Holger Müller) eine<br />
Umfrage zum Thema „Elektronische<br />
<strong>Beschaffung</strong>“ durch. Unterstützt<br />
wird das BME-Barometer<br />
„Elektronische <strong>Beschaffung</strong>“<br />
vom Bundesverband Materialwirtschaft,<br />
Einkauf und Logistik<br />
in Österreich (BMÖ) sowie der<br />
Allocation Network GmbH. Die<br />
Umfrage befasst sich mit dem<br />
derzeitigen Stand der IT-Systeme<br />
in Einkauf und SCM und deren<br />
Veränderungen im Zuge der<br />
zunehmenden Digitalisierung.<br />
Die Ergebnisse werden am ersten<br />
Veranstaltungstag der 11.<br />
BME-eLÖSUNGSTAGE exklusiv<br />
vorgestellt.<br />
Weitere Infos:<br />
marie-luise.wachowski@bme.de<br />
Bild: Anne Wirtz/BME<br />
Bild: Anne Wirtz/BME<br />
Impressum: Bundesverband Materialwirtschaft, Einkauf und Logistik e. V. (BME)<br />
Frankfurter Straße 27, 65760 Eschborn, Tel. 06196 5828-0, Fax –299, E-Mail: info@bme.de, Internet: www.bme.de<br />
Verantwortlich für den Inhalt: Frank Rösch (Presse/Kommunikation)<br />
64 <strong>Beschaffung</strong> <strong>aktuell</strong> 2020 03
BME AKTUELL<br />
International<br />
Technologie und Chuzpe:<br />
BME-Delegation zu Besuch in Israel<br />
8300 Start-ups gibt es in Israel.<br />
Kein anderes Land der Welt hat<br />
bezogen auf seine Einwohnerzahl<br />
eine so hohe Dichte an jungen<br />
Unternehmen wie das kleine<br />
Land zwischen Mittelmeer und<br />
Totem Meer. Der USB-Stick, die<br />
Verkehrsflussanzeige in Google<br />
Maps, Instant Messaging – und<br />
auch die Kirschtomate –, das alles<br />
wurde in Israel erfunden. Im<br />
globalen Innovationsranking belegt<br />
das Land regelmäßig Spitzenplätze.<br />
Silicon Wadi statt Silicon Valley<br />
Doch es gibt nicht nur die jungen<br />
Tech-Companies. Accelerators,<br />
Business Angels und Inkubatoren<br />
(etwa 350 an der Zahl) im Land<br />
bringen sie mit passenden Investoren<br />
(mehr als 100 Venture-Capital-Einheiten)<br />
aus aller Welt zusammen.<br />
Laut dem IVC Research<br />
Center war 2018 ein Rekordjahr<br />
für die Finanzierung von<br />
Hightech-Start-ups in Israel:<br />
Knapp 6,5 Milliarden Dollar wurden<br />
investiert, was ein Anstieg<br />
von 17 Prozent gegenüber 2017<br />
und mehr als eine Verdoppelung<br />
des Betrags von 2013 bedeutete.<br />
„Das beeindruckende Tempo und<br />
der Wille aller Akteure, etwas zu<br />
bewegen, ist omnipräsent“, so<br />
Matthias Berg, Leiter Forschung<br />
und Entwicklung des BME. Es ist<br />
daher wenig verwunderlich, dass<br />
so mancher Global Player seine<br />
Fühler längst nach Tel Aviv oder<br />
Jerusalem ausgestreckt hat. Auch<br />
deutsche Konzerne gehen schon<br />
vereinzelt mit einer eigenen Dependance<br />
im „Silicon Wadi“, wie<br />
der Start-up Hub Israel in Anlehnung<br />
an das amerikanische Silicon<br />
Valley genannt wird, auf<br />
Technologie-Scouting. 18 der<br />
Dax-30-Unternehmen sind laut<br />
der Deutsch-Israelischen AHK,<br />
die die Reise für die BME-Delegation<br />
zusammengestellt hat,<br />
schon vor Ort. Noch zögerlich ist<br />
der deutsche Mittelstand. Berg<br />
richtet einen Appell an deutsche<br />
Unternehmen: „Kann es sich<br />
Deutschland leisten, sowohl bei<br />
den Investoren als auch bei den<br />
Early Adopters hinter den USA<br />
und China zu liegen?“<br />
Enge Verzahnung von Wissenschaft,<br />
Industrie, Politik und Militär<br />
Die Vorteile des Landes liegen in<br />
einem einmaligen Ökosystem<br />
begründet: Die enge Verflechtung<br />
von Universitäten, Industrie,<br />
Militär, Regierung und privaten<br />
Investoren schafft die Rahmenbedingungen<br />
für vielfältige<br />
technologische Innovationen.<br />
Viele der heute auch in Einkauf<br />
und Supply Management zunehmend<br />
gefragten Technologien<br />
wie Blockchain, 3-D-Druck oder<br />
Künstliche Intelligenz, die in den<br />
Bereichen Sicherheit (Cybersecurity),<br />
Medizintechnik, Automotive<br />
oder Logistik zum Einsatz kommen<br />
können, wurden einst und<br />
werden für militärische Sicherheits-<br />
und Verteidigungszwecke<br />
entwickelt und danach in die zivile<br />
Nutzung überführt. Nicht selten<br />
kennen sich die Gründer eines<br />
Start-ups aus ihrer gemeinsamen<br />
Zeit in der israelischen Armee,<br />
viele davon dienten in der<br />
Eliteeinheit 8200 (gesprochen<br />
Acht-Zweihundert).<br />
Hinzu kommt die den Israelis so<br />
typische Chuzpe, eine Mischung<br />
aus Furchtlosigkeit, Dreistigkeit,<br />
Unverschämtheit und Wagnis.<br />
Sie sorgt dafür, dass Dinge immer<br />
wieder kritisch hinterfragt,<br />
gleichzeitig aber schnell und unkompliziert<br />
vorangetrieben werden.<br />
„Wir bitten lieber hinterher<br />
um Verzeihung, als dass wir davor<br />
um Erlaubnis fragen“, meinte<br />
ein Jungunternehmer im Gespräch<br />
mit der BME-Delegation.<br />
Keine Angst vorm Scheitern, Diversität<br />
im Team und Austausch<br />
Dream big: Der Schriftzug vor dem Peres Center for Peace and Innovation<br />
drückt sehr gut die Haltung der Start-up-Nation Israel aus.<br />
Weitreichende Aussicht über den Start-up-Hotspot Tel Aviv.<br />
und Netzwerken um „jeden<br />
Preis“ sind Eigenschaften, die alle<br />
Tech-Companies auszeichnen.<br />
„Es gibt keinen Protektionismus<br />
wegen ‚einer‘ guten Idee“, so der<br />
Eindruck von Matthias Berg.<br />
B2B Matchmaking auf den Punkt<br />
Auf insgesamt 15 Start-ups, Venture-Capital-Einheiten<br />
und Accelerators<br />
traf die Einkäufergruppe<br />
des BME im Land, wobei sich Vor-<br />
Ort-Besuche, Pitches und Business<br />
Lunches angenehm abwechselten<br />
– perfekt organisiert<br />
und begleitet von den Mitarbeitern<br />
der Deutsch-Israelischen<br />
AHK unter der Leitung von Geschäftsführer<br />
Grisha Alroi-Arloser.<br />
Am Ende des intensiven, aber<br />
höchst interessanten dreitätigen<br />
Programms war die Resonanz der<br />
Teilnehmer unisono: Wir kommen<br />
wieder. Mirjam Zeller, Geschäftsführerin<br />
der BME Marketing<br />
GmbH abschließend: „Es<br />
waren eindrucksvolle Tage, die<br />
bei unseren BME-Mitgliedsunternehmen<br />
noch einige Kreise nach<br />
sich ziehen werden. Das B2B<br />
Matchmaking für die Einkaufsverantwortlichen<br />
war auf den<br />
Punkt, wir haben zukunftsweisende<br />
Firmen kennengelernt,<br />
waren mit neuen Ideen konfrontiert<br />
