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Traditionelles und Neues in der 'Spale' Gewusst ... - IG Spalenvorstadt

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Brauchtum SpaleZytig<br />

Die Heiligen Drei Könige<br />

Religiöser Feiertag <strong>und</strong> Brauchtum<br />

Wir essen ihren Kuchen am 6. Januar. Sie stehen<br />

<strong>in</strong> vielen Weihnachtskrippen: die Heiligen Drei Könige<br />

Kaspar, Melchior <strong>und</strong> Balthasar. In <strong>der</strong> Bibel<br />

allerd<strong>in</strong>gs steht davon fast nichts. Da ist we<strong>der</strong><br />

von Königen, schon gar nicht von heiligen, noch<br />

von dreien, noch von <strong>der</strong>en Namen die Rede. Wie<br />

kommt das?<br />

Die ’Heiligen Drei Könige’ waren die Weisen aus<br />

dem Morgenland, von denen Matthäus (2, 1-11) <strong>in</strong><br />

<strong>der</strong> Weihnachtsgeschichte berichtet. Wir erfahren,<br />

dass sie e<strong>in</strong>em Stern folgten, <strong>und</strong> dass sie Gold,<br />

Weihrauch <strong>und</strong> Myrrhe als Geschenke brachten. Zu<br />

ihrer Zahl, ihrer Bezeichnung als Könige, zu Herkunft,<br />

Alter <strong>und</strong> ihren Namen setzten bereits im frühen<br />

Christentum Ausdeutungen <strong>und</strong> e<strong>in</strong>e umfangreiche<br />

Legendenbildung e<strong>in</strong>.<br />

Die Kirchenväter rätselten lange über <strong>der</strong> Frage,<br />

wie viele es waren. Origenes sprach sich im 3. Jh. für<br />

drei aus, dies mit <strong>der</strong> e<strong>in</strong>fachen Begründung, dass ja<br />

im Evangelium von drei Geschenken die Rede sei.<br />

Ebenfalls wegen <strong>der</strong> Geschenke könnte die Vorstellung<br />

aufgekommen se<strong>in</strong>, es müssten Könige gewesen<br />

se<strong>in</strong>, nicht Magier, Sterndeuter o<strong>der</strong> Philosophen.<br />

Gold galt als Attribut von Königen. Weihrauch war<br />

Priestern zuzuordnen; Jesus sollte auch als Priester<br />

verehrt werden. Myrrhe schliesslich war als Heilpflanze<br />

bekannt, e<strong>in</strong> H<strong>in</strong>weis auf Jesus als Heiler,<br />

Heiland.<br />

Ab dem 6. Jh. bekamen sie ihre Namen, <strong>in</strong> <strong>der</strong> late<strong>in</strong>ischen<br />

Tradition ’Thaddadia, Melchior <strong>und</strong> Balytora’.<br />

Seit dem 8. Jh. hiessen sie Caspar, Melchior<br />

<strong>und</strong> Balthasar. Im 12. Jh. bürgerte sich die Unterscheidung<br />

<strong>in</strong> drei Lebensalter e<strong>in</strong>: Kaspar als Jüngl<strong>in</strong>g,<br />

Melchior als Mann, Balthasar als Greis. Es verbreitete<br />

sich die Anschauung, die drei Könige symbolisierten<br />

die drei nach damaligem Weltbild bekannten<br />

Kont<strong>in</strong>ente, nämlich Europa, Asien <strong>und</strong> Afrika.<br />

In <strong>der</strong> Folge wurde <strong>der</strong> Vertreter Afrikas, Kaspar, <strong>in</strong><br />

<strong>der</strong> künstlerischen Darstellung zum Mohren. War er<br />

vorher mit weisser Hautfarbe zu sehen, wurde er nun<br />

schwarz dargestellt. Bei Restaurationsarbeiten fand<br />

sich e<strong>in</strong> Gemälde <strong>der</strong> Florent<strong>in</strong>er Schule, auf dem<br />

e<strong>in</strong> weisser König schwarz übermalt worden war!<br />

Als im 13. Jh. Namen, Anzahl, Status, Alter <strong>und</strong><br />

Herkunft <strong>der</strong> drei Könige festgelegt war, entstand <strong>in</strong><br />

<strong>der</strong> mittelalterlichen Volksfrömmigkeit e<strong>in</strong>e Verehrung<br />

für <strong>und</strong> e<strong>in</strong> wachsendes Brauchtum um sie.<br />

Feiertag So wurde für den 6. Januar, kirchlich ’Epiphanie’<br />

o<strong>der</strong> Tag <strong>der</strong> Ersche<strong>in</strong>ung des Herrn, <strong>der</strong><br />

