Unternehmen Österreich 02/2020
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||<br />
OSTERREICH<br />
Das Magazin des Sozialdemokratischen Wirtschaftsverbandes <strong>Österreich</strong><br />
www.wirtschaftsverband.at<br />
2 | 2<strong>02</strong>0<br />
Plus:<br />
Die Ergebnisse<br />
der aktuellen<br />
SWV–Umfrage!<br />
Chaos pur – ohne Ende<br />
Seit Monaten versuchen<br />
kleine und kleinste Betriebe,<br />
die versprochenen Unterstützungen<br />
zu bekommen.<br />
Für viele bisher ohne Erfolg.<br />
Aufschrei der Wirtschaft<br />
Die Planlosigkeit der türkisgrünen<br />
Regierung treibt alle<br />
auf die Barrikaden. Vier UnternehmerInnen<br />
erzählen, wie<br />
es ihnen ergeht.<br />
<strong>Österreich</strong>ische Post AG / Sponsoring.Post 04Z035977<br />
„Sozialdemokratischer Wirtschaftsverband <strong>Österreich</strong>, Mariahilfer Straße 32, 1070 Wien“
Arbeitsplätze<br />
schaffen.<br />
<strong>Österreich</strong>s Industrie sichert direkt und indirekt 2,4 Millionen Jobs. Ohne ehrliche<br />
und faire Strukturreformen, ohne Investitionen in Bildung, Infrastruktur sowie Forschung<br />
und Entwicklung stehen diese Arbeitsplätze auf dem Spiel. Handeln wir jetzt!<br />
Foto: dieindustrie.at/Mathias Kniepeiss<br />
www.iv-net.at
WAS WIR WOLLEN!<br />
Vor knapp 3 Monaten waren<br />
die Unternehmerinnen dazu<br />
aufgerufen, ihre Vertretung in der<br />
Wirtschaftskammer zu wählen. Ein<br />
zentrales Anliegen des SWV war<br />
und ist es, die Wirtschaftskammer<br />
zu einer echten Vertretung für<br />
KMU und EPU zu machen. Nicht<br />
zuletzt durch die Wahlarithmetik<br />
blieb der Wirtschaftsbund wie immer<br />
Sieger. Dann kam Corona und<br />
> 06<br />
Wer hilft ihnen noch?<br />
KATHARINA WENINGER<br />
iStock by Getty Images, Melanie Köck Fotografi e<br />
damit die größte Krise der heimischen<br />
Wirtschaft seit 100 Jahren.<br />
Die Bundesregierung betraute<br />
die Wirtschaftskammer mit der<br />
Abwicklung der Hilfsmaßnahmen,<br />
in unzähligen Pressekonferenzen<br />
wurden Hilfspakete enormer Größenordnungen<br />
angekündigt, nur<br />
leider: Die Hilfen kommen nicht an!<br />
Der österreichische Durchschnittsunternehmer<br />
kämpft sich durch<br />
einen bürokratischen Dschungel,<br />
kämpft um seinen Betrieb, seine<br />
Mitarbeiter und um das nackte<br />
Überleben!<br />
Wir stellen fest: Die Wirtschaftskammer<br />
entfernt sich immer weiter<br />
von ihrer Rolle als Vertretung<br />
der heimischen <strong>Unternehmen</strong> –<br />
mehr denn je ist sie Erfüllungsgehilfin<br />
einer Bundesregierung, die<br />
für Macht und Kontrolle die Wirtschaftstreibenden<br />
als Kollateralschaden<br />
in Kauf genommen hat!<br />
> INHALT<br />
Aktuell<br />
Der fatale Fehler. Warum hat die Regierung<br />
das Epidemiegesetz außer Kraft gesetzt, das alle<br />
Entschädigungen inkludiert hätte?.................. ....04<br />
Versprechen ohne Ende – die Hilfe<br />
bleibt aus.<br />
Alles haben sie erfüllt: die ständig neuen Verordnungen<br />
und Gesetze mitgemacht, mehrfach<br />
überarbeitete Anträge zur Kurzarbeit und Unterstützungen<br />
zu Härtefallfonds eingereicht. Von den<br />
versprochenen Zuschüssen haben die meisten<br />
bis heute allerdings keinen Cent gesehen. ...... 06<br />
Wahl. Die Wirtschaftskammer-Wahl 2<strong>02</strong>0 ist geschlagen.<br />
Der SWV behauptet seinen 2. Platz. ...16<br />
SWV-Umfrage. Wir haben erhoben, wie<br />
es den kleinen <strong>Unternehmen</strong> in und nach<br />
der Corona-Krise geht und was sie dringend<br />
benötigen. ........................................................... 18<br />
Aktuell. Mit der Aktion „Gehört.Gelesen.“<br />
protestierte der SWV Wien am Ballhausplatz. . 19<br />
> 12<br />
Porträts<br />
Von der Stunde null und<br />
wie es weitergehen könnte:<br />
Vier UnternehmerInnen<br />
erzählen von ihren<br />
Überlebensstrategien. .. 12<br />
Impressum | Herausgeber: Sozialdemokratischer Wirtschaftsverband <strong>Österreich</strong>, 1070 Wien, Mariahilfer Straße 32, Gerichtsstand: Wien, ZVR-Zahl: 42108716 |<br />
Medien inhaber: echo medienhaus ges. m. b. h., FN 73819h, HG Wien, 1030 Wien, Media Quarter Marx 3.2, Maria-Jacobi-Gasse 1, www.echo.at. Eigentümerin der echo<br />
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(50 %) | Geschäftsführung: Mag. Thomas Strachota, Christian Pöttler | <strong>Unternehmen</strong>sgegenstand: Herausgabe diverser Publikationen und Periodika sowie allgemeine Verlagsaktivitäten<br />
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Maria-Jacobi-Gasse 1 | Grafik: Karim Hashem | Fotoredaktion: Mag. a Claudia Knöpfl er (Ltg.) | Lektorat: Nikolaus Horak (Ltg.), Gilbert Waltl, BA | Coverfoto: iStock by Getty Images |<br />
Druckerei: Leykam Druck GmbH, Bickfordstraße 2, A-7201 Neudörfl | Verlags- & Herstellungs ort: Wien | Blattlinie: Informationen des Sozialdemokratischen Wirtschaftsverbandes<br />
<strong>Österreich</strong>. Namentlich gekennzeichnete Beiträge und Gastkommentare müssen nicht mit der Meinung des Herausgebers übereinstimmen. Entgeltliche Einschaltungen werden mit<br />
„entgeltliche Einschaltung“ oder „bezahlte Anzeige“ gekennzeichnet.<br />
<strong>Unternehmen</strong> <strong>Österreich</strong> 2 | 2<strong>02</strong>0 03
aktuell<br />
Rettungsschirm<br />
UNTERSTÜTZUNG Hunderttausende <strong>Unternehmen</strong><br />
kämpfen ums Überleben. In dieser Situation kann es<br />
nur ein Ziel geben: Schnell, einfach und unbürokratisch<br />
zu helfen! Leider sieht die Realität anders aus.<br />
Wir haben ein Regelwerk,<br />
wie man in Zeiten von<br />
Pandemien wie dieser vorgeht.<br />
Dieses Regelwerk<br />
stammt aus einer Zeit,<br />
in der in <strong>Österreich</strong> noch<br />
Kaiser Franz Joseph geherrscht hatte. Überarbeitet<br />
wurde es im Jahr 1950, also fünf Jahre<br />
nach Ende des zweiten Weltkriegs. Damals<br />
war <strong>Österreich</strong> ein armes Land, das mit unzähligen<br />
Problemen zu kämpfen hatte. Doch<br />
eines war immer klar: Wenn Maßnahmen<br />
zum Schutz der Allgemeinheit getroffen<br />
werden, dann muss auch die Allgemeinheit<br />
die Kosten dafür tragen!“, erklärt Christoph<br />
Matznetter, Präsident des Sozialdemokratischen<br />
Wirtschaftsverbands und Abgeordneter<br />
zum Nationalrat. Die Rede ist vom<br />
Epidemiegesetz. Dieses enthielt einen Paragraphen,<br />
der <strong>Unternehmen</strong> eine Vergütung<br />
für den Verdienstentgang garantiert, wenn<br />
diese durch seuchenpolitische Maßnahmen<br />
in ihrem Erwerb behindert wurden. Der<br />
entsprechende Paragraph wurde jedoch von<br />
den Regierungsparteien im Parlament am<br />
14. und 15. 3., also kurz vor dem Lock-down<br />
am 16. 3., außer Kraft gesetzt. Daher befinden<br />
wir uns gerade in einer kuriosen Situation:<br />
Tourismusbetriebe in Ischgl wurden<br />
bereits vor dem 14. 3. nach Epidemiegesetz<br />
TOURISMUS. <strong>Österreich</strong>s<br />
Hotellerie ist am ärgsten von der<br />
Corona-Krise betroffen. Wegen<br />
fehlender internationaler Gäste<br />
haben viele Unterkünfte derzeit<br />
noch immer nicht aufgesperrt,<br />
obwohl es seit 29. Mai wieder<br />
gestattet ist.<br />
04<br />
<strong>Unternehmen</strong> <strong>Österreich</strong> 2 | 2<strong>02</strong>0
aktuell<br />
für kleine Betriebe!<br />
GASTRONOMIE. Nach zweimonatiger<br />
Sperre durften die Betriebe ab 15. Mai<br />
wieder aufsperren. Ein „Wirte-Paket“<br />
mit Steuererleichterungen soll ab 1. Juli kommen.<br />
Für viele kleine Wirtshäuser kommt<br />
das aber zu spät.<br />
SWV, iStockphoto by Getty Images<br />
s für alle kleinen<br />
ein!<br />
ge schlossen und haben nun Anspruch auf<br />
Entschädigung des Verdienstentgangs.<br />
Hier muss erwähnt werden, dass es sich<br />
großteils um Betriebe handelt, die am<br />
Wintertourismus verdienen und ihre Saison<br />
somit ohnehin fast vollkommen ausschöpfen<br />
konnten, da zu spät auf die Anzeichen<br />
des Virus reagiert wurde.<br />
Alle anderen Betriebe, die infolge der<br />
Nachlässigkeit in Ischgl am 16. 3. per Verordnung<br />
des Gesundheitsministers „geschlossen“<br />
wurden, haben jedoch keinen<br />
gesetzlichen Anspruch auf Entschädigung<br />
des Verdienstentgangs. „Der Bundesregierung<br />