und konnten maßgeschneidert<br />
auf den BME die Innovationskraft<br />
deutscher Unternehmen<br />
diskutieren. Ganz abgesehen<br />
davon haben wir in den Leuten<br />
vor Ort superherzliche Menschen<br />
getroffen, die uns ein neues<br />
Bild von Israel vermittelt haben.<br />
Ein herzliches Dankeschön<br />
dafür!“<br />
Weitere Infos:<br />
tobias.anslinger@bme.de<br />
Bild: Tobias Anslinger, BME<br />
Bild: Tobias Anslinger, BME<br />
<strong>Beschaffung</strong> <strong>aktuell</strong> 2020 03 65
BME AKTUELL<br />
Treffpunkt der Draht-, Kabel- und Rohrbranche<br />
„wire“ und „Tube“: BME<br />
zeigt in Düsseldorf erstmals Flagge<br />
Vom 30. März bis 3. April 2020<br />
wird die Messe Düsseldorf zum<br />
globalen Informations- und Kommunikations-Hotspot<br />
für die Key-<br />
Player der Draht-, Kabel- und<br />
Rohrbranche. Rund 2600 Unternehmen<br />
aller Größen werden<br />
sich in der nordrhein-westfälischen<br />
Landeshauptstadt Düsseldorf<br />
in 15 Hallen auf einer Gesamtfläche<br />
von 115.000 Quadratmetern<br />
präsentieren.<br />
Auf der „wire 2020“ zeigen renommierte<br />
Aussteller der Drahtund<br />
Kabelindustrie die neusten<br />
Technologien und Fertigungskomponenten,<br />
Maschinen zur<br />
Herstellung von Glasfaserkabeln<br />
und Feinstdrähten, High-End-<br />
Drahtummantelungen sowie<br />
Auf- und Umspulen. Die „Tube<br />
2020“ als internationale Rohr-<br />
Fachmesse ist der Anlaufpunkt<br />
für Hersteller von Rohren. Dem<br />
Fachpublikum wird die gesamte<br />
Palette von der Rohrherstellung<br />
über die Rohrbearbeitung bis hin<br />
zur Rohrverarbeitung präsentiert.<br />
Der BME ist 2020 erstmals Partner<br />
der „wire“ und „Tube“ und<br />
veranstaltet am 1. April 2020 von<br />
14 bis 17.30 Uhr einen BME-Einkäufertag<br />
mit interessanten Vorträgen<br />
zu Trends aus der <strong>Beschaffung</strong>swelt.<br />
Inhalte des BME-Einkäufertags<br />
in Halle 1, Räume<br />
14/15, sind unter anderem:<br />
• Ergebnisse der BME-Gehaltsstudie<br />
2019<br />
• BME-Mittelstand: Wertbeitrag<br />
des Einkaufs bei KMU<br />
• Marktentwicklung: Kurz- und<br />
mittelfristige Tendenzen auf<br />
dem Stahlmark<br />
Ein Get-together direkt im Anschluss<br />
mit Gelegenheit zum intensiven<br />
Networking rundet den<br />
BME-Einkäufertag ab. Die Teilnahme<br />
an der Veranstaltung ist<br />
kostenfrei. Zur besseren Planung<br />
bitten wir Sie um vorherige Anmeldung<br />
per E-Mail an salvatore.rissel@bme.de.<br />
Weitere Infos/Messe-Tickets:<br />
salvatore.rissel@bme.de<br />
Neue Veröffentlichungen<br />
BME-Publikation: „Top-Kennzahlen“ und<br />
„Pkw-Flottenmanagement“ erschienen<br />
Mit der 13. Ausgabe der „Top-<br />
Kennzahlen“ hat der BME einen<br />
Benchmark für den Einkauf vorgelegt.<br />
„Auffallend ist, dass die<br />
Bedeutung des Einkaufs noch<br />
deutlich zu wenig wahrgenommen<br />
wird“, kritisiert Andreas<br />
Hermann, Leiter Benchmark Services<br />
beim BME: In fast jedem<br />
dritten Unternehmen sei der Einkauf<br />
unterhalb der Bereichsleitung<br />
wie Finanzen oder Zentrale<br />
Dienste angesiedelt. Die 25 Top-<br />
Kennzahlen bieten einen Querschnitt<br />
durch die Effizienz des<br />
Einkaufs. Im Pkw-Flottenmanagement<br />
ist der Einkauf mittlerweile<br />
verstärkt eingebunden.<br />
Während das 2014 nur für 44<br />
Prozent der befragten Unternehmen<br />
galt, ist der Einkauf nunmehr<br />
in 57 Prozent der Unternehmen<br />
direkt am Prozess des<br />
Pkw-Flottenmanagements beteiligt.<br />
Dies geht aus der neuen<br />
BME-Marktinformation „Pkw-<br />
Flottenmanagement“ hervor. Eine<br />
weitere neuere Entwicklung<br />
ist das steigende Umweltbewusstsein.<br />
Ein Viertel der befragten<br />
Unternehmen gab an, dass<br />
sie bis zu neun E-Fahrzeuge in ihren<br />
Pool integriert haben.<br />
Weitere Infos:<br />
christian.ley@bme.de<br />
„wire“ und „Tube“: Vom 30. März bis 3. April 2020 kommen die Entscheidungsträger<br />
der Draht-, Kabel- und Rohrbranche in Düsseldorf zusammen.<br />
5th BME Global Pharma Supply<br />
Chain Congress<br />
03.-05.<strong>03.2020</strong>, Dresden<br />
Infos: sarah.baer@bme.de<br />
13. Wissenschaftliches Symposium<br />
Supply Management des BME<br />
09.-10.<strong>03.2020</strong>, Mannheim<br />
Infos:<br />
bianka.blankenberg@bme.de<br />
Einkauf von Ersatzteilen und<br />
Ersatzteilmanagement<br />
17.<strong>03.2020</strong>, Stuttgart<br />
Infos:<br />
marie-luise.wachowski@bme.de<br />
Einkauf und Kreativagentur<br />
18.<strong>03.2020</strong>, Düsseldorf<br />
Infos: vanessa.timter@bme.de<br />
11. BME-eLÖSUNGSTAGE 2020<br />
24.-25.<strong>03.2020</strong>, Düsseldorf<br />
Infos:<br />
marie-luise.wachowski@bme.de<br />
Rohstoffeinkauf in der Lebens -<br />
mittelbranche<br />
31.<strong>03.2020</strong>, Rödermark<br />
Infos:<br />
marie-luise.wachowski@bme.de<br />
BME auf Hannover Messe<br />
20.-24.04.2020, Hannover<br />
Infos: salvatore.rissel@bme.de<br />
Disrupting Procurement 2020<br />
28.-29.04.2020, Berlin<br />
Infos: vanessa.timter@bme.de<br />
Chinas neue Seidenstraße<br />
05.05.2020, Frankfurt<br />
Infos: agnes.janikowski@bme.de<br />
Frauen erfolgreich im Einkauf<br />
05.-06.05.2020, Mainz<br />
Infos: vanessa.timter@bme.de<br />
Termine<br />
1. BME-Forum Mittelstands -<br />
offensive<br />
06.-07.05.2020, Frankfurt<br />
Infos: eva-maria.winteroll@bme.de<br />
Einkauf von Werkzeugen<br />
22.-23.05.2020, Stuttgart<br />
Infos:<br />
marie-luise.wachowski@bme.de<br />
European Procurement Excellence<br />
(EPE)<br />
23.06.2020, Dresden<br />
Infos: eva-maria.winteroll@bme.de<br />
European Supply Chain Excellence<br />
(ESCE)<br />
23.06.2020, Dresden<br />
Infos:<br />
silva.certan-mallmann@bme.de<br />
Bild: Messe Düsseldorf<br />
66 <strong>Beschaffung</strong> <strong>aktuell</strong> 2020 03
BME AKTUELL<br />
BME-Region Köln<br />
„Humor in der Politik? Tendenziell<br />
unfreiwillig!“<br />
Der CDU-Politiker und ehemalige<br />
Bundestagsabgeordnete Wolfgang<br />
Bosbach eröffnete das Veranstaltungsjahr<br />
in der BME-Region<br />
Köln. Seine geistige Zeitreise<br />
durch Deutschland und Europa<br />
war kurzweilig und sorgte bei<br />
den Gästen immer wieder für<br />
den einen oder anderen Lacher.<br />
Es waren nicht nur politische Inhalte,<br />
die Wolfgang Bosbach, von<br />
