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„Wein zum Lesen“

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Außerdem förderte Dom Perignon die Verwendung englischen Glases,<br />

welches dem Druck des Schaumweines besser standhielt und führte den<br />

Korken wieder ein. Korken aus der Rinde der Korkeichen waren für die<br />

schäumenden Weine besser geeignet, da sie den Druck besser aushielten.<br />

Dazu gibt es auch zwei Geschichten: Die eine besagt, dass Dom Perignon<br />

eine Zeitlang in der Abtei von Alcantara verbrachte und den Korken von<br />

dort mit nach Hautevillers brachte. Eine andere, dass spanische Mönche<br />

auf Ihrem Weg von Santiago de Compostela nach Norden in Hautesviller<br />

Station machten und Dom Perignon die Korkverschlüsse ihrer Flaschen<br />

auffielen. Er bat sie, ihm einen Vorrat des Materials zu schicken.<br />

Bruder Oudart war für die Weingüter von Saint-Pierre-aux-Monts verantwortlich. Wie auch<br />

Dom Perignon benutzte er Korken und war der erste, der Liqueur de tirage (Fülldosage)<br />

verwendete. Dom Perignon und Bruder Oudart besuchten sich des öfteren und tauschten Wissen<br />

aus, um zusammen den perfekten (Schaum-) Wein zu komponieren.<br />

Dom Perignon ging nun daran, den Glasbruch, welcher bei ca. 50 % lag, in den Griff zu bekommen.<br />

Das französische und das englische Glas wurde zuerst noch mit Holzkohle geschmolzen. Die<br />

Temperaturen waren entsprechend niedrig und das Glas somit nicht sonderlich stabil.<br />

Der englische Admiral Sir Robert Mansell hatte Angst um den Baumbestand in England, denn damit<br />

sollten schließlich Schiffe gebaut werden. Deshalb überredete er 1615 König Jakob I., die<br />

Holzfeuerung in Glasschmelzen zu verbieten. Die Glashersteller benutzten daraufhin Kohle als<br />

Brennmaterial. Durch höhere Temperaturen beim Glasschmelzen wurde das hergestellte Glas<br />

härter als das mit Holzfeuerung geschmolzene. Man benannte dieses Glas nach dem<br />

Herstellungsland verre anglaise - Englisches Glas.<br />

Wein in Flaschen zu lagern war eine englische Sitte. Die<br />

Franzosen lagerten ihren Wein lieber in Fässern. Bei langen<br />

Transporten, z.B. an den Königlichen Hof in Paris, ging das<br />

meiste Kohlendioxid verloren. Der Schaumwein war, so<br />

vermutet man, eine ziemlich lasche und saure<br />

Angelegenheit. In England bestand das Problem nicht in<br />

diesem Ausmaß. Der Schaumwein wurde zwar auch in<br />

Fässern nach England geliefert, doch bevor er ganz vergoren<br />

war, in Flaschen abgefüllt und konnte nochmals gären, ohne<br />

dass die stärkeren englischen Flaschen zersprangen.<br />

Wie Dom Perignon von diesem Glas erfahren hat, ist unklar. Doch somit hatte der Mönch aus<br />

Hautevillers nun alles, was er brauchte: Eine vernünftige Gärung, einen dichten Verschluss und<br />

eine Flasche, die dem Druck einigermaßen standhält.<br />

Um den Glasverbrauch zu minimieren, gab es später weitere Experimente.<br />

Einige Franzosen versuchten Mitte des 19. Jahrhunderts, ein Großraumgärverfahren zu entwickeln,<br />

und 1903 wurde das erste Patent für ein solches Verfahren in den USA angemeldet. Doch erst<br />

Charmat und Chaussepied entwickelten ein wirklich gut funktionierendes Ablaufsystem.<br />

Die endgültige Perfektionierung des Verfahrens erfolgte in Deutschland nach dem zweiten<br />

Weltkrieg. Heute wird nahezu der ganze deutsche und österreichische Sekt auf diese Weise<br />

hergestellt.<br />

Das „versehentliche Abfüllen unfertigen Weines“ wurde in der Folge zu<br />

einer regelrechten Kunst entwickelt und immer weiter verfeinert. Dem<br />

Siegeszug des edlen Tropfens sollte sich fortan niemand mehr in den<br />

Weg stellen können. Das zunächst nur in Adelskreisen verbreitete<br />

Getränk eroberte rasch die Gunst zahlreicher Künstler und Intellektueller<br />

wie Voltaire oder Goethe, mit steigender Verbreitung dann auch das<br />

gehobene Bürgertum. Reichskanzler Bismarck wurde genau wie<br />

Preußenkönig Friedrich Wilhelm IV. ein ausgesprochenes Faible für den<br />

Champagner nachgesagt. Winston Churchill wird mit den Worten zitiert:<br />

„Bei Siegen hat man ihn verdient, bei Niederlagen braucht man ihn."<br />

Und Hoolywood Starlets sollen sogar in Champagner gebadet haben.<br />

Gleichzeitig haftete dem leicht perlenden Getränk ein Hauch von wohlig -<br />

sündiger Verruchtheit an, den es bis heute behalten hat. Kurz gesagt:<br />

Der Champagner wurde das Modegetränk der Reichen und Schönen und<br />

steht bis heute als Symbol für Exklusivität und Luxus.<br />

St. URBANUS WEINRITTER ORDENSKOLLEGIUM<br />

Sitz in Wien, p.a. Richard-Wagner-Platz 7, 1160 Wien<br />

Fax: 01 405 61 69 | E-Mail: office@urbani-ritter.at | www.urbani-ritter.at | ZVR: 694882794

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