Unternehmen Österreich 3/2023
Das Magazin des Sozialdemokratischen Wirtschaftsverbands
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OSTERREICH<br />
Das Magazin des Sozialdemokratischen Wirtschaftsverbandes <strong>Österreich</strong><br />
www.wirtschaftsverband.at<br />
4 3 | 2022 <strong>2023</strong><br />
Zinspolitik in <strong>Österreich</strong><br />
Explodierende Energiekosten<br />
Der SCHWINDEL<br />
der BANKEN<br />
WER Der KANN DAS<br />
der BEZAHLEN?<br />
Unfassbar.<br />
Es geht auch anders<br />
Heimische Die EU-Staaten Banken schöpfen bekommen<br />
rigoros Übergewinne hohe Zinsen der von<br />
der Energie-Profiteure EZB für ihre Guthaben. ab. Die<br />
Kundinnen türkis-grüne und Regierung Kunden<br />
schauen legt nur ein durch Minimum die Finger. vor.<br />
Katastrophenjahr.<br />
COFAG-Günstlinge<br />
In Kurz-Freund <strong>Österreich</strong> Martin sind nur Ho,<br />
Sturmschäden René Benko, Starbucks und Hagel<br />
von etc.: Versicherungen Nun steht fest, wer gut abgedeckt.<br />
die größten Für Gewinner andere Naturgefahren<br />
der Corona-Krise sieht es sind. trist aus.<br />
<strong>Österreich</strong>ische Post AG / Sponsoring.Post 04Z035977<br />
„Sozialdemokratischer Wirtschaftsverband <strong>Österreich</strong>, Mariahilfer Straße 47/5/5, 1070 Wien“
Arbeitsplätze<br />
schaffen.<br />
<strong>Österreich</strong>s Industrie sichert direkt und indirekt 2,4 Millionen Jobs. Ohne ehrliche<br />
und faire Strukturreformen, ohne Investitionen in Bildung, Infrastruktur sowie Forschung<br />
und Entwicklung stehen diese Arbeitsplätze auf dem Spiel. Handeln wir jetzt!<br />
Foto: dieindustrie.at/Mathias Kniepeiss<br />
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WAS WIR (NICHT) WOLLEN<br />
Zinspolitik. Die immer noch hohe<br />
Inflation führt zu einer Zinspolitik<br />
der EZB, die so manche Kreditrate<br />
in ungeahnte Höhen treibt. Diese<br />
Kreditzinsen zu stemmen stellt<br />
viele Unternehmerinnen und Unternehmer<br />
vor große Herausforderungen<br />
– sie können dringend<br />
benötigte Investitionen nicht<br />
tätigen. Umgekehrt gibt es keine<br />
höheren Zinserträge für all jene,<br />
die Kapital angespart haben – die<br />
österreichischen Banken streichen<br />
die gestiegenen Zinsen<br />
selbst ein, die sie auf das angelegte<br />
Geld ihrer Kundschaft bekommen.<br />
Raiffeisen und Co. geben die<br />
Gewinne nicht weiter.<br />
Supergau für KMU<br />
Stattdessen fahren die Banken<br />
riesige Übergewinne ein: Innerhalb<br />
von elf Monaten machten<br />
sie ein zusätzliches Plus von<br />
1,6 Milliarden Euro – risikofrei und<br />
leistungslos. Für Unternehmerinnen<br />
und Unternehmer bedeutet<br />
diese Situation vor allem, dass sie<br />
an der massiven Teuerung weiter<br />
leiden. Auf der anderen Seite wird<br />
die Finanzierung von Investitionen<br />
mit diesem Zinsniveau zum<br />
wirtschaftlichen Supergau – besonders<br />
dann, wenn Kredite, die<br />
schon länger laufen, mit flexiblem<br />
Zinssatz vereinbart wurden. Und<br />
was unternimmt die Bundesregierung?<br />
Bis auf wenig wirksame<br />
Einmalzahlungen: nichts.<br />
> 06<br />
> INHALT<br />
Aktuell. Millionärssteuer: Die SPÖ will große Vermögen<br />
bzw. Vermögensübertragungen besteuern, damit Superreiche<br />
in Zukunft einen fairen Beitrag leisten ........................04<br />
Unfassbar. <strong>Österreich</strong>s Banken bekommen hohe Zinsen<br />
von der EZB für ihre Guthaben. Doch ihre Kundschaft<br />
schaut durch die Finger. Denn Raiffeisen und Co. geben die<br />
gestiegenen Zinsen nicht an sie weiter. ................................... 06<br />
Katastrophenjahr. In <strong>Österreich</strong> sind nur Sturmschäden<br />
und Hagel von privaten Versicherungen gut abgedeckt.<br />
Für andere Naturgefahren mit hohem Schadenspotenzial<br />
wie Hochwasser, Überschwemmungen oder Vermurungen<br />
gibt es keine gleichermaßen gut funktionierenden Versicherungen<br />
...................................................................................................12<br />
Angekommen. In seiner Hochkönig-Druckerei kann<br />
Robert Chudyk die Kreativität entfalten, die er sich so lange<br />
gewünscht hat. Dafür hat er neue berufliche Wege eingeschlagen<br />
und auch ein Studium abgeschlossen .................... 16<br />
> 18<br />
Porträt<br />
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Impressum | Herausgeber: Sozialdemokratischer Wirtschaftsverband <strong>Österreich</strong>, Mariahilfer Straße 47/5/5, 1060 Wien, Gerichtsstand: Wien, ZVR-Zahl: 42108716 |<br />
Medieninhaber: echo medienhaus Ges. m. b. H., FN 73819h, HG Wien, Windmühlgasse 26, 2. Stock, 1060 Wien, www.echo.at. Eigentümerin der echo medienhaus<br />
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21, A-7201 Neudörfl | Verlags- & Herstellungs ort: Wien | Blattlinie: Informationen des Sozialdemokratischen Wirtschaftsverbandes <strong>Österreich</strong>. Namentlich gekennzeichnete<br />
Beiträge und Gastkommentare müssen nicht mit der Meinung des Herausgebers übereinstimmen. Entgeltliche Einschaltungen werden mit „entgeltliche<br />
Einschaltung“ oder „bezahlte Anzeige“ gekennzeichnet.<br />
<strong>Unternehmen</strong> <strong>Österreich</strong> 3 | <strong>2023</strong><br />
3
aktuell<br />
GERECHTE VERTEILUNG.<br />
Durch das Modell der SPÖ würden<br />
98 % der Bevölkerung weniger Steuern<br />
zahlen und nur 2 % der Bevölkerung –<br />
nämlich Multimillionäre – würden einen<br />
gerechten Beitrag leisten.<br />
MILLIONÄRSSTEUER –<br />
was bedeutet das für<br />
<strong>Unternehmen</strong>?<br />
NEUES KONZEPT. Die SPÖ will nur große Vermögen bzw. Vermögensübertragungen<br />
besteuern, kleine und mittlere Betriebe werden entlastet.<br />
ERLEICHTERUNGEN.<br />
Klassische Häuslbauerfamilien<br />
werden im Modell von der<br />
Grunderwerbssteuer bei<br />
Erbschaften und Schenkungen<br />
befreit.<br />
Der neue SPÖ-Bundesparteivorsitzende<br />
Andreas Babler sorgt Anfang September<br />
für Aufsehen um sein neues Konzept für<br />
eine Millionärssteuer. Die SPÖ will große<br />
Vermögen bzw. Vermögensübertragungen<br />
besteuern, damit Superreiche in Zukunft einen<br />
fairen Beitrag leisten. Mit den Einnahmen will die<br />
SPÖ einerseits die Steuern auf Arbeit senken und andererseits<br />
das Gesundheitssystem finanzieren und die<br />
Kinderbetreuung ausbauen. Vermögen unter 1 Mio.<br />
€ werden im SPÖ-Modell gar nicht angetastet. Das<br />
„Eigenheim“ wird bis zur Grenze von 1,5 Millionen €<br />
nicht zur Bemessungsgrundlage gezählt. Klassische<br />
Häuslbauerfamilien werden sogar von der Grunderwerbssteuer<br />
bei Erbschaften und Schenkungen befreit.<br />
Die SPÖ will allerdings große Vermögen bzw.<br />
Vermögensübertragungen besteuern und erhöht bei<br />
extrem hohen Vermögen auch die Steuertarife.<br />
ISTOCK BY GETTY IMAGES (3)<br />
04 <strong>Unternehmen</strong> <strong>Österreich</strong> 3 | <strong>2023</strong>
aktuell<br />
Durch das Modell der SPÖ würden 98 % der Bevölkerung<br />
weniger Steuern zahlen und nur 2 %<br />
der Bevölkerung – nämlich Multimillionäre –<br />
würden einen gerechten Beitrag leisten.<br />
Bereit für eine Millionärssteuer<br />
