«Obwohl die Zukunft weit weg zu sein scheint, beginnt sie doch gerade jetzt.» Mattie Stepanek
<strong>Weitsicht</strong> <strong>Magazin</strong> N°3 KINDER BEGLEITEN Wie sich im Verhalten von Kindern ausdrückt, was in der Familie los ist Kinder werden oft missverstanden und als schwierig angesehen. Dabei handeln sie aus Liebe – und zeigen durch auffallende Verhaltensweisen, dass in der Familie etwas nicht stimmt. Kann man ihr Verhalten richtig deuten, erhellen sie wie kleine Scheinwerfer die familiäre Situation. Autorin: Sereina Heim Es gibt wohl nichts, was so berührt, belastet und beglückt wie die eigene Familie. Seit der Zeugung sind wir in ein grosses energetisches Netz eingewoben, das nicht nur aus unserer irdischen Familie besteht, sondern auch alle einbezieht, die vor uns waren und nach uns kommen. Die Familie ist die energetische und emotionale Grundlage unseres Lebens. Selbst wenn wir nichts mehr mit ihr zu tun haben wollen, bleibt sie untrennbar mit uns verbunden. Gerade wenn Probleme auf tauchen, lohnt es sich, nicht nur an der Oberfläche nach Lösungen zu suchen, sondern sich mit den tieferliegenden Strukturen zu beschäftigen. Dabei kann neben psychologischen Theorien vor allem ein spirituelles Verständnis von Leben und Zusammengehörigkeit helfen. Kinderprobleme als Spiegel der familiären Situation Als Familientherapeutin begleite ich jeden Tag Familien auf ihrem gemeinsamen Weg. Sie kommen zu mir, wenn mindestens ein Familienmitglied – meistens eines der Kinder – aus dem Gleichgewicht geraten ist. Wenn das tägliche Miteinander schwierig ist oder eines der Kinder plötzlich belastende Verhaltensweisen zeigt. Das geht von übermässigem Schreien als Baby über Schlafschwierigkeiten, Wutanfälle, Lern- und Verhaltensstörungen bis hin zu Ablehnung gegenüber den Eltern. Eine Familie ist ein System, in dem jede Bewegung, jede Gefühlslage und jede Aktivität des Einzel- Handlungen der Anderen hat. Wie in einem großen Räderwerk. Als Beispiel möchte ich von Familie Simmen (Namen geändert) erzählen, die zu mir kommt, weil Tochter Mara (7) heftige Wutausbrüche hat und ihren kleinen Bruder Tim (3) quält. Ohne dass er etwas falsch gemacht hat, schlägt sie unerwartet zu, schreit heftig und lässt sich kaum beruhigen. Auf den ersten Blick mag man denken, Mara sei ein schwieriges Kind – schliesslich ist es nicht in Ordnung, den kleinen Bruder so zu behandeln. Schaut man aber genauer hin, zeigt sich ein ganz anderes Bild. Nach Tims Geburt hatte die Mutter einen Hörsturz und konnte sein Schreien nicht ertragen. <strong>No</strong>ch immer reagiert sie sehr empfindlich auf Lautstärke und fühlt sich im Alltag oft überfordert. Mara war in dieser Zeit die perfekte grosse Schwester, die immer dafür gesorgt hat, dass Tim zufrieden ist, damit die Mama nicht gestört wurde. «Sie war so eine liebe Schwester. Und plötzlich hat das aufgehört, stattdessen geht sie wütend auf ihren Bruder los. Ich bin ratlos!», berichtet die Mutter jetzt. Als Tim zwei Jahre alt war, wurde sie ein drittes Mal schwanger. Da sie sich aber nicht in der Lage sah, ein weiteres Kind gross zu ziehen, haben die Eltern sich für eine Abtreibung entschieden. Vor ein paar Monaten hat sich der Vater in eine andere Frau verliebt, was eine grosse Ehekrise ausgelöst hat. Beruflich ist er häufig im Ausland und wenig zu Hause. > 45