ist hier jedoch ein Fehler unterlaufen,<br />
der den Betrieben doch noch zu<br />
ihrem Recht auf Entschädigung verhelfen<br />
könnte. Dazu habe ich einen Antrag formuliert,<br />
mit dem man seinen Anspruch<br />
auf Entschädigung des Verdienstentgangs,<br />
sollte dieser bestehen, wahren kann“, berichtet<br />
Matznetter. Dabei bezieht er sich<br />
auf die Tatsache, dass die Betriebe laut der<br />
Verordnung vom 16. 3. nicht „geschlossen“<br />
wurden, sondern ein Betretungsverbot<br />
über sie verhängt wurde. Das Gesetz,<br />
Christoph Matznetter nur eine Lösung:<br />
„Die Leistungsharmonisierung über alle<br />
Sozialversicherungsträger hinweg muss<br />
kommen. Wir fordern das Prinzip: gleiche<br />
Beiträge, gleiche Leistungen!“<br />
das den Anspruch auf Verdienstentgang<br />
aussetzt, bezieht sich jedoch auf „Schließungen<br />
von Geschäftsstätten“, also nicht<br />
auf Betretungsverbote. Daher stellt der<br />
SWV den Musterantrag auf Vergütung,<br />
der von Christoph Matznetter aufgesetzt<br />
wurde, kostenlos zur Verfügung. Bisher<br />
wurde dieser Antrag schon viele Male abgerufen.<br />
„Das Aussetzen der Verdienstentgangsentschädigung<br />
laut Epidemiegesetz<br />
war der Kardinalfehler der Bundesregierung.<br />
Doch damit noch nicht genug! Der<br />
Härtefallfonds sollte an die Stelle der Entschädigung<br />
treten, doch er funktioniert<br />
nicht. Und alle Anträge, die die Opposi-<br />
repariert, doch nun funktioniert die Auszahlung<br />
nicht. Viele Unternehmerinnen<br />
tionsparteien stellen, um die Situation wahl der 2<strong>02</strong>0<br />
Unternehmerinnen und Unternehmer zu und Unternehmer sind verzweifelt und<br />
verbessern, werden niedergestimmt oder fürchten um die Betriebe, die sie mit viel<br />
vertagt“, ärgert sich der SWV-Präsident. Geld und Mut aufgebaut haben. All die-<br />
Schutzschirm ist<br />
wichtig!<br />
Die SPÖ hat zum Beispiel<br />
Anträge eingebracht, die<br />
die Entschädigung laut<br />
Epidemiegesetz für <strong>Unternehmen</strong><br />
mit weniger als 25 MitarbeiterInnen<br />
wieder in Kraft setzen oder Betriebe<br />
von Geschäftsraummieten befreien<br />
soll, solange diese keinen Umsatz erzielen<br />
können. Leider stellte die Mehrheit der Regierungsparteien<br />
im Parlament sicher, dass<br />
keiner dieser Anträge angenommen wurde.<br />
Und auch der Härtefallfonds, der den<br />
Unternehmerlohn während der Geschäfts-<br />
„Schließung“ garantieren soll, hält nicht<br />
was er verspricht. „Die Kriterien der ersten<br />
Phase waren zu streng und haben viele Unternehmerinnen<br />
und Unternehmer ausgeschlossen.<br />
Das wurde in der zweiten Phase<br />
sen UnternehmerInnen möchte<br />
ich versichern, dass ich nicht<br />
aufhören werden, mich für<br />
sie starkzumachen – sei<br />
es im Parlament oder<br />
außerhalb!“, verspricht<br />
Matznetter.<br />
Ein Wettbewerb ist nur dann fair, wenn<br />
für alle die gleichen Regeln gelten!<br />
Ein fairer Wettbewerb ist nur dann gewährleistet,<br />
wenn alle unter denselben<br />
Rahmenbedingungen arbeiten. Derzeit<br />
ist das nicht so. „Großkonzerne zahlen<br />
<strong>Unternehmen</strong> <strong>Österreich</strong> 2 | 2<strong>02</strong>0 05
coverstory<br />
Im Wirrwarr<br />
der täglichen<br />
Ankündigungen<br />
PLANLOS Ständig neue Empfehlungen,<br />
Verordnungen und Gesetze treiben kleine<br />
<strong>Unternehmen</strong> an die Grenzen ihrer Existenz.<br />
Wir versuchen, den Überblick zu behalten …<br />
iStock by Getty Images<br />
Die Bilanz der mehr als zweimonatigen Sperre<br />
der meisten Betriebe fällt mehr als durchwachsen<br />
aus: Insgesamt 38 Milliarden Euro<br />
sieht die Bundesregierung für Nothilfen<br />
für die am meisten betroffenen Branchen<br />
vor. Davon geht allerdings nur ein kleiner Teil an Selbstständige,<br />
EPU und Kleinstbetriebe. Dabei sind es gerade<br />
die kleinen Betriebe, die vom Corona-Shutdown<br />
besonders betroffen sind. Denn sie haben wenige finanzielle<br />
„Polster“ zur Verfügung und können auch mit „Hilfszahlungen“<br />
in Form von willkürlich festgelegten Zuschüssen,<br />
gestundeten Leistungen oder für ein paar Monate lang<br />
gewährte zinsenlose Kredite ihrer Hausbank nicht wieder<br />
einfach dort beginnen, wo es nach dem Shutdown geendet<br />
hat.<br />
„Wir müssen über kurz oder lang alle Überbrückungskredite<br />
zurückzahlen. Unsere Betriebe laufen erst langsam<br />
an, der zweimonatige Einkommensverlust samt den<br />
laufenden Miet- und Betriebskosten und die lange nicht<br />
ausbezahlte „Kurzarbeit“ für MitarbeiterInnen haben uns<br />
bereits an die finanziellen Grenzen gebracht. Der seit Anfang<br />
Juni anstehende Urlaubsgehalt, den wir – nicht von<br />
der Regierung gedeckt – auszahlen müssen, tut dazu noch<br />
ein Übriges“, erzählt ein Unternehmer mit 14 Beschäftigten.<br />
„Die Versprechen der Regierung, den Wirtschaftstreibenden<br />
in der Coronakrise großzügig unter die Arme zu<br />
greifen, empfinde ich mittlerweile als Spott und Verhöhnung.<br />
Ich habe allein in diesen Monaten rund 60.000 Euro<br />
hinlegen müssen, um meinen Betrieb aufrechterhalten zu<br />
können. Meine finanziellen Rücklagen sind aufgebraucht.<br />
Gestundete Kredite, bei meiner Hausbank eingereicht und<br />
gewährt, helfen mir auch nicht weiter. Viele Branchenkollegen<br />
sind wie ich einfach nur wütend: Keine der vollmundigen<br />
Ankündigungen der ‚Wirtschaftspartei‘ ÖVP<br />
mit ihrem Kanzler Kurz wurde wie versprochen umgesetzt.“<br />
Bis Mitte Mai haben auch viele andere Wirtschaftstreibende<br />
wie beispielsweise seine Freunde in der Gastronomie keinen<br />
Cent der versprochenen finanziellen Unterstützung gesehen,<br />
erzählt er. „Wohin die versprochenen 38 Milliarden<br />
fließen, wieviel an wen vergeben wird, ist völlig unklar. Ich<br />
06<br />
<strong>Unternehmen</strong> <strong>Österreich</strong> 2| 2<strong>02</strong>0
coverstory<br />
bin ein Unternehmer, der seine Wirtschaftskraft nicht auf<br />
Krediten aufbaut und aufbauen will. Ich will keinen Überbrückungskredit,<br />
sondern finanzielle Unterstützung für<br />
den zweieinhalbmonatigen absoluten Stillstand!“<br />
Die Ankündigungen der Regierung<br />
versprachen viel …<br />
„Warum hat sich ausgerechnet der ÖVP-Wirtschaftsbund-<br />
und WKO-Präsident Harald Mahrer gegen die<br />
hundert tausenden kleinen <strong>Unternehmen</strong> und Wirtschaftstreibenden<br />
gestellt?“, will SWVÖ-Präsident Christoph<br />
Matznetter nach wie vor wissen. Die Antwort für ihn ist<br />
klar: „Harald Mahrer vertritt immer die Linie der türkisgrünen<br />
Regierung, die jetzt den kleinen <strong>Unternehmen</strong><br />
und ihren MitarbeiterInnen das Sicherheitsnetz durch das<br />
Epidemiegesetz weggezogen hat.“<br />
Denn: Das Epidemiegesetz sieht genau für den Fall, dass<br />
es aufgrund von Epidemien zu behördlichen Schließungen<br />
kommt, klare Entschädigungsregeln für die <strong>Unternehmen</strong><br />
und Arbeitnehmer vor. Dies wäre ein unabdingbarer, gesetzlicher<br />
Anspruch auf vollen Verdienstentgang während<br />
der Schließung gewesen. „Das erste, was Türkis-Grün<br />
gemacht hat, war, diese Regeln außer Kraft zu setzen“, ist<br />
Matznetter erbost. „Einen Tag vor den von der Regierung<br />
verordneten Schließungen ab 16. März hat die Regierung<br />
hunderttausenden <strong>Unternehmen</strong> diese Sicherheit genommen.<br />
Die Folgen waren dramatisch. 200.000 Beschäftigte<br />
wurden sofort danach gekündigt. Diese und viele weitere<br />
Kündigungen wären vermeidbar gewesen“, erläutert Matznetter.<br />
Dazu kommt, dass mit dem Entfall der Wirkungen<br />
des Epidemiegesetzes vielen Betrieben die Deckung durch<br />
die Betriebsunterbrechungsversicherung entzogen wurde.<br />
„Letztlich wirkt diese Maßnahme wie eine Förderung der<br />
Versicherungskonzerne zulasten der Kleinbetriebe“, mutmaßt<br />
Matznetter.<br />
Mitarbeiter aufrechtbleiben. „ÖVP und Grüne haben das<br />
abgelehnt. Den Preis zahlen jetzt die Betriebe und ihre Beschäftigten,<br />
weil Regierung und Wirtschaftskammer sie<br />
im Stich gelassen haben“, so SWVÖ-Präsident Christoph<br />
Matznetter.<br />
Unterstützung für EPU – nichts als Almosen!<br />