Das Aufkommen der Millionärssteuern wird sich<br />
auf 5 bis 6 Milliarden € jährlich belaufen. Geld,<br />
das die SPÖ einerseits in die Senkung der Steuern<br />
auf Arbeit und andererseits in den Wiederaufbau<br />
unseres Gesundheitssystems sowie in den<br />
Ausbau der Kinderbetreuung investieren möchte.<br />
Eine Studie des Instituts für empirische Sozialforschung<br />
(IFES) zeigt zu Beginn des Jahres auf,<br />
dass zwei Drittel der <strong>Österreich</strong>erinnen und <strong>Österreich</strong>er<br />
bereit für eine Millionärssteuer sind.<br />
Uns haben einige Fragen aus unternehmerischer<br />
Sicht zum SPÖ-Millionärssteuer-Konzept erreicht<br />
(siehe rechts).<br />
FRAGEN & ANTWORTEN<br />
1. Inwiefern wären von der Vermögenssteuer<br />
auch Anteile an Kapitalgesellschaften<br />
betroffen?<br />
Anteile an Kapitalgesellschaften sind in<br />
dem Maß, in dem das Gesamtvermögen<br />
einer Person den Freibetrag von 1 Million €<br />
überschreitet, betroffen. Das Anteilsvermögen<br />
minus Verbindlichkeiten wird in dieser<br />
Rechnung inkludiert. Das Eigenheim bis<br />
1,5 Millionen € ist ausgenommen.<br />
2. Wären nur öffentlich gehandelte Aktien<br />
von börsennotierten <strong>Unternehmen</strong> betroffen,<br />
oder auch Anteile an nicht öffentlich<br />
gehandelten AGs und GmbHs?<br />
Alle Anteile sind betroffen. Bis zum Ende<br />
der Vermögenssteuer in <strong>Österreich</strong> (1993)<br />
wurden alle GmbH-Anteile mit dem sogenannten<br />
Wiener Verfahren – einer Kombination<br />
aus Substanzwert und Ertragswert –<br />
jahrzehntelang bewertet. Dazu bestehen<br />
also bereits Rechtsprechung und Praxis.<br />
3. Wie würde die Bewertung der nicht öffentlich<br />
gehandelten Anteile zur Bemessungsgrundlage<br />
erfolgen?<br />
Die Bewertung erfolgt grundsätzlich auf<br />
Basis des Bewertungsgesetzes. Ausschlaggebende<br />
Größen sind Vermögenswert<br />
und Ertragswert. Bei <strong>Unternehmen</strong> wird<br />
es in der Bewertung insbesondere auf die<br />
Ertragslage ankommen. Basis sind dabei<br />
die Gewinne der vergangenen drei Jahre<br />
(Durchschnittsbetrachtung). Ein Betrieb,<br />
der keinen Ertrag erwirtschaftet, wird nicht<br />
vermögenssteuerpflichtig werden.<br />
4. Ein Start-up wird bei einer Finanzierungsrunde<br />
mit 20 Millionen € bewertet,<br />
macht aber noch keine Gewinne. Die<br />
Gründerin hält nach der Finanzierungsrunde<br />
25 % am <strong>Unternehmen</strong>, kann sich<br />
aber noch gar keine Gewinne auszahlen,<br />
weil es keine gibt. Muss sie Vermögenssteuer<br />
für die 5 Millionen € entrichten?<br />
Nein, da die Bewertung – wie unter 3. beschrieben<br />
– anderen Bewertungsregeln<br />
(Vermögenswert und Ertragswert) folgt.<br />
Hast du noch weitere Fragen?<br />
Dann melde dich gerne bei uns via<br />
office@wirtschaftsverband.at<br />
<strong>Unternehmen</strong> <strong>Österreich</strong> 3 | <strong>2023</strong><br />
05
cover<br />
ISTOCK BY GETTY IMAGES<br />
06 <strong>Unternehmen</strong> <strong>Österreich</strong> 3 | <strong>2023</strong>
cover<br />
Zinspolitik<br />
Der Schwindel<br />
der Banken<br />
UNFASSBAR. Während Unternehmer<br />
ihre Kreditzinsen kaum<br />
stemmen können, fahren Banken<br />
Riesengewinne ein. Den Kunden<br />
bleiben davon nur Krümel. ›<br />
<strong>Unternehmen</strong> <strong>Österreich</strong> 3 | <strong>2023</strong><br />
07
cover<br />
Ö<br />
sterreichs Banken bekommen<br />
jetzt hohe Zinsen von der EZB<br />
für ihre Guthaben. Doch ihre<br />
Kundinnen und Kunden schauen<br />
durch die Finger. Denn<br />
Raiffeisen und Co. geben die<br />
gestiegenen Zinsen nicht an sie<br />
weiter. So haben die Banken<br />
bereits 1,6 Milliarden Euro zusätzliche Gewinne<br />
eingefahren, ohne Risiko und eigene Leistung. Ein<br />
Mindestzinssatz für Spareinlagen und eine Steuer<br />
auf die Übergewinne der Banken könnten helfen.<br />
Die Zinsen steigen und steigen. Das sollte doch eine<br />
gute Nachricht für alle sein, die etwas Geld am Konto<br />
haben? Plötzlich bekommen sie nicht mehr nur<br />
lächerliche Centbeträge auf ihre Bankguthaben. So<br />
wie in den Jahren der niedrigen und sogar negativen<br />
Zinsen. Weit gefehlt: Von den hohen Zinsen haben<br />
Kontoinhaberinnen und -inhaber kaum etwas – dafür<br />
die österreichischen Banken. Sie streichen die<br />
gestiegenen Zinsen selbst ein, die sie auf das angelegte<br />
Geld ihrer Kundschaft bekommen. Raiffeisen<br />
und Co. geben die Gewinne aus ihren Zinsgeschäften<br />
nicht weiter. Sie erhalten nur Krümel davon.<br />
Riesige Übergewinne<br />
Stattdessen fahren die Banken riesige Übergewinne<br />
ein: Innerhalb von elf Monaten machten sie damit<br />
ein zusätzliches Plus von 1,6 Milliarden Euro – risikofrei<br />
und leistungslos. Und das ging so: Seitdem<br />
im Euroraum die Teuerung massiv zugeschlagen<br />
hat, hob die Europäische Zentralbank (EZB) ihren<br />
Einlagenzins schon neunmal an: von praktisch null<br />
auf inzwischen 3,75 Prozent. Die Banken geben die<br />
hohen Zinssätze der EZB nicht an ihre Kundinnen<br />
und Kunden weiter. Im Gegenteil:<br />
<strong>Österreich</strong>ische Banken parken seit September vergangenen<br />
Jahres rund 115 Milliarden Euro bei der<br />
EZB. Das spült ordentlich Geld in ihre Kassen: 1,85<br />
Milliarden Euro an Zinsen erhielten sie zwischen<br />
August 2022 und Juni <strong>2023</strong>. Im Juli und August<br />
brachten die hohen Zinsen laut Schätzung noch einmal<br />
mehr als 100 Millionen Euro.<br />
Keine Weitergabe<br />
Ihren Kundinnen und Kunden zahlten sie im gleichen<br />
Zeitraum nur 358 Millionen Euro an Zinsen<br />
aus. Denn die Gutschriften für täglich fällige Einlagen,<br />
also Geld am Girokonto oder Sparguthaben,<br />
ISTOCK BY GETTY IMAGES<br />
08 <strong>Unternehmen</strong> <strong>Österreich</strong> 3 | <strong>2023</strong>
cover<br />
UNGLAUBLICH. Die Banken verwehren ihrer eigenen Kundschaft, Guthaben bei<br />
ihnen anzulegen und dafür einen angemessenen Zinssatz zu bekommen.<br />
haben die Banken von 0,06 Prozent auf lediglich<br />
0,55 Prozent mit Ende Juni erhöht. Heißt: Die Banken<br />
verwehren ihrer eigenen Kundschaft, Guthaben<br />
bei ihnen anzulegen und dafür einen angemessenen<br />
Zinssatz zu bekommen. Also das zu tun, was<br />
sie selbst bei der EZB machen und damit viel Geld<br />
einstreifen.<br />
Hohe Zinsen bei Krediten<br />
Gestiegene Zinsen reichen die Banken bei Guthaben<br />
ihrer Kundinnen und Kunden zwar nicht<br />
weiter. Wer einen Wohnkredit aufnehmen muss,<br />
spürt die hohen Zinsen aber durchaus und nicht zu<br />
knapp. Die Arbeiterkammer analysierte bei neun<br />
Wiener Banken, wie viel diese an Zinsen für neue<br />
Kredite aufrufen: Bei variablen Krediten sind es<br />
zwischen 4,125 und 5,005 Prozent. Wer einen Fixzins<br />
auf einen 20 Jahre laufenden Kredit vereinbart,<br />
muss zwischen 3,65 und 4,255 Prozent Zinsen<br />
berappen. Die hohen Leitzinsen der EZB an die<br />
Kundschaft weiterreichen? Bei Krediten geht das<br />
ganz schnell.<br />
Unter den hohen Zinsen, die die Banken einstreifen,<br />
aber nicht an Kundinnen und Kunden weitergeben,<br />