1994 bis 2017 Mitglied des Deutschen<br />
Bundestages, den gut 60<br />
Gästen in einem Kölner Innenstadthotel<br />
zum Feierabend vortrug.<br />
Auch gesellschaftliche und<br />
wirtschaftliche Themen sparte<br />
der 67-jährige Jurist in seinem<br />
Referat nicht aus, das stellenweise<br />
äußerst humorvoll daherkam.<br />
Und das, obwohl Humor nach<br />
Bosbachs Erfahrungen in der Politik<br />
gar nicht Usus sei: „Wenn sie<br />
in der Politik Humor erleben, gehen<br />
Sie davon aus, dass er unfreiwillig<br />
ist“, so der CDU-Politiker.<br />
„Fröhlichkeit ist keine Kernkompetenz<br />
von uns Deutschen“, sagte<br />
der Rheinländer, der mehr Optimismus<br />
in der Öffentlichkeit<br />
anmahnte. „Während wir uns im<br />
Inland kritisch sehen, finden andere<br />
uns toll.“ Gerade das anstehende<br />
Jubiläum zu 30 Jahren<br />
Wiedervereinigung könne genutzt<br />
werden, um auf die Erfolge<br />
dieser Zeit zurückzublicken. „Es<br />
ist nicht alles so schlecht, wie wir<br />
oft meinen.“<br />
Bosbach: „Können Sie die Trainer<br />
des HSV aufzählen?“<br />
Von vielen eher als lähmend<br />
empfunden, betrachtet Bosbach<br />
vor allem die politische Stabilität<br />
der Bundesrepublik als Stärke.<br />
Während Regierungen in andere<br />
Staaten Europas reihenweise<br />
scheitern oder manche Länder<br />
oft monatelang gar keine Regierung<br />
haben (Belgien etwa anderthalb<br />
Jahre lang, Bosbach: „In<br />
dieser Zeit hatte das Land das<br />
höchste Wirtschaftswachstum –<br />
da sollte man sich als Politiker<br />
vielleicht auch Gedanken machen!“),<br />
seien die politischen Verhältnisse<br />
hierzulande seit Jahrzehnten<br />
stabil. „Drei Regierungschefs<br />
in den vergangenen 35 Jahren<br />
– können Sie auch alle Regierungschefs<br />
Italiens oder die Trainer<br />
des HSV in dieser Zeit aufzählen?“,<br />
fragte er mit einem Augenzwinkern.<br />
Den schleichenden Niedergang<br />
der Volksparteien verfolge er mit<br />
Sorge, denn politische Mehrheiten<br />
und somit Entscheidungen<br />
würden immer schwieriger. „Politik<br />
ist nicht Mathematik. Die Meinungsbildung<br />
ist mit sechs Fraktionen<br />
schwieriger als mit vier.“<br />
Dass die beiden ehemaligen<br />
Volksparteien Wähler verlieren,<br />
sei ihm zufolge aber keineswegs<br />
ein Ausdruck der Politikverdrossenheit:<br />
„Wir haben eine Parteien-<br />
und Politikerverdrossenheit,<br />
aber keine Politikverdrossenheit.“<br />
Bosbach warnt vor „Marginalisierung<br />
der EU-Mitgliedstaaten“<br />
Mit Blick auf den Wirtschaftsstandort<br />
Deutschland lautete die<br />
eher subtile Botschaft: mehr Mut<br />
und Selbstbewusstsein. „In den<br />
alten Industrien sind wir Weltklasse.<br />
Auch für neue, digitale<br />
Entwicklungen haben wir das Potenzial,<br />
aber andere schöpfen es<br />
besser aus.“<br />
Hoffnungen setze er trotz nationalistischer<br />
Tendenzen auch in<br />
Zukunft auf die EU, in der er sich<br />
mehr Geschlossenheit wünsche.<br />
„Das Prinzip der Einstimmigkeit<br />
hat ein hohes Erpressungspotenzial.<br />
Was wir brauchen, sind Einigkeit<br />
und einheitliches Vorgehen<br />
in bestimmten, definierten<br />
Bereichen und Themen, aber keine<br />
Vereinigten Staaten von<br />
Europa.“<br />
Eine Zerbröselung der EU würde<br />
zu einer „weltpolitischen Margi-<br />
Wolfgang Bosbach im Gespräch mit Moderator Berthold Schäfer,<br />
Vorstandsmitglied der BME-Region Köln.<br />
nalisierung“ aller Mitgliedsstaaten<br />
führen. Die wirtschaftliche<br />
Stärke gerade Deutschlands basiere<br />
auf dem Prinzip der frei zugänglichen<br />
Märkte.<br />
Brexit: Bosbach rechnet mit<br />
zähen Verhandlungen<br />
Den bevorstehenden Brexit betrachte<br />
er mit Skepsis. „Nach drei<br />
Jahren intensiver Forschung haben<br />
die Briten festgestellt, dass<br />
sie eine Grenze zu Irland haben“,<br />
bezog sich Bosbach ironisch auf<br />
die langwierigen Diskussionen<br />
rund um den „Backstop“. Er gehe<br />
davon aus, dass sich die Zollverhandlungen<br />
zwischen – dem<br />
dann Drittstaat – Großbritannien<br />
und der EU über Jahre hinziehen<br />
werden.<br />
„Die EU kann kein Interesse haben,<br />
die Briten besserzustellen.<br />
Es muss einen Unterschied machen,<br />
ob man EU-Mitgliedstaat<br />
ist oder nicht.“ Anderen EU-Staaten,<br />
die möglicherweise ähnliche<br />
Austrittsüberlegungen hegen, sei<br />
„die Lust am Austritt vorerst vergangen.“<br />
Weitere Infos:<br />
tobias.anslinger@bme.de<br />
Weiterbildungslehrgänge<br />
NEU: Weiterbildungslehrgänge Fachwirt/-in<br />
für Einkauf<br />
Die BME Akademie GmbH bietet neu entwickelte Weiterbildungslehrgänge<br />
an, die zum anerkannten IHK-Abschluss Geprüfte/r Fachkaufwirt/-in<br />
für Einkauf führen. Der berufsbegleitende modulare Vollzeit-Lehrgang zur<br />
Vorbereitung auf die IHK-Prüfung beginnt in …<br />
Saarbrücken 16.<strong>03.2020</strong> Köln 17.08.2020<br />
Hamburg 22.06.2020 Frankfurt 24.08.2020<br />
Ausführliche Informationen:<br />
Alexander Sehr, Tel. 06196 5828–206, E-Mail: alexander.sehr@bme.de<br />
Dorith Rödig, Tel. 06196 5828–233, E-Mail: dorith.roedig@bme.de<br />
Bild: Tobias Anslinger, BME<br />
<strong>Beschaffung</strong> <strong>aktuell</strong> 2020 03 67
BME AKTUELL<br />
BME Rhein-Main-Region<br />
Das Ende von schlechten<br />
Präsentationsfolien und Vorträgen<br />
Im Rahmen der gemeinsamen<br />
Jahresauftaktveranstaltung des<br />
BME rmr, der BME-Region Hanau<br />
und des Verbands „Die Führungskräfte“<br />
gab Gedächtnistrainerin<br />
Julia Kunz den rund 140 anwesenden<br />
Teilnehmern wertvolle<br />
Tipps, wie man Präsentationen<br />
passgenau erstellen kann.<br />
„Im Prinzip arbeiten Redner permanent<br />
gegen Abwehrmechanismen<br />
der Zuhörer“, machte<br />
Gedächtnistrainerin Julia Kunz<br />
gleich zu Beginn in ihrem Referat<br />
deutlich. Das Gehirn sei ein<br />
Hochleistungsorgan, das viel<br />
Energie brauche – und daher<br />
dankbar sei, wenn es auch mal<br />
ausruhen kann. Als Präsentierender<br />
sollte man also wissen,<br />
was zu tun ist, um die Aufmerksamkeit<br />
des Auditoriums zu gewinnen<br />
und auch zu behalten.<br />
Dazu gab es viele nutzwertige<br />
Tricks – etwa, längere Texte auf<br />
Präsentationsfolien entweder<br />
laut vorzulesen oder eine Pause<br />
