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STIL.IST ist ehrlich und bringt den Leser weiter. Die schönen Seiten des Lebens in unverwechselbarer Natürlichkeit und Authentizität aufzeigen – darauf liegt der Fokus. Denn diese sind nicht nur (Wohn-)Ort, sie prägen auch pures Lebensgefühl im Einklang mit Lust auf Qualität und Abwechslung. Die Themen in STIL.IST sind so abwechslungsreich wie das Leben selbst: inspirierend, lebendig und spannend! Das Magazin informiert über Kultur, Lifestyle, Stadtentwicklungen, Fashion & Beauty-Trends sowie kulinarische Highlights. STIL.IST zeichnet sich durch hohe Wertigkeit und redaktionellen Anspruch aus. Verlässliche Informationen und interessante Unterhaltung schaffen eine gelungene Mischung aus praktischem Nutzwert und kurzweiligem Lesespaß. Sie mögen außergewöhnliche Geschichten? Sind heimatverbunden, probieren gerne Neues aus und suchen für all das die richtige Inspirationsquelle? Ihren Blick richten Sie auf einen anspruchsvollen Lebensstil gepaart mit kulturellem Interesse? Dann werden Sie STIL.IST lieben...
STIL.IST ist ehrlich und bringt den Leser weiter. Die schönen Seiten des Lebens in unverwechselbarer Natürlichkeit und Authentizität aufzeigen – darauf liegt der Fokus. Denn diese sind nicht nur (Wohn-)Ort, sie prägen auch pures Lebensgefühl im Einklang mit Lust auf Qualität und Abwechslung.
Die Themen in STIL.IST sind so abwechslungsreich wie das Leben selbst: inspirierend, lebendig und spannend!
Das Magazin informiert über Kultur, Lifestyle, Stadtentwicklungen, Fashion & Beauty-Trends sowie kulinarische Highlights. STIL.IST zeichnet sich durch hohe Wertigkeit und redaktionellen Anspruch aus. Verlässliche Informationen und interessante Unterhaltung schaffen eine gelungene Mischung aus praktischem Nutzwert und kurzweiligem Lesespaß.
Sie mögen außergewöhnliche Geschichten? Sind heimatverbunden, probieren gerne Neues aus und suchen für all das die richtige Inspirationsquelle? Ihren Blick richten Sie auf einen anspruchsvollen Lebensstil gepaart mit kulturellem Interesse?
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ÄNGSTE
Mandy empfindet sich nicht als geheilt, stellt sich aber ihren Ängsten
und geht diese auch an.
FURCHT VOR DEM UNBEKANNTEN
wenn angst das leben bestimmt
Es gibt viele Formen der Angst: Furcht, alltägliche Angst, existenzielle Angst, neurotische Angst,
Phobie, Hypochondrie, Herzneurose, Zwangsangst,
traumatische Angst, generalisierte Angst, Panikattacken, Angst bei Persönlichkeitsstörungen,
psychotische Angst.
Jeder Mensch hat mit einer der oben genannten Angstformen
sicher schon einmal Bekanntschaft gemacht. Sei es sorgen. Hilfe in Anspruch zu nehmen. Es geht schließlich
Trotzdem: Es lohnt sich, dran zu bleiben und für sich zu
die Furcht, die wir empfinden, wenn wir ganz oben an um das Wertvollste: das Leben an sich.
der Abbruchkante eines Felsen stehen, weil sich vor uns
ein tiefer Abgrund auftut, oder die Angst vor konkreten JETZT UND HIER
Dingen und Umständen – die Phobie. Vor engen Räumen, „Es fing eigentlich an, als ich damals eine Prüfung meiner
Fahrstühlen oder Spinnen oder davor, ins Flugzeug steigen
zu müssen. Für viele Menschen ist dies Alltag und dann, als ich ein halbes Jahr wiederholen musste, um die-
Ausbildung nicht bestanden hatte. Gemerkt habe ich es
damit eine enorme Belastung für Seele und Körper. Oft se Prüfung nochmals zu machen“, erzählt uns Mandy. Sie
enden diese Ängste in Panikattacken, die lebensbedrohlich
erscheinen: das Herz rast, der Blutdruck steigt enorm tientin. „Ich saß in der Klasse und es wurde eine Frage-
ist 37 Jahre alt und lebt in Tübingen. Und sie ist Angstpa-
an und man hat das Gefühl, sterben zu müssen. Glücklicherweise
gehen diese Attacken vorüber. Was jedoch ten Einsatz. Mir wurde ganz anders – der Gedanke, jetzt
runde gestartet. Jeder erzählte nochmal von seinem letz-
bleiben kann: die Angst vor der Angst. Ein Teufelskreis. und hier vor dieser fremden Klasse etwas zu erzählen
Die gute Nachricht ist: Betroffene erhalten Unterstützung und die Aufmerksamkeit auf mir zu haben.
und Beistand von Fachärzten, Kriseninterventionsstellen
und Therapeuten. Es ist nicht immer leicht und die Therapieplätze
sind oft monatelang im Voraus ausgebucht. Raum und kehrte zu dieser Schulstunde nicht
Es war schrecklich. Also verließ ich irgendwann den
mehr
.
zurück. Ich hatte mir natürlich dadurch Probleme gemacht.
Aber es war mir egal.“
Am nächsten Tag hat sie sich krank gemeldet. Der Gang
zum Psychiater war schwer, sogar grausam. Panik, Angst,
jeden Moment umzufallen. Die Kontrolle zu verlieren.