leiden nicht nur diese. Auch <strong>Österreich</strong>s<br />
Staatshaushalt verliert – also am Ende wir alle. Jeder<br />
von der EZB an die Banken ausgezahlte Euro<br />
kostet <strong>Österreich</strong> beinahe genauso viel. Denn die<br />
OeNB zahlt diese aus – und kann dadurch in Zukunft<br />
weniger Geld an ihre Besitzerin ausschütten.<br />
Und das ist die Republik <strong>Österreich</strong>.<br />
Die Allgemeinheit zahlt also doppelt drauf, während<br />
die Banken sich freuen. Dem sollte die Regierung<br />
einen wirksamen Riegel vorschieben – und<br />
zwar jetzt und nicht vielleicht später. Die Möglichkeit<br />
dazu hat sie. Aber auch den Willen?<br />
(Quelle: Andreas Bachmann, Momentum Institut)<br />
Übergewinne – Zinsüberschüsse<br />
Die ungleiche Weitergabe der EZB-Zinsen spiegelt<br />
sich nicht nur in den Übergewinnen der Banken<br />
wider, sondern auch in den Zinsüberschüssen, also<br />
dem Unterschied zwischen Zinsertrag und Zinsaufwendungen<br />
der Banken. Auch hier verzeichnen<br />
die drei Banken kräftige Steigerungen: Im Vier-<br />
Jahres-Schnitt von 2019 bis 2022 hatte die BAWAG<br />
einen Zinsüberschuss von 421 Millionen Euro. Im<br />
1. Halbjahr <strong>2023</strong> betrug der Zinsüberschuss bereits<br />
600 Millionen. Ähnlich<br />
sah es bei der Bank<br />
Austria aus, sie steigerte<br />
die Zinsüberschüsse<br />
um 68,3 Prozent auf<br />
757 Millionen Euro.<br />
Der Zinsüberschuss der<br />
Erste Bank nahm um<br />
knapp eine Dreiviertel<br />
Milliarde Euro zu. Die<br />
Daten zeigen, dass Banken<br />
von der ungleichen<br />
Weitergabe der erhöhten<br />
Zinsen der europäischen<br />
Zentralbank<br />
enorm profitieren.<br />
ZINSEN.<br />
Die Gutschriften auf den<br />
Konten haben die Banken<br />
lediglich von 0,06 Prozent<br />
auf 0,55 Prozent erhöht.<br />
›<br />
<strong>Unternehmen</strong> <strong>Österreich</strong> 3 | <strong>2023</strong><br />
09
cover<br />
WAS TUN IN DER DERZEITIGEN SITUATION?<br />
BERATUNG.<br />
Eine versierte<br />
Finanzberatung<br />
hilft <strong>Unternehmen</strong><br />
bei Engpässen<br />
und hohen<br />
Rückzahlungsraten<br />
weiter.<br />
■ RÜCKZAHLUNGSRATEN<br />
Die Arbeiterkammer (AK) und die<br />
SPÖ nehmen die heimischen Kreditinstitute<br />
mit Blick auf die breite<br />
Zinsschere in die Pflicht. Die Banken<br />
müssten Kreditnehmerinnen<br />
und Kreditnehmer unterstützen,<br />
die durch die stark gestiegenen<br />
Zinsen unter Druck geraten sind,<br />
fordert die AK. Die SPÖ ortet ein<br />
Marktversagen und spricht sich<br />
für Mindestzinsen auf Spareinlagen<br />
aus.<br />
■ RECHTLICHE MÖGLICHKEITEN<br />
Grundsätzlich besteht aus rechtlicher<br />
Sicht leider keine Möglichkeit<br />
einer einseitigen Änderung<br />
des Kreditvertrags. Nur dann,<br />
wenn die Bank bereit ist, den Betroffenen<br />
entgegenzukommen,<br />
kann zum Beispiel eine Verlängerung<br />
der Laufzeit und eventuell<br />
eine Umschuldung vorgenommen<br />
werden. Man wisse, so Bettina<br />
Schrittwieser von der AK Konsumentenschutzabteilung<br />
der AK<br />
Steiermark, dass einige betroffene<br />
Kreditnehmer auf einen Kredit<br />
mit Fixzinssatz umgestiegen<br />
sind. „Das bedeutet aber, dass<br />
ein neuer Vertrag abgeschlossen<br />
werden muss und damit auch Gebühren<br />
anfallen.<br />
Eine Laufzeitverlängerung wäre<br />
eventuell günstiger, aber man<br />
muss jeden Einzelfall gesondert<br />
anschauen, weil die Konditionen<br />
der Kreditinstitute je nach Einzelfall,<br />
wohl auch je nach Bonität,<br />
festgelegt werden. Gesetzliche<br />
Vorschriften für Änderungen<br />
eines laufenden Kreditvertrags<br />
gibt es nicht“, so Schrittwieser.<br />
■ MÖGLICHKEITEN DER BANK<br />
Banken haben hingegen sehr<br />
wohl die Möglichkeit, Änderungen<br />
vorzunehmen. „Es gibt die<br />
Möglichkeit, dass man die Laufzeit<br />
verlängert, dann sind die monatlichen<br />
Kreditraten niedriger.<br />
Man kann befristet stunden, man<br />
kann schauen, gibt es nicht doch<br />
einen Umstieg auf einen Fixzins“,<br />
so Schrittwieser. Man sollte gegenüber<br />
seiner Bank auf neuen<br />
Lösungen bestehen.<br />
■ EZB IM AUGE BEHALTEN<br />
Die Zinspolitik der EZB kann sich<br />
schnell ändern. Bleiben Sie auf<br />
dem Laufenden, um zu verstehen,<br />
wie sich Änderungen auf Ihre<br />
persönlichen Finanzen auswirken.<br />
Unsere Empfehlung: Bei Zinserhöhungen<br />
könnten Festgeldund<br />
Tagesgeldkonten attraktiver<br />
werden. ETF-Sparpläne bleiben<br />
jedoch eine solide Wahl für langfristige<br />
Anlagen.<br />
Tipp: Lassen Sie sich nicht von<br />
kurzfristigen Zinsschwankungen<br />
ablenken. Konzentrieren Sie sich<br />
auf Ihre langfristigen Finanzziele<br />
und passen Sie Ihre Strategie entsprechend<br />
an. Ein Finanzberater<br />
kann Ihnen hier zur Seite stehen.<br />
■ INVESTITIONEN<br />
Laut einer Umfrage der Wirtschaftskammer<br />
<strong>Österreich</strong> (WKÖ)<br />
gibt es bei den österreichischen<br />
<strong>Unternehmen</strong> erstmals positivere<br />
Signale. Während kleine<br />
<strong>Unternehmen</strong> weiter abwarten,<br />
liegt der Fokus auf Ersatzinvestitionen,<br />
fast die Hälfte plant auch<br />
Neuinvestitionen. Allerdings: Die<br />
Rahmenbedingungen für Innovationsprojekte<br />
haben sich 2022<br />
deutlich eingetrübt. Die Finanzierung<br />
mittels Bankkredit ist nochmals<br />
merkbar zurückgegangen.<br />
ISTOCK BY GETTY IMAGES<br />
10 <strong>Unternehmen</strong> <strong>Österreich</strong> 3 | <strong>2023</strong>
cover<br />
EZB-VORHABEN.<br />
Die Europäische Zentralbank<br />
hat mit ihren Zinsanhebungen<br />
ein Zeichen gesetzt,<br />
ohne dabei die Rezessionstendenzen<br />
in der Eurozone<br />
zu verschärfen. Deshalb wird<br />
die Inflation immer wieder<br />
abgeschwächt. Das könnte<br />
aber auch dazu führen, dass<br />
die Wirtschaftsentwicklung<br />
in einzelnen Ländern abgewürgt<br />
wird.<br />
Sie selbst fahren hohe Zinserträge damit ein, dass sie<br />
Geld bei der EZB zu einem hohen Zinssatz einlegen,<br />
nutzen diesen Zinsspielraum aber nicht annähernd,<br />
um gestiegene Zinsen an ihre (Spar-)Kundschaft<br />
weiterzugeben. Das Momentum Institut empfiehlt<br />
Sparbücher mit einem staatlich regulierten Zinssatz<br />
nach französischem Vorbild. Die Mindestverzinsung<br />
könnte bei 3 Prozent liegen und für Einlagen bis maximal<br />
40.000 Euro gelten. Denkbar wäre auch eine<br />
Verzinsung von 6 Prozent für Klein-Sparerinnen<br />
und -Sparer mit einem geringen Einkommen.<br />
(Quelle: Jakob Sturn, Momentum Institut)<br />
Dilemma der Notenbanken<br />
Die großen Notenbanken haben in diesem Jahr –<br />
nach gewissem Zögern – ihre Leitzinsen deutlich<br />
erhöht. Darin spiegelt sich das Dilemma, mit dem<br />
sich Notenbanken im Falle eines Angebotsschocks<br />
konfrontiert sehen: Massiv steigende Energiepreise<br />
treiben die Inflationsrate nach oben. Gleichzeitig<br />
dämpft der damit verbundene Kaufkraftentzug die<br />
Nachfrage nach heimischen Gütern, was die Wirtschaftstätigkeit<br />
schwächt. Hält die Notenbank die<br />
Zinsen konstant, um die rezessiven Tendenzen nicht<br />