zu lassen, damit es die Zuhörer<br />
selbst machen können. Apropos<br />
längere Texte: Weniger ist mehr.<br />
„Nutzen Sie bei Präsentationen<br />
weniger Slides, weniger Farben,<br />
weniger Inhalt. Auch wenn es<br />
schwer ist, zu kürzen oder etwas<br />
wegzulassen.“<br />
Das bedeutet keinesfalls, dass<br />
ein Vortrag langweilig sein muss.<br />
Inhalte hörbar zu vermitteln und<br />
mit Bildern zu verdeutlichen<br />
setzt neue Reize, die die grauen<br />
Zellen bei Laune halten. Hinzu<br />
kommt die Haptik: „Sie wird oft<br />
unterschätzt“, hob Julia Kunz<br />
hervor, und erinnerte an den tieferen<br />
Sinn des Wortes „be-greifen“.<br />
Daher empfehle es sich beispielsweise,<br />
vor einem Vortrag einen<br />
Block und einen Stift auf die<br />
Plätze zu legen oder eine Visitenkarte<br />
zu übergeben.<br />
Stimme, Gestik und Mimik sind<br />
ebenfalls enorm wichtig, erklärte<br />
die Gedächtnistrainerin – und<br />
demonstrierte das umgehend.<br />
Referentin Julia Kunz illustrierte den BME-Einkäufern, wie man<br />
Präsentationen passgenau vorbereitet.<br />
Verblüfft reagierten manche, als<br />
sie hörten, dass man als Redner<br />
zwar gerne einen Stift in die<br />
Hand nehmen könne, etwa, um<br />
Nervosität abzubauen. Aber bloß<br />
keinen Kuli. Die Gefahr ist zu<br />
groß, dass man damit ständig<br />
klickt.<br />
In der Abschlussrunde durfte das<br />
Publikum selbst aktiv werden. Julia<br />
Kunz zeigte einige Powerpoint-Folien,<br />
die als abschreckende<br />
Beispiele dienten. Gut geschult<br />
kamen die meisten nun<br />
selbst schnell darauf, welche Fehler<br />
gemacht wurden – und wie es<br />
besser gegangen wäre. „Eine gute<br />
Präsentation eignet sich nicht<br />
zum Weiterreichen“, gab sie den<br />
Einkäufern, Fach- und Führungskräften<br />
noch mit auf den Weg.<br />
Hat man die Vorgaben zielgerechten<br />
Präsentierens befolgt,<br />
enthält sie in der Regel nämlich<br />
viel zu wenig Informationen, als<br />
dass sie alleine im stillen Kämmerlein<br />
nachvollzogen werden<br />
könnte. Besser ist es, ein ausführlicheres<br />
Handout vorzubereiten,<br />
wenn man den Inhalt noch einmal<br />
zum Vertiefen mitgeben will.<br />
Die Veranstaltung, moderiert<br />
vom neuen BME rmr-Vorstandsvorsitzenden<br />
Manuel Schmidt<br />
und seinem Hanauer Kollegen<br />
Bernd Weimer, war ein vielversprechender<br />
Auftakt in das neue<br />
Jahr. Unter dem Schatten des<br />
Frankfurter Domes wurden noch<br />
lange nach dem offiziellen Programm<br />
Netzwerke geschmiedet<br />
oder gestärkt.<br />
David Schahinian<br />
Foto: BME rmr<br />
Fachseminare<br />
April 2020<br />
Verpackungskosten senken<br />
01.-02.04.2020, Frankfurt<br />
Kompetent in Konfliktsituationen<br />
01.-02.04.2020, Nürnberg<br />
Intensivseminar Einkaufsrecht (1)<br />
01.-02.04.2020, Kassel<br />
Strategische Stahl- und Rohstoff -<br />
beschaffung<br />
02.-03.04.2020, Mainz<br />
Techniken zur aktiven Ideen -<br />
findung<br />
02.-03.04.2020, Nürnberg<br />
Risikomanagement im Elektronikeinkauf<br />
15.04.2020, Frankfurt<br />
Einkauf von Reinigungsleistungen<br />
20.04.2020, Nürnberg<br />
Effizienzsteigerung durch Lean<br />
Management im Einkauf<br />
20.04.2020, Düsseldorf<br />
Verträge für agile Projekte<br />
20.04.2020, Hamburg<br />
Rechtsfragen Energieeinkauf<br />
20.04.2020, Stuttgart<br />
Kostenoptimierung im Elektronikeinkauf<br />
20.-21.04.2020, Düsseldorf<br />
Grundlagen des Einkaufs<br />
20.-21.04.2020, Hamburg<br />
Der Einkauf von Bauleistungen<br />
nach VOB/B<br />
20.-21.04.2020, Köln<br />
Aktuelles Vertragsrecht im<br />
Einkauf (1)<br />
20.-21.04.2020, Hamburg<br />
Professionelles Global Sourcing<br />
21.04.2020, Stuttgart<br />
Disposition und Bestands -<br />
controlling mit SAP<br />
21.04.2020, Stuttgart<br />
Stahleinkauf kompakt<br />
21.-22.04.2020, Duisburg<br />
Risikomanagement und -steuerung<br />
im Einkauf<br />
21.-22.04.2020, Stuttgart<br />
Profitabel mit Speditionen<br />
verhandeln<br />
21.-22.04.2020, Stuttgart<br />
Big Deals im Einkauf – Verhandeln<br />
auf dem nächsten Level<br />
21.-22.04.2020, München<br />
Einkaufserfolge messen und<br />
präsentieren<br />
22.-23.04.2020, Mainz<br />
Effiziente Lagerprozesse aus<br />
operativer Sicht<br />
22.-23.04.2020, Düsseldorf<br />
68 <strong>Beschaffung</strong> <strong>aktuell</strong> 2020 03
BME AKTUELL<br />
Mecklenburg-Vorpommern<br />
Ausstellermagnet Lieferantentag MV<br />
Auch der 19. BME-Lieferantentag<br />
Mecklenburg-Vorpommern wird<br />
am 18. März 2020 wieder zahlreiche<br />
Aussteller in die Rostocker<br />
HanseMesse locken. „Bis jetzt<br />
sind bereits 80 Prozent der verfügbaren<br />
Flächen fest an ausstellende<br />
Unternehmen vergeben.<br />
Über die Homepage www.liefe<br />
rantentag-mv.de können sich<br />
weitere Interessenten über unser<br />
Traditions-Event informieren und<br />
anmelden“, sagt Peter Friedrichs,<br />
stellvertretender Vorsitzender<br />
der BME-Region Mecklenburg-<br />
Vorpommern und langjähriger<br />
Leiter des Lieferantentages. Der<br />
Lieferantentag habe sich zur<br />
größten Plattform für Einkauf<br />
und Vertrieb in Mecklenburg-Vorpommern<br />
entwickelt. Der 18. Lieferantentag<br />
war 2019 mit einer<br />
Rekordbeteiligung zu Ende gegangen.<br />
202 teilnehmende Aussteller<br />
und mehr als 900 Fachbesucher<br />
sorgten 2019 für ein All-<br />
Time High.<br />
Hofft auch 2020 wieder auf regen Zuspruch bei Ausstellern und Fach -<br />
besuchern: Peter Friedrichs, langjähriger Leiter des Lieferantentages Mecklenburg-Vorpommern.<br />
Die BME-Veranstaltung ist fester Bestandteil im<br />
Terminkalender von Einkauf und Vertrieb im Nordosten Deutschlands.<br />
Bild: BME<br />
Gliederungen<br />
Aktuelle Termine März<br />
Aachen<br />
24.<strong>03.2020</strong>: Einkaufsleitertreffen<br />
zum Thema „Motivation“.<br />
Aachen, Uhrzeit auf Anfrage.<br />
Tel. 0241 18208200<br />
Berlin-Brandenburg<br />
11.<strong>03.2020</strong>: 6. Entscheider-Treffen<br />
des Einkaufs. Berlin, 16 Uhr.<br />
Tel. 0151 15051401<br />
25.<strong>03.2020</strong>: Young Professionals.<br />
Berlin, 17 Uhr. Tel. 0151 40206424<br />
Bodensee-Oberschwaben<br />
03.<strong>03.2020</strong>: Besichtigung der Diehl<br />
AKO Stiftung & Co. KG und Vortrag<br />
„Der <strong>Beschaffung</strong>smarkt China“.<br />
