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Beschaffung aktuell 03.2020

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MANAGEMENT<br />

Bild: Jochen Günther<br />

Reinald Schneller (l.) und Torsten Petrick werden<br />

ihr gemeinsames Projekt auch international<br />

ausrollen.<br />

ren Worten: Der Mensch ist nun das Bottleneck.<br />

Reinald Schneller: Viele Einkäufer konnten<br />

sich lange nicht vorstellen, klassische Aufgaben<br />

aus der Hand zu geben – trotz des unverhältnismäßig<br />

hohen Aufwands etwa Umgang<br />

mit ABs. Flexible automatisierte Lösungen<br />

rund um Software-as-a-Service, Cloud<br />

Computing und KI sollte eigentlich jeder im<br />

Unternehmen begrüßen.<br />

<strong>Beschaffung</strong> <strong>aktuell</strong>: Herr Schwenk, was<br />

managt Schuler konkret mit dem Netfira-Tool?<br />

Daniel Schwenk: Drei Bereiche. Wir haben den<br />

Auftragsbestätigungsprozess automatisiert.<br />

Dann folgt die Terminverfolgung. Zudem wird<br />

ein Schuler-spezifischer Anfrage- und Angebotsprozess<br />

für Losgröße 1 konfiguriert. Wir<br />

sprechen jetzt von bidirektionalem Austausch<br />

von Daten und Dokumenten. Hinzu kommt<br />

die unkomplizierte Lieferantenanbindung via<br />

App. Wichtig war uns ein überschaubarer Zeitrahmen<br />

bei vertretbarem Aufwand, ein hoher<br />

Automatisierungsgrad, der schnelle RoI und<br />

die Zukunftsfähigkeit des Systems. Dieses<br />

Paket vermochte keiner der anderen sechs angefragten<br />

Anbieter abzudecken.<br />

<strong>Beschaffung</strong> <strong>aktuell</strong>: Wussten Sie vorher<br />

genau , was Sie anpacken wollten?<br />

Petrick: Unser Plan war ursprünglich, einfache,<br />

zeitraubende operative Tätigkeiten zuerst<br />

an einem Standort zu zentralisieren und<br />

Erfahrungen für ein Outsourcing zu sammeln,<br />

um diese Tätigkeiten final an einen<br />

Dienstleister im Niedriglohnland zu vergeben.<br />

Dann wurden wir vor zwei Jahren auf<br />

Netfira aufmerksam. Aus Outsourcing ist<br />

dann gewissermaßen Insourcing geworden.<br />

<strong>Beschaffung</strong> <strong>aktuell</strong>: Herr Schwenk, als Head<br />

of SCM verantworten Sie auch das Thema<br />

Business Intelligence. Wie lief der Prozess in<br />

Sachen Netfira?<br />

Schwenk: Wir haben zunächst analysiert,<br />

was im klassischen Einkaufsprozess häufig<br />

vorkommt, was zeitraubend und nicht zu<br />

komplex ist. Das wollten wir outsourcen.<br />

2017 und 2018 habe ich mich auf BME-Veranstaltungen<br />

über die Software-Eigenschaften<br />

informiert. Der KI-Ansatz hat für mich<br />

den Ausschlag gegeben. Kick-off bei Schuler<br />

war im Januar 2019. Mitte des Jahres lief die<br />

Testphase mit fünf Lieferanten. Seit Herbst<br />

2019 übernehmen wir auch das Onboarding<br />

selbst. Das dauert gerade mal 30 Minuten im<br />

Schnitt pro Anbindung.<br />

<strong>Beschaffung</strong> <strong>aktuell</strong>: Wie funktioniert das<br />