noch zu verstärken, wird der Preisauftrieb noch gefördert.<br />
Geht sie energisch gegen die Inflation vor,<br />
riskiert sie einen starken Wirtschaftseinbruch.<br />
Bei der deshalb eher konstatierenden Zinspolitik<br />
der EZB kommt es jetzt entscheidend darauf an, wie<br />
sich die Energiepreise weiterentwickeln werden. Für<br />
eine deutliche Verlangsamung des Preisauftriebs<br />
wäre es schon ausreichend, wenn die Energiepreise<br />
nicht weiter steigen würden. Da die Inflationsrate<br />
immer die Preisentwicklung der vergangenen zwölf<br />
Monate misst, würde dann von konstanten Energiepreisen<br />
ein dämpfender Effekt ausgehen. Hoffnungsvoll<br />
stimmt hierbei, dass die Energiepreise ihren<br />
Höhepunkt bereits überschritten haben dürften.<br />
In Deutschland kam es im Oktober 2022 erstmals<br />
wieder zu einem Rückgang der Erzeugerpreise im<br />
Vormonatsvergleich.<br />
<strong>Unternehmen</strong> <strong>Österreich</strong> 3 | <strong>2023</strong><br />
11
aktuell<br />
Hilfe bei Schäden:<br />
Bitte warten ...<br />
KATASTROPHENJAHR. Allein heuer gab es in <strong>Österreich</strong> so große Unwetterschäden<br />
wie nie zuvor. Um die Schäden abzufedern, muss es Änderungen<br />
im Versicherungssystem geben.<br />
So große Unwetterschäden<br />
gab es in<br />
vielen Jahren zuvor<br />
nicht“, weiß SWV-<br />
Kärnten-Präsident<br />
und Versicherungsexperte<br />
Fredy Trey.<br />
„Geschätzt werden es 15 bis 20 Millionen<br />
Euro sein, kommende Schäden<br />
sind da noch nicht inkludiert.“<br />
Grundsätzlich steht für Naturkatastrophen<br />
der Katastrophenfonds<br />
bereit, in den Bund und Länder einzahlen<br />
und der vom Bund als Schlüssel<br />
verteilt wird. Die Höhe der Auszahlungen<br />
ist v. a. für <strong>Unternehmen</strong><br />
nicht üppig: Die Soforthilfe beträgt<br />
maximal 5.000 Euro. Nur bei Erdrutsch<br />
gibt es eine 100%ige Entschädigung.<br />
Bei Muren oder Hochwasser<br />
durch ein Kellerfenster nur zwischen<br />
5 und 8.000 Euro. „Viel zu wenig<br />
für <strong>Unternehmen</strong>, die von heute<br />
auf morgen ihre Existenz verloren<br />
haben“, so Trey. Besonders betroffene<br />
Kärntner Gebiete wie Arriach<br />
und Treffen zeigten das Dilemma:<br />
Nahtlos ging es von der gelben Zone<br />
in die rote über. Die Aufräumarbeiten<br />
dauerten Wochen, viele <strong>Unternehmen</strong><br />
verloren Einrichtung und<br />
Waren. Um die ständig steigenden<br />
Sturm- und Hagelschäden besser abzufedern,<br />
schlägt der Versicherungsexperte<br />
vor, die Versicherungssteuer<br />
für alle um 1,5 % anzuheben und<br />
ISTOCK BY GETTY IMAGES, G. RUSSWURM-BIRO<br />
12 <strong>Unternehmen</strong> <strong>Österreich</strong> 3 | <strong>2023</strong>
aktuell<br />
STURM UND HAGEL.<br />
Wetterkapriolen verursachten<br />
heuer bereits Schäden in Höhe<br />
von zig Millionen.<br />
„Es werden derzeit<br />
für Katastrophen<br />
wie Erdbeben und<br />
Überschwemmungen<br />
sowie Vermurungen<br />
nur sehr geringe<br />
Versicherungssummen<br />
angeboten.“<br />
Fredy Trey<br />
diese Mittel ausschließlich für die<br />
Abdeckung von Sturmschäden zu<br />
verwenden.<br />
Große Herausforderungen<br />
Die Schäden aus Naturgefahren,<br />
v. a. durch den zunehmenden<br />
Starkregen, betreffen großflächig<br />
ganze Landstriche. Dabei entstehen<br />
immense materielle Schäden.<br />
„Der Schaden einer großflächig<br />
auftretenden Naturkatastrophe ist<br />
wegen der Anzahl der betroffenen<br />
Haushalte und <strong>Unternehmen</strong> zu<br />
groß, um noch mit den regional<br />
vorhandenen Ressourcen bewältigt<br />
werden zu können. Deshalb kommt<br />
zukünftig einem gut funktionierenden<br />
Risikotragungssystem große<br />
Bedeutung zu“, so Trey. Denn:<br />
Studien der ZAMG zeigen, dass in<br />
den letzten 20 Jahren die Starkregenereignisse<br />
um 20 % zugenommen<br />
haben. In Prognosemodellen ist für<br />
die nächsten 30 Jahre eine weitere<br />
Steigerung um bis zu 26 % und längerfristig<br />
um bis zu 40 % zu erwarten.<br />
Das lässt den Umkehrschluss<br />
zu, dass Naturkatastrophen, verursacht<br />
durch Starkregen, zukünftig<br />
nochmals zunehmen werden.<br />
Leistbare Rahmenbedingungen<br />
„Deshalb muss die Politik leistbare<br />
Rahmenbedingungen schaffen, um<br />
Existenzen im unternehmerischen<br />
und privaten Bereich schützen zu<br />
können“, so Trey. Private Versicherungen<br />
stellen eine Möglichkeit<br />
zum Risikotransfer von Naturkatastrophen<br />
dar. Sie werden bislang<br />
in <strong>Österreich</strong> nur für einige Naturrisiken<br />
erfolgreich angeboten, z. B.<br />
Sturm- und Hagelschäden. Für<br />
andere Naturgefahren mit hohem<br />
Schadenspotenzial wie Erdbeben,<br />
Hochwasser und Überschwemmungen,<br />
Vermurungen oder Lawinen<br />
gibt es in <strong>Österreich</strong> keine<br />
ebenso gut funktionierenden Versicherungsmärkte<br />
zur Übertragung<br />
von Risiken. „Es werden zurzeit für<br />
die zuletzt genannten Katastrophen<br />
nur sehr geringe Versicherungssummen<br />
angeboten. Je höher das<br />
Risiko, umso geringer werden diese<br />
Summen bis hin Richtung null“, so<br />
der Versicherungsexperte.<br />
Zusätzliche Versicherung<br />
Experten warnen schon seit Jahren<br />
vor den Folgen zunehmender Extremwetterereignisse<br />
in ganz <strong>Österreich</strong>.<br />
Nun beurteilen in einer aktuellen<br />
repräsentativen Befragung<br />
(KFV) auch bereits mehr als 90 %<br />
der österreichischen Bevölkerung<br />
Naturgefahren als Zukunftsproblem<br />
mit hohem Schadenspotenzial.<br />
Die Bereitschaft für eine zusätzliche<br />
Versicherung in diesem Bereich<br />
ist sehr groß, wie auch eine Betroffene,<br />
Martina Tratnig, erzählt.<br />
Horrorwochenende<br />
„Begonnen hat alles Anfang August,<br />
es war ein Freitag. Ein<br />
heftiges Unwetter mit Hagel<br />
›<br />
<strong>Unternehmen</strong> <strong>Österreich</strong> 3 | <strong>2023</strong><br />
13
aktuell<br />
und Sturm ist über Klagenfurt gezogen.<br />
Als ich in den Keller geschaut<br />
habe, stand alles unter Wasser. Es<br />
war aber keine Überflutung, sondern<br />
Sickerwasser. Als ich gesehen habe,<br />
wie es den anderen geht, habe ich auf<br />
einen Feuerwehreinsatz verzichtet<br />
und selbst zu wischen begonnen. Das<br />
war stündlich nötig, weil das Wasser<br />
immer wieder nachgesickert ist. Es<br />
war also ein schlafloses Wochenende.<br />
Auch Freunde sind beim Aufwischen<br />
eingesprungen“, so Martina Tratnig.<br />
Keine Entspannung<br />
Nach diesem Wochenende war Martina<br />
Tratnig sicher, dass der Wassereintritt<br />
nun für sie erledigt sei. Doch<br />
weit gefehlt: Ein paar Tage später kam<br />
es wieder zum Wassereintritt. Ihre<br />
Schmutzwasserpumpe gab den Geist<br />
auf; ebenso ihr Hochleistungsstaubsauger.<br />
„Am 22. August habe ich die<br />
Schadensmeldung samt Fotos an meine<br />
Versicherung geschickt. Seitdem<br />
kam nur einmal ein Mitarbeiter einer<br />
Sanierungsfirma, der mir ein Angebot<br />
von 7.000 Euro für ein Trocknungsgerät<br />
gemacht hat. Das war alles. Bis<br />
jetzt weiß ich trotz Nachfrage nicht,<br />