Wangen, 15 Uhr.<br />
Tel. 07522 73286<br />
Bremen-Weser-Ems<br />
19.<strong>03.2020</strong>: Der Faktor Mensch im<br />
Einkauf. Bremen, 18 Uhr.<br />
Tel. 0173 2406240<br />
Darmstadt<br />
25.<strong>03.2020</strong>: BarCamp: Best Practice<br />
aus Einkauf und Logistik.<br />
Darmstadt, 16 Uhr.<br />
Tel. 06151 8711105<br />
Duisburg – Westliches Ruhrgebiet<br />
17.<strong>03.2020</strong>: Logistik meets Industrie.<br />
Duisburg, 17 Uhr.<br />
Tel. 0172 2626319<br />
Freiburg-Südbaden<br />
19.<strong>03.2020</strong>: Vortrag „Wie funktioniert<br />
Material- und Versorgungslogistik“.<br />
Freiburg, 17 Uhr.<br />
Tel. 0173 1933861<br />
24.<strong>03.2020</strong>: Schweizer Zuliefertag.<br />
Merzhausen, 09 Uhr.<br />
Tel. 0173 1933861<br />
Hamburg/Schleswig-Holstein<br />
04.<strong>03.2020</strong>: Zeitmanagement für<br />
Einkäufer. Hamburg, 09 Uhr.<br />
Tel. 0163 6869910<br />
24.<strong>03.2020</strong>: Vortrag „Soft Skills sind<br />
Hard Skills“. Hamburg, 16 Uhr.<br />
Tel. 0171 7614334<br />
Hanau<br />
10.<strong>03.2020</strong>: Betriebsbesichtigung.<br />
Veranstaltungsort auf Anfrage,<br />
15 Uhr. Tel. 0160 96849819<br />
Karlsruhe/Mittlerer Oberrhein<br />
02.<strong>03.2020</strong>: Mitgliederversammlung.<br />
Mörsch, 17 Uhr.<br />
Tel. 0721 78204721<br />
24.<strong>03.2020</strong>: Betriebsbesichtigung<br />
der Stahlwerke Kehl. Kehl, 17 Uhr.<br />
Tel. 0721 78204721<br />
Kassel<br />
26.<strong>03.2020</strong>: Zoll und Incoterms<br />
2020. Kassel, 17 Uhr.<br />
Tel. 0151 19564206<br />
Koblenz<br />
25.<strong>03.2020</strong>: Betriebsbesichtigung.<br />
Koblenz, 17 Uhr. Tel. 0261 45845<br />
Lahn-Dill<br />
10.<strong>03.2020</strong>: Konjunkturelle Entwicklung<br />
Deutschlands.<br />
Dillenburg, 17 Uhr.<br />
Tel. 06441 9663395<br />
Münster-Westfalen<br />
18.<strong>03.2020</strong>: BME-Zertifizierung für<br />
nachhaltige <strong>Beschaffung</strong>sorganisationen.<br />
Münster, 18 Uhr.<br />
Tel. 0171 5690951<br />
Nürnberg – Mittelfranken<br />
10.<strong>03.2020</strong>: Fit for China.<br />
Nürnberg, 18 Uhr.<br />
Tel. 0911 58802838<br />
31.<strong>03.2020</strong>: Betriebsbesichtigung<br />
der Herding GmbH Filtertechnilk.<br />
Amberg, Uhrzeit auf Anfrage.<br />
Tel. 09621 662490<br />
Osnabrück/Ostwestfalen-Lippe<br />
10.<strong>03.2020</strong>: Einkaufsleiterrunde.<br />
Melle-Bruchmühlen, 15 Uhr.<br />
Tel. 0171 6441601<br />
Rhein-Main-Region<br />
01.<strong>03.2020</strong>: Incoterms 2020.<br />
Veranstaltungsort und -uhrzeit auf<br />
Anfrage. Tel. 0160 96849819<br />
Ruhrgebiet<br />
10.<strong>03.2020</strong>: Wertbeitrag des Einkaufs.<br />
Essen, 17.45 Uhr.<br />
Tel. 0162 2843778<br />
Stuttgart – Mittlerer Neckar<br />
24.<strong>03.2020</strong>: Digitalisierung und Big<br />
Data als Erfolgsfaktoren des zukünftigen<br />
Einkaufs.<br />
Stuttgart, 17.30 Uhr.<br />
Tel. 07152 599724<br />
Thüringen<br />
23.<strong>03.2020</strong>: Erfurter Technologie-<br />
Dialog. Erfurt, 17 Uhr.<br />
Tel. 0361 493080<br />
Ulm-Alb<br />
18.<strong>03.2020</strong>: Wie gestalte ich einen<br />
Cost-Down-Workshop mit Lieferanten?<br />
Ulm, 17 Uhr.<br />
Tel. 0731 490707<br />
<strong>Beschaffung</strong> <strong>aktuell</strong> 2020 03 69
KARRIERE<br />
Nachwuchs für die <strong>Beschaffung</strong><br />
Einkauf 4.0 studieren: Neuer Master<br />
an der Hochschule München<br />
An der Hochschule München können Studenten ab dem kommenden Wintersemester den Masterstudiengang<br />
„Digital Procurement and Supply Management“ studieren. Prof. Dr. Florian C. Kleemann erklärt, dass die Hochschule<br />
dabei besonderen Wert auf Zukunftsthemen unter dem Schlagwort „Einkauf 4.0“ legt und so die Einkäufer und<br />
Einkäuferinnen von morgen ausbilden will.<br />
Der betriebswirtschaftliche Campus der Hochschule München liegt im westlichen Stadtteil Pasing.<br />
Die Hochschule München bietet ab<br />
dem Wintersemester 2020/21 eine<br />
neue Ausrichtung für ihren Master<br />
in Betriebswirtschaft (M.Sc.) an, der den Titel<br />
„Digital Procurement and Supply Management“<br />
trägt.<br />
Wirtschaft will ausgebildete Einkäufer*innen<br />
Der Master ergänzt das Studienangebot der<br />
Hochschule München im Bereich Betriebswirtschaft,<br />
welches aus einem grundständigen<br />
Bachelor of Arts in BWL und zukünftig<br />
sechs Spezialisierungen in Masterstudiengängen<br />
besteht. Letztere sind dabei stark auf<br />
die jeweilige Studienrichtung, zum Beispiel<br />
Marketing Management, spezialisiert – mit<br />
jeweils individuellem Modulangebot unter<br />
dem gemeinsamen „Dach“ einer übergreifenden<br />
Studienstruktur. Prof. Dr. Florian C. Kleemann,<br />
der an der Hochschule im Schwerpunktbereich<br />
Supply Chain Management, zu<br />
Einkauf und <strong>Beschaffung</strong> lehrt und forscht<br />
und den neuen Masterstudiengang betreut,<br />
erklärt, warum die Hochschule beschloss, ihr<br />
Angebot zu erweitern: „Wir bekamen von vielen<br />
Unternehmen die Rückmeldung, dass die<br />
Nachwuchsentwicklung im Einkauf oft<br />
schwierig ist. Zusätzlich sind Stellen in der<br />
<strong>Beschaffung</strong> für unspezialisierte Absolventen<br />
rar gesät.“ Am liebsten, so sagt er weiter, hätten<br />
die Unternehmen Einkäufer und Einkäuferinnen,<br />
die schon an der Hochschule fertig<br />
ausgebildet sind. „Ein bisschen graue Haare<br />
braucht es im Einkauf“, ergänzt er augenzwinkernd.<br />
Bild: Nicolai Schneider<br />
Für BWLer mit Spezialisierungsinteresse<br />
Der neue Master ist konsekutiv, das heißt, er<br />
richtet sich an Absolventen wirtschaftswissenschaftlicher<br />
Studiengänge. Aber auch Berufsanfänger,<br />
die in den ersten Arbeitsjahren<br />
den Einkauf für sich entdeckt haben, sind<br />
willkommen, ihre Bewerbung einzureichen.<br />
„Viele unserer Studenten haben intensive<br />
Werkstudententätigkeiten, denen sie neben<br />
dem Studium nachgehen und in denen sie<br />
schon qualifiziert arbeiten“, sagt Kleemann.<br />
Obwohl der neue Studiengang ein Vollzeitstudium<br />
ist, versucht die Hochschule, Vorlesungen<br />
an bestimmten Tagen zu bündeln,<br />
um den Studierenden größere Flexibilität für<br />
ihre ersten Karriereschritte zu ermöglichen.<br />
Der Abschluss „Master of Science“ ist dabei<br />
bewusst gewählt, um eine klare Ausrichtung<br />
