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Mitteldeutsche Wirtschaft Ausgabe 07-08/2020

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WIRTSCHAFT & ENGAGEMENT<br />

„<br />

Insgesamt ist die mitteldeutsche Chemie vergleichsweise gut durch die vergangenen<br />

Wochen gekommen. Wie es weitergeht, wird davon abhängen, wie die<br />

Entwicklung in unseren Abnehmerbranchen der Investitions- und Konsumgüterindustrie<br />

– im In- und Ausland - verlaufen wird und wie sich die politischen<br />

Rahmenbedingungen entwickeln. Dazu gehören vor allem die Energiepreise.<br />

Ungelöst ist auch, wie die mit dem Kohleausstieg einhergehenden Kostensteigerungen<br />

kompensiert werden sollen. Weitere Belastungen sind durch die Umsetzung<br />

des Green Deals zu erwarten. Corona hat den Gesetzgeber diesbezüglich leider nur<br />

kurzzeitig aufhalten können.“<br />

Dr. Christof Günther,<br />

Vizepräsident und Vorsitzender des Arbeitskreises Energiepolitik<br />

Klimaschutz neu justieren<br />

Die Coronakrise hat gezeigt, wie sich Emissionsmengen<br />

drastisch von einem Tag auf<br />

den anderen reduzieren lassen. Dabei wurde<br />

aber ebenso deutlich, welche gewaltigen<br />

Schäden dadurch in <strong>Wirtschaft</strong> und Gesellschaft<br />

entstehen. Klimaschutz muss deshalb<br />

wieder sowohl volkswirtschaftliche Leistungsfähigkeit<br />

als auch tatsächliche Vermeidungspotenziale<br />

in den Blick nehmen<br />

und bewerten. Klimapolitik sollte hier lediglich<br />

den Rahmen setzen, einen technologieoffenen<br />

Ansatz verfolgen sowie die Entscheidungen<br />

des Marktes integrieren. Das<br />

passende Instrument ist der europäische<br />

Emissionshandel, der konsequent zu nutzen<br />

und zu erweitern ist. „Sonderregelungen zur<br />

Förderung bestimmter Energieträger – wie<br />

zum Beispiel das Erneuerbare-Energien-<br />

Gesetz – wären entbehrlich und sollten abgeschafft<br />

werden.“<br />

Kohleausstieg: Strukturbruch vermeiden<br />

Der mit dem Kohleausstieg verbundene Wandel<br />

darf keinen Strukturbruch bedeuten. Bisher<br />

bleiben die von der Bundesregierung vorgeschlagenen<br />

Maßnahmen jedoch weit<br />

hinter dem Kompromiss der „Kohlekommission“<br />

von Anfang 2019 zurück – und setzen<br />

großteils auf Investitionen, welche die öffentliche<br />

Hand kofinanzieren muss. Deshalb<br />

besteht die Gefahr, dass Länder und Kommunen<br />

die Mittel nicht ausschöpfen, um ihre<br />

angespannten Haushalte nicht zu belasten.<br />

Zudem zehrt die Coronakrise das Eigenkapital<br />

der Unternehmen auf, was Wachstumsimpulse<br />

aus eigener Kraft einschränkt. Mehr<br />

denn je ist somit die im Kohlekompromiss<br />

vorgesehene Förderung privater Investitionen<br />

in der Region nötig. Doch derartige Schritte<br />

fehlen im Gesetzespaket zur Strukturstärkung<br />

und zum Kohleausstieg. „Eine verlässliche<br />

<strong>Wirtschaft</strong>spolitik erfordert jedoch verbindliche<br />

Zusagen der Bundesregierung für<br />

die Region.“<br />

Räumlich entfernt, und dennoch nah:<br />

Der IHK-Präsident wandte sich per Videokonferenz<br />

an die zugeschalteten Vollversammlungsmitglieder.<br />

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MITTELDEUTSCHE WIRTSCHAFT DAS WIRTSCHAFTSMAGAZIN DER INDUSTRIE- UND HANDELSKAMMER HALLE-DESSAU <strong>07</strong>-<strong>08</strong>/<strong>2020</strong>

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