ERF Antenne 0506|2020 Wenn die Seele singt
Das Magazin von ERF – Der Sinnsender
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Gott bege<br />
Kann eine Musikwissenschaftlerin<br />
unbefangen Musik anhören? Ohne sie<br />
im Kopf auseinanderzunehmen? Nicht<br />
ganz – und doch ist Musik für Simona<br />
Brandebußemeyer weit mehr als ein<br />
Stu<strong>die</strong>nobjekt. Sie ist ein Weg, auf ganz<br />
besondere Weise Gott zu begegnen.<br />
Ich singe mir<br />
selbst vor, wie ich<br />
mit der Situation<br />
umgehen will.<br />
„Einfach mal losschreiben“, denke ich mir selbstbewusst.<br />
„Zum Thema Musik wird mir schon was<br />
einfallen, schließlich habe ich das stu<strong>die</strong>rt.“ Oder zumindest<br />
so was Ähnliches. Sechseinhalb Jahre lang<br />
bin ich pflichtbewusst zur Uni gegangen und habe<br />
Musikwissenschaft stu<strong>die</strong>rt. Ich habe Seminare zur<br />
Musikgeschichte, den aktuellen Charts und den Kompositionstechniken<br />
des Barocks besucht. Mal mehr,<br />
mal weniger euphorisch, das gebe ich zu. Aber zwischen<br />
den rationalen Herangehensweisen zu einem<br />
emotionalen Ausdrucksmittel ist mir Eines zum Glück<br />
nicht verloren gegangen: <strong>die</strong> Freude an der Musik, dem<br />
Hören und dem Selbermachen.<br />
Das ist nicht selbstverständlich.<br />
Wie oft wurde mir im Vorfeld<br />
von ernüchterten Kommilitonen<br />
prophezeit, dass der Kopf einfach<br />
nicht mehr auszustellen wäre,<br />
sobald Musik läuft. Eine These,<br />
<strong>die</strong> sich auch in anderen Berufen<br />
wiederfindet: Mediziner stellen<br />
erstmal eine Diagnose, wenn<br />
sie außerhalb der Praxis jemand<br />
kennenlernen und Friseure<br />
zupfen dir in Gedanken <strong>die</strong> Augenbrauen,<br />
während sie mit dir<br />
sprechen. Wie ist es bei mir? Nach dem Studium lautet<br />
mein Fazit: Stimmt schon, das mit dem Analysieren.<br />
<strong>Wenn</strong> ich einen Song höre, dann achte ich auf <strong>die</strong> Instrumentierung,<br />
<strong>die</strong> Akkorde, <strong>die</strong> Gesangstechnik. Aber<br />
das nimmt der Musik nicht ihren Reiz.