Warum zudem von den vollmundig versprochenen 38<br />
Milliarden nur ein verschwindend geringer Teil an Selbstständige,<br />
EPU und Kleinstbetriebe geht, ist für SPÖ-<br />
Wirtschaftssprecher Matznetter auch nicht nachvollziehbar.<br />
Denn nach dem festgelegten Härtefallfonds fließen<br />
von den 38 Mrd. nur 2 Mrd. Euro an EPU, freie Dienstnehmer,<br />
NPO und Kleinstunternehmen (max. 10 Mitarbeiter,<br />
max. 2 Mio. Umsatz/Jahr). Diese Gruppe soll<br />
demnach nur 7,6 Prozent der Hilfen bekommen können.<br />
„Dabei sind es gerade die kleinsten Betriebe, die am<br />
meisten betroffen sind“, zeigt Matznetter auf. Denn sie<br />
haben typischerweise wenig liquide Mittel und verfügen<br />
über weniger Möglichkeiten zur Kurzarbeit. „Die Kleinen<br />
tun sich am schwersten, auch nur wenige Tage, geschweige<br />
denn Wochen, ohne Umsatz durchzustehen“,<br />
sagt Matznetter.<br />
Ein kleiner Betrieb oder ein Ein-Personen-<strong>Unternehmen</strong><br />
wusste auch lange einfach nicht, ob sie finanzielle Hilfe bekommen,<br />
wann das sein wird und wie hoch die Hilfe sein<br />
wird“, erläutert Matznetter. Denn eben Rechtssicherheit<br />
gebe es nicht. Die Anträge der EPU wurden – bis jetzt mit<br />
500 bis 1.000 Euro „abgespeist“ – „für zwei Monate mit<br />
Verdienstentgang bei laufenden Mieten und Betriebskosten<br />
ein wahrer Hohn“, so der SWV-Präsident. In Summe gibt<br />
es, über alle Sparten gerechnet, 490.000 <strong>Unternehmen</strong> mit<br />
0 bis 9 MitarbeiterInnen, das sind 93 Prozent aller Unter-<br />
Scharfer Protest hat nichts genützt<br />
„Die Opposition hat am Wochenende vom 14. auf den 15.<br />
März, als die Regierungsparteien das erste Covid-19-Gesetz<br />
beschlossen haben, eindringlich davor gewarnt, das<br />
Epidemiegesetz auszuhebeln“, weiß SPÖ-Wirtschaftssprecher<br />
Matznetter. So hat die SPÖ verlangt, dass die nehmen, und sie beschäftigen österreichweit 22,1 Prozent<br />
Entschädigungsregeln wenigstens für Betriebe bis 25 der unselbstständig Erwerbstätigen. »<br />
<strong>Unternehmen</strong> <strong>Österreich</strong> 2| 2<strong>02</strong>0 07
coverstory<br />
KURZARBEIT. Auch die angekündigte Kurzarbeit, die<br />
<strong>Unternehmen</strong> rückwirkend beantragen konnten, wurde<br />
lange nicht ausbezahlt. Die UnternehmerInnen standen in<br />
diesem Bereich in der finanziellen „Warteschlange“.<br />
Geringfügig Beschäftigte konnten nur gekündigt werden –<br />
ein Desaster für KMU und langjährige MitarbeiterInnen.<br />
NOTHILFEFONDS & FIXKOSTENZUSCHUSS<br />
Zwei verbesserte Unterstützungen helfen nun auch EPU und kleinsten Betrieben.<br />
‣ DER NOTHILFEFONDS für alle <strong>Unternehmen</strong> wurde von der<br />
Regierung mit einem Budget von 15 Mrd. € dotiert. Er besteht<br />
aus einer Mischung aus Haftungen für Kredite und einem nichtrückzahlbaren<br />
Zuschuss. Dieser Zuschuss bemisst sich an den<br />
Fixkosten (das BMF führt Gas- und Stromrechnungen, Geschäftsraummieten<br />
aber auch verderbliche Ware als Beispiele an), die<br />
<strong>Unternehmen</strong> während der Coronakrise entstanden sind. Der<br />
Betrachtungszeitraum ist dabei der 16. März bis zum Ende der<br />
Coronakrise (längstens bis 16. Juni 2<strong>02</strong>0).<br />
Die Höhe des Zuschusses ist gestaffelt (bei einer Obergrenze von<br />
90 Mio. € pro <strong>Unternehmen</strong>) und orientiert sich nach dem Umsatzausfall<br />
während der Coronakrise (die <strong>Unternehmen</strong> müssen einen<br />
Umsatzausfall von zumindest 40 % im betreffenden Zeitraum nachweisen<br />
können). Dabei gibt es bei 40 bis 60 % Ausfall 25 %<br />
Ersatzleistung; bei 60 bis 80 % Ausfall 50 % Ersatzleistung und bei 80<br />
bis 100% Ausfall 75 % Ersatzleistung.<br />
Nothilfefonds-Hinweis: <strong>Unternehmen</strong> stehen nunmehr beide<br />
Instrumente (Härtefonds und Nothilfefonds) zur Verfügung, beantragt<br />
man aber Härtefonds und Nothilfefonds, so werden beim Nothilfefonds<br />
die erhaltenen Gelder aus dem Härtefonds angerechnet.<br />
Die Anträge laufen über das AWS bzw. die Hausbank und sind seit<br />
8. 4. 2<strong>02</strong>0 zulässig. Die Abwicklung seitens der Republik erfolgt über<br />
ein neu gegründetes Tochterunternehmen der ABBAG, die COFAG.<br />
Die Republik übernimmt bei diesen Krediten Haftungen<br />
im Ausmaß von 90 bis 100 %.<br />
Detailinfos zum Nothilfefonds gibt es auf der Homepage des BMF:<br />
bmf.gv.at/public/top-themen/corona-hilfspaket-faq.html<br />
‣ Seit 20. Mai kann auch ein FIXKOSTENZUSCHUSS beantragt<br />
werden: Damit wird <strong>Unternehmen</strong> aller Größen geholfen und für<br />
maximal drei Monate bis zu 75 % der Fixkosten und bis zu 50 %<br />
Wertverlust verdorbener Ware ersetzt. Wie hoch der Zuschuss ausfällt,<br />
hängt vom Umsatzausfall ab. Unter Fixkosten fallen unter anderem<br />
die Geschäftsraummieten, betriebliche Versicherungsprämien, Zinsaufwendungen,<br />
Finanzierungskostenanteile für Leasingraten, Aufwendungen<br />
für sonstige vertraglich betriebsnotwendige Zahlungsverpflichtungen,<br />
die nicht das Personal betreffen, betriebliche Lizenzgebühren,<br />
Zahlungen für Strom, Gas und Telekommunikation, Personalkosten,<br />
die für die Bearbeitung von Stornierungen anfallen. Auch ein angemessener<br />
Unternehmerlohn kann bei Einzelunternehmen und Personengesellschaften<br />
als Teil der Fixkosten berücksichtigt werden, abzüglich<br />
der Nebeneinkünfte. Nach massiven Protesten, vor allem vonseiten<br />
der SPÖ, nahm die Regierung Adaptierungen vor: Ursprünglich war<br />
nur vorgesehen, dass ein Antrag zum Zuschuss erst ab 2.000 Euro<br />
beansprucht werden kann. „Der Mindestbetrag für den Zuschuss<br />
war bisher für viele Kleinstunternehmer ein Hindernis, den Zuschuss<br />
überhaupt beantragen zu können“, so Matznetter. Nun können schon<br />
Anträge ab 500 Euro eingereicht werden und ein Vorschuss wird bis zu<br />
50 % der beantragten Gesamtsumme möglich sein.<br />
Der Fixkostenzuschuss erfolgt über drei Tranchen, von denen die<br />
erste rückwirkend ausbezahlt wird. Die weiteren folgen im August<br />
bzw. November. Anträge können nun auch durch die Berufsgruppe<br />
der Bilanzbuchhalter gestellt werden. Der Antrag auf einen Fixkostenzuschuss<br />
kann bis spätestens 31. 8. 2<strong>02</strong>1 über FinanzOnline eingereicht<br />
werden.<br />
Detailinfos gibt es unter: www.bmf.gv.at/fixkostenzuschuss<br />
08<br />
<strong>Unternehmen</strong> <strong>Österreich</strong> 2| 2<strong>02</strong>0
coverstory<br />
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Amtsschimmel wiehert mit<br />
fatalen Folgen<br />
Auch beim Härtefallfonds Phase 2 und bei der angesuchten<br />
Kurzarbeit der MitarbeiterInnen (statt Kündigungen)<br />
war das vollmundige Versprechen der Regierung,<br />
„‚schnell und prompt Soforthilfe bereitzustellen‘, nur eine<br />
leere Worthülse“, weiß Christoph Matznetter. Bereits für<br />
Anfang April versprochen, wurden die ersten Antragsblätter<br />
für den Härtefonds 2 erst ab Anfang Mai zur Verfügung<br />
gestellt. Als notwendige Voraussetzung für den<br />
Antrag war die komplette Bilanz 2019 – etwas, wofür<br />
sich Betriebe sonst gesetzlich bis September Zeit nehmen<br />
können. „Viele Betriebe wurden so unter einen ungeheuren<br />
Zugzwang gesetzt – wer keinen schnell arbeitenden<br />
Steuer berater (ohne Homeoffice) hat, hatte beim rechtzeitigen<br />
Einbringen das Antrags das Nachsehen“, so Christoph<br />
Matznetter.<br />
Antrag auf Kurzarbeit – bitte warten …<br />
Ebenso wurde die Kurzarbeit, die <strong>Unternehmen</strong> rück wirkend<br />
ab Anfang März beantragen konnten, selbst nach dreimaliger<br />
Änderung der Formularvorlagen noch im April<br />
nicht vom AMS beantwortet, da die Durchführungsbestimmungen<br />
des Finanzministeriums fehlten. Die UnternehmerInnen<br />
standen auch in diesem Bereich wiederum<br />
vor dem Warten und Nichtwissen, wie es weitergehen<br />
sollte. Langjährigen MitarbeiterInnen in geringfügiger<br />
Beschäftigung mussten gekündigt werden, da für sie<br />
kein Platz im Kurzzeitarbeitsmodell besteht. Sie wurden<br />
völlig „im Regen stehen gelassen“, weiß Robert<br />
Aicher, Taxiunternehmer in Gmunden. „Wie sie nun<br />
