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Mein Leben Live - Ausgabe 3 Juli 2020

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Corona - Coronbla ?<br />

von Jochen Dürselen (Medizin - Student im praktischen Jahr)<br />

auch Griffe ins Gesicht minimiert<br />

werden. <strong>Mein</strong>er <strong>Mein</strong>ung nach ist<br />

in den meisten Fällen aber das Gegenteil<br />

wahrscheinlich, was nicht<br />

zuletzt auch die Brillenträger unter<br />

uns bemerkt haben dürften. Dann<br />

wird zu guter Letzt der vermeintliche<br />

Joker gezogen: „Guck doch mal<br />

nach da-und-da!“<br />

Dabei vergisst man nur allzu oft,<br />

dass länderübergreifende Vergleiche<br />

ein riesiges Wagnis sind - hier<br />

sind Äpfel und Birnen dann offenbar<br />

doch wieder egal. Genauso egal<br />

wie die zahlreichen, sozialen, wirtschaftlichen<br />

und kulturellen Unterschiede<br />

der einzelnen Länder, die<br />

allesamt in eine Gewichtung der<br />

Verhältnisse einfließen müssten -<br />

wohlgemerkt „müssten“. Doch das<br />

würde Arbeit kosten und zu alledem<br />

aufdecken, wie unsinnig solche<br />

Vergleiche sind, nachdem zusätzlich<br />

klar geworden ist, dass ein<br />

objektiver Vergleich der Fälle und<br />

Fallzahlen eine Informationssammlung<br />

an Krankheitsverläufen und<br />

Obduktionsberichten notwendig<br />

machen würde, die nie erfasst worden<br />

sind und jetzt auch nicht mehr<br />

nachvollzogen werden können.<br />

Manch einer fürchtet jedoch auch<br />

überfüllte Krankenhäuser, durch<br />

eine schnelle Ausbreitung des Virus.<br />

Dies ist begründet, solange<br />

der Zusammenhang gilt: Je mehr<br />

Infektionen, desto mehr Erkrankungen,<br />

desto mehr schwerwiegende<br />

Verläufe. Das trifft bei den<br />

Risikogruppen durchaus auch zu.<br />

Der Großteil der Bevölkerung ist<br />

jedoch von ausreichender Konstitution,<br />

welche verhindert, dass es<br />

nach der Infektion auch zu einem<br />

Krankheitsausbruch und damit zu<br />

einem noch unwahrscheinlicheren,<br />

schwerwiegenden Verlauf kommt.<br />

38<br />

Die Regeln sind also nicht für jedermann<br />

gleich. Hier gilt die Devise:<br />

Wer infiziert wird, kann sich<br />

auch schnell und ganz natürlich<br />

dagegen immunisieren! Hier sollte<br />

man mehr die Schwerpunktversorgung<br />

der Risikogruppen in den<br />

Vordergrund stellen, wie ich sie mir<br />

schon lange wünsche, damit der<br />

Rest seinen Pflichten nachkommen<br />

kann. So wundert es kaum, dass<br />

die meisten Kliniken leer bleiben,<br />

die so viele Räumlichkeiten mit Beatmungsplätzen<br />

frei halten, welche<br />

jedoch nicht verwendet werden<br />

- zumindest als zweitklassige Besprechungsräume<br />

schienen sie zu<br />

taugen.<br />

Wir sind alle Menschen und leben<br />

alle auf diesem Planeten und daran<br />

wird sich wahrscheinlich erstmal<br />

auch nichts ändern. Solidarität,<br />

Rücksichtnahme, Menschlichkeit<br />

- das sind keineswegs Begriffe, die<br />

für mich etwas Edles bedeuten.<br />

Vielmehr sollte sie ein jeder als etwas<br />

absolut Normales verstehen.<br />

Etwas, das niemanden zu einer<br />

Ikone erhebt, wenn man sich daran<br />

hält - erst recht nicht, wenn man<br />

lautstark damit herumposaunt!<br />

Doch genau das scheint momentan<br />

der Fall zu sein! Viel mehr als<br />

ein Interesse am gesunden Zusammensein,<br />

scheint der Drang zu wiegen,<br />

sich als herausragend sozial<br />

oder logisch darzustellen, sowohl<br />

in die eine wie auch in die andere<br />

Position. Komisch nur, dass ausgerechnet<br />

diese Leute sich in aller<br />

Öffentlichkeit überraschend intolerant<br />

zeigen, wenn es darum geht,<br />

eine Gegenmeinung zumindest<br />

zu Wort kommen zu lassen, wenn<br />

man sich schon nicht dazu verbunden<br />

fühlt, den Versuch zu unternehmen,<br />

den anderen<br />

Blickpunkt wohlwollend zu verstehen.<br />

Die eigene Angst macht uns zu<br />

Wesen, die Scheuklappen aufsetzen,<br />

ohne daran zu denken, diese<br />

eigenen Ängste in einem sinnvollen<br />

Verhältnis zu hinterfragen. Ebenso<br />

wie unseren eigenen, tatsächlichen<br />

Wissensstand auf dem das Urteil<br />

fußt, das wir über unseren Nebenmann<br />

gefällt haben.<br />

Eine Angst, die letztendlich auch<br />

uns selbst schadet, wenn diese<br />

dazu führt, dass viele ihre notwenigen<br />

Vorsorgeuntersuchungen<br />

nicht mehr wahrnehmen oder,<br />

dass Rehabilitationseinrichtungen<br />

von den Patienten mittlerweile mit<br />

einer Einzelhaft verglichen werden,<br />

in der kaum noch Anwendungen<br />

durchgeführt werden. Vor dieser<br />

Angst schützt uns auch keine App.<br />

Das geht nur mit Besonnenheit<br />

und logischem Nachdenken in beide<br />

Richtungen. Ich wünsche mir<br />

jedenfalls mehr Reflexion und Balance<br />

in unseren Entscheidungen.<br />

Alles muss sein Maß finden, auch<br />

wenn das nicht leicht ist! Es heißt<br />

nicht umsonst: „die goldene Mitte“!<br />

Ihr, Jochen Dürselen<br />

Bildquelle: J. Dürselen u. https://pixabay.com/de/

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