Hermannsburger Journal 2 2020 APRIL
Das Journal der Gemeinde Südheide. Blättern Sie online Ausgabe Nummer 2 in 2020. Viel Spaß beim lesen wünscht der SuBo Verlag.
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LOKALES
LOKALES
Die Not der
WILDBIENEN
Sie können helfen!
von Clemens Schauenburg
In Deutschland leben ca. 560 Wildbienenarten.
Davon steht mehr als die
Hälfte auf der roten Liste und bereits 67
Arten sind ausgestorben oder
kurz davor. Wie wenige
Insekten im Sommer
am Auto kleben bleiben,
sind einer der
greifbarsten Indizien
dafür. Ich
beobachte diese
Entwicklung seit
vielen Jahren
und nachdem ich
2018 die dramatischen
Berichte des
BUND (Forschungen
von Prof. Weisser und
die Krefelder Studie) las,
war ich so geschockt, dass ich
beschloss, mich für eine Veränderung
der Lage einzusetzen. Nur ein Fakt zu
der Krefelder Studie: Die Biomasse der
Fluginsekten hat sich zwischen 1989 und
2016 um 76% reduziert. Bodeninsekten
wurden noch gar nicht berücksichtigt! Die
Lebensräume der Wildbienen in Form
von Nistmöglichkeiten und Nahrungsangeboten
sind stark rückläufig. Die Gründe
dafür sind vielseitig
und, für unsere Projekte
wichtig zu verstehen,
können hier jedoch nur
kurz angerissen werden.
Wildbienen benötigen
eine Strukturvielfalt der
Landwirtschaft. Sie haben im Gegensatz
zur Honigbiene nur eine geringe Fortpflanzungsrate,
da sie, bis auf die Hummel,
Einzelgänger und stark abhängig von speziellen
Nahrungs- und Nistplatzangeboten
sind. Die moderne Landwirtschaft
Die Biomasse der
Fluginsekten hat
sich zwischen
1989 und 2016 um
76% reduziert.
lässt dies jedoch kaum noch zu. Blühende
Wiesen mit einem reichen Nahrungs- und
Nistangebot sind ebenso Mangelware,
wie Sandwege, alte Hecken
oder Steinhaufen. Typische
Pflanzen wie z.B.
Kornblumen, Klatschmohn,
Phacelia
oder Disteln
kennen Kinder
nur noch aus Bilderbüchern.
Es
herrschen lediglich
nahrungsarme
Monokulturen, die
spätestens im Spätsommer
zu einer Nahrungswüste
für Insekten
führen. Zwar legen Landwirte
mittlerweile zum Teil Blühstreifen
an, diese ersetzen jedoch nicht
annähernd das fehlende Angebot. Hinzu
kommen aufgeräumte Forstwälder, aus
denen jegliches Totholz entfernt wird und
somit weitere potentielle Nistplätze verschwinden.
Die Schuld nur auf die moderne Landwirtschaft
zu schieben, wäre jedoch
falsch, denn die nächsten
großen Faktoren
sind sowohl die dörflichen
als auch urbanen
Lebensräume der
Menschen. Aufgrund
der Versiegelung der
Landschaften durch
Häuser, Straßen, Gehwege, Parkplätze
oder in Mode gekommene Steingärten
gibt es auch dort nur noch sehr wenige
Lebensräume für Insekten. Wo es früher
Kleingärten, Gemüsegärten, Obstbäume,
Hecken, Stauden und Blumen vom örtlichen
Gärtner gab, herrscht heute meist
Leere oder triste Steinbeete. Selbst reine
Rasengrundstücke, auf denen Weiß- oder
Rotklee wachsen könnte, werden durch
Mähroboter so kurz gehalten, dass für
Insekten keine Nahrung bleibt. Zu guter
Letzt locken Discounter und Baumärkte
ihre Konsumenten mit minderwertigen
Nisthilfen und günstig verzüchteten oder
geschlossenen Zierpflanzen, die den
Insekten zusätzlich Kraft auf der Suche
nach Nahrung und Lebensraum rauben.
Nachdem ich 2018 damit begann, mich
intensiver mit dieser Problematik auseinander
zu setzen und einen einjährigen Imkerkurs
bei einer Bio-Imkerin absolvierte, stellte
ich immer wieder folgende Dinge fest:
– 2/3 aller Nutzpflanzen werden von
Bienen bestäubt. Damit ist die Biene
prinzipiell das wichtigste Nutztier des
Menschen und seine Ernährung, denn
ohne sie würde es auch kaum Nahrung
für die anderen wichtigen Nutztiere
wie Rinder und Schweine geben
– Die Tierwelt leidet ebenfalls unter
dem Rückgang der Insekten, da Ihre
Nahrungsketten bedroht sind. Ein
Beispiel dafür sind Vögel, die Insekten
dringend als Nahrung benötigen
– Die Öffentlichkeit ist meist schlecht
informiert
– Bienensterben betrifft nicht, wie oft
geglaubt, die Honigbiene, sondern nur
die Wildbienen
– Die Politik beschäftigt sich viel zu
wenig mit diesem brisantem Thema
und viele Maßnahmen sind eher
Aktionismus als dauerhaft effektiv
– Wenn nicht schnell gehandelt wird,
werden ganze Arten aussterben –
mit dramatischen Auswirkungen auf
unser Leben
– Viele Menschen wollen etwas Gutes tun,
wissen aber nicht, wie sie es richtig
angehen können
– Es gibt unglaublich viel Potential zur
Verbesserung der Lage – es muss
nur genutzt werden!
