Beelitzer Nachrichten - Mai 2015
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AUS DEM RATHAUS
sein Schmiergeld bekam
In Zukunft soll es in der Alten Posthalterei auch neue Konzepte für Schulen geben
nach Zwischenstopps in Zehlendorf und
Potsdam am späten Abend in Beelitz an.
Hier wurden in der „Ausspannung“ die
Pferde gewechselt, dann fuhr die Kutsche
weiter nach Treuenbrietzen. Wer
die Extrapost zum Reisen nutzen wollte,
musste tief in die Tasche greifen. Beispielsweise
reiste Prinz Georg von Altenburg
am 18. August 1832 hier durch
und bezahlte für die Fahrt nach Treuenbrietzen
die Summe von drei Talern und
14 Guten Groschen, wie aus einem Passagierbillet
(Reiseschein) in der Ausstellung
hervorgeht. Darin enthalten war
ganz offiziell ein Bestell- und
„Schmiergeld“ von fünf Guten Groschen
für den Wagenmeister – Geld, um die
Achsen der Postkutschen einzufetten.
Geoinformatik-Studenten, die kürzlich
die „Alte Posthalterei“ besucht haben,
waren so beeindruckt, dass sie nun ein
Brettspiel über Beelitz und die Poststrecke
entwickeln wollen, wie Remus berichtet.
Remus, die aus Treuenbrietzen stammt,
hat in Halle (Saale) Archäologie und
Kunstgeschichte studiert, außerdem an
einigen großen Museen gearbeitet und
Projekte realisiert. Sie will nicht nur die
Ausstellung aufpeppen, sondern auch
das Museum stärker als Ort der Inspiration
etablieren, namentlich für Beelitzer
Kinder und Jugendliche. Deshalb hat
Remus den Schulen Sonderführungen
und gemeinsame Reisen in die Geschichte
angeboten. „Kinder und Jugendliche
sollen Spaß am Lernen haben
und auch die Geschichte ihrer Heimatregion
spielerisch erfahren“, hat die Museums-Verantwortliche
an die Direktorinnen
und den Direktor der Beelitzer
Schulen geschrieben.
Sie schlägt beispielsweise
Theaterstücke
rund um die Alte Posthalterei
vor, das Basteln
von Briefumschlägen
nach historischem
Vorbild, die Verfremdung
von Bildpostkarten
oder ein „Stille-
Post-Spiel“ im Museum.
Jedes Kind sollte
in seiner Schulzeit ein
„ Kinder und
Jugendliche
sollen Spaß am
Lernen haben
und die Geschichte
ihrer Heimatregion
erfahren.“
Projekt in Kooperation mit einem Museum
erlebt haben, wünscht sich Remus.
Für Ende Mai hat sie bereits eine Geschichtsrallye
mit der Diesterweg-
Grundschule geplant – ein Projekt, was
noch unter dem Vorbehalt der Kontaktbeschränkungen
wegen des Corona-
Virus‘ steht. Doch obwohl in den letzten
Wochen mancherorts die Zeit stillzustehen
schien, gilt dies nicht fürs Beelitzer
Museum. „Ich habe jetzt Zeit, mich
mit den Objekten und der Sammlung an
sich zu beschäftigen, was natürlich weitere
Ideen für die Erweiterung des Museums
sprudeln lässt“, sagt Remus.
Antje Schroeder
Seite 11
Kommunalpolitik in Zeiten von Corona
Stadtverordnetenversammlung und Ausschüsse tagen derzeit unter erschwerten Bedingungen
Größere Abstände, weniger Publikum -
und die Gesichter hinter Atemschutz:
Auch auf die Arbeit der politischen Vertreter
hat die Corona-Pandemie Auswirkungen.
Die jüngste Stadtverordnetenversammlung
fand Mitte Mai unter erschwerten
Bedingungen statt. Und auch
in den nächsten Wochen werden die
Stadtverordneten sowie Mitglieder der
Ausschüsse und Ortsbeiräte bei ihren
Sitzungen auf die Eindämmungsverordnung
achten müssen.
Fast zwei Monate haben sich die Kommunen
mit Sitzungen zurückgehalten,
bevor das Land Mitte April eine Notverordnung
erlassen hat, welche Sitzungen
unter bestimmten Bedingungen regelt.
„Trotzdem haben wir nicht eine einzige
Eilentscheidung getroffen“, betonte Bürgermeister
Bernhard Knuth. Laut Kommunalverfassung
gäbe es bei dringenden
Beschlüssen die Möglichkeit, dass er
und der Vorsitzende der Stadtverordnetenversammlung
auch Entscheidungen
Wegen der größeren Abstände fand die Mai-
Sitzung im Tiedemannsaal statt. Foto: Lähns
von großer Tragweite treffen können,
die dann erst im Nachhinein genehmigt
werden müssen.
Nachdem das Innenministerium nun den
Weg freigemacht hatte, um zum politischen
Geschäft zurückzukehren, wurde
die Stadtverordnetenversammlung zunächst
als Audiositzung in Form einer
Telefonkonferenz geplant und vorbereitet.
Seit Ausbruch der Krise ist das beim
Landkreis, der sich wöchentlich mit den
Bürgermeistern und Amtsdirektoren
abstimmt, gang und gäbe. Allerdings
hatten mehrere Stadtverordnete Bedenken
angemeldet, sodass nun eine Präsenzsitzung
unter Wahrung der aktuellen
Eindämmungsvorgaben im geräumigeren
Tiedemannsaal anberaumt wurde.
Die Notverordnung des Landes gilt zunächst
bis Ende Juni. Wie es danach
weitergeht, ob es eine neue Infektionswelle
gibt, die alles wieder lahmlegt,
könne man nicht wissen, so der Bürgermeister.
Also sollte man vorbereitet sein.
Und so wurde mehrheitlich beschlossen,
dass künftige Sitzungen auch als Audiokonferenz
statt finden können. Videokonferenzen
indes sind im Moment noch
nicht vorgesehen, da die Stadt nicht die
gleichen technischen Voraussetzungen
für jeden Abgeordneten gewährleisten
könne, wie es hieß. Mit Einführung der
papierlosen Gremienarbeit, die Ende
2020 startet, wird sich das ändern: Dann
bekommt jeder Stadtverordnete ein Tablet,
mit dem er arbeiten kann. Red.
Justine Remus stammt aus
Treuenbrietzen und hat in
Halle an der Saale Archäologie
und Kunstgeschichte
studiert. In Beelitz ist sie
seit Ende 2019 für das
Museum zuständig.
Foto: Antje Schroeder