Neue Szene Augsburg_2020-03
Stadtmagazin für Augsburg
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31
Claudia Eberle: Für Pro Augsburg ist die Stärkung
von Arbeitsplätzen und Wirtschaft das
Wichtigste. Denn nur wenn die Menschen
Arbeit haben und Geld verdienen, dann
kann auch alles andere geschafft werden,
das natürlich auch wichtig ist. Die Stadt
hat hier die Möglichkeit, mit Wirtschaftsförderung
oder Gewerbesteuer
direkt einzuwirken.
Christian Pettinger: Für mich ist klar
die Klimawende das oberste Ziel und
darunter muss sich alles andere einsortieren.
Hierfür muss die Stadt bei den Themen
Verkehr und Gebäude mit gutem Beispiel
vorangehen und nicht wie bisher immer nur
auf Beratung bauen und nach den Privaten rufen.
Man muss alles dafür tun, um kurzfristig klimaneutral zu
werden.
Peter Hummel: Leute, wir schaffen aber all die genannten Dinge
nicht, wenn wir nicht unsere jungen Leute gut ausbilden. Dafür
sind Schulen notwendig, die erst einmal als Gebäude überhaupt funktionsfähig
sind. Das ist bisher leider häufig nicht der Fall. Die Bildung
wurde in der Vergangenheit extrem vernachlässigt und das muss sich
schnellstmöglich ändern. Wir können die Probleme der Stadt nur dann
lösen, wenn wir gut ausgebildete, digitalisiert interessierte junge Menschen
haben.
Bei dieser Wahl treten so viele Parteien und Wählergemeinschaften
an wie nie zuvor. Wird der Kuchen dadurch für alle kleiner oder
profitiert die Stadt am Ende sogar von der größeren Vielfalt?
Claudia Eberle: Ich glaube eher, dass die Stadt davon profitiert. Denn
die Menschen wählen ganz gezielt Personen und nicht nur die Parteien.
Ein größeres Angebot an Kandidaten bildet einen besseren Querschnitt
der Bevölkerung und damit den Wählerwillen ab. Das steigert am Ende
auch das Interesse für Politik.
Christian Pettinger: Durch die Vielfalt an Kandidaten besteht die
Chance, das Gremium am Ende richtig vielfältig und bunt zu gestalten,
also keine Konstruktion mehr wie die aktuelle Ü-GroKo zu haben. Und
dann kann man auch konstruktiv zusammen an Lösungen arbeiten.
Peter Hummel: Von diesen 13 OB-Kandidat*innen sind zumindest 11
sehr nette Menschen. Wer jemals mit der AfD kooperiert hat,
oder die AfD selber, gehört für mich
nicht dazu. Jeder dieser 11 Kandidaten
möchte seine Interessen
einbringen. Das ist dann
nicht nur der Spiegel einer
Stadt, sondern darüber
hinaus auch noch sehr
ermutigend. Menschen
aus ganz unterschiedlichen
Bereichen und Gruppierungen bewerben sich
für so ein Amt und wollen sich für ihre Kommune
engagieren.
Frederik Hintermayr: Zum einen ist es natürlich
eine Chance, dass die Wahlbeteiligung
steigt, weil man sich repräsentierter fühlt, zum
Pettinger: „Zu viele
Interessen von Geldgebern mit
Parteispenden spielen in die
Politik hinein.“
anderen birgt es aber auch eine Gefahr. Einige von denen, die hier antreten,
kennt man nicht, einige haben nicht einmal ein Programm vorgelegt,
verfügen aber über ein hohes Budget für Wahlplakate. Aber man weiß
eben nicht, wohin eine Reise mit denen führen könnte.
Mit welchem Wahlergebnis wären sie zufrieden?
Claudia Eberle: Pro Augsburg strebt mindestens die Fraktionsstärke, also
vier Sitze an. Mein persönliches Ziel als OB-Kandidatin wären analog
dazu also um die sechs Prozent. Das wäre gigantisch.
Christian Pettinger: Die ÖDP hat bei der Europawahl ziemlich zugelegt
und ihre Ergebnisse fast verdoppeln können. Wenn das am 15. März noch
ein bisschen übertroffen wird, dann sind die sechs Prozent auch für uns
nicht utopisch. Wenn wir die Fraktionsstärke schaffen, ist es super, wenn
nicht, haben wir ja schon Erfahrung mit der Ausschussgemeinschaft.
Peter Hummel: Ich gehe in diese Wahl, um zu gewinnen, das ist meine
Motivation. Vielleicht klappt das auf Anhieb, vielleicht nicht, wahrscheinlich
eher nicht. Unser absolutes Minimalziel ist ebenfalls die Fraktionsstärke
und das ist durch den Aufwind der Freien Wähler auch absolut realistisch.
Die Freien Wähler sind längst eine Marke geworden, die man nicht
mehr erklären muss, das merke ich bei jedem meiner vielen Wahlkampfgespräche.
Deswegen werde ich, wenn wir nur vier Vertreter in den Stadtrat
bekommen, sicher noch kein Bier aufmachen, sondern erst bei sechs.
Frederik Hintermayr: Das Erreichen der Fraktionsstärke ist offensichtlich
das Ziel aller hier Anwesenden. Es ermöglicht, aus eigener Kraft in
die Ausschüsse zu kommen, eine Räumlichkeit im Rathaus und auch
einen Mitarbeiter zu bekommen. Wenn ich aber die Reaktionen vieler
Menschen bei meinen Wahlkampfgesprächen erlebe, dann denke ich
manchmal sogar, dass es 10 Prozent werden könnten. Die habe ich übrigens
auch bei der letzten Bundestagswahl einfahren können. Aber ich
freue mich über alles, was über der Fraktionsstärke liegt.
Hummel: „Der schwarz-rot-grüne
Kuschelkurs muss endlich beendet
werden.“