Aus diesem Grund gründete ich im
Dezember 2019 den Instagram-
Account @Bee_Clemmi. Dort
stelle ich interessante Bilder verbunden
mit informativen Texten
online. Es geht sowohl um Fakten
und den Schutz, als auch um das
Leben der Wild- und Honigbienen.
Darüber hinaus gebe ich immer
wieder Tipps zu schönen, pflegeleichten
Pflanzen für Balkon und Garten.
Der Account wuchs rasant, was mich
darin bestätigte, dass das gesellschaftliche
Interesse durchaus vorhanden ist. Ich traf
tolle Mitstreiter, aus denen sich eine Gruppe
aus vielen Fachbereichen gebildet hat, mit der
wir nun Projekte angehen, um den Norden wieder
bunt blühen zu lassen. Unser erstes großes Projekt sollte
zusammen mit tollen Partner wie der Deutschen Wildtier
Stiftung am 28.03.2020 an der Gyula-Trebitsch-Schule in
Hamburg/Tonndorf stattfinden. Leider wurde dies aufgrund
der aktuellen Corona-Krise zeitlich nach hinten
geschoben.
Jedoch stehen weitere wichtige Projekte auf der Agenda, denn
der Naturschutz ist weiterhin ein sehr wichtiges Thema und
ebenfalls systemrelevant. So ist ein Projekt zur Anlage eines
bienenfreundlichen Schulhofs an der Hermann-Billung-Grundschule
geplant. Es soll eine große Bienenweide mit vielen Nistmöglichkeiten
entstehen. Hinzu kommen insektenfreundliche
Pflanzen für die Beete und nach Möglichkeit eine Informationsveranstaltung.
Gerade Projekte an Schulen sind eine gute
Möglichkeit, schon den Kleinsten unter uns die Bedeutung der
Insekten beizubringen und so ein Interesse dafür zu wecken. Aus
diesem Grund sind auch weitere Schulprojekte in der Südheide
denkbar. Des Weiteren ist in Hermannsburg ein Pfad geplant,
entlang dessen Informationstafeln stehen, Bienenweiden, Stauden,
Blumen, Hecken gepflanzt und ober- und unterirdische
Nistplätze zur Verfügung gestellt werden. So können sich die
Besucher entlang des Pfades informieren und gleichzeitig schöne
Ideen für ihren eigenen Garten oder Balkon sammeln. Jede einzelne
Pflanze hilft – auch in Steinbeeten – und oftmals sind diese
total pflegeleicht. Naturschutz kann nämlich ganz einfach und
wunderschön sein! Gespräche mit unserem Bürgermeister Axel
Flader werde ich ebenfalls in absehbarer Zeit führen, bei denen
es um weitere Möglichkeiten und den ersten Bienenfutterautomaten
Niedersachsens gehen wird.
Sie können spenden
Da wir alles ehrenamtlich organisieren, sind
wir auf Ihre Spenden angewiesen, um
diese beiden Projekte in Hermannsburg
vollends bewältigen zu können.
Hierzu haben wir eine Spendenseite
unter dem Motto „Der Norden
blüht auf – Zum Schutz der Bienen“
auf www.betterplace.me/dernorden-blueht-auf-zum-schutzder-bienen43
errichtet. Unter der
Suchfunktion findet man die Aktion
sehr schnell. Alternativ können
Spenden auf dem Hof-Albers in
Oldendorf oder bei der Fußpflege
Astrid Schauenburg in Baven abgeben
werden. Jeder einzelne Euro für
unser Projekt hilft der Natur und macht
unsere Heimat Hermannsburg noch
ein Stück lebenswerter. Für Fragen und
Anregungen stehe ich jederzeit
und gerne auf meinem
Instagram Profil oder
per E-Mail unter
C.Schauenburg@
gmx.de zur Verfügung.
Ich freue mich
auf diese spannenden
Projekte und Ihre
Unterstützung. Weitere
Informationen folgen!
Viele Grüße und bleiben Sie gesund! Fotos: Clemens Schauenburg
Inhaber J. Hiestermann
Steinmetz-Bildhauermeister
Grabmale • Gartenausstattung
Brunnen • Treppen
Fensterbänke • Fliesen
Lotharstraße 86 • 29320 Hermannsburg
Telefon 05052 3372 • Telefax 05052 8444
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