Sicherheitsingenieur Special PSA 2020
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Fachbeitrag<br />
Die <strong>PSA</strong> der Zukunft<br />
Smart, vernetzt und mehr<br />
als nur Augen-, Gehöroder<br />
Fußschutz<br />
§ 4 Allgemeine Grundsätze … … 5. individuelle Schutzmaßnahmen sind nachrangig zu anderen<br />
Maßnahmen 1 – so verlangt es das Arbeitsschutzgesetz (ArbSchG) und diese Forderung ist –<br />
wie auch alle anderen Bestimmungen des Gesetzes – nicht verhandel- oder interpretierbar.<br />
Dennoch sind Persönliche Schutzausrüstungen (<strong>PSA</strong>) heute allgegenwärtig und weder aus<br />
dem beruflichen noch aus dem privaten Umfeld wegzudenken. Was können wir zukünftig in<br />
Sachen <strong>PSA</strong> erwarten?<br />
Foto: S. Taheri, Hannover<br />
Autor: Prof. Frank Werner<br />
Leiter des Fachbereichs<br />
Persönliche Schutzausrüstungen<br />
der Deutschen Gesetzlichen<br />
Unfallversicherung (DGUV),<br />
stellv. Hauptabteilungsleiter<br />
Prävention der BG BAU<br />
Für viele Bereiche gibt es zur <strong>PSA</strong><br />
(noch) keine Alternative. Denken wir<br />
an den Industrieschutzhelm oder S3-<br />
Sicherheitsschuhe auf Baustellen, die<br />
Schutzkleidung und Pressluftatmer für<br />
Feuerwehrleute oder an die Warnkleidung<br />
der Polizei im öffentlichen Straßenverkehr.<br />
Bereits durch die einfache Frage<br />
der Betroffenen „Und wer bezahlt´s?“<br />
erfahren wir in der Regel schon, dass im<br />
konkreten Fall<br />
1. die <strong>PSA</strong>, über die gerade diskutiert<br />
wird, im beruflichen Bereich eingesetzt<br />
werden soll und<br />
2. dass es wohl vordergründig um die<br />
lästige Pflicht geht, <strong>PSA</strong> zu benutzen<br />
und nicht darum, sich zu schützen, wo<br />
höherwertige Maßnahmen nicht umsetzbar<br />
sind.<br />
So selbstverständlich, wie es eine der<br />
Arbeitgeberpflichten ist, notwendige geeignete<br />
<strong>PSA</strong> für die Beschäftigten zur Verfügung<br />
zu stellen, zeigt die Erfahrung auch,<br />
dass im privaten Umfeld das Beste oft gerade<br />
gut genug ist, wenn es darum geht, sich<br />
in der Freizeit – also im privaten Umfeld – zu<br />
schützen. Eine Chance, die es zu nutzen gilt.<br />
Sicher – rund um die Uhr<br />
Sie begegnen uns immer wieder und<br />
zwischenzeitlich auch fast überall im täglichen<br />
Leben – Radfahrer mit Fahrradhelm<br />
und Warnweste, Skifahrer mit Helm und<br />
Skibrille, Inline-Skater mit Helm und Protektoren,<br />
Hobbygärtner mit Schutzhandschuhen.<br />
Diese Aufzählung ließe sich problemlos<br />
fortsetzen. Und das Besondere: In<br />
keiner Vorschrift und in keinem Gesetz gibt<br />
es hierfür eine Pflicht. Es sind Menschen,<br />
die zumeist in ihrem privaten Umfeld für<br />
sich entschieden haben, sich oder auch ihre<br />
Kinder durch die Benutzung von <strong>PSA</strong> zu<br />
schützen. Was hier scheinbar problemlos<br />
funktioniert, bereitet uns im betrieblichen<br />
Alltag oft Kopfzerbrechen und stellt uns vor<br />
scheinbar unüberwindbare Hürden.<br />
Folgerichtig fragen wir uns: „Warum<br />
ist das so?“ und „Was müssen wir im<br />
betrieblichen Kontext ändern, um das zu<br />
erreichen, was im Privaten ganz selbstverständlich<br />
scheint?“. Die Grundidee einer<br />
Lösung fokussiert in zwei Hauptrichtungen.<br />
Die größere der beiden Herausforderungen<br />
verbirgt sich hinter dem Begriff<br />
Verhaltensprävention und damit der<br />
Auflösung der gedanklichen Schranken<br />
zwischen privaten und einem beruflichen<br />
Schutzbedürfnis der Menschen. Sicherheit<br />
und Gesundheit müssen in den Köpfen<br />
der Me<br />
nsch<br />
en so selbstverständlich<br />
sein, wi<br />
e Essen, Trinken und Schlafen.<br />
Genau hier greift die<br />
zweite Komponente,<br />
die ganz besonders in beruflichen Zusammenhang<br />
zu betrachten ist und sich hinter<br />
der Frage verbirgt: „Sieht mein Chef das<br />
genauso, oder stellt er mir nur <strong>PSA</strong> zur<br />
Verfügung, weil es im Gesetz gefordert –<br />
Hauptsache irgendetwas und Haupt -<br />
sache billig?“ Bekannt ist, dass man beispielsweise<br />
in den skandinavischen Ländern<br />
hier deutlich weiter ist. So gilt es als<br />
Selbstverständnis unter allen Beteiligten,<br />
dass gute <strong>PSA</strong> bereitgestellt und diese<br />
auch bestimmungsgemäß benutzt wird.<br />
<strong>PSA</strong> der Zukunft<br />
Persönliche Schutzausrüstungen sind<br />
heute und auch auf mittlere Sicht aus<br />
unserem Leben nicht wegzudenken. Wenn<br />
wir deren Akzeptanz ganz besonders im<br />
beruflichen Kontext erhöhen wollen, müssen<br />
wir den Weg der letzten zwanzig Jahre<br />
konsequent weiterverfolgen und den Mehrwert<br />
der <strong>PSA</strong> noch sicht barer machen als<br />
bisher und deren Komfort weiter erhöhen.<br />
Arbeiten und Industrie 4.0 zeigen bereits<br />
heute die Richtung notwendiger Entwicklungen.<br />
Die <strong>PSA</strong> der Zukunft wird intelligent<br />
vernetzt sein (smart ppe), mit ande-<br />
1<br />
Arbeitsschutzgesetz vom 7. August 1996 (BGBl. I<br />
S. 1246), das zuletzt durch Artikel 113 des Gesetzes<br />
vom 20. November 2019 (BGBl. I S. 1626) geändert<br />
worden ist<br />
4 <strong>Special</strong> <strong>PSA</strong> <strong>2020</strong>