über die Runden kommen sollen, zählt im ‚Wirtschaftsprogramm‘<br />
der Regierung nicht.“ Viele hätten sich liebend<br />
gerne ihre ausgesprochenen Kündigungen erspart<br />
bzw. versuchten nachträglich, die Kündigungen in<br />
Kurzarbeit umzuwandeln. „In Summe ist von den beschlossenen<br />
Hilfen von insgesamt 38 Milliarden Euro<br />
nur die Kurzarbeit geklärt, hier gibt es die Richtlinie für<br />
das neue Kurzarbeitsmodell. 10 Mrd. Euro für Steuerund<br />
Sozialversicherungsstundungen sind zwar reserviert,<br />
das muss aber von den <strong>Unternehmen</strong> – wie in normalen<br />
Zeiten – selbst beantragt werden, obwohl die SPÖ im<br />
Parlament dringend eine pauschale Stundung ex lege<br />
gefordert hat“, so SPÖ-Wirtschaftssprecher Christoph<br />
Matznetter. „Für den großen Rest von 26,6 Mrd. Euro ist<br />
bis dato völlig unklar, wann die Mittel fließen, wer sie<br />
bekommen wird und wie viel das sein wird.“<br />
Rettungsschirm für EPU und KMU<br />
überlebenswichtig<br />
Der SWV fordert seit Wochen neue Unterstützungsmaßnahmen<br />
für die Wirtschaft sowie Stundungen von<br />
Steuer- und Sozialversicherungsbeitragszahlungen. Auch<br />
ein niederschwelliger Zugang und eine Ausweitung der<br />
Kurzarbeit wurden an die Regierungsparteien herangetragen.<br />
„Wir fordern weiterhin, dass die Verdienstentgangsentschädigung<br />
nach dem Epidemiegesetz, die Türkis-<br />
Grün abgeschafft hat, für alle Kleinbetriebe sofort wieder »<br />
rückwirkend in Kraft gesetzt wird“, erklärt Matznetter.<br />
Vor allem der Zeitpunkt der Abschaffung dieser Verdienstentgangsentschädigung,<br />
nämlich einen Tag vor der »<br />
CHAOS PUR. Der mehr als siebenwöchige Ausnahmezustand<br />
zieht weitreichende Konsequenzen nach sich. Weder konnten<br />
Betriebe ausreichend auf die binnen weniger Tage verhängten<br />
kompletten Schließungen noch auf die ebenfalls unzureichend<br />
kommunizierte Erlaubnis zur Wiedereröffnung reagieren.<br />
09
coverstory<br />
LANGFRISTIG. Der Shutdown<br />
wird vor allem die<br />
Gastronomie und Hotellerie<br />
noch lange beschäftigen.<br />
Solange internationale Touristen,<br />
langjährige Urlauber<br />
aus dem benachbarten<br />
Ausland und Kongressbesucher<br />
– vor allem in<br />
Wien – ausbleiben, wird<br />
eine geringe Auslastung<br />
nicht ausreichen, um die<br />
monatelange Schließung<br />
auszugleichen.<br />
behördlichen Schließung der Geschäfte, hat zu Panik und<br />
Kündigungen geführt. „Wir als SWV sind strikt dagegen,<br />
dass KMU der Zugang zu Hilfsgeldern zur Sicherung ihres<br />
Überlebens versperrt bleiben soll“, stellt Matznetter klar.<br />
Einmal mehr zeigt sich für ihn, dass es der türkis-grünen<br />
Regierung nicht um die Wirtschaftstreibenden, sondern nur<br />
darum geht, ihre eigene Interessenspolitik voranzutreiben,<br />
„denn damit hätten alle Selbstständigen und kleinen <strong>Unternehmen</strong><br />
und ihre Beschäftigten vom ersten Tag an Rechtssicherheit<br />
gehabt und die Garantie, dass sie vom Tag der behördlichen<br />
Schließung an die finanzielle Hilfe bekommen.<br />
Eine schnellere Reaktion, auch die Möglichkeit zur Kurzarbeit<br />
und eine Weiterbeschäftigung der vielen gering fügig<br />
Beschäftigten betreffend, hätte wahrscheinlich auch die<br />
hohe Zahl an Arbeitslosen drastisch vermindern können“,<br />
ist der SPÖ-Wirtschaftssprecher überzeugt.<br />
SWV bietet Rat und Information<br />
Der mehr als siebenwöchige Ausnahmezustand zieht<br />
weitreichende Folgen nach sich. Vor allem die nur wenige<br />
Tage zuvor verhängten Verbote und Schließungen hat<br />
jede Branche tief getroffen und nachhaltig verunsichert.<br />
Dazu haben auch die wiederum kurzfristig angekündigten<br />
„Öffnungen“ beigetragen: Wer kann schon sein<br />
<strong>Unternehmen</strong> von heute bis morgen von Null an wieder<br />
hinauffahren? Nicht zuletzt: Was passiert, wenn wieder<br />
ein plötzlicher Lockdown droht?<br />
In dieser Situation ist exakte Hilfe beim Einreichen wichtig<br />
– denn gerade hier wiehert der Amtsschimmel besonders<br />
kräftig. Um die derzeit aktuellen Förderungen, Zuschüsse<br />
und Überbrückungshilfen überschaubar zu machen, geben<br />
wir auf der nächsten Seite einen Überblick.<br />
iStock by Getty Images<br />
10<br />
<strong>Unternehmen</strong> <strong>Österreich</strong> 2 | 2<strong>02</strong>0
coverstory<br />
SO GEHT ES FÜR BETRIEBE WEITER<br />
Zahlreiche Verbesserungen der Unterstützungen wurden beschlossen<br />
‣ HÄRTEFALLFONDS PHASE 2<br />
Mit der neuen Richtlinie vom 27. 5. 2<strong>02</strong>0 des BMF wurden weitere<br />
Verbesserungen umgesetzt, darunter eine Erweiterung des Betrachtungszeitraums<br />
auf Mitte Dezember 2<strong>02</strong>0. Damit können drei beliebige<br />
Monate für die Beantragung gewählt werden, in denen Zuschüsse beantragt<br />
werden. Pro Betrachtungszeitraum ist der Zuschuss mit 2.000 Euro<br />
begrenzt, insgesamt daher mit 12.000 Euro. Die sechs Betrachtungszeiträume<br />
reichen vom 16. 3. 2<strong>02</strong>0 bis 15. 12. 2<strong>02</strong>0. Der Zuschuss kann für<br />
maximal drei Betrachtungszeiträume bis 31. 12. 2<strong>02</strong>0 beantragt werden.<br />
• Die Förderhöhe wird durch einen Comeback-Bonus deutlich erhöht:<br />
Keine Förderung mehr unter 1.000 Euro monatlich. Der Comeback-<br />
Bonus wird an alle Förderwerber, deren Förderungen in der Phase 2<br />
bereits abgerechnet wurden, automatisiert nachbezahlt.<br />
• Neu ist auch die Einführung einer Pauschalförderhöhe von 500 Euro<br />
pro Monat – auch für <strong>Unternehmen</strong>, die aufgrund von Investitionen oder<br />
Anlaufverlusten keinen Gewinn erwirtschaften konnten. Im Unterschied<br />
zur Auszahlungsphase 1 wird der Förderungsbetrag nach dem Nettoverdienstentgang<br />
konkret berechnet. In Fällen, in denen das nicht möglich<br />
ist, erfolgt eine pauschale Förderung mit 500 Euro. Zudem gibt es eine<br />
Mindestförderhöhe von 500 Euro. Die Berechnung des Zuschusses<br />
erfolgt automatisiert im Rahmen der Antragstellung.<br />
• Der Corona-Familienhärteausgleich wird ab nun berücksichtigt:<br />
Die Förderung aus dem Corona-Familienhärteausgleich ist kein<br />
Ausschlussgrund mehr für die Beantragung der Unterstützung.<br />
• Auch der Kreis der Förderberechtigten wurde in der Phase 2<br />
ausgeweitet. So kann ein Antrag gestellt werden, auch wenn eine<br />
Mehrfachversicherung in der Kranken- und/oder Pensionsversicherung<br />
vorliegt bzw. auch wenn Nebeneinkünfte (neben Einkünften aus<br />
Gewerbebetrieb und/oder selbstständiger Tätigkeit) erzielt werden.<br />
Dazu zählen auch Bezüge aus der Pensionsversicherung. Nebeneinkünfte<br />
werden jedoch bei der Ermittlung der Zuschusshöhe berücksichtigt<br />
und können die Förderhöhe (auch unter die Mindestförderhöhe<br />
von 500 Euro) reduzieren. Damit sind auch geringfügig unternehmerisch<br />
tätige Pensionisten künftig antragsberechtigt: Die SV aus eigener<br />
beruflicher Tätigkeit ist nicht mehr Voraussetzung. Eine Einkommensobergrenze<br />
und -untergrenze ist nicht mehr vorgesehen.<br />
Alle weiteren Details:<br />
wko.at/service/haertefall-fonds-phase-2.html<br />
‣CORONA-KURZARBEIT<br />
Seit 1. 6. 2<strong>02</strong>0 gibt es eine neue Sozialpartnervereinbarung. Diese gilt für Erstanträge mit Beginn der Kurzarbeit ab 1. 6. sowie für<br />
alle Verlängerungsanträge mit Fortsetzung der Kurzarbeit ab 1. 6. ab dem vierten Kurzarbeitsmonat. Nähere Informationen kann von<br />
jedem <strong>Unternehmen</strong> beantragt werden und rückwirkend ab 1. 3. gestellt werden. ams.at<br />
‣ANGEBOTE DER SOZIALVERSICHERUNG DER SELBSTSTÄNDIGEN<br />
Für Ratenzahlung und Stundung der Beiträge: Anträge können formlos per E-Mail unter vs@svs.at oder unter svs.at/formulare<br />
gestellt werden. Die Herabsetzung der vorläufigen Beitragsgrundlage ist über das Onlineformular möglich. svs.at<br />
‣ANGEBOTE DER ÖSTERREICHISCHEN GESUNDHEITSKASSE<br />
Für Ratenzahlung und Stundung der Beiträge; Nachsicht bei Säumniszuschlägen und Aussetzen von Exekutions- und<br />
Insolvenzanträgen. Kontaktmöglichkeiten unter: gesundheitskasse.at<br />
‣MASSNAHMEN DES FINANZAMTS<br />
