medizin&technik 03.2020
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Platz für ein Implantat zu schaffen. Daher<br />
müssen die Prothesen filigran sein,<br />
aber stabil genug, um hohe Belastungen<br />
auszuhalten, wie sie beispielsweise<br />
beim Tragen einer Kiste entstehen. Sie<br />
müssen haltbar sein, dürfen nicht verschleißen<br />
und sich auch nicht lockern.<br />
■ Wie gut erfüllen heutige Prothesen<br />
diese Anforderungen?<br />
Es gibt zwar genug Fälle, um das zu untersuchen,<br />
bisher aber leider keine<br />
Langzeitstudien zu Fingergelenkprothesen.<br />
Meiner Meinung nach wäre das eine<br />
ethische Verpflichtung, der die Hersteller<br />
nachkommen müssten, um zu<br />
zeigen, dass ihre Produkte die Erwartungen<br />
erfüllen und sich der finanzielle<br />
Aufwand für einen Gelenkersatz im Solidarsystem<br />
lohnt. Künftige Endoprothesenregister<br />
können dazu sicher auch<br />
Ergebnisse liefern. Aus meiner persönlichen<br />
Erfahrung würde ich sagen, dass<br />
die verschiedenen am Markt verfügbaren<br />
Implantatsysteme für die Hand jeweils<br />
Vor- und Nachteile haben. Wenn<br />
man die jeweiligen Indikationen und<br />
Contraindikationen beachtet, sind sie<br />
mittelfristig – also über einen Zeitraum<br />
von etwa fünf Jahren – zuverlässig.<br />
■ Wie oft werden Gelenke im Hand -<br />
bereich durch Implantate ersetzt?<br />
Das erbliche Risiko für eine Polyar -<br />
throse, also eine verschleißbedingte<br />
Gelenkschädigung, ist relativ verbreitet.<br />
Am häufigsten betroffen sind die Mittelgelenke<br />
der Finger, für die es die beschriebenen<br />
Prothesen gibt. Operiert<br />
wird aber nur, wenn es keine andere<br />
Option gibt. Insgesamt sind die Fallzahlen<br />
relativ hoch. Nicht ganz so häufig<br />
Wenn der Knorpel schwindet<br />
sind Schädigungen am Fingergrund -<br />
gelenk. Diese schränken die Funktion<br />
der Hand auf Grund ihres Bewegungsumfanges<br />
aber stark ein. Um Schäden<br />
an diesen Gelenken operativ zu behandeln,<br />
gibt es bisher leider keine zufriedenstellenden<br />
Lösungen. Gleiches gilt<br />
für das Handgelenk, dessen Bewegungen<br />
auf einem komplexen Zusammenspiel<br />
aller Handwurzelknochen mit<br />
Bändern und Muskeln beruhen. Hierfür<br />
wären Weiterentwicklungen bisheriger<br />
Endoprothesen wünschenswert, aber<br />
das ist eine Herausforderung.<br />
Arthrose ist eine chronisch fortschreitende,<br />
degenerative Gelenkerkrankung, bei<br />
der die Knorpelschicht eines Gelenks<br />
durch Abnutzung geschädigt und allmählich<br />
zerstört wird. Ursachen für Arthrose<br />
können Verletzungen, Fehlbelastung<br />
oder Übergewicht sein. An der Hand<br />
betrifft Arthrose vor allem die Fingerendund<br />
Mittelgelenke und das Daumensattelgelenk.<br />
Häufig tritt die Erkrankung an<br />
mehreren Gelenken auf, dann spricht<br />
man von Polyarthrose. Arthrose ist nicht<br />
heilbar. Mit gezielter Therapie können jedoch<br />
Schmerzen gelindert sowie Beweglichkeit<br />
und Kraft verbessert werden.<br />
Gelenke machen die Hand flexibel, aber<br />
Schmerz schränkt den Patienten ein<br />
■ Wie sinnvoll sind patientenspezifische<br />
Implantate in diesem Zusammenhang?<br />
Bisher haben wir für die Mittelgelenke<br />
Standardimplantate in verschiedenen<br />
Größen zur Verfügung. Allerdings werden<br />
hier symmetrische Verhältnisse am<br />
Gelenk vorausgesetzt. Bei fortgeschrittener<br />
Arthrose sind die Gegebenheiten<br />
durch die Abnutzung oft stark asymmetrisch.<br />
In solchen Fällen wären patientenindividuelle<br />
Implantate hilfreich. Das<br />
gilt aber nur, wenn die Software und<br />
die Planungstools drumherum so gestaltet<br />
sind, dass ein durchschnittlicher<br />
Chirurg sie mit sinnvollem zeitlichen<br />
Aufwand nutzen kann.<br />
■ Welche Entwicklungen wären für die<br />
Handchirurgie wünschenswert?<br />
Ideal wäre es, wenn wir ein so weit standardisiertes<br />
Tool hätten, dass ich nur<br />
noch den CT-Datensatz des Patienten<br />
eingeben müsste und dann der Rechner<br />
die restliche Planung übernimmt – und<br />
das Ganze noch bezahlbar. (lacht) Das<br />
ist natürlich viel verlangt. Aber man<br />
muss sich solche Dinge wünschen, damit<br />
Entwicklungen in Gang kommen.<br />
Dr. Birgit Oppermann<br />
birgit.oppermann@konradin.de<br />
Über die Deutsche Gesellschaft für Hand -<br />
chirurgie: www.dg-h.de<br />
(Bild: medistock/stock.adobe.com)<br />
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