LACRIMOSA LACRIMOSA
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LACRIMOSA LACRIMOSA
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Dark Rock vs. Gothic Metal<br />
Die Witt ener Goth-Metaller luden zum Vorab-Lauschen<br />
ihres neuen Albums. NEGAtief<br />
folgte dem Ruf nach Bochum, wo neben Erdbeertörtchen<br />
und Kaff ee eine musikalische<br />
Überraschung wartete.<br />
Die Spannung auf den Sound des vierten Albums<br />
war groß. Nachdem das zweite Album<br />
„Die Gärten des Herrn“ musikalisch schon<br />
um einiges vielschichtiger und auch härter<br />
gewesen war, als das melancholisch-schwere<br />
Debüt „Eisheilig“, hatt e die Band 2006 mit<br />
„Elysium“ noch einen draufgesetzt und mit<br />
einem deutlich brachialeren Sound überzeugt.<br />
Bezüglich des Sounds ihres vierten Albums<br />
verkündete Eisheilig dann, es habe sich<br />
erneut „viel getan“. Erschöpft von der Studioarbeit<br />
und sichtlich zufrieden, gewährten<br />
uns die Witt ener nun einen kleinen Einblick in<br />
diese Neuerungen in Ge-<br />
stalt von vier Songs.<br />
Und in der Tat ist einiges<br />
anders als erwartet. Bereits<br />
im ersten Stück „Wir<br />
leben“ fällt auf, dass der<br />
Gesang vielseitiger geworden ist. Die Melodien<br />
umspannen nun ein breiteres Tonspektrum,<br />
zusätzlich zu den gewohnt tief-monotonen<br />
Vocals bedient sich Sänger Dennis<br />
Mikus jetzt auch höherer Stimmlagen. Geschriene<br />
Parts wie in „Elysium“ tauchen allerdings<br />
nicht auf. Ebenso vergebens sucht man<br />
die brachialen Gothic-Metal-Gitarrenwände<br />
des Vorgängeralbums. Statt dessen dominieren<br />
rockige Riff s. In „Wir leben“ treibt die Gitarre<br />
in guter Rockmanier nach vorne, in „Gold“<br />
spielt sie gar eine Melodie, die aus einem Robert-Rodriguez-Film<br />
stammen könnte. Dazu<br />
gesellen sich neben den dunklen, typischen<br />
Eisheilig-Synthies hier und da auch Sounds,<br />
die z. B. an eine Hammond-Orgel erinnern.<br />
Es gibt eine von Klavier und Akustikgitarre<br />
getragene Ballade („Die dunkelste Stunde“),<br />
die mir persönlich zu<br />
„Irgendwann liegst du<br />
dann in der Kiste und<br />
ärgerst dich, dass du an<br />
nichts Spaß gehabt hast.“<br />
poppig ist und zum<br />
Abschluss noch das<br />
grandios mitreißende<br />
„Steht auf“, das von<br />
einem unkonventionellen<br />
Gitarrenriff<br />
weiter und weiter nach oben geschraubt wird.<br />
Regelrecht zu kreiseln fängt der Song an, als<br />
im Refrain eine rasante Keyboardmelodie<br />
den Karusselleff ekt noch potenziert und Mikus’<br />
aufwiegelndes „Steht auf und schreit!“<br />
ertönt. Hier handelt es sich ganz klar um Eisheilig,<br />
noch melancholisch aber nicht mehr<br />
so schwer. Vorbei die harten Metal-Anleihen,<br />
statt dessen rockige Untertöne und organische<br />
Sounds.<br />
Wie kommt es zu dieser musikalischen Veränderung?<br />
Während die Arbeit am Mischpult<br />
schon wieder weiter geht, steht zwei Räume<br />
entfernt Gitarrist Till Maiwald Rede und Antwort:<br />
„Wir haben angefangen, neue Songs zu<br />
schreiben und gemerkt, dass sie in eine andere<br />
Richtung gehen. Da musst du halt mitgehen,<br />
sonst bist du irgendwann nicht mehr<br />
authentisch. Wir hören viel unterschiedliche<br />
Musik, von Opeth über Kreator bis zu Muse<br />
oder Sigur Ros. Irgendwann kriegt man Bock,<br />
solche Sounds auszuprobieren. Zu sehen, ob<br />
das passt, ob man das mit Eisheilig verbinden<br />
kann. Dadurch ergibt sich auch, dass das<br />
neue Material in sich komplexer ist.“ Neben<br />
der musikalischen Entwicklung fällt auch auf,<br />
dass die Texte, so weit man sie in einem Durchlauf<br />
erfassen kann, sehr viel lebensbejahender<br />
wirken, als von Eisheilig gewohnt. „Ihr seid<br />
Lichter dieser Welt!“ heißt es in einem Song,<br />
„Ja, ich lebe! Ja, ich fühle noch!“ in einem anderen.<br />
Till stimmt zu und resümiert: „Wir haben<br />
uns als Menschen weiterentwickelt und<br />
das merkt man natürlich auch an den Texten.<br />
Sie sind persönlicher geworden. So ein Lied<br />
wird nicht die Welt verändern aber es kann<br />
Anstöße geben. Vielen Leuten könnte es viel<br />
besser gehen, wenn sie nur nicht so gleichgültig<br />
wären. Irgendwann liegst du dann in der<br />
Kiste und ärgerst dich, dass du an nichts Spaß<br />
gehabt hast.“<br />
Am neuen Eisheilig-Album „Auf dem Weg<br />
in Deine Welt“ werden sicher so einige Leute<br />
Spaß haben. Veröff entlicht wird im Herbst.<br />
lar� �ittrich<br />
www.eisheilig.de<br />
VÖ „Auf dem Weg in Deine Welt“: 28.09.07<br />
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