Ausgabe August 2004 - FC Bolligen

DIE KOLUMNE DES
FUSSBALLFANS
Fussball
und Politik
Wer ist der bekannteste Grieche?
Nach der EM ist klar, es
ist ein Deutscher, Otto Rehhagel. In
Griechenland können mit Sicherheit
mehr Menschen den Namen
des Fussballtrainers der Nationalmannschaft
nennen als den Namen
ihres Präsidenten.
Dass der Fussball über der Politik
steht, ist uns auch in unserem
nördlichen Nachbarland demonstriert
worden. Trotz des mageren
Abschneidens der Deutschen an der
EM war das Bedauern gross, als
Rudi Völler seinen Rücktritt
erklärte. Die Suche nach einem
Nachfolger dominierte die Nachrichten
tagelang, die kollektive
Erleichterung war spürbar, ja, ein
Ruck ging durch das von Reformstau
geplagte Land, als mit Jürgen
Klinsmann endlich ein Nachfolger
gefunden war. Von solchen Emotionen
kann ein Mann wie Gerhard
Schröder, der immerhin einst als
Mittelstürmer beim TuS Talle
brillierte, nur träumen: Was er
auch tut, der Kanzler verliert Wahl
um Wahl. Mitgefühl und Bedauern
wie für den glücklosen Rudi gibt es
für den armen Gerhard nicht.
Wie steht es bei uns? Fraglos
können auch hierzulande mehr
Menschen darüber Auskunft geben,
wie der Trainer der Fussballnationalmannschaft
heisst, als dass sie
wüssten, wer die Schweiz präsidiert.
Und der grauhaarige Trainer
des BSC Young Boys, aber auch der
wilde Mann beim FC Thun sind
mit Sicherheit bekannter als der
Berner oder Thuner Stadtpräsident.
Zum Bedauern des Fussballfans
kann man diese Vergleiche nicht
auf die Bolliger Ebene herunterbrechen.
Es ist anzunehmen, dass die
Präsidentin der Gemeinde Bolligen
doch noch etwas bekannter ist als
die Trainer der ersten Mannschaft
und die Wahlen im Herbst die Bürgerinnen
und Bürger etwas mehr
beschäftigen als der aktuelle
Tabellenplatz des Fussballclubs.
Für den FC Bolligen bleibt also
noch einiges zu tun, ein FC Hollywood
ist er trotz der jüngsten
Erfolge – leider – noch nicht.
Rudolf Burger
IMPRESSUM FUSSBOLLIGER:
REDAKTION: RUDOLF BURGER,
URS LEHMANN
BILDER: UL, RB, ZVG
ILLUSTRATION: EVA BURGER-JAHN
INSERATE: THERES ELLENBERGER
LAYOUT: R. BURGER / DRUCK: BTM
FUSSBOLLIGER
AUGUST 2004 15
Bolliger in der Super League
Schiedsrichter Cyril Zimmermann macht einen weiteren Karriereschritt
«Cyril Zimmermann? Kenne ich
nicht», war eine häufige Antwort
auf meine Frage nach Cyril Zimmermann.
Erstaunt hat es mich
nicht. Zu bescheiden sind die Auftritte
des symphatischen Bolliger
Schiedsrichters. Noch hat er keine
eigene Homepage wie die Stars der
Branche, Urs Meier oder Pierluigi
Collina. Aber was nicht ist, kann
noch werden. Am 15. April 2004
machte Cyril Zimmermann einen
weiteren grossen Schritt in seiner
Schiedsrichter-Karriere: Er leitete
das Super League Spiel Basel – Wil
vor 24 515 Zuschauern im St. Jakob
Park, das der FCB mit 2:0 gewann.
Super League-Qualifikation
In seinem ersten Auftritt bekam
der Bolliger gleich gute Noten. Auf
der offiziellen Homepage des
FC Basel steht u.a.: «Eine Premiere
gab es heute für den Schiedsrichter.
Der 28jährige Cyril Zimmermann
kam zu seinem ersten Einsatz
und zeigte eine tadellose Leistung.»
Das gleiche attestierte ihm
auch die eingefleischte Basler-Fangruppe
«Red Blue Devils». Bereits
am 15. Mai leitete er sein nächstes
Super League Spiel, Servette –
Zürich, wofür es auch von SF DRS
gute Kritiken gab. Die Folgen dieser
guten Leistungen liessen nicht lange
auf sich warten: Anlässlich der
Qualifikationssitzung Ende Mai
hat die Schiedsrichterkommission
des SFV Cyril Zimmermann per
1. Juli 2004 zum Super-League-
Schiedsrichter qualifiziert. Herzliche
Gratulation zu diesem grossen
Erfolg!
Premiere: Cyril Zimmermann (Mitte) beim Spiel Basel-Wil.
Als Fussballer durchschnittlich
Warum hat Cyril die Schiedsrichter-
und nicht die Fussballer-
Laufbahn eingeschlagen? «Ich
musste feststellen, dass ich als
Fussballer keine grossen Stricke
zerreissen würde, aber die Freude
am Fussball hat mich letztlich zur
Schiedsrichterei gebracht. Ich
weiss, dass ich als Fussballer nie
und nimmer auf dem Niveau aktiv
Fussball spielen könnte, wie ich
Spiele leite», sagt Cyril. Seine Erfolge
geben ihm recht, sein Potential
hat er jedoch mit Sicherheit noch
nicht vollständig ausgeschöpft
Besser als Pierluigi Collina?
Cyril könnte ein ganz grosser
Schiedsrichter werden. Ein kleiner
Vergleich dazu: Die Herren Meier
SCHLUSSPUNKT
Trotz erschwerter Bedingungen: Die FCB-Veteranen geben nicht auf.
und Collina, EM-Schiedsrichter
2004 in Portugal, haben ihre ersten
Spiele in der obersten nationalen
Spielklasse mit 32 bzw. 31 Jahren
geleitet, Cyril Zimmermann bereits
im Alter von 28 Jahren! Collina wie
Meier bekamen rund 3 Jahre später
die FIFA-Lizenz. Warum also nicht
als nächste Schlagzeile hier im
«Fussbolliger» «Bolliger in der
Champions League»?
Was unterscheidet Cyril eigentlich
sonst noch von einem Star wie
Pierluigi Collina? Viele Mütter
wünschten sich wohl einen
Schwiegersohn wie ihn, Collina
wird auch da wohl kaum mithalten
können...
Auf bald in der Champions League!
Urs Lehmann