Sie gelten u. a. für die Herabsetzung von Einkommens- oder Körperschaftsvorauszahlungen für 2<strong>02</strong>0 (bis auf Null);<br />
Stundung und Ratenzahlungen sowie eine beantragte Nichtfestsetzung von bereits festgesetzten Säumniszuschlägen.<br />
Details unter: bmf.gv.at/public/top-themen/corona-hilfspaket-faq.html<br />
‣ ANGEBOTE DER WIRTSCHAFTSKAMMER<br />
Die Wirtschaftskammerorganisation setzt die Vorschreibung der Grundumlagen für dieses Jahr bis auf Weiteres aus.<br />
Bereits erfolgte Vorschreibungen für das Jahr 2<strong>02</strong>0 können die <strong>Unternehmen</strong> als gegenstandslos betrachten.<br />
Darüber hinaus besteht im Falle einer wirtschaftlichen Notlage die Möglichkeit, eine Stundung bzw. eine Ratenzahlung der<br />
Steuern – darunter auch die Kammerumlage 1 und die Kammerumlage 2 – zu beantragen. Alle Infos unter: wko.at<br />
‣SPEZIELLE ÜBERBRÜCKUNGSHILFEN<br />
Für Tourismus- und Freizeitwirtschaft: Haftung für Kredite durch die ÖHT.<br />
Weitere Informationen unter: oeht.at<br />
‣ KÜNSTLER-SOZIALVERSICHERUNGSFONDS<br />
Soforthilfe für KünstlerInnen und KulturvermittlerInnen von 500 bis 1.000 Euro, die nicht den Härtefallfonds in Anspruch nehmen<br />
können: ksvf.at/covid-19.html<br />
‣ FÖRDERPROGRAMM<br />
des Verbands der österreichischen Musikwirtschaft. Sonder-Produktionsförderung, Label-Strukturförderung.<br />
Alle Infos: lsg.at<br />
<strong>Unternehmen</strong> <strong>Österreich</strong> 2 | 2<strong>02</strong>0 11
porträt<br />
„Mache mein <strong>Unternehmen</strong><br />
auch für die Zukunft sicher.“<br />
Robert Aicher<br />
Taxiunternehmer<br />
Alois-Kaltenbrunner-Straße 45,<br />
4810 Gmunden<br />
Tel.: +43/(0)676/334 75 86<br />
E-Mail: taxi.aicher@gmail.com<br />
taxi-aicher.at<br />
„Die Schließung habe ich ein wenig über die<br />
Wirtschaftskammer, aber viel mehr über die<br />
Medien erfahren. Als systemrelevanter Betrieb<br />
war ich davon zwar nicht betroffen, nur: Wen<br />
fährst du, wenn möglichst niemand auf der Straße<br />
sein sollte? Zudem habe ich fast ausschließlich<br />
Firmenkunden gehabt, die zum Flughafen<br />
befördert werden wollten. Das ist alles schlagartig<br />
weggefallen – bis heute. Ich habe deshalb<br />
zwei von drei Fahrzeugen vorsorglich abgemeldet,<br />
um Ver sicherungskosten zu sparen. Meine<br />
beiden geringfügig beschäftigten Fahrer musste<br />
ich kündigen, weil es keine Kurzarbeit für sie<br />
gab. Unterstützung gab es nur von der Oberbank,<br />
bei der ich meine Leasingverträge habe<br />
und von der Donau Versicherung für meine<br />
Versicherungen. Die Sache mit dem Härtefallfonds<br />
der Phase 1 war mühsam. Anfangs bin ich<br />
noch „durchgefallen“, weil ich eine Nebenbeschäftigung<br />
hatte. Erst als ich aufgrund von Corona<br />
gekündigt wurde, bekam ich 1000 Euro.<br />
Im Härtefallfonds Phase 2 erhielt ich im ersten<br />
Beobachtungszeitraum 500 Euro. Im zweiten<br />
war ich wieder nicht „würdig“, eine Entschädigung<br />
zu erhalten. Der Grund: Ich habe eines<br />
meiner abgemeldeten Autos verkauft, das privat<br />
vorfinanziert war. Ich habe damit bis auf einen<br />
geringen Restbetrag die Vorfinanzierung rückerstattet.<br />
Es war keineswegs ein Einkommensgewinn,<br />
aber das wurde anders gesehen.<br />
Ich habe für mich entschieden, mein <strong>Unternehmen</strong><br />
zu verkleinern: Ich habe keine Lust<br />
mehr, dass ein einziger Entscheid der Regierung<br />
wieder alles zerstören kann, was ich mir<br />
mühsam aufgebaut habe.<br />
Der SWV und die SPÖ hat vor der Wirtschaftskammerwahl<br />
schon viel für uns gefordert,<br />
aber alle haben die ÖVP und den Wirtschaftsbund<br />
gewählt – und damit dieses Chaos, das nun<br />
alle Wirtschaftstreibenden trifft.“<br />
Taxi Aicher<br />
12<br />
<strong>Unternehmen</strong> <strong>Österreich</strong> 2 | 2<strong>02</strong>0
porträt<br />
„Liefere meinen Stammkunden<br />
zweimal täglich Menüs.“<br />
Barbara Fischer<br />
Geschäftsführerin Gasthaus Römerstuben<br />
Holzgasse 6<br />
3424 Zeiselmauer<br />
Tel.: +43/(0)2242/704 92<br />
E-Mail: office@roemerstuben.at<br />
roemerstuben.at<br />
„Für mich war der 16. März ein „Weltuntergang,<br />
denn an diesem Tag wurde die<br />
Schließung aller Gastronomiebetriebe verkündet.<br />
Von heute auf morgen war für mich<br />
zunächst alles vorbei. Und ist es noch, denn<br />
im vergangenen Oktober habe ich voller<br />
Hoffnung das Café Bistro im Museum<br />
Gugging eröffnet. Das ist bis<br />
heute geschlossen, denn ohne<br />
Museumsbesucher rentiert es<br />
sich nicht.<br />
Auch mein Kantinenbetrieb<br />
im Parkbad Königstetten ist<br />
durch die Bädersperre komplett<br />
ausgefallen. Schon durch<br />
das Rauchverbot seit November<br />
habe ich in meiner ben viele Gäste verloren. Auch der für<br />
Römerstuein<br />
Dorfgasthaus so wichtige Ausschank an<br />
der Theke ist nun verboten – wie soll ich je<br />
wieder in eine Gewinnzone kommen? Die<br />
letzten Monate waren ein Alptraum: Ostern,<br />
Muttertag, Erstkommunion, Hochzeitsfeiern<br />
und Geburtstagsfeste – alles, was im Frühling<br />
nach der Winterperiode so wichtig ist –<br />
einfach gestrichen! Aber die Zahlungen<br />
wie Mieten, Strom, die Krankenkasse, auch<br />
wenn gestundet, und doppelte Löhne aufgrund<br />
zweier Betriebe bleiben. Auch von<br />
der Mitte März eingereichten Kurzarbeit<br />
habe ich bis heute keinen Cent gesehen. Einzig<br />
meine WK-<strong>Unternehmen</strong>s beraterin,<br />
die mich schon seit zwei Jahren begleitet,<br />
hat mir mit der Vermittlung eines Überbrückungskredits<br />
geholfen. Sonst hätte<br />
ich aufgeben müssen. Seit Jänner biete ich<br />
neben meiner Beteiligung an „Essen auf Rädern“<br />
für St. Andrä-Wördern bereits über<br />
Lieferando und Mjam einen Lieferservice an.<br />
Für die vielen meiner Stammgäste, die<br />
nicht mehr zu mir kommen konnten<br />
und sich jetzt als Risikogruppe<br />
nicht zu mir trauen, kam mir<br />
die Idee, das auch persönlich<br />
umzusetzen. Meine Kellnerin<br />
Gaby ist meine neue tolle Koordinatorin<br />
für mein aktuelles<br />
Überlebensrezept: einen gut<br />
funktionierenden privaten Lieferdienst,<br />
der sich dank Mundpropaganda<br />
zunehmender Beliebtheit erfreut. Und<br />
ich freue mich, meine SeniorInnen wieder bekochen<br />
zu können und werde meinen Lieferservice<br />
auch in Zukunft beibehalten.“<br />
Ludwig Schedl, iStock by Getty Images<br />
13
porträt<br />
„Neuanfang könnte in der kulturellen<br />
Verantwortung liegen.“<br />
Mag. a Christiana Schneeweiß<br />
Dipl. Kunsthistorikerin, Austria Guide und<br />
Tourenanbieterin für private Kulturtouren<br />
Gneiser Straße 53,<br />
5<strong>02</strong>0 Salzburg<br />
Tel.: +43/(0)664/340 17 57<br />
E-Mail: info@kultur-tourismus.com<br />
kultur-tourismus.com<br />
„Der ausgerufene Lockdown war für mich ein<br />
absoluter Schock. Nach den langen einkom-<br />
menslosen Wintermonaten sollte endlich mit<br />
Ende März die Saison mit den für unsere Branche<br />
so wichtigen Einnahmen des Sommerhalbjahrs<br />
beginnen. Alle gebuchten Aufträge,<br />
private Rundfahrten, Events und Führungen<br />
waren mit einem Schlag hinfällig. Ich dachte<br />
zunächst, der Lockdown werde nur zwei Wochen<br />
dauern. Nun ist es so, dass Kunden wegen<br />
der großen verbreiteten Unsicherheit ihre<br />
gebuchten Reisen auch nach den Reisebeschränkungen<br />
einfach absagen. Da zum Zeitpunkt<br />
des Lockdowns mein Gewerbe vorübergehend<br />
noch ruhend gestellt war, konnte ich<br />
keine Unterstützung aus dem Härtefallfond<br />
beziehen. Ich hoffe auf den Fixkostenzuschuss.<br />
Die Bestimmungen sind in der Praxis massiv<br />
beschränkend und nur ein minimaler Teil des<br />
Verlusts wird bei einem Ausfall von 80 % von<br />
den Hilfsangeboten vergütet. Die massiven<br />
Probleme werden sich noch lange hinziehen<br />
und die Regierung wäre gefordert, hier spezielle<br />
und wirklich praxis taugliche Abwicklungen<br />
vor allem für saisonabhängige EPUs<br />
bereitzustellen. Mein beinahe 30-jähriges<br />
Engagement für einen Qualitäts tourismus<br />
in der Stadt Salzburg gleicht – im Schatten<br />
einer monopolistisch gewachsenen Touris-<br />
musindustrie der letzten 20 Jahre, die nach<br />
