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LACRIMOSA LACRIMOSA

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Orange Sector<br />

„Profound“ (Infacted)<br />

Tiefgründig – so die Übersetzung des Albumtitels, ist eher<br />

irreführend, denn die wiedererwachten Orange Sector<br />

bieten nicht mehr und nicht weniger als geradlinigen Oldschool-EBM.<br />

Das ist auf der Tanzfl äche extrem ansteckend<br />

und schweißtreibend, funktioniert zu Hause dann aber nur<br />

mit dem entsprechenden Subwoofer. Die musikalischen<br />

Vorbilder der alten Schule lassen sich klar bei Nitzer Ebb,<br />

den frühen Krupps und den Großmeistern Front 242 fi nden.<br />

Textlichen Feingeist wird man kaum fi nden, doch wer<br />

erwartet das von EBM? Zehn Songs und drei Remixe auf<br />

41:59 Minuten Länge versprechen eine stilechte Zeitreise<br />

zurück zum Bürstenlook und Männerschweiß in Feinripp.<br />

TIPP DER REDAKTION<br />

Recoil „Subhuman“ (Mute)<br />

Alan Wilder galt schon seit jeher als das stille Wasser bei<br />

Depeche Mode, und jene sind bekanntlich tiefer. So auch<br />

sein radikal-geniales Soloprojekt Recoil, mit welchem er<br />

seit über 15 Jahren stetig die musikalische Twighlightzone<br />

abseits der kommerziellen Pfade seiner ehemaligen<br />

Hauptformation durchleuchtet. „Subhuman“ bleibt dieser<br />

Linie treu. Zwei begnadete Gastsänger, einer davon die düsterste<br />

Blues-Stimme dieser Galaxis, eine Geisterbahnfahrt<br />

durch die fi nstersten<br />

Sümpfe des Ambient-Dschungels<br />

und<br />

das Thema „Abschaum<br />

der Gesellschaft”. Das ist nicht nur<br />

ungemein spannend, ambitioniert und albträumerisch,<br />

sondern bestimmt auch anstrengend für den kommerziellen<br />

Freund des „formatierten Undergrounds” und das<br />

ist gut so. Wer es trotzdem wagt, kann an diesem Album<br />

wachsen und hier die wahre Größe musikalischen Grenzgängertums<br />

erleben.<br />

mind.in.a.box „Crossroads“ (Dependent)<br />

Mind.in.a.box stehen an einem Scheideweg. Einerseits ist<br />

die musikalische Substanz hinter der klanglichen Fassade<br />

immer wieder an den Eurotechno der 90er angelegt, andererseits<br />

bietet man groß angelegte Demonstrationen<br />

des technisch Möglichen der Klangmanipulation im weiten<br />

Feld des Intelligent und Drum und Base. Statt Vocoder,<br />

Autotune und Cher-Effekten würde auch manchmal eine<br />

menschliche Note nicht schaden. Der visuellen Fassade<br />

des Ingo Römling gelingt es, das Gesamtkonzept in einen<br />

intensiven und spannenden Spacetrip zu verwandeln und<br />

Titel, wie die geniale Ballade „The Place“ versöhnt gegenüber<br />

einigen Schwachpunkten.<br />

Saltatio Mortis<br />

„Aus der Asche“ (Napalm Records)<br />

Erstaunlich, wie schnell die Band trotz massiver Umbesetzungen<br />

zu ihrem routiniert vorgetragenen Sound<br />

zurückgefunden hat. Natürlich erfi nden Saltatio Mortis<br />

das Mittelalterrockrad nicht neu, aber der Abwechslungsreichtum<br />

sucht seinesgleichen unter den Spielmännern.<br />

Wer die Band noch dazu live erlebt hat, kennt die wahre<br />

Bedeutung von schweißtreibend. Neben den sicheren<br />

Tanzfl ächenfegern wie „Spielmannsschwur“ und „Prometheus“<br />

gibt es besinnlich-balladeskes wie „Nichts bleibt<br />

mehr“, altdeutsche Halftemponummern wie „Vaulfen“<br />

oder auch höfi sche Tanzaufforderungen im authentischen<br />

Klangkostüm seiner Zeit wie „Choix des Dames“. Alleine<br />

das Thema des Albums scheint sich ausnahmslos um das<br />

Leben, Lieben und Sterben des Spielmannes zu handeln,<br />

da wäre bestimmt noch mehr möglich gewesen. Wer aber<br />

schon die Vorgänger mochte, wird dieses druckvoll produzierte<br />

Album lieben.<br />

Pride and Fall<br />

„In My Time Of Dying“ (Dependent)<br />

Ein Narr, der nicht erkennt, dass der Titel hier auch Pate für<br />

das baldige Aus des renommierten Dependent Labels steht.<br />

Am Anfang ihrer Karriere wurde ihnen viel zu oft der VNV-<br />

Plagiatsvorwurf zuteil, der auf dem neuen Longplayer komplett<br />

deplatziert ist. Sicher, man bedient gemeinsam die<br />

elektronische und futurepoppige Tanzfl äche, aber darüber<br />

hinaus haben die Schweden weit mehr zu bieten. Die zutiefst<br />

melancholische Stimmung des Sängers trifft auf das<br />

skandinavische Gespür für Harmonie und Dramaturgie. So<br />

entstand ein extrem tanzbares Album, das gleichermaßen<br />

im Club und Zuhause funktioniert.<br />

Hearts Of Black Science<br />

„The Ghost You Left Behind“ (Club AC30)<br />

Wieso haben immer wieder Skandinavier das Händchen für<br />

melancholische Ohrwürmer? Die „Herzen der schwarzen<br />

Wissenschaft“ betören mit verspielten, abwechslungsreichen<br />

und luftigen Arrangements, die streckenweise entfernt<br />

an 80er Größen wie Twice a Men und Blancmange<br />

erinnern. Schwebende Keyboardfl ächen, sphärische Stakkato-Gitarren,<br />

New Wave Drumgrooves und Loops werden<br />

von unkonventionellen Keyboards und Samplesolos<br />

unterbrochen, während die vorwiegend ruhigen Gesänge<br />

ein paar Etagen höher in Hall- und Echowolken davon<br />

schweben. Der good „old“ New Wave wurde bereits vor<br />

einer Weile als hippe Wiederentdeckung reanimiert. So gesehen<br />

ist dieses Album ein zeitgemäßer Einstieg für die zu<br />

spät geborenen Emowaver von heute. Wer jedoch im Besitz<br />

einer großen 4 AD Diskographie ist, kann sich gepfl egt zurücklehnen<br />

und eine alte Cocteau Twins Scheibe aufl egen.<br />

9

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