Beschaffung aktuell 03.2020
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MAGAZIN<br />
fließen in die Lieferantenbewertung mit ein,<br />
die zweimal im Jahr durchgeführt wird“, so<br />
Kriegbaum. „Die daraus entstehende Feedbackschleife<br />
zu unserem Lieferanten hilft uns<br />
nicht nur die regulatorischen Anforderungen<br />
zu erfüllen, sondern auch Verbesserungen<br />
hinsichtlich Qualität und Preis mit unseren<br />
Partnern zu erreichen. Diese Verbesserungen<br />
führen dann zu Einsparungen im Einkauf.“<br />
Mithilfe von Markt- und Portfolioanalysen<br />
evaluiert das Unternehmen außerdem regelmäßig<br />
potenzielle neue Lieferanten.<br />
Innovation und Qualität spielen große Rolle<br />
Um eine Differenzierung zum Wettbewerb zu<br />
schaffen, sind Unternehmen in der Medizinbranche<br />
auch auf die Innovationskraft ihrer<br />
Lieferanten angewiesen. Bei Dräger sind diese<br />
schon früh in den Entwicklungsprozess involviert.<br />
„Wir versuchen die Lieferanten schon<br />
sehr früh und sehr tief mit einzubinden, sodass<br />
sie gemeinsam mit unseren Teams die<br />
für uns optimale Lösung entwickeln können“,<br />
so Willmann. Es gelte dabei, in dem Dreieck<br />
Innovation, Kosten und Qualität die optimale<br />
Balance zu finden. „Unsere Lieferanten müssen<br />
natürlich von ihrer Kostenposition her<br />
wettbewerbsfähig sein, allerdings entscheiden<br />
wir uns nicht immer für den günstigsten<br />
Kostenloser Eintritt für Leser<br />
Fachmesse T4M in Stuttgart<br />
Die Messe Stuttgart veranstaltet vom<br />
5. bis 7. Mai 2020 zum zweiten Mal die Fachmesse<br />
für Medizintechnik: T4M – Technology<br />
for Medical Devices. Die Messe verbindet Fachmesse,<br />
Foren, Workshops und Networking.<br />
Zu den Ausstellungsschwerpunkten zählen die<br />
Bereiche Fertigungstechnik, Produktions -<br />
umfeld, Dienstleistungen sowie Komponenten<br />
und Werkstoffe. Die T4M ist laut Veranstalter<br />
ebenso für Hersteller wie auch für die gesamte<br />
Zulieferindustrie der Medizintechnik interessant.<br />
An der Premiere 2019 zeigten 254 Aussteller<br />
an drei Tagen ihre Innovationen. 3163<br />
Besucher konnten Vorträge von 178 Referenten<br />
auf drei Bühnen erleben. Hinzu kamen vier<br />
Workshops, sowie die T4M Start-Up World mit<br />
55 Start-Ups.<br />
Mit dem Aktionscode <strong>Beschaffung</strong><strong>aktuell</strong>4U<br />
ist das T4M-Ticket für Sie kostenfrei! Zum<br />
Einlöse n geben Sie den Code einfach bei der<br />
Ticketbestellung ein:<br />
www.t4m-expo.de/aktionscode<br />
Anbieter. Bei einem High-End-Gerät, bei dem<br />
es darauf ankommt, sich im Markt zu differenzieren,<br />
spielen Innovation und Qualität eine<br />
größere Rolle als bei einem Gerät aus der<br />
Middle- oder Low Range, bei dem der Fokus<br />
dann doch eher auf den Kosten liegt.“<br />
Ein wachsender Trend im Healthcare-Markt<br />
ist der Aufbau digitaler Geschäftsmodelle.<br />
Auch hierfür gelte es, die passenden Lieferanten<br />
zu finden, so Guido Willmann. „Im<br />
Bereich Imaging, zum Beispiel bei der Radiografie,<br />
werden Bilder erzeugt, die sich digital<br />
verkaufen oder archivieren lassen. Eine<br />
Beatmung oder eine Anästhesie dagegen<br />
lässt sich nicht so ohne Weiteres abbilden.<br />
Hier sind wir dabei, mithilfe von Apps und Algorithmen<br />
digitale Lösungen zu entwickeln,<br />
um Ärzte besser unterstützen zu können.<br />
Und natürlich brauchen wir auch hier die<br />
richtigen Lieferanten mit dem entsprechenden<br />
Know-how, die uns vor allem bei der Entwicklung<br />
der entsprechenden Software unterstützen<br />
können.“<br />
Supply-Chain-Plattform bei Drägerwerk<br />
Die Drägerwerk AG hat darüber hinaus vor<br />
zwei Jahren aus dem globalen Einkauf und<br />
der globalen Produktion eine internationale<br />