Onboarding?<br />

Schwenk: Das Onboarding erledigen derzeit<br />

vier Kollegen in Erfurt, die vorher händisch<br />

ABs gegen Bestellungen geprüft haben. Sie<br />

geben im Webbrowser eine URL ein und werden<br />

dann Schritt für Schritt durchs System<br />

geführt. Darüber lassen sich auch diverse Dokumente<br />

hochladen. Mitte Januar 2020 hatten<br />

wir bereits 400 Lieferanten angebunden.<br />

<strong>Beschaffung</strong> <strong>aktuell</strong>: Hat sich durch die Lieferantenanbindung<br />

via App das Thema EDI erledigt?<br />

Das ist ja für viele ein ungeliebtes Verfahren,<br />

weil aufwendig und teuer.<br />

Schneller: Bestimmte Lieferantengruppen<br />

werden auch weiterhin via EDI angebunden,<br />

zumindest bei großen Unternehmen. Es gibt<br />

aber einen großen Bereich, der dadurch nicht<br />

abgedeckt wird. Hier setzen wir Netfira ein.<br />

Damit können wirklich alle und erstmals<br />

auch kleine Lieferpartner angedockt werden,<br />

die nicht in der Lage sind, über Fax und Mail<br />

hinaus vermeintlich komplexere technische<br />

Anforderungen zu erfüllen.<br />

Schwenk: Wir nutzen die App bei allen Lieferanten,<br />

die weder über EDI mit uns kommunizieren<br />

noch Sonderfälle sind. 600 im deutschen<br />

Bereich kommen dafür infrage. Sie stehen<br />

für 80 Prozent unserer Bestellungen. Der<br />

Lieferant hat keine Kosten und keinen Zusatzaufwand.<br />

Er muss seine Prozesse nicht verändern.<br />

Er merkt im Zweifel nicht mal, dass es<br />

eine neue technische Schnittstelle zu Schuler<br />

gibt. Die Software digitalisiert die via Mail<br />

eingehenden Lieferanten-PDFs, erkennt alle<br />

notwendigen Informationen und gleicht sie<br />

auf Unstimmigkeiten hin ab. Alle notwendigen<br />

Infos werden automatisiert weiterverarbeitet.<br />

Das spart viel Zeit und schafft beachtliche<br />

Kapazität. Und: Die Fehlerquote liegt<br />

nahe null.<br />

<strong>Beschaffung</strong> <strong>aktuell</strong>: Lassen sich damit auch<br />

Stammdaten bereinigen?<br />

Schwenk: Alle Belege werden unabhängig<br />

von der Beschaffenheit der Stammdaten sau-<br />

Schuler<br />

1839 in Göppingen gegründet, bietet Schuler<br />

kundenspezifische Spitzentechnologie für die<br />

Umformtechnik – von der vernetzten Presse<br />

bis zur Presswerksplanung. Zum Produktportfolio<br />

gehören auch Automations- und Software-Lösungen,<br />

Werkzeuge, Prozess-Knowhow<br />

und Service für die Metallverarbeitung.<br />

Zu den Kunden zählen Automobilhersteller<br />

und -zulieferer sowie Unternehmen aus der<br />

Schmiede-, Hausgeräte- und Elektroindustrie.<br />

Zudem werden Münzen für über 180 Länder<br />

gepresst. Schuler gehört mehrheitlich zur österreichischen<br />

Andritz-Gruppe.<br />

Zahlen<br />

Mitarbeiter: 6600<br />

Produktion/Servicegesellschaften: 40 Länder<br />

(Europa, China, Amerika)<br />

Umsatz: 1,21 Mrd. Euro<br />

Einkaufsvolumen: 557 Mio. Euro<br />

www.schulergroup.com<br />

Netfira<br />

Die Unternehmen<br />

Software-Anbieter (München, Walldorf,<br />

Sydney , San Francisco) für Automatisierung<br />

und geschäftsübergreifende Digitalisierung;<br />

sämtliche Belegflüsse werden mit Netfira<br />

digital übertragen, geprüft und automatisch<br />

erfasst. Die Lieferantenanbindung erfolgt<br />

schnell per App und mittels KI. Netfira ist zertifizierter<br />

SAP-Partner, dockt aber mit dem<br />

Enterprise Buyer auch an alle anderen ERPoder<br />

Buchhaltungssysteme an.<br />

www.netfira.de<br />

<strong>Beschaffung</strong> <strong>aktuell</strong> 2020 03 15

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