was von meiner Versicherung gedeckt<br />
ist oder nicht“, ist Martina Tratnig<br />
langsam verzweifelt.<br />
Archiv verloren<br />
Seitdem hat sich in ihrem Keller<br />
Schimmel gebildet und die Möbel<br />
sind kaputt. Was sie beruflich besonders<br />
schmerzt: „Mein Vater ist 2018<br />
verstorben. Er hatte viele langjährige<br />
Kunden, die teilweise zu meinem<br />
Buchhaltungsbüro ‚punktgenau‘ gewechselt<br />
sind“, so Martina Tratnig.<br />
„Nun ist das Archiv meines Vaters<br />
verloren und ich weiß noch nicht, wie<br />
ich diesen Verlust wieder wettmachen<br />
kann“, so Martina Tratnig. Auch sie<br />
würde sich einer Anpassung ihrer<br />
Versicherung anschließen, wenn es<br />
möglich wäre. PS: Kurz vor Redaktionsschluss<br />
erreichte sie die Nachricht,<br />
dass Anfang Oktober ein Sachverständiger<br />
bei ihr vorbeikommen werde.<br />
AKTEN.<br />
Die wichtigen Unterlagen langjähriger<br />
Kunden sind zerstört.<br />
Auch die Möbel sind kaputt.<br />
WASSER OHNE ENDE.<br />
Mitte August begann es, heftig zu<br />
regnen. Sickerwasser zerstörte<br />
den Keller ihres Büros.<br />
Antrag im Wirtschaftsparlament<br />
Der Kärntner SWV-Präsident hat bereits<br />
einen Antrag an das Wirtschaftsparlament<br />
gestellt, der zur Behebung<br />
dieser Krise führt: „Es müssen einfach<br />
gesetzliche Rahmenbedingungen angebotsseitig<br />
so geschaffen werden,<br />
dass zur gesetzlich geregelten Feuerversicherung<br />
der Bereich Naturkatastrophendeckung<br />
hinzugefügt wird.<br />
Hierfür ist eine Novelle des Versicherungsvertragsgesetzes<br />
notwendig. Die<br />
Versicherungswirtschaft, allen voran<br />
der Verband der Versicherungsunternehmen<br />
<strong>Österreich</strong>s (VVO), hat in<br />
Bezug auf eine geeignete Modellrechnung<br />
und den rechtlichen Abstimmungsprozess<br />
mit den Ministerien<br />
bereits ein gutes Ergebnis vorliegen.“<br />
VERZWEIFELT.<br />
Seit der Schadensmeldung Mitte<br />
August wartet Martina Tratnig auf<br />
Auskunft und Ergebnisse.<br />
MARTINA TRATNIG, ISTOCK BY GETTY IMAGES<br />
14 <strong>Unternehmen</strong> <strong>Österreich</strong> 3 | <strong>2023</strong>
aktuell<br />
Elementarschadenpaket<br />
Die bestehenden Deckungen in der<br />
Feuerversicherung müssten um diese<br />
Naturkatastrophendeckung erweitert<br />
werden. Diese oder ähnliche Lösungen<br />
gibt es bereits zum Beispiel in<br />
Frankreich, Belgien, Spanien oder der<br />
Schweiz. Das entwickelte österreichische<br />
Modell orientiert sich sehr stark<br />
am belgischen Modell.<br />
Risikodifferenzierte Prämien<br />
Das Modell sollte insofern gerecht<br />
sein, als es eine risikobezogene Gestaltung<br />
der Prämie vorsieht. Homogene<br />
Prämien, die in Risikogebieten nicht<br />
das tatsächliche Risiko reflektieren,<br />
würden zu neuerlichen Problemen<br />
führen. Das heißt, für Gebäude beziehungsweise<br />
Haushalte, die sich in<br />
einer höheren Risikozone befinden,<br />
sollte auch dementsprechend mehr<br />
Prämie bezahlt werden. Die Bereitschaft,<br />
in höheren Risikozonen mehr<br />
an Prämie zu zahlen, ist großflächig<br />
vorhanden.<br />
Selbstbehalt möglich<br />
Die bereits ausgearbeiteten Modelle<br />
sehen zur Reduktion der Prämie<br />
auch einen möglichen Selbstbehalt<br />
vor. Ein Selbstbehalt von 1 % der<br />
Versicherungssumme könnte 10 %<br />
der Prämie einsparen. Bei 2 % der<br />
Versicherungssumme könnten 20 %<br />
eingespart werden. Bei 5 % Selbstbehalt<br />
wären dies sogar 40 % Prämienreduktion.<br />
„Dieser von allen Fraktionen<br />
angenommene Antrag wird nun im<br />
Wirtschaftsparlament behandelt“, erklärt<br />
der Präsident des SWV Kärnten,<br />
Fredy Trey.<br />
UNWETTER.<br />
Die Schäden werden immer<br />
größer. Die Versicherer sind<br />
herausgefordert.<br />
Win-win-Situation für alle<br />
„Es ergäbe eine für alle wünschenswerte<br />
Transparenz. Die Versicherten<br />
(<strong>Unternehmen</strong> und Haushalte)<br />
hätten erstmals Rechtsanspruch auf<br />
Leistungen im Katastrophenfall und<br />
eine 100%ige Entschädigungsleistung<br />
wäre möglich. Die Prämie wäre in allen<br />
Risikozonen leistbar. Die Entschädigungsleistung<br />
in Form einer Neuwertentschädigung<br />
ermöglicht den<br />
Wiederaufbau“, so Trey.<br />
Es müssen gesetzliche Rahmenbedingungen angebotsseitig so geschaffen<br />
werden, dass zur gesetzlich geregelten Feuerversicherung der Bereich<br />
Naturkatastrophendeckung hinzugefügt wird.<br />
<strong>Unternehmen</strong> <strong>Österreich</strong> 3 | <strong>2023</strong><br />
15
porträt<br />
IMPOSANT. Der mächtige Hochkönig<br />
ist Namenspate von Robert Chudyks<br />
Onlinedruckerei. Kein Wunder, befindet<br />
sie sich doch im 730-Einwohner-Ort<br />
Dienten, in dessen Gemeindeamt er<br />
auch halbtags beschäftigt ist.<br />
Auf Umwegen<br />
zum Traumberuf<br />
ANGEKOMMEN. In seiner Hochkönig-Druckerei kann Robert Chudyk die Kreativität<br />
entfalten, die er sich so lange gewünscht hat. Dafür hat er neue berufliche Wege<br />
eingeschlagen und auch ein Studium abgeschlossen.<br />
Seit 2019 hat Robert Chudyk seine Onlinedruckerei<br />
etabliert. Als EPU arbeitet<br />
er von zu Hause aus und bietet<br />
seinen Kundinnen und Kunden die<br />
bestmögliche Beratung und Betreuung<br />
bei ihren Wünschen. Sei es die analoge<br />
Werbung mit Foldern, Visitenkarten,<br />
Briefpapier, Kuverts, Plakaten, Werbemitteln oder<br />
Festankündigungen, aber auch im digitalen Bereich:<br />
„Ich helfe meinen Kunden bei der Digitalisierung,<br />
einem passenden Webauftritt und Vernetzung mit<br />
Social Media“, so Robert Chudyk. Sein Einzugsgebiet<br />
reicht von Salzburg über das Burgenland und<br />
Niederösterreich bis nach Tirol. „Ich schaue auch<br />
grundsätzlich, dass es nicht zu viele Kunden werden.<br />
Der zufriedenste Kunde ist der, den ich qualitativ<br />
gut betreuen kann“, weiß er. Seit 2012 ist er<br />
halbtags im Gemeindeamt Dienten angestellt. „Wir<br />
sind drei Mitarbeiter, da packt jeder mit an, wie die<br />
Aufgaben fallen“, lacht er. Dennoch ist er der gefragte<br />
EDV-Techniker im Amt, der auch für technische<br />
Ausrüstungen zuständig ist. Dass er auf Umwegen<br />
zu seinem Traumberuf gefunden hat, erzählt sein<br />
beruflicher Werdegang, der, wie er berichtet, von<br />
verschiedenen Zufällen geprägt war. Und doch viel<br />
vom karitativen Engagement Robert Chudyks verrät.<br />
Vom Berufskraftfahrer zum Akademiker<br />
Zunächst absolvierte er eine Lehre als Berufskraftfahrer<br />
bei der Post. Ein Auslandseinsatz 1999 mit<br />
dem Roten Kreuz im Kosovo machte dem damals<br />
23-Jährigen klar, dass er sein Leben verändern woll-<br />
HOCHKÖNIGDRUCK<br />
16 <strong>Unternehmen</strong> <strong>Österreich</strong> 3 | <strong>2023</strong>
porträt<br />
Hochkönigdruck<br />
Landesstraße 11, 5652 Dienten<br />
Mobil: 0664 3565475<br />
robert@hochkönigdruck.at<br />
www.hochkönigdruck.at<br />
te. Er und ein Kollege holten die<br />
Studienberechtigungsprüfung<br />
ein; Robert Chudyk begann, am<br />
Kommunikationswissenschaftlichen<br />
Institut in Salzburg zu studieren und schloss<br />
das Studium mit dem Bachelor (Bakk. Komm.) ab.<br />
