Neue Szene Augsburg_2020-03
Stadtmagazin für Augsburg
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HEIMATKLÄNGE
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Ihr habt immerhin 25.000 Euro gewonnen.
Stefan: Das war definitiv ein Segen, wir haben
uns damit ein Fundament schaffen können. Viel
davon haben wir in Produktion, Werbung und
Equipment investiert.
Ihr seid die fleißigste Band der Welt. Euer Apparat
scheint nie still zu stehen, unzählige
Live-Shows, Platten und Videos . Wie sehr fließen
Musik und Privatleben inzwischen
ineinander?
Lisa: Das kann man eigentlich kaum noch
voneinander trennen. Es gibt kaum einen Tag, an
dem wir uns nicht sehen. Und wenn wir mal einen
Abend frei haben und privat auf ein Konzert
gehen, dann machen wir das auch zusammen.
Raucht es da auch ab und zu mal untereinander?
Lisa: Natürlich, aber wir haben inzwischen gelernt,
zu streiten und kommen letztendlich immer
zu einem zum guten Ergebnis. Uns verbindet
heute eine tiefe Freundschaft.
Wie sieht denn ein typischer Tag bei euch aus?
Lisa: Den gibt es kaum. Wenn wir uns nicht
in der Produktionsphase oder auf Tour befinden,
dann steht immer viel Verwaltungsarbeit an. Und
dazwischen versuchen wir immer wieder, Kreativphasen
zu schaffen.
Stefan: Ich habe mal gezählt, was bei uns letztes
Jahr an Arbeitsstunden ungefähr so zusammen
gekommen ist und es waren eindeutig zu viele.
Gerade nach der Pro7-Phase wären wir beinahe in
der Burn-Out-Falle gelandet. Allein 2018 waren
wir mit der Band 34.000 Kilometer unterwegs.
Gibt es bei euch so etwas wie Urlaub?
Lisa: Ich habe mir letzten August nach langer
Zeit mal eine Woche gegönnt.
Stefan: Während unserer Tour 2019 hatten wir
zwischen zwei Shows in Südtirol zwei Off Days,
das habe ich offiziell als Urlaub verbucht.
Sehnt man sich nicht ab und zu nach einem
Nine to Five-Job? Oder anders gefragt: Ist ein
normaler Job für euch überhaupt noch denkbar?
Lisa: Zwei mal nein! Das einzige, nach dem wir
uns sehnen, ist vielleicht etwas mehr Sicherheit.
Stefan: Ich kann es mir auch nicht mehr vorstellen.
Ich habe das lange genug gemacht, habe
auch genügend Geld verdient, um in einer vermeintlichen
Sicherheit zu leben. Aber ich liebe
diese Art von Freiheit, die uns unser Job gibt.
Ihr managt noch Künstler und Bands wie
Lienne und Philomenas Tailors. Fahrt ihr bewusst
zweigleisig?
Stefan: Nein. Das mit Lienne war nicht geplant.
Ich habe ihre Stimme gehört und die hat
mich umgehauen. Ich habe sie angesprochen und
daraus ist eine wunderbare Zusammenarbeit entstanden.
Die Tailors sind eng mit uns verbandelt
und sie machen ähnliche Musik wie wir. Wir wollten
die Kooperation noch ausweiten, aber irgendwann
haben wir gemerkt, dass unsere Kapazitäten
völlig ausgeschöpft sind.
Lisa: Trotz allem Stress sind wir Idealisten. Wir
wollen befreundeten Bands unsere Erfahrungen
weitergeben, die wir uns in den letzten Jahren
mühsam erarbeitet haben, gerade dann, wenn sie
vor Schwellen stehen und keine Antworten finden.
Beim letzten Interview habe ich euch nach Zukunftswünschen
gefragt. “Weniger Verwaltungskram”
war eine der Antworten.
Stefan (lacht): Und was ist passiert? Genau das
Gegenteil. Wir wollen uns jeden Tag professionalisieren,
aber wir haben festgestellt, dass mehr vom
Kuchen übrig bleibt, wenn wir selbst Hand anlegen.
