Traditionelles und Neues in der 'Spale' Gewusst ... - IG Spalenvorstadt
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Beson<strong>der</strong>heiten im Quartier SpaleZytig<br />
Das Haus ’zum Kreyenberg’<br />
Das ehemalige Gesellschaftshaus <strong>der</strong> Vorstadtgesellschaft zur Krähe<br />
Maximilian Neustück (1756-1834)<br />
Die Fassade des Hauses <strong>der</strong> Vorstadtgesellschaft zur Krähe<br />
Aquarell von 1816, 63x48 cm<br />
Historisches Museum Basel (Fotograf Peter Portner)<br />
Stellt man die Liste <strong>der</strong> noch erhaltenen Basler Zunft<br />
- <strong>und</strong> Gesellschaftshäuser <strong>der</strong> Liste <strong>der</strong> abgebrochenen<br />
Zunft- <strong>und</strong> Gesellschaftsbauten gegenüber, fällt<br />
die Bilanz erschreckend aus“, schreibt Franz Egger <strong>in</strong><br />
se<strong>in</strong>er Publikation ’Zünfte <strong>und</strong> Gesellschaften <strong>in</strong> Basel’<br />
(Ausstellungskatalog HMB 2005). Wie wahr!<br />
Noch am Anfang des 19. Jahrh<strong>und</strong>erts standen <strong>in</strong> <strong>der</strong><br />
Stadt über zwei Dutzend Häuser als Domizil von<br />
Zünften <strong>und</strong> Vorstadtgesellschaften.<br />
Erstaunlich ist, dass nach dem rigorosen Abreissen<br />
im späten 19. Jahrh<strong>und</strong>ert, auch noch im 20.<br />
Jahrh<strong>und</strong>ert, wo man die wachsende Wertschätzung<br />
historischer Bausubstanz vermuten dürfte, die Spitzhacke<br />
e<strong>in</strong>gesetzt wurde: 1938 wurde das Zunfthaus<br />
zu Webern, 1953 jenes zu Fischern <strong>und</strong> 1956 das zu<br />
Rebleuten nie<strong>der</strong>gelegt. Nur wenige Zünfte <strong>und</strong> Gesellschaften<br />
haben im 19. Jahrh<strong>und</strong>ert für sich e<strong>in</strong>en<br />
Neubau errichtet, zu ihnen gehört die Vorstadtgesellschaft<br />
zur Krähe.<br />
Schon mehr als 40 Jahre vor dem 1442 zur Zeit<br />
des Konzils erbauten Hauses – die Liegenschaft ist<br />
bereits 1297 urk<strong>und</strong>lich erwähnt, unter den Bezeich-<br />
nungen ’zur Krähe’ beziehungsweise ’zum Kreyenberg’<br />
– war es <strong>in</strong> den Besitz <strong>der</strong> Vorstadtgesellschaft<br />
gekommen (Anno 1399), <strong>der</strong>en eigener Ursprung im<br />
Dunkeln liegt. Vom gotischen Vorgängerbau ist auf<br />
<strong>der</strong> Empire-Fasswade des heutigen Hauses das über<br />
<strong>der</strong> Türe angebrachte Hauszeichen, die Krähe auf<br />
dem Fünfberg, zu sehen. 1913 wurde die Liegenschaft<br />
’zur Krähe’ <strong>der</strong> Stadt verkauft <strong>und</strong> kam anschliessend<br />
<strong>in</strong> Privatbesitz.<br />
Mehrere Jahrzehnte war <strong>der</strong> ’Vere<strong>in</strong> zur Verbreitung<br />
Guter Schriften’ (danach GS-Verlag Basel) dar<strong>in</strong><br />
e<strong>in</strong>gemietet, dann das Feuerwehr-Inspektorat. Heute<br />
bef<strong>in</strong>det sich im Erdgeschoss des Hauses <strong>Spalenvorstadt</strong><br />
13 die ’Suppenstube zur Krähe’.<br />
Die Mitglie<strong>der</strong> E. Vorstadtgesellschaft zur Krähe<br />
haben e<strong>in</strong>en würdigen Ersatz für das ihr abhanden<br />
gekommene Zunfthaus <strong>in</strong> <strong>der</strong> Turmstube des Spalentors<br />
gef<strong>und</strong>en.<br />
Die Fassadendekoration des Neubaus von 1816<br />
Der Maler Maximilian Neustück erhielt 1816 den<br />
Auftrag, für die Fassade des dreigeschossigen, dreiachsigen<br />
Empire-Neubaus e<strong>in</strong>en Dekorationsentwurf<br />
zu schaffen. Der Künstler wählte für den Streifen<br />
zwischen den Fenstern des 1. <strong>und</strong> 2. Obergeschosses<br />
e<strong>in</strong> patriotisches Bildprogramm: den Rütlischwur<br />
<strong>und</strong> Gesslers Tod <strong>in</strong> <strong>der</strong> Hohlen Gasse. Es war e<strong>in</strong><br />
zeitgemässes Thema, denn als <strong>der</strong> neue Gessler wurde<br />
damals Napoleon empf<strong>und</strong>en. In die Zwischenräume<br />
<strong>der</strong> Fensteröffnungen im darüberliegenden Halbgeschoss<br />
setzte <strong>der</strong> Künstler die Wappenschilde <strong>der</strong><br />
22 Kantone <strong>in</strong> <strong>der</strong> offiziellen Reihenfolge.<br />
Der Maler des Fassadenschmucks Im Jahre 1780<br />
kam <strong>der</strong> 24 Jahre zuvor <strong>in</strong> Ma<strong>in</strong>z geborene Maximilian<br />
Neustück <strong>in</strong> Basel an. Er hatte se<strong>in</strong>e Ausbildung<br />
von e<strong>in</strong>em unbedeutenden Ma<strong>in</strong>zer Landschaftsmaler<br />
erhalten. Vor se<strong>in</strong>er Tätigkeit <strong>in</strong> Basel war er <strong>in</strong><br />
<strong>der</strong> <strong>in</strong> Frankfurt a.M. ansässigen Tapetenfabrik<br />
Nothnagel beschäftigt.<br />
In Basel kamen die beiden Söhne Johann Jakob<br />
(1799-1867) <strong>und</strong> Johann He<strong>in</strong>rich (1802-1968) zur<br />
Welt. Sie traten beide <strong>in</strong> die künstlerischen Fussstapfen<br />
des Vaters; <strong>der</strong> zuerst Genannte wurde Zeichner,<br />
se<strong>in</strong> Bru<strong>der</strong> Bildhauer. 1802 konnte Neustück das<br />
Haus ’zum Grünen Eck’ am Barfüsserplatz erwerben,<br />
wo er se<strong>in</strong>en beiden Söhnen <strong>und</strong> dem jungen Hieronymus<br />
Hess (1799-1850) Unterricht im Zeichnen <strong>und</strong><br />
Malen gab.<br />
Die beiden bekanntesten Lithographien von Maximilian<br />
Neustück s<strong>in</strong>d die Ansicht des Barfüsserplatzes<br />
gegen die Kirche <strong>und</strong> jene des Eselstürmle<strong>in</strong>s am<br />
Fuss des Ste<strong>in</strong>enbergs.<br />
Gestorben ist <strong>der</strong> Kunstmaler im hohen Alter von<br />
78 Jahren <strong>in</strong> Basel. (bt.)<br />
Ausgabe 14 / Dezember 2010 Seite 12