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Unternehmen Österreich 3/2023

Das Magazin des Sozialdemokratischen Wirtschaftsverbands

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cover<br />

UNGLAUBLICH. Die Banken verwehren ihrer eigenen Kundschaft, Guthaben bei<br />

ihnen anzulegen und dafür einen angemessenen Zinssatz zu bekommen.<br />

haben die Banken von 0,06 Prozent auf lediglich<br />

0,55 Prozent mit Ende Juni erhöht. Heißt: Die Banken<br />

verwehren ihrer eigenen Kundschaft, Guthaben<br />

bei ihnen anzulegen und dafür einen angemessenen<br />

Zinssatz zu bekommen. Also das zu tun, was<br />

sie selbst bei der EZB machen und damit viel Geld<br />

einstreifen.<br />

Hohe Zinsen bei Krediten<br />

Gestiegene Zinsen reichen die Banken bei Guthaben<br />

ihrer Kundinnen und Kunden zwar nicht<br />

weiter. Wer einen Wohnkredit aufnehmen muss,<br />

spürt die hohen Zinsen aber durchaus und nicht zu<br />

knapp. Die Arbeiterkammer analysierte bei neun<br />

Wiener Banken, wie viel diese an Zinsen für neue<br />

Kredite aufrufen: Bei variablen Krediten sind es<br />

zwischen 4,125 und 5,005 Prozent. Wer einen Fixzins<br />

auf einen 20 Jahre laufenden Kredit vereinbart,<br />

muss zwischen 3,65 und 4,255 Prozent Zinsen<br />

berappen. Die hohen Leitzinsen der EZB an die<br />

Kundschaft weiterreichen? Bei Krediten geht das<br />

ganz schnell.<br />

Unter den hohen Zinsen, die die Banken einstreifen,<br />

aber nicht an Kundinnen und Kunden weitergeben,<br />

leiden nicht nur diese. Auch <strong>Österreich</strong>s<br />

Staatshaushalt verliert – also am Ende wir alle. Jeder<br />

von der EZB an die Banken ausgezahlte Euro<br />

kostet <strong>Österreich</strong> beinahe genauso viel. Denn die<br />

OeNB zahlt diese aus – und kann dadurch in Zukunft<br />

weniger Geld an ihre Besitzerin ausschütten.<br />

Und das ist die Republik <strong>Österreich</strong>.<br />

Die Allgemeinheit zahlt also doppelt drauf, während<br />

die Banken sich freuen. Dem sollte die Regierung<br />

einen wirksamen Riegel vorschieben – und<br />

zwar jetzt und nicht vielleicht später. Die Möglichkeit<br />

dazu hat sie. Aber auch den Willen?<br />

(Quelle: Andreas Bachmann, Momentum Institut)<br />

Übergewinne – Zinsüberschüsse<br />

Die ungleiche Weitergabe der EZB-Zinsen spiegelt<br />

sich nicht nur in den Übergewinnen der Banken<br />

wider, sondern auch in den Zinsüberschüssen, also<br />

dem Unterschied zwischen Zinsertrag und Zinsaufwendungen<br />

der Banken. Auch hier verzeichnen<br />

die drei Banken kräftige Steigerungen: Im Vier-<br />

Jahres-Schnitt von 2019 bis 2022 hatte die BAWAG<br />

einen Zinsüberschuss von 421 Millionen Euro. Im<br />

1. Halbjahr <strong>2023</strong> betrug der Zinsüberschuss bereits<br />

600 Millionen. Ähnlich<br />

sah es bei der Bank<br />

Austria aus, sie steigerte<br />

die Zinsüberschüsse<br />

um 68,3 Prozent auf<br />

757 Millionen Euro.<br />

Der Zinsüberschuss der<br />

Erste Bank nahm um<br />

knapp eine Dreiviertel<br />

Milliarde Euro zu. Die<br />

Daten zeigen, dass Banken<br />

von der ungleichen<br />

Weitergabe der erhöhten<br />

Zinsen der europäischen<br />

Zentralbank<br />

enorm profitieren.<br />

ZINSEN.<br />

Die Gutschriften auf den<br />

Konten haben die Banken<br />

lediglich von 0,06 Prozent<br />

auf 0,55 Prozent erhöht.<br />

›<br />

<strong>Unternehmen</strong> <strong>Österreich</strong> 3 | <strong>2023</strong><br />

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