Unternehmen Österreich 3/2023
Das Magazin des Sozialdemokratischen Wirtschaftsverbands
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cover<br />
EZB-VORHABEN.<br />
Die Europäische Zentralbank<br />
hat mit ihren Zinsanhebungen<br />
ein Zeichen gesetzt,<br />
ohne dabei die Rezessionstendenzen<br />
in der Eurozone<br />
zu verschärfen. Deshalb wird<br />
die Inflation immer wieder<br />
abgeschwächt. Das könnte<br />
aber auch dazu führen, dass<br />
die Wirtschaftsentwicklung<br />
in einzelnen Ländern abgewürgt<br />
wird.<br />
Sie selbst fahren hohe Zinserträge damit ein, dass sie<br />
Geld bei der EZB zu einem hohen Zinssatz einlegen,<br />
nutzen diesen Zinsspielraum aber nicht annähernd,<br />
um gestiegene Zinsen an ihre (Spar-)Kundschaft<br />
weiterzugeben. Das Momentum Institut empfiehlt<br />
Sparbücher mit einem staatlich regulierten Zinssatz<br />
nach französischem Vorbild. Die Mindestverzinsung<br />
könnte bei 3 Prozent liegen und für Einlagen bis maximal<br />
40.000 Euro gelten. Denkbar wäre auch eine<br />
Verzinsung von 6 Prozent für Klein-Sparerinnen<br />
und -Sparer mit einem geringen Einkommen.<br />
(Quelle: Jakob Sturn, Momentum Institut)<br />
Dilemma der Notenbanken<br />
Die großen Notenbanken haben in diesem Jahr –<br />
nach gewissem Zögern – ihre Leitzinsen deutlich<br />
erhöht. Darin spiegelt sich das Dilemma, mit dem<br />
sich Notenbanken im Falle eines Angebotsschocks<br />
konfrontiert sehen: Massiv steigende Energiepreise<br />
treiben die Inflationsrate nach oben. Gleichzeitig<br />
dämpft der damit verbundene Kaufkraftentzug die<br />
Nachfrage nach heimischen Gütern, was die Wirtschaftstätigkeit<br />
schwächt. Hält die Notenbank die<br />
Zinsen konstant, um die rezessiven Tendenzen nicht<br />
noch zu verstärken, wird der Preisauftrieb noch gefördert.<br />
Geht sie energisch gegen die Inflation vor,<br />
riskiert sie einen starken Wirtschaftseinbruch.<br />
Bei der deshalb eher konstatierenden Zinspolitik<br />
der EZB kommt es jetzt entscheidend darauf an, wie<br />
sich die Energiepreise weiterentwickeln werden. Für<br />
eine deutliche Verlangsamung des Preisauftriebs<br />
wäre es schon ausreichend, wenn die Energiepreise<br />
nicht weiter steigen würden. Da die Inflationsrate<br />
immer die Preisentwicklung der vergangenen zwölf<br />
Monate misst, würde dann von konstanten Energiepreisen<br />
ein dämpfender Effekt ausgehen. Hoffnungsvoll<br />
stimmt hierbei, dass die Energiepreise ihren<br />
Höhepunkt bereits überschritten haben dürften.<br />
In Deutschland kam es im Oktober 2022 erstmals<br />
wieder zu einem Rückgang der Erzeugerpreise im<br />
Vormonatsvergleich.<br />
<strong>Unternehmen</strong> <strong>Österreich</strong> 3 | <strong>2023</strong><br />
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