Unternehmen Österreich 3/2023
Das Magazin des Sozialdemokratischen Wirtschaftsverbands
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cover<br />
Ö<br />
sterreichs Banken bekommen<br />
jetzt hohe Zinsen von der EZB<br />
für ihre Guthaben. Doch ihre<br />
Kundinnen und Kunden schauen<br />
durch die Finger. Denn<br />
Raiffeisen und Co. geben die<br />
gestiegenen Zinsen nicht an sie<br />
weiter. So haben die Banken<br />
bereits 1,6 Milliarden Euro zusätzliche Gewinne<br />
eingefahren, ohne Risiko und eigene Leistung. Ein<br />
Mindestzinssatz für Spareinlagen und eine Steuer<br />
auf die Übergewinne der Banken könnten helfen.<br />
Die Zinsen steigen und steigen. Das sollte doch eine<br />
gute Nachricht für alle sein, die etwas Geld am Konto<br />
haben? Plötzlich bekommen sie nicht mehr nur<br />
lächerliche Centbeträge auf ihre Bankguthaben. So<br />
wie in den Jahren der niedrigen und sogar negativen<br />
Zinsen. Weit gefehlt: Von den hohen Zinsen haben<br />
Kontoinhaberinnen und -inhaber kaum etwas – dafür<br />
die österreichischen Banken. Sie streichen die<br />
gestiegenen Zinsen selbst ein, die sie auf das angelegte<br />
Geld ihrer Kundschaft bekommen. Raiffeisen<br />
und Co. geben die Gewinne aus ihren Zinsgeschäften<br />
nicht weiter. Sie erhalten nur Krümel davon.<br />
Riesige Übergewinne<br />
Stattdessen fahren die Banken riesige Übergewinne<br />
ein: Innerhalb von elf Monaten machten sie damit<br />
ein zusätzliches Plus von 1,6 Milliarden Euro – risikofrei<br />
und leistungslos. Und das ging so: Seitdem<br />
im Euroraum die Teuerung massiv zugeschlagen<br />
hat, hob die Europäische Zentralbank (EZB) ihren<br />
Einlagenzins schon neunmal an: von praktisch null<br />
auf inzwischen 3,75 Prozent. Die Banken geben die<br />
hohen Zinssätze der EZB nicht an ihre Kundinnen<br />
und Kunden weiter. Im Gegenteil:<br />
<strong>Österreich</strong>ische Banken parken seit September vergangenen<br />
Jahres rund 115 Milliarden Euro bei der<br />
EZB. Das spült ordentlich Geld in ihre Kassen: 1,85<br />
Milliarden Euro an Zinsen erhielten sie zwischen<br />
August 2022 und Juni <strong>2023</strong>. Im Juli und August<br />
brachten die hohen Zinsen laut Schätzung noch einmal<br />
mehr als 100 Millionen Euro.<br />
Keine Weitergabe<br />
Ihren Kundinnen und Kunden zahlten sie im gleichen<br />
Zeitraum nur 358 Millionen Euro an Zinsen<br />
aus. Denn die Gutschriften für täglich fällige Einlagen,<br />
also Geld am Girokonto oder Sparguthaben,<br />
ISTOCK BY GETTY IMAGES<br />
08 <strong>Unternehmen</strong> <strong>Österreich</strong> 3 | <strong>2023</strong>