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Beschaffung aktuell 03.2020

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MANAGEMENT<br />

Digitale Ausschreibungen rechtssicher managen<br />

Smartes Tendern<br />

Beim Tendermanagement hat die digitale Transformation schon Einzug ge halten: Zahlreiche<br />

Softwarelösungen, Web-basierte Portale und Managementtools wollen potenzielle Auftraggeber<br />

und Bieter zusammenbringen und ein reibungsloses Ausschreibungsverfahren ermöglichen.<br />

Doch gerade bei automatisierten Prozessen darf man die Vertragsbedingungen nicht aus den<br />

Augen verlieren.<br />

Es ist nur ein Buchstabe, der das Tendern<br />

vom Tindern, jener weitverbreiteten<br />

Partnersuche via Internet, unterscheidet.<br />

Und so groß die Unterschiede zwischen<br />

beiden Verfahren zunächst auch sein<br />

mögen – es gibt doch eine augenfällige<br />

Gemeinsamkeit : es geht um das Auffinden<br />

eines passenden Partners.<br />

Beim Tindern ist es nur ein Wischen nach<br />

links oder rechts, beim Tendern sind viele<br />

repetitive Schritte nötig, bis man den besten<br />

Partner gefunden hat: das Erstellen und<br />

Bereitstellen von Ausschreibungsunterlagen,<br />

die strukturierte Erfassung der Angebote, ein<br />

fundierter Tarifvergleich, die kaufmännische<br />

Verhandlung, das Vertragsmanagement und<br />

die gesamte Kommunikation mit den Bietern.<br />

Das Ausschreibungsmanagement ist damit<br />

ein geeignetes Anwendungsfeld für Automatisierung<br />

und Digitalisierung. Softwarelösungen<br />

und -tools überführen die immer wiederkehrenden<br />

manuellen Tätigkeiten in einen<br />

automatisierten Workflow.<br />

Standardisierte Schritte<br />

Das ist Segen für diejenigen, die ihre Prozesse<br />

schon standardisiert haben, und Fluch für<br />

diejenigen, bei denen die digitale Transfor -<br />

mation noch in den Kinderschuhen steckt.<br />

„Grundvoraussetzung für die Konfiguration<br />

von automatisierten Workflows ist die Standardisierung<br />

der Geschäftsprozesse und -abläufe“,<br />

betont Kadir Dindar, CEO der Siemens<br />

Digital Logistics GmbH, einem auf Logistikprozesse<br />

spezialisierten IT- und Consulting-<br />

Dienstleister mit Sitz in Frankenthal. Gelingt<br />

das Einziehen der Standards, sind deutlich reduzierte<br />

Bearbeitungszeiten der Lohn sowie<br />

transparente Informationen in Echtzeit und<br />

ohne Redundanzen für alle Beteiligten. „Bei<br />

einem unserer Kunden aus dem Logistikbereich<br />

konnte der Zeitaufwand für die Kalkula-<br />

tion komplexer Tarife mit größeren Datenmengen<br />

durch unser System von knapp<br />

einem Tag auf 30 Minuten reduziert werden“,<br />

berichtet Dr. Giovanni Prestifilippo, Ge -<br />

schäfts führer der PSI Logistics GmbH, einem<br />

Software-Spezialisten für die Transport- und<br />

Logistikbranche.<br />

Vertragsschluss und Vertragsfreiheit<br />

Der krönende Abschluss eines erfolgreichen<br />

Tenders, auf den das gesamte Verfahren abzielt,<br />

ist der Vertragsschluss. Dabei legt das<br />

ausschreibende Unternehmen verständlicherweise<br />

Wert darauf, dass seine eigenen Vertragsbedingungen<br />

zur Anwendung kommen.<br />

Doch auch bei digitalisierten Abläufen gilt eines<br />

der wichtigsten Rechtsprinzipien des<br />

deutschen Zivilrechts: die Vertragsfreiheit.<br />

Die Parteien sind – im Rahmen der geltenden<br />

„„Bei einem unserer Kunden [...]<br />

konnte der Zeitaufwand für die<br />

Kalkulation komplexer Tarife<br />

mit größeren Datenmengen [...]<br />

von knapp einem Tag auf<br />

30 Minuten reduziert werden.“<br />

Dr. Giovanni Prestifilippo<br />

Gesetze – frei darin, mit welchem Partner<br />

und mit welchem Inhalt sie einen Vertrag<br />

schließen. Anstatt nach dem Motto „Augen<br />

zu und durch“ durch den Ausschreibungsprozess<br />

zu hetzen, macht es auch für ausschreibende<br />

Unternehmen Sinn, die Vertragsbedingungen,<br />

Haftungsausschlüsse und Service-<br />

Level-Agreements von Anfang an offen zu<br />

kommunizieren. „Die elementaren Kriterien<br />

einer Geschäftsbeziehung, wie zum Beispiel<br />

Zahlungsziel und Zahlungsmodalitäten, werden<br />

so frühzeitig transparent gemacht und<br />

damit grundlegende vertragliche Hürden in<br />

der Schlussphase des Tendermanagements<br />

vermieden“, weiß Digitalisierungsexperte<br />

Dindar.<br />

„Der Vertragsschluss kann erheblich erleichtert<br />

werden, wenn die rechtlichen Fragen<br />

frühzeitig geklärt werden“, bestätigt Sandra<br />

Thörner, Leiterin Tendermanagement beim<br />

Personaldienstleister Randstad. „Ziel sollte es<br />

sein, die Problemfelder schon vor Beginn der<br />

Ausschreibung und Zusammenarbeit aus dem<br />

Weg zu räumen.“ So könne man sowohl rechtliche<br />

als auch praktische Alternativvorschläge<br />

rechtzeitig diskutieren und beschließen.<br />

Contractmanagement<br />

Die hinterlegten Konditionen, Restriktionen<br />

und Laufzeiten werden im automatisierten<br />

Tendermanagement als Contract- oder Vertragsmanagement<br />

bezeichnet und oft als reine<br />

Dokumentation abgetan. Doch gerade die<br />

Möglichkeit, alle Versionierungen jederzeit<br />

und überall durch alle am Bietverfahren Beteiligten<br />

einsehen zu können, trägt wesentlich<br />

zu einem reibungslosen Ablauf bei.<br />

„Insbesondere in Kontraktlogistikprojekten<br />

mit einem sehr hohen Grad an kundenindividuellen<br />

Prozess- und Haftungsanforderungen<br />

ist ein gutes Vertragsmanagement unab -<br />

dingbar“, sagt Siemens-Digital-Logistics-Chef<br />

Dindar . „Zudem besteht bei komplexen Vergaben<br />

von Logistikdienstleistung oftmals ein<br />

großer Bedarf an Nachverhandlungen und<br />

somit Vertragsänderungen, die dokumentiert<br />

werden müssen.“<br />

Nach Angaben der Hersteller stellen die auf<br />

dem Markt befindlichen Tools und Plattformen<br />

Möglichkeiten bereit, auch individuelle<br />

Vereinbarungen in die streng formalisierten<br />

Abläufe zu integrieren. „Zunächst werden die<br />

individuellen Absprachen digital erfasst“, be-<br />

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