RegionalSport 11.06.2020

8 | Regionalsport
FC St. Pauli
Natürlich ist es für
Sören Gonther am
Sonntag ein besonderes
Spiel, das spürt man im
Gespräch mit dem 33-Jährigen
deutlich. Auch drei Jahre
nach seinem Abschied vom
Millerntor pflegt der Auer Innenverteidiger
ein gutes Verhältnis
zum Stadtteilverein.
Für Regional Sport blickt der
Routinier auf das Aufeinandertreffen
zweier besonderer
Clubs.
Herr Gonther, am letzten Wochenende
wurde der KSC mit
1:0 besiegt. Wie wurde denn
der Klassenerhalt im Erzgebirge
gefeiert?
Sören Gonther: Wir alle waren
sehr erleichtert und nach dem
Spiel gab es einige Kaltgetränke.
Allerdings alles in Maßen,
denn jedem von uns ist klar,
dass die Saison noch nicht beendet
ist. Wir standen das ganze
Jahr in der oberen Tabellenhälfte
und dort wollen wir
auch am Ende stehen. Deshalb
werden wir die letzten vier
Spiele voll konzentriert angehen.
Zu Hause im Erzgebirgsstadion
hat Ihr Team 33 Punkte
geholt. Auswärts hingegen
gab es nur einen Sieg und
fünf Remis. Wir erklären Sie
sich diese Diskrepanz?
Sören Gonther: Das ist einfach
nicht zu erklären. Fakt
ist, wir haben auswärts viele
Spiele nur knapp verloren und
oftmals durch ein Standard-
Gegentor. Ich weiß es echt
nicht, warum wir zuhause fast
alle weghauen und auswärts
das nicht auf den Platz bringen.
Allerdings wollen wir bei
St.Pauli und am letzten Spieltag
in Regensburg diese
schlechte Bilanz aufpolieren.
In Aue steht eine echte Mannschaft
auf dem Platz mit
Identifikationsfiguren, wie
Jan Hochscheidt oder auch
Keeper Martin Männel. Ist
dieser Zusammenhalt einer
der wichtigsten Faktoren für
diese gute Saison?
Sören Gonther: Ich habe immer
in Teams gespielt, in denen
der Zusammenhalt im
Vordergrund stand, so auch
Aue-Verteidiger Sören Gonther im Interview
– St.Paulis Ex-Kapitän glaubt fest an den Klassenerhalt fürs Luhukay-Team
Gonther: „Wir stehen völlig zu Recht auf Platz 7“
Rassiger Zweikampf: Im Hinspiel lieferte sich Sören Gonther intensive
Duelle mit Henk Veerman.
Foto: P. Böhmer
hier in Aue. Martin Männel ist
ja schon 12 Jahre im Club und
Jan Hochscheidt, mit der kurzen
Unterbrechung in Braunschweig,
auch sehr lange. Sie
stehen natürlich für die Werte
des Clubs. Gemeinsam mit mir
haben sie ja fast 800 2.Liga-
Spiele, das ist natürlich außergewöhnlich.
Dazu kommen
junge Talente wir Baumgart
oder Stürmer Krüger. Ich finde,
wir stehen völlig zu Recht auf
Platz 7 und wollen da auch
bleiben.
Mit Dirk Schuster haben Sie
jetzt einen Trainer, der viel
Wert auf die Defensive legt.
Kommt das Ihrer Spielweise
entgegen?
Sören Gonther: Das würde ich
so nicht sagen. Auch mit Daniel
Meyer kam ich zu Saisonbeginn
gut zurecht. Es stimmt
auch nicht, dass wir unter Dirk
Schuster nur tief stehen. Gegen
den HSV haben wir erfolgreich
früher attackiert. Klar ist,
dass Dirk Schuster mit seiner
Art und Weise ideal zu Erzgebirge
Aue passt.
Neben Ihnen in der Innenverteidigung
spielt mit Jacob
Rasmussen ein guter Bekannter
am Millerntor. Wie haben
Sie seine Entwicklung verfolgt?
Sören Gonther: Als Jacob bei
St.Pauli war, habe ich ihn so
ein wenig unter meine Fittiche
genommen. Er war damals
schon sehr weit für sein Alter –
hatte aber nur das Pech, dass
neben mir noch Lasse Sobiech,
Christopher Avevor und auch
Marc Hornschuh da waren.
Jetzt hat er durch seine Auslandserfahrung
nochmals einen
Sprung gemacht. Sein linker
Fuß ist für einen Verteidiger
extrem gut. Jacob wird seinen
Weg machen.
Blicken wir auf kommenden
Sonntag: Ist es nach wie vor
ein besonderes Spiel für Sie?
Sören Gonther: Natürlich ist
es das und das wird es auch
immer bleiben, wenngleich ich
jetzt ein lachendes und ein
weinendes Auge habe. Ich
freue mich darauf, am Millerntor
spielen zu dürfen, aber mir
fehlen die tollen Zuschauer
schon sehr. Sie haben doch St.
Pauli zu dem gemacht, was der
Verein ist.
*“„Ich rechne damit, dass
Veerman und Diamantakos
von Beginn an spielen.“ *“
Wie haben Sie die Entwicklung
von St. Pauli in dieser
Saison und speziell in den
fünf Spielen nach Corona
wahrgenommen?
Sören Gonther: Wie viele andere
Teams in der Liga hat ihnen
die Konstanz gefehlt. Das
was auf immer bleibt, sind die
beiden Derbysiege. Die werden
ewig in Erinnerung bleiben. St.
Pauli hat meiner Meinung
nach eine viel zu hohe Qualität,
um noch ernsthaft in Abstiegsgefahr
zu geraten.
Vermutlich werden Sie auf
Henk Veerman oder auf Dimitrios
Diamantakos treffen.
Wie sehen Sie die beiden
St.Pauli-Stürmer derzeit?
Sören Gonther: Auch wenn
St.Pauli nur zwei Tore in den
letzten fünf Spielen erzielt hat,
sind das zwei sehr gute Stürmer.
Henk ist in der Luft und
auch teilweise am Boden
schwer zu verteidigen und Diamantakos
ist sehr giftig und
ständig unterwegs. Ich rechne
damit, dass Veerman und Diamantakos
von Beginn an spielen.
Zudem gefällt mir Viktor
Gyökeres. Er hat sich sehr gut
entwickelt und ist immer gefährlich,
wenn er von außen
nach innen zieht.
Abschließend: Sie halten
nach wie vor regen Kontakt
zum Kiezclub. Auf wen freuen
Sie sich denn am Sonntag
am meisten?
Sören Gonther: Ich halte regelmäßig
Kontakt zu Robin
Himmelmann und auch zu Johannes
Flum. Zudem texte ich
noch manchmal mit Torwart-
Trainer Matze Hain oder U19-
Coach Timo Schultz. Auch auf
Zeugwart Sigi Krahl freue ich
mich, er ist ein super Typ, auf
den man sich voll verlassen
kann. (Frank Sorgatz)
Vorschau: So, 14.06. 2020 - 13:30 Uhr
FC St. Pauli - Erzgebirge Aue
So könnten sie spielen:
St. Pauli: Himmelmann: Ohlsson, Östigard, Avevor, Buballa -
Knoll, Benatelli, Sobota - Miyaichi, Veerman, Diamantakos
Aue: Männel - Cacutalua, Gonther, Rasmussen, Kempe - Hochscheidt,
Riese, Fandrich - Nazarov - Testroet, Krüger
Tipp: 1:1