M.Sc. Betriebswirtschaft:<br />
Digital Procurement and<br />
Supply Management<br />
Studiengang<br />
Abschluss: Master of Science<br />
Start: jährlich zum Wintersemester. Erster<br />
Jahrgang: 2020/21<br />
Dauer: 3 Semester<br />
ECTS: 90<br />
Studiengebühren: Keine Studiengebühren,<br />
nur ein Beitrag zum Studentenwerk von<br />
62,00 Euro pro Semester sowie 67,40 Euro<br />
als Solidarbeitrag für das Semesterticket.<br />
Frist: 2. bis 31. Mai 2020 für das<br />
Wintersemester<br />
Zulassungsvoraussetzungen: Der Studiengang<br />
richtet sich an Absolventen des Bachelorstudiengangs<br />
Betriebswirtschaft oder Ähnlichem.<br />
Die genauen Anforderungen sind auf der Webseite<br />
der Universität zu finden:<br />
www.hier.pro/master-dpsm<br />
70 <strong>Beschaffung</strong> <strong>aktuell</strong> 2020 03
KARRIERE<br />
Prof. Dr. Florian C. Kleemann<br />
Nach einer Ausbildung zum Industriekaufmann,<br />
die er mit IHK-Auszeichnung abschloss, studierte<br />
Kleemann in Landshut und Cambridge. In seiner<br />
Abschlussarbeit beschäftigte er sich mit dem<br />
Thema „Global Sourcing“. Danach arbeitete er<br />
als Unternehmensberater mit Fokus auf<br />
„Einkauf & <strong>Beschaffung</strong>“, während er bei Prof.<br />
Dr. Michael Eßig an der Universität der Bundeswehr<br />
promovierte. Zusätzlich absolvierte er<br />
einen Master im Bereich Einkauf & Supply Chain<br />
an der Robert Gordon University in Aberdeen,<br />
Schottland. Danach war er von 2015 an<br />
vier Jahre an der DHBW Stuttgart als Professor<br />
tätig, bevor er in die Heimat zurückkehrte und<br />
auf analytisch-quantitative Methoden zu legen.<br />
So unterscheidet sich der Studiengang<br />
auch von einigen anderen Masterangeboten<br />
im Bereich Einkauf & <strong>Beschaffung</strong>, die mit einem<br />
Master of Arts oder einem technischorientierten<br />
Master of Engineering abschließen.<br />
Schnittstellenfunktion und „4.0“ im Fokus<br />
Kleemann sagt über den Studiengang: „Soweit<br />
ich weiß, ist dies der erste deutschsprachige<br />
Studiengang im Bereich Einkauf, der einen<br />
so starken Fokus auf die Digitalisierung<br />
und den Themenkomplex „4.0“ legt.“<br />
Unter „Einkauf 4.0“ versteht Kleemann dabei<br />
die ganzheitliche Professionalisierung und<br />
Optimierung des Einkaufs. „Dazu gehört<br />
auch die Digitalisierung als ein Teilbereich,<br />
Zur Person<br />
seine jetzige Position als Professor für Supply<br />
Chain Management, insbesondere Einkauf und<br />
<strong>Beschaffung</strong>, an der Hochschule München<br />
antrat.<br />
Kontakt: florian.kleemann@hm.edu<br />
doch unser Verständnis des Begriffs geht<br />
über IT-nahe Themen hinaus“, sagt er. Ebenfalls<br />
inkludiert sind Komplexe wie Nachhaltigkeit<br />
in der Lieferkette, Change Management<br />
im Hinblick auf Robot Process Automation<br />
und das damit einhergehende Zusammenspiel<br />
von Personal und dem System, Strategieentwicklung<br />
und Personalqualifikationen.<br />
„Die Einkäufer und Einkäuferinnen der<br />
Zukunft müssen andere Fähigkeiten haben “,<br />
ist er überzeugt. Diese Themen werden in<br />
Forschungs- und Projektarbeiten im Schwerpunktbereich<br />
hervorgehoben. Die Module im<br />
neuen Masterstudium sind unter dieser thematischen<br />
Ausrichtung drei wesentlichen Bereichen<br />
zuzuordnen, die alle eine ähnliche<br />
Gewichtung haben: zum einen grundständige<br />
Themen im Komplex Einkauf und Prozesse,<br />
mit der Nutzung digitaler Instrumente als<br />
Schwerpunkt. „Wir wollen auf solidem Fundament<br />
moderne Themen ansprechen, sodass<br />
wir die Fähigkeiten vermitteln können,<br />
die Unternehmen umtreiben“, so Kleemann.<br />
Zum zweiten wird durch ein crossfunktionales<br />
Dozierenden-Team die Situation des Einkaufs<br />
als Schnittstellenfunktion beleuchtet –<br />
dazu gehört, dass Studenten die verschiedenen<br />
Stakeholder verstehen lernen, aber auch<br />
ein technisches Verständnis für verschiedene<br />
Warengruppen. Abgerundet wird das Modul -<br />
angebot durch strategisch-methodisch ausgerichtete<br />
Seminare und Vorlesungen.<br />
Moderne Lehrformen und Praxisförderung<br />
Wichtig ist Kleemann auch, dass der Studiengang<br />
neue Formen der Lehre anwendet.<br />
„Frontalunterricht mit Klausuren gibt es bei<br />
uns wenig. Viele Prüfungsleistungen werden<br />
projektbasiert oder in Gruppenarbeiten absolviert.<br />
Das kommt dem Zeitgeist eines „agilen<br />
Mindsets“ entgegen und bereitet die Studierenden<br />
auf den Berufsalltag vor“, erklärt<br />
er. Zusätzlich vermitteln diese Lehrmethoden<br />
verantwortungsvolles Arbeiten.<br />
Angedacht ist auch die konkrete, praxisorientierte<br />
Kooperation mit Unternehmen für Projekte<br />
und Abschlussarbeiten. „Wir freuen uns<br />
sehr, über interessierte Praxispartner. Einkäufer,<br />
Einkäuferinnen und Führungskräfte können<br />
gerne auf mich zukommen“, so Kleemann.<br />
Die Autorin<br />
Sanja Döttling,<br />
Redakteurin <strong>Beschaffung</strong> <strong>aktuell</strong><br />
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<strong>Beschaffung</strong> <strong>aktuell</strong> 2020 03 71
KARRIERE<br />
Buchrezension<br />
Huawei: ein Blick hinter die Kulissen eines<br />
rätselhaften Tech-Giganten<br />
Huawei ist zurzeit in aller Munde. Das Unternehmen war in den vergangenen Jahren überaus erfolgreich und ist zugleich<br />
ein Rätsel, um das sich viele Vermutungen ranken. Ist dieser Elektronikhersteller und Netzwerkausrüster das trojanische<br />
Pferd der chinesischen Regierung, um im Westen wertvolle Daten abzuschöpfen? Wie eng sind Huaweis Beziehungen zur<br />
Pekinger Machtzentrale? Ist Huawei unverzichtbar als Ausrüstungspartner für den anstehenden 5G-Ausbau im Westen?<br />
Angesichts dieser Fragen lohnt sich ein Blick<br />
hinter die Kulissen dieses Unternehmens. Besondere<br />
Beachtung verdient die dahinter stehende<br />
bis heute prägende Gründerpersönlichkeit<br />
Ren Zhengfei. Das vorliegende Buch,<br />
das von chinesischen Insidern geschrieben<br />
wurde, bietet spannende Einblicke.<br />
Eine erstaunliche Erfolgsgeschichte<br />
Huawei wurde 1987 als privates Unternehmen<br />
mit ganzen CNY 21.000 Kapital (heute<br />
circa 12.500 Euro) von dem 44-jährigen Ingenieur<br />