erfolgter Privatisierung unumschränkte<br />
Möglichkeiten für bestimmte Akteure ein-<br />
räumt und parteipolitisch organisiert ist<br />
– einem Kampf gegen Windmühlen. Der<br />
schnelle Tourismus, die Konzentration auf<br />
den chinesischen Markt, „Instagrammer“,<br />
die auf Denkmälern posieren, darauf Ball-<br />
spiele veranstalten, Reedereien aus Übersee,<br />
die den begrenzten Raum der Altstadt über-<br />
proportional für sich beanspruchen und mit<br />
Guides von auswärts ihre Schäfchen in Kara-<br />
wanen durch die Nadelöhre der Stadt zu den<br />
Hauptanziehungspunkten treiben: all dies<br />
bringt keine Wertschöpfung für Salzburg<br />
und hat die allgemeine Stimmung zuletzt<br />
zum Kippen gebracht.<br />
Ich habe eigene Vorstellungen davon, wie<br />
man unsere Stadt in einem nachhaltigen<br />
kulturellen Spaziergang und durch beeindruckende<br />
Progamme und Konzepte näher-<br />
bringen kann. Meine Einwände wurden in<br />
meiner Funktion im Ausschuss der WK-<br />
Kammer bis jetzt aber immer abgelehnt.<br />
Das ist sehr schade, denn was gibt es Schöneres,<br />
als Einheimischen und Touristen den<br />
speziellen Hintergrund und faszinierende<br />
Inhalte zu vermitteln, wie die besonderen<br />
Bedeutung Salzburgs als Zentrum des ältesten<br />
Erzbistums Europas. Ich würde mir<br />
wünschen, wenn die Stadt wieder aus ihrem<br />
Dornröschenschlaf erwacht, dass sich<br />
die alten Strukturen zugunsten eines sanften<br />
Tourismus ändern. Für heuer erwarte<br />
ich mir nicht viel, nächstes Jahr wird es sicher<br />
besser werden.<br />
Arne Mueseler, Reinhold Assmann<br />
<strong>Unternehmen</strong> <strong>Österreich</strong> 2 | 2<strong>02</strong>0
„Kürze meine Lebenskosten, um<br />
meine Kunden behalten zu können.“<br />
Mario Mohar<br />
Inhaber Werbeagentur TheMo<br />
Uteweg 37/1<br />
9<strong>02</strong>0 Klagenfurt<br />
Tel.: +43/(0)676/910 66 04<br />
E-Mail: office@themo.at<br />
themo.at<br />
Melanie Köck Fotografie<br />
„Als Dienstleister im Webbereich fällt die<br />
Bilanz der letzten Monate durchwachsen<br />
aus: Zwar habe ich mein <strong>Unternehmen</strong> nicht<br />
schließen müssen, aber ziemliche Einbußen<br />
erlitten: Seminare und Workshops, die ich geleitet<br />
hätte, sind entweder ins Wasser gefallen<br />
oder wurden auf unbestimmte Zeit verschoben.<br />
Meine Arbeit lebt vom intensiven Kundengespräch,<br />
damit ich weiß, was gewünscht<br />
bzw. auf einer Website gebraucht wird. Das<br />
war natürlich nur sehr eingeschränkt möglich.<br />
Auch einige Aufträge im Vorfeld fanden<br />
schlussendlich nicht statt: So wollte sich eine<br />
Schneiderin selbstständig machen und wollte<br />
gerade öffnen. Ich hab für sie den Webauftritt<br />
gemacht. Sie konnte nicht eröffnen, hatte<br />
plötzlich drei Monatsmieten am Hals, keinen<br />
Tischler für ihre Theke und niemanden zur<br />
Einrichtung ihres Kassasystems … es war<br />
dramatisch für sie. Auch meine Lebensgefährtin<br />
und ich wollten ein neues Büro beziehen,<br />
auch das ist schiefgegangen. Ich arbeite auch<br />
viel für die kleinen Sportvereine in Kärnten<br />
und bin selbst im Vorstand der ‚Carinthian<br />
Outlaws‘, des einzig aktiven Flag-Football-<br />
Vereins in Kärnten. Dadurch, dass alle Spiele<br />
abgesagt wurden, sind auch die Sponsoren abgesprungen.<br />
Und im Herbst, wenn es wieder<br />
voll losgehen soll, sind keine Sportplätze frei,<br />
weil alle Fußballer drauf sind. Ich habe deshalb<br />
meine Lebenskosten gekürzt, um meine<br />
Kunden behalten zu können und verrechne<br />
ihnen nur einen Bruchteil der sonst üblichen<br />
Preise. Ich will mich nicht an dieser Krise bereichern,<br />
sondern uns allen für die Zukunft<br />
das Überleben sichern.“<br />
<strong>Unternehmen</strong> <strong>Österreich</strong> 2 | 2<strong>02</strong>0 15
wahl 2<strong>02</strong>0<br />
WIRTSCHAFTSKAMMERWAHL 2<strong>02</strong>0<br />
Wirtschaft beginnt<br />
mit „Wir“– mehr denn je!<br />
WK-WAHL 2<strong>02</strong>0 Trotz geringer Wahlbeteiligung hat der SWV<br />
seine Position behaupten können. Gerade jetzt ist es wichtig, dass<br />
wir um die Interessen der EPU, KMU und Selbst ständigen kämpfen,<br />
die sonst untergehen würden!<br />
Unter dem Motto „Wirtschaft<br />
beginnt mit wir“ stand<br />
nicht nur die Kampagne<br />
zur Wirtschaftskammerwahl<br />
2<strong>02</strong>0, vielmehr ist es unsere<br />
Überzeugung, dass es mehr „Wir“ in<br />
der Wirtschaft braucht. 550.000 KMU<br />
und EPU haben ähnliche Probleme und<br />
stehen vor denselben täglichen Herausforderungen.<br />
Der Sozialdemokratische<br />
Wirtschaftsverband gibt dem „Wir“ eine<br />
Stimme. Wir haben unser Verständnis<br />
von Fairness und Chancengerechtigkeit<br />
zum Thema der Kampagne erhoben<br />
und wir stehen dazu: Die Interessen der<br />
99,6 Prozent EPU und KMU stehen im<br />
Mittelpunkt unseres Handelns.<br />
Sie sind das Rückgrat der österreichischen<br />
Wirtschaft – ohne Wenn<br />
und Aber! Wir haben sie in Videos<br />
vor den Vorhang geholt und in<br />
ihrer Vielfalt präsentiert, ihre Probleme<br />
aufgezeigt und gemeinsame Positionen<br />
gefunden. Zusammen forderten und<br />
fordern wir einen fairen Wettbewerb,<br />
eine Stärkung der Mitte und nicht der<br />
Konzerne!<br />
Hilfe in der Corona-Krise<br />
Bewusst geworden durch die Corona-<br />
Krise gilt das mehr denn je: Wir sind für<br />
alle kleinen und Kleinstbetriebe da, die<br />
sonst keine Stimme<br />
haben und bei Hilfsmaßnahmen zunächst<br />
das Nachsehen hatten. Wir haben bereits<br />
jetzt einiges zu ihren Gunsten verändern<br />
können und werden das auch in naher<br />
und weiterer Zukunft tun. Wir lassen<br />
niemanden im Stich!<br />
Ein großes Dankeschön<br />
Unser großer Dank gilt den zahlreichen<br />
Unternehmerinnen und Unternehmern,<br />
die sich entschlossen haben, nicht nur für<br />
sich selbst die Stimme zu erheben, sondern<br />
sich auch als KandidatInnen und<br />
UnterstützerInnen zur Verfügung zu<br />
stellen.<br />
Viele davon werden auch in Zukunft<br />
die Möglichkeit haben, unsere Werte in<br />
den Gremien der Wirtschaftskammer<br />
hochzuhalten.<br />
Wir bedanken uns auch ganz herzlich<br />
bei den Wählerinnen und Wählern, die<br />
Arman Rastegar, SWV Ö<br />
16<br />
<strong>Unternehmen</strong> <strong>Österreich</strong> 2 | 2<strong>02</strong>0
wahl 2<strong>02</strong>0<br />
WAHL 2<strong>02</strong>0. Der SWV<br />
hat seine Position als<br />
zweitstärkste Interessensvertretung<br />
innerhalb<br />
der Wirtschaftskammer<br />
behaupten können (r.).<br />
Die Tabelle unten zeigt<br />
die aktuelle Mandatsverteilung.<br />
Verteilung der Sitze im<br />
Wirtschaftsparlament der WKO<br />
7<br />
10<br />
7<br />
18<br />
Mandate<br />
1 1 2<br />
82<br />
mit ihrer Stimme für den SWV gezeigt haben,<br />
dass sie Teil dieses „Wir“ sein möchten.<br />
Die Wahl ist geschlagen, das Thema<br />
bleibt aktueller denn je: Wir können Großes<br />
bewirken, wie wir es auch jüngst durch die<br />
Verbesserungen der Hilfemaßnahmen für<br />
EPU und KMU bewiesen haben – Seite an<br />
Seite für ein neues „Wir“ in der Wirtschaft!<br />
Wermutstropfen:<br />
die Wahlbeteiligung<br />
Die leider immer geringere Wahlbeteiligung<br />
spielt bei den letzten drei WKO-<br />
Wahlen eine immer größere Rolle.<br />
Während die Zahl der Wahlberechtigten<br />
von 560.204 (2010) auf 641.526 (2015) stieg<br />
und bei der letzten Wahl bereits 711.826<br />
Wahlberechtigte betrug, sank die Wahlbeteiligung<br />
immer mehr: Lag sie 2010 noch<br />
bei 41,3 Prozent, so schrumpfte sie bereits<br />
2015 auf 38,9 Prozent. Bei der jüngsten<br />
Wahl 2<strong>02</strong>0 sank sie auf den legendären<br />
Tiefststand von 33,7 Prozent. Das ist ein<br />
Minus von 5,2 Prozent gegenüber 2015.<br />
Besorgniserregende Daten, die den Spitzenfunktionären<br />
in der Wirtschaftskammer<br />
zumindest zu denken geben sollten …<br />
Leichte Stimmenverluste<br />
für den SWV<br />
Auch der SWV musste Stimmenverlus-<br />
te hinnehmen: Waren es 2015 bundesweit<br />
(ohne Zurechnungen) noch 25.231 Stimmen,<br />
so waren es bei der letzten Wahl<br />
rund 2.000 Stimmen weniger. Dennoch<br />
