Diagnose: Tumor! Was nun? - Netzwerk Neuroendokrine Tumoren ...
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Erfahrungsberichte<br />
Die Stationen meiner Erkrankung –<br />
Rückblick und Bewertung<br />
Bis zur klaren <strong>Diagnose</strong> „Karzinoiderkrankung“ im Juni 1997 durch<br />
Prof. Neuhaus in Berlin war es ein langer Weg. Die <strong>Diagnose</strong>n und<br />
Therapien niedergelassener Ärzte waren durchweg symptomorientiert.<br />
Hierzu gehörten eine „rezidivierende Duodenitis“ ebenso<br />
wie das wiederholte Feststellen einer „Gastritis“, die Nichtbeachtung<br />
von abdominalen dorsal gerichteten Druckempfindungen und letztlich<br />
festgestellte „funktionelle Störungen“.<br />
Die jeweilige Therapie richtete sich auf die Beseitigung des in der<br />
eingeengten <strong>Diagnose</strong> als pathologisch festgestellten Tatbestandes.<br />
Eigentlich wäre eine ganzheitliche Betrachtungsweise mit einer<br />
Ursachenerforschung angezeigt gewesen...<br />
Die Vorsorgeuntersuchungen waren stets<br />
ohne Befund<br />
Mein reduzierter Allgemeinzustand war in der Vergangenheit u. a.<br />
durch langjährige berufliche überobligatorische Anspan<strong>nun</strong>gen und<br />
Anstrengungen mit mehr als 60-Stunden-Woche sowohl im<br />
Angestelltenverhältnis wie freiberuflich geprägt. Sportliche Aktivitäten<br />
bildeten einen Ausgleich und schafften Gleichgewicht. Ich identifizierte<br />
mich mit meiner Arbeit, stellte hohe Anforderungen an mich selbst<br />
und fraß introvertiert die Probleme in mich hinein, die andere bei mir<br />
abluden. Die jährlich durchgeführten Vorsorgeuntersuchungen mit<br />
ihren Laborwerten und Messwerten lagen weitgehend im Normbereich.<br />
Bis zum Jahre 1997 wurde mir als sportlichem Nichtraucher bei<br />
Alkoholabstinenz Gesundheit bescheinigt.<br />
Die geäußerten Beschwerden wurden in den Vorjahren im Wesentlichen<br />
als funktionelle Störungen bewertet. Auf meinen Wunsch hin<br />
wurde bereits 1996 eine Magnetresonanztomographie (MRT) des<br />
Abdomens durchgeführt. Die Auswertung durch den Radiologen ergab<br />
keinen pathologischen Hintergrund, so dass auch mein Hausarzt<br />
mir lediglich mehr Gelassenheit zur Erhaltung der Lebensqualität<br />
anriet.<br />
Eine Pankreatitis brachte das Karzinom<br />
an den Tag<br />
Im Juni 1997 folgte die nächste Vorsorgeuntersuchung. Das<br />
Sonogramm als Teil der Untersuchung wies dann allerdings eine ca.<br />
3 cm große Läsion im Bauchbereich aus. In der Retrospektive zeigte<br />
sich diese Raumforderung bei genauerem Hinsehen dann auch in<br />
dem 1996 angefertigten Magnetresonanztomogramm (mit 2,5 cm).<br />
Nun wollte ich es genau wissen. Nach gemeinsamer Überlegung mit<br />
dem damaligen Arzt wurde ein ERCP-Termin (für eine endoskopische<br />
retrograde Cholangiopankreatikographie) anberaumt. Bei dieser<br />
Untersuchung wurde eine Gallengangstenose durch Schnitt beseitigt.<br />
In der Folge entwickelte sich eine nekrotisierende Pankreatitis, die mir<br />
hohes Fieber bescherte und eine Gewichtsabnahme von 12,5 kg in<br />
8 Tagen bewirkte.<br />
In dieser bedrohlichen Situation veranlasste meine Frau gegen den<br />
chefärztlichen Rat der Klinik („man bedenke die hohen Transportkosten!“)<br />
