Hochgefühle 01 2020
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Seite 24<br />
HOCHGEFÜHLE – DAS MAGAZIN DES KLAGENFURTER ALPENVEREINS<br />
Wegebenützung andererseits. Beide Frequenzen<br />
können durch gezielte Beobachtungen über einen<br />
längeren Zeitraum „gemessen“ werden, z. B. mittels<br />
„R.A.G.N.A.R. – Risiko-Analyse Gravitativer<br />
Naturgefahren im Alpinen Raum“. Ausgehend von<br />
der Erkenntnis, dass Steinschlagunfälle nie gänzlich<br />
ausgeschlossen werden können, behilft man sich –<br />
wie bei öffentlichen Straßen und Eisenbahnen – mit<br />
Unfall-Wahrscheinlichkeiten: Sind diese geringer als<br />
1:100.000 bei „roten“ bzw. 1:10.000 bei „schwarzen“<br />
Wegen, werden keine speziellen Schutzmaßnahmen<br />
gegen Steinschlag zu treffen sein.<br />
Problem: Themen- und Pilgerwege<br />
Von der Tourismuswirtschaft ins Leben gerufene Weitwander-<br />
oder Themenwege – oder auch Pilgerwege<br />
- werden häufig über längere Wegabschnitte oder<br />
gänzlich auf bereits bestehende, beschilderte und<br />
markierte Wanderwege „gelegt“, deren Halter meist<br />
alpine Vereine sind. Die Wegbeschreibung ist oft nicht<br />
mit den Wegehaltern akkordiert und entspricht daher<br />
nicht den Schwierigkeiten solcher Wege: Meist wird<br />
die Begehung leichter geschildert, als sie tatsächlich<br />
ist. Die „Vermarktung“ solcher Wege führt zu einer<br />
erhöhten Besucherfrequenz, woraus sich die Frage<br />
einer erhöhten Wegehaftung ergeben kann: Wie oben<br />
ausgeführt, ist die Erwartungshaltung der Wegebenützer<br />
über den Zustand des Weges maßgebend für<br />
die Haftung. Man wird hier spezielle Vereinbarungen<br />
zu treffen haben, um z. B. Fragen über die zusätzliche<br />
Unwetter richten enorme Schäden durch Baumstürze und Verklausungen an,<br />
für Wegebetreuer ist die Klimaänderung eine große Herausforderung<br />
Halterhaftung und/<br />
oder eine Kostenbeteiligung<br />
solcher<br />
meist kommerziell<br />
orientierter „Anbieter“<br />
zu klären.<br />
Jedermann kann den<br />
Wald zu Erholungszwecken<br />
betreten<br />
und sich dort aufhalten<br />
(§ 33 Abs.<br />
1 ForstG). Wer sich<br />
aber abseits von öffentlichen<br />
Straßen<br />
und Wegen aufhält,<br />
hat selbst auf alle<br />
ihm durch den Wald und dessen Bewirtschaftung<br />
drohenden Gefahren zu achten. Eine Pflicht des<br />
Eigentümers zur Abwendung von Gefahren in diesen<br />
Waldbereichen besteht nicht. Werden bei der Waldbewirtschaftung<br />
daran nicht beteiligte Personen getötet,<br />
verletzt oder deren Sachen beschädigt, haftet<br />
der Eigentümer nur bei Vorsatz oder grober Fahrlässigkeit.<br />
Dieses Haftungsprivileg gilt ebenfalls für<br />
den Zustand einer Forststraße und für Wege, die der<br />
Eigentümer ausdrücklich der Benützung durch die<br />
Allgemeinheit widmet.<br />
Schließlich kann es auch zu Personen- oder Sachschäden<br />
durch den Zustand des neben einem markierten<br />
Wanderweg liegenden Waldes kommen, z. B.<br />
durch herabstürzende Äste oder umfallende (morsche)<br />
Bäume. Auch hier haften der Waldeigentümer<br />
und seine Leute nur bei Vorsatz oder grober Fahrlässigkeit<br />
(§ 176 ForstG).<br />
Fazit: Kehren wir zum Ausgangspunkt zurück: Wir<br />
haben eine Bergtour mit vielen schönen Eindrücken<br />
und Erlebnissen erlebt, nichts Schlimmes ist passiert.<br />
Gottlob ist dies meistens so, weil die Eigenverantwortlichkeit<br />
– auch für die anvertrauten Schutzbefohlenen<br />
– entsprechend ausgeprägt ist. Grob<br />
schuldhaftes Verhalten Dritter kann aber schlimme<br />
Folgen haben. Dann stellt sich auch die Frage nach<br />
der Verantwortlichkeit der Haftenden. Die Berge sind<br />
kein rechtsfreier Raum.<br />
Bericht und Fotos: Dr. Werner Radl, Wegereferent<br />
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