konnten wir eindeutig weiter den zweiten<br />
Platz hinter dem <strong>Österreich</strong>ischen Wirtschaftsbund<br />
(ÖWB) halten.<br />
Unsere Arbeit geht weiter<br />
Gerade in diesen, für die meisten existenzbedrohenden<br />
Zeiten ist es für den<br />
ÖWB SWV FW GW IV UNOS FGWÖ Sonstige<br />
Mandatsverteilung in den<br />
Spartenkonferenzen der<br />
Wirtschafskammer <strong>Österreich</strong><br />
Sparte Gewerbe & Handwerk 26 2 2 2<br />
ÖWB SWV FW GW IV NEOS TW * SbBV **<br />
Sparte Industrie 32<br />
Sparte Handel 26 3 2 1<br />
Sparte Bank & Versicherung 9 1 1<br />
Sparte Transport & Verkehr 19 2 1<br />
Sparte Tourismus & Freizeitwirtschaft 18 2 1 1<br />
Sparte Information & Consulting 17 3 1 2 1<br />
* Tiroler Wirtschaft<br />
** Gemeinsame Lister der Salzburger Banken & Versicherungen<br />
SWV besonders wichtig, die Kleinen und<br />
Kleinsten zu unterstützen. Einiges haben<br />
wir, wie in der Coverstory erwähnt, schon<br />
erreicht, vieles Weitere, für das wir uns zusätzlich<br />
einsetzen wollen, ist noch offen.<br />
Unser Ziel: ein effizienter Rettungsschirm<br />
für EPU, KMU und Selbstständige – diejenigen,<br />
die bisher, wenn überhaupt, mit<br />
Almosen abgespeist worden sind und<br />
nicht wissen, wie sie die nächsten Monaten<br />
überleben sollen. Für uns beginnt<br />
Wirtschaft mit „Wir“ – und das heißt,<br />
gemeinsam mit allen Wirtschaftstreibenden!<br />
<strong>Unternehmen</strong> <strong>Österreich</strong> 2 | 2<strong>02</strong>0 17
aktuell<br />
Die<br />
Ergebnisse<br />
der aktuellen<br />
SWV–Umfrage!<br />
Was unsere Betriebe<br />
wirklich brauchen<br />
In unserer großen SWV-Umfrage haben wir kleine<br />
Wirtschaftstreibende gebeten, uns ihre Sorgen und<br />
Nöte mitzuteilen.<br />
Um zu erfahren, wie es EPU,<br />
KMU und Selbstständigen<br />
wirklich geht, hat der SWV eine<br />
große Umfrage gestartet. Wir<br />
waren überwältigt, wie viele UnternehmerInnen<br />
sich bis zum Schluss daran beteiligten.<br />
Abgefragt haben wir dabei sowohl<br />
die aktuelle persönliche Situation als auch<br />
die Unterstützungen, die von ihnen angesucht<br />
wurden bzw. ob und wann sie diese<br />
tatsächlich erhalten haben.<br />
In ihren Berichten überwogen eindeutig<br />
Sorgen und Kritik. Unser Dank gilt den<br />
zahlreichen UnternehmerInnen, die diese<br />
Umfrage unterstützt haben. Insgesamt<br />
haben 598, also fast 600 Unternehmerinnen<br />
und Unternehmer an der Umfrage des<br />
SWV teilgenommen, 473 davon haben<br />
die komplette Umfrage ausgefüllt. Die<br />
TeilnehmerInnen sind verschiedenen Bundesländern<br />
und Branchen zuzurechnen.<br />
Auffällig ist, dass nahezu die Hälfte der Befragten<br />
angeben, Ein-Personen-UnternehmerInnen<br />
zu sein. Die Umfrage ist für diese<br />
Gruppe also besonders aussagekräftig.<br />
Bezogen auf die Branchen sind die meisten<br />
der teilnehmenden UnternehmerInnen<br />
der Branche „Handwerk und Gewerbe“,<br />
gefolgt von „Tourismus und Freizeitwirtschaft“<br />
und „Handel“, zuzurechnen. Die<br />
meisten Antworten erreichten den SWV<br />
aus dem Bundesland Salzburg, gefolgt von<br />
Wien und der Steiermark.<br />
Die Ergebnisse der Umfrage zeigen<br />
eindeutig, dass die Mehrheit der Unternehmerinnen<br />
und Unternehmer nicht zufrieden<br />
mit den Corona-Hilfsmaßnahmen<br />
der Regierung ist und ihre wirtschaftliche<br />
Zukunft problematisch sieht.<br />
Einige Fakten sollen hier hervorgehoben<br />
werden: Ungefähr ein Drittel der befragten<br />
UnternehmerInnen gab an, dass<br />
durch die Zuschüsse, welche sie aus dem<br />
Härtefallfonds erhalten haben, weniger als<br />
20 Prozent ihres persönlichen Einkommensverlusts<br />
kompensiert werden. Ebenfalls<br />
nahezu ein Drittel der Befragten gab<br />
an, durch die Corona-Maßnahmen einen<br />
Umsatzverlust von mehr als 90 Prozent<br />
hinnehmen zu müssen. Es zeigt sich also<br />
Folgendes: Die Unternehmerinnen und<br />
Unternehmer mussten im Zuge der Coronakrise<br />
massive Umsatzeinbußen hinnehmen<br />
und wurden dafür unzureichend<br />
entschädigt.<br />
Darüber hinaus bestätigt die Umfrage<br />
die oft von den Medien angeführte Tatsache,<br />
dass die Einreichung zum Härtefallfonds<br />
zu kompliziert ist. Nahezu ein<br />
Viertel der TeilnehmerInnen gab an, den<br />
Steuerberater bei der Einreichung zum<br />
Härtefallfonds gebraucht zu haben.<br />
SWV Ö<br />
18<br />
<strong>Unternehmen</strong> <strong>Österreich</strong> 2 | 2<strong>02</strong>0
aus den bundesländern<br />
Protestaktion.<br />
Gregor Seberg und<br />
Marcus Arige, SWV<br />
Wien-Vizepräsident<br />
am Ballhausplatz.–<br />
wien: „GEHÖRT.GELESEN“<br />
Schauspieler Gregor Seberg verlieh EPU und KMU eine<br />
Stimme und verlas ihre Erfahrungen in der Corona-Zeit.<br />
SWV Wien<br />
Protest-Pressekonferenz<br />
Am 3. Juni wurde die türkisgrüne<br />
Bundesregierung mit den<br />
Corona-Erfahrungsberichten<br />
der Ein-Personen-<strong>Unternehmen</strong><br />
(EPU) und Klein- und Mittelbetriebe<br />
(KMU) direkt vor dem Ministerrat<br />
am Ballhausplatz konfrontiert.<br />
„Es sind sehr viele persönliche<br />
Erzählungen bei uns eingelangt.<br />
Eine jede davon offenbart ein<br />
Schicksal und zeigt, wie fahrlässig<br />
die türkis-grüne Bundesregierung<br />
agiert“, erzählt Marcus Arige,<br />
SWV Wien-Vizepräsident, der<br />
die Kampagne „Gehört.Gelesen“<br />
ins Leben gerufen hat.<br />
Ziel der Aktion war es, EPU<br />
und KMU, für die die Regierung<br />
kein Gehör hat, eine Stimme zu<br />
geben. Die UnternehmerInnen<br />
konnten ihre Erfahrungen in der<br />
Corona-Zeit auf wirsindda.wien<br />
verfassen. Verlesen wurden die<br />
Berichte von Schauspieler Gregor<br />
Seberg, bekannt aus der Fernsehserie<br />
SOKO Donau.<br />
<strong>Unternehmen</strong> <strong>Österreich</strong> 2 | 2<strong>02</strong>0 19
aus den bundesländern<br />
WKNÖ: Stimmengewinne in niederösterreich<br />
STARKES TEAM. Der SWV NÖ errang bei<br />
der vergangenen Wahl den zweiten Platz in der<br />
Wirtschaftskammer. „Jede Stimme für den<br />
SWV ist eine Stimme für EPU und KMU“, so<br />
SWV NÖ-Präsident Thomas Schaden.<br />
Zweitstärkste Kraft<br />
Thomas Schaden, SWV NÖ, sieht dies als klaren Auftrag<br />
für den Einsatz für EPU und KMU und eine bessere<br />
soziale Absicherung der Selbstständigen.<br />
„Jede einzelne Stimme für den Sozialdemokratischen<br />
Wirtschaftsverband Niederösterreich (SWV NÖ) ist<br />
eine Stimme für die Ein-Personen-<strong>Unternehmen</strong> (EPU)<br />
und kleinen und mittleren <strong>Unternehmen</strong> (KMU). Das<br />
Ergebnis bei der NÖ Wirtschaftskammer-Wahl ist ein<br />
klarer Auftrag, uns weiter konsequent für diese Betriebe<br />
einzusetzen“, erklärt der Präsident des Wirtschaftsverbandes<br />
NÖ, Thomas Schaden. „Denn wir sind die,<br />
die für eine bessere soziale Absicherung der Selbstständigen<br />
und Steuergerechtigkeit für kleine <strong>Unternehmen</strong><br />
arbeiten. Der Wirtschaftsverband ist hier die<br />
treibende Kraft!“<br />
Der SWV NÖ erreichte bei der Wirtschaftskammerwahl<br />
2<strong>02</strong>0 Anfang März 11,53 Prozent der Stimmen,<br />
ein Zugewinn von 0,35 Prozentpunkten, und bleibt<br />
damit zweitstärkste Fraktion in der WKNÖ.<br />
„Ein intensiver Wahlkampf liegt hinter uns und wir<br />
sind gelaufen bis zur letzten Minute, um so viele UnternehmerInnen<br />
wie möglich von unseren Forderungen<br />
zu überzeugen – mit Erfolg. Ich bedanke mich bei allen<br />
Wählerinnen und Wählern für ihr Vertrauen. Herzlich<br />
bedanken möchte ich mich auch bei den vielen FunktionärInnen<br />
und meinem Team und allen, die mitgeholfen<br />
haben, dieses Ergebnis möglich zu machen.“<br />
NÖ: Direkt in den Hotels oder<br />
im Reisebüro buchen<br />
Buchungsplattformen vermeiden<br />
Direktbuchungen in Reisebüros oder Hotels sind<br />
wichtiger denn je.<br />
„Buchen Sie bitte direkt in den Hotels oder in<br />
Ihrem Reisebüro und nicht auf Buchungsplattformen.<br />
Damit leisten Sie einen entscheidenden Beitrag,<br />
dass der Ertrag bei den touristischen Leistungsträgern<br />
bleibt. Das ist für die Tourismusunternehmen<br />
und ihre Arbeitsplätze<br />
wichtiger<br />
denn je. Die Wertschöpfung<br />