„Sehr zum Entsetzen der Eltern habe ich dann meine<br />
sichere Anstellung bei der Post aufgegeben“, erinnert<br />
er sich schmunzelnd. Nach verschiedenen Jobs,<br />
so u. a. bei den Kinderfreunden Salzburg engagiert<br />
er sich für die Gemeinde Dienten und eröffnete seine<br />
Onlinedruckerei.<br />
Zweites Standbein<br />
Dass die analoge Werbung stetig abnimmt, ist ihm<br />
natürlich bewusst: „Auch die anderen Druckereien<br />
in Salzburg jammern, weil statt Papierdruck immer<br />
mehr die digitalen Ausgaben einer Zeitschrift gewählt<br />
werden.“ Mehr geworden seien nur die Maturaarbeiten<br />
und -zeitungen. Als Extras bietet er daher<br />
nun auch Beachflyer, Werbeplakate, beispielsweise<br />
für Baustellenzäune, oder individuell bedruckte T-<br />
Shirts und Hoodies an. Als zweites Standbein in seinem<br />
Beruf fungiert er als Kurstrainer für EDV und<br />
ZWEITES STANDBEIN.<br />
Digitalisierung in AMS-Kursen Robert Chudyk ist auch Trainer<br />
am BFI in St. Johann im Pongau für EDV und Digitalisierung im<br />
BFI und der VHS in St. Johann im<br />
und in der VHS in Zell am See. „In<br />
Pongau und Zell am See.<br />
der VHS biete ich vor allem Einstiegswissen<br />
an, damit sich möglichst<br />
jeder mit Laptop und Computer auskennt. In<br />
Privatkursen kann ich auch KI anbieten“, so Robert<br />
Chudyk.<br />
Glücklich mit der Berufswahl<br />
Beste Qualität und exzellente Kundenbetreuung<br />
sind seine obersten Prämissen bei der Arbeit in seiner<br />
Onlinedruckerei. Diese verschafft ihm die Möglichkeit<br />
der Kreativität, die er sich schon so lange gewünscht<br />
hatte. „Jetzt muss ich nur schauen, dass es<br />
mich nicht zwischen all meinen Aufgaben zerreißt“,<br />
lacht er. „Nein, im Ernst: Ich bin bei allem, was ich<br />
tue, mit vollem Einsatz dabei. Wenn ich künftig Entscheidungen<br />
treffen müsste, bin ich sicher, die richtigen<br />
zu wählen.“<br />
<strong>Unternehmen</strong> <strong>Österreich</strong> 3 | <strong>2023</strong><br />
17
porträt<br />
Mit Elan in die<br />
digitale Zukunft<br />
POWERFRAU. Bettina Bodner bietet mit ihrer Mediaagentur alles<br />
aus einer Hand, ganz nach ihrem Motto: Kennen kann man nur, wer<br />
bekannt ist, und bekannt ist, wer von sich reden macht.<br />
M<br />
it meiner Kommunikationsund<br />
Werbeagentur habe ich<br />
einen lang gehegten Traum verwirklicht“,<br />
erzählt Bettina Bodner.<br />
Dafür hat sie sich auch mit<br />
ungeheurem Elan hineingekniet.<br />
Ihre kreative Ader entdeckte<br />
sie während ihrer Arbeit im Kundenzentrum einer<br />
Bank. „Da habe ich mein Interesse<br />
an Werbedesign entdeckt<br />
und gewusst, was ich beruflich<br />
wirklich will.“ Sie startete den<br />
2. Bildungsweg am WIFI Klagenfurt<br />
belegte Fernlehrgänge<br />
und begann, an der Medienuniversität Klagenfurt zu<br />
studieren. „Als Autodidaktin habe ich mich oft bis<br />
5 Uhr früh weitergebildet, um mein Ziel zu erreichen“,<br />
erinnert sich Bettina Bodner. 2012 war es so<br />
weit: Sie gründete ihre Agentur Bodner Media. Ihre<br />
Leidenschaft für kreative Prozesse spornt sie bis heute<br />
an: „Wenn viele Ideen und zahlreiche Vorstellungen<br />
in Kombination mit einem guten Bauchgefühl<br />
geordnet zu Papier gebracht<br />
Die Werbeagentur entstand aus<br />
meiner Liebe zur Grafik, das ist<br />
meine Leidenschaft. Deshalb<br />
bin ich nach wie vor ein Ein-<br />
Personen-<strong>Unternehmen</strong> – ich<br />
will die kreative Arbeit nicht<br />
anderen überlassen.“<br />
Bettina Bodner<br />
werden sollen, stehen wir mit<br />
gespitztem Stift zur Seite und<br />
verwandeln die Ideen in werbewirksame<br />
Konzepte“, so<br />
Bodner. „Egal ob Wartung einer<br />
bereits bestehenden Website<br />
oder die Entwicklung einer<br />
neuen – wir schärfen das<br />
Onlineprofil und schaffen einen<br />
Wiedererkennungswert.<br />
Dank unserer langjährigen<br />
Erfahrung verleihen wir dem Webshop auch den<br />
letzten Schliff, damit der Onlineverkauf nicht nur<br />
Spaß macht, sondern auch den gewünschten Ertrag<br />
erzielt.“ Dazu gehören die Suchmaschinenoptimierung<br />
(SEO), Social-Media-Betreuung und, wenn gewünscht,<br />
die Serververwaltung.<br />
Full Service inkludiert<br />
„Ich liebe es, Aufgaben ganzheitlich zu lösen. Das<br />
heißt, von Anfang an alles anbieten zu können,<br />
was der Kunde brauchen könnte. Wir erstellen auf<br />
Wunsch eine umfassende Marktanalyse, um das<br />
Produkt bestmöglich platzieren zu können. Und<br />
liefern Vorschläge für ein Corporate Design und<br />
weitere Schritte, damit die Firma nicht nur online,<br />
sondern mit einem unverwechselbaren Firmenlogo<br />
Identität erhält. Wir gestalten Visitenkarten, Firmenmagazine,<br />
Jahresberichte, Flyer, Werbeanzeigen<br />
sowie jegliche Printunterlagen“, so Bettina Bodner.<br />
BODNER MEDIA<br />
18 <strong>Unternehmen</strong> <strong>Österreich</strong> 3 | <strong>2023</strong>
porträt<br />
REFERENZEN.<br />
Das Portfolio ist breit<br />
gefächert: Die Agentur<br />
betreut kleine, exklusive<br />
Betriebe genauso<br />
wie eine weltweite<br />
Holding.<br />
„Der Kunde entscheidet, was für ihn wichtig ist. Bei<br />
Bedarf können wir die Aufträge jederzeit erweitern,<br />
wie z. B. bei einem Kärntner <strong>Unternehmen</strong>, das<br />
demnächst eine neue Filiale in Tirol eröffnet. Ich<br />
sorge mit allem, was dazugehört, für einen weiteren<br />
gelungenen Start“, so die Firmenchefin. Seien es<br />
Luftaufnahmen per Drohne oder bestens ausgestattete<br />
Messestände, ihre Werbeagentur Bodner Media<br />
ist für alles gerüstet.<br />
Zahlreiche treue Kunden<br />
Ihre Referenzen sind breit gefächert: Sie reichen von<br />
kleinen Betrieben, Biohöfen, Hotels und Restaurants<br />
in ganz <strong>Österreich</strong> bis zur weltweiten Holding, die<br />
Niederlassungen in den Arabischen Emiraten und<br />
Kroatien hat. Englisch steht in der Agentur zur Verfügung;<br />
für seltenere Sprachen heuert Bettina Bodner<br />
Übersetzungsbüros an. Sie kann auf zahlreiche<br />
treue Kunden zählen, die ihr seit Jahren vertrauen<br />
und immer wieder auf sie zurückgreifen, wenn sie<br />
etwas Neues benötigen oder ein Relaunch der Website<br />
oder des Firmenlogos vonnöten ist. „Durch die<br />
kontinuierliche Zusammenarbeit über Jahre hinweg<br />
entsteht eine enge Kundenbindung. Ich kann daher<br />
gut einschätzen, was der Kunde braucht und ihm<br />
ohne Umschweife gleich die richtigen Vorschläge<br />
machen.“<br />
Werbeagentur bleibt EPU<br />
Bettina Bodner bleibt eine „Einzelkämpferin“, die<br />
sich nur in Ausnahmefällen zusätzliche Hilfe holt.<br />
„Die Werbeagentur entstand aus meiner Liebe zur<br />
Grafik, das war schon immer meine Leidenschaft.<br />
Deshalb bin ich nach wie vor ein Ein-Personen-<strong>Unternehmen</strong>.<br />
Ich hab’s versucht, meine Mitarbeiterinnen<br />
und Mitarbeiter haben mir natürlich alles abgenommen.<br />
Ich will die kreative Arbeit aber niemand<br />
anderem überlassen.“<br />
Bodner Media<br />
Lindenweg 3<br />
9560 Feldkirchen in Kärnten<br />
Tel.: 0680 2214040<br />
E-Mail: office@bodnermedia.at<br />
www.bodnermedia.at<br />