Nicht zu wissen, was als Nächstes geschehen würde. Womöglich
ein stationärer Aufenthalt in der Psychiatrie?
Niemals. „Ich war froh, mich überwunden zu haben, das
Haus zu verlassen, weil ich eigentlich nicht aus meinem
Bett wollte. Ich wäre am liebsten zuhause geblieben, aber
das war auch keine Lösung. Ich hatte Angst, konnte nicht
mehr alleine einkaufen gehen. In der Schlange an der
Kasse zu stehen machte mich wahnsinnig. Herzklopfen
und Schweißausbrüche“, erinnert sich Mandy. „Die
Angst, jeden Moment umfallen zu können, überkam
mich. Busfahren war schrecklich, sobald zu viele Menschen
im Bus waren, stieg ich nicht mal mehr ein. Platzangst
– das war etwas, was ich nicht ertragen konnte.
Fahrstuhl fahren? Alleine ging es, aber sobald andere
Menschen dabei waren, wollte ich dort immer so schnell
wie möglich wieder raus“.
MEDIKAMENTE
Manchmal geht es dann auch nur mit Medikamenten – für
einen gewissen Zeitraum und unter ärztlicher Aufsicht/
Kontrolle ist das kein Problem und kann für Betroffene
zum Rettungsanker werden. „Es ist nun mal so, dass Psychopharmaka
einen bestimmten Spiegel im Blut brauchen,
um zu wirken. Also habe ich der Akutphase dreimal täglich
entsprechende Medikamente eingenommen. Nur so
war ich in der Lage, überhaupt irgendwas zu tun“, so
Mandy. Tavor ist ein beruhigendes und angstlösendes Arzneimittel
(Tranquilizer) aus der Wirkstoffgruppe der Benzodiazepine.
Eine dauerhafte Einnahme ist nicht zu empfehlen.
„„Heute nehme ich einen Serotoninwiederaufnahmehemmer
ein. So kann ich ganz normal durchs
Leben gehen und meinen Alltag meistern“.
Ein weiterer Umstand erschwerte damals die Situation zusätzlich:
Mandys Vater erhielt die Diagnose Krebs im Endstadium.
Die Mutter war am Boden zerstört, Mandy hatte
mit sich zu kämpfen. Und dann die Katastrophe: Mandys
Mutter starb völlig unerwartet. Die Beerdigung musste organisiert
werden und die Pflege ihres Vaters auch. Vier
Monate später starb Mandys Vater. An sich selber denken?
Wie denn? Es war zu viel zu tun, zu erledigen und zu klären.
An Trauer und Verarbeitung war nicht zu denken.
„Also saß ich wieder bei meinem Psychiater, der mir die
Adresse einer Anlaufstelle zur Krisenbewältigung in
Akutsituationen gab. In diesem Fall zur Trauerbewältigung
– die hatte in diesem Moment Priorität“, so Mandy.
„Es hat mir sehr geholfen mit meiner Trauer umzugehen
und mich auch mal wieder um mich selbst zu kümmern.
Ich hatte ein paar Sitzungen; infolgedessen ging es dann
bei meiner Psychologin weiter. Letztendlich ging es ja darum,
das eigentliche Problem zu verarbeiten: die Angststörungen
und Panikattacken. Die Therapie war sehr,
sehr gut und gab mir wieder Selbstvertrauen“.
Das Therapieende liegt mittlerweile zwei Jahre zurück.
Als geheilt bezeichnet sich Mandy nicht – eher hat sie den
Umgang mit Situationen neu gelernt.
Menschenmassen kann sie bis heute nicht ertragen. Oder
vielleicht gerade so noch. An ihren anderen Ängsten hat
sie gearbeitet. Was ist mit den Panikattacken? „Ab und
zu habe ich die noch“, erklärt Mandy. „Meist dann, wenn
ich übermüdet bin“. Das leichte Leben ist so natürlich
nicht möglich – die Unbeschwertheit fehlt. Es ist immer
ein Abschätzen, was geht und was eben nicht geht. Vermeidungsstrategien
inklusive.
REDEN HILFT!
„Ich habe natürlich mit vielen Menschen über meine Erkrankung
gesprochen, negative Erfahrung habe ich damit
nie gemacht. Meine Freunde sind sehr fürsorglich, verstehen
meine Situation und sind stolz, dass ich wieder so auf
die Beine gekommen bin. Ohne sie wäre ich wahrscheinlich
nicht mehr hier. Sie sind meine Familie und das
schätze ich sehr“, erzählt Mandy.
„Momentan kann ich meinen Beruf sehr gut ausüben und
es erfüllt mein Leben. Seit ich 16 bin, stehe ich im Arbeitsleben.
Ich brauche eine Aufgabe und diese habe ich
damit“. Zu ihrer jetzigen Arbeitsstelle kam Mandy in
dem Jahr, als ihre Eltern starben. Sie wurde sehr gut aufgefangen
und verständnisvolle Kollegen haben ihr das Leben
und den Umgang mit der schwierigen Situation erleichtert
und sie unterstützt. „Ich bin sehr froh, solche
Kollegen damals gehabt zu haben und heute noch zu haben.
Mir wurde vieles ermöglicht und ich bin heute noch
sehr zufrieden dort“. Text und Foto: TATJANA KLYTTA
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