soll in<br />
der Region und bei<br />
jenen bleiben, die<br />
die Leistung erbringen“,<br />
erklärt<br />
KommR Manfred<br />
Rieger, SWV NÖ-<br />
Spartenobmann im<br />
Tourismus und in<br />
der Freizeitwirtschaft.<br />
20<br />
<strong>Unternehmen</strong> <strong>Österreich</strong> 2 | 2<strong>02</strong>0
aus den bundesländern<br />
SALZBURG:<br />
FAIRE ENTSCHÄDIGUNGEN<br />
statt „Hilfen“, die nicht helfen<br />
SWV NÖ, Salzburg, Tirol / Dietmar Walpoth, iStock by Getty Images (2)<br />
Auszahlung im<br />
Schneckentempo<br />
Mehr als zwei Monate sind<br />
vergangen, seit die Bundesregierung<br />
– allen voran Finanzminister<br />
Blümel – die Losung<br />
„Koste es, was es wolle“ ausgegeben<br />
hat. Hilfsmilliarden<br />
wurden in zahlreichen Pressekonferenzen<br />
vorgestellt, ja,<br />
nahezu durch den Raum geworfen.<br />
Jedem wird geholfen,<br />
hat es geheißen.<br />
Die Realität ist eine andere:<br />
Die „Hilfen“ sind völlig unzureichend.<br />
Die Auszahlung<br />
erfolgt im Schneckentempo,<br />
wenn überhaupt.<br />
EPU und kleine <strong>Unternehmen</strong><br />
gehen oft leer aus: In<br />
Salzburg wurden 4 von 10 Anträgen<br />
für den Härtefallfonds<br />
Phase II schlicht abgelehnt.<br />
Meist aus Formalgründen.<br />
Und alle anderen bekommen<br />
im Durchschnitt nur<br />
640 Euro! Das ist weit unter<br />
der Mindestsicherung, davon<br />
kann niemand seinen Lebensunterhalt<br />
bestreiten.<br />
Daher wundert es nicht,<br />
dass 9 von 10 Unternehmerinnen<br />
und Unternehmer nach<br />
einer Studie der Uni Wien<br />
dem Härtefallfonds ein vernichtendes<br />
Zeugnis ausstellen.<br />
Besonders betroffen sind davon<br />
die Ein-Personen-<strong>Unternehmen</strong><br />
und kleine Betriebe.<br />
Noch hat die Regierung die<br />
Möglichkeit, Insolvenzen abzuwenden.<br />
Dazu braucht es<br />
aber echte und rasche Entschädigungen<br />
– jetzt!<br />
Die Gelder für Kur zarbeit<br />
müssen endlich bei den <strong>Unternehmen</strong><br />
ankommen. EPU und<br />
kleine Betriebe müssen voll<br />
entschädigt werden. Ansonsten<br />
droht eine Insolvenzwelle im<br />
Herbst. Dann würden abseits<br />
von den vielen persönlichen<br />
Schicksalen aus Steuerstundungen<br />
Steuerausfälle. Weiters<br />
würden öffentliche Kreditgarantien<br />
schlagend werden<br />
und noch mehr Ausgaben für<br />
Arbeitslose entstehen. Die Zahlungsausfälle<br />
würden zudem<br />
andere <strong>Unternehmen</strong> hart treffen.<br />
Es ist Ihre Verantwortung,<br />
jetzt Insolvenzen abzuwenden,<br />
Herr Finanzminister. Handeln<br />
Sie endlich!<br />
TIROL: LEISTBARE<br />
GEWERBEFLÄCHEN<br />
Schwaz als attraktiver<br />
Standort<br />
Eine florierende Wirtschaft<br />
braucht schnell<br />
verfügbare und bezahlbare<br />
Industrieund<br />
Gewerbeflächen.<br />
Diese sollten durch<br />
eine optimale Lage<br />
genügend Entwicklungspotenzial<br />
für<br />
ansässige und ansiedlungswillige<br />
<strong>Unternehmen</strong><br />
bieten.<br />
Die landes- und kommunale<br />
Planung muss<br />
dafür Sorge tragen,<br />
dass ausreichend adäquate<br />
Flächen für die<br />
Michael Kirchmair<br />
Präsident SWV Tirol<br />
gewerbliche Wirtschaft zur Verfügung stehen und<br />
Nutzungskonflikte vermieden werden. Der für die<br />
Raumordnung zuständige Gemeinderat und das<br />
Land Tirol müssen dabei die unterschiedlichen Bedürfnisse<br />
wie Naturschutz, Landwirtschaft, Wohnen<br />
und Gewerbe unter einen Hut bringen.<br />
Das zeitlose Sprichwort „Allen Menschen recht<br />
getan, ist eine Kunst, die niemand kann“ trifft<br />
wohl auch bei diesen Entscheidungen zu.<br />
Die Stadtgemeinde Schwaz hat mit der neuen<br />
Gewerbeflächen-Widmung an der Alten Landstraße<br />
auf die Erfordernisse der Wirtschaftstreibenden<br />
reagiert: Die günstige Verkehrsanbindung<br />
der neuen Gewerbeflächen zu Bundesstraße,<br />
Bahnhof und Autobahn – begleitet mit einem zu<br />
erstellenden Verkehrskonzept – bietet eine gute<br />
Basis für Betriebsansiedlungen und stärkt den<br />
attraktiven Standort Schwaz.<br />
<strong>Unternehmen</strong> <strong>Österreich</strong> 2 | 2<strong>02</strong>0 21
aus den bundesländern<br />
Niederösterreich:<br />
GRUNDEINKOMMEN FÜR<br />
UNTERNEHMER<br />
Plädiert für ausreichend<br />
langes Basiseinkommen:<br />
Thomas Schaden,<br />
Präsident des SWV NÖ<br />
Wir müssen Unternehmer langfristig<br />
unterstützen!<br />
„Die Corona-Krise hat viele gesunde <strong>Unternehmen</strong> in extremster<br />
Weise in Mitleidenschaft gezogen. Alle betroffenen<br />
UnternehmerInnen und ihre Betriebe verdienen es<br />
sich, so lange im notwendigen Ausmaß unterstützt zu<br />
werden, so lange ihnen nun erhebliche Umsatzeinbußen<br />
zu schaffen machen“, verlangt der Vize-Präsident der<br />
WKNÖ, KommR Thomas Schaden: „Ob Gastronomie,<br />
Busunternehmen, Eventbetriebe, Beherbergungsbetriebe,<br />
Dienstleistungsunternehmen oder Schausteller – sie alle<br />
zählen zu jenem wichtigen Bereich unserer Wirtschaft, in<br />
dem sich die Nachfrage nur nach und nach erholt.“ Für ihn<br />
es deshalb am Wichtigsten, für Sicherheit bei den UnternehmerInnen<br />
zu sorgen:<br />
„Ein wesentlicher Bestandteil dieser Unterstützung<br />
sollte ein individuelles Grundeinkommen sein, das den<br />
UnternehmerInnen in der aktuellen Situation Sicherheit<br />
für ihren Lebensunterhalt und bei der Weiterführung ihres<br />
Betriebes gibt.“ Thomas Schaden und sein Team wollen<br />
sich mit aller Kraft dafür einsetzen: „Die öffentliche<br />
Hand hat in den Klein-, Mittel- und EinpersonenunternehmerInnen<br />
verlässliche Dienstleister, Produzenten, Arbeitgeber,<br />
Steuerzahler und Ausbilder. Jetzt sollten sich<br />
diese UnternehmerInnen auf ein ausreichend langes Basiseinkommen<br />
durch die öffentliche Hand verlassen können,<br />
das ihnen in dieser schwierigen Lage, in die sie völlig unverschuldet<br />
geraten sind, die Fortführung ihres Betriebes<br />
erleichtert“.<br />
STMK: Plattform für lokale Schutzmasken-Anbieter<br />
Unterstützung für steirische<br />
Bekleidungsbetriebe.<br />
Nachdem während der Corona-Krise die Nachfrage<br />
nach Mund-Nasen-Schutzmasken stark gestiegen ist,<br />
initiierte der SWV eine Plattform auf seiner Website,<br />
auf der steirische Bekleidungsbetriebe ihre Produkte<br />
anbieten können.<br />
Für die Kommunikation auf Social Media wurde<br />
auch ein Video produziert, dass über diese Aktion und<br />
auch das Angebot der Kleidermacherinnen informierte.<br />
Präsident Karlheinz Winkler: „Viele steirische UnternehmerInnen<br />
bieten genähte Mund-Nasen-Schutzmasken<br />
an, die man nach Gebrauch waschen und<br />
wieder verwenden kann. Damit können wir viel Müll<br />
sparen und die Einwegprodukte jenen Menschen überlassen,<br />
die nach Hygienestandards arbeiten<br />
müssen. Und weiters unterstützen wir damit<br />
viele EPU und Kleinbetriebe.“<br />
Die Schutzmasken können nach individuellem<br />
Design bestellt werden. Aber auch<br />
Masken mit Brandings für <strong>Unternehmen</strong><br />
werden produziert und angeboten. Die Liste<br />
regionaler Schutzmasken-Anbieter finden Sie<br />
auf www.wirtschaftsverband-steiermark.org<br />
SWV NÖ, STeiermark/Robert Rothschaedl<br />
22<br />
<strong>Unternehmen</strong> <strong>Österreich</strong> 2 | 2<strong>02</strong>0
Die wirtschaftlichen Folgen der Covid19 Epidemie treffen<br />
<strong>Österreich</strong>s Unternehmerinnen und Unternehmer mit<br />
voller Härte.<br />
Während die Bundesregierung vollmundig Hilfe<br />
verspricht, spüren die Wirtschaftstreibenden nur sehr<br />
wenig von dieser Unterstüzung! EPU und KMU sind in<br />
besonderem Ausmaß die Leidtragenden.<br />
Bist auch du mit deinem <strong>Unternehmen</strong> betroffen?<br />
Dann erzähle uns deine Geschichte auf der Facebook<br />
Seite:<br />
SOS Covid-19 - Rettet unsere EPU & KMU<br />
Wir wollen euch vor den Vorhang holen, denn kleine und<br />
mittlere <strong>Unternehmen</strong> sind das Rückgrat unserer<br />
Wirtschaft und verdienen mehr!
<strong>Österreich</strong><br />
braucht jetzt das<br />
größte<br />
Investitionspaket<br />
in der Geschichte<br />
der Zweiten<br />
Republik!