<strong>die</strong> <strong>Flußmeister</strong> <strong>2008</strong> Es gibt keine absolute Sicherheit. Eine weitere Reduzierung der Risiken ist aber möglich. Wir haben dafür bayernweit dringenden Bedarf an Retentionsräumen, an Speichern und Flutpoldern. Angesichts der Riesenunglücke wie Rumänien 2006, denken wir über Notüberlaufräume nach, um im Fall katastrophaler Ereignisse wenigstens <strong>die</strong> Schäden in Siedlungen zu vermindern. Das bedeutet aber, dass in den Flusstälern auch in vergrößerten Überschwemmungsbereichen weitere Besiedlungen kritisch bewertet werden müssen. Einige fl ussnahe landwirtschaftlich genutzte Flächen müssen verstärkt wieder ihre ursprüngliche Funktion als Retentionsräume wahrnehmen. Gerade Sie als Flussmeister sind gefragt, wenn es darum geht, <strong>die</strong> Bevölkerung zu informieren und zu sensibilisieren und für <strong>die</strong>sen vorbeugenden Hochwasserschutz zu werben. Die Umsetzung der Wasserrahmenrichtlinie wird konkreter Die europäische Wasserrahmenrichtlinie (WRRL) ordnet und koordiniert <strong>die</strong> europäische Wassergesetzgebung. Wir beginnen zunehmend, uns in ihr „zu Hause“ zu fühlen. Das ist gut so. Die WRRL stellt ein Konzept zur nachhaltigen Bewirtschaftung des Wassers dar, das vor dem Hintergrund der heute bekannten Verletzlichkeit und gleichzeitig Bedeutung der Wasserkörper im Grunde ohne Alternativen ist. Tatsächlich ist <strong>die</strong> WRRL ein weltweit einmaliges und vorbildliches Modell zur Umsetzung des integrierten Wasserressourcenmanagements. Sie ist ein Meilenstein auf dem Weg zu einem grenzüberschreitendem Gewässerschutz, der dem ökologischen und chemischen Zustand der oberirdischen Gewässer als Ganzes gilt. Auch der Grundwasserschutz erhält durch <strong>die</strong> WRRL in <strong>die</strong>sem Sinne entscheidende Impulse. Größte Herausforderung in Bayern sind <strong>die</strong> Verbesserung der Gewässerstruktur und <strong>die</strong> Reduzierung der fl ächenhaften Einträge. Diese Anforderungen richten sich nicht allein an <strong>die</strong> Wasserwirtschaft, sondern vielmehr an <strong>die</strong> gesamte Gesellschaft. Deshalb ist <strong>die</strong> Zusammenarbeit vieler Beteiligten, insbesondere der Gemeinden und der Landnutzer erforderlich. Wasserrahmenrichtlinie, Klimawandel und Biodiversität An <strong>die</strong>ser Stelle möchte ich meinen Dank an alle Wasserwirtschaftler richten, <strong>die</strong> auf vielfältige Weise - gerade auch bei der Technischen Gewässeraufsicht und beim Monitoring - wesentliche Grundlagen für <strong>die</strong> Umsetzung der WRRL geschaffen haben. Auch <strong>die</strong> Leiter der Flussmeisterstellen übernehmen einen wesentlichen Part. Sie fungieren zunehmend als Bindeglied zwischen Naturschutz und Wasserwirtschaft. Sie sind <strong>die</strong> praxiserfahrenen Experten vor Ort, wenn es darum geht, wasserwirtschaftliche und naturschutzfachliche Ziele an den Gewässern umzusetzen. Hierzu zählen <strong>die</strong> Verbesserung der Gewässerstruktur, insbesondere im Hinblick auf <strong>die</strong> Wiederherstellung der Bund der <strong>Flußmeister</strong> Bayerns Durchgängigkeit der Fließgewässer und <strong>die</strong> Anbindung der Seitengewässer, <strong>die</strong> Verbesserung der Biotopstrukturen in der Aue, <strong>die</strong> ökologische Gestaltung der Ufer und vieles mehr. Bereits Ende der achtziger Jahre hat <strong>die</strong> Wasserwirtschaft mit den grundlegenden Ausarbeitungen „Grundzüge der Gewässerpfl ege“ und „Flüsse und Bäche - erhalten, entwickeln, gestalten“ <strong>die</strong> wesentlichen Voraussetzungen für eine ökologisch orientierte Vorgehensweise im Wasserbau geschaffen. Die Wasserwirtschaft leistet damit einen wesentlichen Beitrag, <strong>die</strong> Gewässer in ihrer Funktion als „Lebensadern der Landschaft“ zu bewahren. Viele sagen, der ökologische Wasserbau wurde in <strong>die</strong>ser Form hier bei uns in Bayern erfunden. In jedem Falle aber ist er inzwischen Teil unserer stolzen Wasserbautradition. Deshalb fällt es uns auch leicht, mit dem Thema „Gefährdung der Biodiversität“, einem der Topthemen in der Umweltpolitik, umzugehen. Wir Wasserwirtschaftler brauchen uns mit unseren bisherigen Leistungen im Wasserbau und im Grundwasser- sowie Gewässerschutz, <strong>die</strong> bereits in der Vergangenheit zur Biodiversität beigetragen haben , nicht verstecken. Die Umsetzung der wasserwirtschaftlichen Ziele der WRRL wird weiter dazu beitragen, <strong>die</strong> biologische Vielfalt im und am Gewässer und in der Aue zu erhalten bzw. auch im Sinne des Naturschutzes zu entwickeln. Hierzu werden wir künftig noch intensiver mit den Naturschutzbehörden und -verbänden kooperieren. Ich bin mir bewusst, dass <strong>die</strong> Bewältigung der vielfältigen Aufgaben in der Wasserwirtschaft bei weiter zurückgehenden Personalressourcen eine enorme Herausforderung darstellt. Dennoch bin ich überzeugt, dass wir vor dem Hintergrund unseres Wissens und unserer Traditionen, gepaart mit innovativen und fl exiblen Lösungen - z.B. mit der beabsichtigten Kooperation der Flussmeisterstellen - weiterhin in der Lage sein werden, unseren Aufgaben gerecht zu werden. Die Zukunft der Flussmeister? Die Staatsregierung ist sich des Wertes einer funktionierenden Wasserwirtschaft für <strong>die</strong> Qualität des Standortes Bayern durchaus bewusst. In Ihrer Imagekampagne für den öffentlichen Dienst vor einigen Monaten hat sie <strong>die</strong> verantwortliche Tätigkeit der Flussmeister in der technischen Gewässeraufsicht für <strong>die</strong> Sicherung der guten Qualität unserer Flüsse und Seen gewürdigt. Und wir, <strong>die</strong> Wasserwirtschaftsverwaltung: Wir werden an der Ausbildung im mittleren technischen Dienst zum Flussmeister festhalten und <strong>die</strong>se im ein- oder ggf. auch zweijährlichen Turnus weiterführen. Zum ersten April <strong>die</strong>sen Jahres konnten sechs Flussmeisteranwärter ihre Ausbildung beginnen. Noch Fragen? Ihr Martin Grambow 7