Begriff ’Dreikönigstag’ gebräuchlich. Gr<strong>und</strong>: die Kirche<br />

feiert an diesem Tag das Sichtbarwerden <strong>der</strong><br />

Göttlichkeit Jesu <strong>in</strong> <strong>der</strong> Anbetung durch die drei Könige.<br />

In e<strong>in</strong>igen deutschen B<strong>und</strong>eslän<strong>der</strong>n <strong>und</strong> <strong>in</strong> Ös-<br />

terreich ist dieser Tag e<strong>in</strong> offizieller Feiertag.<br />

Diese Anbetung des Jesusk<strong>in</strong>des gehört zu den um 1400 entstandenen<br />

Deckenmalereien <strong>in</strong> <strong>der</strong> Krypta des Basler Münsters.<br />

Sterns<strong>in</strong>gen Am Vorabend des Dreikönigstages ziehen<br />

K<strong>in</strong><strong>der</strong> durch die Dörfer, als Kaspar, Melchior<br />

<strong>und</strong> Balthasar verkleidet <strong>und</strong> mit dem goldenen<br />

Stern an e<strong>in</strong>er langen Stange. Sie s<strong>in</strong>gen ihr Sterns<strong>in</strong>gerlied<br />

<strong>und</strong> erhalten dafür Süssgebäck o<strong>der</strong> Geld.<br />

Segnung <strong>der</strong> Häuser Die Überlieferung schreibt den<br />

Heiligen Drei Königen starke Schutzkräfte zu. Am 6.<br />

Januar schreibt deshalb <strong>der</strong> Pfarrer die Anfangsbuchstaben<br />

<strong>der</strong> Namen <strong>der</strong> drei Könige über die Tür<br />

<strong>und</strong> setzt drei Kreuze <strong>und</strong> die Jahreszahl dazu. E<strong>in</strong>e<br />

an<strong>der</strong>e Deutung besagt allerd<strong>in</strong>gs, dass C+M+B<br />

„Christus Mansionem Benedicat“ bedeutet, Christus<br />

möge das Haus segnen.<br />

Der Dreikönigskuchen ist e<strong>in</strong> traditionelles Festtagsgebäck,<br />

das zum 6. Januar gebacken wird. Allen<br />

je nach Region unterschiedlichen Rezepten ist geme<strong>in</strong>sam,<br />

dass e<strong>in</strong>e getrocknete Bohne, e<strong>in</strong>e Mandel,<br />

e<strong>in</strong>e Münze o<strong>der</strong> e<strong>in</strong> kle<strong>in</strong>er Gegenstand als Glücksbr<strong>in</strong>ger<br />

e<strong>in</strong>gebacken wird. In <strong>der</strong> Schweiz wird <strong>der</strong><br />

Dreikönigskuchen aus süssem Hefeteig hergestellt.<br />

Die kle<strong>in</strong>e weisse Königsfigur krönt den F<strong>in</strong><strong>der</strong> zum<br />

König für e<strong>in</strong>en Tag. Schätzungen gehen <strong>in</strong> <strong>der</strong><br />

Schweiz von gegen 1,5 Millionen Kuchen aus, e<strong>in</strong>e<br />

Verbreitung, die kaum e<strong>in</strong> an<strong>der</strong>er Brauch erreicht.<br />

Bauernregeln zum Dreikönigstag lassen sich auch<br />

f<strong>in</strong>den. Hier zwei Beispiele: „Ist Dreikönig hell <strong>und</strong><br />

klar, gibt’s guten We<strong>in</strong> im neuen Jahr.“ Für das Spalenquartier<br />

eher brauchbar: „War bis zu Dreikönig<br />

ke<strong>in</strong> rechter W<strong>in</strong>ter, kommt ke<strong>in</strong>er mehr dah<strong>in</strong>ter.“<br />

Gaststätten Nicht nur das Basler Grand Hotel ’Les<br />

Trois Rois’, auch zahlreiche Wirtshausnamen gehen<br />

auf die heiligen Drei zurück, so ’Zur Krone’, ’Sternen’,<br />

’Zum Mohren’ <strong>und</strong> natürlich ’Zu den Drei Königen’.<br />

(bu)<br />

Ausgabe 14 / Dezember 2010 Seite 13

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