Ren Zhengfei nach seinem Dienst als<br />
niedrigrangiger Offizier der chinesischen<br />
Volksarmee gegründet. Das Unternehmen<br />
hatte damals drei Mitarbeiter – bei Erscheinen<br />
des vorliegenden Buches waren es weit<br />
über 170.000 in mehr als 170 Ländern. Bemerkenswert<br />
ist, dass von diesen auch rund<br />
80.000 Anteilseigner sind – sicherlich ein<br />
nicht zu unterschätzender Erfolgsfaktor der<br />
rasanten Entwicklung hin zum größten Telekommunikationsunternehmen.<br />
Huawei ist<br />
also ein Unternehmen, das den Mitarbeitern<br />
gehört, denn der Gründer hält nur noch Anteile<br />
in Höhe von 1,4 Prozent.<br />
Von Beginn an war Huawei härtestem Wettbewerb<br />
ausgesetzt und musste sich gegen<br />
die Dinosaurier der Branche wie British Telecom,<br />
Cable & Wireless, France Telecom und<br />
Deutsche Telekom, die auf eine jahrelange<br />
Monopolstellung aufbauen konnten, behaupten.<br />
Der harte Wettbewerb hat Huawei<br />
gestärkt. Indessen ist heute offen, ob und inwieweit<br />
die in jüngerer Zeit hochgekommene<br />
weltweite Aversion gegen Huawei dessen Erfolgsstory<br />
jäh beenden wird. Die Trump-Administration<br />
hat verfügt, dass Unternehmen,<br />
die in den USA ansässig sind oder dort Produkte<br />
zu einem wesentlichen Teil entwickeln,<br />
mit Huawei nur noch eingeschränkt Geschäfte<br />
machen dürfen und dies bei der Netzwerktechnik<br />
und beim Smartphone. In Europa<br />
Huawei. Leadership, Culture, and Connectivity.<br />
Tian Tao, David De Cremer, Wu Chunbo.<br />
SAGE Publications, Los Angeles, 2018.<br />
Softcover, 361 Seiten, 14,99 €.<br />
ISBN: 978–9352806898 (PB)<br />
wird über den Ausschluss von Huawei vom<br />
5G-Ausbau auf höchster politischer Ebene<br />
heftig diskutiert. Diese schon bei Erscheinen<br />
des Buches hochschwappende Problematik<br />
wird von den Autoren leider nur peripher behandelt.<br />
Unternehmenkultur als Erfolgsgarant<br />
Stattdessen analysieren und beschreiben die<br />
Verfasser bewundernd – teilweise schon anbiedernd<br />
– die Huawei-Erfolgsstory und gehen<br />
dabei insbesondere auf das ein, was die<br />
Unternehmerpersönlichkeit Ren Zhangfei,<br />
der sie Kultstatus verleihen, anders (und wohl<br />
auch besser) machte als seine Wettbewerber.<br />
Sie haben herausgefunden, dass Huaweis Erfolg<br />
in erster Linie auf der Fähigkeit der Organisation<br />
beruht, die im Unternehmen arbeitenden<br />
Technologieexperten in eine – wie es<br />
wörtlich heißt – „Band of Soldiers“ mit einheitlichem<br />
unternehmerischem Wertekanon<br />
zu transformieren. Dabei sei es – man mag es<br />
kaum glauben – gelungen, eine Kultur der<br />
Unterwürfigkeit (subservience) zu vermeiden.<br />
Huawei sieht sich als Unternehmen der<br />
Bild: Peter Stein/ stock.adobe.com<br />
Ideen mit einer Organisation, die stets neugierig<br />
ist. Der entscheidende Erfolgsfaktor ist<br />
– so die Autoren – die gelebte einzigartige<br />
Unternehmenskultur mit den drei Pfeilern<br />
Kundenfokussierung (customer centricity),<br />
volles Engagement (dedication) und Beharrlichkeit<br />
(perseverance). Diese Grundwerte<br />
werden – so die Autoren – unterfüttert mit<br />
einer Management-Philosophie, die gekennzeichnet<br />
ist durch Offenheit und Kompromissfähigkeit.<br />
Hinzu kommen „harte“ Faktoren<br />
wie Fokus auf Effizienz, präzise Ausführung<br />
aller Aufgaben und persönliche Verantwortlichkeit<br />
und Rechenschaftspflicht.<br />
Fazit<br />
An den genannten Huawei-Grundwerten<br />
und den diese verstärkenden „harten“ Managementfaktoren<br />
orientieren sich die Kapitel<br />
des Buches. Die Verfasser leuchten die<br />
Umsetzung der Huawei-Führungsphilosophie<br />
aus mit vielen Zitaten insbesondere den<br />
Worten des großen Vorsitzenden Ren<br />
Zhengfei . Der Leser erhält so einen spannenden<br />
Einblick in die Denk- und Funktionsweise<br />
von Huawei stellvertretend für andere chinesische<br />
Erfolgsunternehmen. Die Lektüre ist<br />
für alle diejenigen, die sich fit machen wollen<br />
für den Wettbewerb mit chinesischen Unternehmen,<br />
hilfreich.<br />
Der Autor<br />
Prof. Dr. Robert Fieten,<br />
fachlicher Berater der<br />
<strong>Beschaffung</strong> <strong>aktuell</strong>,<br />
Köln<br />
72 <strong>Beschaffung</strong> <strong>aktuell</strong> 2020 03
KARRIERE<br />
Sprache und Sein.<br />
Kübra Gümüşay. Berlin Hanser Verlag, Berlin, 2020.<br />
Hardcover, 208 Seiten, 18,00 €. ISBN: 978–3446265950<br />
Wirklich inspirierende Bücher sind selten.<br />
„Sprache und Sein“ von Kübra Gümüşay ist so<br />
eins. In diesem Essay diskutiert die politische<br />
Aktivistin, wie Sprache Denken und Handeln<br />
prägt. Wortgewaltig schreibt Gümüşay darüber,<br />
wie Sprache einschränkt und begrenzt.<br />
Sie schreibt über die Last, von anderen benannt<br />
zu werden („die kopftuchtragende<br />
Frau“) und wie Menschen so ihrer Individualität<br />
beraubt werden. Mit Sorge betrachtet sie<br />
den Rechtsruck in Deutschland, berichtet<br />
über kalkulierte Provokationen und in Talkshows<br />
gefeierte Extrempositionen. Sie erzählt<br />
von ihrem eigenen Kampf, aus der ihr<br />
zugeteilten Rolle auszubrechen, als Mensch<br />
wahrgenommen zu werden, gehört zu werden.<br />
Von der Frustration, sich ständig erklären<br />
zu müssen. In ihrem unaufgeregten, aber leidenschaftlichen<br />
Still erklärt sie, wie unser<br />
„Absolutheitsglaube“, also der Glaube, dass<br />
unsere Perspektive die einzig richtige ist, andere<br />
ins Abseits drängt, dass wir uns unserer<br />
eigene Fallibilität bewusst werden müssen.<br />
Sie streckt den Weißen, den Männern, der<br />
Mehrheit, uns, den Spiegel ins Gesicht und<br />
stellt unser eigenes Handeln und Sprechen<br />
im hellen Leuchten ihrer Prosa auf den Prüfstand<br />
– nicht angenehm, aber nötig, sehr<br />
nötig . Und sie glaubt daran, dass wir es besser<br />
hinkriegen. Sie träumt, dass wir eine pluralistische<br />
Gesellschaft formen können, in der<br />
wir gleichberechtigt und frei sprechen und<br />
sein dürfen. Und sie will. Sie will verändern,<br />
und das ist in jedem poetischen Satz, in<br />
jedem detailliert recherchierten Argument, in<br />
jedem sorgsam modellierten Paragraphen<br />
ertastbar . „Sprache und Sein“ ist ein so wichtiges<br />
Buch über den Un-Zustand unserer<br />