<strong>Unternehmen</strong> <strong>Österreich</strong> 3 | <strong>2023</strong><br />
19
aus den bundesländern<br />
Die Gratulanten. Angeführt von<br />
Präsident Christoph Matznetter<br />
besuchte eine Delegation des SWV<br />
<strong>Österreich</strong> die deutsche Bundeshauptstadt<br />
anlässlich des 70-jährigen<br />
Bestehens der deutschen<br />
Schwesterorganisation AGS.<br />
BERLIN: 70 JAHRE AGS:<br />
Berlin, wir kommen!<br />
Austausch. Angeführt von Präsident Christoph Matznetter besuchte eine Delegation<br />
des SWV <strong>Österreich</strong> von 15. bis 17. September die deutsche Bundeshauptstadt,<br />
um an den Feierlichkeiten zum 70-jährigen Bestehen der deutschen Schwesterorganisation<br />
AGS (Arbeitsgemeinschaft der Selbständigen in der SPD) teilzunehmen.<br />
In seinen Grußworten würdigte Matznetter die langjährige gute Zusammenarbeit<br />
zwischen AGS und SWV und gratulierte zum Jubiläum. Neben Besuchen im Bundeskanzleramt<br />
und im Willy-Brandt-Haus wurde die Zeit zum Austausch mit den<br />
deutschen Genossinnen und Genossen genutzt. Am Samstag fand die Bundeskonferenz<br />
der AGS statt, zu der unsere Berlinreisenden als Gäste geladen waren. Die<br />
gemeinsame Zeit in Berlin bot auch genug Gelegenheit für gemeinsames Sightseeing<br />
und Austausch in entspannter Atmosphäre.<br />
TIROL: SWV-Tirol-Präsident Michael Kirchmair<br />
erhielt BERUFSTITEL KOMMERZIALRAT<br />
Engagiert. Dem Präsidenten des Sozialdemokratischen<br />
Wirtschaftsverbands<br />
(SWV) Tirol, Michael Kirchmair, wurde<br />
am 4. Juli <strong>2023</strong> im Bundeskanzleramt<br />
in Wien der Titel „Kommerzialrat“<br />
verliehen. Gemeinsam mit seinen<br />
Partnern gründete er 1999 die Firma<br />
BLECH-PROFI Blechbearbeitungs<br />
GmbH. Von Beginn an leitete Kirchmair<br />
als alleinvertretungsbefugter Geschäftsführer<br />
die Geschicke der Firma<br />
BLECH-PROFI Blechbearbeitungs<br />
GmbH. Die Firma BLECH-PROFI<br />
Blechbearbeitungs GmbH hat ihren<br />
Firmensitz in Schwaz in Tirol. Durch<br />
das stetige Wachstum schaffte Michael<br />
Kirchmair die Basis für den weiteren<br />
Erfolg. Der Schwazer Unternehmer<br />
und ehemalige Vizebürgermeister wurde<br />
2020 mit hundertprozentiger Zustimmung<br />
zum Präsidenten des SWV<br />
Tirol gewählt. Unter ihm hat sich der<br />
SWV Tirol zu einer verlässlichen Interessenvertretung<br />
für die Unternehmerinnen<br />
und Unternehmer<br />
in Tirol<br />
etabliert. Besonderen<br />
Fokus legt Michael<br />
Kirchmair<br />
bei seiner Arbeit<br />
auf die Vertretung<br />
und Unterstützung<br />
kleiner und mittlerer<br />
<strong>Unternehmen</strong><br />
und Ein-Personen-<br />
<strong>Unternehmen</strong> sowie<br />
auf Selbstständige<br />
und <strong>Unternehmen</strong>sgruppen,<br />
die von<br />
den Nachwehen der<br />
Coronakrise und<br />
den weiteren, aktuellen Krisen besonders<br />
betroffen sind.<br />
Ausgezeichnet. SWV-Tirol-Präsident Michael Kirchmair erhielt<br />
die Urkunde von Bundesministerin Karoline Edtstadler.<br />
SWV TRIOL, SWV Ö<br />
20 <strong>Unternehmen</strong> <strong>Österreich</strong> 3 | <strong>2023</strong>
WIEN: VERNETZUNGSTREFFEN<br />
DER SPÖ im SWV WIEN<br />
Zusammenhalt. Kürzlich fand das<br />
bedeutende SPÖ-WIEN-Vernetzungstreffen<br />
in unseren Räumlichkeiten<br />
statt. Wir freuen uns besonders, dass<br />
wir dieses Mal die Ehre hatten, die<br />
Teilnehmerinnen und Teilnehmer bei<br />
uns zu empfangen. Es war eine herausragende<br />
Gelegenheit, die Zusammenarbeit<br />
und den Austausch zwischen<br />
den Vorfeldorganisationen der SPÖ<br />
WIEN zu vertiefen, sich miteinander<br />
abzustimmen und<br />
zu koordinieren. Auch von<br />
aus den bundesländern<br />
Informativ.<br />
SWV-WIEN-<br />
Geschäftsführerin<br />
Elisabeth Hakel<br />
gemeinsam<br />
mit der Wiener<br />
Landesparteisekretärin<br />
Barbara Novak.<br />
unserer Landesparteisekretärin<br />
Barbara Novak gab es wieder<br />
wichtige und informative Updates zu<br />
den Entwicklungen innerhalb der Partei.<br />
Wir können es kaum erwarten, uns<br />
beim nächsten Treffen wiederzusehen<br />
und sind gespannt auf die weitere Zusammenarbeit.<br />
Die Veranstaltung war<br />
ein eindrucksvolles Beispiel dafür, wie<br />
engagierte Menschen gemeinsam Großes<br />
bewirken können. Wir freuen uns<br />
auf die kommenden Schritte und Herausforderungen!<br />
NÖ: SWV NÖ/MONIKA RETL: „Pensionslücke<br />
auch bei Unternehmerinnen unbedingt schließen!“<br />
Equal Pension Day betrifft selbstständige Frauen besonders.<br />
Eklatant. Heuer war am 4. August<br />
der Equal Pension Day in<br />
<strong>Österreich</strong> – der Tag, an dem<br />
Männer bereits so viel Pension<br />
bekommen haben, wie Frauen<br />
erst bis Jahresende“, erklärt<br />
Monika Retl, die Referatsleiterin<br />
Frauen und Vizepräsidentin<br />
des SWV<br />
NÖ. „Die Einkommensunterschiede<br />
bei<br />
Selbstständigen sind<br />
noch höher als die von angestellten<br />
Männern und Frauen und das<br />
wirkt sich dann auch auf die Pensionen<br />
aus. 2021 lag laut Dachverband<br />
der Sozialversicherungsträger<br />
die durchschnittliche Erstpension<br />
von selbstständigen Frauen bei nur<br />
1.048 Euro brutto; die von Männern<br />
bei 1.979 Euro. Das liegt auch daran,<br />
dass viele Frauen als Ein-Personen-<br />
Unternehmerinnen in Branchen<br />
arbeiten, die einfach schlechter bezahlt<br />
sind. Man denke an die Blumenverkäuferin<br />
oder die Friseurin.<br />
Diese Berufe gehören aufgewertet“,<br />
so Retl. „Dazu kommt, dass unbezahlte<br />
Arbeit wie Pflege oder Kinderbetreuung<br />
hauptsächlich Frauen<br />
übernehmen und dann nur Teilzeit<br />
arbeiten können. Damit eine faire<br />
Aufteilung überhaupt funktionieren<br />
kann, müssen Frauen gleich<br />
bezahlt werden. Auch die Kinderbetreuung<br />
muss ausgebaut werden!“<br />
SWV WIEN, MORGENBESSER, FRAS<br />
Inflation in Eurozone bei 5,3 %, in <strong>Österreich</strong> bei 7,6 % – so kann es nicht weitergehen!<br />
NÖ: SWV NÖ/THOMAS SCHADEN zur<br />
Teuerung: „Diese Regierung hat die Menschen<br />
und Betriebe anscheinend aufgegeben!“<br />
Teuerungsexplosion. „Mittlerweile stellt sich wirklich die Frage,<br />
wann diese Regierung vorhat, die Inflation zu senken – oder<br />
ob sie die Menschen und die Betriebe in unserem Land bereits<br />
aufgegeben hat, denn danach sieht es aus“, ärgert sich Thomas<br />
Schaden, der Präsident des Sozialdemokratischen Wirtschaftsverbandes<br />
(SWV) NÖ über die Untätigkeit von Schwarz-Grün.<br />
„In der Eurozone lag die Inflation im August bei 5,3 %. Spanien<br />
liegt mit 2,4 % deutlich darunter. Und wo steht <strong>Österreich</strong>?<br />
Bei sagenhaften 7,6 %!“ Die Länder, die eine niedrige Inflationsrate<br />
haben, haben alle eines gemeinsam: Sie haben<br />
Sofortmaßnahmen ergriffen. Die Mehrwertsteuer auf<br />
Grundnahrungsmittel wurde gestrichen oder gesenkt,<br />
Mietpreisdeckel eingeführt, Strom- und Gaspreisbremsen<br />
durchgesetzt. „Das sind genau die Maßnahmen,<br />
die auch wir seit Monaten fordern,<br />
und was hat diese Regierung getan? Nichts,<br />
außer wenig wirksame Einmalzahlungen<br />