Supply-Chain-Plattform gegründet, um ihre<br />
Logistikmodelle zu optimieren und zu harmonisieren<br />
und unter anderem die Lieferanten<br />
digital einzubinden. „Das Ziel ist ein kontinuierlicher<br />
digitaler Fluss aller Dokumente ohne<br />
Medienbrüche“, erläutert Willmann. Die ersten<br />
Projekte dazu würden bereits umgesetzt.<br />
Dabei wird z. B. ein Service Provider involviert,<br />
über dessen Plattform die Lieferanten angebunden<br />
und alle Dokumente ausgetauscht<br />
werden, wobei die Mitarbeiter bei Dräger<br />
weiterhin alle gewohnten Transaktionen im<br />
eigenen SAP nutzen können. Weitere Projekte<br />
zum umfangreichen Nutzen von Pendelverpackungen<br />
und Optimierungen im Inbound<br />
Transportmanagement sind ebenfalls aus der<br />
Supply-Chain-Plattform gestartet worden.<br />
Auch bei Heine Optotechnik ist die Digitalisierung<br />
ein großes Thema. „Die Digitalisierung<br />
im Einkauf ist ein wichtiges Projekt bei<br />
uns im Unternehmen“, erläutert Ralf Kriegbaum.<br />
„Unser ERP-System verschickt automatische<br />
Bestellungen an den Lieferanten, jedoch<br />
derzeit noch ohne direkte Anbindung zu<br />
diesem. Um dieses Thema jedoch in Zukunft<br />
strukturiert anzugehen, haben wir im letzten<br />
Jahr eine Roadmap zur Digitalisierung des<br />
Einkaufs entworfen, deren Etappenplanung<br />
dann Schritt für Schritt umgesetzt wird. Ausgehend<br />
von der Ist-Analyse wurden dazu de-<br />
taillierte Anforderungen an den <strong>Beschaffung</strong>sprozess<br />
mit entsprechendem Hardwareupgrade<br />
definiert.“<br />
Einkaufsgemeinschaften<br />
Als Reaktion auf knapper werdende Gesundheitsbudgets<br />
schließen sich immer mehr<br />
Krankenhäuser zu Einkaufsgemeinschaften<br />
zusammen, sowohl national als auch international<br />
– ein Trend, der auch den Kostendruck<br />
auf die Hersteller erhöht. „Es gibt immer häufiger<br />
große Ausschreibungen, bei denen ein<br />
ganzes Land für bestimmte Modalitäten einen<br />
Tender ausschreibt“, so Guido Willmann.<br />
„Wenn die Verhandlungen dann nicht mit<br />
den Ärzten, sondern mit der Einkaufskooperation<br />
geführt werden, dann werden Aufträge<br />
häufig weniger über Features oder Serviceleistungen,<br />
sondern insbesondere über den<br />
Preis vergeben.“<br />
Ulrike Dautzenberg, Wiesbaden<br />
Hintergrund<br />
Medizinprodukteverordnung<br />
Am 26. Mai 2020 endet die Übergangsfrist für<br />
die neue europäische „Medical Device Regu -<br />
lation“ (MDR) und die bestehenden Medizinprodukterichtlinien<br />
werden ersetzt.<br />
Mit der MDR wird ein vollständig überarbeitetes<br />
Regulierungssystem eingeführt. Dies erfordert<br />
nicht nur eine Neuzertifizierung von hunderttausend<br />
vorhandenen Medizinprodukten,<br />
sondern auch eine Neubenennung der Zertifizierungsstellen<br />
für Medizinprodukte (Benannte<br />
Stellen) in der gesamten EU. Der Prozess der<br />
Neuzertifizierung dauert in der Regel für jedes<br />
Produkt mindestens sechs Monate. Gleichzeitig<br />
muss eine Zertifizierung des Qualitätsmanagementsystems<br />
des jeweiligen Herstellers<br />
erfolgen.<br />
Für die Neuzertifizierung der Bestandsprodukte<br />
höherer Klassen besteht die größte Herausforderung<br />
nach BVMed-Ansicht darin, dass<br />
von bisher 55 bestehenden Benannten Stellen<br />
in Europa derzeit nur neun (Stand Januar<br />
2020) unter der neuen Verordnung notifiziert<br />
wurden und somit Medizinprodukte nach der<br />
MDR zertifizieren dürfen. Dadurch entsteht ein<br />
enormer Engpass bei der MDR-Zertifizierung<br />
der Produkte, aber auch bei der Qualitäts -<br />
management-Zertifizierung der Hersteller.<br />
Alle Informationen zum neuen Rechtsrahmen<br />
gibt es im BVMed-Portal unter<br />
www.bvmed.de/mdr.<br />
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