Beschaffung aktuell 03.2020
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BME AKTUELL<br />
BME-Region Köln<br />
„Humor in der Politik? Tendenziell<br />
unfreiwillig!“<br />
Der CDU-Politiker und ehemalige<br />
Bundestagsabgeordnete Wolfgang<br />
Bosbach eröffnete das Veranstaltungsjahr<br />
in der BME-Region<br />
Köln. Seine geistige Zeitreise<br />
durch Deutschland und Europa<br />
war kurzweilig und sorgte bei<br />
den Gästen immer wieder für<br />
den einen oder anderen Lacher.<br />
Es waren nicht nur politische Inhalte,<br />
die Wolfgang Bosbach, von<br />
1994 bis 2017 Mitglied des Deutschen<br />
Bundestages, den gut 60<br />
Gästen in einem Kölner Innenstadthotel<br />
zum Feierabend vortrug.<br />
Auch gesellschaftliche und<br />
wirtschaftliche Themen sparte<br />
der 67-jährige Jurist in seinem<br />
Referat nicht aus, das stellenweise<br />
äußerst humorvoll daherkam.<br />
Und das, obwohl Humor nach<br />
Bosbachs Erfahrungen in der Politik<br />
gar nicht Usus sei: „Wenn sie<br />
in der Politik Humor erleben, gehen<br />
Sie davon aus, dass er unfreiwillig<br />
ist“, so der CDU-Politiker.<br />
„Fröhlichkeit ist keine Kernkompetenz<br />
von uns Deutschen“, sagte<br />
der Rheinländer, der mehr Optimismus<br />
in der Öffentlichkeit<br />
anmahnte. „Während wir uns im<br />
Inland kritisch sehen, finden andere<br />
uns toll.“ Gerade das anstehende<br />
Jubiläum zu 30 Jahren<br />
Wiedervereinigung könne genutzt<br />
werden, um auf die Erfolge<br />
dieser Zeit zurückzublicken. „Es<br />
ist nicht alles so schlecht, wie wir<br />
oft meinen.“<br />
Bosbach: „Können Sie die Trainer<br />
des HSV aufzählen?“<br />
Von vielen eher als lähmend<br />
empfunden, betrachtet Bosbach<br />
vor allem die politische Stabilität<br />
der Bundesrepublik als Stärke.<br />
Während Regierungen in andere<br />
Staaten Europas reihenweise<br />
scheitern oder manche Länder<br />
oft monatelang gar keine Regierung<br />
haben (Belgien etwa anderthalb<br />
Jahre lang, Bosbach: „In<br />
dieser Zeit hatte das Land das<br />
höchste Wirtschaftswachstum –<br />
da sollte man sich als Politiker<br />
vielleicht auch Gedanken machen!“),<br />
seien die politischen Verhältnisse<br />
hierzulande seit Jahrzehnten<br />
stabil. „Drei Regierungschefs<br />
in den vergangenen 35 Jahren<br />
– können Sie auch alle Regierungschefs<br />
Italiens oder die Trainer<br />
des HSV in dieser Zeit aufzählen?“,<br />
fragte er mit einem Augenzwinkern.<br />
Den schleichenden Niedergang<br />
der Volksparteien verfolge er mit<br />
Sorge, denn politische Mehrheiten<br />
und somit Entscheidungen<br />
würden immer schwieriger. „Politik<br />
ist nicht Mathematik. Die Meinungsbildung<br />
ist mit sechs Fraktionen<br />
schwieriger als mit vier.“<br />
Dass die beiden ehemaligen<br />
Volksparteien Wähler verlieren,<br />
sei ihm zufolge aber keineswegs<br />
ein Ausdruck der Politikverdrossenheit:<br />
„Wir haben eine Parteien-<br />
und Politikerverdrossenheit,<br />
aber keine Politikverdrossenheit.“<br />
Bosbach warnt vor „Marginalisierung<br />
der EU-Mitgliedstaaten“<br />
Mit Blick auf den Wirtschaftsstandort<br />
Deutschland lautete die<br />
eher subtile Botschaft: mehr Mut<br />
und Selbstbewusstsein. „In den<br />
alten Industrien sind wir Weltklasse.<br />
Auch für neue, digitale<br />
Entwicklungen haben wir das Potenzial,<br />
aber andere schöpfen es<br />
besser aus.“<br />
Hoffnungen setze er trotz nationalistischer<br />
Tendenzen auch in<br />
Zukunft auf die EU, in der er sich<br />
mehr Geschlossenheit wünsche.<br />
„Das Prinzip der Einstimmigkeit<br />
hat ein hohes Erpressungspotenzial.<br />
Was wir brauchen, sind Einigkeit<br />
und einheitliches Vorgehen<br />
in bestimmten, definierten<br />
Bereichen und Themen, aber keine<br />
Vereinigten Staaten von<br />
Europa.“<br />
Eine Zerbröselung der EU würde<br />
zu einer „weltpolitischen Margi-<br />
Wolfgang Bosbach im Gespräch mit Moderator Berthold Schäfer,<br />
Vorstandsmitglied der BME-Region Köln.<br />
nalisierung“ aller Mitgliedsstaaten<br />
führen. Die wirtschaftliche<br />
Stärke gerade Deutschlands basiere<br />
auf dem Prinzip der frei zugänglichen<br />
Märkte.<br />
Brexit: Bosbach rechnet mit<br />
zähen Verhandlungen<br />
Den bevorstehenden Brexit betrachte<br />
er mit Skepsis. „Nach drei<br />
Jahren intensiver Forschung haben<br />
die Briten festgestellt, dass<br />
sie eine Grenze zu Irland haben“,<br />
bezog sich Bosbach ironisch auf<br />
die langwierigen Diskussionen<br />
rund um den „Backstop“. Er gehe<br />
davon aus, dass sich die Zollverhandlungen<br />
zwischen – dem<br />
dann Drittstaat – Großbritannien<br />
und der EU über Jahre hinziehen<br />
werden.<br />
„Die EU kann kein Interesse haben,<br />
die Briten besserzustellen.<br />
Es muss einen Unterschied machen,<br />
ob man EU-Mitgliedstaat<br />
ist oder nicht.“ Anderen EU-Staaten,<br />
die möglicherweise ähnliche<br />
Austrittsüberlegungen hegen, sei<br />
„die Lust am Austritt vorerst vergangen.“<br />
Weitere Infos:<br />
tobias.anslinger@bme.de<br />
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Alexander Sehr, Tel. 06196 5828–206, E-Mail: alexander.sehr@bme.de<br />
Dorith Rödig, Tel. 06196 5828–233, E-Mail: dorith.roedig@bme.de<br />
Bild: Tobias Anslinger, BME<br />
<strong>Beschaffung</strong> <strong>aktuell</strong> 2020 03 67