Sweetcamp 2018 - Ergebnis-Handout

14 Sweetcamp | Zuckersteuer Sweetcamp | Zuckersteuer 15
Weniger Süße
weniger
Übergewicht
Hilft eine Zucker- bzw. Süßesteuer beim Abnehmen?
Eine so genannte Zuckersteuer wurde unter anderem bereits in Großbritannien,
Frankreich und Mexico eingeführt. Einige Hersteller reduzierten daraufhin den Zuckergehalt
ihrer Speisen oder Getränke. Belastbare Zahlen, ob diese Zuckerreduktion
tatsächlich zu weniger Übergewicht führt, liegen noch nicht vor.
Unabhängig davon werden auch hierzulande erste Forderungen
nach einer generellen Süßesteuer laut – also auch auf Produkte,
die kalorienfrei mit Süßstoffen gesüßt wurden. Das Ziel
dahinter ist klar: Es geht nicht mehr um eine Reduzierung
der Kalorienaufnahme, sondern um eine Veränderung
des Verbrauchergeschmacks.
Übergewicht ist ein ernst zu rungen nicht an die große Glocke
nehmendes Problem und Zuckerreduktion
ein oft genanntes Bundeszentrum für Ernährung
hängt“, fasst es Harald Seitz vom
Gegenmittel: Die Bundesregierung
arbeitet mit einer groß be-
Ein viel diskutiertes Beispiel ist
zusammen.
setzten Expertenkommission an in diesem Zusammenhang die
der Reformulierungsstrategie für Aktion „Wie viel Zucker brauchst
Zucker und Salz, die die Lebensmittelproduktion
insgesamt zute
Rewe. Die Rewe Group ließ
du noch?“ der Supermarktketcker-
und salzärmer machen soll. Verbraucher Anfang des Jahres
Gleichzeitig ist die Angst vieler abstimmen, wie viel Zucker sie
Unternehmen groß, Kunden zu in ihrem Schokopudding haben
verlieren, wenn sie den Süßanteil möchten. Neben der Original-Rezeptur
gab es Pudding mit 20, 30
vermindern. „Aktuell ist es der
Handel, der lautstark vorangeht, und 40 Prozent weniger Zucker
während die Industrie Verände-
zu probieren. Online konnte dann
Kleine Senkungen bleiben unsichtbar
Die kleinen Senkungen bleiben Das Gegenargument der Industrie:
auf der Verpackung unsichtbar. Werbung mit Zuckerreduktion
„Ich frage mich an dieser Stelle, könnte den Verbraucher abschrecken.
Tests zeigten, dass Produkte
ob es nicht sinnvoller wäre, dass
auch eine geringere Senkung des mit weniger Zucker dann besser
Zuckergehalts ausgelobt werden akzeptiert werden, wenn die Zuckerreduktion
im Versuchsaufbau
dürfte“, so Julia Icking, Oecotrophologin.
Der Geschmacksunterschied
wäre geringer, die Werbe-
Testperson über die Reduktion
nicht kommuniziert wird. Weiß die
wirkung unter Umständen groß. Bescheid, beurteilt sie das gleiche
Produkt oft schlechter.
Trotzdem bringen viele Hersteller
zuckerreduzierte Produkte auf
den Markt. Große Marken fürchten
abgestimmt werden. Das Ergebnis:
45,02 Prozent aller Teilnehmer
stimmten für den Pudding
mit 30 Prozent weniger Zucker –
genau der Prozentwert, ab dem
ein Produkt im Supermarkt als
zuckerreduziert gekennzeichnet
werden darf.
Verwunderlich, dass in keinem
weiteren Eigenprodukt von Rewe
der Zucker so stark reduziert wurde.
Joghurts, Müslis und Eis sind
bis jetzt nur mit 8–12 Prozent weniger
Zucker auf dem Markt.
jedoch die Rezepturänderung.
Bricht das Zugpferd der Marke
weg, kommt das ganze Unternehmen
ins Wanken. So werden
zuckerreduzierte Produkte eher als
zweites Standbein in die Regale
gebracht. Unbeantwortet bleibt
dabei die Frage, ob sich die Verbraucher
vielleicht an weniger
Süße gewöhnen würden, wenn
sie länger im Handel wäre.
Antworten von Rewe und anderen
Handelsketten blieben in Bonn
aus: „Wir hoffen, dass sie unsere
Einladung zum Dialog beim
Sweetcamp 2019 annehmen
werden“, so Danny Gandert, Vorsitzender
des Süßstoff-Verbands.