heutigen Gesellschaft, dass es für uns alle<br />
eine Pflichtlektüre sein muss. (sd)<br />
Die 5 Stunden Revolution. Wer Erfolg will, muss Arbeit<br />
neu denken.<br />
Lasse Rheingans, Campus Verlag, 2019.<br />
Hardcover, 224 Seiten, 24,95 €. ISBN: 978–3593510729<br />
Der deutsche Unternehmer Lasse Rheingans<br />
sorgt für Furore: Er führt 2017 in seiner Digitalagentur<br />
einen Fünf-Stunden-Tag ein. Eine<br />
radikale Idee, aber wie kann sie funktionieren?<br />
In seinem Buch beschreibt Rheingans, wie er<br />
den fünf-Stunden-Tag im Selbstversuch in der<br />
eigenen Agentur umsetzte. In diesen fünf<br />
Stunden soll die gleiche Arbeit gemacht werden<br />
wie in acht, auch die Bezahlung bleibt<br />
gleich. Das setzt eine Produktivitätssteigerung<br />
von 40 Prozent voraus – eine Zahl, die<br />
nicht ohne die Änderung von Verhaltensweisen<br />
und Arbeitsabläufen funktionieren kann.<br />
Um das Experiment durchzuführen, setzt<br />
Rheingans auf Selbstverantwortung seiner<br />
Mitarbeiter, nicht etwa auf Verbote. Ebenso<br />
wichtig für hochproduktives Arbeiten sind<br />
regelmäßige Workshops, oft von Moderatoren<br />
geleitet, um Feedback zu den Abläufen zu<br />
erhalten. Dabei ist Rheingans Grundsatz:<br />
„Nichts ist für immer, nichts ist immer richtig,<br />
alles kann auch wieder rückgängig gemacht<br />
werden“ (S. 180).<br />
Natürlich ist ein fünf-Stunden-Tag kein Spaziergang.<br />
Klar ist auch, dass eine drastische<br />
Arbeitszeitverkürzung nicht in allen Branchen<br />
Sinn ergibt. Das es dennoch funktionieren<br />
kann, macht Mut. Schön wäre es gewesen,<br />
wäre der Autor noch detailreicher auf die<br />
Umstellung der Arbeitsprozesse eingegangen.<br />
Aber ein „Schema F“ für eine solche Umstellung<br />
mag es vielleicht gar nicht geben. Es ist<br />
gut zu sehen, dass es heute und in Deutschland<br />
Unternehmer gibt, die für eine Idee<br />
brennen. Dass es Unternehmer gibt, die das<br />
Wohl der Mitarbeiter im Blick haben und sich<br />
ihrer eigenen Fehlbarkeit bewusst sind. Denn<br />
nur so ist die Grundlage geschaffen, eine solche<br />
Vision umzusetzen. (sd)<br />
Ikigai. Die japanische Lebenskunst.<br />
Ken Mogi, Dumont Verlag, 2018.<br />
Hardcover, 176 Seiten, 20,00 €. ISBN 978–3832198992<br />
Nicht erst seit Marie Kondos liebevoller Aufräumtechnik<br />
steht fernöstliche Lebensphilosophie<br />
im Westen hoch im Kurs. In diesem<br />
Werk beschreibt der Neurowissenschaftler<br />
und Autor Ken Mogi, was es mit „ikigai“ auf<br />
sich hat. Ikigai ist eines dieser Wörter, das sich<br />
nur mit Mühe und einiger Umschreibung<br />
übersetzen lässt. Die Definition des Begriffs<br />
fällt auch Mogi schwer. Er spricht von einem,<br />
wörtlich übersetzt, „Lebenssinn“. Der Begriff<br />
des ikigai ist tief in der japanischen Kultur<br />
und Philosophie verwurzelt und so für westliche<br />
Leser schwer zu erschließen.<br />
Das Buch ist weniger ein rigider Definitionsversuch,<br />
als eine Suche nach dem Begriff. Und<br />
so geht er die Bedeutung des Konzepts,<br />
anders als sein Beruf als Neurowissenschaftler<br />
vermuten lässt, hermeneutisch an. Wer also<br />
wissenschaftliche Studien zum Thema Lebenssinn<br />
finden will, der sucht sie vergeblich.<br />
Stattdessen benutzt Mogi eine eher assoziative<br />
Erzähltechnik und reiht Anekdoten und<br />
Einzelschicksale aneinander, in denen er ikigai<br />
erkennen kann. Die Rede ist zum Beispiel von<br />
Radio-taiso, einer beliebten Morgengym -<br />
nastik, der traditionellen Teezeremonie und<br />
beharrlichen Sumo-Ringern.<br />
Der Autor schafft es, den Begriff „ikigai“<br />
einzu kreisen, aber nicht, ihn tatsächlich<br />
handfest einzufangen. Ob es notwendig oder<br />
überhaupt möglich ist, ein so flüchtiges Konzept<br />
zu beschreiben, muss der Leser selbst<br />
wissen. Das Buch hat einen romantischnostal<br />
gischen, manchmal sogar verklärendmythischen<br />
Blick auf die japanische Gesellschaft.<br />
Was der Autor gut kann, ist es, eine<br />
überraschend vielseitige Perspektive auf das<br />
Land, seine Traditionen und Menschen zu vermitteln.<br />
(sd)<br />
<strong>Beschaffung</strong> <strong>aktuell</strong> 2020 03 73
VORSCHAU APRIL<br />
C-Teile-Management<br />
Keller & Kalmbach, ein Spezialist für Verbindungsteile<br />
und Befestigungstechnik, setzt<br />
moderne und intelligente Management-<br />
Lösungen für C-Teile um. Ein zufriedener Kunde<br />
ist die Schaeffler Gruppe, die das eLogistic-<br />
System des C-Teile-Experten im Bereich für<br />
Sondermaschinenbau nutzt. Kürzlich erfolgte<br />
der Roll-out an weiteren Standorten.<br />
Warengruppenmanagement<br />
Tschüss Warengruppe? Der Einkauf der R+V<br />
Versicherung organisiert sich nach Kunden. In<br />
Technologiekonzernen wie der Körber AG gewinnt<br />
der Projekteinkauf an Bedeutung. Der<br />
strategische Einkauf wird arbeitsteiliger und<br />
der Mehrwert entsteht nicht mehr nur durch<br />
Bündelung. Erfahren Sie, wohin die Reise<br />
beim Warengruppenmanagement geht.<br />
Bilder v. o.: Deutsche Messe/stock.adobe.com,<br />
Keller&Kalmbach, Noerpel, bakhtiarzein/<br />
stock.adobe.com<br />
Industrie im Wandel<br />
Digitalisierung, Klimaschutz und<br />
die Individualisierung sind Megathemen<br />
in allen Stufen der Wertschöpfung.<br />
Die Massenfertigung<br />
wird individuell – bis zu Losgröße<br />
eins. Maßgeschneiderte Produkte<br />
lassen sich nicht nur immer<br />
profitabler hergestellen, auch ihre<br />
<strong>Beschaffung</strong> trifft auf veränderte<br />
Prozesse und Lieferkanäle.<br />
Dies zeigt die Hannover Messe.<br />
Flurfördertechnik<br />
Der Schubmaststapler Typ ETV<br />
216i von Jungheinrich gewann<br />
2019 den IFOY-Award. Er überzeugte<br />
auch den Transport- und<br />
Logistikdienstleister Noerpel. Ein<br />
Duzend Stapler bilden im Breitganglager<br />
im Ulm-Donautal das<br />
Kernstück der Flotte.<br />
DAS MAGAZIN FÜR EINKAUF,<br />
MATERIAL WIRTSCHAFT UND LOGISTIK<br />
ISSN 0341–4507<br />
Herausgeberin: Katja Kohlhammer<br />
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74 <strong>Beschaffung</strong> <strong>aktuell</strong> 2020 03
<strong>Beschaffung</strong> <strong>aktuell</strong> 2020 03 75
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76 <strong>Beschaffung</strong> <strong>aktuell</strong> 2020 03