Lisa: Wir sind eine klassische DIY-Band. Das
hat den Vorteil, dass man alles kontrollieren kann.
Und das Booking?
Stefan: Machen wir inzwischen auch wieder
selber. Das ist eigentlich der ekelhafteste Job
(lacht). Aber mittlerweile haben wir da auch eine
ganz andere Strahlkraft, man muss sich meistens
nicht mehr groß erklären. Wir besitzen inzwischen
viele Kontakte, haben ein großes Netzwerk
und müssen nicht mehr überall die erste Klinke
öffnen.
Im Dezember habt ihr das Jahr im ausverkauften
Parktheater ausklingen lassen! Das lässt
sich nur noch schwer toppen.
Lisa: Stimmt, es war ein grandioser Abend.
Stefan träumt ja immer wieder davon, mal in der
Augsburger Freilichtbühne aufzutreten. Das wäre
eine großartige Sache.
Auf dem obligatorischen Band-Publikum-Foto
im Parktheater waren 14 Musiker zu sehen.
Lisa: Da haben wir das ganz große Besteck aufgefahren.
Wir wollen unserem Publikum etwas
bieten, die Leute müssen nach Hause gehen und
das Gefühl haben, etwas besonderes erlebt zu
haben. Das ist aber auch immer mit viel Arbeit
und Aufwand verbunden, die Vorbereitungszeit
für dieses Konzert lag ungefähr bei einem halben
Jahr.
Am 28. März steht das nächste Heimspiel im
Rheingold an.
Stefan: Genauer gesagt sind es zwei Konzerte,
ein öffentliches und eins vor geladenen Freunden.
Das Rheingold ist unser Wohnzimmer. Das wird
ein Konzert mit einer besonderen Atmosphäre.
An diesem Abend präsentieren wir dann auch unsere
Film-Doku.
Lisa: Wir haben das große Glück, mit Michael
“
Allein 2018 waren
wir 34.000 Kilometer
unterwegs
Bamberger und Leslie Ann Miller von Monaco
Frame zwei Videoexperten in unseren Reihen zu
haben. Michi begleitet uns seit Jahren, egal ob auf
Tour, im Proberaum oder Studio bei Bandbesprechungen,
er war immer sehr nah dabei und trotzdem
auf eine Art unsichtbar. Wir sind selber sehr
gespannt auf das Endprodukt, wir werden es im
Rheingold zum ersten Mal sehen.
Ich frage mich immer wieder, wie man es
schafft, in so kurzer Zeit neue Stücke zu schreiben
und produzieren.
Lisa: Stefan ist eine echte Songwriting-Machine,
jemand mit einem extremen Output an
Qualität und Quantität. Darüber sind wir sehr
glücklich.
Was war denn der schnellste Song, den du
rausgehauen hast?
Stefan: “I Want You To Stay”. Der ist mir förmlich
aufs Blatt gefallen, den habe ich in zwei Stunden
geschrieben und weitere drei Stunden später
war er auch schon aufgenommen.
Eure Wege sind da auch sehr kurz, ihr habt ja
ein eigenes Studio.
Stefan: Ja, es ist quasi alles angestöpselt und
man muss nur noch auf Start drücken.
Was bringt das neue Jahr?
Lisa: 2020 ist bereits komplett abgesteckt. Im
März kommt unsere neue EP mit sechs neuen Stücken
und die Doku. Sobald eine Platte veröffentlicht
wurde, stecken wir auch schon wieder in der
Produktion für die nächste. Und ab Mai wird
dann kräftig durch Deutschland, Österreich und
Italien getourt.
Unter anderem mit Fiddler´s Green, mit
denen seid ihr in zehn Städten bundesweit gemeinsam
unterwegs. Das garantiert schon mal
viel Publikum in größeren Hallen.
Stefan: Darauf freuen wir uns schon sehr, das
wird sicher super. Fiddler´s Green sind eine deutsche
Folk-Rock-Legende. Auf der Tour sind Clubs
dabei, in denen ich schon immer mal spielen
wollte, wie die Pumpe in Kiel oder das E-Werk in
Erlangen und das auch noch vor vollem Haus.
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