nach dem Gießkannenprinzip verteilt!“<br />
<strong>Unternehmen</strong> <strong>Österreich</strong> 3 | <strong>2023</strong><br />
21
aus den bundesländern<br />
STMK: GEMMA’S AN! Einladung zur<br />
Wahlkampfklausur des SWV Steiermark<br />
Auftakt. Der SWV arbeitet beharrlich<br />
daran, dass die Wirtschaftskammer<br />
endlich erkennt,<br />
dass sie sich vorrangig für die EPU<br />
sowie die Kleinst- und Kleinunternehmerinnen<br />
und -unternehmer<br />
einzusetzen hat, denn diese sind<br />
es, die die bestmögliche Unterstützung<br />
brauchen und verdienen,<br />
die man sich nur vorstellen kann.<br />
Die „Kleinen“ sind nämlich nicht<br />
die Trittbrettfahrer in<br />
der Wirtschaftskammer,<br />
sondern das Rückgrat der<br />
österreichischen bzw. der<br />
steirischen Wirtschaft,<br />
auch wenn seitens der<br />
Industrie gerne ins Treffen<br />
geführt wird, dass fast<br />
ausschließlich sie es ist, die mit<br />
ihren Großbetrieben und deren<br />
Umlagenzahlungen die Kammer<br />
„am Leben erhält“.<br />
Der Sozialdemokratische Wirtschaftsverband<br />
will mit einem<br />
ansprechend(er)en Ergebnis bei<br />
der Wirtschaftskammerwahl 2025<br />
erreichen, dass die Wirtschaftskammer<br />
endlich zu der Vertretung<br />
wird, die ihrer ursprünglichen Bestimmung<br />
entspricht.<br />
Machen wir sie gemeinsam zur Interessensvertretung<br />
für die „Kleinen“<br />
und damit für 96 % der Wirtschaftstreibenden!<br />
Um alles Notwendige zu besprechen,<br />
nehmen Sie bitte an der<br />
Wahlkampf-Klausur des SWV<br />
Steiermark am Samstag, dem<br />
18. November <strong>2023</strong>, im Wirtshaus<br />
Gratkorn, Bahnhofstraße 2, 8101<br />
Gratkorn teil, die um 13.00 Uhr<br />
starten und mit einer Einladung<br />
zum Essen und Trinken enden<br />
wird. Wir bitten aus organisatorischen<br />
Gründen um Zu- oder<br />
Absage bis 15. November <strong>2023</strong><br />
unter ratundtat@wvstmk.at oder<br />
0316/714640-0.<br />
NÖ: SWV NÖ/MANFRED RIEGER:<br />
„Eine Qualitätskennzeichnung ist wichtiger<br />
als ein Herkunftsnachweis“<br />
„Es braucht bei Fleisch, Milch und<br />
Eiern eine Qualitätskennzeichnung<br />
mit einem Ampelsystem.“ „Eine verpflichtende<br />
Herkunftsbezeichnung für<br />
Fleisch, Milch und Eier in der Gastronomie<br />
brächte keine Verbesserung<br />
und wäre zudem mit extrem viel Bürokratie<br />
verbunden“, kritisiert Manfred<br />
Rieger, Spartenvorsitzender des<br />
Sozialdemokratischen Wirtschaftsverbandes<br />
(SWV) NÖ im Tourismus und<br />
in der Freizeitwirtschaft: „Es braucht<br />
eine Qualitätskennzeichnung der genannten<br />
Lebensmittel mit einem Ampelsystem.<br />
Das wäre im Interesse der<br />
Kundschaft und auch für die weiterverarbeitenden<br />
Betriebe sinnvoll.“<br />
„Eine Herkunftsbezeichnung alleine<br />
sagt überhaupt nichts über die Qualität<br />
eines Produktes aus. Das zeigte sich<br />
ja bereits bei abschreckenden Fällen<br />
in <strong>Österreich</strong>. Notwendig ist vielmehr<br />
eine Qualitätskennzeichnung von<br />
Fleisch, Milch und Eiern mit einem<br />
Ampelsystem. Bei diesem System zählen<br />
nicht nur die Herkunft, sondern bei<br />
Fleisch z. B. die Dauer des Transports,<br />
die artgerechte Haltung und die Art,<br />
wie das Tier geschlachtet wurde. Je<br />
nachdem, wie der Produzent vorgegebene<br />
Kriterien einhält, wird<br />
ein Qualitätssiegel in Form einer<br />
Ampel vergeben – grün, gelb oder<br />
rot.“<br />
„Wenn wir ein echtes<br />
Qualitätsmerkmal für<br />
Fleisch, Milch und<br />
Eier haben wollen,<br />
auf das sich Kundschaft<br />
und Wirte<br />
verlassen können,<br />
muss man thematisch<br />
in die Tiefe<br />
gehen und das Projekt<br />
zu Ende denken.<br />
Man darf nicht nur<br />
Aktiv. KommR<br />
Manfred Rieger, SWV-<br />
NÖ-Spartenobmann<br />
im Tourismus und in<br />
der Freizeitwirtschaft.<br />
auf die Verpackung schreiben, wo das<br />
Produkt herkommt. Dass bei einer reinen<br />
Herkunftsbezeichnung ordentlich<br />
getrickst wird, zeigte ein Bericht<br />
des Vereins für Konsumenteninformation,<br />
der erschreckend<br />
ausgefallen ist. Regionalität<br />
alleine sagt daher nichts aus.<br />
Konsumentinnen und Konsumenten<br />
werden hier oft<br />
bedeutende<br />
Informationen<br />
vorenthalten. Dabei<br />
ist es ihnen besonders<br />
wichtig, was auf ihren<br />
Tellern landet“, unterstreicht<br />
Manfred Rieger<br />
seine Forderung<br />
nach echter Qualitätskennzeichnung.<br />
„Es geht um konkrete<br />
Qualitätskriterien<br />
und auch besonders<br />
um Tierschutz.“<br />
MORGENBESSER<br />
22 <strong>Unternehmen</strong> <strong>Österreich</strong> 3 | <strong>2023</strong>
aus den bundesländern<br />
Frauenpower. (V. l. n. r.): Vorsitzende-Stv.<br />
Alexa Ötzlinger, Martina Haslinger-Spitzer,<br />
Vorsitzende-Stv. Alexandra Psichos-Prankl,<br />
Vorsitzende Farangis Firozian, Vorsitzende-<br />
Stv. Victoria Posch und SWV-WIEN-Geschäftsführerin<br />
Elisabeth Hakel.<br />
WIEN: SWV WIEN gratuliert zur NEUWAHL<br />
DES FRAUEN-REFERATS!<br />
Erfolgreich. Wir freuen uns sehr,<br />
verkünden zu dürfen, dass Farangis<br />
Firozian zur neuen Vorsitzenden<br />
des Frauen-Referats gewählt<br />
wurde. Als Gastronomin führt sie<br />
erfolgreich das Lokal Soul Kitchen<br />
im 3. Bezirk. Neben unternehmerischem<br />
Geschick bringt sie leidenschaftliches<br />
Engagement für<br />
die Gleichstellung der Geschlechter<br />
in der Wirtschaft mit in ihre<br />
neue Position.<br />
Ihre Wahl markiert einen bedeutenden<br />
Schritt für den SWV<br />
WIEN, und wir sind zuversichtlich,<br />
dass ihre Visionen und ihr<br />
Einsatz das Frauen-Referat auf<br />
neue Höhen führen werden! „Gemeinsam<br />
mit meinem<br />
Team möchte ich ein solides Fundament<br />
für alle selbstständigen<br />
Frauen und künftigen Unternehmerinnen<br />
aufbauen. So können<br />
wir gegenseitig von der jeweiligen<br />
Expertise profitieren und gemeinsam<br />
an einer erfolgreichen Zukunft<br />
arbeiten!“, betont Firozian.<br />
Gemeinsam stark.<br />
Die SWV-WIEN-<br />
Frauen feiern die<br />
erfolgreiche Neuwahl!<br />
Gelungen.<br />
In idyllischer<br />
Atmosphäre<br />
der wunderschönen<br />
Burg<br />
Oberkapfenberg<br />
fand<br />
die gesellige<br />
Begegnung<br />
statt.<br />
SWV STEIERMARK, SWV WIEN<br />
STMK: „SOMMER-UNTERNEHMER:INNEN-<br />
STAMMTISCH“ des SWV Steiermark<br />
Entspannt. Diesmal fand der<br />
„Sommer-Unternehmer:innen-<br />
Stammtisch“ des SWV Steiermark<br />
im Burgheurigen „DiZwa“<br />
vor der Burg Oberkapfenberg<br />
statt. Landespräsident Karlheinz<br />
Winkler, Vizepräsident Willibald<br />
Mautner und der Kapfenberger<br />
Wirtschaftsstadtrat Matthäus<br />
Bachernegg konnten zahlreiche<br />
Unternehmerinnen und Unternehmer<br />
begrüßen. Bei einer zünftigen<br />
Jause blieb genug Zeit, um<br />
Meinungen auszutauschen, sich<br />
zu vernetzen und in angenehmer<br />
Atmosphäre zwanglos zu diskutieren.<br />
Das Treffen war ein voller<br />
und nachhaltiger Erfolg.<br />
<strong>Unternehmen</strong> <strong>Österreich</strong> 3 | <strong>2023</strong><br />
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