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Rauf Ceylan (auth.) - Cultural Time Lag_ Moscheekatechese und islamischer Religionsunterricht im Kontext von Säkularisierung-VS Verlag für Sozialwissenschaften (2014)

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Einleitung 33

religiösen Erziehung in muslimischen Familien. Diese gesamte Vorarbeit diente dazu, die

Prozesse in der Moscheekatechese sowie die religionspädagogischen Herausforderungen

für die Gemeinden besser zu verstehen, die in ihrer Gesamtheit die Erwartungshaltungen

an die Inhalte und Ziele des islamischen Religionsunterricht wesentlich mitbestimmen

(werden). In den Befragungen geht es vor allem darum, den bisherigen (geringen) empirischen

Kenntnisstand zum Selbstverständnis, der Qualifikation und der Aufgaben

des religiösen Betreuungspersonals, zu den Materialien, zur Frage der Lehrpläne, zum

formellen Prozess der Anmeldungen, zu den positiven und negativen Erfahrungen in der

Moscheekatechese sowie zu den Kooperationen mit dem Elternhaus zu ergänzen und zu

erweitern. Abschließend werden anhand der skizzierten Konstellation in den Gemeinden

die Erwartungshaltungen zum islamischen Religionsunterricht abgebildet, die aufgrund der

Transformationsprozesse in den Gemeinden entstehen. Zwar wirken die Repräsentanten

der Landesverbände DITIB und Schura in unterschiedlichen Gremien (etwa bei der Lehrplanentwicklung)

mit, allerdings ist hier die Frage zu stellen, inwieweit die interne Kommunikation,

also zwischen Landesverbandsvertretern, den Moscheevorständen sowie den

Gemeindemitgliedern, funktioniert. Werden die Wünsche oder Erwartungen der Gemeinden

ausreichend erfasst und berücksichtigt? Wie wirken sich diese Erwartungshaltungen auf

die zukünftige Gestaltung des Religionsunterrichts aus? Und schließlich: Inwieweit sind

die Partizipanten der genannten Gremien religionspädagogisch qualifiziert? Diese wichtige

Zukunftsfrage – das Verhältnis von Moscheekatechese und Religionsunterricht – wird in

den Gemeinden ausgetragen werden und sich als Forderung der muslimischen Basis an die

zuständigen Gremien für den islamischen Religionsunterricht widerspiegeln. Wie zudem

die historische Aufarbeitung der Erfahrungen von den 1970er- bis zu den 1990er-Jahren

mit dem Religionsunterricht im Rahmen des muttersprachlichen Türkischunterrichts

zeigen wird, spielen diese negativen Erfahrungen hinsichtlich der Verhältnisbestimmung

‚Moschee und Schule‘ eine wichtige Rolle. Analogien hierzu existieren in den neuen Bundesländern.

Aufgrund der staatlichen Eingriffe in religiöse Angelegenheiten seitens der

ehemaligen DDR-Regierung, hatten christliche Eltern und der Kirchen unmittelbar bei

der Einführung eines ordentlichen Religionsunterrichts an öffentlichen Schulen nach der

Wiedervereinigung zunächst große Skepsis.

In Teil C der Arbeit werden schließlich die zentralen Ergebnisse der Studie in Form von

Thesen zusammengefasst sowie das konstruierte hypothetische Modell auf der Basis dieser

Erkenntnisse expliziert und darauf folgend zentrale Thesen als weitere Forschungsperspektiven

ausgearbeitet. Da jede gute wissenschaftliche Forschung auch einen praktischen Nutzen

für die Gesellschaft haben sollte, werden darauf aufbauend praxisbezogene Empfehlungen

für die Moscheekatechese sowie für den islamischen Religionsunterricht artikuliert. Die

Forschungsarbeit begnügt sich daher nicht ausschließlich mit den gewonnenen Erkenntnissen,

sondern es werden Maßnahmen zur Gestaltung des zentralen Handlungsfeldes

‚Moscheekatechese‘ formuliert. Dabei geht es vor allem um eine zukünftige Rollendefinition

der Lernorte ‚Moschee‘ und ‚Schule‘ zur Überwindung möglicher Konflikte sowie um

Impulse für eine zeitgemäße Moscheekatechese, die weitgehend alle Rahmenbedingungen

der (Bildungs-)Sozialisation junger Menschen berücksichtigt.

Die muslimischen Gemeinden betreten auf dem Weg zur Anerkennung als Religionsgemeinschaft

nach Art. 7.3 Neuland. Zwar haben sie diesen Rechtsstatus noch nicht erreicht,

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