eine sofortige private Überführung in das fast 500 km entfernt<br />
liegende Virchow-Klinikum der Humboldt-Universität in Berlin zu<br />
Prof. Neuhaus. Dort kam die <strong>Diagnose</strong> schnell und trocken: Pankreaskopfkarzinom.<br />
Trotz umfangreicher Nekrosen<br />
und bestehender<br />
Pankreatitis entschied<br />
sich Prof. Neuhaus nach<br />
einer genauen Analyse<br />
und einer Überlegungsfrist<br />
für die sofortige Operation.<br />
Ich wurde am<br />
nächsten Morgen nach<br />
Horst Günther<br />
der Methode von<br />
Kausch-Whipple operiert<br />
und nach weiteren vier<br />
Tagen in der Intensivstation auf ein normales Krankenzimmer verlegt.<br />
Am 9. Tag nach der Operation bekam ich dann den ersten Schluck<br />
zu trinken (1 Teelöffel Tee). Der weitere Heilungsverlauf verlief<br />
komplikationsfrei.<br />
Bei dem Karzinom handelte es sich um einen malignen non-funktionellen<br />
neuroendokrinen <strong>Tumor</strong> des Pankreas mit einer Angioinvasion.<br />
Die Proliferationsrate wurde nach histologischer Auswertung als<br />
gering dargestellt. Daher wurde auf eine Strahlen- und Chemotherapie<br />
verzichtet.<br />
Vertrauensvolle Zusammenarbeit mit den Ärzten<br />
Die gesamte <strong>Tumor</strong>behandlung und <strong>Tumor</strong>nachsorge liegen seither<br />
in den Händen von Prof. Neuhaus im operativen Bereich und in den<br />
Händen von Prof. Wiedenmann im klinischen Bereich (beide Virchow-<br />
Klinikum). Die räumliche Entfer<strong>nun</strong>g zu meinem Wohnsitz (knapp 500<br />
km) ist dabei unerheblich. Maßgeblich ist für mich die fachliche<br />
Kompetenz der behandelnden Ärzte und deren vertrauensvolle<br />
Zusammenarbeit mit dem Patienten bei der Nachsorge.<br />
Die Behandlung durch ein und dasselbe Ärtzteteam hat einen<br />
weiteren Vorteil: Die bei den Untersuchungen – für die auch immer<br />
dieselben Geräte verwendet werden – ermittelten Messwerte können<br />
problemlos mit früheren Werten verglichen werden. Werden die<br />
Daten als Verlaufskurve aufgetragen, lässt sich u.U. ein Trend<br />
erkennen, der bei der Therapie berücksichtigt werden kann.<br />
Lebermetastasen machten weitere Operationen<br />
erforderlich<br />
Im November 1997 war ich für 4 Wochen in einer Reha-Klinik in Mölln.<br />
Das Jahr 1998 verlief unauffällig. Die vierteljährigen Nachuntersuchungen<br />
bestätigten zunächst einen kurativen Verlauf.<br />
Im April 1999 wiesen MRT und SRS (Somatostatin-Rezeptor-<br />
Szintigraphie bzw. Octreotid-Szintigraphie) eine Lebermetastase im<br />
Segment 5 sowie im Segment 4a unmittelbar neben den großen<br />
Gefäßen aus. Im Mai 1999 erfolgte eine Teilresektion der Leber mit<br />
Entfer<strong>nun</strong>g der singulären Metastase im Segment 5. Eine intraoperative<br />
Palpation (<strong>Diagnose</strong> durch Ertasten) bestätigte, dass keine<br />
weiteren Metastasen vorlagen.<br />
Im Oktober 1999 wurde bei der Kontrolluntersuchung <strong>nun</strong> doch eine<br />
progredient (zunehmend) wachsende Raumforderung im Segment 4a<br />
bestätigt. Ein Monat später wurden die Segmente 2, 3, 4 und 8 reseziert.<br />
Der postoperative Verlauf war unauffällig.<br />
Im November 2000 bescherte mir die Kontrolluntersuchung einen<br />
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