Sicherheitsingenieur Special PSA 2020
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Fachbeitrag<br />
Unter elektrisch isolierender <strong>PSA</strong> versteht<br />
man folgende Produkte:<br />
■ Isolierende Handschuhe (gemäß EN<br />
60903)<br />
■ Isolierende Ärmel (EN 60984)<br />
■ Isolierende Schutzbekleidung<br />
(EN 50286)<br />
■ Isolierendes Schuhwerk (EN 50321)<br />
■ Isolierende Helme (EN 50365)<br />
Welche <strong>PSA</strong> für welche Tätigkeit benötigt<br />
wird, hängt von der ausgewählten<br />
AuS-Technologie ab. Bei den meisten<br />
Arbeiten im NS-Bereich werden nur der<br />
isolierende Handschuh und der Helm<br />
verwendet. Die isolierende Schutzbekleidung<br />
kommt hauptsächlich bei Arbeiten<br />
an NS-Freileitungen zur Anwendung,<br />
während isolierende Ärmel beim Arbeiten<br />
an MS-Freileitungen benutzt werden.<br />
Elektrisch isolierende <strong>PSA</strong> muss mit<br />
dem Doppeldreieck und einer zusätzlichen<br />
Klassenangabe gekennzeichnet werden.<br />
Die Klassenangabe kennzeichnet den<br />
Anwendungsbereich der <strong>PSA</strong> hinsichtlich<br />
der maximal zulässigen Nennspannung<br />
der Anlagen, an denen die <strong>PSA</strong> eingesetzt<br />
werden kann. Der Anwendungsbereich<br />
beginnt bei<br />
■ Klasse 00 (bis 500 V Wechselspannung<br />
und 750 V Gleichspannung) und endet<br />
bei<br />
■ Klasse 4 (bis 36 kV Wechselspannung<br />
und 54 kV Gleichspannung).<br />
Höhere Schutzklassen sind aus ergonomischen<br />
Gründen aktuell nicht möglich.<br />
Die Auswahl der erforderlichen Isolationsschutzklasse<br />
der <strong>PSA</strong> erfolgt dementsprechend<br />
anhand der Nennspannung der<br />
Anlage, an der gearbeitet werden soll.<br />
<strong>PSA</strong> zum Schutz vor Störlichtbögen<br />
(<strong>PSA</strong>gS)<br />
Von einem Störlichtbogen gehen verschiedene<br />
Effekte aus, die zu einer<br />
Gefährdung von Personen in unmittelbarer<br />
Nähe des Störlichtbogens führen. Hinsichtlich<br />
der persönlichen Schutzmaßnahmen<br />
hat man sich auf die thermischen<br />
Wirkungen des Störlichtbogens konzentriert,<br />
weil von diesen mit höherer Wahrscheinlichkeit<br />
irreversible bis tödliche<br />
Verletzungen ausgehen (Definition von<br />
<strong>PSA</strong>gS: Persönliche Schutzausrüstungen<br />
zum Schutz vor den thermischen Gefahren<br />
des Störlichtbogens).<br />
Prinzipiell müssen bei der Beurteilung<br />
der Störlichtbogengefährdung alle Arbeiten<br />
berücksichtigt werden, die an oder in der<br />
Nähe einer offenen Anlage, deren spannungsfreier<br />
Zustand noch nicht her- oder<br />
sichergestellt wurde, mit direktem Kontakt<br />
zur Anlage durchgeführt werden. Das<br />
kann unter anderem die Umsetzung der<br />
fünf Sicherheitsregeln oder das Arbeiten<br />
unter Spannung (AuS) sein. Energie -<br />
reiche und gefährliche Störlichtbögen<br />
können bei einem Großteil der NS-Anlagen<br />
und an allen MS-Anlagen in der<br />
öffentlichen und industriellen Energie -<br />
versorgung sowie an leistungsstarken<br />
Batterieanlagen (zum Beispiel in der Elektromobilität)<br />
auftreten. <strong>PSA</strong>gS ist somit<br />
für fast jede Elektrofachkraft relevant.<br />
Die <strong>PSA</strong>gS selbst besteht grundsätzlich<br />
mindestens aus einem<br />
■ Gesichtsschutz (gemäß EN 166 und<br />
GS-ET 29),<br />
■ Handschutz (EN 60903 oder EN 407 in<br />
Verbindung mit GS-ET 42–1/2) und der<br />
■ Bekleidung (EN 61482–2).<br />
Das in Europa genutzte, so sogenannte<br />
Box-Test-Prüfverfahren der <strong>PSA</strong>gS führt<br />
in der Typprüfung zu einer Schutzein -<br />
teilung der <strong>PSA</strong>gS in die zwei Schutz -<br />
klassen:<br />
■ Klasse 1 (APC 1) und<br />
■ Klasse 2 (APC 2).<br />
Die Schwere der Auswirkungen eines<br />
Störlichtbogens ist prinzipiell abhängig<br />
von der im Störlichtbogen umgesetzten<br />
Lichtbogenenergie, die im Falle eines<br />
Störlichtbogenunfalls an der Anlage auftritt.<br />
Je größer diese Energie ist, desto<br />
größer ist die Gefahr schwerer Verbrennungen.<br />
Die Auswahl der erforderlichen<br />
<strong>PSA</strong>-Schutzklasse erfolgt demnach nach<br />
Dieses Symbol kennzeichnet <strong>PSA</strong>, die<br />
Schutz vor den thermischen Wirkungen<br />
des Störlichtbogens bietet.<br />
Linktipp<br />
■ DGUV Information 203–077<br />
„Thermische Gefährdung durch<br />
Störlichtbögen“: https://publi<br />
kationen.dguv.de > Regelwerk<br />
> Regelwerk nach Fachbereich<br />
> Energie, Textil, Elektro,<br />
Medienerzeugnisse (ETEM) ><br />
Elektrotechnik und<br />
Feinmechanik<br />
der im Fehlerfall zu erwartenden Licht -<br />
bogenenergie am Arbeitsplatz und nicht<br />
anhand der Kurzschlussleistung oder der<br />
Nennspannung der Anlage. Die Auswahl<br />
der Störlichtbogenschutzklasse der <strong>PSA</strong>gS<br />
erfolgt dann auf der Grundlage des in der<br />
DGUV Information 203–077 (siehe Linktipp<br />
oben) beschriebenen Berechnungs -<br />
algorithmus´. Die im Jahr <strong>2020</strong> veröffentlichte<br />
neue Version dieses Dokuments<br />
wird neben der Störlichtbogenenergie -<br />
berechnung für Wechselspannungsanlagen<br />
zusätzlich auch einen Berechnungsal -<br />
gorithmus für Gleichspannungsanlagen<br />
beinhalten. Weiterhin werden erstmalig<br />
konkrete Aussagen zu den unteren Grenzen<br />
der Anwendung von <strong>PSA</strong>gS gemacht<br />
und es ist eine Risikobetrachtung hinzugefügt<br />
worden, um die Lichtbogengefahr<br />
an Anlagen mit hohen Kurzschlussenergien<br />
einschätzen zu können.<br />
Das Doppeldreieck weist elektrisch<br />
isolierende <strong>PSA</strong> aus; hinzu kommt<br />
noch die Klassenangabe.<br />
<strong>2020</strong> <strong>Special</strong> <strong>PSA</strong> 17